Montag, 19. April 2010

Asche machen

Werner sagt: Was soll die Aufregung um die Flugasche? Über die Kokereien des Ruhrgebiets sind sie doch früher auch geflogen ;-) (Link).

Für Autovermieter und die Bahn herrscht jetzt aber erstmal Sonderkonjunktur:


Schnell geschaltet: Sixt Website

Und siehe da: Dem Aktienkurs von Sixt hilft's:


Kurse: comdirect

Die Fluglinien (Entschuldigung, dass ich immer noch altmodisch von "Fluglinien" spreche. Ich sage auch immer noch "Flughafen"...) aber grollen und kritisieren das generelle Flugverbot der letzten Tage. In einem ZDF spezial jedoch zeigte Verkehrsminister Ramsauer dem Sprecher der Lufthansa, wo der Hammer hängt (Link zur ZDF Mediathek): "Normalerweise spreche ich mit Vertretern aus der ersten Reihe, z.B. vom Verband." Lufthansa und Airberlin werfen Ramsauer vor, die Flugverbote basierten nur auf Simulationsrechnungen. Ramsauer verweist auf gemessene Daten. "Mit mir ist eines nicht zu machen: Dass man Umsatzausfälle abwägt gegen das Risiko von Leib und Leben von Passagieren. Das wäre zynisch." (Link)

Damit ist klar, dass Ramsauer dem Druck nicht nachgeben wird. Den Druck leitet er aber auch weiter an die Landesverkehrsminister, z.B. mit dem Vorschlag einer zeitweisen Aufhebung von Nachtflugverboten.

Hiergegen hat jedoch Winfried Herrmann, verkehrspolitischer Sprecher der GRÜNEN, Widerstandt angekündigt. Er sagte dem Deutschlandradio, dies sei nicht nötig, da es genügend Kapazitäten bei der Bahn gebe. Die Auslastung der ICEs betrage im Durchschnitt nur 40%. Deshalb könne man die gestrandeten Flugpassagiere alle locker mit der Bahn nach Hause oder ans Ziel bringen..

Also, so kann nur ein Theoretiker argumentieren, der selbst nicht Bahn fährt. Die Hauptachsen der ICE-Strecken, und auf diesen liegen die Großflughäfen, sind rund um die Uhr hoch ausgelastet. Die Bahn ist bereits im Normalbetrieb überlastet, weil sie immer noch ihren Wartungsstau abbaut. Wer täglich Bahn fährt, weiß, dass man ohne Reservierungen im Gang stehen muss. Die Bahn wäre mit der Übernahme dieser Aufgabe völlig überfordert.

Dazu kommt, dass heute die Hannovermesse beginnt, also ohnehin mit hoher Auslastung aus allen Himmelsrichtungen in Richtung Hannover zu rechnen ist.

Naja, aber den Bundesverkehrsminister würde es schon freuen, wenn von den Flugsperren vor allem die Bahn profitieren würde, oder? Mal sehen, wann Airberlin Aufsichtsrat Mehdorn dieses Argument ins Spiel bringen wird...

Airberlinchef Hunoldt fordert mehr Wetterballone in der Luft, damit die Flugverbote nicht nur auf Simulationsdaten beruhen. Ramsauer: "Wetterballone messen nur Wetterdaten, aber keine Flugasche. Diese messen wir mit Lasertechnik."

Was wäre also unterm Strich die typisch deutsche Lösung für die Fluglinien? Na klar, staatliche Ausgleichszahlungen für die Umsatzausfälle. Vorher Stimmung machen gegen den Bundesverkehrsminister, mit dem Tenor, die Sperren seien unnötig. Klagen androhen. Und dann Remis anbieten. Ramsauer hingegen fordert in der BILD: "Was wir brauchen, sind Regen und Wind."

Und wer vertritt die Sicht der betroffenen Flugpassagiere? Vielleicht hilft es, dass am Wochenende auch die Bundeskanzlerin und der Verteidigungsminister betroffen waren.

