Mittwoch, 21. März 2012

"Der Fortschritt bleibt mit der OPEL-Zuverlässigkeit verbunden"

Admiral, Kapitän und Diplomat. "Wagen der Weltklasse" - Das war einmal der Anspruch des OPEL-Management. Den Diplomat positionierte OPEL mal gegen die Mercedes S-Klasse. Auch Ascona, Manta und Kadett liefen immer oben mit. OPEL verdiente Geld mit allen Käuferschichten. Das ist vorbei.

OPEL ale Marke kennt noch jeder. Aber bei den Modellreihen hört es schon auf: Astra und Corsa kennt man so gerade noch, obwohl man wenig über sie liest oder sieht. Aber Agila? Meriva, Antara, Vivaro?? Nie gehört. Hat OPEL mit irgend einer Neuerung Schlagzeilen gemacht? Ja, dem Elektroauto Ampera. Aber der läuft nicht. Das muss nicht am Konzept liegen, ich halte den Reichweitenverlängerer für die momentan beste Antwort auf die eingebildete Reichweitenangst. Aber lesen tun wir immer nur von Angst und Problemen bei OPEL: Selbstentzündung, Überkapazität, Werksschließungen. Traurige Kapitel.

Und wieder mal sind aus Sicht des Managements alle Schuld, nur nicht sie selbst. Ja, die Finanzkrise und hohe Arbeitslosigkeit in Südeuropa schwächt die Käuferschichten. Hätte man doch nur auch in Premium investiert, wozu hat man denn das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim? Wird da nur in Produktionstechnik und Kostensenkungen investiert? Wer einmal einen Mietwagen von OPEL aus einer Tiefgarage bugsieren musste, fragt sich, wer bei den Rüsselsheimern die Vorgaben für Anzeigen und Bedienung macht (Entschuldigung..). Premium hat OPEL nicht. Ein gutes Image auch nicht mehr. Drei Jahre Negativschlagzeilen, wer kauft denn sowas? "Das Management verliert allmählich die Geduld" steht im Handelsblatt. Tja, wann verlieren wohl die GM Aktionäre die Geduld mit diesem Management? Oder die Bandarbeiter in Bochum?

Ich bin ja schon still. Was OPEL demnächst an Marktanteilen preisgeben wird, werden sich andere schnappen, die größere Pläne haben. Aus der Autokrise ist inzwischen eine OPEL-Krise geworden. Auch die deutschen Premiummarken verdienen zu Hause nicht so berauschend. Aber sie haben verstanden, wo man für Made in Germany noch bereit ist, einen EURO mehr zu bezahlen.

Montag, 19. März 2012

H- (WOB) - B: Warum die Bahn durch Wolfsburg rauscht

Tja. Am Anfang dachte ich in WOB immer nur, was alle Pendler dachten: Augen zu und ab zum Werk, arbeiten, Augen zu und zurück zum Bahnhof. Inzwischen aber hat der Wolfsburger Bahnhof fast Kultstatus. Immer mehr fangen an, ihn zu mögen. Und auch die Stadt, jedenfalls in Nähe des Bahnhofs. Wolfsburg gibt sich alle Mühe, immer besser auszusehen. Zwischen Bahnhof und Mittellandkanal kann man inzwischen sogar spazieren gehen, direkt am Wasser.

Nur wie der Geschäftsbereich Traktion seine Kunden behandelt, das geht immer noch auf keine Kuhhaut:

Sonntag, 18. März 2012

Der grundlegende Irrtum heutiger Medienmanager - und wie man ihn korrigieren könnte

Eine der größten Fehlkonstruktionen unter den Geschäftsmodellen ist die einer Werbung, die die große Erwartungshaltung einer großen Menge zu missbrauchen gedenkt.

