Mittwoch, 21. März 2012

"Der Fortschritt bleibt mit der OPEL-Zuverlässigkeit verbunden"

Admiral, Kapitän und Diplomat. "Wagen der Weltklasse" - Das war einmal der Anspruch des OPEL-Management. Den Diplomat positionierte OPEL mal gegen die Mercedes S-Klasse. Auch Ascona, Manta und Kadett liefen immer oben mit. OPEL verdiente Geld mit allen Käuferschichten. Das ist vorbei.

OPEL ale Marke kennt noch jeder. Aber bei den Modellreihen hört es schon auf: Astra und Corsa kennt man so gerade noch, obwohl man wenig über sie liest oder sieht. Aber Agila? Meriva, Antara, Vivaro?? Nie gehört. Hat OPEL mit irgend einer Neuerung Schlagzeilen gemacht? Ja, dem Elektroauto Ampera. Aber der läuft nicht. Das muss nicht am Konzept liegen, ich halte den Reichweitenverlängerer für die momentan beste Antwort auf die eingebildete Reichweitenangst. Aber lesen tun wir immer nur von Angst und Problemen bei OPEL: Selbstentzündung, Überkapazität, Werksschließungen. Traurige Kapitel.

Und wieder mal sind aus Sicht des Managements alle Schuld, nur nicht sie selbst. Ja, die Finanzkrise und hohe Arbeitslosigkeit in Südeuropa schwächt die Käuferschichten. Hätte man doch nur auch in Premium investiert, wozu hat man denn das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim? Wird da nur in Produktionstechnik und Kostensenkungen investiert? Wer einmal einen Mietwagen von OPEL aus einer Tiefgarage bugsieren musste, fragt sich, wer bei den Rüsselsheimern die Vorgaben für Anzeigen und Bedienung macht (Entschuldigung..). Premium hat OPEL nicht. Ein gutes Image auch nicht mehr. Drei Jahre Negativschlagzeilen, wer kauft denn sowas? "Das Management verliert allmählich die Geduld" steht im Handelsblatt. Tja, wann verlieren wohl die GM Aktionäre die Geduld mit diesem Management? Oder die Bandarbeiter in Bochum?

Ich bin ja schon still. Was OPEL demnächst an Marktanteilen preisgeben wird, werden sich andere schnappen, die größere Pläne haben. Aus der Autokrise ist inzwischen eine OPEL-Krise geworden. Auch die deutschen Premiummarken verdienen zu Hause nicht so berauschend. Aber sie haben verstanden, wo man für Made in Germany noch bereit ist, einen EURO mehr zu bezahlen.

Montag, 19. März 2012

H- (WOB) - B: Warum die Bahn durch Wolfsburg rauscht

Tja. Am Anfang dachte ich in WOB immer nur, was alle Pendler dachten: Augen zu und ab zum Werk, arbeiten, Augen zu und zurück zum Bahnhof. Inzwischen aber hat der Wolfsburger Bahnhof fast Kultstatus. Immer mehr fangen an, ihn zu mögen. Und auch die Stadt, jedenfalls in Nähe des Bahnhofs. Wolfsburg gibt sich alle Mühe, immer besser auszusehen. Zwischen Bahnhof und Mittellandkanal kann man inzwischen sogar spazieren gehen, direkt am Wasser.

Nur wie der Geschäftsbereich Traktion seine Kunden behandelt, das geht immer noch auf keine Kuhhaut:

Sonntag, 18. März 2012

Der grundlegende Irrtum heutiger Medienmanager - und wie man ihn korrigieren könnte

Eine der größten Fehlkonstruktionen unter den Geschäftsmodellen ist die einer Werbung, die die große Erwartungshaltung einer großen Menge zu missbrauchen gedenkt.

Wenn ich z.B. auf BILD Online einen Bericht über Gauck lese und mir dazu ein Video angeboten wird. Nach dem Lesen will ich meinen Gedankenfluss und meine Aufmerksamkeit nicht unterbrechen lassen, sondern das Video nahtlos daran anknüpfen lassen. Mir dann aber zuerst einen Werbespot von Eon zu einem komplett anderen Thema zuzumuten ist krass respektlos. Die Idee des Werbespots ist ja, dass ich diesen wahrnehme und seine Botschaft verfolge und auch noch speichere, damit ich später etwas tue. Der Werbespot wird dorthin gesetzt, wo er mich erwischen kann. Wo ich eh schon bin, weil ich mich für etwas anderes interessiere. Ein funda-"mentaler" Wechsel meiner Gedanken ist da also einkalkuliert und beabsichtigt. Würde ich dem folgen, wäre ich aber raus aus dem Thema, das mich zu diesem Werbespot gebracht hat. Ich würde nicht in Sekundenschnelle wieder zum Gauck zurückkehren. Wäre es aber das Kalkül von BILD, dass ich dieses Video eh überhöre und übersehe, weil ich ja auf Gauck warte, wäre dies unseriös Eon gegenüber. Denn Eon bezahlt BILD ja dafür, dass sie meine Präsenz und Aufmerksamkeit, in dem Sinne, dass ich mich gerade mit nichts anderem beschäftige, ausnutzen und entführen dürfen.

