Samstag, 20. Juli 2019

Burning down the Bücherstapel

"I'm an ordinary guy
Burning down the house"
Talking Heads

"Burn down chart: Graphik, die in Scrum den Fortschritt eines Produktes oder Sprints anzeigt".
Scrum Lehrbuch

Die erste Woche Urlaub ist rum. Habe nur gelesen, gelesen was sich angesammelt, besser: angestaut hatte. Und Podcasts gehört. Und Schlaf nachgeholt. Heute sind wir kurz zurück in unsere Berliner Wohnung. Ich sitze an unserem iMac, draußen wird es dunkel auf dem iPhone brummen Gewitter- und Sturmwarnungen von unserem Smarthome Betreiber.. Ich habe mir eine Dose Weißbier aufgemacht. Eine Dose..!

An mindestens einem Tag habe ich unsere Datsche nicht einmal verlassen. Vielleicht auch an zweien. Atemlos durch den Sommer. Den Klima-EU-Seenotsommer. Denn Ursula-Annegret-Angela Sommer. Den glücklichen Kindersommer.



Was da so rumlag: FAZ Artikel aus dem ICE, Ebook von Bret Ellis ("Weiß"), ef-Ausgaben von David und gedruckte Bücher - und bei denen ganz oben: "Die schützende Hand". Doch der Reihe nach.

Was uns unsere Lehrer nie sagten, aber wo wir dann selbst drauf kamen: Der Wert der Literatur liegt in der Antwort auf deine Frage, ob die spinnen oder du. Und wenn es nicht unerschrockene, oder vielleicht nur unabhängige Autoren gäbe wie Bret Ellis, wüssten wir es nie.

Er hat aufgeschrieben, wie unendlich es ihn annervt, wie sich sein langjähriger Freundeskreis über Clinton und Trump zerstritten hat. Wie offen Freunde bekennen, es würde genügen, wenn die "Eliten" (sic!) in New York und Los Angeles den Präsidenten wählen würden, denn sie wüssten es am besten.. Was sie meinen: Besser als der Plebs, der sich um die Zukunft seiner Arbeitsplätze Gedanken macht.

Diese Freunde haben die Kinder erzogen, die heute an amerikanischen Universitäten Sprechverbote erteilen und Safe Spaces verlangen, in denen ihr Egozentrismus unwidersprochen bleibt. Und wenn der Egozentrismus gar keine Argumente mehr hat, dann wirft er sich auf den Boden und kriegt den Moralischen. .. Tja, und das schwappt dann eben halt auch nach Europa rüber. Hier werden bezopfte und offenbar gewisse Leute entzückende reifeverzögerte Teenager zu Helden erkoren, wenn sie von uns Panik verlangen.

Doch, Panik empfinde ich schon manchmal. Und immer öfter. Aber nicht, weil mir das Wetter nicht passt. Sondern wenn mir z. B. wieder einmal klar wird, was genau Zweig vor dem 1. und Tucholsky vor dem 2. Weltkrieg meinten, als sie sagten: Unsere Welt ist untergegangen - adieu!

Gelesen habe ich das schon n mal. Aber inzwischen fährt es mir in die Glieder. Denn es ist so. Unsere Welt. Ist untergegangen. Unsere Welt der Freiheit, der Begeisterung für Forschung und Technik, für Erfinder, Gründer, Sportler und Künstler. Des Wissen-Wollens und Können-Wollens. Ist untergegangen.

Meine bessere Hälfte sagt, ihr sei das schon länger klar als mir, denn schließlich stehe nicht ich zweimal in der Woche bei Lidl oder Rewe an der Kasse und fühle mich als Minderheit im eigenen Land. "Doch", entgegne ich, "in dem Digital Lab, da gehörte ich auch zu einer Minderheit. Aber nach kurzer Zeit merkte ich: sie alle beherrschen C++ und Englisch. Und sie ticken wie wir." - "Das glaubst du auch nur." - "Doch, zumindest die Europäer und die Amerikaner, vielleicht sogar die Russen." - "Ich will keine Minderheit im eigenen Land sein", fordert meine bessere Hälfte. "Du warst doch selbst schon in New York, um dort zu arbeiten. Wir haben dort geheiratet und sind immer gerne gereist. Fast wären wir in der Schweiz gelandet."

Ellis sagt: Die Identitätspolitik ist das Problem. Genauer: Der Drang, ein Held zu werden, in dem man herausfindet, in welchem Sinne man Opfer ist. Und dann sucht man den Schuldigen - den Täter- und das ist die Mehrheit. Also: die Mehrheit ist der Täter. Die Mehrheit darf auch nicht über Identität sprechen - denn sonst wird sie vom Verfassungsschutz verfolgt, oder beobachtet. Vom Verfassungsschutz! Könnte sein, dass der Verfassungsschutz wiederum inzwischen von den Fassungslosen beobachtet wird..