Wenn ich z.B. auf BILD Online einen Bericht über Gauck lese und mir dazu ein Video angeboten wird. Nach dem Lesen will ich meinen Gedankenfluss und meine Aufmerksamkeit nicht unterbrechen lassen, sondern das Video nahtlos daran anknüpfen lassen. Mir dann aber zuerst einen Werbespot von Eon zu einem komplett anderen Thema zuzumuten ist krass respektlos. Die Idee des Werbespots ist ja, dass ich diesen wahrnehme und seine Botschaft verfolge und auch noch speichere, damit ich später etwas tue. Der Werbespot wird dorthin gesetzt, wo er mich erwischen kann. Wo ich eh schon bin, weil ich mich für etwas anderes interessiere. Ein funda-"mentaler" Wechsel meiner Gedanken ist da also einkalkuliert und beabsichtigt. Würde ich dem folgen, wäre ich aber raus aus dem Thema, das mich zu diesem Werbespot gebracht hat. Ich würde nicht in Sekundenschnelle wieder zum Gauck zurückkehren. Wäre es aber das Kalkül von BILD, dass ich dieses Video eh überhöre und übersehe, weil ich ja auf Gauck warte, wäre dies unseriös Eon gegenüber. Denn Eon bezahlt BILD ja dafür, dass sie meine Präsenz und Aufmerksamkeit, in dem Sinne, dass ich mich gerade mit nichts anderem beschäftige, ausnutzen und entführen dürfen.

Dieses Geschäftsmodell ist absurd. Es basiert auf der Annahme, dass Menschen bereit sind, sich gedanklich entführen zu lassen, nur weil sie gerade massenhaft in einer gemeinsamen Erwartungshaltung versammelt und ansprechbar ("adressierbar") sind.

So etwas passiert aber nicht nur in den Medien. Wenn ich z.B. morgens -und wie immer spät dran, wie fast alle anderen- in den Hauptbahnhof hetze, die Rolltreppe zu meinem Gleis vor Augen, will ich nicht von einer Kreditkartenverkäuferin aufgehalten werden. Die Tatsache, dass wir hier alle vorbei kommen rechtfertigt kein Geschäftsmodell das auf der Annahme einer hohen Responserate basiert. Wir sind alle hier, haben aber keine Zeit bzw. keine Aufmerksamkeit für irgendetwas anderes als unseren Zug.

Aber viele Manager denken so. Sie glauben auch, dass man einen Wissensarbeiter, also jemanden, der bei seiner Arbeit nachdenken und reflektieren muss, in einer Stunde zehnmal unterbrechen darf. Sie rechnen dann immer noch so, dass der Wissensarbeiter eine Stunde lang geleistet hat, abzüglich der Minuten, für die ihn sein Manager unterbrochen hatte. Doch modernere Manager wissen inzwischen, dass Aufgabenwechsel Zeit kosten. Immens viel Zeit. Sie gehen zulasten des Outputs und seiner Qualität. Tom de Marco hat dies u.a. in "Wien wartet auf Dich" beschrieben.

Noch deutlicher wird dies beim Musikhören. Musik ist Flow. Wenn man bei einem Stück zehnmal unterbrochen wird und danach an derselben Stelle fortsetzen kann, dann hat man anschließend nicht das ganze Stück genossen.

Kann man das Kennzahlgläubigen begreiflich machen? Kann man sie dazu bringen, dass sie sich intelligente Werbung ausdenken, und uns nicht mehr bei der Arbeit unterbrechen?

Samstag, 17. März 2012

Crash in Zeitlupe: Besuch im Kunstmuseum Wolfsburg

Gibts nicht nur an der Börse: Crash auf Raten

Wenn der ICE in Wolfsburg das nächste mal an Dir vorbei rauscht und Dich stehen lässt, nutze die Gelegenheit: Laufe die Fußgängerzone in der Porschestraße hoch bis zum Ende und besuche das Kunstmuseum Wolfsburg.

Da gibts noch für einige Zeit zwei sehr gute Ausstellungen: "Die Geometrie des Augenblicks" über den "Magnum" Fotografen Henri Cartier-Bresson. Und die "Kunst der Entschleunigung".

Los gehts mit "Entschleunigung". Vor der Tür: Der Crash in Zeitlupe, der 1cm pro Stunde Vortrieb leistet. Wir gehen rein und lernen: Das Lebensgefühl einer überfordernden Beschleunigung ist 250 Jahre alt. Seitdem leiden Menschen unter dem Gefühl, nichts mehr zu Ende denken oder bringen zu dürfen, bevor sie etwas neues anfangen müssen. "Velozeferisch" nannte Goethe das.

