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Freitag, 6. Januar 2006

Ein paar Tips für gründungswillige Softwareentwickler

Ich hatte in den vergangenen Jahren Gelegenheit, einige Existenzgründer aus dem Bereich IT aus der Nähe beobachten oder sogar beraten zu können. Ich stand auch schon mehrmals selbst vor der Frage bzw. Gelegenheit, den Schritt zu wagen. Folgende Empfehlungen -insbesondere unter dem Aspekt geistiges Eigentum- würde ich aus meinen Beobachten und Erfahrungen ableiten:

Das Team:
- halte ich für den wichtigsten und schwierigsten, kritischen Erfolgsfaktor. Einerseits braucht man heterogene Kompetenzen (Technik, Marketing, Qualität, Kreativität, Führung, Management, Spirit) andererseits viele Gemeinsamkeiten und den gemeinsamen Glauben an die Gelegenheit und die eigene Fähigkeit, diese erfolgreich nutzen zu können.
Typisch ist:
Alle sind entweder im Angestellenverhältnis oder in der Endphase ihres Diploms oder Doktor. Wer macht den ersten Schritt in die Vorbereitung der Selbstständigkeit? Wer fängt an, der Garagenarbeit nach Feierabend mehr Priorität einzuräumen als der Angestelltenkarriere? Der- oder diejenige, die sich das als erste traut, ist wohl die stärkste Unternehmerpersönlchkeit innerhalb des Teams. Und springen die anderen dann nach? Oder werden ständig neue Voraussetzungen formuliert? Dann kann man es bald vergessen und der Gründer ist bald wieder allein.

Die Finanzierung:
Typisch ist: Erst wird das eigene Ersparte aufgebraucht, danach schießen Freunde oder Verwandte zu. Dann ist auch das irgendwann verbraucht. Dann kommt der Gang zu den öffentlichen Einrichtungen. Und Banken. Das "Problem" ist, dass die meisten Techniker und Informatiker bis zu diesem Tag nur wenig über die Grundprinzipien der Unternehmensfinanzierung gehört haben.
Die Krux ist: Es gibt von anderen immer nur "Co-Finanzierungen". Für jeden Euro, den man selbst aufbringt, legen andere u.U. noch einen Euro dazu. Das ist das Prinzip des Risikomanagements. Man braucht umso weniger aufwendige Businesspläne, wenn man vorhandene Mitinvestoren vorzeigen kann. Denn wenn man selbst bereit ist, eigenes Geld zu investieren, dann muss was daran sein. Danach kommt der eigene innere Kreis. Und erst zum Schluss externe Finanzinvestoren. Auf diese Weise zerstreut man auch die Abhängigkeit von Investoren über mehrere Parteien. Der Investor selbst denkt genauso: Er streut seine Investments über mehrere Unternehmen. Und die öffentlichen Fördertöpfe sind heute ebenso gestrickt: Es gibt nur Ko-Finanzierungen, meistens phasen- oder zweckgebunden.

Schutzrechte:
Zwischen der Anmeldung eines Patentes und seiner Erteilung vergehen bis zu zwei Jahre. Und es werden immer wieder Kosten auch nach der Anmeldung fällig. Für die Anmeldung und Formulierung eines Patentes durch einen guten (branchenspezifischen) Patentanwalt fallen Kosten zwischen 2.000 und 3.000 EURO an. Für das Prüfungsverfahren (Amtsgebühren und Erwiederung von Einwänden des Patentamtes durch den Anwalt) fallen schnell noch einmal 1.000 EURO an, wenn es aufwendig wird. Nach einem Jahr schon muss die Entscheidung darüber fallen, ob man das Patent internationalisieren will. Es ist nicht empfehlenswert, sich gleich nach der Patentanmeldung selbständig zu machen, sondern abzuwarten, wie sich die Patentanmeldung entwickelt. Ich würde empfehlen, die Prüfung gleich mit zu beauftragen, denn um so eher weiß man, woran man ist.
Bei softwareimplementierten Anmeldungen sollte man die Mehrausgabe für eine europäische Patentanmeldung überlegen, da die Hürden für die Patentanmeldung hier erfahrungsgemäß etwas niedriger sind, als beim deutschen Patentamt.
Patentierungskosten werden für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) durch das INSTI Projekt (Bundesministerium für Bildung und Forschung) gefördert. Die Förderbedingungen sind hier dokumentiert.
Auch Bundesländer fördern mitunter die externen Kosten für eine Patentanmeldung. Häufig werden jedoch nur produzierende (also Arbeitsplätze schaffende) Unternehmen gefördert, keine Freiberufler und 1-Personen-Unternehmen.