Dieses Geschäftsmodell ist absurd. Es basiert auf der Annahme, dass Menschen bereit sind, sich gedanklich entführen zu lassen, nur weil sie gerade massenhaft in einer gemeinsamen Erwartungshaltung versammelt und ansprechbar ("adressierbar") sind.

So etwas passiert aber nicht nur in den Medien. Wenn ich z.B. morgens -und wie immer spät dran, wie fast alle anderen- in den Hauptbahnhof hetze, die Rolltreppe zu meinem Gleis vor Augen, will ich nicht von einer Kreditkartenverkäuferin aufgehalten werden. Die Tatsache, dass wir hier alle vorbei kommen rechtfertigt kein Geschäftsmodell das auf der Annahme einer hohen Responserate basiert. Wir sind alle hier, haben aber keine Zeit bzw. keine Aufmerksamkeit für irgendetwas anderes als unseren Zug.

Aber viele Manager denken so. Sie glauben auch, dass man einen Wissensarbeiter, also jemanden, der bei seiner Arbeit nachdenken und reflektieren muss, in einer Stunde zehnmal unterbrechen darf. Sie rechnen dann immer noch so, dass der Wissensarbeiter eine Stunde lang geleistet hat, abzüglich der Minuten, für die ihn sein Manager unterbrochen hatte. Doch modernere Manager wissen inzwischen, dass Aufgabenwechsel Zeit kosten. Immens viel Zeit. Sie gehen zulasten des Outputs und seiner Qualität. Tom de Marco hat dies u.a. in "Wien wartet auf Dich" beschrieben.

Noch deutlicher wird dies beim Musikhören. Musik ist Flow. Wenn man bei einem Stück zehnmal unterbrochen wird und danach an derselben Stelle fortsetzen kann, dann hat man anschließend nicht das ganze Stück genossen.

Kann man das Kennzahlgläubigen begreiflich machen? Kann man sie dazu bringen, dass sie sich intelligente Werbung ausdenken, und uns nicht mehr bei der Arbeit unterbrechen?

Samstag, 17. März 2012

Crash in Zeitlupe: Besuch im Kunstmuseum Wolfsburg

Gibts nicht nur an der Börse: Crash auf Raten

Wenn der ICE in Wolfsburg das nächste mal an Dir vorbei rauscht und Dich stehen lässt, nutze die Gelegenheit: Laufe die Fußgängerzone in der Porschestraße hoch bis zum Ende und besuche das Kunstmuseum Wolfsburg.

Da gibts noch für einige Zeit zwei sehr gute Ausstellungen: "Die Geometrie des Augenblicks" über den "Magnum" Fotografen Henri Cartier-Bresson. Und die "Kunst der Entschleunigung".

Los gehts mit "Entschleunigung". Vor der Tür: Der Crash in Zeitlupe, der 1cm pro Stunde Vortrieb leistet. Wir gehen rein und lernen: Das Lebensgefühl einer überfordernden Beschleunigung ist 250 Jahre alt. Seitdem leiden Menschen unter dem Gefühl, nichts mehr zu Ende denken oder bringen zu dürfen, bevor sie etwas neues anfangen müssen. "Velozeferisch" nannte Goethe das.

Beschlauliche Gemälde vom Vollmond am Strand, einem Blick in die Wolen bereitet die spätere Fallhöhe. Geht über in abstrakte Darstellungen von Geschwindigkeit und der Zentrifugalkraft der Kurve. Dann Autos, Flugzeuge, Raketen.

Dann die Geschwindigkeit der Computerbörse. Ein Video, "Middlemen". Niedergeschlagene Männer in einem Börsensaal, der mit Papieren übersät ist. Plötzlicher, schneller Kurssturz. Man denkt: In einer Welt, in der man sich mit Papieren und Computern um sein gesamtes Hab und Gut bringen kann, stimmt sowieso etwas nicht.

Daneben zwei Photos aus einem japanischen Börsensaal. Hunderte Händler und Makler beengt in Reihe und Glied vor ihren Handels-PCs, wie Soldaten. Womöglich acht Stunden am Tag. Womöglich jeden Tag. Highspeedhandel anno 1997. Die Fotos haben Plakatgröße, damit deutlich wird, wie absurd das eigentlich ist. Highspeedhandel ist immer so schnell, wie die IT-Ressourcen es zulassen. Neben der militärischen Verschlüsselungstechnik ist er inzwischen Fortschrittstreiber Nummer eins in der Computerbranche. Damit ist die kostolyanische Kunst der reflektierten Spekulation einer bewusstlosen Hyperaktivität gewichen, die uns ins Verderben stürzt, wenn sie instabil wird. Wie bei einem Reaktorunfall können wir nicht mehr beobachten, was vor sich geht, sondern müssen ggf. postmortem rekonstruieren, was passiert ist. Und warum. Und "warum?" ist überhaupt eine völlig deplatzierte Frage geworden im Zeitalter der Beschleunigung..

