Mittwoch, 31. Juli 2019

Sternspuren

Wenn die Hochsommertage die Versprechen Hermann Hesses einlösen, wenn also die Juliwärme die Zeit still stehen lässt. Wenn durch die flirrende Luft  nur das Kurze Rauschen des Teichbrunnens und der Pappeln zu uns dringt und das Lachen der Kinder auf dem See, dann erst entspanne ich mich. Denn ich versäume nichts, wenn ich einfach nur hier liege. Niemand tut etwas, wir halten unter dem Sonnenhut Siesta.

Aber wenn die Sonne den Himmel leer gebrannt hat, dann kehren mir abends die Lebensgeister zurück. Meine Frau bereitet die „Happy Hour“ vor und ich überlege auf meiner Liege, ob ich heute Nacht die Milchstraße oder Sternenkreise forografieren will. Denn es wird eine sternenklare Nacht werden.

Und so denke ich, im Juli werde ich Sternenkreise aufnehmen. Denn im August locken die Sternschnuppen der Perseiden. Und nichts ziert eine Aufnahme der Milchstraßenwolke mehr, als quer durch sie hindurch fallende Linien der Sternschnuppen. Es sind die Zeugnisse der Rastlosen, derjenigen, die die Erhabenheit der Galaxie durch Erleben erfassen wollen. Während mir hier unten der Anblick des gesamten Schauspiels erhaben genug ist.,

Was Eichendorf mit den hoch schlingenden Kreisen der Sterne meinte, macht meine Olympuskamera für jeden sichtbar: die Sterne ziehen eine Kreisbahn um den Polarstern (natürlich nur scheinbar). Ich muss mich als Fotograf nur um die manuell einzustellende Blende, Lichtstärke und Temperaturfarbe kümmern. Und den Fokus rechtzeitig auf das entfernteste Ziel einstellen, solange es am Horizont noch Konturen gibt.
Die Lichtspur selbst erzeugt die Kameraelektronik, indem sie die Differenzen zwanzigsekündiger Aufnahmen zum Bild hinzufügt. Ich könnte auch eine andere Dauer wählen, aber 20s haben sich bewährt.

Wer Sternspuren zum ersten Mal betrachtet, mag um so beeindruckter sein, je vollständiger die Kreisbahnen sind. Hat man aber im Vordergrund irdische Motive, z. B. Häuser mit beleuchteten Fenstern, so  haben auch Trajektorien eines Sternenhagels ihren Reiz. Da das Display der Kamera das sich entwickelnde Bild zeigt, kann ich frei entscheiden, bei welcher Strichlänge ich die Aufnahme beende.

Meine erste kreative Frage geht also richtig Komposition, d. h. Kamerastandort und Blickwinkel. Diesen sollte man noch im Hellen wählen, denn wenn die Kamera erst mal konfiguriert ist, hilft einem der Liveview nicht.

Heute entscheide ich mich tatsächlich für die Häuser als Kulisse, denn der Nachbar schaut noch Fernsehen und seine Fenster sind beleuchtet :-). Danach richte ich „die Bodenstation“ in unserem Wohnzimmer ein, so dass auch unser Fenster Licht gibt. Und dass im Radio oder Fernsehen ein Programm läuft, zu dem man während der Langzeitbelichtungen zurückkehren kann.

Doch heute kehre ich kaum zurück. Denn es rauscht ein warmer Nachtwind über den See und durch die Pappeln. Nachdem ich die Aufnahme ausgelöst habe, erkunde ich den Himmel und den Horizont. Def Film „Apollo 11“, den wir am Mittwoch im Zoo Palast gesehen hatten, wirkt noch immer in mir. Diese manifest gewordene Verbundenheit zwischen Himmel und Erde. Das Wissen, dass ich nicht der einzige Sternenbegeisterte bin, aber es am liebsten allein genieße, weil es beim Anblick des Kosmos nicht viel zu sagen gibt. Nur zu denken und zu wissen.