Beschlauliche Gemälde vom Vollmond am Strand, einem Blick in die Wolen bereitet die spätere Fallhöhe. Geht über in abstrakte Darstellungen von Geschwindigkeit und der Zentrifugalkraft der Kurve. Dann Autos, Flugzeuge, Raketen.

Dann die Geschwindigkeit der Computerbörse. Ein Video, "Middlemen". Niedergeschlagene Männer in einem Börsensaal, der mit Papieren übersät ist. Plötzlicher, schneller Kurssturz. Man denkt: In einer Welt, in der man sich mit Papieren und Computern um sein gesamtes Hab und Gut bringen kann, stimmt sowieso etwas nicht.

Daneben zwei Photos aus einem japanischen Börsensaal. Hunderte Händler und Makler beengt in Reihe und Glied vor ihren Handels-PCs, wie Soldaten. Womöglich acht Stunden am Tag. Womöglich jeden Tag. Highspeedhandel anno 1997. Die Fotos haben Plakatgröße, damit deutlich wird, wie absurd das eigentlich ist. Highspeedhandel ist immer so schnell, wie die IT-Ressourcen es zulassen. Neben der militärischen Verschlüsselungstechnik ist er inzwischen Fortschrittstreiber Nummer eins in der Computerbranche. Damit ist die kostolyanische Kunst der reflektierten Spekulation einer bewusstlosen Hyperaktivität gewichen, die uns ins Verderben stürzt, wenn sie instabil wird. Wie bei einem Reaktorunfall können wir nicht mehr beobachten, was vor sich geht, sondern müssen ggf. postmortem rekonstruieren, was passiert ist. Und warum. Und "warum?" ist überhaupt eine völlig deplatzierte Frage geworden im Zeitalter der Beschleunigung..

Am meisten beeindruckt hat mich die Visualisierung der schnellen Vergänglichkeit des geschriebenen und gesendeten Wortes (die "Erregermaschine"). Hier nicht dargestellt, als Empörungsspannung die durch den Dreh im moralischen Magnetfeld entsteht. Sondern als Wasserfall, der Worte formt, die beim Runterfallen außeinander driften und unten vom Leser schon nicht mehr zu entziffern sind. Ein Wort fällt aufs andere. Jeden Entzifferungs- und Deutungsversuch muss man vor seinem Ergebnis abbrechen, weil das nächste Wort schon gefallen ist.

Ein kluger Spruch an der Wand:
Die Beschleunigungsleistung (Anm.: oder die Bewegungsnergie) steigt überproportional mit der Geschwindigkeit. Deshalb bekommt man auch soviel Energie zurück, wenn man entschleunigt.

Ein anderer Spruch von Anselm Kiefer über die Nachbildung einer ausgegrabenen Trümmerstadt:
Trümmer sind Zukunft an sich.
Er meint, weil alles mal zum Trümmer wird. Darüber wächst Gras. Dann eine neue Stadt. Darüber wachse dann wieder Gras. Und so weiter.

Zwischendurch empfiehlt sich eine Pause im japanischen Garten des Museums.

Die schwarz-weißen Momentaufnahmen von Cartier-Bresson kennen wir: Der Mann, der mit seinem Spiegelbild über die Pfütze springt. Der Mann mit dem dreieckigen Mantel vor der Allee. Seine Reisefotos machen den Großteil seines Werkes und dieser Ausstellung aus. Besonders interessant finde ich den Dokumentationsfilm: Cartier-Bresson selbst und Freunde erzählen die Geschichten seiner Fotos. Ein Freund sagt: Er hatte einen Instinkt für politische Fotos. Er reiste viel. Und irgendwie immer dorthin, wo der Ball hinkommen sollte, wo ein Weltereignis passieren sollte.