Am meisten beeindruckt hat mich die Visualisierung der schnellen Vergänglichkeit des geschriebenen und gesendeten Wortes (die "Erregermaschine"). Hier nicht dargestellt, als Empörungsspannung die durch den Dreh im moralischen Magnetfeld entsteht. Sondern als Wasserfall, der Worte formt, die beim Runterfallen außeinander driften und unten vom Leser schon nicht mehr zu entziffern sind. Ein Wort fällt aufs andere. Jeden Entzifferungs- und Deutungsversuch muss man vor seinem Ergebnis abbrechen, weil das nächste Wort schon gefallen ist.

Ein kluger Spruch an der Wand:
Die Beschleunigungsleistung (Anm.: oder die Bewegungsnergie) steigt überproportional mit der Geschwindigkeit. Deshalb bekommt man auch soviel Energie zurück, wenn man entschleunigt.

Ein anderer Spruch von Anselm Kiefer über die Nachbildung einer ausgegrabenen Trümmerstadt:
Trümmer sind Zukunft an sich.
Er meint, weil alles mal zum Trümmer wird. Darüber wächst Gras. Dann eine neue Stadt. Darüber wachse dann wieder Gras. Und so weiter.

Zwischendurch empfiehlt sich eine Pause im japanischen Garten des Museums.

Die schwarz-weißen Momentaufnahmen von Cartier-Bresson kennen wir: Der Mann, der mit seinem Spiegelbild über die Pfütze springt. Der Mann mit dem dreieckigen Mantel vor der Allee. Seine Reisefotos machen den Großteil seines Werkes und dieser Ausstellung aus. Besonders interessant finde ich den Dokumentationsfilm: Cartier-Bresson selbst und Freunde erzählen die Geschichten seiner Fotos. Ein Freund sagt: Er hatte einen Instinkt für politische Fotos. Er reiste viel. Und irgendwie immer dorthin, wo der Ball hinkommen sollte, wo ein Weltereignis passieren sollte.

So erzählt Bresson selbst von einer Sitzung mit Ghandi, den er am nächsten Tag fotografieren wollte. Er zeigt ihm seine Fotos, besprach die Sitzung. Ghandi habe eines, auf dem ein Leichenzug zu sehen ist, lange in der Hand gehalten und gesagt: "Der Tod, der Tod, der Tod." Später verabschiedete sich Ghandi von ihm, ging raus - und wurde erschossen.

Crash in Zeitlupe: Besuch im Kunstmuseum Wolfsburg



Gibts nicht nur an der Börse: Crash auf Raten

Wenn der ICE in Wolfsburg das nächste mal an Dir vorbei rauscht und Dich stehen lässt, nutze die Gelegenheit: Laufe die Fußgängerzone in der Porschestraße hoch bis zum Ende und besuche das Kunstmuseum Wolfsburg.

Da gibts noch für einige Zeit zwei sehr gute Ausstellungen: "Die Geometrie des Augenblicks" über den "Magnum" Fotografen Henri Cartier-Bresson. Und die "Kunst der Entschleunigung".

Los gehts mit "Entschleunigung". Vor der Tür: Der Crash in Zeitlupe, der 1cm pro Stunde Vortrieb leistet. Wir gehen rein und lernen: Das Lebensgefühl einer überfordernden Beschleunigung ist 250 Jahre alt. Seitdem leiden Menschen unter dem Gefühl, nichts mehr zu Ende denken oder bringen zu dürfen, bevor sie etwas neues anfangen müssen. "Velozeferisch" nannte Goethe das.

Beschlauliche Gemälde vom Vollmond am Strand, einem Blick in die Wolen bereitet die spätere Fallhöhe. Geht über in abstrakte Darstellungen von Geschwindigkeit und der Zentrifugalkraft der Kurve. Dann Autos, Flugzeuge, Raketen.

Dann die Geschwindigkeit der Computerbörse. Ein Video, "Middlemen". Niedergeschlagene Männer in einem Börsensaal, der mit Papieren übersät ist. Plötzlicher, schneller Kurssturz. Man denkt: In einer Welt, in der man sich mit Papieren und Computern um sein gesamtes Hab und Gut bringen kann, stimmt sowieso etwas nicht.

Daneben zwei Photos aus einem japanischen Börsensaal. Hunderte Händler und Makler beengt in Reihe und Glied vor ihren Handels-PCs, wie Soldaten. Womöglich acht Stunden am Tag. Womöglich jeden Tag. Highspeedhandel anno 1997. Die Fotos haben Plakatgröße, damit deutlich wird, wie absurd das eigentlich ist. Highspeedhandel ist immer so schnell, wie die IT-Ressourcen es zulassen. Neben der militärischen Verschlüsselungstechnik ist er inzwischen Fortschrittstreiber Nummer eins in der Computerbranche. Damit ist die kostolyanische Kunst der reflektierten Spekulation einer bewusstlosen Hyperaktivität gewichen, die uns ins Verderben stürzt, wenn sie instabil wird. Wie bei einem Reaktorunfall können wir nicht mehr beobachten, was vor sich geht, sondern müssen ggf. postmortem rekonstruieren, was passiert ist. Und warum. Und "warum?" ist überhaupt eine völlig deplatzierte Frage geworden im Zeitalter der Beschleunigung..

