Sonntag, 22. Dezember 2013

"Kulturgeschichte des Klimas", Wolfgang Behringer

Das Klima wandelt sich - schon immer
Ich habe Wolfgang Behringers' Buch "Kulturgeschichte des Klimas" (Link) zu Ende gelesen und sehe nun klarer. Was ich bereits ahnte oder halb wusste: das Klima auf Erden wandelt sich von Beginn an. Und: der Menschheit ging es in den Warmzeiten meist besser als in den Eiszeiten.

Die Frage, woher Grönland seinen Namen hat, stellt man ja schon als Schüler. Dass die nördliche Linie, bis zu der man in Europa Wein anbauen konnte, mal auf den britischen Inseln lag, wissen aber schon deutlich weniger. Heute verläuft diese Linie durch Halle/Saale (Unstrut).

Schlechtes Wetter verhagelt die Ernte
Viel wichtiger als die Frage, ob und wie schnell wir wohl gerade in eine Klima"katastrophe" reinlaufen ist, wie gut wir darauf vorbereitet sind. Denn an Wetter und Klima hängt auch heute unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln. Wenn der Winter hart und lang war -z. B. nach einem Vulkanausbruch oder einer verminderten Sonnenaktivität-, die Schneeschmelze Auen und Weiden überflutete waren zuerst die Äcker dahin und etwas später das Vieh, denn Hochwasser brachte oft Seuchen mit sich. Statt Hochwasser war auch Hagel stets eine Bedrohung für das auf dem Acker stehende Getreide.

Die Folge: Ausfälle von Ernten, Milch und Fleisch.

Nach dem Hunger die Seuchen
Jahre, in denen so etwas mehrmals hintereinander wiederholte, waren dramatisch. Unser Vorfahren wurden geschwächt von Hunger und Kälte. Eine ideale Voraussetzung für Seuchen wie die Pest oder Cholera.

Der Übergang von Mono- zu Dreifelderkulturen machte die Menschen im Mittelalter etwas weniger abhängig. Als die Kartoffelfäule in Europa tobte, war Irland besonders betroffen, weil ausser der Kartoffel kein anderes Grundnahrungsmittel anbaute. Und heute sind wir abermals weiter, Nahrungsmittel importieren wir zu einem großen Teil.

Aber die Ursache-Wirkungskette muss man sich merken:
Vulkanausbruch/Sonnenaktivität -> Abkühlung -> Harter Winter -> Schneeschmelze -> Überflutung -> Ernteausfall, Viehseuchen -> Hunger -> Krankheiten/Epidemien -> Aufstände / Systemwechsel.

Warmzeit -> Reiche Ernte -> Lange schöpferische Jahresphasen -> Blüte der Kultur

Französische Revolution
Politiker und Regierungen, die also ernsthaft an einen bevorstehenden Klimawandel glauben, sollten froh sein, dass wir mit steigenden und nicht fallenden Temperaturen zu rechnen haben. Vor allem aber sollten sie Pläne für die Sicherung unserer Lebensmittelversorgung entwickeln.

Das ist auch in ihrem eigenen Interesse. Der französischen Revolution voraus gingen nämlich drei harte Jahre, in denen das Wetter einen Strich durch die Nahrungsmittelversorgung gemacht hatte. Den Rest gab das Ancient Regime, als es den feudalen Großgrundbesitzern erlaubte, die verbliebenen Ernten im Ausland verkaufen zu dürfen - die Kaufkraft des Plebs im eigenen Land war ja durch Hunger und Krankheit deutlich gesunken..

Was jetzt: Eiszeit oder Erwärmung?
Übrigens glaubten westliche Politiker vor vierzig Jahren noch, dass wir nicht vor einer globalen Erwärmung stehen sondern einer neuen Eiszeit. Von 1940 bis 1980 sank die Durchschnittstemperatur. Das ist der Grund, warum sich unsere Eltern an knackige Winter mit weißer Weihnacht erinnern.. Die Temperatur war gefallen, trotz massiv ausgedehnter Industrialisierung und Ausstößen von CO2. Danach sprach man plötzlich von globaler Erwärmung. Als es dann wider Erwarten doch wider Eis und Schnee in Deutschland gab, formulierte man vorsichtiger: "Klimawandel".