So erzählt Bresson selbst von einer Sitzung mit Ghandi, den er am nächsten Tag fotografieren wollte. Er zeigt ihm seine Fotos, besprach die Sitzung. Ghandi habe eines, auf dem ein Leichenzug zu sehen ist, lange in der Hand gehalten und gesagt: "Der Tod, der Tod, der Tod." Später verabschiedete sich Ghandi von ihm, ging raus - und wurde erschossen.

Crash in Zeitlupe: Besuch im Kunstmuseum Wolfsburg



Gibts nicht nur an der Börse: Crash auf Raten

Wenn der ICE in Wolfsburg das nächste mal an Dir vorbei rauscht und Dich stehen lässt, nutze die Gelegenheit: Laufe die Fußgängerzone in der Porschestraße hoch bis zum Ende und besuche das Kunstmuseum Wolfsburg.

Da gibts noch für einige Zeit zwei sehr gute Ausstellungen: "Die Geometrie des Augenblicks" über den "Magnum" Fotografen Henri Cartier-Bresson. Und die "Kunst der Entschleunigung".

Los gehts mit "Entschleunigung". Vor der Tür: Der Crash in Zeitlupe, der 1cm pro Stunde Vortrieb leistet. Wir gehen rein und lernen: Das Lebensgefühl einer überfordernden Beschleunigung ist 250 Jahre alt. Seitdem leiden Menschen unter dem Gefühl, nichts mehr zu Ende denken oder bringen zu dürfen, bevor sie etwas neues anfangen müssen. "Velozeferisch" nannte Goethe das.

Beschlauliche Gemälde vom Vollmond am Strand, einem Blick in die Wolen bereitet die spätere Fallhöhe. Geht über in abstrakte Darstellungen von Geschwindigkeit und der Zentrifugalkraft der Kurve. Dann Autos, Flugzeuge, Raketen.

Dann die Geschwindigkeit der Computerbörse. Ein Video, "Middlemen". Niedergeschlagene Männer in einem Börsensaal, der mit Papieren übersät ist. Plötzlicher, schneller Kurssturz. Man denkt: In einer Welt, in der man sich mit Papieren und Computern um sein gesamtes Hab und Gut bringen kann, stimmt sowieso etwas nicht.

Daneben zwei Photos aus einem japanischen Börsensaal. Hunderte Händler und Makler beengt in Reihe und Glied vor ihren Handels-PCs, wie Soldaten. Womöglich acht Stunden am Tag. Womöglich jeden Tag. Highspeedhandel anno 1997. Die Fotos haben Plakatgröße, damit deutlich wird, wie absurd das eigentlich ist. Highspeedhandel ist immer so schnell, wie die IT-Ressourcen es zulassen. Neben der militärischen Verschlüsselungstechnik ist er inzwischen Fortschrittstreiber Nummer eins in der Computerbranche. Damit ist die kostolyanische Kunst der reflektierten Spekulation einer bewusstlosen Hyperaktivität gewichen, die uns ins Verderben stürzt, wenn sie instabil wird. Wie bei einem Reaktorunfall können wir nicht mehr beobachten, was vor sich geht, sondern müssen ggf. postmortem rekonstruieren, was passiert ist. Und warum. Und "warum?" ist überhaupt eine völlig deplatzierte Frage geworden im Zeitalter der Beschleunigung..

Am meisten beeindruckt hat mich die Visualisierung der schnellen Vergänglichkeit des geschriebenen und gesendeten Wortes (die "Erregermaschine"). Hier nicht dargestellt, als Empörungsspannung die durch den Dreh im moralischen Magnetfeld entsteht. Sondern als Wasserfall, der Worte formt, die beim Runterfallen außeinander driften und unten vom Leser schon nicht mehr zu entziffern sind. Ein Wort fällt aufs andere. Jeden Entzifferungs- und Deutungsversuch muss man vor seinem Ergebnis abbrechen, weil das nächste Wort schon gefallen ist.

Ein kluger Spruch an der Wand:
Die Beschleunigungsleistung (Anm.: oder die Bewegungsnergie) steigt überproportional mit der Geschwindigkeit. Deshalb bekommt man auch soviel Energie zurück, wenn man entschleunigt.