Am meisten beeindruckt hat mich die Visualisierung der schnellen Vergänglichkeit des geschriebenen und gesendeten Wortes (die "Erregermaschine"). Hier nicht dargestellt, als Empörungsspannung die durch den Dreh im moralischen Magnetfeld entsteht. Sondern als Wasserfall, der Worte formt, die beim Runterfallen außeinander driften und unten vom Leser schon nicht mehr zu entziffern sind. Ein Wort fällt aufs andere. Jeden Entzifferungs- und Deutungsversuch muss man vor seinem Ergebnis abbrechen, weil das nächste Wort schon gefallen ist.

Ein kluger Spruch an der Wand:
Die Beschleunigungsleistung (Anm.: oder die Bewegungsnergie) steigt überproportional mit der Geschwindigkeit. Deshalb bekommt man auch soviel Energie zurück, wenn man entschleunigt.

Ein anderer Spruch von Anselm Kiefer über die Nachbildung einer ausgegrabenen Trümmerstadt:
Trümmer sind Zukunft an sich.
Er meint, weil alles mal zum Trümmer wird. Darüber wächst Gras. Dann eine neue Stadt. Darüber wachse dann wieder Gras. Und so weiter.

Zwischendurch empfiehlt sich eine Pause im japanischen Garten des Museums.

Die schwarz-weißen Momentaufnahmen von Cartier-Bresson kennen wir: Der Mann, der mit seinem Spiegelbild über die Pfütze springt. Der Mann mit dem dreieckigen Mantel vor der Allee. Seine Reisefotos machen den Großteil seines Werkes und dieser Ausstellung aus. Besonders interessant finde ich den Dokumentationsfilm: Cartier-Bresson selbst und Freunde erzählen die Geschichten seiner Fotos. Ein Freund sagt: Er hatte einen Instinkt für politische Fotos. Er reiste viel. Und irgendwie immer dorthin, wo der Ball hinkommen sollte, wo ein Weltereignis passieren sollte.

So erzählt Bresson selbst von einer Sitzung mit Ghandi, den er am nächsten Tag fotografieren wollte. Er zeigt ihm seine Fotos, besprach die Sitzung. Ghandi habe eines, auf dem ein Leichenzug zu sehen ist, lange in der Hand gehalten und gesagt: "Der Tod, der Tod, der Tod." Später verabschiedete sich Ghandi von ihm, ging raus - und wurde erschossen.

Mittwoch, 14. März 2012

"Es sind nur Bürgschaften, da fließt ja kein Geld"

Quelle: verdi "Eurokrise ohne Ende", März 2012

Braucht es zum Verständnis der Ursachen unserer EURO-Krise mehr als die oben gezeigte Grafik? Die europäischen Staatsschulden lagen lange auf unterschiedlichen aber konstanten Niveaus. Dann kamen Lehman, IKB, Hyporeal, Commerzbank usw..

Vielleicht stört Sie das rote Wappen oben links in der Ecke. Gegenfrage: Wäre es vertrauenswürdiger, wenn dort das Abzeichen einer Frankfurter Großbank stünde?

Allein für die erste Runde der Bankenrettungen wurden Summen locker gemacht, die wir sonst in fünf bis sieben Jahren für Langzeitarbeitslosigkeit ausgeben (vgl. Quelle: Offener Haushalt). Erst danach kamen die Rettungspakete EFSF und ESM und vervierfachten die Bürgschaften. Schäuble jubelte sie dem Bundestag, also uns, unter mit den Worten: "Das sind ja nur Bürgschaften, da fließt kein Geld." Schäuble bestritt vor der Bundestagsabstimmung Gerüchte, die EU wolle die Summe auch noch hebeln. Nach der Zustimmung bezeichnete er genau das als geboten, stimmte zu - und versagte am Markt. Kein Investor wollte noch Anleihen zeichnen, wenn Schäuble und Co. dafür nur eine Teilsicherheit gaben. Schäuble hat sich abwechselnd gründlich verschätzt und uns hinters Licht geführt.

Inzwischen ist klar, dass Geld fließen wird. Die aktuelle Umschuldung Griechenlands kostet uns mehr als 10 Mrd, schreiben die Zeitungen. "Ja, aber immer noch billiger als die Kettenreaktion einer Staatspleite", sagen Merkel und Schäuble. Und schwingen die Kriegsangstkeule.

Über die Verhältnisse gelebt, lautet der Vorwurf in Richtung Griechenland. Die Manipulation dieser Aussage liegt darin, alle Bürger eines Staates über einen Kamm zu scheren. Nicht "die" sondern die oberen -in Griechenland sind es wirklich maximal- zehntausend haben über ihre, also unsere, Verhältnisse gelebt.

