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Sonntag, 15. Juni 2025

"Als das Bundesamt für Migration unsere Kaserne für menschenunwürdig hielt."

Der Podcast "Streitkräfte und Strategien" ist zwar vom NDR, aber trotzdem hörenswert. In einer der letzten Sendungen ging es um den Zustand unserer Kasernen und den Stand der Bauplanung (die Wehrpflicht wird ja derzeit nicht reaktiviert, weil es zu wenig Unterkünfte gibt.)

Stefan Niemann und Kai Küstner sind hörbar echte, erfahrene Journalisten und sie erwarten von ihren Kollegen echte Recherchen, wenn sie diese in ihre Sendung nehmen. Und Julia Weigelt hat recherchiert und was sie über den seit Jahrzehnten andauernden Zustand der Kasernen und die Lähmung der Sanierung durch die Bürokratie zutage gefördert hat, verschlägt einem die Sprache.

Der Tiefpunkt war diese Stelle: 

“Und außerdem gibt es bei der Bundeswehr ja auch eine Fürsorgepflicht. Und ja, für viele, mit denen ich da gesprochen habe, da war das Jahr 2015 so ein einschneidendes Erlebnis, wo sie wirklich am Ende ihres Verständnisses angekommen waren.

2015, das war das Jahr, als viele Geflüchtete nach Deutschland kamen, viele auch aus dem Bürgerkriegsland Syrien.

Genau, genau. Und für diese Menschen wurden natürlich auch Unterkünfte gesucht. Ja, und ein Soldat hat mir erzählt, er war damals im nordhessischen Schwarzenborn stationiert.

Und er will anonym bleiben. Seine Stimme haben wir nachsprechen lassen.

Da hieß es erst, die Geflüchteten sollten in unserer Unterkunft untergebracht werden. Das waren Holzbaracken aus den 1950er Jahren. Nachts haben wir immer die Ratten in den Holzwänden gehört.

Und 2015 hat sich das Bundesamt für Migration dann unsere Unterkunft angeschaut und gesagt, hier können die Geflüchteten auf keinen Fall unterkommen. Das ist ja menschenunwürdig. Tja, und dann sind die Menschen woanders untergebracht worden und wir Soldaten sind in den Baracken geblieben.

So viel zur Fürsorgepflicht und Wertschätzung durch die Bundeswehr.”

Quelle: Streitkräfte und Strategien: Deutschlands Kasernen: zu klein, zu kaputt? (Tag 1203 mit Julia Weigelt), 10. Juni 2025 (Link)

2015 waren im Kabinett Merkel II übrigens folgende Bundesminister im Amt:

  • Inneres: Thomas de Maiziere. Er verdoppelte 2015 die Stellen im BAMF, weil Merkels Grenzöffnung die unkontrollierte Masseneinwanderung anschwellen ließ und das Arbeitsaufkommen der Abteilung 3 verdoppelte. Die Ausgaben des BAMF für Liegenschaften (Flüchtlingsunterkünfte) sind seit 2015 auf das Sechsfache gestiegen.
  • Verteidigung: Ursula von der Leyen. Sie tat für die Sanierung und Zubau von Kasernen: nichts.
Der Podcast beschreibt auch die Verwaltungsstellen durch die ein Sanierungs- oder Neubauantrag für Soldatenunterkünfte durchläuft bis es endlich in die Bauphase geht. Die betroffenen Soldaten übernachten teilweise in eigenen Autos, weil sie nach der Unterschrift unter einen Zeitvertrag an ihrem neuen Dienstsitz keine Unterkunft haben. Die Standortverwaltung empfahl den neuen Soldaten, sich vor Ort um eine eigene Wohnung zu kümmern. Auf eigene Kosten versteht sich, und die sind im Sold nicht eingerechnet. 

Der NDR Moderator merkt hierzu an, er könne jetzt verstehen, dass so viele Soldaten nach wenigen Jahren ihren Vertrag kündigen und auch keine Parteien der "demokratischen Mitte" mehr wählen...