Interessant in dem Buch fand ich auch die ideologisch-religiösen Begleiterscheinungen von wettergemachten Katastrophen. Wo die Menschen auf höhere Kräfte angewiesen sind, suchen sie den guten Draht zu ihnen. Wer das Wetter deuten konnte, genoss Ruhm und Ansehen bei Hofe und im Volk. Wer das Wetter machte, musste sich vorsehen. Vor allem, wenn Sündenböcke für verhagelte Ernten und Überschwemmungen gesucht wurden. Aus dieser Zeit stammt die Hexenverfolgung.

Hexenverfolgung
Notiz am Rande: Es war nicht die Kirche, die die Hexenverfolgung forcierte. Denn die Kirche war (und ist) eher darauf bedacht, dass Verhalten eines jeden zu beeinflussen. In einer Sündenbockkultur aber, muss man das eigene Verhalten nicht ändern, wenn man jemand Drittes als Opfer darbringen kann..

Wetterpropheten und Klimapharisäer
Dass Klima- und Wetterpropheten hohen Einfluss auf uns haben, wissen wir. Aus dem Wetterbericht macht man heute eine Wettershow. Einige Meteorologen haben es zu Showmasterehren gebracht. Noch machtvoller ist aber die Rolle der Klimaforscher. Sie können Regeln in die Welt setzen, die die Regierungen gefälligst umzusetzen haben - uns zur Belästigung und den Politikern zu Ehren.

Heute sind also die Menschen die neuen Sündenböcke, die im Winter die Heizung aufdrehen und im Auto mit Kraft-Wärme-Kopplung fahren. Wer CO2 ausstößt, sündigt.

Die Ent-findung des Feuers..
Man könnte überspitzt aber auch sagen: Die Klimaforscher in Potsdam und anderswo versuchen die Geschichte unserer Technologie zurückzudrehen. Die Erfindung des Feuers, also die erste emanzipatorische Erfindung der Menschheit, muss rückgängig gemacht werden. Das gilt auch für das Feuer im Brennraum eines Automotors.

Gäähn...
Wahrscheinlich müssen wir einfach nur abwarten und brauchen unser Verhalten überhaupt nicht zu ändern. Meine Erinnerung an Politik ist eine Folge einander abwechselnder Apokalypsephantasien anmaßender Politiker: Waldsterben, Ozonloch, Wassermangel usw.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Letzter Arbeitstag

So, letzter Arbeitstag. Weihnachten liegt in diesem Jahr arbeitnehmerfreundlich und ich habe noch ein paar Urlaubstage übrig. Deshalb ist schon Donnerstag mein Letzter.

Ob wenigstens der Zug heute schon ein bisschen leerer ist? Immer weniger Pendler, dafür immer mehr Touristen im ICE.

Was macht man am letzten Tag im Büro? Wäre ich im Vertrieb tätig (also als Projektleiter unter einem umsatzverantwortlichen Teamleiter..) würde ich heute die Versäumnisse meiner Bereichsleitung nachholen müssen: Angebote unterschreiben lassen, dafür sorgen, dass sie noch zur Post kommen, was man als Projektleiter halt so macht.

Wäre ich Projektingenieur, würde ich die allerletzten Rechnungen für dieses Jahr "für die Richtigkeit" zeichnen.

In diesem Jahr aber hatte ich wenigstens damit Glück. Mit guten Leuten ein gutes Projekt gemacht. Also ein Anlass, Dankesemails zu schreiben oder zu besuchen, jedenfalls die, die zu Fuß erreichbar sind und noch nicht im Urlaub.