Bankenrettung plus Steuerhinterziehungen in Staatsschuldenhöhe. Da kann man nicht von "Staatschuldenkrise" reden. Es sind die Steuerhinterzieher der Oberschicht, die dem Staat etwas schulden, aber nicht einlösen.

Geht man zurück an den Anfang der Geschichte, war es vielleicht aber doch so (ich wollte das lange nicht akzeptieren): Clinton befahl, jeder, auch Kredit"unwürdige", soll sich sein Häuschen bauen können. Gut, dachten die Hypothekenbanken, dann müssen wir eben. Aber die Risiken wollen wir nicht auf uns sitzen lassen. Und so lange das Schneeballsystem steigender Immobilienpreise läuft, geht's ja.

Sie reichten die faulen Kredite verbrieft an Investmentbanken weiter, die die Risiken neu mischten. Dann verkauften die Versicherungen noch passende Ausfallversicherungen dazu. Fertig.

Ich glaube, so war es. Mit gutem Willen kann man fragen: Wieso sollten die Banken die politisch gewollten Risiken auf sich sitzen lassen? Am Anfang steht doch ein Politikversagen. Und es ist vielleicht -wenn es das gibt- das schlechte Gewissen der Politik, das sie die Banken retten lässt.

Aber wie schlimm ist die Krise wirklich? Wolf Lotter weist in der neuen brand eins zurecht darauf hin, dass die Krise "bei den Leuten nicht ankommt". Weil wir mal eben auch einen Rekordexport in Billionenhöhe hatten. Er nennt ein Beispiel aus den Siebzigern, als Helmut Schmdt die Ölkrise ausrief. Doch einen Engpass hat es nie gegeben. In dem Jahr der autofreien Sonntage verbrauchte die alte BRD mehr Öl als in den Jahren direkt davor und danach. Die Ölkrise war im Nachhinein Vorwand für andere Maßnahmen.

Wir sind nicht aufgeklärter als damals. Das glauben wir nur, wegen des Internets. Aber Google und Co. lenken uns inzwischen mehr als wir ahnen. Wir bekommen immer mehr vom Gleichen, von dem, was wir schon gelesen haben und zu diesem in Kongruenz steht. Haben wir eine Krise? Oder wer hat die Krise?

Hundertprozent Verschuldungsgrad bezogen auf einen Jahreshaushalt, das ist doch ein Niveau, das man als Privatmann stemmen kann. Die Finanzierung einer Immobilie beträgt meist mehrere Nettojahresgehälter. Ok, die fließt in einen Wert, nicht in den Konsum. Aber die Summe, die man abtragen muss, ist in einer überschaubaren Zeit zu leisten, wenn man alle anderen Posten extrem runterfährt.

Und das verlangen Schäuble und Merkel von "den" Griechen und Spaniern: Die Schließung von Universitäten und Schulen, Rentenkürzungen und mal eben die Kompletterneuerung der griechischen Wirtschaft. Schnöselige Jungliberale, die nichts vom Leben wissen, fordern die mit Existenzangst ringende Bevölkerung zu mehr Kreativität und Produktivität auf.


Mit der Frage ob bald Hyperinflation droht, haben sich unsere Volkswirte offenbar immer noch nicht beschäftigt. Zwar ist Weimar hier unser Trauma, aber bis heute haben sie nicht geklärt, was der wahre Auslöser der Hyperinflation war und was Folge. Populär ist: Die Notenpresse löste sie aus. Weniger verbreitet: Es war der Warenmangel, der die Preise für Butter und Brot hochtrieb.

An Mangel leiden wir ja nicht. Das ist eine unserer ganz festen Annahmen: Die Kunst ist nicht mehr, genügend zu produzieren, sondern sich im überfüllten Anbietermarkt vertrieblich durchzusetzen. Nur bei einigen Waren, wie z.B. wieder dem Öl, lernen wir inzwischen, dass es weniger gibt, als gebraucht wird. Lesen wir jedenfalls.

Donnerstag, 1. März 2012

Heute ist Tankboykott angesagt #1märztankboykott

Unter #1märztankboykott twittern wir heute die Aufforderung, nach Möglichkeit nicht zu tanken. Und ab morgen für eine Woche nur freie Tankstellen anzufahren.

Damit protestieren wir gegen die stark gestiegenen Benzinpreise. Die Idee stammt von @Oberfranke.

Samstag, 25. Februar 2012

Irankrise: USA gehen auf Distanz zu EU und Israel

Die noch amtierende US Regierung tritt im Irankonflikt erstmal auf die Bremse. Gut so. Der CIA meldet heute, seit fünf Jahren keine Belege mehr für eine Atomwaffenstrategie des Iran zu haben. Dennoch kommuniziere der Iran mehrdeutig, wenn er von 20%-ig angereichertem Uran spreche. Evtl. genüge es dem Iran, wenn seine Nachbarn glauben, dass er in der Lage sei, Atomwaffen produzieren zu können. Israel signalisierten die USA damit ziemlich deutlich, dass es im Falle eines Angriffs auf den Iran wohl keinen Beistand leisten würde.

