Sonntag, 10. Februar 2013

Patentierte Geschäftsmodelle für gebrauchte digitale Werke

Die Anfänge: Gebrauchtsoftware
Im Geschäft mit Unternehmenssoftware gibt es den Handel mit Gebrauchtlizenzen schon länger. Und seit Juli 2012 gibt es vom EuGH dazu auch ein Gerichtsurteil. Nicht nur Software auf CD oder DVD darf vom Käufer wieder verkauft werden, sondern auch Downloads (SPON). Geklagt hatte die Fa. UsedSoft (Link) gegen Oracle. Die Richter machten dafür den sog. Erschöpfungsgrundsatz geltend, nachdem man an einem geistigen Eigentum entlang einer Wertschöpfungskette nur einmal verdienen darf.

Kurz gesagt: Wenn ich ein Auto kaufe, in das Patente von Zulieferern eingegangen sind, dann stecken diese Lizenzkosten im Preis des Autos, weil der Autohersteller hierfür gezahlt hat. Ich muss nicht zusätzlich Lizenzen für Patente auf Navigationssystem, Airbag oder sonstwas zahlen.

Wichtig für die Umsetzung eines Gebrauchtlizenzenverkaufs: Ich darf als Verkäufer keine Kopie behalten. Sonst habe ich Geld für eine Raubkopie genommen und mich strafbar gemacht.

Dieses zu kontrollieren ist vergleichsweise einfach: Wenn ein Unternehmen nach Verkauf einer Oracle- oder SAP Unternehmenslizenz diese trotzdem weiterverkauft, dann könnte sich das schnell bis zum Softwarehersteller herumsprechen..

Übertragung auf Kunstwerke
Anders im Privatsektor: Schon in der Homecomputerära war allen klar, dass man Software kopieren und weiterreichen kann. Allen war irgendwie klar, dass ein Computer Geld kostet. "Da hat man ja was in der Hand." Dass Software auch Geld kostet weil Arbeit drinsteckt, damit waren die ersten schon überfordert. Das zog sich später auch durch die Reihen der Raubkopierer von Musik, Büchern und: Doktorarbeiten ;-)

Trotzdem war die fehlende Möglichkeit, Bücher nach dem Lesen wieder zu verkaufen bis jetzt der Grund, warum ich mir keinen Ebook Reader zugelegt hatte. Meine Kosten für Literatur würden sich dadurch schlicht erheblich erhöhen.

Ich kaufe viele Bücher, verkaufe sie aber auch wieder. Ich kaufe auch gebrauchte Bücher. Und verlasse mich implizit darauf, dass dieser den Verlagen entgehende Umsatz schon irgendwie in die gebundenen Buchpreise einkalkuliert ist. So wie ja auch die Kopierabgabe in USB-Sticks, Drucker und Kopierer eingepreist ist.

Jetzt haben amazon und die Fa. ReDigi (Link) Patente auf Wiederverkaufsmodelle für Digitalgüter bekannt gemacht. Schauen wir uns die Patente doch mal an:

1. amazon.com
Patenttitel: "Secondary market für digital objects" (Link)
Anmeldedatum: 05.05.2009

Zusammenfassung:
Ein digitaler Marktplatz für elektronische Bücher, Audio, Video, Apps. Die digitalen Güter werden in einem persönlichen Speicher abgelegt. Der Käufer kann seine Rechte auf Download, Verschieben und Streaming an einen anderen Nutzer verkaufen. Nach dem Verkauf wird der Inhalt aus dem Speicher des Verkäufers gelöscht. Das Recht auf Download, Verschieben und Streaming kann auch nach Erreichen einer maximal zulässigen Zahl erschöpft werden.

Die Wiedergabe der schwer verständlichen Patentansprüche unterlasse ich mal. Der Stoff ist aber ao schon spannend genug.

Diskussion:
1. Die Formulierung "persönlicher Speicherbereich" umfasst beides: Die Cloud und den PC/Tablet. In der eigenen Cloud hat amazon alles im Griff. Will ich Musik hören oder ein Video als Stream abspielen geht das einfach nicht mehr, wenn ich gerade die Lizenz dafür weiterverkauft habe. So lässt sich übrigens gleichzeitig eine zeitlich oder stückbezogene Lizenz abbilden. Der Server misst die Zeit, zählt meine Streams, erlaubt oder sperrt. Und auch der Verleih von User zu User lässt sich so abbilden. Verleihen heißt: Ich bekomme meinen Access solange gesperrt wie ich ihn an den Empfänger verliehen habe.
Was aber ist mit Downloads? Dann muss amazon meinen Player, d.h. mein Gerät (meinen Kindle, meinen PC/Tablet durchsuchen und löschen dürfen. Das wird für einen nächsten Aufschrei sorgen, diesmal von Datenschützern..
Für amazon ist es fast das perfekte Geschäftsmodell: Einmal installiert, muss amazon überhaupt nichts mehr bewegen, um Geld zu verdienen.

2. ReDigi
Die Fa. beschreibt sich selbst als der Welt erste reale und legale Alternative zu teuren Online-Musikhändlern und illegalen Filesharern (Link). ReDigi beruft sich auf das US-amerikanische Pendant zum europäischen "Erschöpfungsgrundsatz", die "First Sale Doctrine" aus dem Jahre 1908 - die Voraussetzung für das Geschäftsmodell mit gebrauchten Werken.

ReDigi steuert die Lizenzen über seine... Cloud.

Titel des noch nicht erteilten Patents: "Method and apparatus for sharing, transferring and removing preiviously owned digital media." (Link)
Anmeldedatum: 31.12.2010

Zusammenfassung (in eigenen Worten):
Nach der Registrierung eines Users und dessen Markierung eines digitalen Werkes auf seinem PC/Tablet als "Zum Verkauf" prüft der ReDigi Server zunächst, ob der Anbieter tatsächlich Eigentümer der angebotenen Kopie ist. Im positiven Fall nimmt die Cloud das Angebot in die Angebotsliste für die anderen User auf. Findet sich ein Käufer, wird der Verkauf und Download abgewickelt. Siehe auch nachfolgende Grafik aus der Offenlegungsschrift.


Diskussion:
Ich bin die Offenlegungsschrift nur durchgeflogen, sie klingt im Vergleich zum amazon Patent etwas oberflächlicher. Fest steht aber, dass bei diesem Verfahren der Rechner bzw. die Contentliste des Anbieters gründlicher durchsucht wird. Insbesondere das Wasserzeichen bzw. das digitale Recht des angebotenen Inhaltes. Wie ReDigi selbst schreibt: "Niemand darf das Haus verkaufen, in dem er nur zur Miete wohnt." Nicht nur das. Könnte ja auch sein, dass ReDigi dabei auch auf illegale Kopien stößt? Aber gut, wer hier Gefahr läuft, wird sich auf diesem Markt nicht anbieten. Unklar ist mir, ob man hier auch als iTunes oder amazon Kunde mitspielen kann.

Kritik und Ausblick:
Allmählich wird sichtbar, welchen Nutzen die Cloud Unternehmen wie Apple, amazon oder auch neuen Content Unternehmen bietet: Die komplette Steuerung unseres Nutzungsverhaltens bei digitalen Inhalten.

Musik subventionierte den iPod
Von Apple wissen wir: Er hat den Markt für MP3 Musik legalisiert und einfach benutzbar gemacht. Gott sei Dank. Aber er hat unterm Strich den Preis pro Kopie verbilligt. Es ging Steve Jobs darum, den Content billig zu bekommen, um teure Geräte verkaufen zu können. Und was er neu ermöglichte war, ein Album stückeweise kaufen zu können. Ich bin ihm dafür dankbar, aber ich schätze, die Künstler nicht so..

Jetzt geht es noch einen Schritt weiter. Jetzt kann jeder Inhaber einer Kopie selbst als Anbieter auftreten. Und wenn ich eine gebrauchte Kopie kaufe, habe ich davon zunächst keinen Nachteil. Denn digitale Kopien kommen -anders als LPs damals im Plattenladen- ohne Qualitätsverlust. Damit ich meine Gebrauchtkopie loswerde, werde ich bestehende Preise für "Neuware" unterbieten müssen.