Das Wetter ist ja angenehm für einen wetterfühligen Bahnpendler. Ich brauche keinen Schnee, solange ich die Bahn brauche.

Das neue Jahr bringt Veränderungen, so viel weiß ich schon. Ich habe gelernt, dass man sich gar nicht selbst verändern muss, um Änderungen zu erleben. Das habe ich spät gelernt und bin deshalb später als andere "sesshaft" geworden. Da es aber bis jetzt überdurchschnittlich gut war, rechne ich da eher mit Verschlechterungen.

Meine Regelgröße ist für mich: die richtigen Leute um mich zu haben für eine anspruchsvolle Aufgabe.



Gestern las ich auf Twitter einen guten Rat für Projektleiter: Wann immer Sie unterjährig ein Ziel erreichen, senden Sie sich darüber eine Email. Im Januar sind Sie dann froh, dass bereits alles dokumentiert ist. Ich habe mir zwar selbst keine Emails geschrieben, aber schon immer einen Haken in meinem Projektplan gemacht..

Werden wir im Büro heute singen und Gedichte auf den Beamer legen? Ich glaube nicht. Aber gut drauf sind wir trotzdem. Weil sich alle auf die Feiertage mit Familie und Freunden freuen.

Dass man sich gut fühlt und weiß warum, darum geht es, finde ich.

Montag, 16. Dezember 2013

Wer wird "Peinlichster Berliner 2013"? - Wowereit oder M. Herrmann?

Nach der Person of the Year (TIME) ist für Berliner immer spannend, wen die TIP Redaktion zum peinlichsten Berliner wählt. Hier meine Kandidaten:

1. Monika Herrmann, Grüne Chaos-Bezirksbürgermeisterin Kreuzberg-Friedrichshain.
2. Klaus Wowereit, SPD und neu gewählter Aufsichtsratsvorsitzender Flughafen BER.

danach kommt lange nichts.

Wer noch?

Sonntag, 15. Dezember 2013

NSA: Generalbundesanwalt beugt sich diplomatischem Druck

Generalbundesanwalt Harald Range hatte es Ende November bereits angekündigt (Link): Ob er gegen die NSA ermitteln wird, ist eine Frage der Interessensabwägung (§153d Strafprozessordnung).

Vergangene Woche hat er nun entschieden: Er tut nichts. Quelle: ZEIT

Anders als der kritische Rest der Welt (Autoren, Internetkonzerne) ist Range der Ansicht, die Enthüllungen des früheren NSA-Mitarbeiters "belegen" nichts und in einem Fall zeigen sie sogar eine Verwicklung des BND.

Für mich ist das der Beleg, dass der Generalbundesanwalt direkt in die deutsche Diplomatie verwickelt wird, wenn ausländische, staatliche Behörden Straftaten begehen. Im kleinen kennen wir das: Diplomaten können auf unseren Straßen wilde Sau spielen, ohne dafür belangt zu werden.

Seit dieser Woche wissen wir: Das gilt auch im Großen.

SZ-Interview mit Berggreen-Merkel zum Fall Gurlitt

Quelle: SZ vom 11.12.2013.

Aus diesem Interview erfahre ich, dass der primäre Auslöser für die Ermittlungen gegen Gurlitt nicht der Verdacht auf Raubkunst war, sondern offenbar ein Verdacht auf ein Steuer- oder Zolldelikt. Die Untersuchung und die Taskforce von Frau Berggreen-Merkel kam erst anschließend auf Handeln der Staatsanwaltschaft Augsburg ins Spiel. Immer wieder Augsburg.

