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Samstag, 8. September 2012

Wie Google Patentrecherchen popularisieren wird


Produktneuheiten findet man zuerst in Patentdatenbanken. Warum wühlen Technik- und Börsenjournalisten trotzdem nicht dauernd in Patentdatenbanken? - Weil man wissen muss, wie das geht. Wie man Patentanmelder oder Patentfelder beobachtet und durchsucht. Das ist was für Spezialisten. Etwas für Patentingenieure und Patentprüfer. Noch.

Denn wie so viele Berufsfelder wird auch der 'Patentresearcher' vom Internet "bedroht", seiner hat sich vor längerer Zeit schon Google angenommen.

Patente recherchiert man aus Neugier, weil man z.B. wissen will, was amazon, Apple oder Porsche in ihren Entwicklungsabteilungen gerade so treiben. Oder man hat eine eigene Erfindung oder Idee und will wissen, ob man damit der Erste wäre..

Früher ging man in die Recherchesäle des Patentamtes wie z.B. in Berlin Kreuzberg und durchwühlte Microfilme. Ende der 90er baute das Deutsche Patentamt für seine Prüfer sein DEPATIS (DEutsches PATent InformationsSystem) auf und öffnete es 2000 fürs Internet (www.depatisnet.de).

Seitdem hat das Patentamt immer mehr Services entwickelt, die es dem Benutzer leichter machen mit dem komplexen Patentsystem umzugehen. Patentinformationen bestehen aus technischen und rechtlichen Informationen. Nicht nur was ein Patent abdeckt ist interessant, sondern auch, wem es gehört, bis wann es gilt und ob es überhaupt noch in Kraft ist.

DEPATISnet bietet zwar auch Einsteigerrecherchen, aber die eignet sich nur für sehr konkrete Abfragen, z.B. die Liste aller Patente und -anmeldungen eines bestimmten Unternehmens oder Erfinders. Wer den Stand einer bestimmten Technik recherchieren will, muss aufwendige Terme entwickeln mit vielen UNDs und ODERs, Platzhaltern etc.. Ein Fall für Patentrechercheure.

Oder für Google. Denn es ist so: Entweder legt man seine Daten gut sortiert ab und kennt sich darin anschließend auch aus. Oder man hat eine gute Suchmaschine, die sich selbst einen Index bildet.

Man kennt das von ebay. Wenn Du weißt, wo Dein Produkt im Schlagwortbaum abgelegt ist, entgeht Dir dort nichts mehr. Wenn Du das nicht weißt, musst Du das Suchfeld solange benutzen, bist Du halbwegs sicher bist, alle Schreibweisen zu kennen. Oder Du findest den ersten Treffer und klickst dann auf das angezeigte Schlagwort.

Google bietet seit 2006 die Suche in US Patenten. Danach schlichen sie sich ans Europäische Patentamt ran und kamen zuerst mit einem automatischen Übersetzungsservice ins Geschäft (Link). Denn siehe: Europäische Patente sind vor allem deshalb so teuer, weil man Übersetzungsspezialisten für Techniksprachen braucht, um sie in die Amtssprachen der EU zu übersetzen. Google macht diese gerade arbeitslos. Jetzt hat Google die Suche nach EP Patenten eröffnet: Link



Der Service dient der Stand-der-Technik-Recherche. Klickt man oben rechts auf den blauen "Stand der Technik suchen"-Button durchsucht Google alles, was es indiziert: Webseiten, Bücher, andere Patente... Auf der Trefferseite werden die benutzten Suchworte angezeigt, man kann eigene ergänzen und weitersuchen. Man kann von hier auch ins Espacenet springen, um in der Patentdatenbank des Europäischen Patentamtes weiterzusuchen. Im Patentregister könnte man dort für das gefundene Patent den Rechtsstand abfragen.

Klickt man das Dropdown Menü mit dem Zahnrad runter, kann man in gewohnter Google Art "erweiterte Patentsuche" nutzen. Hier muss man keine IKOFAX Abfragesprache können, sondern benutzt die UND und ODER Felder.


Das ist ein mächtiges Tool, das Patentrecherchen populär machen könnte. Alles was mit Patenten zu tun hat, stellt für Ingenieure und Informatiker ja immer eine Barriere da. Patentrecherchen verströmen für manche den Esprit eines Amtsbescheides. Diesen Nimbus konserviert der Stand der Patentanwälte natürlich auch gerne, rechtfertigt er doch nicht zuletzt ihr Monopol auf Rechtsberatung. Doch so exakt, dass man sich damit vor einem Patentgericht verteidigen könnte, will man es oft gar nicht wissen. Es reicht oft eine kurze Recherche, um einen ersten Überblick zu bekommen oder eine konkrete Frage zu beantworten.

Ich habe einige Jahre IKOFAX Recherchen für Entwickler gemacht (nicht hauptberuflich), weil ich vom Wert der Patentinformationen überzeugt bin. Hat man erst mal seine Schlagworte in dem Wust ausfindig gemacht (allein für das Finden seines Schlagwortes im 80.000-teiligen IPC Katalog gibt es eigene Suchmaschinen..), wird es leicht, sein Technikgebiet zu verfolgen. Aber seitdem ich Tags und Tagclouds zum ersten mal sah, fragte ich mich, ob man die Verschlagwortung von Patenten nicht demokratisieren sollte. Soll doch jeder, der ein Patent gefunden hat, selbst einen Tag hinterlegen. So wie mit Büchern bei amazon. Social Bookmarking für die Verschlagwortung von Patenten.