Bei Unzufriedenheit sinken die Preise
Schlecht für Verlage, wenn sie Künstler unter Vertrag haben, deren Werke nach dem Kauf schnell wieder abgestoßen werden, weil sie nicht gefallen. Je höher die Wiederverkaufsrate, desto niedriger der durchsetzbare Preis. Der Effekt, dass versprochene Qualität nicht gehalten wird, wird hier schneller für sinkende Preise sorgen.


Patentierbarkeit von Geschäftsmodellen:
Erfindungen, die technisch keine erfinderische Höhe haben aber trotzdem mittels Einsatz von Technik Märkte verändern können, haben in Deutschland eigentlich keine Chance auf Patentierung. Das Europäische Patentamt ist da schon toleranter. Die deutschen Auftragsentwickler, viele von ihnen Freiberufler oder kleine Dienstleister, wollen keine Patente lesen. Sie entwickeln keine Standardprodukte und -dienstleistungen. Sie programmieren für andere. Unternehmen wie SAP sind in DE die Ausnahme und so verhält sich das DPMA.
Das EPA schaut von Europa auf die Welt und sieht, dass die europäischen Großunternehmen im internationalen Wettbewerb stehen. Und spielt, soweit es die Gesetze zulassen, mit. 
Man muss nur bedenken, dass mit der Patentierung von Geschäftsmodellen auch deren Monopolisierung zugelassen wird.

Samstag, 9. Februar 2013

Ein Fall von Fehlsteuerung: Das EEG

Prof. Kemfert ist Abteilungsleiterin Energie am DIW und hat mir in einem Interview mit der WAZ (Link) endlich die Frage beantwortet, warum die Strompreise für Privatkunden steigen obwohl Überangebote an Wind- und Photovoltaikstrom die Preise an der Börse senken. Die meisten Bürger sehen darin eine Abzocke durch die Energieversorger (was verständlich ist).
Kemfert: Je niedriger der Börsenpreis ist, desto größer ist die Lücke zu den festen Vergütungssätzen, die die Erzeuger von Ökostrom erhalten. Diese Lücke muss die EEG-Umlage füllen. 
Aha. Keine weiteren Fragen. Also ein Fall von typischer, staatlicher Fehlsteuerung.

Beispiel:
Wenn an einem wolkenlosen Sommertag die Sonne am höchsten steht, speisen alle Photovoltaikanlagen ihre Höchstleistung ein. Der Strompreis an der Börse hat deshalb nicht mehr mittags seinen höchsten Wert. Am Samstag, 16. Juli 2011, lag er sogar auf Nachtstromniveau, also einem Preisniveau, das dem von Grundlastkraftwerken entspricht (Link). Das hängt allerdings inzwischen nicht mehr nur von der Erzeugungsstruktur ab, sondern auch die Nachfrage hat sich verändert. Die Mechanismen wie ein Strompreis zustande kommtn, haben sich trotzdem nicht verändert.

Einerseits:
Dass Photovoltaik -und auch Windkraft- jemals einen solches Potenzial entfalten könnte, das haben die Energieversorger früher stets bestritten - von Prof. Knizia (Ex VEW-Chef) bis zu den ersten Geschäftsführern der DEW21 in Dortmund. Insofern ein voller Erfolg der Solarfreunde.

Andererseits:
Je erfolgreicher Photovoltaik ist, d.h. je höher ihr Anteil an der Stromerzeugung, desto mehr muss die Förderung zurückgefahren werden. Sonst droht Dauersubventionsbedarf. Der niedrige Strompreis der Mittagsspitze spiegelt den "Erfolg" -im Sinne gewonnener Marktanteile- der Photovoltaik. Eine garantierte Einspeisevergütung auf überhöhtem Niveau ist nicht mehr nötig. Das ist so, als hätte man früher zu viele Spitzenlastkraftwerke am Netz gehabt und vom Staat eine Kompensation dafür verlangt.

Reformbedarf EEG: 
Es sollte mehr in die Richtung Selbstversorgung gehen. Wer selbst ein Kraftwerk betreiben will, der sollte zuerst seinen eigenen Bedarf damit decken und den Rest einspeisen, das ist der Sinn von Energieversorgungsnetzen. Wenn wir Mittags jetzt eine Strompreisdelle haben, ist das ein Zeichen für Überkapazitäten. Der Fokus der Einspeisevergütung ist inzwischen der Fehler im EEG.

Man braucht nicht mehr mit CO2 zu argumentieren, das dient nur der Rechtfertigung von Subventionen mit unterstellten Klimakatastrophen.  Auch das Argument "Verstärkung des Selbstversorgungsgrades" greift nicht ganz: Kohle für Grundlastkraftwerke importieren wir aus stabilen Ländern. Gas für Spitzenlast und GuD-Mittellast aus Norwegen und Russland. Gazprom ist ein Preistreiber, je unabhängiger wir von ihm sind, desto besser.

Wenn die Regierung etwas fördern sollte, dann ist es die Speichertechnologie. Aber: siehe Elektroautos. Bei der Batterietechnik sind wir etwas weiter gekommen, aber noch lange nicht am Ziel.

Kemfert hat den Zusammenhang richtig erklärt, zieht aber die falschen Schlüsse. Und bleibt -als Forscherin- die Antwort auf die wichtigste Frage schuldig:
Ich warne davor, das EEG abzuschaffen, die Investoren würden abspringen und die Energiewende käme zum Erliegen. Was wir brauchen ist ein marktfähiges System, das in der Übergangszeit das Nebeneinander von fossilen und erneuerbaren Energieträgern regelt. Der Markt regelt das nicht von allein.
Doch, wir sehen doch, dass der Markt das regeln könnte. Kemfert würde dagegen sagen: "Aber die Photovoltaikbetreiber brauchen Planungssicherheit, für Privatleute sind das hohe Investitionen." Ja, so ist das in der Energiewirtschaft: Sie ist kapitalintensiv. Deshalb muss man hier zielgerichtet, aber ohne Hektik rangehen. Schon heute wird in manches Spitzenlastkraftwerk auf Gasbasis nicht mehr investiert.

Kemfert sieht ein Dilemma darin, dass auch in der Übergangsphase alte Kohle- und Gastkraftwerke auslaufen und durch neue ersetzt werden müssen. Stehen diese aber erstmal, müssen sie auch ausgelastet werden und konkurrieren gegen die Regenerativen. Die Antwort auf dieses Dilemma lautet: Dann müssen diese neuen Kraftwerke entpsrechend niedriger dimensioniert werden. Genau darin liegt die Aufgabe.

"Kampf um Strom"
Was mich ärgert: Kemfert hat unter diesem Titel ein populärwissenschaftliches Buch veröffentlicht. Ein Blick in die Vorschau bei amazon (Link) hat mich etwas irritiert: Ich habe nichts dagegen, wenn sich Forscher allgemeinverständlich ausdrücken, das kommt leider nur selten vor. Aber das Niveau finde ich doch ziemlich platt. Und der Buchtitel, der an "Kampf um Rom" angelehnt ist, ist nicht ihre Erfindung. Dr. Kurt Berlo, heute beim Wuppertalinstitut, hatte in den 90ern zuerst die Idee zu diesem Titel: Für unsere damaligen Untersuchungen der Rekommunalsierung der Stromversorgung in Dortmund. Wir hatten es dann doch noch anders genannt.

Fazit:
Es ist irreführend, wenn Trittin und Co. es als Abzocke bezeichnen, wenn an der Strömbörse der Preis für Sonnenstrom sinkt, die EVU aber mit dem EEG ihre Preiserhöhungen begründen. Das EEG ist der Grund, warum wir trotz gesunkener Spotpreise draufzahlen.

Es war in der Anfangsphase richtig, die Regenerativen zu fördern. So sind alle Energieformen, die wir heute nutzen, anfangs ebenfalls gefördert worden. Aber wir müssen das CO2-Argument aus der Debatte nehmen, es fungiert nur als Joker für alle Rechnungen, die nicht aufgehen.
Wir können mit Selbstversorgung, Unabhängigkeit von Russland und Saudi Arabien argumentieren und mit den Exportchancen der Hersteller.