Direkt über mir im Zenit das „Sommerdreieck“ mit der Leyer. Es ist DAS Sommersymbol aller Sternenfreunde. Es markiert das eine Ende des Milchstraßenbandes. Wenn das Auge das wolkenartige Gebilde erfasst hat, folgt es ihm Richtung Südwesten bis zum Horizont. Und trifft dort oft auf ziehende Planeten. Zur Zeit sehen wir dort Jupiter als hellen Abendstern. In anderen Monaten auch Mars oder Saturn, morgens manchmal auch die Venus. Warum im Süden? Weil die Planeten mit der Erde auf einer Ebene liegen und wir tendenziell in Richtung dieser Ebene, in der auch die Sonne selbst liegt, schauen müssen. Also Richtung Äquator, also Richtung Süden - vereinfacht gesprochen.

Über dem Südosthorizont, also über der beleuchteten Marina unseres Sees, liegt ein schwacher Lichtschein. Er kündet von beiden, den dahinter liegenden Kleinstädten und dem aufziehenden Mond. Heute überwiegen aber die Städte, denn wir laufen Richtung Neumond.

Inzwischen sehe ich auf dem Kameradisplay erste Sternspuren. Noch so kurz wie verwackelte Sternpunkte, aber schon deutlich genug, um alle Trajektorienanätze erkennen zu können.

Wenn mich auf der Arbeit mal wieder jemand nach dem Wesen einer Produktvision fragen wird, werde ich ihn auf John F. Kennedy‘s Rede 1962  in Houston verweisen. Danach wussten alle Beteiligten buchstäblich, wohin die Reise gehen sollte. Und konnten sich ableiten, welche Beiträge sie dazu leisten sollten.

Schaue in den Nachthimmel und spüre die Faszination. Und kümmere dich nicht um die, die da gar nichts empfinden. Du wirst sie nicht inspirieren können.

Ein Lichtpunkt zieht über den Himmel. Ist es ein Flugzeug, ein Satellit oder die ISS Raumstation? Als es über mir ist, höre ich Geräusche und der Lichtpunkt wird schwächer. Es war ein Flugzeug, das in Berlin gestartet war.

Die ISS fasziniert mich nicht so wie die NASA-Missionen. Und Astro-Alex ist für mich keine Inspiration. Er verkörpert in meinen Augen den Typus konformer Weltraumverwalter der ESA-Wissenschaftsbürokraten. Weder die nüchterne Seriösität eines Ulf Merbold, noch die Emphase der Apollo 11 Astronauten. Stattdessen moralische Imperative und projizierte Schuldgefühle, die dem deutschen Zeitgeist entsprechen. Aber alles in Doppelmoral, denn so wie Konzernvorstände und Bundestagsabgeordnete leisten sich auch Astronauten einen überdurchnittlichen CO2-Fusabdruck und haben allerlei Ausreden parat.

Also nein, an ESA und Alex denke ich nicht, als ich auf mein Display schaue und denke: diese Sternenhagel scheinen auf unsere Häuser nieder zu gehen. Ein interessantes Motiv. Ich beschließe, die Aufnahme jetzt zu beenden. Die Kamera fährt noch eine Routine, indem sie das Foto kompiliert und das Rauschen reduziert. (Rauschreduzierung ist das Gegenteil von Sternenspuren: Man subtrahiert den Unterschied - hier den zwischen geöffneter und geschlossener Blende.)

Meine heutige „Mission“ ist beendet. Die Grillen zirpen, die Frösche quäken, die Pappeln rauschen. Das Kontrollbimd sieht gut aus. Ich nehme das Stativ in die Hand und gehe zurück in die „Bodenstation“. Ich schalte das Radio und das Licht aus. Stille. Dunkelheit.


Montag, 22. Juli 2019

„Apollo 11“ Gastrezension von David

Gastautor David hat den Film „Apollo 11“ von Todd Douglas Miller im Kino gesehen und seine Begeisterung und nachfolgenden Reflektionen in Worte gefasst:

Danke, David!


„Wir haben heute den Film "Apollo 11" gesehen. Ich war mir sicher, daß er beeindruckend sein würde, aber das stimmt nicht - er war grandios, einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.