Nur einer hatte mit all dem Stress mal wieder nichts zu tun: Bundespräsident Köhler flog per Hubschrauber zur Trauerzeremonie nach Polen:

Samstag, 17. April 2010

Neues Ruhrmagazin: "RUHRBARONE"

Zehn Jahre nach Econy und brand eins gibts wieder ein neues Magazin, das ich spannend finde: Die Ruhrbarone gehen in Print und machen Druck: Link



Viel Erfolg!

"Das iPad ist ein großer iPod Touch."

Hätte Apple den iPod Touch mit Zugang zum 3G Datenmobilfunk ausgestattet, er wäre das iPhone gewesen, das vielen genügt hätte. Vielen ist Internet- und Emailzugang unterwegs wichtiger als die Fähigkeit, telefonieren zu können.

Das Re-Engineering Unternehmen Chipworks hat das iPad auseinander genommen und kommt zu dem Ergebnis: "Das iPad ist weniger ein kleiner iMac als vielmehr ein großer iPod Touch." Wenigstens, was die verwendeten Bauteile angeht. Voila!

Apple verwendet im iPad viele Bauteile aus dem 2G iPhone. Warum aus dem ersten iPhone? Weil es im iPad nicht die Bauraumrestriktionen gibt wie im iPhone, kann man dort die gleiche Funktionalität zu einem günstigeren Preis unterbringen.

Den weitaus größten Anteil des Bauraums beansprucht übrigens der Akku (Link zum Chipworks Foto).

Die Bauteillieferanten im einzelnen sind:
- Apple A4 Prozessor
- Toshiba oder Samsung NAND Flashmemory
- Beschleunigungssensor von STMMicroelectronics
- Kapazitiver Touchscreen Controller von Broadcom
- Texas Instruments: Touchscreen "Line Driver"
- Bluetooth und 3G Konnektivität: Broadcom
- Display von LG
- Highspeed USB Multiplexer von Texas Instruments

Chipworks zufolge kann das iPhone 2G Design auch ein Hinweis auf den frühen Startzeitpunkt der iPad Entwicklung sein. Demnach müssten die folgenden Modellpflegen hohe Leistungssprünge aufweisen.

Quelle: Chipworks

"Das iPad ist ein großer iPod Touch."

Hätte Apple den iPod Touch mit Zugang zum 3G Datenmobilfunk ausgestattet, er wäre das iPhone gewesen, das vielen genügt hätte. Vielen ist Internet- und Emailzugang unterwegs wichtiger als die Fähigkeit, telefonieren zu können.

Das Re-Engineering Unternehmen Chipworks hat das iPad auseinander genommen und kommt zu dem Ergebnis: "Das iPad ist weniger ein kleiner iMac als vielmehr ein großer iPod Touch." Wenigstens, was die verwendeten Bauteile angeht. Voila!

Apple verwendet im iPad viele Bauteile aus dem 2G iPhone. Warum aus dem ersten iPhone? Weil es im iPad nicht die Bauraumrestriktionen gibt wie im iPhone, kann man dort die gleiche Funktionalität zu einem günstigeren Preis unterbringen.

Den weitaus größten Anteil des Bauraums beansprucht übrigens der Akku (Link zum Chipworks Foto).

Die Bauteillieferanten im einzelnen sind:
- Apple A4 Prozessor
- Toshiba oder Samsung NAND Flashmemory
- Beschleunigungssensor von STMMicroelectronics
- Kapazitiver Touchscreen Controller von Broadcom
- Texas Instruments: Touchscreen "Line Driver"
- Bluetooth und 3G Konnektivität: Broadcom
- Display von LG
- Highspeed USB Multiplexer von Texas Instruments

Chipworks zufolge kann das iPhone 2G Design auch ein Hinweis auf den frühen Startzeitpunkt der iPad Entwicklung sein. Demnach müssten die folgenden Modellpflegen hohe Leistungssprünge aufweisen.

Quelle: Chipworks

Donnerstag, 15. April 2010

Afghanistan

Kabarettist und Offizier d.R. Georg Schramm hat es am Dienstag auf den Punkt gebracht: Der einzige Grund, warum wir noch in Afghanistan sind, ist, dass wir uns nicht eingestehen wollen, dass dieser Krieg sinn- und aussichtslos geworden ist. (Link)

Und: Der Krieg dient Minister Guttenberg nur noch für bayerische Klientelpolitik: Mehr Waffen und Munition nach Afghanistan!