Freitag, 8. Februar 2013

#Fracking - Notizzettel und Watchlist

Es wird Zeit, sich mit "Fracking" zu beschäftigen, einem zweiten Bergbauthypehema nach CCS (dem unterirdischen CO2-Speicher) binnen weniger Jahre. Schiefergas scheint die USA künftig zu einem Selbstversorger zu machen. Die Ölpreise für US- und Nordseeöl laufen bereits auseinander. Es könnte aber auch sein, dass Fracking vor allem für die Ausrüster ein Geschäft wird.

Begriff
Der Begriff stammt von "Fraktura", also dem Riss oder Bruch. Kurz gesagt ist das eine seit langem gebräuchliche Technik zur Unterstützung von Bohrungen nach Öl und Gas aber auch Trinkwasser.

Technik
Während ein Bohrkopf immer nur auf einer Stelle aufsetzt und bohrt, kann man mit einer Hydraulikflüssigkeit den Druck auf eine Wand oder Decke flächendeckend verteilen. So erwischt man auch die Stelle mit der geringsten Stabilität und bricht durch ("Fraktur"). Anschließend holt man die Hydraulikflüssigkeit, die in diesem Fall aus mit Additiven versetzten Wasser besteht, wieder hoch. Dabei wird es mit Mineralien und Gasen der unten liegenden Gesteinsschichten verseucht, was zu einer Entsorgungsaufgabe führt. Auch bestehen Risiken, dass sich Trinkwasser- und Energievorkommen gegenseitig durchmischen.
Damit das Gas oder Öl anschließend zuverlässig strömt, braucht es mehrere solcher Bohrungen.

Wirtschaftlichkeit und Länder
Man erhöht mit der Technik den Ausbeutungsgrad bekannter Lagerstätten. Manche Lagerstätten werden allerdings erst durch Fracking überhaupt interessant, auch wenn sie bereits nach kurzer Zeit ausgebeutet wären, z. B. etliche in Europa (Frankreich, Deutschland, Polen). Die USA und Polen haben sich für Fracking entschieden, Frankreich dagegen, die noch amtierende deutsche Regierung will es im Einzelfall nach Umweltverträglichkeitsprüfungen ausprobieren. In Deutschland werden vor allem NRW und Niedersachsen untersucht. In den USA bewegt Fracking derzeit Welten. Die strategische Bedeutung der Tankerbrücke von Rastanura in Saudi Arabien sinkt, Barrack Obama hat durchgesetzt, dass einer von zwei Flugzeugträgern aus der Region nach Hause beordert wird. Da werden Milliarden im US-Haushalt und nach den sinkenden Energiekosten auch in den Taschen der US-Konsumenten frei.

Ein groß angelegte Frackingstrategie bringt neue Energieanbieter ins Spiel und schwächt die bestehenden Exporteure Russland und Saudi Arabien. Sichere Gewinner dieses neuen Goldrausches sind natürlich die technischen Ausrüster.

Das Manager Magazin zitiert US- und UK-Analysten, die das wirtschaftliche Potenzial von Schiefergasvorkommen außerhalb der USA für nicht groß genug halten. Ich meine: es würde schon reichen, dass ein paar Gazpromkunden ihre Bestellungen reduzieren, um die russischen Oligarchen etwas zur Räson zu bringen.

Unternehmen
Treiber von Fracking sind:

Bohrunternehmen:
  • ExxonMobil
  • Wintershall (BASF)
  • BG International
  • BNK Petrol
  • 3legs Resources
  • RealmEnergy
Ausrüster:
  • Baker Hughes
  • Halliburton
  • Schlumberger

Eine Bedrohung ist es für die derzeit mächtigen Öl- und Gasversorger der USA:
  • Gazprom
Es gibt also auch innerhalb des Energiemarktes Gewinner und Verlierer. Beide werden Einfluss nehmen auf die Politik. Das muss man im Hinterkopf haben, wenn sich Regierungen und Oppositionen Gutachten über Fracking gegenseitig um die Ohren hauen.

Quellen:
Wikipedia
n-tv
Manager-Magazin
Fracking Lobbyportal "Unkonventionelles Erdgas"
ExxonMobil Deutschland


Freitag, 1. Februar 2013

Jahresbericht Patentamt 2011


Etwas verspätet hier meine Auswertung des Jahresberichtes des Deutschen Patentamtes für 2011, publiziert im Sep. 2012 (Quelle: DPMA). Dafür werte ich diesmal Patent und Marken aus. Denn was nützt Erfindergeist, wenn die Marketingabteilung ihn nicht vermarktet bekommt?

1. Patente
Das interessiert Ingenieure. Die Patentaktivität ist ein Maß für den Innovationswillen eines Unternehmens. Seine Fähigkeit, Standards zu setzen und Standardprodukte zu entwickeln, die sich als Markenprodukte produzieren und exportieren lassen.

Bundesländer:
2007 hat Baden-Württemberg die Tabellenführung von Bayern übernommen. Dabei bliebt es auch 2011. Es gab es folgende Anmeldezahlen:

1. Baden-Württemberg: 14.355
2. Bayern:  13.340
3. NRW: 7.052
4.  Niedersachsen: 2.930
..
9. Berlin: 918
10. Hamburg: 915
12. Brandenburg: 322

Wertung:
3/4 aller Patentanmeldungen stammen von den Top 3 Bundesländern. NRW schafft aber nur die Hälfte von Bayern oder BaWü. Das finde ich relativ schwach, gemessen an der Einwohnerzahl, Hochschullandschaft und daran, dass es sich als ein Industriekernland versteht (DAX-Unternehmen: Bayer, Eon, Henkel, RWE, ThyssenKrupp plus Logistikdienstleister Deutsche Post). Berlin und Hamburg liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Brandenburg enttäuscht, all die Hitech-Initiativen der letzten zehn Jahre haben doch nicht so gezündet.

Top 10 Anmelder in Deutschland, alle Branchen
1. Bosch: 3.602
2. Daimler: 2.014
3. Siemens: 1.910
4. Schaeffler: 1.832
5. GM: 1.566
6. Bosch-Siemens Hausgeräte: 884
7. Volkswagen: 730
8. ZF: 669
9. Audi: 661
10. BMW: 658

Alle Hochschulen: 672 (theoretisch Platz 8).

Wertung:
Was IBM in den USA, ist Bosch in Deutschland: Der ewige Patentanmeldemeister. Beeindruckend auch der Abstand zum zweiten Platz, der überraschenderweise nicht von Siemens, sondern von Daimler belegt wird. General Motors (OPEL Rüsselsheim!) ist der aktivste ausländische Patentanmelder in Deutschland.

Top 12 Technikfelder (nach IPC):
1. Fahrzeuge allgemein: 5.993 (11% aller Anmeldungen)
2. Maschinenbau: 4.809 (9%)
3. Elektrische Bauteile: 4.101
4. Messen und Prüfen: 3.677
5. Medizin: 2.485
6. Brennkraftmaschinen: 2.193
7. Elektrische Energietechnik: 2.191
8. Logistik: 1.497
9. Kraft- und Arbeitsmaschinen: 1.489
10. Computer, EDV: 1.306
11. Nachrichtentechnik: 1.277
12. Landfahrzeuge (ohne Bahn): 1.160

Wertung:
Deutschland, Land der Auto- und Maschinenbauer und Elektroingenieure. Messen und Prüfen ist auch eine typisch deutsche Stärke ("..alles, alles ganz, ganz genau" ;-). Unsere Schwäche: Computer- und Nachrichtentechnik, jedenfalls was Konsumprodukte angeht. Der Rückzug von Siemens macht sich bemerkbar.