Da die Ermittlungen andauern sagt die Taskforceleiterin nicht viel zur Sache. Zum Thema Raubkunst aber immerhin so viel:
Berggreen-Merkel: Die große Aufmerksamkeit für diesen Fall betrifft im Kern die Tatsache, dass so viele Jahre nach Kriegsende ein solcher Fund überhaupt noch möglich ist.
Das verstehe ich so: Der "Fund" bringt Unruhe in die Reihen und Erben der Besitzer arisierter Kunst. Und da es sich jetzt bei dieser als arisiert ge-outeten Kunst um eine politisch heiße Kartoffel handelt, beeilt sie sich mit der Klarstellung, wer für die Durchforstung von Museumsexponaten ist: Die Bundesländer.

Die sind hier natürlich in einem Interessenskonflikt: Einerseits sorgt die Raubkunst für Publikum, Einnahmen und Renommee. Andererseits will man nicht am Pranger stehen. In so einem Fall tut mach doch am besten: nichts.

Samstag, 14. Dezember 2013

Leerverkäufe am Potsdamer Platz - Rewe, rette uns!

2001 erlebte ich das hier zum ersten mal und ich hielt es für einen blöden Zufall: Kommst in den Supermarkt und die meisten Regale oder Paletten sind leer. In der Wilmersdorfer Straße Ecke Mommsenstraße. Wir lernten aber schnell: Montags brauchste gar nicht einkaufen gehen, da räumen se die Sachen den ganzen Tag in die Regale. Und Dienstags sollteste schnell sein, sonst gibts nüschte mehr.

Gut, 2001 war kurz nach der Wende und ich dachte, ok das muss sich erst einspielen. Leg Deine verwöhnten Wessi- bzw. jetzt: Wossiallüren mal weg.

Anderes Jahr, anderer Bezirk, das gleiche Spiel. Rund um den Potsdamer Platz boomt es, sagt man. Wertheim am Leipziger Platz (direkt östlich vom "Potse" gelegen) wird neu gebaut. "Noch ' ne Shoppingmall? Det broocht keen Mensch, können doch nicht den janzen einkaufen gehn, verstehste?" schreiben die Tagesspiegelforisten, die den ganzen Tag Zeit für Onlineforen haben.

Aber wenn de hier wohnst, biste froh, wenn de überhaupt irgendwo einkaufen gehen kannst, verstehste?!

"Wir schließen!" hieß es im Kaiser's im Spätherbst. Was Du nicht bei Lidl oder Aldi kriegst, kriegste bei Kaisers. Frage an der Kasse: "Wer kommt denn nach Ihnen hier rein?" - Antwort: "Rewe". Puh, Jott sei Dank keen Nanu nana oder sowas. Die Versorgungslage bleibt wenigstens befriedigend.

Der Wechsel dauerte dann aber nicht ein Wochenende oder so, sondern fast zwei Monate. Wollteste in der Zeit nicht von Konserven leben und hatteste Verwandte im Westen, wussteste was de zu tun hattest... Und dann am 04. Dezember war endlich Eröffnung. Groß angekündigt, die ersten Tage würde es 10% Rabatt geben. Was soll ich sagen: Wir alle rin. Und wat sehen wa? Halbleere Regale, manche Sachen ratzekahl leerverkauft.

Der Laden ist zu klein! Aber er ist der einzige mit frischen Lebensmitteln im Orbit des Potsdamer Platzes. Warum kapiert der Berliner Einzelhandel das nicht? Die alteingesessenen Wessis erzählen noch heute von ihrem Trauma am Tag der Maueröffnung: Die kamen rüber und kauften alles kahl..

Es hat sich zum Dauertrauma auch für Zugereiste erweitert. Nur projiziert sich die Angst, leer auszugehen, heute auf die Touris, also die "Fern-Ossis".

Gestern Abend spielte Hertha. Live im Fernsehen. Problem: 2 Fussballfreunde, aber nur noch 1 Radeberger im Kühlschrank. "Ich geh mal schnell zum Rewe.." sagte ich noch in meinem Leichtsinn. Komme da an und sehe: Radeberger ausverkauft. Aber noch Restbestände vom Wernesgrüner. Aber eine Sache haben se dem internationalen Tourismus jetzt angepasst: Der Praktikant an der Pfandannahme, den man anspricht, wenn der Automat voll und blockiert ist, spricht nur englisch.