Wäre Frau Merkel 2002 schon Kanzlerin gewesen, stünde die Bundeswehr zusätzlich im Irak! Sie könnte sicherlich auch dort verstehen, wenn manche das als Krieg bezeichnet hätten. Eine unsäglich Eiere.


Opel-Chef Reilly sieht OPEL als Krisenopfer

OPEL steht heute auf der Kippe, weil es von seinem Management dorthin manövriert worden ist. OPEL ist Ursache und Treiber der Absatzkrise der Automobilindustrie. OPEL ist Tochter von GM, einem Symbol für Missmanagement.

Das sehen alle so, außer dem OPEL - Management. Der neue Opel-Chef Nick Reilly arbeitet unermüdlich. Allerdings nicht an neuen Modellen und einer neuen Strategie. Sondern daran, die Kosten für sein Missmanagement neu zu verteilen. Auf Mitarbeiter und Steuerzahler. Der ZEIT sagte er: "Opel wurde von der Krise zu einem ungünstigen Zeitpunkt getroffen. Ohne die Krise wäre die Existenz von Opel nicht gefährdet gewesen"

Damit verwechselt er Ursache und Wirkung. Und was mich verblüfft ist, wie selbstverständlich er staatliche Hilfen für seine Managementaufgabe einplant. Er spielt die Standorte gegeneinander aus und wedelt mit Arbeitsplätzen und dem Prestigeprojekt Ampera, dem Elektroauto von OPEL. Eins ist doch klar: Von Rüsselsheim als der Konzernzentrale für die Entwicklung und Forschung hängt der gesamte Konzern ab. Das steht nicht zur Debatte. Zur Debatte steht in Deutschland nur OPEL als Produktionsstandort. Und auch den wird OPEL nicht aufgeben. Denn es gehört ja zur Managementkultur bei GM, mehrere Standorte zu haben, die man gegeneinander ausspielen kann.

Wirtschaftsminister Brüderle sollte deshalb entspannt bleiben und sich nicht erpressen lassen. Reilly hat weniger Druckmittel in der Hand als er vorgibt. Er selbst ist Teil der Krise, für die er uns alle in Haftung nehmen will.

Diese Autokrise wäre DIE Gelegenheit für viele neue Anbieter am Markt gewesen. Es sind viele neue Elektroautoentwickler auf die Bühne getreten, die mindestens ein Fahrzeugprojekt voran entwickeln. Das macht der Staat kaputt, wenn er die trägen und kranken Elefanten durchschleppt.

Mittwoch, 14. April 2010

Die Lexusbremse

Bei meiner Probefahrt in einem Lexus RX400h hatte mir der Verkäufer die Vorzüge der Lexus Philosophie beim Bremsen erklärt: Das ESP greift viel schneller ein, als die komplexer rechnenden Steuergeräte der Konkurrenz. Und wer eher bremst, darf schonender bremsen. Und das ist einfach komfortabler als das ruckartige Bremsen der Anderen.

Gut, dachte ich, da ist etwas dran. Eine der trickigen Fragen beim Bremsen ist in der Tat: Ab wann? Und unter welchen Bedingungen?

Mir haben Fahrer von Neuwagen über ihre ersten Begegnungen mit ihren Bremsassistenten berichtet. Diese greifen ein, wenn der Fahrer notbremsen will (Schnell und zunächst hart auf die Bremse) aber dann doch nicht konsequent genug bremst. Oder wenn er ein gefährtliches Hindernis völlig übersieht und gar nicht bremst. In solchen Fällen bremst der elektronische Assistent hart und kompromisslos. Das ist auch richtig, denn nur mit einem richtigen "Bremsschlag" nutzt man die optimale Bremskraft aus.

Die erste Begegnung ist allerdings immer heftig und erinnert an die ersten Fahrschulstunden... Manch einer soll da auf der Autobahn fast unters Lenkrad gerutscht sein. Das zu vermeiden halte ich für sinnvoll.