Top Automobilhersteller
1. Daimler: 2.014
2. GM: 1.566
3. Volkswagen: 730
4. Audi: 661
5. BMW: 658
6. Porsche: 405
7. Ford: 394
8. Hyundau: 293

Wertung:
Daimler ist der in Deutschland patentaktivste Automobilhersteller und liegt gleichzeitig auf Platz 2, wenn man Hersteller und Zulieferer zusammen betrachtet (siehe Tabelle unten). Respekt!
Addiert man die zum gleichen Konzern gehörenden Marken VW + Audi + Porsche belegen sie mit 1.796 Platz 2. Und dann kommt schon GM, also OPEL. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig das GM Management von der Innovationskraft der OPEL Ingenieure auf die Straße bringt..
Porsche ist -gemessen an der niedrigen Stückzahl von knapp über 100.000 Autos pro Jahr sehr patentaktiv.

Top 10 Automobilzulieferer
1. Bosch: 3.602
2. Schaeffler: 1.832
3. ZF: 669
4. Denso: 512
5. Continental Automotive: 424
6. Continental Teves: 327
7. Brose Fahrzeugteile: 150
8. Hella: 114
9. Continental Reifen: 107
und Benteler: 107

Wertung:
Bosch hält sie alle auf Abstand. Selbst wenn man Schaeffler und seine Contibeteiligungen addiert, reicht es mit 2.690 nicht um an Bosch vorbei zu ziehen. Warum Conti Teves hier noch nicht unter COnti Automotive subsumiert wird, weiß ich nicht. Trotzdem scheint Schaeffler die Turbulenzen der Contiübernahme (Schuldenstand im Jan. 2009 immerhin 23 Mrd €) wenigstens hinsichtlich  ihres Erfindergeistes überwunden zu haben.
Interessant an der Statistik ist die immer noch herausragende Rolle des Maschinenbaus (Schaeffler, ZF) gegenüber Elektronik und Elektrotechnik (Bosch, Denso, Hella). Siemens taucht in der Statistik übrigens nicht mehr auf, weil Siemens VDO 2007 von Continental übernommen wurde.

Top Anmeldefelder Automotive:
1. Hybridantriebstechnik: 1.727
2. Abgastechnik: 1.375
3. Batteriefahrzeugtechnik: 249

Wertung:
Seit 2010 werden mehr Hybrid- als Abgaspatente angemeldet. Treiber sind hier seit 2009 inzwischen die deutschen Anmelder. Eine Folge der Autokrise? Auffallend auf jeden Fall: Obwohl die vermeintlich zu geringe Reichweite von Batteriefahrzeugen ein -inzwischen abflauendes- Dauerthema in den Medien ist, ist die Patentaktivität -und somit die FuE-Intensität- eher schwach. Ich vermute, dass man hier einen Branchentrend ablesen kann.

Verteilung der Anmeldefelder Erneuerbare Energien:
1. Solartechnik: 976
2. Windkraft: 733
3. Erdwärme: 164
4. Wasserkraft: 139

Wertung:
Solartechnik vor Windkraft. In den Medien, bzw. seitens der Regierung wird die Solartechnik als übersubventioniert und nicht lohnenswert dargestellt, die Patentaktivität ist hier aber am intensivsten. Das könnte daran liegen, dass hier Photovoltaik (Strom) und Solarthermie (Wärme, Warmwasser) zusammen betrachtet werden?

2. Markenanmeldungen
Das interessiert Betriebswirte und Marketingexperten. Wertet man die Patentstatistik also als Ausweis für Knowhow-Stärke, ist die Markenstatistik ein Ausweis für Marketingintensität, also die Fähigkeit, aus Forschung und Entwicklung Produkte zu machen. Richtig stark ist also, wer in beiden Statistiken vordere Plätze belegt. Dienstleister, die Produkte nur im Auftrag entwickeln und ihre Methoden nicht standardisieren, sind keine Patentunternehmen. Ihre Mitarbeiter vielleicht schon, wenn sie als Miterfinder in die Patentanmeldung gehen. Dienstleister sind deshalb viel mehr auf Markenstärke angewiesen.

Nach Bundesländern:
1. NRW: 13.058
2. Bayern: 10.823
3. BaWü: 8.085
4. Hessen: 4.990
5. Berlin: 4.834
6. Niedersachsen: 4.216
7. Hamburg: 3.307
..
12. Brandenburg: 1.067

Nach Bundesländern pro Einwohner:
1. Hamburg: 185
2. Berlin: 140
3. Bayern: 86
4. Hessen: 82
5. BaWü: 86
6. NRW: 82

Wertung:
Höchst interessant: NRW ist -in absoluten Zahlen- zwar relativ patentschwach, aber markenstark. Erst danach folgen die Patentplatzhirsche Bayern und BaWü. Besonders auffällig: Berlin auf dem 5. Platz. Ein klarer Hinweis, dass Berlin inzwischen Markenprodukte und Dienstleistungen produziert. Woher die überraschende Stärke Brandenburgs? Das muss an Potsdam liegen..
Bezieht man die Markenanmeldungen auf die Einwohnerzahl wird sichtbar: Hamburg und Berlin sind hip. München kann Bayern nicht retten ;-)

Nach Leitklassen:
1. Werbung: 7.565
2. Bildung, Sport, Kultur: 6.926
3. Elektrische Apparate und Instrumente: 4.342
4. Wissenschaftliche und technologische Dienstleistungen: 3.555
5. Kleidung: 2.844
6. Medizinische Dienstleistungen: 2.712
7. Versicherungen: 2.606
8. Pharma: 2.158
9. Büroartikel: 2.132
10: Hotelgewerbe: 1.996

Wertung:
Wo kann man Lifestyletrends besser ablesen, als bei der Markenstatistik?! Die Werbung feiert sich selbst. Unübersehbar ist der Trend zum kohl'schen kollektiven Freizeitpark :-) Wir bilden uns, treiben Sport und gehen in Markenkulturveranstaltungen (Musicals, Kinos,..).
Auch stark: Der Trend zur Auslagerung von wissensbasierten Wertschöpfungen an externe Dienstleister. Hitechdienstleistung ist ja überwiegend nur ein anderes Wort für "Leiharbeit für Akademiker". Und die Geschäftsführer machen daraus Markenartikel. Nun gut..
Auch interessant: Medizinische Dienstleistung sind inzwischen kommerzialisiert.

Die aktivsten (Produkt)-Markenanmelder:
1. Boehringer Ingelheim: 110
2. Daimler: 85
3. BMW: 76
4. Bayer: 73
5. Volkswagen: 71
    Weco Pyrotechnik: 71
7. Bosch-Siemens Haushaltsgeräte: 66
    Fraunhofer: 66
9. METRO IP: 59
10 .  STADA Arzneimittel: 57
11. Netto-Marken Discount: 55
12. Henkel: 54
13. FKW Keller: 53
14. Deutsche Telekom: 49
..
18. Audi: 45
19. Vodafone: 43
..
24. Siemens: 38
..
37. Burda: 30
40. BILD digital: 28

Wertung:
Daimler ist sowohl sehr patent- als auch markenaktiv. Die erfolgreichen Automarken sind auch markenaktiv. Auffällig: GM/OPEL ist zwar patent- aber nicht markenaktiv. Telekom und Medien belegen hintere Plätze. Wir sind ein Maschinen- und Pharma - Land ;-)

Patentanwälte:
Vielleicht am Ende noch interessant: Wie viele Patentanwälte buhlen um Mandate von Patent- und Markenanwälte?

2005: 2.389
2011: 3.089

Wertung:
Die Zahl der Anwälte steigt stärker als die Zahl der zu vergebenden Mandate. Gut für die Klienten.

Auswertung Patent- und Markenstatistik 2011

Etwas verspätet hier meine Auswertung des Jahresberichtes des Deutschen Patentamtes für 2011, publiziert im Sep. 2012 (Quelle: DPMA). Dafür werte ich diesmal Patent und Marken aus. Denn was nützt Erfindergeist, wenn die Marketingabteilung ihn nicht vermarktet bekommt?

1. Patente
Das interessiert Ingenieure. Die Patentaktivität ist ein Maß für den Innovationswillen eines Unternehmens. Seine Fähigkeit, Standards zu setzen und Standardprodukte zu entwickeln, die sich als Markenprodukte produzieren und exportieren lassen.