Ein anderer Spruch von Anselm Kiefer über die Nachbildung einer ausgegrabenen Trümmerstadt:
Trümmer sind Zukunft an sich.
Er meint, weil alles mal zum Trümmer wird. Darüber wächst Gras. Dann eine neue Stadt. Darüber wachse dann wieder Gras. Und so weiter.

Zwischendurch empfiehlt sich eine Pause im japanischen Garten des Museums.

Die schwarz-weißen Momentaufnahmen von Cartier-Bresson kennen wir: Der Mann, der mit seinem Spiegelbild über die Pfütze springt. Der Mann mit dem dreieckigen Mantel vor der Allee. Seine Reisefotos machen den Großteil seines Werkes und dieser Ausstellung aus. Besonders interessant finde ich den Dokumentationsfilm: Cartier-Bresson selbst und Freunde erzählen die Geschichten seiner Fotos. Ein Freund sagt: Er hatte einen Instinkt für politische Fotos. Er reiste viel. Und irgendwie immer dorthin, wo der Ball hinkommen sollte, wo ein Weltereignis passieren sollte.

So erzählt Bresson selbst von einer Sitzung mit Ghandi, den er am nächsten Tag fotografieren wollte. Er zeigt ihm seine Fotos, besprach die Sitzung. Ghandi habe eines, auf dem ein Leichenzug zu sehen ist, lange in der Hand gehalten und gesagt: "Der Tod, der Tod, der Tod." Später verabschiedete sich Ghandi von ihm, ging raus - und wurde erschossen.

Mittwoch, 14. März 2012

"Es sind nur Bürgschaften, da fließt ja kein Geld"

Quelle: verdi "Eurokrise ohne Ende", März 2012

Braucht es zum Verständnis der Ursachen unserer EURO-Krise mehr als die oben gezeigte Grafik? Die europäischen Staatsschulden lagen lange auf unterschiedlichen aber konstanten Niveaus. Dann kamen Lehman, IKB, Hyporeal, Commerzbank usw..

Vielleicht stört Sie das rote Wappen oben links in der Ecke. Gegenfrage: Wäre es vertrauenswürdiger, wenn dort das Abzeichen einer Frankfurter Großbank stünde?

Allein für die erste Runde der Bankenrettungen wurden Summen locker gemacht, die wir sonst in fünf bis sieben Jahren für Langzeitarbeitslosigkeit ausgeben (vgl. Quelle: Offener Haushalt). Erst danach kamen die Rettungspakete EFSF und ESM und vervierfachten die Bürgschaften. Schäuble jubelte sie dem Bundestag, also uns, unter mit den Worten: "Das sind ja nur Bürgschaften, da fließt kein Geld." Schäuble bestritt vor der Bundestagsabstimmung Gerüchte, die EU wolle die Summe auch noch hebeln. Nach der Zustimmung bezeichnete er genau das als geboten, stimmte zu - und versagte am Markt. Kein Investor wollte noch Anleihen zeichnen, wenn Schäuble und Co. dafür nur eine Teilsicherheit gaben. Schäuble hat sich abwechselnd gründlich verschätzt und uns hinters Licht geführt.

Inzwischen ist klar, dass Geld fließen wird. Die aktuelle Umschuldung Griechenlands kostet uns mehr als 10 Mrd, schreiben die Zeitungen. "Ja, aber immer noch billiger als die Kettenreaktion einer Staatspleite", sagen Merkel und Schäuble. Und schwingen die Kriegsangstkeule.

Über die Verhältnisse gelebt, lautet der Vorwurf in Richtung Griechenland. Die Manipulation dieser Aussage liegt darin, alle Bürger eines Staates über einen Kamm zu scheren. Nicht "die" sondern die oberen -in Griechenland sind es wirklich maximal- zehntausend haben über ihre, also unsere, Verhältnisse gelebt.

Bankenrettung plus Steuerhinterziehungen in Staatsschuldenhöhe. Da kann man nicht von "Staatschuldenkrise" reden. Es sind die Steuerhinterzieher der Oberschicht, die dem Staat etwas schulden, aber nicht einlösen.