In Arbeitsteilung kritisiert das Council on Foreign Relations derweil das EU Ölimportembargo. Wie sich inzwischen zeige, schade die EU sich damit inzwischen vor allem selbst: Im europäischen Ölmarkt sind Engpässe entstanden, weil neue Lieferanten gesucht werden müssen, die um das enger gewordene Anbieterfeld wissen. Infolge dessen sehen wir an den Tankstellen Rekordpreise.

Der Iran indes hat schnell neue Abnehmer für sein Öl gefunden und liefert halt woanders hin.

Was bleibt in dieser Lage übrig zu tun? Es wirkt wie eine Sackgasse. Ich tippe darauf, dass die IAEA auf Betreiben der USA den Iran darauf drängen werden, doch noch Besichtigungen der verwehrten Militärgebiete zuzulassen. Allerdings ginge das in o.g. Annahme genau gegen das iranische Interesse, die anderen in Unklarheit zu lassen. Die letzte Eskalationsstufe des Irans wäre nicht die Sperrung der Straße von Homuz, sondern der Austritt aus dem Sperrvertrag.


Die EU jedoch hat einen schweren strategischen Fehler begangen, allen voran unser Außenminister Westerwelle. Der kostet unsere Volkswirtschaft richtig Geld.

Griechenland: Erst Steuern eintreiben, dann Rettungspaket beschließen

Der Bundestag wird am Montag über weitere Griechenlanddarlehen beschließen:

- 24 Mrd EUR, die vom ersten Paket noch nicht abgerufen wurden.
- 130 Mrd EUR zusätzliches Darlehen.

Die Abstimmung erfolgt namentlich. Ich habe Thomas Oppermann über Twitter gefragt, warum man auf den SPD Webseiten noch gar nichts darüber findet, wie die SPD abstimmen will. Immerhin haben selbst einige Unionsabgeordnete ihre Ablehnung angekündigt. Er hat mir schnell geantwortet, dass die SPD BT Fraktion erst am Montag darüber abstimmt.

Man muss die o.g. Beträge in Relation zu einer anderen Zahl stellen: Knapp 60 Mrd EUR Forderungen könnten die griechischen Finanzämter bei ihren Steuerhinterziehern eintreiben. Ich bin der Meinung, eine so hohe Summe, knapp 1/3 unseres anstehenden neuen Darlehens, sollte erstmal eingetrieben werden. Und zwar mit Prio1, noch vor den sogenannten "Reformen", die die Banken und Neoliberalen fordern.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Worte zur heutigen Schweigeminute

So, heute hat es endlich eine staatliche Reaktion auf die Morde der NSU gegeben. Da diese Morde -nach dem Stand der Ermittlungen- aus politischen Motiven begangen wurden, halte ich das für angemessen. Es gab auch nach den Morden der RAF Staatsakte.

Was ich nicht verstehe ist, warum sich Merkel bei den Hinterbliebenen der Opfer entschuldigt hat. Sie hat sich nichts vorzuwerfen. Oder meinte sie die Entschuldigung "im Namen des Volkes"? Auch das wäre ein schiefes Bild. Denn weder sind diese Morde "im Namen des Volkes", noch mit heimlicher Sympathie begangen worden -Gott bewahre- noch haben wir, das Volk, weggesehen. Wir haben schlicht nichts über die Zusammenhänge gewusst bzw. erfahren.

Insofern hätten heute die Chefs von allerlei Ermittlungsbehörden um Entschuldigung bitten müssen. Sie haben bestenfalls "versagt", vielleicht aber auch böseres. Hierin liegt der Skandal. Ich mag es nicht, wenn Vorwürfe von den eigentlichen Adressaten auf Unbescholtene umgelenkt werden. Ich fühle mich dann missbraucht.

Vielleicht hat sich Merkel auch dafür entschuldigen wollen, dass die Opfer bzw. ihre Hinterbliebenen selbst als Täter verdächtigt wurden. Das ist natürlich starker Tobak gewesen, besonders angesichts der Spekulationen, die man jetzt über manche Behörde anstellen könnte. Man muss aber auch sagen, dass Mordkommissionen grundsätzlich - also nicht nur in diesen Fällen- in alle Richtungen ermitteln müssen. Dies wirkt in den Fällen der NSU-Morde nur besonders perfide, weil es in starkem Kontrast zu den aufgedeckten Rollen einiger Verfassungsschützern steht.