Bundesländer:
2007 hat Baden-Württemberg die Tabellenführung von Bayern übernommen. Dabei bliebt es auch 2011. Es gab es folgende Anmeldezahlen:

1. Baden-Württemberg: 14.355
2. Bayern:  13.340
3. NRW: 7.052
4.  Niedersachsen: 2.930
..
9. Berlin: 918
10. Hamburg: 915
12. Brandenburg: 322

Wertung:
3/4 aller Patentanmeldungen stammen von den Top 3 Bundesländern. NRW schafft aber nur die Hälfte von Bayern oder BaWü. Das finde ich relativ schwach, gemessen an der Einwohnerzahl, Hochschullandschaft und daran, dass es sich als ein Industriekernland versteht (DAX-Unternehmen: Bayer, Eon, Henkel, RWE, ThyssenKrupp plus Logistikdienstleister Deutsche Post). Berlin und Hamburg liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Brandenburg enttäuscht, all die Hitech-Initiativen der letzten zehn Jahre haben doch nicht so gezündet.

Top 10 Anmelder in Deutschland, alle Branchen
1. Bosch: 3.602
2. Daimler: 2.014
3. Siemens: 1.910
4. Schaeffler: 1.832
5. GM: 1.566
6. Bosch-Siemens Hausgeräte: 884
7. Volkswagen: 730
8. ZF: 669
9. Audi: 661
10. BMW: 658

Alle Hochschulen: 672 (theoretisch Platz 8).

Wertung:
Was IBM in den USA, ist Bosch in Deutschland: Der ewige Patentanmeldemeister. Beeindruckend auch der Abstand zum zweiten Platz, der überraschenderweise nicht von Siemens, sondern von Daimler belegt wird. General Motors (OPEL Rüsselsheim!) ist der aktivste ausländische Patentanmelder in Deutschland.

Top 12 Technikfelder (nach IPC):
1. Fahrzeuge allgemein: 5.993 (11% aller Anmeldungen)
2. Maschinenbau: 4.809 (9%)
3. Elektrische Bauteile: 4.101
4. Messen und Prüfen: 3.677
5. Medizin: 2.485
6. Brennkraftmaschinen: 2.193
7. Elektrische Energietechnik: 2.191
8. Logistik: 1.497
9. Kraft- und Arbeitsmaschinen: 1.489
10. Computer, EDV: 1.306
11. Nachrichtentechnik: 1.277
12. Landfahrzeuge (ohne Bahn): 1.160

Wertung:
Deutschland, Land der Auto- und Maschinenbauer und Elektroingenieure. Messen und Prüfen ist auch eine typisch deutsche Stärke ("..alles, alles ganz, ganz genau" ;-). Unsere Schwäche: Computer- und Nachrichtentechnik, jedenfalls was Konsumprodukte angeht. Der Rückzug von Siemens macht sich bemerkbar.

Top Automobilhersteller
1. Daimler: 2.014
2. GM: 1.566
3. Volkswagen: 730
4. Audi: 661
5. BMW: 658
6. Porsche: 405
7. Ford: 394
8. Hyundau: 293

Wertung:
Daimler ist der in Deutschland patentaktivste Automobilhersteller und liegt gleichzeitig auf Platz 2, wenn man Hersteller und Zulieferer zusammen betrachtet (siehe Tabelle unten). Respekt!
Addiert man die zum gleichen Konzern gehörenden Marken VW + Audi + Porsche belegen sie mit 1.796 Platz 2. Und dann kommt schon GM, also OPEL. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig das GM Management von der Innovationskraft der OPEL Ingenieure auf die Straße bringt..
Porsche ist -gemessen an der niedrigen Stückzahl von knapp über 100.000 Autos pro Jahr sehr patentaktiv.

Top 10 Automobilzulieferer
1. Bosch: 3.602
2. Schaeffler: 1.832
3. ZF: 669
4. Denso: 512
5. Continental Automotive: 424
6. Continental Teves: 327
7. Brose Fahrzeugteile: 150
8. Hella: 114
9. Continental Reifen: 107
und Benteler: 107

Wertung:
Bosch hält sie alle auf Abstand. Selbst wenn man Schaeffler und seine Contibeteiligungen addiert, reicht es mit 2.690 nicht um an Bosch vorbei zu ziehen. Warum Conti Teves hier noch nicht unter COnti Automotive subsumiert wird, weiß ich nicht. Trotzdem scheint Schaeffler die Turbulenzen der Contiübernahme (Schuldenstand im Jan. 2009 immerhin 23 Mrd €) wenigstens hinsichtlich  ihres Erfindergeistes überwunden zu haben.
Interessant an der Statistik ist die immer noch herausragende Rolle des Maschinenbaus (Schaeffler, ZF) gegenüber Elektronik und Elektrotechnik (Bosch, Denso, Hella). Siemens taucht in der Statistik übrigens nicht mehr auf, weil Siemens VDO 2007 von Continental übernommen wurde.

Top Anmeldefelder Automotive:
1. Hybridantriebstechnik: 1.727
2. Abgastechnik: 1.375
3. Batteriefahrzeugtechnik: 249

Wertung:
Seit 2010 werden mehr Hybrid- als Abgaspatente angemeldet. Treiber sind hier seit 2009 inzwischen die deutschen Anmelder. Eine Folge der Autokrise? Auffallend auf jeden Fall: Obwohl die vermeintlich zu geringe Reichweite von Batteriefahrzeugen ein -inzwischen abflauendes- Dauerthema in den Medien ist, ist die Patentaktivität -und somit die FuE-Intensität- eher schwach. Ich vermute, dass man hier einen Branchentrend ablesen kann.

Verteilung der Anmeldefelder Erneuerbare Energien:
1. Solartechnik: 976
2. Windkraft: 733
3. Erdwärme: 164
4. Wasserkraft: 139

Wertung:
Solartechnik vor Windkraft. In den Medien, bzw. seitens der Regierung wird die Solartechnik als übersubventioniert und nicht lohnenswert dargestellt, die Patentaktivität ist hier aber am intensivsten. Das könnte daran liegen, dass hier Photovoltaik (Strom) und Solarthermie (Wärme, Warmwasser) zusammen betrachtet werden?

2. Markenanmeldungen
Das interessiert Betriebswirte und Marketingexperten. Wertet man die Patentstatistik also als Ausweis für Knowhow-Stärke, ist die Markenstatistik ein Ausweis für Marketingintensität, also die Fähigkeit, aus Forschung und Entwicklung Produkte zu machen. Richtig stark ist also, wer in beiden Statistiken vordere Plätze belegt. Dienstleister, die Produkte nur im Auftrag entwickeln und ihre Methoden nicht standardisieren, sind keine Patentunternehmen. Ihre Mitarbeiter vielleicht schon, wenn sie als Miterfinder in die Patentanmeldung gehen. Dienstleister sind deshalb viel mehr auf Markenstärke angewiesen.

Nach Bundesländern:
1. NRW: 13.058
2. Bayern: 10.823
3. BaWü: 8.085
4. Hessen: 4.990
5. Berlin: 4.834
6. Niedersachsen: 4.216
7. Hamburg: 3.307
..
12. Brandenburg: 1.067

Nach Bundesländern pro Einwohner:
1. Hamburg: 185
2. Berlin: 140
3. Bayern: 86
4. Hessen: 82
5. BaWü: 86
6. NRW: 82

Wertung:
Höchst interessant: NRW ist -in absoluten Zahlen- zwar relativ patentschwach, aber markenstark. Erst danach folgen die Patentplatzhirsche Bayern und BaWü. Besonders auffällig: Berlin auf dem 5. Platz. Ein klarer Hinweis, dass Berlin inzwischen Markenprodukte und Dienstleistungen produziert. Woher die überraschende Stärke Brandenburgs? Das muss an Potsdam liegen..
Bezieht man die Markenanmeldungen auf die Einwohnerzahl wird sichtbar: Hamburg und Berlin sind hip. München kann Bayern nicht retten ;-)

Nach Leitklassen:
1. Werbung: 7.565
2. Bildung, Sport, Kultur: 6.926
3. Elektrische Apparate und Instrumente: 4.342
4. Wissenschaftliche und technologische Dienstleistungen: 3.555
5. Kleidung: 2.844
6. Medizinische Dienstleistungen: 2.712
7. Versicherungen: 2.606
8. Pharma: 2.158
9. Büroartikel: 2.132
10: Hotelgewerbe: 1.996

Wertung:
Wo kann man Lifestyletrends besser ablesen, als bei der Markenstatistik?! Die Werbung feiert sich selbst. Unübersehbar ist der Trend zum kohl'schen kollektiven Freizeitpark :-) Wir bilden uns, treiben Sport und gehen in Markenkulturveranstaltungen (Musicals, Kinos,..).
Auch stark: Der Trend zur Auslagerung von wissensbasierten Wertschöpfungen an externe Dienstleister. Hitechdienstleistung ist ja überwiegend nur ein anderes Wort für "Leiharbeit für Akademiker". Und die Geschäftsführer machen daraus Markenartikel. Nun gut..
Auch interessant: Medizinische Dienstleistung sind inzwischen kommerzialisiert.