Der nächstgelegene Frischesupermarkt wäre Ullrich (nicht: Ulbricht, wie manche Zugereisten gerne verwechseln...). Ist aber so weit, dass de mit dem Auto hin musst. Klar, man will ja auch mal größer einkaufen, so dass es ne Woche hält oder länger. Aber mit dem Auto einkaufen ist ne janz andere Geschichte, die ich beim nächsten mal erzähle.. Jedenfalls versteht man den Kult um das KaDeWe viel besser, wenn man länger hier lebt.

Bis dahin gilt unser Aufruf an die Freunde, Brüder und Schwester im Westen: Bitte sendet uns Carepakete zu Weihnachten. Schämt Euch nicht, wir tun es auch nicht. Wir brauchen das. Jetze!

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Das Geschäftsmodell der arisierten Moderne (#gurlitt)

Zum FAZ-Artikel "Raubkunst - Ablasshandel mit der Moderne" vom 27.11.2013 und Don Alphonso's Blogpost "Raubkunstfreunde wie wir" vom 28.11.2013:

Der Unterschied zwischen dem Kunstraub der Nazis und allen anderen Epochen ist der folgende: Nur die Nazis schoben eine Ideologie vor, um sich die ersehnte und als durchaus wertvoll erkannte Beute unter den Nagel reißen zu können. Hätten ihre Köpfe die eigene Ideologie ernst genommen, hätten sie die "entartete" Kunst öffentlich so dem Feuer preisgegeben wie die Bücher. Das erwähnt "Don Alphonso" nicht.

Gut, etwas mag schon dran gewesen sein. Denn die Nachkommen dieser Leute tun sich heute mit zeitgenössischer Kunst wieder schwer. Kunst zum Zeitpunkt ihrer Entstehung zu erkennen ist nicht jedem gegeben. Es sind die Kunstinteressierten die stets ahnen, dass doch etwas dran sein könnte, und bei Gelegenheiten zugreifen.
Bei ihnen wurde denn auch das Hauptmotiv der Adligen und Großbürger für ihren Antisemitismus sichtbar: Neid auf die Schaffenskraft und Befähigung.

Die Ideologie der "Entartung" senkte den Preis der Beute und man griff zu. War das eine riskante Spekulation? Immerhin glaubten und hofften sie doch auf das 1.000 jährige, wie sollten sie Wertsteigerungen je realisieren können? Nein, es war nicht so riskant, denn im Ausland würde man immer einen Sammler finden. Und was im eigenen Land verboten ist und woanders schmerzlich vermisst wird, hatte schon immer einen hohen Preis und Reiz.

Aber so wie der Krieg ausging, lockte dann die Realisierung der Kursgewinne im eigenen Land. Man musste den Preis nur erst mal wieder hoch treiben. Die FAZ Autorin Julia Voss deckt in ihrem Artikel auf, wer dies wie betrieb:

Chronik

Vor 1930
Gurlitt ist Museumsdirektor in Zwickau und in Hamburg Leiter des Kunstvereins.

1933
Gurlitt wird seiner Ämter enthoben.

1938
Gurlitt wird mit dem Verkauf "entarteter" Kunst im Ausland beauftragt.

1943
Gurlitt wird Kunsteinkäufer für Hitlers "Führermuseum" in Linz.

1948
Hans Sedlmayr (Ex-NSDAP) veröffentlicht "Verlust der Mitte", eine Kritik an der modernen Malerei ("Verfallserscheinung").
Gurlitt wird Leiter des Kunstvereins des späteren NRW.