Man kann gut gemeinte Gesten auch verhunzen, indem man ohne Fingerspitzengefühl vorgeht und an der Moral dreht.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Jetzt droht ein neuer Golfkrieg

Zum Glück hatte die Staatengemeinschaft nicht auf die angriffslustigen Westerwelles, US-Reps und Israelis gehört, sondern das getan, was den bestehenden Verträgen entspricht: Eine IAEA Delegation fuhr in den Iran um seine Atomanlagen zu inspizieren. Das entsprach genau dem Atomwaffensperrvertrag, der das Recht auf die friedliche Atomenergienutzung einräumt, aber auch die Pflicht, Kontrolleure ins Land zu lassen.

Am Montag verkündete die iranische Führung noch, dass die Gespräche gut laufen - und erzeugte damit offenbar bewusst eine Fallhöhe, man fragt sich nur: für wen? Denn heute morgen lesen wir, dass die Gespräche gescheitert sind. Weil die Delegation auch einen Militärstützpunkt inspizieren wollte, die iranische Führung dies aber nicht zuließ. Ich befürchte jetzt: Das war's.

Wer wohlwollend ist, kann dem Iran noch zugute halten, dass sicherlich auch andere Staaten eine dicke Trennlinie ziehen würden zwischen Energieforschung und militärischen Sperrbezirken und hier niemanden reinlassen würden. Aber damit wird eine Schwachstelle der ganzen Idee des Atomwaffensperrvertrages sichtbar: Es braucht eigentlich die totale Kontrolle, weil man nie weiß, was aufrüstende Staaten hinterm Zaun treiben.

Der Iran dürfte seine letzte Chance damit vertan haben. Sein Säbelrasseln der vergangenen Wochen muss man ihm nun negativ auslegen. Und beantworten. Die UN muss sich selbst ernst nehmen und auf den Atomwaffensperrvertrag pochen und dass der Iran ihn nun verletzt hat.

Mag immer auch sein, dass auch neutrale Organisationen einen Spin haben und hinter den Kulissen Einfluss genommen wird. Das kann man aber immer auch in beide Richtungen auslegen. Wir haben nur die UN und die IAEA.

Ich befürchte, wir erleben in diesem Jahr noch einen neuen Golfkrieg. Damit dürfte auch die viel grunsätzlichere und bessere Idee eines atomwaffenfreien nahen Ostens begraben werden.

Montag, 20. Februar 2012

Schifoahn

"When you get to the bottom
You go back to the top
Of the slide
Where you turn
And you stop.
Then you go for a ride
Then you get to the bottom.
There you see me again."
Beatles

Manche Leute schütteln über die Geschichte von Sisyphos den Kopf und fahren dann in den Skiurlaub - oder suchen einen neuen Bundespräsidenten.


Wer ganz unten angekommen ist, hat zuvor einen Rausch genossen. Zuerst den totalen Überblick übers Tal, der totales Verständnis und Macht suggeriert. Und schon nimmt er Geschwindigkeit auf, wandelt die "potenzielle Energie" des Talents in die Bewegungsenergie eines Performers um. Das ist nichts für Schnäppchen jagende Optimierer, die versucht sein könnten, beides haben zu wollen. Man muss die potenzielle Lagenergie ausgeben, um den Geschwindigkeitsrausch erleben zu können. Weder bekommt man den Rausch gratis, noch kann man hier andere für sich zahlen lassen. Am Hang ist jeder gleich. Und wer in dieser dazu noch in der Lage oder Stimmung ist, genießt. Die Italiener sind es leider nicht mehr.


Manche lieben es, morgens der erste zu sein, der den neu gefallenen Schnee durchpflügt, seine Spur hinterlässt. Anderen ist wichtiger, dass die Sonne ihre Abfahrt bescheint und sie wärmt. Wieder andere erleben ihren größten Rausch nicht beim Abfahren, sondern beim Apres Ski. Manche auch nur dort, nämlich die, denen es vor allem darauf ankommt, dazu zu gehören. Zu denen, die Gas geben. Manche bremsen den ganzen Hang hinunter, lernen ihre Grenzen kennen und können die Erlösung, wo der Skistiefeltanz eröffnet wird, kaum abwarten. Doch leider ist den Italienern nicht mehr nach tanzen. Sie fahren freudlos, aber korrekt und professionell, abwärts. Es geht ihnen gut, aber sie wissen, es geht abwärts. Nur den Menschen entfremdete Machtbürokraten rufen in so einer Situation ihr Volk auf, sich (noch) zu freuen.

Um Erfahrung gehts beim Schifoahn immer weniger, sondern um das Erlebnis. Aber wer in Gedanken bei der Absicherung seines Vermögens und seiner Stellung ist, braucht eine höhre Dosis, damit es funktioniert. Auch trainert kaum noch einer seine korrekte Skihaltung ein, ist stattdessen handlungsorientiert. Bloß vorwärts. Und die Pose wird wichtiger als die (hier: neutrale!) Position. Und sei es auch nur für die Kinder.