Allerdings scheint die Lexustechnik doch noch nicht ganz ausgereift. Die WELT schreibt heute, dass Lexus den Geländewagen GX aus dem Verkehr ziehen will. Wegen Fahrberichten über ein zu spät eingreifendes ESP...

Portugal

Habe gestern morgen ein beunruhigendes Telefonat im ICE mitgehört. Unfreiwillig und undeutlich. Ist eigentlich nicht meine Art, über sowas zu bloggen. Aber das hier klang so, als ginge es uns alle was an: Ich verstand die Worte "Portugal", "Forderungen" und "Bundesregierung nicht vorbereitet". Die Ernüchterung des Handymans galt einerseits irgendwelchen portugiesischen Unterhändlern und andererseits der Ratlosigkeit unserer Regierung. Naja, Schäuble weilt ja auch im Krankenhaus. Wer vertritt ihn wohl? Asmussen?

Was kann der Hintergrund sein? Die Hilfe, die die EU am Wochenende den Griechen zugesagt hat, besteht ja aus einem Teil von EU-Krediten und einem -größeren- Anteil an bilateralen Krediten. Was unsere Bundesregierung vermeiden wollte, scheint nun einzutreten:

Nach Griechenland steht Portugal auf der Matte. Und danach? Spanien, Italien?

Was mich beunruhigt ist, dass ich keine Ahnung habe, was jetzt für einen privaten Sparer die richtige Strategie ist. Wir haben doch längst Inflation. Nur noch nicht im Supermarkt (obwohl: da eigentlich schon seit Jahren). Aber vor allem an der Tankstelle und so ziemlich allen Anlageklassen. Es ist zu viel Geld im Umlauf, das Anlage sucht. Wir haben eine Art Assetinflation. Übrigens ein Beleg für eine zu große Konzentration von materiellem Reichtum.

Trotzdem hören wir jeden Tag mehr über das I-Wort. Es ist wie eine wachsende Gewitterwolke. Erinnern wir uns: Vor dem Lehmantag hörten wir monatelang das Wort Kreditkrise und dachten: "Eigentlich müsste es knallen. Warum knallt es nicht?". Friedhelm Busch sagte auf n-tv: "Von heute auf morgen wird jemand den Stecker raus ziehen und dann geht es schnell abwärts." Er hatte recht behalten. Aber mit bemerkenswerter Verzögerung.

Ich glaube, sowas ist gerade wieder im Anmarsch.

Montag, 12. April 2010

Daimlers Marketing

Den Job des Marketingchefs von Daimler stelle ich mir momentan sehr schwierig. vor. Was ist die Botschaft der Marke Mercedes? Diese Frage muss man konkretisieren, in dem man ergänzt: Botschaft an wen?

Den Käuferzielgruppen präsentierte Dieter Zetsche vor einigen Monaten Michael Schumacher mit dessen Comeback in die Formel 1. Teuer erkauft, während Zetsche von seinen eigenen Mitarbeitern Bescheidenheit verlangte und sich Jobgarantien abringen ließ. Mitten in der Sinnkrise des Autofahrens hielt es der Daimlerboss für angebracht, nochmal richtig auf Drehzahl zu gehen. Im teuersten Zirkus, den diese Branche zu bieten hat.

Mal abgesehen von der Frage, wie viele Neukunden ein siegreicher Schuhmacher in einem Mercedes in die Showrooms treiben würde: Die Frage stellt sich so nicht, denn Schumacher hat bislang keinen Erfolg mit Mercedes.

Kaum hatten sich die Zuschauer einen Reim darauf gemacht, kam der nächste Kurswechsel: Daimler kooperiert mit Renault-Nissan in der Motorenherstellung für Kleinwagen. Diese Botschaft ging an die Aktionäre: "Wir sparen Entwicklungskosten, in dem wir Motoren (!) gemeinsam mit Renault entwickeln." Aha. Das hat BMW beim 1er ja schon vorgemacht, der mit Dieselmotoren von Peugeot angetrieben wird. Eine Marke, die das Wort "Motorenwerke" im Namen trägt und deren Kunden jedenfalls früher immer Wert auf die "inneren Werte" eines BMW gelegt haben...

