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Dienstag, 19. März 2024

Die Zeit läuft weiter rückwärts

Leonid Wolkow, ein früherer Vertratuer von Nawalny, legt in seinem Buch "Putinland" den Tag, ab dem die Zeit in Russland begann rückwärts zu laufen, auf den 24.09.2011. Da verkündeten Putin und Medwedew ihren abermaligen Rollentausch in der Staatsführung. Ich hatte hier schon 2010 geschrieben, das Gefühl einer rückwärts laufenden Zeit zu haben: - Demos gegen Kernenergie - Neuer Terrorismus - Modernisierung der westlichen Atomwaffen - Ölkrise bzw. stark steigende Benzinpreise Inzwischen sind mehr als zehn Jahre vergangen und es ist etliches dazu gekommen: - Neue Ost-West-Konfrotation mit Russland - Fortsetzung bzw. Restauration des alten russischen Imperialismus, der früher unter dem ideologischen Deckmantel einer kommunistischen "Befreiung" vom Faschismus lief. - Eine immer weiter zunehmende Entfremdung der Generationen. Damals: die 68er gegen das Establishment. Heute die verratenen Konservativ-Liberalen gegen die autoritären Woken. - Eine offensive Kriegs- und Waffenlobby in Deutschland. D. h. gefühlt sind wir etwa in den 60er Jahren angekommen. Wenn es in dem Tempo weitergeht, werden wir auch noch die 50er und 40er Jahre erleben.

Dienstag, 5. April 2022

Zurück an der Front..

Und plötzlich ist man ganz nah dran. Wir hatten uns im November aus Berlin zurückgezogen, ins ruhige Havelland - dachten wir. Dachten wir so wie eine frühere Kollegin, die sich in Norwegen ein "ruhiges Grundstück in der Nähe eines still gelegten Marinehafens" gekauft hatte und ein Blockhaus am Strand errichtete. Jetzt sieht sie im Sonnenuntergang die Silhouetten von Marineschiffen im Manöver. 

Oder wie ein früherer Kollege aus Göteborg. Als ich dort ein Projekt hatte, wandelte ich abends oft am Kai entlang. Dort war auch ein alter Marinestützpunkt mit museumsreifen Kriegsschiffen. Am Wochenende hörte ich von ihm, dass der nun reaktiviert worden sei. Keine Museumsschiffe mehr, sondern einsatzbereites Kriegsgerät. 

 Und am Sonntag bezog ganz in der Nähe eine Busladung Heeressoldaten der Bundeswehr ihre Unterkunft. Denn es soll ins Panzermanöver nach Klietz gehen. Zuvor hatten wir zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder eine Kolonne der Bundeswehr auf der B5 gesehen. Hatte ich nicht mal geschrieben, dass seit ca. 2011 die Zeit rückwärts läuft? Jetzt sind wir mindestens im kalten Krieg angekommen, für manche ist er sogar richtig heiß und mörderisch. 

 Da war die Pandemie nach dem dunklen, kalten Kryptowinter vorbei da steht das nächste große Ding an. Meine Branche freute sich schon auf wieder anspringende Lieferketten - bis dato war es vor allem ein Mangel an Steuergeräten gewesen. Jetzt bekommen wir auch keine Kabelbäume mehr. Und vielleicht bald auch keine Rohstoffe mehr aus Russland, die man für den Zusammenbau eines Elektroautos so braucht. Schon mehrmals hatte ich seit 2002 Stefan Zweig's "Welt von gestern" in die Hand genommen. Zu frappierend sind die Ähnlichkeiten zwischen uns heute und seiner Sicht auf die Welt vor dem ersten Weltkrieg. Nicht nur dass auch wir gläubige Anhänger von Wissenschaft, Technik und Kultur geworden waren. Die Krieg für eine Angelegenheit von gestern hielten, wie Gespenster und Aberglaube. Aber es ist alles zurück. Die komischen Figuran in Präsidentenämtern, die Kriegstreiber, die Kriegsgewinnler. Die Provokateure. Die Lügner und Kulissenschieber. Die Propagandamedien. 

Man muss jetzt selbst strategisch denken - und handeln. Längst müssen wir einen großen Teil unserer Wachzeit damit verbringen, endtweder Flucht oder Überleben vorzubereiten. Erst im Februar hatten wir hier im Havelland unseren ersten 10h-Stromausfall. Als der Orkan durchwehte. Da wird einem schlagartig klar, was man noch braucht. Und was man nicht mitnehmen würde, auf eine Fluchtroute gen.. ja, wohin eigentlich? Anfang 2020 hatten wir noch mit der polnischen Ostsee geliebäugelt. Ich dachte, den Westen (Frankreich) kannste vergessen. Die Freiheit liegt in Osteuropa. 

Aber jetzt ist es wieder anders. Im Osten, gleich hinter der polnisch-ukrainischen Grenze, regieren die Oligarchen. Da werden Komiker zu Präsidenten gemacht und Boxer zu Bürgermeistern. Und beide haben ihr Volk nicht vor Krieg bewahrt. Nee, haben es drauf ankommen lassen. Haben dem Bär auf die Tatzen getreten. Wenn Merkel einmal im Leben etwas richtiges getan hat, dann war es die Ablehnung, die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Die Ukraine gehört nicht mit Waffen aufgerüstet, sondern als neutrale entmilitarisiert und garantiert. Wer aber so redet, gilt im Land der Kindergärtnerinnen als Putinversteher. Versteher gilt überhaupt als Schimpfwort. Übrigens genauso wie Querdenker. Oder besorgt sein. Oder in Wut. 