Das Kino war sehr gut besucht, zu meiner großen Überraschung. Das Publikum war gemischt, natürlich jede Menge alter, weißer Männer, aber auch Frauen und sogar junge Leute. Der Film selbst - mit mächtigem Sound, deutsch untertitelt - zeichnet die komplette Mondmission nach. Es wurden Fotos und Filme gezeigt, die wohl überhaupt erstmalig zu sehen waren. Die Qualität der Bilder war oft sehr gut, manchmal natürlich auch bescheidener - aber das machte gar nichts. Die Mission selbst wurde mit Grafiken erläutert, so daß jeder verstehen konnte, worum es ging.

Die Dokumentation vermittelte natürlich einerseits, was vor 50 Jahren geschah. Man sieht die Vorbereitungen zum Start, die hochgespannten Interessen des breiten Publikums, die Nervosität der Beteiligten, und man hört den Funkverkehr, sehr interessant. Es wird u.a. beschrieben, wie eine Panne nahezu in den letzten Minuten der Startsequenz beseitigt wurde - die Astronauten waren schon in der Kapsel, als das Reparaturteam auf halber Höhe noch Bolzen nachziehen mußte. Es kommt neben der unglaublichen Spannung auch die Professionalität aller Beteiligten beim Zuschauer an. Ferner erkennt man den ungeheuren Aufwand, der zu treiben war, und man erhält eine vage Vorstellungen von den vielen Sicherheitsmaßnahmen.

Und dann der Start: Er wird sehr ausführlich gezeigt, ganz lange. Das ist so was von beeindruckend, unglaublich! Wenn die Motoren angelassen werden und feuern - und sich zunächst nichts bewegt (ich war fast versucht, die Daumen zu drücken!), bis sich schließlich der Koloß laaangsam in Bewegung setzte, immer schneller wurde, Stufentrennung, Erleichterung beim Zuschauer. Wahnsinn.

Dann die weitere Dokumentation des Fluges mit seinen Entscheidungspunkten und Ereignissen, Andockmanöver, alles ganz plastisch, und man erahnt die Schwierigkeiten solcher Manöver. Dann das "Einbiegen" auf die Mondumlaufbahn, Funkschatten, Warten und Hoffen - da meldet sich das Raumschiff wieder. Mondlandung, in ganz vielen Einzelheiten. Der berühmte Satz von Armstrong. Und dann die Breitwandtotale über die Mondoberfläche, hochaufgelöst, lange gezeigt, ist das vielleicht beeindruckend. Anschließend einiges zu den Aufgaben der Astronauten und immer wieder interessante Einzelheiten. (Fast) als wäre man dabei...

Der Rückflug, das Andocken an das Hauptmodul, der Rückflug. Dann das Eintauchmanöver in die Erdatmosphäre: Hier erhält man einen Eindruck von der ungeheuren Rückkehrgeschwindigkeit, sieht die ionisierte Luft um die Kapsel wabern, bis schließlich die Geschwindigkeit hinreichend verringert ist, die Fallschirm rauskommen - und Punktlandung. Wow!

Die abschließenden Bildern zeigen noch Ergänzendes, die Quarantäne, nochmals Kennedys Ankündigung aus dem Jahr 1961, eine Würdigung des gesamten Ereignisses, (wunderbar) pathetisch.

Es haut einen vom Hocker, all das zu sehen. Und ich bin mir sicher, es würde Dir  genauso gefallen!

Jetzt gerade sehe ich einen Artikel:

