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Mittwoch, 8. August 2012

Tucholsky Museum auf Schloss Rheinsberg

"Europa geht es gar nicht gut.
Die dicke Luft ist schwüle.
Doch manchen gibt's
Dem ist die Krise 
Wasser auf die Mühle."

Der letzte Eintrag im Gästebuch des Tucholsky Museums war ein Seufzer: "Ach, hätten wir heute doch einen wie ihn." Ich habe versucht, ihm Hoffnung zu machen: "Ham wa doch: Georg Schramm."


Tucholsky schrieb "einfach", was ihm offensichtlich war. Und was er sah, wurde immer brutaler. Aufrüstung, Drill, Profit, Krieg, Kriegsgewinnler, Dolchstoßlegende. Zu sehen was ist, war eine Kunst, denn es wurden andere Geschichten erzählt. Ihm aber war klar: Folgt man der Spur des Geldes, werden in Europa ganz andere Grenzen sichtbar: Die zwischen den Schichten der Gesellschaft.

Für die "Obrigkeit" war Krieg nicht mehr nur Gesellschaftsspiel, um an Ansehen zu gewinnen. Verglichen mit dem Aufbau von Fabriken, riskanten Investitionen war er auch der direktere Weg, sich bestehende Reichtümer anzueignen.

Dass die Industrialisierung Krieg immer brutaler machte, musste nicht die hinter sicheren Linien  kratzen. Empathie für grausam Verwundete, "Gefallene", Hinterbliebene hatte man schlicht nicht. Man wurde der Brutalität schließlich nicht angesichtig so wie Fleischkonsumenten heute, wenn sie bei Massentierhaltern ihre Wurst kaufen.


Und nach dem Krieg waren die Soldaten, vor allem die Offiziere arbeitslos. Aber Heckenschützen konntense nu auch im Lande gebrauchen. "Gegen Demokraten.."

Krieg können wir uns nicht mehr vorstellen. (Ausgenommen die Berufssoldaten, die wir nach Arabien entsenden.) Und das gilt hoffentlich für ganz Europa.

Aber was wir wieder erleben ist die Kaltschnäuzigkeit, mit der in (leere!) Kassen gegriffen wird. Um private Gläubiger auszuzahlen. Aus Kassen, die hauptsächlich der unselbständig Beschäftigte und der (unselbständige) Konsument befüllen. In Vertretung für die, die eigentlich am dransten wären. Diese Woche veröffentlichte der britische Guardian eine Studie, die wieder mal bestätigte, dass die "Schuldenkrise" in Wahrheit eine Krise der organisierten Steuerhinterziehung ist. Würden die "Obrigkeiten" der Krisenländer aus der Illegalität zurückkehren, wären alle Probleme gelöst. Die Hinterziehungen spanischer und griechischer Oberschichten sind aber auch das Problem deutscher Obrigkeiten, also ebenfalls Steuerhinterzieher. Denn es sind vor allem ihre Anlagen, die sie als Gläubige untoter EURO-Staaten im Feuer stehen lässt.

Beide haben sich zulasten dritter geeinigt: Lasst die Ehrlichen die Dummen sein. Die, denen ihre Steuern direkt vom Gehalt abgezogen werden. Der Schuldennachlass für Griechenland war ihnen eine Lehre. Nachdem sie ihre griechischen Anleihen schon auf 30% abgeschrieben hatten, holten die Regierungen doch noch einiges für sie raus. Danach verkauften sie. Inzwischen sind die Rettungsfonds für sie eingesprungen und der IWF. Und der hat gestern die Ansage gemacht, dass er von den Steuerzahlen einen erheblichen Schuldennachlass für Griechenland erwarte, andernfalls ziehe er sich zurück. Jetzt sind wir am dransten. In der Kulisse droht Merke mit Krieg und Frieden. Damit ist die Referenz, der Weimarer Replay, komplett.



Naja, und kommen uns die Verwicklungen von Polizisten und Geheimdienstlern ("Verfassungsschutz"!) in den Rechtsterrorismus nicht auch bekannt vor?

Wenn Gewitter droht, scharen sich die Deutschen um Präsidenten und Kanzler. Die Intellektuellen um Gauck. Die, die was zu verlieren haben, um Merkel. Und die, die immer noch glauben, es gehe ihnen da unten gut, wenn es denen da oben noch besser geht, scharen sich auch um Merkel.

"Europa, das ist nicht Spanien, Frankreich, Italien. 
Europa, das sind Arbeitslose, Arbeiter, Unternehmer, Soldaten."

Wo man sich oben einig ist, dass man sich zulasten der mittleren und unteren Schichten schadlos halten wird, braucht man Sündenböcke. Und Söder und Dobrindt gaben diese Woche zum besten, wie das laufen wird. Wahrscheinlich gibt es bald auch wieder Typen, die ihr Kunststudium abbrechen, um an Castings in Wirtshäusern teilzunehmen. Schon heute tummeln sich in Parteien vorrangig wieder die, die man woanders nicht gebrauchen kann.


Was dem Versteher und Schreiber K.T. eben auch ein Dorn im Auge war: Der stumpfe Geist, der da oben weht. Die Anzahl von Kriegs- zur Anzahl von Heinrich-Heine-Denkmälern verhalte sich wie die Macht zum Geist, schrieb er. 