Was sollen also Mercedes Kunden von der neuen Kooperation von Daimler und Renault-Nissan halten?

Für den markenmäßig kleineren Partner ist so eine Kooperation ja sehr günstig. Er profitiert vom neuen Partnerimage. So wie sich z.B. Fahrer des Chrysler Crossfire über ihren unkaputtbaren Daimlermotor freuen und dies jedem als Geheimtip weiter empfehlen.

Aber was halten Daimlerkunden und -zielgruppen von all dem?

Samstag, 10. April 2010

Landebahn

Etwas makabere Gleichzeitigkeit heute Vormittag: Vom Spiegelverlag kam heute dieses Buch an, zu dem meine bessere Hälfte einen Beitrag beigesteuert hatte. Zuerst fanden wir die Geschichten der Flugpassagiere witzig, haben auch selbst schon mal eine Landung durch ein Gewitter über Berlin mit kaltem Angstschweiß überstanden. Ein Buch, dass meinem lieben Ex-Kollegen, der inzwischen bei einer Fluglinie arbeitet, gefallen dürfte, dachte ich noch.

Aber dann schalteten wir n-tv ein... So eine Tragik!



Foto: amazon

Über das selbstbestimmte Leben (Teil 1)

Das Ideal des Liberalen ist das freie Individuum. Die Freiheit ermöglicht das selbstbestimmte Leben. Fremdbestimmt dagegen ist, wer tatsächlichen Zwängen Einfluss auf sein Leben einräumen muss. Insofern ist jeder Mensch auch fremdbestimmt. Und hier liegt der erste Irrtum der orthodoxen Liberalen. Zu glauben, dass man autonom leben könne. Das gilt nur für die oberen Zehntausend, die unter Liberalismus nur die Legalisierung ihrer Steuerhinterziehungen und sonstige Entsolidarisierungen verstehen. Selbstbestimmt ist man nach meiner Vorstellung als Einkommensabhängiger bereits, wenn man die meiste Zeit auf eigene Ziele und Zwecke hinarbeiten kann.

Den Feudalismus haben wir formell abgeschafft, deshalb fühlen wir uns alle selbstbestimmt. Wir fühlen uns auch dazu aufgerufen, uns selbst zu verwirklichen. Doch wenn man Leute, die vorgeben, genau dies zu tun, nach ihren Motiven befragt, kommen oft Vermeidungsmotive zum Vorschein. Das Loswerden irgendwelcher Zwänge oder Risiken.

Doch wie real (oder wie ich bei den Philosophen gelernt habe: "aktual", also der Fall) sind diese Zwänge und Risiken?

Subjektiv fremdbestimmt ist doch auch, wer irrtümlich meint, Sachzwängen Einfluss auf sein Leben einräumen zu müssen.

Und merkwürdigerweise ist es gerade der Neoliberalismus, der die Mittelschicht von einem selbstbestimmten Leben abhält. Indem er negative Motive für mehr Liberalismus transportiert: Das Abschütteln der Steuerlast, die selbstständige Vorsorge fürs Alter, die "Fitness" für den Arbeitsmarkt. Der deutsche Liberalismus agiert mit negativen Motiven. Und das macht ihn so unfrei.

Zu den eingebildeten Sachzwängen gehören genau diese Ängste, die uns über die Medien vermittelt werden. Früher schürten Zeitungen die Kriegsangst. Heutzutage schüren sie permanent Angst vor Klimawandel, Arbeitslosigkeit und Altersarmut. Alle drei halte ich für fingierte Ängste. Sie entpuppen sich als Scheinriesen, die bei der Annäherung kleiner werden.