Die aktivsten (Produkt)-Markenanmelder:
1. Boehringer Ingelheim: 110
2. Daimler: 85
3. BMW: 76
4. Bayer: 73
5. Volkswagen: 71
    Weco Pyrotechnik: 71
7. Bosch-Siemens Haushaltsgeräte: 66
    Fraunhofer: 66
9. METRO IP: 59
10 .  STADA Arzneimittel: 57
11. Netto-Marken Discount: 55
12. Henkel: 54
13. FKW Keller: 53
14. Deutsche Telekom: 49
..
18. Audi: 45
19. Vodafone: 43
..
24. Siemens: 38
..
37. Burda: 30
40. BILD digital: 28

Wertung:
Daimler ist sowohl sehr patent- als auch markenaktiv. Die erfolgreichen Automarken sind auch markenaktiv. Auffällig: GM/OPEL ist zwar patent- aber nicht markenaktiv. Telekom und Medien belegen hintere Plätze. Wir sind ein Maschinen- und Pharma - Land ;-)

Patentanwälte:
Vielleicht am Ende noch interessant: Wie viele Patentanwälte buhlen um Mandate von Patent- und Markenanwälte?

2005: 2.389
2011: 3.089

Wertung:
Die Zahl der Anwälte steigt stärker als die Zahl der zu vergebenden Mandate. Gut für die Klienten.

Donnerstag, 31. Januar 2013

Ramsauer und Grube stoppen EU Initiative für alternative Bahnanbieter

An was werden wir uns erinnern, wenn Ramsauer kein Verkehrsminister mehr ist?
- Bekenntnisse GEGEN die PKW-Maut in der ADAC Motorwelt, Forderungen FÜR sie auf CSU Parteitagen.
- Dilettantische Wahrnehmung von Pflichten in Aufsichtsräten und Infrastrukturprojekten. Z. B. #BER und Netzanbindung Offshore Windkraft.
- Protektionismus der Deutschen Bahn gegen Wettbewerb und Kundenrechte.
- Unkenntnis der Gesetzeslage der Eisenbahnverordnung.

Neuestes Beispiel: Die EU Kommission will den Wettbewerb auf der Schiene verbessern und strebt eine Trennung von Netz und Verkehr an. Dies würde normalerweise zu einer Zerschlagung der alten Monopolisten führen, worauf mit Sturmläufen von Bahnvorständen und Ministerien zu rechnen wäre.

Denn in Deutschland ist es so: Alles was mit Netzen zu tun hat, erweckt zunächst den Anschein "natürlicher" Monopole. Denn bei allem Wettbewerbsreiz, neue parallele Netze zu verlegen hat fast in keiner Branche Sinn. Denn meist geht es nur um eine Neuverteilung bestehender Nutzung, zumindest zunächst. Sinken die Preise tatsächlich, ohne dass die Qualität zu stark sinkt, dann zieht das Netz Verkehr aus anderen Sparten an. Also braucht es zuallererst einen ausgeklügelten gesetzlichen Rahmen, der ohne unangenehme Nebenwirkungen für mehr Wettbewerb zugunsten -und nicht zulasten- der Kunden sorgt.

Deutsche Regierungen gehen aber so vor: Zuerst wird mal liberalisiert. Formale Umwandlung der Behörde in eine AG, Inthronisierung eines -natürlich vergrößerten- Vorstandes, rekrutiert aus dem Kader, für den der DAX keine Anschlussverwendung mehr hat. Vergütungsanpassung an "internationales Niveau". Also beim Vorstand, nicht bei den Leistenden.

Und natürlich: Ab sofort freie Hand bei der Preisgestaltung.

Der Vorstand spielt dann fortan "nationaler Champion" mit "Wachstumsstrategie". Und bei der Bahn zusätzlich mit Börsenphantasie. Die Bahn soll jetzt "ein ganz normales Unternehmen werden", was auch immer Politiker, die die Wirtschaft nur vom Hörensagen kennen, darunter verstehen.

Ab jetzt wird der Gewinn gesteigert, um den Zuschussbedarf aus Steuermitteln zu reduzieren. Bravo! Dazu müssen die Preise erhöht und die Qualität gesenkt werden. Bei der Bahn: Streckung oder Streichung von Wartungsintervallen. Reduzierung von Strecken und Parallelgleisen (spart Kosten UND nimmt dem späteren Wettbewerb Ressourcen!). Abbau von Personal mit Kundenkontakt und Ersatz durch unverständliche Sprachcomputer, die alle durcheinander reden, und zwar bevorzugt, wenn gerade Züge einfahren - so wie am Hauptbahnhof Berlin.

Die Gewinne investiert der Bahnvorstand dann nicht in Service und Qualität. Sondern in Beteiligungen an ausländischen Fernbussen und Schiffen. Oder -wie die Ex-McKinsey Berater Zumwinkel und Appelt- in angeschlagene amerikanische Wettbewerber. Doch die Bahn investiert auch in Deutschland. Und zwar in Projekte, die nur dem Prestige ihrer führenden Köpfe dienen, aber keinen Infrastrukturbedarf erfüllen. Milliarden für einen Berliner Hauptbahnhof ohne Anbindung an U-Bahn, S-Bahn oder auch nur Abholerparkplätze. Und natürlich Stuttgart 21.

Bei den Auslandsinvestitionen müsste der Gesetzgeber eingreifen: Solange der Ex-Monopolist noch ein Quasimonopol genießt, müssten ihm Investitionen in Beteiligungen -zumindest im Ausland- verboten sein. Denn das Unternehmen hat den Zweck, einen Kundenbedarf zu erfüllen. Der Wettbewerb soll den Kundennutzen steigern, nicht die Bonusausschüttungen. Doch die Bahn steigert nicht die Qualität, sondern die Preise. Und wenn der Winter kommt, fallen ihre Züge jedes Jahr reihenweise aus. Da sind die Kasperletheatersprüche "Sind so gut vorbereitet wie noch nie!" schon vergessen. Ein himmelschreiender Misstand, der dem Verkehrsminister und dem Bahnvorstand aber nur ein Achselzucken abringt.

Doch der Bahnvorstand hat seinen Aufsichtsrat gut im Griff. Er lockt die Regierung mit Dividenden und die Regierenden mit attraktiven Posten nach deren Regentschaft. Landes- und Kommunalpolitiker bringt der Konzern noch lautloser unter. Und meistens zeigen die sich anschließend sehr dankbar.

Gestern war zu lesen, dass die EU-Kommission den Wettbewerb auf der Schiene endlich in Gang bringen will. Mit einer Trennung der Geschäftsbereiche Netz und Verkehr. Das würde das Monopol der Deutschen Bahn aufbrechen, der Netzgesellschaft die Möglichkeit nehmen, von Wettbewerb überhöhte Nutzungsgebühren zu kassieren, um sie draußen zu halten.

Bahnvorstand und Verkehrsminister hakten sich sogleich unter. Das sei unnötig, weil auf den deutschen Schienen bereits Wettbewerb herrsche (Link: ZEIT). Die Bahn habe immerhin "370 Konkurrenten im Güter- und Personenverkehr". Ein Vergleich, der an frühere Argumente von VEBA und RWE erinnert, die immer die tausenden Stadtwerke erwähnten, wenn jemand mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt forderte.