Und auch das gilt heute wieder.



Das Tucholsky Museum (Link) im Schloss Rheinsberg liegt ca. 90km nördlich von Berlin. Es war Schauplatz seiner ersten Veröffentlichung als Schriftsteller ("Rheinsberg - Bilderbuch für Verliebte"). Nicht zu verwechseln mit "Schloß Gripsholm", das in Schweden liegt und Schauplatz einer späteren Erzählung war, die inzwischen auch zweimal verfilmt wurde.

Sonntag, 5. Juni 2011

Grüße von Kotzen nach Essen

Hagen Rether hat ja mal über seine Heimatstadt im Ruhrgebiet gesagt: "Wenn so schon Essen aussieht, wie muss dann erst Kotzen aussehen?"

Hier kommt die Antwort. Es ist ein kleines Dorf im landschaftlich schönen Havelland, westlich von Berlin.


Größere Kartenansicht

Auf dem Weg nach Kotzen:


Aufpassen, man übersieht das Ortseingangsschild schnell..


Und hier sieht es so aus, wie in vielen Dörfern Brandenburgs - und übrigens auch Polen (zumindest in Schlesien):






Alles in allem: viel malerischer als die Margaretenhöhe, oder? ;-)

Sonntag, 14. November 2010

Am Werbellinsee

Neben dem Kanzlerbungalow vebinde ich Helmut Schmidt noch mit einer anderen deutschen Sehenswürdigkeit: Im Dezember 1981 empfing ihn Erich Honnecker am Werbellinsee. Auf der Agenda stand die Hochrüstung beider deutscher Staaten mit Mittelstreckenraketen: Honneckers DDR hatte bereits welche verpasst bekommen, Helmut Schmidt machte sich für die konsequente Umsetzung des NATO - Doppelbeschlusses stark: Die Nachrüstung ("Kalte Stunden am Kamin", Deutschlandradio). Am Tag von Schmidts Abreise verhängte Polens General Jaruzelski das Kriegsrecht.

Das ist lange her, mir aber noch präsent, weil es der Beginn der Friedensbewegung auf unserem Gymnasium war. Der "Werbellinsee" geisterte wochenlang durch die Abendnachrichten. Ich stellte ihn mir als den oberoffiziellsten und deshalb langweiligsten (so langweilig wie die "alten" Staatsmänner) Sees Berlins vor.

Jetzt erhielten wir eine freundliche Einladung "an den Werbellinsee". Das klang aufregend. Und war es auch. Ich kann hier nicht alle Fotos zeigen und nicht alle Geschichten zum Besten geben, von Honnecker bis Merkels Jugend. Aber soviel will ich sagen: Der See lohnt sich als Ausflugsziel.

Der See liegt nördlich von Berlin, in der Schorfheide, in grauer Vorzeit soll es hier mal Elche gegeben haben. Erich Honnecker empfing neben Schmidt auch F.-J. Strauß im nahe gelegenen Jagdhaus Hubertusstock.

Hier gingen sie gerne zur Jagd, die Großkopferten. Nicht nur der SED, sondern auch schon die Hohenzollern und die späteren Reichspräsidenten der Weimarer Republik. Man erzählt sich, dass man dem Jagdglück der Herren immer etwas auf die Sprünge helfen musste, damit sie ihre gute Laune behielten.. (Lesenswert: "Der Werbellinsee..") Das Jagdhaus wurde in den siebziger Jahren abgerissen und neu aufgebaut. Jetzt mit standesgemäßem, modernen Bad. Heute ist es privatisiert und wird als Hotel betrieben. Gott sei Dank haben die Betreiber an Stil und Anmutung des Interieur wenig geändert.

Kaiser Wilhelm reiste übrigens mit dem Zug von Berlin zum eigens für ihn errichteten Kaiserbahnhof Joachimsthal (2. Foto).








Havelland Regenrallye







Donnerstag, 16. September 2010

Vattenfall spaltet Brandenburg

Vattenfall betreibt Kernkraft- und Braunkohlekraftwerke. Während der radioaktive Müll, der aus der Versorgung des Nordens anfällt, in Gorleben vergraben werden soll, hat Vattenfall vorgeschlagen, die CO2-Emissionen der brandenburgischen Braunkohle auch in Brandenburg endzulagern. Da die Anrainer des geplanten CCS-Lagers aber NEIN sagen, stellt Vattenfall nun die Existenz der Lausitzer Braunkohle in Frage.

Würden die Kraftwerksbetreiber genau so mit dem radiaktiven Müll umgehen, ihn nämlich in der Nähe der Kraftwerke endzulagern, wäre die Kernenergie in Deutschland nie gestartet.

Was folgt daraus?

1. Wir müssen Karftwerks- mit Endlagerstandorten verknüpfen.
2. Matthias Platzeck und Frank-Walter Steinmeier werden bald ein Thema bekommen. Die Kohlekumpel werden gegen die CCS-Anrainer ausgespielt. Und die SPD Berlin Mitte mit ihrem Kandidaten aus dem IZ Klima wird dann auch ein Thema haben