Angst #1: Der Klimawandel
Ich habe nur wenig einem klimaverträglichen Leben bewusst geopfert, aber es mir jedes mal innerlich gut geschrieben, wenn ich mich "klimafreundlich" verhalten habe. Z.B. bin ich das gesamte Studium lang mit der S-Bahn zur Uni gefahren. Später fuhr ich drei Jahre lang mit dem Regionalexpress von Dortmund nach Essen. Bis ich nach Essen zog und zu Fuß ins Büro ging. Mann, dachte und erzählte es Freunden, mein CO2-Konto ist dick im Plus. Und selbst heute produziere ich mit 6,5t nur halb so viel CO2 wie der durchschnittliche Deutsche.
Wir stellten uns aber nie die einfachsten Fragen: Z.B.: ist dies der erste Klimawandel in der Erdgeschichte? Ist er von uns ausgelöst? Wem wird er schaden? Was können wir tun, damit er weniger Schaden anrichtet? Worauf müssen wir uns vorbereiten? Wurde nie diskutiert. Vielmehr wurde die Angst vor dem Klimawandel kultiviert und sich jeder Spaß abgewöhnt, z.B. Autofahren und Fernreisen. Bis heute hören wir in den Nachrichten immer nur die Frage, wer künftig wieviel CO2 in die Luft blasen will. Aber noch nie haben wir erfahren, was das für uns konkret bedeuten wird. Absurde Diskussionen wie z.B. über moralisch gute und schlechte Benzinpreisüberhöhungen bleiben einfach so im Raum stehen. Werden von ein und demselben Politiker einerseits verteufelt und andererseits gut geheißen. So schizzophren ist das Regierungsviertel inzwischen.

Und jetzt lesen wir immer öfter, wie dieser Popanz allmählich relativiert, wenn nicht entzaubert wird. Egal, wie diese wissenschaftlichen Kontroversen noch ausgehen mögen. Eines halte ich für gewiss: Es wird anders kommen, mit anderer Ausprägung als wir denken. Es wird uns andere Prioritäten setzen. VIele unserer unreflektiert übernommenen Annahmen werden sich als falsch entpuppen.

Angst #2: Altersarmut
Immer klarer wird mir: Das gleiche gilt für das Thema kapitalgedeckte Altersvorsorge. Ich muss mir nur zwei Zahlen anschauen, um zu verstehen, dass ich einem riesengroßen Schwindel aufgesessen bin. Und dass das irgendjemandes Interesse dient. Diese beiden Zahlen sind: Meine bisher erworbenen Rentenansprüche. Und die Performance meiner Lebensversicherungen, die ich mal abgeschlossen habe. Es droht mir Gott sei Dank doch keine Altersarmut. Denn wenn das so wäre, würden meine LVen das nicht ändern können. Denn sie performen nicht. Ich bin einem Geschwätz von Schwindlern aufgesessen, die sich folgender Manipulationen bzw. Lügen bedienen:
- Sie "als Akademiker" werden ... blablabla einen "Lebensstandard"... Pustekuchen: Das war einmal. Akademiker werden im Niedriglohnland Deutschland genau so knapp gehalten wie früher die Facharbeiter.
- "Ihnen entsteht eine Rentenlücke". Und sie wollen doch im Alter keine "Abstriche" machen... Schließen Sie die Rentenlücke! - Ja klar, Lücken schließt der Deutsche ja gerne, denn er räumt gerne auf und sichert sich gerne gegen Risiken ab, damit er gut schlafen kann.
Die nahe liegende Frage, die nie einer gestellt hat, lautet: Wenn die Umlage finanzierte Rentenversicherung an der schwindenden Bevölkerung Hunger leiden wird, wird das nicht genau so für die Aktienmärkte gelten? Werden auf einem demographisch absteigenden Ast nicht immer mehr Akteure verkaufen als kaufen? Werden wir nicht, wenn es aufs Rentenalter zugeht, immer in fallende Kurse verkaufen müssen? Und was bedeutet es, dass der frühere Wirtschaftsweise Bert Rürup nach der Erfindung der gleichnamigen Rentenversicherung beim Finanzdienstleister AWD anheuerte und später mit dessen Gründer sogar ein neues Beratungsunternehmen gründete..?

Von den Herzinfarkten, die die Leute, die uns das alles andrehen, bei diesem System immer wieder auslösen, habe ich dabei noch gar nicht gesprochen.

