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Dienstag, 11. Juli 2023

Urkunden für alle - die Bundesjugendspiele senken ihre Maßstäbe

 Bei den Bundesjugendspielen kam ich erst spät auf den Geschmack. Da traten wir längst im Stadion Rote Erde an. Und ich hatte mich nach Jahren am Homecomputer doch mal durchgerungen, regelmäßig Sport zu treiben. Hauptsächlich Fußball. Irgendwann auch Tennis und Squash. Und ich ging mit Kumpels regelmäßig zu Borussia ins Westfalenstadion.

Vielleicht war es das Gefühl, einmal im Jahr selbst in einem Stadion auftreten zu können. Ich fühlte mich als "Mehrkämpfer". Denn über Sprint, Wurf und Weitsprung waren inzwischen auch Hürdenlauf und Hochsprung dazu gekommen. Und da war ich besser als viele erwartet hatten - vielleicht weil es hier auch auf Technik ankam?

In ganz jungen Jahren war es mir eher verhasst. Nie holte ich auch nur eine Siegerurkunde. Aber in den letzten Schuljahren dann doch irgendwann die erste. Und da freute ich mich wie Bolle, endlich auch mal dazu zu gehören. Das muss so um 1986 gewesen sein.

Das Punktesystem galt ja bundesweit. Man musste sich anstrengen. Und man strengte sich an. So wie auch unsere Vorbilder im Sport: Die Nationalmannschaft, die Tennisspieler und die Leichtathleten. Irgendwie war Deutschland (bzw. die Bundesrepublik) oft vorne dabei.

Das hat sich geändert. Nationalmannschaft? Nach dem Weltmeister 2014 mittlerweile aus drei Turnieren in der Vorrunde ausgeschieden. Tennis? Rausgeflogen - aber "mit mir zufrieden". Leichtathletik? Oft zwischen den großen Veranstaltungen gut, aber selten wenn es drauf ankommt. Und Wintersport?

Wir sind nicht mehr vorne. Aber wir sind immer noch zufrieden mit uns. Das höre ich ganz oft in Interviews nach einer Niederlage. Man misst sich nicht mehr mit der Welt, sondern nur noch mit sich selbst. Ähnlich wie in der Politik. 

Und damit auch die Jugend in diese neue Vorstellung von Leistung reinwächst werden jetzt die Maßstäbe für die Urkunden bei Bundesjugendspielen geändert. Fortan muss man keinen objektiven Spitzenleistungen mehr bringen, sondern nur relative. Man muss nur noch zu den Besten der eigenen Schule gehören. Also so ähnlich wie beim SPD Programm "Abitur für alle".  „Bewegungsorientierter Wettbewerb“ statt „leistungsorientierter Wettkampf“. Damit sich weniger sportliche Schüler weniger diskriminiert fühlen. Und das Spektrum wird erweitert: Nicht mehr nur Weitwurf, sondern auch Zielwurf. 

Einige diskutieren schon, ob die Bundesjugendspiele überhaupt noch zeitgemäß seien. (Ist das nicht irgendwie Nazi?) Ulf Poschardt schlug dann gleich mal Urkunden fürs Rutschen und Rollerrennen vor. Oder für alle zum Abschluss der Skisaison. Ohne Urkunde für erfolgreiches morgens Aufstehen und in die Firma kommen verlangen ja auch schon einige.

Systematisch trainiert uns die Politik das Leistungsprinzip ab und suggeriert, Erfolg sei nur eine Frage der "Gerechtigkeit". Am besten auch einklagbar. Am Anfang mag das noch lustig sein. Aber irgendwann sickert das als Lebenseinstellung ein: Es muss reichen, dass ich hier bin.

Ein Kollege erzählte mir neulich, seine neue Kollegin im Bereich Forschung und Entwicklung sei Krankenschwester. Sie habe sich aus dem Gesundheitsdienst bei ihm in der Abteilung beworben, weil sie mal was anderes machen wollte. Und weil es keine anderen Bewerber (oder keine anderen weiblichen) gab, wurde sie genommen. "Es kommt doch nicht nur auf Qualifikation an, sondern auf Leidenschaft. Auf PASSION." Er müsse sie nur richtig anlernen, dann klappe das schon.