1949
Ausstellung "Der Blaue Reiter", Haus der Kunst (vorher: Naziausstellung "Große Deutsche Kunstausstellung"), München
Veranstalter: Cultural Affairs Banch (US-Regierung)
PR-Spin: Beginn der Rehabilitierung der "Moderne" durch die junge, deutsche Demokratie
Leihgeber: Hildebrand Gurlitt (Nazibeauftragter Verkäufer "entarteter" Kunst), ansonsten Malerwitwen, -angehörige

1950
Biennale, Deutscher Pavillon mit "Der Blaue Reiter", Venedig
Leihgeber Ferdinand Möller (Nazibeauftragter Verkäufer "entarteter" Kunst)
Gurlitt holt mehr als 100 Bilder zurück, die von den USA als "Raubkunst" beschlagnahmt worden waren. Einige davon waren eben doch Raubkunst und befanden sich in der Sammlung seines Sohnes, die vor kurzem beschlagnahmt wurde.

1952
Biennale, "Die Brücke"
Memorandum der westdeutschen Museumsdirektoren fordern Abschluss der Restitution (= Rückgabe an rechtmäßige Besiter).  Im Interesse "der" Kunst oder ihrer Räuber?

1953
Luzern, "Deutsche Kunst, Meisterwerke des 20. Jahrhunderts".
Leihgeber: Hildebrand Gurlitt, Ferdinand Möller
Vorwort im Katalog: Bundespräsident Theodor Heuss
Im deutschen Ehrenkomitee: Ferdinand Stuttmann (Ex-NSDAP, Museaumsdirektor Hannover, Käufer von Raubkunst)
Sponsoren: u. a. Friedrich Zinckgraf, Münchner Galerist arisierter Kunst.
Rezensionen: u. a. Erhard Göpel, (im 3. Reich Kunstarisierer in besetzten Gebieten, später Feuilletonist in der FAZ.
Zinckgraf ist Mitglied des "Bundes der Bayerischen Kunst- und Antiquitätenhändler" und fordert sie sofortige Einstellung der "übereilten" Restitution (=Rückgabe) der arisierten Kunst.

1955
Erste documenta

1966
Die Witwe Gurlitts behauptet wahrheitswidrig, "alle Geschäftsunterlagen und Bestände" seien bei dem Luftangriff auf Dresden verbrannt.

Herkunft und Nachweis der "Sammlung" Gurlitt sind offen.

Zusammenfassung

Das Geschäftsmodell wird sichtbar:
1. Die Nazipropaganda wertet die Kunstwerke ab, der Kauf wird offiziell verboten.
2. Die Nazis selbst wissen um den Wert der Kunst. Deshalb wird sie nicht vernichtet sondern auf dunklen Kanälen günstig verfügbar gemacht.
3. Wer die Gelegenheit hat und erkennt, greift zu.
4. Nach Ende des Terrors beginnt das Projekt Wertsteigerung und Reinwaschung.
5. Man unterstützt Ausstellungen, mimt den großherzigen Leihgeber, der die geschundene Kunst "entnazifizieren" will.
6. Für die Reinwaschung umgibt man sich mit höchstwürdiger Prominenz und tut so, als stelle man sich in den Dienst von Staat und Gesellschaft.

In einem Satz: Die Naziunterstützer profilierten sich nach dem Krieg als "Freunde der Moderne" um den Wert ihrer arisierten Sammlungen zu steigern.


Montag, 9. Dezember 2013

Wie versorgen iMac Besitzer ohne Laufwerk die Verwandtschaft mit Fotos...?

Vor zehn Jahren hatten wir dieses unwohle Gefühl schon einmal. Es erinnerte an den Moment, in dem uns Vater die Stützräder vom Kinderfahrrad abschraubte. Wir ahnten, dass es ohne geht. Wir hatten sie auch schon lange nicht mehr benutzt. Aber mit war es einfach sicherer. Vor zehn Jahren also verzichtete Apple auf den Einbau eines Diskettenlaufwerks in den iMac G4 (Foto). 

Was heißt "verzichtete"? Ok, es war unser erster Apple Rechner, wie lange die schon ohne Disk kamen weiß ich nicht.