Geht man zurück an den Anfang der Geschichte, war es vielleicht aber doch so (ich wollte das lange nicht akzeptieren): Clinton befahl, jeder, auch Kredit"unwürdige", soll sich sein Häuschen bauen können. Gut, dachten die Hypothekenbanken, dann müssen wir eben. Aber die Risiken wollen wir nicht auf uns sitzen lassen. Und so lange das Schneeballsystem steigender Immobilienpreise läuft, geht's ja.

Sie reichten die faulen Kredite verbrieft an Investmentbanken weiter, die die Risiken neu mischten. Dann verkauften die Versicherungen noch passende Ausfallversicherungen dazu. Fertig.

Ich glaube, so war es. Mit gutem Willen kann man fragen: Wieso sollten die Banken die politisch gewollten Risiken auf sich sitzen lassen? Am Anfang steht doch ein Politikversagen. Und es ist vielleicht -wenn es das gibt- das schlechte Gewissen der Politik, das sie die Banken retten lässt.

Aber wie schlimm ist die Krise wirklich? Wolf Lotter weist in der neuen brand eins zurecht darauf hin, dass die Krise "bei den Leuten nicht ankommt". Weil wir mal eben auch einen Rekordexport in Billionenhöhe hatten. Er nennt ein Beispiel aus den Siebzigern, als Helmut Schmdt die Ölkrise ausrief. Doch einen Engpass hat es nie gegeben. In dem Jahr der autofreien Sonntage verbrauchte die alte BRD mehr Öl als in den Jahren direkt davor und danach. Die Ölkrise war im Nachhinein Vorwand für andere Maßnahmen.

Wir sind nicht aufgeklärter als damals. Das glauben wir nur, wegen des Internets. Aber Google und Co. lenken uns inzwischen mehr als wir ahnen. Wir bekommen immer mehr vom Gleichen, von dem, was wir schon gelesen haben und zu diesem in Kongruenz steht. Haben wir eine Krise? Oder wer hat die Krise?

Hundertprozent Verschuldungsgrad bezogen auf einen Jahreshaushalt, das ist doch ein Niveau, das man als Privatmann stemmen kann. Die Finanzierung einer Immobilie beträgt meist mehrere Nettojahresgehälter. Ok, die fließt in einen Wert, nicht in den Konsum. Aber die Summe, die man abtragen muss, ist in einer überschaubaren Zeit zu leisten, wenn man alle anderen Posten extrem runterfährt.

Und das verlangen Schäuble und Merkel von "den" Griechen und Spaniern: Die Schließung von Universitäten und Schulen, Rentenkürzungen und mal eben die Kompletterneuerung der griechischen Wirtschaft. Schnöselige Jungliberale, die nichts vom Leben wissen, fordern die mit Existenzangst ringende Bevölkerung zu mehr Kreativität und Produktivität auf.


Mit der Frage ob bald Hyperinflation droht, haben sich unsere Volkswirte offenbar immer noch nicht beschäftigt. Zwar ist Weimar hier unser Trauma, aber bis heute haben sie nicht geklärt, was der wahre Auslöser der Hyperinflation war und was Folge. Populär ist: Die Notenpresse löste sie aus. Weniger verbreitet: Es war der Warenmangel, der die Preise für Butter und Brot hochtrieb.

An Mangel leiden wir ja nicht. Das ist eine unserer ganz festen Annahmen: Die Kunst ist nicht mehr, genügend zu produzieren, sondern sich im überfüllten Anbietermarkt vertrieblich durchzusetzen. Nur bei einigen Waren, wie z.B. wieder dem Öl, lernen wir inzwischen, dass es weniger gibt, als gebraucht wird. Lesen wir jedenfalls.

Donnerstag, 1. März 2012

Heute ist Tankboykott angesagt #1märztankboykott

Unter #1märztankboykott twittern wir heute die Aufforderung, nach Möglichkeit nicht zu tanken. Und ab morgen für eine Woche nur freie Tankstellen anzufahren.

Damit protestieren wir gegen die stark gestiegenen Benzinpreise. Die Idee stammt von @Oberfranke.