Donnerstag, 11. Januar 2024

"Inzwischen kennt jede Russin eine Freundin, deren Mann im Krieg ist."

 Die Stimmung in Russland wandelt sich gerade. Eine russische Kollegin sagte mir im November, inzwischen kenne jede Russin eine Freundin, deren Mann im Krieg ist und dort verwundet oder sogar getötet wurde.

Und da wird es dann ernst. Neben der persönlichen Trauer bewirkt der Tod des Ehemanns (und oft auch Vater) den Verlust des Familienernährers. Und wenn das gehäuft auftritt bekommt das eigene Boot allmählich Schlagseite.

Es ist auch der Moment, in dem Bürger zwischen Regierung und ihnen selbst zu unterscheiden lernen. Glaubte man anfangs noch der Propaganda, stellt sich nun für immer mehr Russen die Frage, welchen Preis sie selbst zu zahlen bereit sind.

Diese Frage hatte Annalena Baerbock für die Deutschen ja schon im Februar 2022 beantwortet: "Deutschland ist bereit einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen."

Blöd nur, dass wir nun einen hohen Preis bezahlt haben (eine zweistellige Milliardensumme). Aber dafür so gut wie nichts gewonnen haben. Denn während unsere Wirtschaft geschrumpft ist, ist die russische gewachsen. 

Es sei unerhört, so szu sprechen, antwortete mir ein Bekannter darauf. Die Wirkungslosigkeit der EU Sanktionen liege nur daran, dass die gesamte restliche Welt nicht geschlossen mitgemacht habe. Ah so, sagte ich, die Welt hätte am deutschen Wesen genesen können - wollte aber nicht. So sprechen sei wiederum polemisch, sagte mein Bekannter.

Wir haben uns inzwischen nicht nur verausgabt und militärisch "nackig gemacht". Wir haben auch nichts getan, um unsere Kapazitäten und Fähigkeiten aufzustocken. Viel gelabert, aber wirklich nichts geschaffen. Wir können von Glück reden, dass zwischen uns und dem Kriegsgebiet Ukraine noch Polen liegt. Derzeit ist die Ukraine unser Pufferstaat zu Russland. Würde sie fallen, zum Opferstaat werden (was ich den Amis jederzeit zutraue), würde Polen unser neuer Pufferstaat. Aus französischer Sicht wäre dann Deutschland der nächste Pufferstaat. 

Anders in Schweden. Dort wühlt der Zivilschutzminister gerade die schwedischen Seelen vollends auf, indem er auf der jährlichen Sicherheitskonferenz fragte "Was wirst Du machen, wer wirst Du sein, wenn der Krieg kommt?"

Ein schwedischer Freund wies mich darauf hin, dass unsere Bewertung und Hoffnung, die Russen würden sich an der ukrainischen Front verausgaben und sich selbst schwächen, nur für die Landstreitkräfte gelte. Finnland und Schweden denken aber vor allem an die Front in der Ostsee. Hier seien die NATO Staaten jeder für sich zwar gut gerüstet. Und regelmäßige Manöver würden sie auch als Verbund in Übung halten. Aber der Aufbau der neuen Kommandostruktur in Rostock würde ja wohl noch dauern. Und diese Zeit könnte Putin zu einem Schlag verführen..

Während ich so schreibe merke ich wie ich selbst in einen Kriegsmodus wechsle. Ich gehe halb unbewusst immer mehr davon aus, dass uns der Krieg früher oder später erreichen wird. Nur die Frage ob zu Lande, zur See oder aus der Luft ist noch offen.

Die Unbekannte darin ist die russische Volksseele. Wie viel lassen sich die Russen gefallen, wenn die nächste Mobilisierungswelle anliefe..?

Mittwoch, 10. Januar 2024

Versuch über Ramelow

Er rammelowte gegen den Sturm, aber was er erbrach zerbrach in rammelowdernde Flocken; und rammelowte zunächst trudelnd, dann wie rasend, zu ihm zurück. Auf sein rammelowtes Jacket, in sein rammelowierendes Gesicht, aufs Mikro des Staatssenders.

"Einfach machen!" sagte der Dünnbrettbohrer

Wie können sich gestandene Bürger nur so ins Bockshorn jagen lassen?

Die beruflichen Aha-Momente liegen ja schon hinter mir. Seit einiger Zeit habe ich die familiären und gesellschaftlichen Aha-Momente. Und wie schon früher in Ausbildung und Beruf erlebe ich die Momente der Erkenntnis nicht als erhebend, sondern ernüchternd. Nie war ich auf einen neuen Stand gehoben worden sondern erkannte vielmehr, wie niedrig der Bewuchs um mich herum doch eigentlich ist.

Egal ob Rentner oder noch in Arbeit. Die Klügsten unter ihnen lassen sich brav von den Dummen regieren. Ob das die Miteigentümer sind, die sich von dummen Beiräten, Hausverwaltern und Architekten für dumm verkaufen lassen, oder die Fachexperten, die sich von ungebildeten, aber karrieregeilen Dünnbrettbohrern beiseite drängen lassen. Sie lassen es mit sich machen. Irgendwie steckt die alte Autoritätsgläubigkeit noch in ihnen. "Na, wenn sie es doch ansagen, dann haben sie sich doch auch was dabei gedacht." Nein - haben sie nicht. Die denken nicht. Die geilen nur. Nach Status, Wohlstand und möglichst wenig Anstrengung.