50 Jahre Mondlandung: Der Zenit der Menschheit
http://apollo-news.net/50-jahre-mondlandung-der-zenit-der-menschheit/

Da steht als Schlußsatz: "
Der Westen muß erst mal wieder technologisch da ankommen, wo er 1969 war.  Dann wäre es Zeit für den nächsten großen Schritt für die Menschheit! Der Mars wartet." Das stimmt mit Gewißheit. Was aber dazu kommen muß, ist die entsprechende Einstellung der Menschen, ihr Wille, die "Grenzen" weiter hinauszuschieben. Daran jedoch hapert es aus meiner Sicht. Wie will man mit X, Y, Z-Generationen noch etwas reißen? Für die "keine Ahnung" eine Lebensmaxime geworden ist? Die von Work-Life-Balance faseln, vom süßen Nichtstun. antriebslos, ohne Ehrgeiz, ohne Wissen, in "Klimaangst". Würden wir ein solches Unternehmen wie "Apollo 11" heute nochmals gebacken bekommen? In Deutschland mit Sicherheit nicht, die Zeiten sind vorbei. Bei den Chinesen, den Israelis, den Indern möglicherweise ja. Den USA? Ich glaube, daß auch dort der Zerfallsprozeß schon zu weit vorangeschritten ist. Rußland? Möglicherweise. Vielleicht hat die Menschheit wirklich ihren Zenit überschritten?

In einer irrsinnig gewordenen Welt fehlt die breite Begeisterung der "Massen". Wenn da die Geschlechter gezählt werden, die Staaten, die Potentiale gehabt hätten, sich bis zum Ersaufen vollaufen lassen von kulturell und sozial noch fast in der Steinzeit lebenden sowie lebenslang völlig ungebildeten Massen - dann wird so etwas unmöglich sein bzw. werden. Der Pfad bergab ist vorgezeichnet, runter vom Zenit.
Im Film sah man ganz viele junge und alte weiße Männer. Beeindruckend. Das waren die Protagonisten, die Treiber, die Macher. Die haben das möglich gemacht, einige mit größtmöglichem Einsatz. Man spürte die positive Einstellung der vielen, vielen Beteiligten, ihren Ehrgeiz, ihren unbändigen Willen. Beeindruckend.

Samstag, 20. Juli 2019

Burning down the Bücherstapel

"I'm an ordinary guy
Burning down the house"
Talking Heads

"Burn down chart: Graphik, die in Scrum den Fortschritt eines Produktes oder Sprints anzeigt".
Scrum Lehrbuch

Die erste Woche Urlaub ist rum. Habe nur gelesen, gelesen was sich angesammelt, besser: angestaut hatte. Und Podcasts gehört. Und Schlaf nachgeholt. Heute sind wir kurz zurück in unsere Berliner Wohnung. Ich sitze an unserem iMac, draußen wird es dunkel auf dem iPhone brummen Gewitter- und Sturmwarnungen von unserem Smarthome Betreiber.. Ich habe mir eine Dose Weißbier aufgemacht. Eine Dose..!

An mindestens einem Tag habe ich unsere Datsche nicht einmal verlassen. Vielleicht auch an zweien. Atemlos durch den Sommer. Den Klima-EU-Seenotsommer. Denn Ursula-Annegret-Angela Sommer. Den glücklichen Kindersommer.



Was da so rumlag: FAZ Artikel aus dem ICE, Ebook von Bret Ellis ("Weiß"), ef-Ausgaben von David und gedruckte Bücher - und bei denen ganz oben: "Die schützende Hand". Doch der Reihe nach.

Was uns unsere Lehrer nie sagten, aber wo wir dann selbst drauf kamen: Der Wert der Literatur liegt in der Antwort auf deine Frage, ob die spinnen oder du. Und wenn es nicht unerschrockene, oder vielleicht nur unabhängige Autoren gäbe wie Bret Ellis, wüssten wir es nie.

Er hat aufgeschrieben, wie unendlich es ihn annervt, wie sich sein langjähriger Freundeskreis über Clinton und Trump zerstritten hat. Wie offen Freunde bekennen, es würde genügen, wenn die "Eliten" (sic!) in New York und Los Angeles den Präsidenten wählen würden, denn sie wüssten es am besten.. Was sie meinen: Besser als der Plebs, der sich um die Zukunft seiner Arbeitsplätze Gedanken macht.

Diese Freunde haben die Kinder erzogen, die heute an amerikanischen Universitäten Sprechverbote erteilen und Safe Spaces verlangen, in denen ihr Egozentrismus unwidersprochen bleibt. Und wenn der Egozentrismus gar keine Argumente mehr hat, dann wirft er sich auf den Boden und kriegt den Moralischen. .. Tja, und das schwappt dann eben halt auch nach Europa rüber. Hier werden bezopfte und offenbar gewisse Leute entzückende reifeverzögerte Teenager zu Helden erkoren, wenn sie von uns Panik verlangen.