Ich weiß noch, wie ich 1979 aufs Gymnasium kam. Ich war stolz, ich war der erste aus der Familie. Aber von meinen Großeltern hörte ich die Frage, ob ich demnächst auf Matratzen gammeln und Hasch rauchen wolle? Ich verstand die Frage überhaupt nicht. Ich wusste nicht viel von den 68ern. Aber sie befürchteten  damals, was heute, 44 Jahre später, das Selbstverständnis von Schulen und Politikern geworden ist. Ich hätte das nie für möglich gehalten..


Sonntag, 4. Juni 2023

Warum ich jetzt vom Fußball zum Tennis wechsle

Ich habe jetzt eine Woche über den Fußball nachgedacht und festgestellt, dass sie mich eigentlich kaum noch interessiert. Sie ist langweilig geworden und ich kann Reportagen im Radio kaum noch folgen.

Folgende Befunde:

  • Es gibt einen prozyklischen Geldfluss in der Liga, der bewirkt, dass die Erfolgreichen immer reicher werden und danach noch erfolgreicher.
  • Platzhirsche wie Bayern und Dortmund müssen schon aus eigenen Fehlern straucheln, damit andere doch mal eine Chance kriegen. Deshalb haben interne Tratschgeschichten bei diesen beiden auch so hohen Unterhaltungswert.
  • Was in den 80ern noch die Ausnahme war, ist heute die Regel. Und umgekehrt: Die Lizenzmannschaften bestehen zu 90% aus Spielern, die mit der Region des Vereins nichts zu tun haben. 54% stammen nicht mal aus Deutschland, gefühlt 30% nicht mal aus Europa.
  • Diese Legionäre wechseln ihre Mannschaften etwa alle 2 Jahre. Wenn es bis zur Winterpause einmal gut läuft, und ein Neueinkauf macht Schlagzeilen, geht es fortan in den Medien um die Frage, ob er denn bleibt oder schon mit Manchester oder Madrid verhandelt.
  • Somit gibt es in allen Mannschaften jedes Jahr viele neue, ausländische Namen. Meistens entdeckte "Talente" die neu in die Liga kommen. Ich kenne sie nicht und will mir die 20 - 30 Namen auch nicht merken.
  • Trotzdem gehen Radioreporter davon aus, dass wir die Namen alle kennen. Denn sie berichten nicht vom Angriff des RB Leipzig, sondern von Nkunku. Diesen Namen kenne ich gerade noch, weil er gegen Bayern und im Pokalfinale ein Tor geschossen hat. Ansonsten weiß ich fast nie, wer da gerade angreift, weil ich die Namen nicht zuordnen kann.
  • Die Nationalmannschaft entspricht der Linienvorgabe der Regierung. Die U17 sieht schon aus wie eine Weltauswahl. Inwiefern ist sie eine deutsche Nationalmannschaft?
  • Das woke Getue und Gedöns des DFB hat unsere Nationalmannschaft in die Bedeutungslosigkeit überführt. (Ähnlich den Funktionären, die unsere Auftritte beim ESC vergeigen.). 2014 war der Höhepunkt. Der Niedergang war auffallend synchron zum Niedergang Deutschlands unter Merkels Politik ab 2015.
All das hat mich vom Fußball entfremdet. Es ist alles eine auf Wertsteigerung von Spielern und Vermarktung angelegte Geldmacherei und funktioniert im Grunde wie der Oligarchenkapitalismus aus den Büchern von Soros und Konsorten: Weltweit Talente rekrutieren, die Vereine und Fans von ihren Wurzeln entfremden und das Ergebnis weltweit vermarkten.

Die Spitzengehälter und Ablösesummen für die so entstandenen Superstars sind aberwitzig. Und das lockt jede Menge Väter an die Jugendabteilungen von lokalen Fußballvereinen. Vorzugsweise solche Väter, die selbst nichts hinbekommen haben, aber von einer Karriere ihres Sohnes träumen. Diese Väter melden ihre Söhne an und sehen fortan im Trainer den Verantwortlichen für die Erfüllung ihrer Träume. Wehe, der taugt nichts! Und im Gegner und Schiedsrichter werden Feinde gesehen, die ihre "hochbegabten" Söhne von deren Karrieren abhalten wollen. Das Ganze artet derzeit fast in Fehden aus, wie sie zwischen kleinen und großen Drogendealern um Reviere ausgetragen werden. Es fliegen die Fäuste. Unnötig zu sagen, welche Kulturkreise sich hier besonders hervortun.