Angst #3: Arbeitslosigkeit
Deutschland ist ein Niedriglohnland. Das sagte ich vor drei Jahren dem Manager eines Herstellers von Navigationssystemen beim Mittagessen auf einer Tagung: "Warum verlagern Sie ihre Entwicklung nicht von den USA nach Deutschland? Wir sind schließlich ein Niedriglohnland mit bestens qualifizierten Ingenieuren und Informatikern." Das fasste dieser deutschgebürtige Amerikaner als Provokation auf. Heute kann er im WSJ lesen, dass ich recht hatte.
Staat und Arbeitgeber haben sich geeinigt: Wir entlasten die Unternehmen und den Staat, indem wir die Reallöhne brutto stagnieren und netto absenken. Und damit alle mitspielen, bauen wir einen neuen Bullemann namens Hartz IV auf. Ende vom Lied: Wir haben im vergangenen Jahrzehnt eine galoppierende Inflation hingenommen (Benzin, Lebensmittel, Restaurants), aber die Erhöhung unserer Einkaufspreise nicht an unsere Kunden -die Arbeitgeber - weiter gereicht. Nee, wir waren schon froh, nicht arbeitslos zu werden.
Die meisten Arbeitsplätze in Deutschland wurden im vergangenen Jahrzehnt nicht durch Verlagerung in Billiglohnländer zerstört - auch wenn der frühere FDP Politiker und DIHK Vorsitzende Braun, den deutschen Mittelständlern dazu immer wieder geraten hat. Nein, die meisten Arbeitsplätze werden in Deutschland inzwischen durch schlechtes Management (schlecht=kurzsichtig, produktfern, kundenfern, mitarbeiterfern, zahlengläubig, urteilsschwach, fantasielos, veantwortungslos) zerstört. Doch das führt bei denen überhaupt nicht zu Demut und neuer Bescheidenheit. Im Gegenteil. Die kämpfen vor Gerichten für die Auszahlungen ihrer Boni und Abfindungen.
Inzwischen droht man den abhängig Beschäftigten auch mit Google, als wäre dies ein neuer "lieber Gott", der alles sieht. Doch auch das ist eine übertriebene Angst. Man muss seine Außendarstellung nicht permanent so frisieren, dass sie sich auch unbedingt für das nächste Vorstellungsgespräch eignet, vor dem der Personaler einen googlen wird. Das findet nicht statt, ich habe das gerade selbst mehrfach ausprobiert.
Im Gegenteil: Ich werde heutzutage eher stutzig, wenn ich über einen mir vorgestellten zukünftigen Manager im Internet überhaupt nichts finde. (Dazu später mehr in einem gesonderten Beitrag.) Dieser Spruch von Google: Wenn Sie von etwas nicht wollen, dass man es über Sie herausfindet, sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun, dieser Satz war ein Traumtor für alle Personalabteilungen. Daran halten muss man sich aber nicht, denn es ist ein Scheinriese.

Meine Devise lautet fortan: Zurück zum normalen, instinktgesteuerten Leben. Weniger Medienkonsum, jedenfalls was die kommerziellen Medien angeht. Denn die bedienen nicht meinen Informationshunger und Wissensdurst, sondern vor allem meine Ängste. Das Internet wird uns als Aufklärung verkauft, doch zumindest sein kommerzieller Teil ist das Gegenteil davon. Wer viel Zeitung liest und im Internet surft, wird nicht informierter, aufgeklärter und emanzipierter. Sondern im Gegenteil. Gibt sich mehrmals täglich eine Dosis Angst, die ihn zu einem fremdbestimmten Menschen macht.

Fazit: Abhängig Beschäftigte haben keinen Grund für übertriebene Bescheidenheit. Sie müssen sich vielmehr neu emanzipieren, von den sorgsam gepflegten Ängsten. Müssen ihr Leben wieder in die Gegenwart verlagern.

Es ist deshalb nahe liegend, dass uns nicht der neoliberale Zeitgeist, sondern die Emanzipation von diesem einem selbstbestimmten Leben wieder näher bringt.