Da kam zum Beispiel ein gelernter Mechaniker vom Testbau in die Elektronikintegration und hatte wirklich null Ahnung. Hinter vorgehaltener Hand fragte man "wie der denn zu uns gekommen" sei. Und er hatte auch noch einen Kollegen mitgebracht. Sie beiden zeigen unterschiedliche Strategie bei der Verschleierung ihrer Inkompetenz: Der eine steht grundsätzlich breitbeinig da wenn jemand etwas erklärt und hält die Arme verschränkt. Und dann hebt er den rechten Arm so, dass er sich pseudonachdenklich durch den Vollbart streichen kann. Der andere ging als allerstes zu unserer internen Kommunikationabteilung und lud sich in einen der nächsten Videodrehtermine für agile Projekte ein.

"Bei diesem Videointerview erklärte er dann, dass er in unserer Meilensteinplanung gleichzeitig Product Owner und Scrum Master sei - so toll sei er. "Aber macht das denn Sinn?" fragte der Interviewer. "Das sind doch zwei komplementäre Rollen, die einander ergänzen und mitunter auch korrigieren sollen. "Ach ja?" antwortete er. "Das wusste ich gar nicht. Aber wenn man es nicht weiß, stört es auch nicht. Es funktioniert trotzdem. Einfach machen!" gab er zum Besten.

Das Erfolgsgeheimnis: Wenn die Chefs auch nicht schlauer sind, dann funktioniert Dünnbrettbohren tatsächlich. Aus so einer Umgebung kann man nur noch das Weite suchen. Vor kurzem erzählte mir ein Kollege, dass dieser unbefangene Alleskönner nun auch noch die Nachfolge von drei Strategieberatern übernehmen werde und das ganze strategische Thema allein stemmen werde. Außerdem kümmere er sich auch noch um die Weiterentwicklung unserer Cloud basierten Update Prozesse. 

"Und wie um Himmels Willen macht er das?"

"Ja, also. Er achtet darauf, für all diese Aufgaben noch einen Stellvertreter zu bekommen. Und der macht dann die fachliche Arbeit. Er selbst lädt nur zu den Terminen ein und schreibt die Protokolle. So sieht es von außen aus, als steuere er all die Themen."

Einfach machen. Als nächstes könnte er davon in unseren Cultural Change und Diversity Zirkeln davon berichten. Denn deren Quoten erfüllt er obendrein.

All die anderen Vögel, die vor fünf Jahren "Agile Ambassadors" oder "Fell Good Manager" in unserer Softwaretochter waren, sind inzwischen woanders. Auf LinkedIn grüßen sie jetzt vom nächsten großen Ding KI. "Nein, man muss die Dinge die man steuert nicht verstehen." 

So funktionier ja inzwischen ganz Deutschland. Und es funktioniert nicht mehr. Das zu benennen ist aber verpönt, unsagbar. Dabei ist es genau das Ergebnis, vor dem vor zehn Jahren kritische Geister gewarnt haben. Von Verantwortung wollen die "Steuernden" aber nichts wissen. "Können wir bitte mal aufhören alle Schuld nur bei den Grünen abzuladen?!" musste ich mir vor kurzem anhören, nachdem ich Baerbock für die Folgenlosigkeit ihrer Russlandsanktionen kritisiert hatte. Bzw. der Tatsache, dass diese Sanktionen nur uns geschädigt haben. Und dann hatte ich es auch noch gewagt, an das Baerbock Zitat zu erinnern, nach dem "Deutschland bereit" sei ", einen hohen Preis zu zahlen."

Auch die deutsche Industrie hat hohe Preise gezahlt. Für die Sanktionen. Hohe Energiepreise vor allem. Aber sie zahlt auch immer noch ab an dramatischem Missmanagement. Wie z. B. bei Bayer, wo sie sich an Monsanto verhoben haben. Oder in Wolfsburg, wo Herbert Diess extrem gemisswirtschaftet hat. Oder bei der Deutschen Bahn, dem Wohnungsbau, im Gesundheitswesen - kurz überall dort, wo nichts mehr richtig funktioniert.

Es ist jetzt da. Es ist jetzt so, wie wir immer befürchtet haben. Aber wo sollen wir hin? Ein Freund schaut sich gerade in Dubai um und ist beeindruckt davon, was sie dort in kurzer Zeit aufgebaut haben. Dumm reinreden lassen sie sich dort nicht. Wer dort denen in die Suppe spuckt, die die Suppe bezahlt haben, wird ausgepeitscht. Bei uns wird er mit Auszeichnungen überhäuft und weiter alimentiert. So blöd wie wir kann man doch eigentlich gar nicht sein.

Mittwoch, 3. Januar 2024

Baerbocks Rohrkrepierer Russlandsanktionen

Der Jahresbericht der UBS über die Entwicklung von Wohlstand und Reichtümern zeigt, dass die russische Wirtschaft, insbesondere ihre Eigentümer, im Krieg wachsen. Und Europa schrumpft. 

Baerbocks großmäulige Ankündigung vor zwei Jahren, nach der Deutschland bereit sei, große Opfer für die Ukraine zu bringen, war schon damals nahe dem Volksverrat. Inzwischen kann man es gesichert so nennen. Die sanktionierenden EU-Länder haben mit ihrem Verzicht auf Gas und Öl in ihren Volkswirtschaften Milliardenverluste hingenommen. Zusätzlich zu den Milliarden die sie an Sozialleistungen für ukrainische Flüchtlinge (inkk. der Fahnenflüchtigen) aufgebracht haben. Und den Waffenlieferungen aus den eigenen Beständen.

Für die Grünen war der Krieg ein willkommener Vorwand, unsere Versorgung mit fossilen Energieträgern abzuschneiden. Nichts anderes.

So wie die Dumpfbacken der SPD gerade das Hochwasser zum Vorwand nehmen wollen, die Schuldenbremse abzuschaffen.