Mittwoch, 21. September 2016

Sommertage

Im August, während meiner letzten Urlaubswoche, drehte der Sommer noch mal so richtig auf. Es kamen die Tage, in denen die Zeit still zu stehen scheint unter dem Regiment der hoch stehenden Sonne. Der See, das Schilf, die Wiesen stehen im gleißenden Licht und für Mensch und Tier ist es zu warm, um irgendwas zu unternehmen. Darauf sind wir im Hochsommer alle verständigt: Es muss nichts gearbeitet werden, nichts fertig werden. Stattdessen verlangsamen wir bis zum Stillstand. Das Wetter ist das einzige, was passiert.

Allenfalls gehen wir in den See schwimmen, um uns abzukühlen und mit allen Sinnen aufzunehmen: es ist Sommer.

Es sind die Tage, die wir im Nachhinein nicht mehr unterscheiden können. Weil wir sie so gestalten, wie wir uns perfekte Sommertage vorstellen: Draußen frühstücken, dann mit Badehandtuch und iPod oder einem Buch auf die Liege. Den Sonnenschirm aufstellen. Barfuß über den Rasen laufen. Wer der Stille lauscht vernimmt allenfalls mal ein Flugzeug oder einen Rasenmäher.

Das Urlaubsgefühl steigert sich noch, wenn andere um uns herum geschäftig sind - natürlich in gebührendem Abstand, so dass wir nicht auf sie reagieren müssen.

Wie wäre es jetzt, ins Wasser zu gehen? Über den gemähten Weg durchs Schilf zum Steg. Vom Stegende ins Wasser springen. Die Kühle tut gut, wenn es so heißt ist. Dann weiter gehen, bis an die Kante, wo das Schilf endet und ab da kann man schwimmen. Schwapp, rein, herrlich. Wir tauchen ins Wasser und indem wir von ihm umfangen sind, entkoppeln wir uns von allem, was auf dem Festland passiert. Wir entrücken uns und spüren nur noch: Sommer.

Donnerstag, 1. September 2016

Shiny happy colleagues

Ich komme inzwischen selbst in die Jahre, die ich früher für alt hielt. Ich vermisse die Rastlosigkeit und Unsicherheit früherer Jahre überhaupt nicht. Inzwischen weiß ich "wie es geht" und ich kann locker auf die meisten Showtimes verzichten ohne Angst etwas Entscheidendes zu verpassen. Ich bin eher zurück zu mir selbst gekommen. Nichts geht über Erfahrung sage ich heute,  denn ich habe welche. Ohne Substanz geht es nicht. Und die Substanz ist auch in unseren akademischen Jobs etwas Greifbares. In meinem Fall: Softwareprodukte. Nicht Powerpointfolien, nicht Papiere, nicht Meetings. Nur Produkte und lächelnde Anwender.

Ich weiß, dass im selben Maße wie meine Erfahrung wächst ich darauf achten muss, nicht unkreativ zu werden. Deshalb schätze ich ergänzende Leute in meinem Team sehr. Junge Kollegen, gerne aus anderen Berufen, gerne aus anderen Ländern, gerne vom anderen Geschlecht. Aber immer mit dem gleichen Grundverständnis, dem gleichen Ziel. Diversität ist für mich kein Selbstzweck und in dem Moment in dem ein Unternehmen es zu einem seiner Ziele erhebt ist es auch schon vorbei mit dem Nutzen von "Diversität". Denn, was einer behauptet zu sein, das ist er nicht. Das ist mir verdächtig.

Wo Diversität drauf steht, da kann es vor Minen nur so wimmeln. Vorbei die Zeiten, in denen man "Diversität" gar nicht wahrgenommen hat, in denen man einfach zusammen gut arbeitete. Bei IBM fand ich es sehr inspirierend, in Wien mit österreichischen, ungarischen und britischen Kollegen und Kunden zusammen zu arbeiten. Nie wären wir auf die Idee gekommen, uns selbst dafür zu glorifizieren.

Heute diskutiere ich darüber, ob wir für die Darstellung von Rollen, Strichmännchen mit Krawatte oder Zopf nehmen. Das macht die Aufgaben für Projektmanager nicht einfacher. Die Begriffswelt wird um eine Dimension "reicher", wenn man alles gendern muss oder in der Verlaufsform darstellen muss. Wenn wir miteinander korrekt reden weiß ich nicht mehr, ob das Ausdruck von Überzeugung oder Konformismus ist. Konformismus ist ein Ausleseverfahren, bei dem man gewinnt, wenn man keine formalen Fehler macht. Und der öffentliche Raum von Politik und Verwaltung ist ganz besonders anfällig dafür.

Man kann den Spieß aber auch umdrehen und jede "diverse" Karriere auf Quoten zurückführen und sich ganz einfach weigern, solche Leute in den eigenen Verantwortungsbereich zu holen.

