Ich habe jetzt eine Woche über den Fußball nachgedacht und festgestellt, dass sie mich eigentlich kaum noch interessiert. Sie ist langweilig geworden und ich kann Reportagen im Radio kaum noch folgen.
Folgende Befunde:
- Es gibt einen prozyklischen Geldfluss in der Liga, der bewirkt, dass die Erfolgreichen immer reicher werden und danach noch erfolgreicher.
- Platzhirsche wie Bayern und Dortmund müssen schon aus eigenen Fehlern straucheln, damit andere doch mal eine Chance kriegen. Deshalb haben interne Tratschgeschichten bei diesen beiden auch so hohen Unterhaltungswert.
- Was in den 80ern noch die Ausnahme war, ist heute die Regel. Und umgekehrt: Die Lizenzmannschaften bestehen zu 90% aus Spielern, die mit der Region des Vereins nichts zu tun haben. 54% stammen nicht mal aus Deutschland, gefühlt 30% nicht mal aus Europa.
- Diese Legionäre wechseln ihre Mannschaften etwa alle 2 Jahre. Wenn es bis zur Winterpause einmal gut läuft, und ein Neueinkauf macht Schlagzeilen, geht es fortan in den Medien um die Frage, ob er denn bleibt oder schon mit Manchester oder Madrid verhandelt.
- Somit gibt es in allen Mannschaften jedes Jahr viele neue, ausländische Namen. Meistens entdeckte "Talente" die neu in die Liga kommen. Ich kenne sie nicht und will mir die 20 - 30 Namen auch nicht merken.
- Trotzdem gehen Radioreporter davon aus, dass wir die Namen alle kennen. Denn sie berichten nicht vom Angriff des RB Leipzig, sondern von Nkunku. Diesen Namen kenne ich gerade noch, weil er gegen Bayern und im Pokalfinale ein Tor geschossen hat. Ansonsten weiß ich fast nie, wer da gerade angreift, weil ich die Namen nicht zuordnen kann.
- Die Nationalmannschaft entspricht der Linienvorgabe der Regierung. Die U17 sieht schon aus wie eine Weltauswahl. Inwiefern ist sie eine deutsche Nationalmannschaft?
- Das woke Getue und Gedöns des DFB hat unsere Nationalmannschaft in die Bedeutungslosigkeit überführt. (Ähnlich den Funktionären, die unsere Auftritte beim ESC vergeigen.). 2014 war der Höhepunkt. Der Niedergang war auffallend synchron zum Niedergang Deutschlands unter Merkels Politik ab 2015.
All das hat mich vom Fußball entfremdet. Es ist alles eine auf Wertsteigerung von Spielern und Vermarktung angelegte Geldmacherei und funktioniert im Grunde wie der Oligarchenkapitalismus aus den Büchern von Soros und Konsorten: Weltweit Talente rekrutieren, die Vereine und Fans von ihren Wurzeln entfremden und das Ergebnis weltweit vermarkten.
Die Spitzengehälter und Ablösesummen für die so entstandenen Superstars sind aberwitzig. Und das lockt jede Menge Väter an die Jugendabteilungen von lokalen Fußballvereinen. Vorzugsweise solche Väter, die selbst nichts hinbekommen haben, aber von einer Karriere ihres Sohnes träumen. Diese Väter melden ihre Söhne an und sehen fortan im Trainer den Verantwortlichen für die Erfüllung ihrer Träume. Wehe, der taugt nichts! Und im Gegner und Schiedsrichter werden Feinde gesehen, die ihre "hochbegabten" Söhne von deren Karrieren abhalten wollen. Das Ganze artet derzeit fast in Fehden aus, wie sie zwischen kleinen und großen Drogendealern um Reviere ausgetragen werden. Es fliegen die Fäuste. Unnötig zu sagen, welche Kulturkreise sich hier besonders hervortun.
Daraus folgt, dass auch der Amateurfußball keine Lösung mehr ist. Ich kenne viele bayerische Fußballfans, die mit ihren Kindern schon lange nicht mehr zum FCB gehen, sondern zu ihrem Lokalverein. Aber da tobt jetzt der beinharte Kampf um die künftigen Karrieren von Einwanderersöhnen.
Und so wende ich mich komplett vom Fußball ab und wende mich dem Tennis zu. Warum ausgerechnet Tennis
- Ich habe es schon den 8ßern gespielt.
- Es ist ebenso technisch wie Fußball.
- Man trifft manierliche Leute.
- Jeder spielt für sich. Keine Verfälschbarkeit einer lokalen "Verwurzelung". Wo ich meinen Schläger auspacke da ist mein Verein.
- Es gibt ein weltweites, punktbasiertes Ranking. Keine Nominierungen, keine Quoten.
- Es macht Spaß!
- Es ist auch im Fernsehen spannend zu verfolgen.
- Und: Ich bzw. wir spielen es wirklich auch selbst. Im Verein :-)
Kann ich alles nachvollziehen. Die Frage bleibt: Tennis "nur so" oder richtig im Verein? Oder ggf. auch Tennis nur schauen?
AntwortenLöschenIn jedem Fall wünsche ich viel Spaß, und wenn man dran denkt, daß der Fußball-Frust weg sein wird, dann ist das doch ein großer Fortschritt!
Mir imponiert das Verhalten der Eishockeyspieler, die haben doch tatsächlich noch eine deutsche Nationalmannschaft und spielten zuletzt begeisternd. Aber so etwas haben die Fußballer irreversibel verlernt...