Und jetzt kommt's: Als Kompromiss bietet das Haus Ramsauer an, bestehenden monopolfördernde n Holdingstrukturen (Anm.: wie bei der Deutschen Bahn) Bestandsschutz zu garantieren, aber neue Holdings dieser Art zu verbieten.

Das hat gewirkt: Einen Tag später verkündet der EU- Kommissar (dessen Namen ich nach diesem Einknicken für nicht mehr erwähnenswert halte), die Aufspaltung der Deutschen -und anderen europäischen- Bahn sei vom Tisch. Der Konzern müsse aber "chinesische Mauern" -also mehr Bürokratie- einführen. (Link: FAZ)

Doch nicht einmal diesen Triumph feiern Ramsauer und seine Spezis. Nein, sie wollen überhaupt keinen Schritt in Richtung getrennter Geschäftsbereiche akzeptieren.

Eine große Chance ist vertan. Wir werden auf ICEs weiterhin uninformiert warten und uns mit Stehplätzen und Sitzplätzen auf dem Fußboden bescheiden. So sind wir ja auch erzogen. Wer sich dagegen auflehnt, wird als Wutbürger denunziert. Und damit wir nicht zurück ins Auto flüchten, dafür plant Ramsauer ja die PKW Maut.

Dienstag, 29. Januar 2013

Netzpolitik der SPD

Immer noch mehr Fragen als Antworten in puncto "Netzpolitik". Deshalb ist es richtig, zunächst mal die Probleme klar zu formulieren und zu analysieren. Die SPD hat das 2012 im Prinzip gemacht. Ihre 12 Thesen (Quelle: iRights) und meine Meinung dazu:

1. Chancennutzung für beide Seiten
Die SPD will beides: Rechte der Urheber schützen und die neuen Möglichkeiten der Vermarktung und Kulturteilhabe für alle nutzen.
=> Ok, besser wissen wir es nicht. Die Lehre von Steve Jobs: Das Internet verbessert Künstlerchancen - wenn man es schlauer angeht als die großen Musikverlage. Stimmt. Aber Apple's iTunes hat nicht nur das Geschäft mit digitaler Musik angekurbelt, es hat auch die Preise für Musik gesenkt. Apple verkauft die Musik billig, um teure iPods verkaufen zu können.

2. Interessenausgleich
Wie Punkt 1. Enthält eine schüchterne Kritik an der intransparenten Geschäftspolitik der Musikverwertungsgesellschaft GEMA.
=>  Die GEMA gibt vor, die Interessen von Musikern zu schützen, schützt aber vor allem die Verlage der Musiker. brand eins hatte in der Ausgabe "Digitale Wirtschaft" eine aufklärende Analyse dazu. Der GEMA Verteilschlüssel für Lizenzeinnahmen ist genauso wenig die Lösung wie eine Flatrate, die die Relevanz einzelner Künstler nicht berücksichtigt.


3. Urhebervertragsrecht
Die SPD will die Verhandlungspositionen von Künstlern gegenüber den Verwertungsgesellschaften stärken und dazu das Urhebervertragsrecht anpassen.
=> Ok, ich bin aber neugierig, wie sie das machen will.

4. Nutzfreundliche Angebote
Es soll den Musikkonsumenten einfach gemacht werden, digitale Musik legal erwerben zu können ohne versehentlich in die Illegalität zu geraten. Da nicht jeder Künstler, vor allem zu Beginn seiner Karriere, auf große Einnahmen aus ist, sondern das Internet benutzt, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern, sollen Common Criteria Lizenzmodelle gefördert werden. Vor allem soll die Benutzbarkeit vereinfacht werden.
=> Sehr gut. Die Musikverlage müssen ihre "Nuke Option" verlieren, mit der sie in der Vergangenheit mehr als eine Familie finanziell ruiniert haben. Zur Einfachheit der Benutzung gehört auch das andere Extrem: Nicht versehentlich in Abofallen treten.

5. Gegen die Kulturflatrate
Kritik der SPD: Die Kulturflatrate reflektiert nicht den verschieden starken Konsum. Warum sollen alle gleich viel zahlen, egal wie viel Kultur sie konsumieren? Zudem verliert der Künstler jeden individuellen Einfluss auf die Vermarktung seiner Werke, wenn alle alles pauschal benutzen dürfen.  Zudem ist die Frage der Verteilung der Kulturflatrateeinnahmen kaum zu lösen.
=> Volle Zustimmung!

6. Verwertungsgesellschaften (GEMA usw.)
Die Verwertungsgesellschaften fördern die Kulturvielfalt, müssen aber transparenter agieren.
=> Korrekt. Die Verwertungsgesellschaften sollen nicht mehr verdienen als ihre Künstler. Sie sollen die gleiche Funktion erfüllen, wie z.B. Galeristen.

7. Keine Internetfilterung, keine Internetsperren
Keine Einschränkung von Bürgerrechten, sondern informationelle Selbstbestimmung.
=> Ganz recht. Der Internetanschluss gehört zur Daseinsvorsorge, das ist inzwischen sogar Rechtslage in Deutschland.

8. Verhältnismäßigkeit von Strafen
Kein Abmahnmissbrauch, keine Höchststrafen für den illegalen Download. Der Streitwert muss bei einmaligen Verstößen effektiv begrenzt werden.

9. Keine Massenkopierer als Geschäftsmodell
Der organisierte, illegale Massendownload als Geschäftsmodell muss unterbunden werden. Hostprovider sollen in die Mitverantwortung genommen werden.
=> Ok. Die Anbieter tun ja allesamt so, als würden sie den Austausch von Amateuraufnahmen fördern wollen. Und wenn dann einer einen geschützten Film einstellt...

10. Kein Leistungsschutzrecht für das geschriebene Wort
Unautorisierte Kopien von Texten können mit einfachen Mitteln (Suchmaschinen) verfolgt werden. Es bedarf keines besonderen Leistungsschutzrechtes. Google News verletzt keine Rechte, sondern fördert sie.
=> Zustimmung.

11. Zweitverwertungsrecht für Wissenschaftsautoren
Fachbücher -auch von Hochschulforschern- werden immer teurer. Hier wird teuer verwertet, was mit Steuergeldern finanziert wurde: Forschung und Lehre. Es muss möglich sein, dass Hochschulen ihre eigenen Skripte mit einer eigenen Preisgestaltung zum Download anbieten.
=> Volle Zustimmung.

12. Kulturelles Erbe schützen und zugänglich halten
Wer Werke von verstorbenen Künstlern nutzen oder bekannt halten will, muss mit den Erben Lizenzen verhandeln. Wer diese Erben nicht ausfindig machen kann, soll mit einer Abgabe an eine Verwertungsgesellschaft seine Schuld einlösen können. Er soll nicht grundsätzlich im Risiko stehen, später teuer abgemahnt zu werden.
=> Ja.

Damit hat die SPD eine ziemlich vollständige, auf Ausgleich gerichtete Position erarbeitet.

Wichtige Ansprechpartner in der Partei sind: Lars Klingbeil MdB (netzpolitischer Sprecher) und Burkhard Lischka MdB (Leiter der Arbeitsgruppe).

Samstag, 26. Januar 2013

Annahme verweigert: ePetition "Sitzplatzanspruch im Eisenbahn Fernverkehr"

Im Dezember hatte ich eine ePetition zur Änderung der Eisenbahnverordnung eingereicht.

Ziel: 
Änderung der Eisenbahnverordnung zur Verankerung eines Sitzplatzanspruchs in ICEs.