Der Bürokonformismus hat aber noch weiter reichende Folgen. Ich erlebe auch ein schrumpfendes Urteilsvermögen bzw. wachsende Verweigerung, Dinge zu beurteilen oder einzuschätzen. Da werden entscheidende Dokumente einfach "Zur Info" weiterverteilt - ohne eigene Einschätzung, ohne Hinweis, vielleicht ohne sie selbst gesichtet zu haben. Ich kenne Leute, die fragen andere gerne nach ihrer Einschätzung vermeiden es aber tunlichst selbst eine abzugeben. Selbst in Runden, die extra für Feedback oder Retrospektive vorgesehen sind. Sie tun es höchstens unter vier Augen, dann aber umso heftiger. In der Runde geben sie sich "team-" und "erfolgsorientiert". Man lächelt, man gibt sich abgeklärt, ironisierend überlegen, aber halt auf niedrigem Niveau. Etwa so wie in einer Jan Böhmermann Show.

Das ist keine gesunde Entwicklung. Wo nicht mehr offen gesprochen wird, da wächst der Raum für Intrigen. Da wird abgewartet, aufgelauert und zugeschlagen. Da wächst das falsche Leben in dem es kein richtiges geben kann.

Hören wir auf, Selbstverständlichkeiten auf Plakate zu schreiben. Diese Selbstverständlichkeiten sind Teil unserer Kultur. Man tut sie einfach und erwartet keinen Applaus dafür. Am Ende zählt nur die Substanz, das Produkt, die bezahlte Rechnung.

Mittwoch, 27. Juli 2016

Sommergewitter

Der Juli war warm und schwül in Berlin und Brandenburg. Am Tage viel zu warm zum Arbeiten, nachts zu warm um zu schlafen. Im Havelland dörrten die Felder, so dass die Bauern sie schon längst abgeerntet hatten. In Berlin stand die schwüle Hitze auf den Straßen. Wir hörten den Wetterbericht im Radio und man versprach uns Wärmegewitter. Die aber kamen nie. Oder woanders. Jedenfalls weder im Havelland, wo wir die Wochenenden verbrachten, noch in Berlin wo wir arbeiteten.

Doch dann, an meinem ersten Urlaubstag Ende Juli wurde es nachmittags um drei plötzlich dunkel. So dunkel, als habe jemand den hellen Sommer abgeschaltet und auf Herbst umgestellt. Wind kam auf und brachte die lang ersehnte Abkühlung. Ich öffnete die Fenster und Balkontüren. Und erzeugte damit einen Durchzug, hinter dem ich die Fenster wieder auf Kipp stellte. Und während ich durch unsere Wohnung lief, blitzte und krachte es plötzlich in die nachmittägliche Dunkelheit. Unten auf der Schöneberger Straße war der letzte Mensch, den ich trocken sah, ein Tourist, der auf sein Smartphone schaute. Im nächsten Moment stürzte der Platzregen los. Die Wolken schütteten ihn aus, der Wind peitschte ihn durch die Straße, die Bäume, den Hofgarten. Regen in Massen und binnen Minuten bildeten sich Regenkanäle in den Fahrrinnen der Straße. Für einen kurzen Moment ein Ausnahmezustand. Das Wetter bestimmt unser Bewusstsein. Wir sind Naturgeschöpfe, die den Kräften der Natur ausgesetzt sind. Die Regeln, und Abläufe die wir uns selber geben, stehen dahinter zurück. Jetzt ist es wichtig, Schutz zu suchen unter einem Vordach oder Hauseingang. Jeder hat jetzt Verständnis für Unterbrechungen von Abläufen. Wenn sich der Paketbote verspätet, der Handwerker oder der Bewerber zum Vorstellungsgespräch. Ein Sommerregen platzt dazwischen.

Insofern waren mir Sommergewitter und Stürme schon immer angenehm. Sie sind Autoritäten, die Hierarchien und Hierarchen auf ihre Plätze verweisen. Es regiert Mutter Natur, nicht der Chef, nicht der Professor, nicht der Lehrer. Wir sind entschuldigt, wenn wir jetzt etwas nicht liefern.
Donnergrollen folgt dem Platzregen. Jetzt hat es sich eingeregnet. Der Ausnahmezustand wird zurückgefahren, aber der Donner rollt noch. Auch ist es noch dunkel, was uns bedeutet, noch etwas ausharren zu dürfen, in dieser Ausnahme. Ja, wir hätten jetzt so viel erledigen können, aber sehet, es ging ja nicht. Die Straße ist nass, lange und tiefe Pfützen haben sich gebildet. Ich hätte Lust, barfuß dadurch zu laufen. Was sonst nur Küsten- und Uferbewohner können, können bei solchem Wetter auch wir: Durch Wasser waten. Und uns erinnern, unmittelbar unsere Bedürfnisse und Freuden sind.