Doch, Panik empfinde ich schon manchmal. Und immer öfter. Aber nicht, weil mir das Wetter nicht passt. Sondern wenn mir z. B. wieder einmal klar wird, was genau Zweig vor dem 1. und Tucholsky vor dem 2. Weltkrieg meinten, als sie sagten: Unsere Welt ist untergegangen - adieu!

Gelesen habe ich das schon n mal. Aber inzwischen fährt es mir in die Glieder. Denn es ist so. Unsere Welt. Ist untergegangen. Unsere Welt der Freiheit, der Begeisterung für Forschung und Technik, für Erfinder, Gründer, Sportler und Künstler. Des Wissen-Wollens und Können-Wollens. Ist untergegangen.

Meine bessere Hälfte sagt, ihr sei das schon länger klar als mir, denn schließlich stehe nicht ich zweimal in der Woche bei Lidl oder Rewe an der Kasse und fühle mich als Minderheit im eigenen Land. "Doch", entgegne ich, "in dem Digital Lab, da gehörte ich auch zu einer Minderheit. Aber nach kurzer Zeit merkte ich: sie alle beherrschen C++ und Englisch. Und sie ticken wie wir." - "Das glaubst du auch nur." - "Doch, zumindest die Europäer und die Amerikaner, vielleicht sogar die Russen." - "Ich will keine Minderheit im eigenen Land sein", fordert meine bessere Hälfte. "Du warst doch selbst schon in New York, um dort zu arbeiten. Wir haben dort geheiratet und sind immer gerne gereist. Fast wären wir in der Schweiz gelandet."

Ellis sagt: Die Identitätspolitik ist das Problem. Genauer: Der Drang, ein Held zu werden, in dem man herausfindet, in welchem Sinne man Opfer ist. Und dann sucht man den Schuldigen - den Täter- und das ist die Mehrheit. Also: die Mehrheit ist der Täter. Die Mehrheit darf auch nicht über Identität sprechen - denn sonst wird sie vom Verfassungsschutz verfolgt, oder beobachtet. Vom Verfassungsschutz! Könnte sein, dass der Verfassungsschutz wiederum inzwischen von den Fassungslosen beobachtet wird..

Womit ich bei der "schützenden Hand" wäre. Und dem sog. NSU Komplex. Kommissar Dengeln ist die Sprechpuppe von Wolfgang Schorlau. Und es ist eine gute Idee, die Wahrheit im Gewande des Fiktionalen zu verkaufen. Dann wird man evtl. nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Das ist etwas, was der Sohn vom RAF Opfer Buback noch lernen sollte.

Der anonyme Auftrag für Dengler lautet: "Finden Sie heraus, wer Böhnhardt und Mundlos getötet hat." Wer die NSU Leaks nicht komplett gelesen hat, der findet hier eine gute Summary. Die Wahrheit könnte Sie allerdings beunruhigen. Aber das war auch schon in den 70er Jahren so. Und übrigens beide Male galt: Die meinen nicht Sie, liebe Leser. Weder die RAF noch der NSU hatte jemals Sie im Visier. Im Visier haben Sie nur die Islamisten. Noch darf man das sagen. Aber da muss ich schon wieder an Tucholsky denken, nachdem er nach Göteborg geflüchtet war (sic! - so etwas macht mich unruhig: wenn die Gemeinsamkeiten immer mehr werden und man schon weiß, dass es kein gutes Ende nimmt!).

Ich könnte mal aufstehen - denke ich bei der Lektüre- ins Wasser gehen. Die Leiter vom Steh herunter gehen, Mich vom Steg abstoßen - und diesen ganzen Driss hinter mir lassen. Deshalb geht der Mensch ja aufs Wasser und in die Luft: Die Probleme bleiben an Land!

