Dienstag, 23. April 2024

Was kommt nach dieser Ära?

Siegfried Zimmer ist Theologieprofessor. Einige seiner Vorträge und Vorlesungen kann man über den Podcast WORTHAUS hören. 
Er sagt: 
"Das besondere unserer Zeit ist die Geschwindigkeit der Veränderung in der ein Menschenleben mehrmals die Umwälzung seiner Verhältnisse erlebt. Im Mittelalter habe sich die überblickbare Welt eines Menschen zwischen Geburt und Tod nicht verändert. Dann kam die Zeit, in der man vielleicht eine große Veränderung erlebte. Aber seit Beginn des 19., spätestens 20,. Jahrhunderts erlebe ein Mensch die Umwälzung der wichtigsten Verhältnisse mehrmalsim Leben. Und das stresse ihn."

 Wir Deutschen können seit der Ära Merkel hinzufügen: Deutschland verändert sich nicht nur - es sind durchweg Veränderungen zum Schlechten. Wir erleben ruckartigen Verfall, mit Ansage. Mir als fortschrittsgläubigen Menschen ist das ein Greuel. Zunächst mal mental und intellektuell. Inzwischen auch materiell. Zu wissen, dass die Zukunft noch schlechter wird als die bereits eingetretene Verschlechterung lähmt mich. Ich steige immer noch auf, aber was ich von dort sehe, erschreckt mich. 

Was mir zudem die Hoffnung auf Besserung nimmt, ist die Bräsigkeit der meisten Leute. Viele empfinden den Verfall als Lössigkeit. Auf Schule haben sie eh keine Lust. Auf Ausbildung auch nicht. Auf einen geregelten Beruf auch nicht. Sie wähnen sich als unentdeckten Star, der nur noch entdeckt zu werden braucht. Ergebnis einer Erziehung zum gepamperten Größenwahn. In den ungebildeten, ungezogenen Kreisen regieren die messernden Arabersöhne. In den besseren Siedlungen die pseudogebildeten Planetenretter. In Berlin kommen noch die reichen Ur-Westberliner hinzu, die ihren Anspruch auf Pampers bis heute nicht aufgegeben, und den Ossis deshalb den Mauerfall bis heute nicht verziehen haben. (In unserem Haus beleidigen westberliner Witwen ostberliner Witwen mit dem Spruch: "Sie sind ja auch aus dem Osten". Den gleichen Spruch mussten sich Vertriebene nach dem Krieg in NRW anhören.) Aggressive Dekadenz: Überheblichkeit gepaart mit Dummheit. Faulheit gepaart mit Anspruchsdenken. 

In den Betrieben das gleiche. Wir leben von der Substanz, die bald in den Vorruhestand geht. Und von dem Vertrauen der Stammkundschaft, die ebenso gealtert ist, aber für ihr Erspartes noch irgendetwas Substanzielles haben will. Herbert Diess hat mit seinen unsubstanziierten und überheblichen Sprüchen fast einen ebenso großen Schaden angerichtet wie Winterkorn mit seinem Dieselskandal. Nur der Weg zurück in die traditionellen Stärken rettet uns gerade vor der Schussfahrt ins Tal. Die Geschichte zeigt, wie abrupt solche dekadenten Phasen enden können. 

Ich glaube allmählich nicht mehr, dass es immer noch dekadenter wird sondern dass wir uns der abrupten Änderung nähern. Wir werden vom Ziellosen, Ungeordneten, Unfähigen ins Zielgerichtete, extrem Geordnete und Hochqualifizierte stürzen. Von Selbstzerstörung in Selbstverteidigung. Ich sehe eine Dominanz des Militärischen kommen. NATO, Bundeswehr, Wehrtechnik auf den Straßen. 

Und immer mehr ziel- und haltlose junge Leute, die sich heute schon vor Islamisten und Woken ekelb werden in die Kasernen und Fabriken strömen, weil sie sich dieser Tyrannei entledigen wollen. Weil sie Sinn suchen für ihr eigenes Leben. Sie werden auf Gleichgesinnte treffen und so etwas wie Gemeinsinn und sogar Kameradschaft erfahren. Das sind tief verankerte Urfähigkeiten und Wünsche, die sie nur noch nie zugelassen haben. Das wird sich auch durch die Kultur ziehen. Ich sehe schon heute auf Musiksendern VIdeos mit Motiven, die mich an die Weimarer Republik oder an eine Zeit vor 1914 erinnern. Junge Leute mit dem Drang in eine zackige Organisation. Davor ist aber noch ein Wandel in der Politik nötig. Die Medien schießen sich seit dem Wochenende auf Annalena Baerbock aein. Was wir seid ihrem Dienstantritt kritisiert haben, erkennen zweieinhalb Jahre später auch andere. Oder haben sie nur die Erlaubnis, wenn nicht Aufforderung, bekommen, sie abzuschießen?

1 Kommentar:

  1. David23.4.24

    Ich kann all das gar nicht schwarz genug sehen. Wir erleben doch die Wiederholung von Zuständen, die wir bislang eigentlich als "erledigt" betrachteten. Es zeigt sich, daß das mit dem "Erledigtsein" nicht so ist. Der Laden wird an die Wand gefahren werden, Krieg steht wohl vor der Tür, die politische Polarisierung führt zu einem, gern auch mehreren Waffengängen, was früher links war ist jetzt "rechts", und die offensichtlich Untoten aus der Nazi-Gruft werden pausenlos bemüht, ja wiederbelebt, als offensichtlich einigendes Symbol für die eigenen schändlichen Taten.
    Ich denke da spontan an Immanuel Kant, der auf den Mut hinwies, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Selbst das führt heute schon ins Gefängnis, gern auch in die Gruft. Man möchte fast fragen: Wohin mit dem Verstand, der einen so unendlich quält?

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