PS: Einige werden Einwänden, dass es doch eher ein linkes Projekt ist, Ängste zu schüren, für deren Regelung dann ein Apparat geschaffen werden muss, der einen in noch tiefere Unmündigkeit führt. Dem stimme ich nur im zweiten Teil zu. Die Ängste selbst entstehen aber nicht aus einem solidarischen Menschenbild, sondern aus der liberalen Vorstellung des jeder gegen jeden.

Donnerstag, 8. April 2010

Wallstreet provoziert die EU

Wir alle haben die Banken vor ihren Ruinen gerettet. Mit Milliarden von Steuergeldern. Das scheint ein Fehler gewesen zu sein. Denn sie danken es uns mit Spekulationen auf steigende Benzinpreise und den Bankrott Griechenlands. Das ist eigentlich unfassbar.

Satte 14 Cent Spekulationsaufpreis zahlen wir an den Zapfsäulen, lese ich heute. Dabei ist das Interview mit dem Kartellamt, auf das ich mich unten bezog, noch keine Woche her. Der Preis wird hochgejubelt von Banken. Mit unseren Geldern. Das wir ihnen eigentlich gaben, um es an unsere Industrieunternehmen zu verleihen, damit der Kreditmarkt wieder in Gang kommt. Nein, sie spekulieren wieder auf unsere Kosten. Diesmal im doppelten Sinne.

Noch übler ist das Spiel, das sie mit Griechenland spielen. Zitate aus dem Handelsblatt:

Das Spiel ist riskant, aber gerade deshalb lockt es Banken und Hedge-Fonds. Sie kaufen sich günstig den Versicherungsschutz ein. Wenn ein Land ins Trudeln gerät, schlägt ihre Stunde. Sie warten ab oder helfen mit, ein Land noch tiefer in die Krise zu reden. Nicht laut, aber auch Flüsterpropaganda kann wirkungsvoll sein. Stürzt ein Land wie Griechenland ab, steigen die Preise für den Versicherungsschutz. Die Police lässt sich weiterverkaufen, mit Aufpreis versteht sich. Die Differenz streichen die Anleger als Gewinn ein.


Der Lobby-Arbeit der Wall-Street-Banken sei es zu verdanken, dass die Politik auch 18 Monate nach der Pleite von Lehman Brothers keine echten regulatorischen Reformen für Kreditderivate durchgesetzt habe. Es geht um einen Markt, für den das US-Abwicklungshaus The Deposit Trust & Clearing ein Volumen von 22 Billionen Dollar errechnet hat. Die Hälfte davon entfällt auf JP Morgan, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Deutsche Bank und Barclays, hat die EZB ermittelt.


Eigentlich müsste die Kanzlerin, die noch dafür kämpft, dass Griechenland nicht mit deutschen Steuergeldern gerettet werden muss, den US-Botschafter einbestellen. Nicht nur aufgrund seiner Funktion. Der Mann war ja früher als Investmentbanker für Goldman Sachs tätig. Warum tut sie es noch nicht? Er residiert ganz in der Nähe. Ich kann sehen, dass er noch ganz entspannt ist. Zu unrecht.

Wieso tagen die Krisenstäbe nicht wie beim Kampf gegen "den internationalen Terrorismus" sonst üblich? Warum sagt keiner, dass nichts mehr so sein wird, wie es mal war und dass Griechenland unsere uneingeschränkte Solidarität hat?

26.4.: Tag des geistigen Eigentums des DIHK, Berlin

Aus dem Newsletter der IHK Berlin:

Tag des geistigen Eigentums
Datum: 26.04.2010

Uhrzeit: 10:15 bis 16:30 Uhr

Ort: Berlin

Am 26. April 2010 wird der BDI gemeinsam mit dem DIHK, dem Markenverband und dem Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) den Tag des geistigen Eigentums in Berlin ausrichten.

Die Veranstaltung hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich als Plattform für die Diskussion über aktuelle Entwicklungen im gewerblichen Rechtsschutz etabliert. Neben weiteren hochrangigen Rednern spricht auch die neue Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Zudem werden Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in zwei jeweils parallel laufenden Podiumsdiskussionen Themen des Patentrechts und der Bekämpfung der Produkt- und Markenpiraterie vertiefen. Die Einzelheiten des Programms entnehmen Sie bitte der Einladung.