Zurück auf der Liege, greife ich zur ef. Und lese Andre Lichtschlags geniale Metapher des Europäischen Hauses - als es noch eine Miteigentümerversammdlung, und keine Kolchose "Rote Raute". Es ist ein Unterschied, ob man sich mit seinen Nachbarn nur über das Gemeinsschaftseigentum verständigen muss: Den Flur, den Hof, die Tiefgarage, das Dach. Und dass man dafür Rücklagen bildet, und dann abstimmt, wofür sie als nächstes ausgegeben werden.

Die Wandlung zur Union a la Merkel beinhaltet dann: Die Enteignung aller Eigentümereinkommen und Wohnungen. Die Zentralisierung der Entscheidungen über die Mittelverwendung. Und zur Einstimmung eine Party für jeden Dahergekommen mit der Rechnung an die Zwangsgastgeber.

Genau so ist das! Es ist schön, von anderen zu lesen, dass sie es auch so sehen. Oder noch besser: von ihnen die Augen geöffnet zu bekommen, wie weit es eigentlich schon ist.

Die Akten lügen nicht, sagt der pensionierte Ex-Vorgesetzte zu Kommissar Dengeln. Und was Lichtschlag schreibt, wissen wir auch eigentlich - sogar aus der Zeitung. Aber man muss die Punkte richtig verbinden.

In einer der DVD-Beamer Filmnächte, die wir uns -manchmal mit den Nachbarn- geben, sahen wir Lars von Trier's "The House that Jack built". Es geht um einen Serienmörder. Der sich am Ende ein Haus aus Leichen baut - eine Reminiszenz an Brueghel und Bosch. Aber dann wieder die These: Unsere Kultur sei sublimierte Gewalt. Und die Nazis seien nur das Allzeit-Hoch (man verzeihe mir dieses Bild) dieser Sublimation gewesen. - Dazu sage ich: Nein. Da ist keine Gewalt in mir, die ich dauernd irgendwo hin lenken müsste. Es sind die anderen, die mich manchmal rasend machen. Aber nicht eo ipso. Und ich brauchen kein Gewaltverdrängensgelüste um mich für Kultur zu interessieren und zu berauschen.

Aber ich weiß: die vom Neid bewegten Milieus, die müssen irgendwo hin mit ihren Gewaltphantasien. Kann man ja nicht täglich im Büro oder Samstags beim Grillen ausleben.

Nein, an mir lag es nicht, als unsere Welt von gestern unterging. Ich hätte sie gerne noch ein bisschen behalten und genossen. Denn ich bin inzwischen in dem Alter, wo ich langsam mal dran gewesen wäre mit Ernten. Immer nur reingebuttert und jetzt endlich mal oben auf. Aber das können sie nicht haben, die sozialliberalen, vom Staat finanzierten "Eliten" und ihre verwöhnten Wechselbälger.

Ich weiß, dass es zu spät ist. Weil die Masse -obwohl mehrheitlich mit dem "für-alle-Abitur"- denkt zu langsam. Hört lieber der Mutti zu. Aber Mutti zieht bald aus. Und dann wartet der Heli auf sie. Und dann sollte man alles weitere im Kopf schon mal durchgespielt haben...

Freitag, 12. Juli 2019

Prä-holidare Vorfreude :-)

Zeit ist das neue Geld. Am letzten Arbeitstag die gesamten drei Wochen noch vor sich zu haben, ist wie eine Bonuszahlung, die man noch nicht ausgegeben hat.

Ein letzten Mal den frühen, Baseler ICE nehmen. Ein letzter Workshop. Heute Mittag etwa wird Schluss sein. Dann mit Kollegen noch auf ein Bier. Prä-holidare Vorfreude!

Die schwedischen Kollegen verabschieden sich mit "Have a nice Summer!" Sie nehmen vier oder fünf Wochen am Stück. Ich bin schon mit dreien sehr zufrieden.

Habe gestern noch die früheren Kollegen aus meinem ersten agilen Projekt getroffen. Wir verstehen uns immer noch gut, wissen heute noch mehr als früher, was wir damals aneinander hatten. Über erfolgreich abgeschlossene Projekte erzählt man ja gerne.

Ich bin aber auch urlaubsreif. Alle Akkus leer, alle Filter und Mülltonnen voll.

So... schon muss ich Schluss machen. Ich muss los...

Have a nice Summer!