Trump hatte es alles vorhergesagt: Kein Nordstream 2. Höhere Rüstungsausgaben. Klartext mit Putin, mit Kim Jong-un und mit Xi Jinping. Aber wenn der Falsche das Richtige sagt, ist das ja falsch. Unsere stehen dicht hinter Baerbock, Habeck, Lambrecht und.. wie hieß noch unser Bundeskanzler?

Montag, 22. November 2010

Die Zeit läuft rückwärts

Vor zwei Jahren, als wir in Mitte auf die Anti-AKW Demo gingen, fiel es mir zum ersten mal auf: Die Zeit hat angefangen rückwärts zu laufen. Ein paar Beispiele aus den Nachrichten:

- Gorleben
- Raketenstationierungen in Europa
- Terrorismus
- Ölkrisen
- Vollbeschäftigung und konzeptloses Gerede über Einwanderung
- Inflation

Und auch die Fronten innerhalb von Europa werden bald wieder aufbrechen: Sowohl zwischen den Ländern als auch innerhalb der Länder zwischen oben und unten.

Donnerstag, 29. April 2010

Homo Retro

Habe Max Frischs "Homo Faber" entdeckt:
Der Mann will die Frau als Geheimnis, um von seinem eigenen Unverständnis begeistert und erregt zu sein.

Allein für diesen Satz: Nobelpreis! Gilt heutzutage auch für die Technik. Also, das mit dem Unverständnis. Treffe vieler solcher Leute in Projekten. Am Anfang Begeisterung. Später oft Ernüchterung. Obwohl die Technik nichts dafür kann. Kurioserweise laufen die Projekte mit Frauen meistens besser. Warum erst jetzt entdeckt (den Faber, also den Frisch)? Ich lese ja schon seit dem Abitur nur noch, was ich will. Nicht was ich muss. Und ich habe schon mehrmals erwähnt, dass das Leben nach dem Vierzigsten rückwärts läuft. Nehme nun Dinge mit, die ich auf dem Hinweg habe liegen lassen.

Wovon ich heute mehr habe als früher: Gelassenheit. Vergleiche das mit den gebotoxten Hollywoodschauspielerinnen. Sie wollen nicht einfach irgendwie jünger aussehen. Sie wollen nochmal ganz bestimmte frühere Lebensphasen nacherleben, mit der Gelassenheit von heute. Da bin ich mir sicher. Männer hingegen wollen die Autos von früher fahren. Das ist einfacher zu organisieren.

Alles läuft rückwärts. Es fing an an dem Tag, als irgendwelche Gläubige die Internetbüros in New York zurück ins Mittelalter sprengten. Kybernetisch gesprochen könnte man sagen: Sie haben die Energie unseres Systems nur ein bisschen umgelenkt, und schon wurde es zur Zeitmaschine. Seitdem: Alles rückwärts. Krieg kam wieder. Aber jetzt nur im Fernsehen. Religion kam wieder. Dann wie gesagt die Autos von früher, gleiche Namen aber nicht gleiches Design. Werden trotzdem gekauft. Dann die große Depression, also wirtschaftlich. Dann die Massenarmut. Dann die Musik: immer nur die Stücke von damals, gesungen von ganz jungen Menschen. Der Moderator der Hitparade fordert uns nicht mehr auf, Postkarten zu schreiben, sondern anzurufen. Und eine Jury sitzt mit am Tisch und sagt den Sängern unverblümt, was man früher nur hinter verschlossenen Türen gesagt hätte. Auch Videospiele auf Computern von früher kommen wieder (Beweis von Werner).

Was auch wiederkommt: Schwarze Freitage und Staatspleiten. Bald auch Inflation? Man weiß es nicht. Kann man nur spekulieren und als Techniker halte ich mich nur an Fakten.

Mir begegnen auch Leute von vor zwanzig Jahren wieder. Beziehungsweise sie schreiben mir. Wenn sie mich entdeckt haben. Am Anfang: großes Hallo. Aber ein Treffen klappt irgendwie nicht. Wenn ich mal einen Termin in Hamburg oder Dortmund oder Düsseldorf habe, der Terminkalender ist immer voll. Manchmal genügt es mir aber, dass man sich hätte treffen können.

Auch die Atomkraftgegner kommen wieder. Es verblüfft mich. Hätte man damals schon Digitalkameras und USB-Sticks gehabt, man bräuchte die Filme nur rückwärts laufen zu lassen. Wie weit wird das noch gehen? Politisch zum Beispiel kann einen das beunruhigen. Manches will man ja nicht wieder haben. Ich denke: Wenn es hart auf hart käme, wir könnten uns innerhalb einer Stunde ins Ausland retten. Techniker braucht man überall. Ich verstehe nicht, warum alles rückwärts läuft und womit das zusammenhängt.

Meine einzige Theorie: Die Ausdehnung des Universums ist zum Stillstand gekommen und es beginnt die Kontraktion. Welch ein Zufall, dass ich ausgerechnet jetzt lebe und dabei bin. Statistisch gesehen fast unmöglich. Vielleicht sollte ich Lotto spielen.