Auslöser:
Das Flottenmanagement des Fernverkehrs der Deutschen Bahn unter Verantwortung von Ulrich Homburg konfiguriert die ICEs auf der Strecke Berlin-Köln/Düsseldorf so, dass die Wagen der 2. Klasse chronisch überfüllt sind während die Wagen der 1. Kl. so gut wie leer bleiben. Auf dieser Strecke sind alltäglich viele Berufspendler unterwegs, die auf diese Weise offenbar zum Wechsel in die 1. Kl. bewegt werden sollen. Eine teure Maßnahme. Denn während die Bahncard 100 für die 2. Kl. gerade auf 4.090 EUR verteuert wurde, kostet die BC100 für die 1. Kl. fast 6.900 EUR. Mehrkosten, die man nicht in der Steuererklärung geltend machen kann.

Viel billiger wäre es, wenn die Bahn in beiden Zughälften jeweils einen Wagen der 1. Kl. gegen einen 2. Kl. austauschen würde.

Da die Bahn das nicht freiwillig tun wird, wollte ich hier einen gesetzlichen Hebel ansetzen: Einen Sitzplatzanspruch für Kunden des Fernverkehrs.

Ergebnis:
Diese Woche bekam ich den Bescheid vom Petitionsausschuss: Frau Oberamtsrätin Oltmann schreibt, dass die Annahme der Petition nach Konsultation des Verkehrsministeriums abgelehnt wurde.

Die Begründung ist interessant: Auf die Eisenbahnverkehrsordnung wird nicht eingegangen, stattdessen auf die "privatrechtlich organisierte" AG verwiesen. Damit einhergehend seien Fragen des Sitzplatzanspruchs Sache des Unternehmens. Eingriffe staatlicherseits verbiete das Aktienrecht.

Widerspruch:
Ein Widerspruch: Denn die EVO greift auch in die Geschäftspolitik der Deutschen Bahn ein, indem sie ihren Kunden einen Sitzplatzanspruch ausdrücklich verwehrt (§13).

Ein weiterer Widerspruch: Die EVO steht sogar -als Abdruck, also: nicht in Hoheit der DB- im Anhang der AGB der Deutschen Bahn AG.

Entweder kennen Ramsauers Leute die EVO nicht, oder sie haben jetzt unbeabsichtigt einen bestehenden Widerspruch aufgedeckt. Es liegt auch nahe, dass das Ministerium die Deutsche Bahn gedanklich unter "privatisiert" abgelegt hat und mich für einen Nörgler oder Eisenbahnromantiker hält.

Die Ablehnung der Petition ist also falsch. Ich werde der Sache nachgehen und hier berichten. Ich sehe nicht ein, dass ich täglich zwei Stunden im ICE stehen muss.



Dienstag, 22. Januar 2013

Grube: "Wir sind deutlich besser auf den Winter vorbereitet"

Quelle: WELT

Bahnchef Grube tönte im Herbst 2012:
Wir sind deutlich besser auf den Winter vorbereitet als vor zwei Jahren.
und
Wir sind zunehmend besser vorbereitet. Nicht zuletzt haben wir auch sehr viel in eine besseren Prävention investiert.
Dies sagte er zur Abmilderung seiner zeitgleich angekündigten Preiserhöhung, die er mit gestiegenen Energiekosten begründete.

Dass die Begründung für die Preiserhöhung eine bewusste Unwahrheit, also eine Lüge, war, war schnell herauszufinden. Die Bahn bezieht ihren Strom nicht teurer, weil sie von den EEG bedingten Preiserhöhungen ausgenommen ist.

Dass die angeblich bessere Vorbereitung auf den Winter auch eine bewusste Unwahrheit ist, erlebe ich seit Tagen. Der Winter war bis vorige Woche eher mild, da gab es keine Verspätungen. Doch seit einigen Tagen: Verspätungen von 45, 80, 120 oder wie heute "auf unbestimmte Zeit" sind am Bahnhof WOB wieder an der Tagesordnung.

Besonders dreist: Die Betriebsleitung in Hannover könnte die ICEs, die normalerweise in Wolfsburg nicht halten, außerplanmäßig halten lassen. Doch nichts da. Mit hohem Tempo rauschen sie an den überfüllten Bahnsteigen vorbei und nebeln die getäuschten Kunden mit Flugschnee ein. Meine Anfrage im Bahn Reisezentrum WOB führte zu nichts: "Ich verkaufe hier nur Fahrkarten, das ist meine Aufgabe." - Ich: "Aber irgendwer muss dafür verantwortlich sein. Ich will, dass die ICEs, die hier vorbei kommen hier halten." - "Das entscheidet die Betriebsleitung in Hannover. Hier haben Sie eine Visitenkarte." Mit einer 01805er Nummer. Anruf. Sprachcomputer. Dann eine Menschenstimme. Nein, sie könne überhaupt nichts machen, sie könne nur mein Lob oder Kritik aufnehmen.

Der blanke Hohn. Das ganze unseriöse Unternehmen.

Sonntag, 20. Januar 2013

Toyota geht in der Autokrise in die Hybridoffensive

Toyota gehört zu den wenigen Automarken, die in der gegnwärtigen Krise nicht in die Knie und Defensive gehen. Im Gegenteil. Online beschreibt das Unternehmen seine Hybridstrategie wie folgt (Stand: Oktober 2012, Link):

  • Der (wachsende) Weltmarkt für Hybridfahrzeuge liegt 2012 bei 1 Mio.
  • 2013 will man selbst 1 Mio Hybridfahrzeuge absetzen.
Maßnahmen hierzu: 
  • Kombination des Elektroantriebs mit unterschiedlichen Kraftstoffarten (Abdeckung aller Märkte).
  • Eine Preisgestaltung, bei der Hybridvarianten günstiger als Dieselvarianten sind. 
  • Mehr Ausstattung.
  • Ein Steckdosenausgang für elektrische Verbraucher (sozusagen: ein Plug-out).
Außerdem berichtet Toyota von Fortschritten in seiner Elektrofahrzeug- und Brennstoffzellenentwicklung: 
  • Die 12 kWh Li-Io-Batterie soll eine Reichweite von 100km bei einer Höchstgeschwindigkeit von 125km/h. Ein Auto für die Stadt und Landstraße.
  • Die Leistungsdichte der Brennstoffzelle wurde auf 3 kW pro Liter erhöht und die Bordnetzspannung für die Traktion erhöht. Höhere Spannung erlaubt niedrigere Ströme, geringere Querschnitte, kleinere Baugröße des Elektromotors, geringeres Gewicht, geringerer Leistungsbedarf. 
Man muss bei Toyota aber immer genau hinschauen, wie viel Leistung man fürs Geld bekommt. Der vermeintlich fortschrittliche Prius, den Renate Künast so hoch lobte, war schon immer nicht wegen einer intelligenten Hybridisierung so sparsam, sondern wegen seines kleinen Verbrennungsmotors. Die erste Version aus dem Jahr 2000 hatte einen Verbrennungsmotor mit 72 PS, der Elektromotor 44 PS bei einem Gewicht von 1,2 Tonnen. Mittlerweile hat der Verbrennungsmotor immerhin 99 PS.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Rallye Monte Carlo

Die Rallye Monte Carlo steht vor der Tür. Hier eine romantische Testfahrt durch verschneite Berge, mit dem neuen Rallye Polo :-)


Zum Vergleich 1980:


Montag, 14. Januar 2013

Was heißt "Plug-in"-Hybrid und wozu ist das gut?

Die meisten Hybridautos können im Vergleich zur Reichweite ihres Benzin- oder Dieseltanks nur wenige km rein elektrisch fahren. Aber für viele Fahrten reicht das aus, z.B. morgens ins Büro.

Voraussetzung: Man fährt mit einer vollen Batterie los.

Da man in der Regel dann mit einer fast leeren Batterie ankommt, hilft es, die Batterie über eine -normale- Steckdose oder Ladestation laden zu können. Hat man an Start und Ziel diese Möglichkeit, schafft man viele Kurzstrecken rein elektrisch und spart Kraftstoff und Motorverschleiß.

Technische Voraussetzung am Auto: Es muss ein "Stecker-rein-"Hybrid sein. Auf englisch: Plug-in.

Reine Elektroautos sind eigentlich immer Plug-ins. Manche von ihnen haben einen Reichweitenverlängerer zur Ladung der Traktionsbatterie an Bord, manche Leute sehen darin dann auch einen Plug-in Hybrid - naja.