Womit ich bei der "schützenden Hand" wäre. Und dem sog. NSU Komplex. Kommissar Dengeln ist die Sprechpuppe von Wolfgang Schorlau. Und es ist eine gute Idee, die Wahrheit im Gewande des Fiktionalen zu verkaufen. Dann wird man evtl. nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Das ist etwas, was der Sohn vom RAF Opfer Buback noch lernen sollte.

Der anonyme Auftrag für Dengler lautet: "Finden Sie heraus, wer Böhnhardt und Mundlos getötet hat." Wer die NSU Leaks nicht komplett gelesen hat, der findet hier eine gute Summary. Die Wahrheit könnte Sie allerdings beunruhigen. Aber das war auch schon in den 70er Jahren so. Und übrigens beide Male galt: Die meinen nicht Sie, liebe Leser. Weder die RAF noch der NSU hatte jemals Sie im Visier. Im Visier haben Sie nur die Islamisten. Noch darf man das sagen. Aber da muss ich schon wieder an Tucholsky denken, nachdem er nach Göteborg geflüchtet war (sic! - so etwas macht mich unruhig: wenn die Gemeinsamkeiten immer mehr werden und man schon weiß, dass es kein gutes Ende nimmt!).

Ich könnte mal aufstehen - denke ich bei der Lektüre- ins Wasser gehen. Die Leiter vom Steh herunter gehen, Mich vom Steg abstoßen - und diesen ganzen Driss hinter mir lassen. Deshalb geht der Mensch ja aufs Wasser und in die Luft: Die Probleme bleiben an Land!

Zurück auf der Liege, greife ich zur ef. Und lese Andre Lichtschlags geniale Metapher des Europäischen Hauses - als es noch eine Miteigentümerversammdlung, und keine Kolchose "Rote Raute". Es ist ein Unterschied, ob man sich mit seinen Nachbarn nur über das Gemeinsschaftseigentum verständigen muss: Den Flur, den Hof, die Tiefgarage, das Dach. Und dass man dafür Rücklagen bildet, und dann abstimmt, wofür sie als nächstes ausgegeben werden.

Die Wandlung zur Union a la Merkel beinhaltet dann: Die Enteignung aller Eigentümereinkommen und Wohnungen. Die Zentralisierung der Entscheidungen über die Mittelverwendung. Und zur Einstimmung eine Party für jeden Dahergekommen mit der Rechnung an die Zwangsgastgeber.

Genau so ist das! Es ist schön, von anderen zu lesen, dass sie es auch so sehen. Oder noch besser: von ihnen die Augen geöffnet zu bekommen, wie weit es eigentlich schon ist.

Die Akten lügen nicht, sagt der pensionierte Ex-Vorgesetzte zu Kommissar Dengeln. Und was Lichtschlag schreibt, wissen wir auch eigentlich - sogar aus der Zeitung. Aber man muss die Punkte richtig verbinden.

In einer der DVD-Beamer Filmnächte, die wir uns -manchmal mit den Nachbarn- geben, sahen wir Lars von Trier's "The House that Jack built". Es geht um einen Serienmörder. Der sich am Ende ein Haus aus Leichen baut - eine Reminiszenz an Brueghel und Bosch. Aber dann wieder die These: Unsere Kultur sei sublimierte Gewalt. Und die Nazis seien nur das Allzeit-Hoch (man verzeihe mir dieses Bild) dieser Sublimation gewesen. - Dazu sage ich: Nein. Da ist keine Gewalt in mir, die ich dauernd irgendwo hin lenken müsste. Es sind die anderen, die mich manchmal rasend machen. Aber nicht eo ipso. Und ich brauchen kein Gewaltverdrängensgelüste um mich für Kultur zu interessieren und zu berauschen.

Aber ich weiß: die vom Neid bewegten Milieus, die müssen irgendwo hin mit ihren Gewaltphantasien. Kann man ja nicht täglich im Büro oder Samstags beim Grillen ausleben.

Nein, an mir lag es nicht, als unsere Welt von gestern unterging. Ich hätte sie gerne noch ein bisschen behalten und genossen. Denn ich bin inzwischen in dem Alter, wo ich langsam mal dran gewesen wäre mit Ernten. Immer nur reingebuttert und jetzt endlich mal oben auf. Aber das können sie nicht haben, die sozialliberalen, vom Staat finanzierten "Eliten" und ihre verwöhnten Wechselbälger.

Ich weiß, dass es zu spät ist. Weil die Masse -obwohl mehrheitlich mit dem "für-alle-Abitur"- denkt zu langsam. Hört lieber der Mutti zu. Aber Mutti zieht bald aus. Und dann wartet der Heli auf sie. Und dann sollte man alles weitere im Kopf schon mal durchgespielt haben...

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