Daraus folgt, dass auch der Amateurfußball keine Lösung mehr ist. Ich kenne viele bayerische Fußballfans, die mit ihren Kindern schon lange nicht mehr zum FCB gehen, sondern zu ihrem Lokalverein. Aber da tobt jetzt der beinharte Kampf um die künftigen Karrieren von Einwanderersöhnen.

Und so wende ich mich komplett vom Fußball ab und wende mich dem Tennis zu. Warum ausgerechnet Tennis
  • Ich habe es schon den 8ßern gespielt.
  • Es ist ebenso technisch wie Fußball.
  • Man trifft manierliche Leute.
  • Jeder spielt für sich. Keine Verfälschbarkeit einer lokalen "Verwurzelung". Wo ich meinen Schläger auspacke da ist mein Verein.
  • Es gibt ein weltweites, punktbasiertes Ranking. Keine Nominierungen, keine Quoten.
  • Es macht Spaß!
  • Es ist auch im Fernsehen spannend zu verfolgen. 
  • Und: Ich bzw. wir spielen es wirklich auch selbst. Im Verein :-)

Montag, 8. Februar 2021

Deutsche Sportler - jämmerliche Schneeflocken

Egal ob Handball WM, Skispringen, Ski Weltcup oder jetzt die Australian Open. Deutsche Teams und Sportler bieten querbeet ein Bild labilen Versagens. Dabei fehlt es ihnen gar  nicht an Qualitäten und Potenzialen. Im Training und Vorbereitung zeigen sie oft gute Form. Aber dann "auf dem Platz".. Wo andere der Ehrgeiz packt und ein Wettkampffieber ausbricht, da empfinden sie nur Druck und Versagensängste. Vor den Kameras treiben es manche sogar auf die Spitze und buhlen um Mitleid beim Zorn auf sich selbst.

Dazu gesellen sich mitunter Sportexperten im Fernsehstudio, die vor deprimierendem Pessimismus nur so strotzen. Sven Hannawald zum Beispiel. Wenn sie bestens gelaunt sind, beste Bedingungen herrschen und sie nur noch den eigenen Übermut fürchten, dann fragen Sie ihn, ob er Sie coachen kann. 

Die deutschen Sportler sind damit ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, auch wenn das abgegriffen klingt. Insbesondere der jüngeren Gesellschaft. Vielen von denen darf man mit Leistung und Wettbewerb oder gar Ehrgeiz überhaupt nicht mehr kommen. Da fliegen einem sofort psychologische Befunde und Einwände entgegen. Von Selbstvertrauen keine Spur. Kein Ich mehr im Wir. Kuscheln statt klotzen. 

Diese Woche startet die Ski-WM. Ich bin gespannt..

Mittwoch, 26. Februar 2014

Sochi - Winterspiele im Pappschnee

War Sochi nun eine Winterolympiade oder die Simulation davon? Wir sahen Wintersport im tauenden Schnee.

Ganz übel: Der pappige Schnee bremste die Abfahrer, die Slalomfahrer.  Einer nach dem anderen schied aus. Vor allem aber zog er die für mich schönste Disziplin in Mitleidenschaft: Die Slopestyler (früher: Trickschi). Ganz übel: Weil viele Sportler nicht genug Schwung bekamen, verkalkulierten sie sich bei ihren Figuren. Manche(r) landere früher und härter als beabsichtigt. Ganz übel erwischte es die russische Slopestylerin Maria Komissarowa. Heute kam die Nachricht, dass sie nun von der Hüfte an abwärts gelähmt ist. Wünschen wir ihr gute Besserung


Freitag, 5. Juli 2013

Fernsehbilder Lisicki in Wimbledon

Nach der Ölkrise, der Atomraketenmodernisierung, Anti-AKW Demos, Terrorismus, Inflation und  Retro-Autos begegnet uns auf dem Rückweg von der Spitze der Entwicklung ein weiteres Deja Vu: eine deutsche Wimbledonfinalistin.

Sabine Lisicki ist in den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht zu sehen. Weichen wir deshalb ins Internet aus. SkySportHD zeigt Zusammenfassungen auf YouTube, hat aber das Einbetten in Webseiten deaktiviert. Deshalb nur Links:

Achtelfinale Lisicki vs. Stosur: http://youtu.be/gDnggRwwbCM
Viertelfinale Lisicki vs. Williams: http://youtu.be/xsakHuZLaIs