Genau diese Idee brachte ich im Frühjahr beim Bürgerdialog der Kanzlerin ein (Link). Ich bekam sogar eine Antwort vom Ideenbüro: Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Idee ans Patentamt! Gesagt getan, bekam ich Anfang August aber den "Ablehnungsbescheid": Das Patentamt öffne sich im Sinne einer Open-Data-Strategie, werde die Patente aber weiterhin im international abgestimmten IPC System ablegen.

Aber, so schrieb mir der zuständige Leiter der "Informationsdienste für die Öffentlichkeit", man werde die Entwicklungen im Crowdsourcing und Social Bookmarking aufmerksam verfolgen.

Das Patentamt wird als Informationsquelle und als Instanz, welche den Status Patent verleiht, unersetzlich bleiben. Zumindest für Maschinenbau, Chemie und klassische Elektrotechnik. Bei den Softwareentwicklern bin ich mir da nicht so sicher.

Aber Patentrecherchen werden immer häufiger über Google laufen, da bin ich mir sicher. Google geht hier klug vor, und kämpft nicht gegen die Patentmämter sondern kooperiert Schritt für Schritt.

Ich aber überlege, ob ich meinen fertig getippten Ratgeber "Patentrecherchen für Mittelständler" überhaupt noch veröffentlichen soll.

Sonntag, 17. Mai 2009

Vorwärtszitate

Am Freitag habe ich in einem Meeting erläutert, was "Vorwärtszitate" von Patentschriften sind. Man muss hierfür auf zwei hintereinander liegende Vergangenheitsformen zurückgreifen: "Nachdem Dein Werk zitiert wurde".
Setzt man das Werk in die Gegenwart, liegen die Zitate in der Zukunft. Und was ich damit machen werde: "Wenn Dein Werk zitiert sein wird." Das liegt im Futur II.

Wozu wir das getan haben werden, erzähle ich jetzt noch nicht...;-) Wer von eigenen Vorwärtszitaten ausgeht und in seine Kreativplanung einbezieht, ist jedenfalls ein Optimist.

Ganz im Gegenteil zu Roger Willemsen. Sein letztes Werk "Der Knacks" behandelt das pessimistische Futur II: "Du wirst ... gewesen sein." In der Annahme, dass Du genau jetzt einen Knacks bekommen hast, der langfristig eine Veränderung einleitet. Aber kann man nicht auch eine Stärke daraus beziehen? "Egal wie groß der Ärger momentan auch ist, er wird eines Tages gewesen sein."

Ist das Futur I für viele Industriemanager schon eine herausfordernde Abstraktion, so kommen bei Futur II nur noch die wenigsten mit. Es klingt ja schon viel zu futuristisch.
Wer in Futur II denken kann, schaut aus der fernen Zukunft zurück auf die -aus heutiger Sicht- nahe Zukunft. Und zieht vorab Schlüsse aus beiden.

Ich selbst befinde mich gerade im Futur II in Bezug auf 2007.

Sonntag, 1. April 2007

Praxistip: Patentdatenbank als Wettbewerbsinformation

Angenommen, Sie sind Produktmanager und zu Ihren Aufgaben gehört die Wettbewerbsanalyse, um die in der Entwicklung befindlichen Produkte strategisch günstig positionieren zu können. Welche Informationsquellen nutzen Sie?

Sie besuchen evtl. Fachkongresse oder -messen und gezielt Vorträge von Ihren direkten Wettbewerbern (oder deren Zulieferen). Typischerweise sind diese Präsentationen und Vorträge meist so verklausuliert, dass sie einerseits der Reputation der Vortragenden dienen. Andererseits sparen sie häufig die interessantesten und konkretesten Informationen aus, um nicht zu viel über kommende Produkte zu verraten. Außerdem befinden sich zu diesen Zeitpunkten die Produkte noch in der Test- oder Optimierungsphase. Es gibt bereits Machbarkeitsnachweise, aber es sind noch viele Entwicklungsentscheidungen zu treffen.

Oder Sie lesen Geschäfstsberichte und Produktflyer oder führen Fachgespräche auf Messen. Hier bekommen Sie zwar sehr konkrete Informationen. Der Nachteil ist, dass das Rennen dann schon gelaufen ist, Ihr Wettbewerber ist mit seinem neuesten Produkt auf dem Markt.

Wie wäre es, sehr konkrete Informationen zu kommenden Produkten und den beabsichtigten Zielmärkten Ihrer Wettbewerber serviert zu bekommen? Und das ganze auch noch kostenlos, als PDS-Dokument?

Voila! - Besuchen Sie http:www.depatisnet.de und recherchieren Sie die Offenlegungsschriften Ihrer Wettbewerber. Das Patentamt veröffentlicht Patentanmeldungen 18 Monate nach Posteingang. Und die online abrufbaren Schriften beinhalten alle Informationen über das, was da kommen wird:
- DIe entscheidenden Produktvorteile im Kapitel Patentansprüche.
- Ausführliche Nutzenvorteile gegenüber dem Stand der Technik im Textbody.
- Die Namen der Erfinder.
- Später auch die beabsichtigten Zielmärkte, wenn die Erstreckung der Patente auf weitere Länder erfolgt.

Ich empfehle, solche Patentrecherchen regelmäßig durchzuführen und mit den eigenen Produktmerkmalen und Entwicklungsprojekten zu vergleichen.

Sie gewinnen nicht nur Informationen über Ihre Wettbewerber. Sie bekommen auch Entscheidungshilfen, ob sich die eigene geplante Patentanmeldung noch lohnt. Wenn Ihr Wettbewerber auch nur einen Tag eher angemeldet hat als Sie , haben Sie das nachsehen und können die Kosten für die Anmeldung sparen. Angeblich kommt die Hälfte aller Patentanmeldungen nicht zur Erteilung, weil sie nicht mehr neu sind.