Aber in diesem Jahr ist es wieder so weit. Apple liefert iMacs ohne optisches Laufwerk. Keine Musik mehr auf CD brennen fürs Auto und keine Diashows mehr für die lieben Verwandten. Wie soll das gehen? Apple sieht es am liebsten, wenn wir alle über die iCloud vernetzt sind. Die Eltern sollen sich gefälligst ein iPad kaufen, wenn sie unsere Fotos sehen wollen. 

Nun ja... Ob und welche Optionen wir haben, hat Werner untersucht. Ergebnisse hier: Link

Sonntag, 8. Dezember 2013

Auf dem Bahnsteig mit Rollkoffer, Kaffee-zum-mitnehmen und das Smartphone...

am Kinn eingequetscht oder in der anderen Hand anstarrend den Mitwartenden über die Zehen fahren, sich zur ICE-Tür vordrängeln und dann wie selbstverständlich warten, dass ein anderer den Türknopf drückt. Dann wie selbstverständlich als erster einsteigen. Das sind die Schlimmsten.


Freitag, 6. Dezember 2013

Wozu eigentlich noch Banken?

Ho, ho, hooo...! Es war einmal... da bekamen wir fürs Sparbuch reale Zinsen und die Sparkasse vergab Kredite an Gewerbe und Handel in der eigenen Stadt. Und manchmal überzog man sein Konto und irgendwann saß man dann zusammen für einen Immobilienkredit. Die Zentralbank senkte die Zinsen, wenn sie die Wirtschaft ankurbeln wollte. Die Banken und Sparkassen reichten diese Zinssenkungen in ihre Kunden weiter. Die Zentral erhöhte die Zinsen, wenn die Wirtschaft oder Börse heiß lief.

Apropos Börse: Heute zocken die Eigenhändler der Banken mit billigem Geld der Zentralbanken an den Börsen. Es fließt so gut wie nichts davon in den Mittelstand. Diese Woche hörte ich sogar folgendes im Radio: "Die Wirtschaft in den USA läuft überraschend gut. Deshalb fielen die Kurse an der New Yorker Börse."

Denn die Händler in den Banken haben Angst vor einer anspringenden Konjunktur. Weil die Zinsen dann bald wieder steigen könnten und die Börsenzockerei mit geliehenem Geld dann aufhören würde. 

Deshalb noch mal die Frage: Wozu Banken retten? 

Schäuble legt sich in dieser Woche ausnahmsweise mal mit den Bankern an. Aber wohl nicht, weil er etwas eingesehen hätte. Sondern weil er Finanzminister bleiben will. So gesehen hat Herr Fitschen recht: "Populismus". Aber: Populismus ist nichts schlechtes, wenn man darunter das Aussprechen von Wahrheiten versteht, die sonst von den Lobbyisten verdreht und verschleiert werden.

Dass die Staatsschuldenkrise von der Rettung der Banken herrührt, sagt Schäuble jetzt als habe er den Stein der Weisen gefunden. Er denkt jetzt das gleiche wie wir, nur halt später. Vor der Wahl war das Rechtspopulismus oder "Professorengewäsch". Nach der Wahl dient eine einfache Binse dazu, sich um das Amt des Finanzministers zu bewerben.

Quer durch die Parteien sind Schäuble jetzt viele andere Finanzexperte im Range von Landesfinanzministern beigesprungen. Man kann einer guten Sache eigentlich keinen schlechteren Dienst erweisen, als von den Falschen unterstützt zu werden. 

Wir einfachen Leute sollten aber mal googlen, ob wir von der Deutschen Bank, den Herren Fitschen und Jain oder Ackermann mit hereingelegt wurden, als wir beim letzten mal unsere Hypothekenzinsen neu verhandelt haben. Ein Vorstand der Deutschen Bank fragt doch nicht, woher der Gewinn kommt. Hat er noch nie. Verbraucherzentrale, legen Sie ebenfalls mal los..