Freitag, 18. März 2016

Vertrauen beschleunigt Arbeits- und Informationsflüsse

Verabschieden wenn es am schönsten ist hat einige Vorteile:
  • Man behält gute Erinnerungen.
  • Man bleibt in guter Erinnerung.
  • Man hat sich seinen neuen Job nicht nach Vermeidungskriterien gesucht, sondern nach neuen Zielen.
Wenn man geht, ist man auf dem Höhepunkt seiner Erfahrung und Expertise. Das geht nicht anders. Man hat aber auch seine Beziehungen zu Kollegen und Projektpartnern maximal entwickelt. 

Wenn wir ein Vergrößerungsglas auf den Zeitraum halten zwischen der "Beichte" bei unserem Chef, dass wir gehen wollen, und dem letzten Tag im alten Job,  entdecken wir noch mehr:

Ich war Product Owner eines Datenbanksystems für die Technische Entwicklung. Die Migration verlief am Anfang unterproportional. Dann, mit den positiven Erfahrungen der ersten User, proportional, danach überproportional. Meine Anwender konnten freiwillig von Excel aufs System umsteigen, so wie es für die Terminlagen ihrer Projekte am günstigsten war.

Als ich jedoch kommunizierte, dass ich in einigen Wochen gehen werde, wollten die noch nicht umgestiegenen plötzlich alle rein. Hätte sich mein Gehalt nach verkauften Lizenzen oder Marktanteilen gerichtet, dann wäre mein letzter Monat der beste meiner gesamten Zeit gewesen.

Doch auch die Vertrauensbasis erweiterte sich schubartig. Ich hatte eine belastbare Vertrauensbasis zu den Anwendern der ersten Stunde aufgebaut. Sie investierten damals ihre Zeit, ohne Garantie auf "Return". Ich gab ihnen den Return durch Erfüllung, manchmal auch Übererfüllung, ihrer Erwartungen. Manchmal erfüllte ich diese nicht sofort, aber korrigierte mich, wo wir uns missverstanden hatten. Positiv ausgetragene Konflikte stärken das Vertrauen vielleicht noch mehr als geradlinige positive Entwicklung, weil man den anderen von einer zusätzlichen Seite kennen gelernt hat: nämlich, ob er sich unter Stress noch an seine Zusagen gebunden fühlt.

Ich machte aber nach der Offenbarung meiner Kündigung noch eine Erfahrung: Einige Kollegen, die ich seit mehreren Jahren kannte, aber nie direkt mit ihnen zu tun hatte, sprachen plötzlich ganz offen zu mir. Von Mensch zu Mensch sozusagen. Darunter Einflussnehmer, Themenchefs sozusagen, aber auch Leitende oder im Aufstieg befindliche Kollegen. Diese öffneten sich mir erst, als klar wurde, dass wir nie Konkurrenten sein werden. 

Es ist schade, dass solch eine Öffnung immer erst dann kommt, wenn sie keinen Nutzen mehr stiften kann. Denn die Arbeit gewinnt enorm an Schub, wenn man offen miteinander umgeht. Der Informationsfluss beschleunigt sich, über Abläufe, Daten und Personen. Wir arbeiten effektiver, wenn wir einander vertrauen. Protokolle, Verträge, Prozesse braucht man um so weniger, je größer das Vertrauen ist.

Die Kollegen, die sich erst zum Schluss öffnen, geben aber nicht nur Ängste auf. Einige von ihnen versuchen auch noch, Informationen zu bekommen. Jeder überlege sich aber selbst, was er auf den letzten Metern noch offenbart oder preis gibt.



Sonntag, 14. Februar 2016

Bestandsentwicklung Porsche 924

Ich habe gerade mal zusammengetragen wie sich die Bestände der 924 Typen (ohne Turbo) entwickelt haben:












Quelle: KBA (Link)

Man erkennt, wie sich die Bestände dezimiert haben. Auch die Angebote bei mobile.de haben sich etwas dezimiert. Die Durchschnittspreise sind dabei gestiegen. Dies liegt nach meiner Einschätzung aber noch nicht daran, dass die Nachfrage anzieht. Sondern daran:
  • dass die "Grotten" allmählich aus dem Markt verschwinden und
  • die 2,0 Liter Modelle ins Oldtimeralter (30) gekommen sind.
Die Preise für restaurierte oder gut erhaltene Sondermodelle (wie "Martini" und "Le Mans")liegen heute spürbar höher zwischen 13.000 und 20.000 EUR. 

Einen guten 924S bekommt man immer noch (!) zwischen 6.000 und 8.000 EUR. Doch inzwischen erfüllt auch hier das erste Modelljahr (1985) den Oldtimerstatus.

Im Fernsehen macht der 924 jetzt wieder Werbung für sich. In den 80ern war er der Nobelmietwagen in "Ich heirate eine Familie". Inzwischen hat sich auch eine tatort-Kommissarin einen zugelegt... :-)