Das öffentliche gesellschaftliche Ideal der westlichen Welt war der Aufsteiger. Nur wer den Berg vorher hochgekraxelt war, sollte abfahren dürfen. Und er sollte selbst entscheiden dürfen, wie hoch. Doch wer es sich leisten kann, nimmt den Lift. Heutzutage nimmt jeder den Lift, denn wir sind ein wohlhabender Kontinent geworden, alles in allem. Ja, so relativiert sich das Aufsteigerideal allmählich. Hat wer das Kraxeln nötig, samma net längs alle in der Lage, den Aufstieg zu kaufen? Man kauft sich halt einen Skipass, versucht ohne Nachweis irgendeine Ermäßigung zu ergattern und geht durchs Drehkreuz der Talstation.


Würde Sisyphos heute leben, er müsste den Stein nicht mehr selbst den Berg hoch rollen. Seine Erkenntnisse über das Absurde könnte das eher noch beflügeln, denn diese Anordnung würde völlig ohne ihn auskommen.

Man sieht, unten in der Talstation, down to Earth, beherrschen rationale Überlegungen die Gedanken. Während oben der Rausch und die Vorfreude regieren.


Oben hat man alles Irdische hinter, besser: unter sich, gelassen. Man ist erhoben und erhaben über den Alltag, käme gut gänzlich ohne ihn zurecht. Sind es nicht die einfachen Freuden? Ist nicht doch die Natur, und nicht die Kultur, die Natur des Menschen? Was soll denn göttlicher sein, als die Höhe, die einen von der Erinnerung an das Krauchen auf dem Boden entrückt?


So stelt sich die Frage aber heute nicht mehr. Man geht in die Natur, und stellt einen Sessel auf sie oder legt eine Loungematraze über sie, schon ist sie kultiviert, die Natur. Oder man entzündet ein Feuer, hinter Glas.


Die Schriftsteller, die im Urbanen die höchste Entwicklungsstufe und im Ländlichen vor allem den seelisch kranken Dorfdeppen wähnten, lagen schon immer falsch. Die Natur macht gesund, es ist die Stadt, die krank macht. "Diesen Berg noch.." nimmt sich der berufstätige Städter vor, "dann reicht's, dann steig ich aus." Doch dann rollt sein Stein den Berg wieder runter. Erschöpft surft er darauf hin im Internet, bucht einen Skiurlaub und fährt ins Gebirge.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Fritz Vahrenholt steht der Klimaschutzindustrie in der Sonne

Bei amazon kann man einen Blick in Fritz Vahrenholts Buch "Kalte Sonne" werfen: Link .. und eine spannende Diskussion unter den Rezensenten verfolgen.

Ich habe das Buch noch nicht gelesen, freue mich aber, dass hier mal wieder jemand gegen den Strich bürstet. Vahrenholt setzt auf der zurückgehenden Ausbeute der RWE Windkraftanlagen auf und bringt dies in den Zusammenhang mit "transatlantischen Oszillationen" und ursächlich mit dem elfjähigen Sonnenzyklus. Vahrenholt mokiert sich darüber, dass in den Berichten des Weltklimarates nie etwas darüber zu lesen war. Der unvoreingenommene Leser wundert sich da sicher mit Vahrenholt. Wieso wird die Sonne mal als einzige Rettung gesehen, aber als mögliche wichtigste Ursache für unsere Klimaschwankungen ausgeblendet? (Und warum blenden Anhänger der Sonnenenergie stets aus, dass die Sonne eine einzige thermonukleare Katastrophe ist, nach unseren irdischen Maßstäben?)

Unterm Strich kommt Vahrenholt zu dem Schluss, dass man der Sonnenaktivität als Einfluss auf unser Klima mehr Stellenwert einräumen muss. Dass die Erderwärmung zu einem Stillstand gekommen sei und wir nun wieder vor einer Abkühlung der Erddurchschnittstemperatur stehen. An dieser Stelle und mit dem Blick aufs Balkonthermometer fällt mir wieder mein Lieblingszitat von Mojib Latif ein:

"Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben."
Mojib Latif, 2000

Wir sollen an die Erderwärmung auch dann glauben, wenn wir draußen wieder bei -20°C bibbern. Und das ist keine singuläre Momentaufnahme, sondern Trend seit etlichen Wintern. Allerdings werden auch die Sommer wieder wärmer. Ich als reiner Beobachter meines Wetters sage: Es erinnert wieder mehr an das, was unsere Eltern über die Winter und Sommer in ihrer Kindheit erzählt haben: Kalte, schneereiche Winter und heiße Sommer. In meiner Kindheit dagegen: Wässrige Winter, verregnete Sommer.

Doch darf man so einfach gegen die herrschende Lehrmeinung von Wissenschaft und Forschung verstoßen? Ja natürlich. Vor allem, wenn man weiß wie der Wissenschaftsbetrieb inzwischen funktioniert. Da forscht niemand mehr aus echtem Erkenntnisinteresse. Oder zumindest stehen die, die das tun, auf verlorenen Posten. Geforscht wird das, was öffentlich gefördert wird. Und gefördert wird das, was die Politik will. Und die Politik will das, was der Mainstream an der Wahlurne honoriert. Und zwar inzwischen selbst dann, wenn es der eigenen Beobachtung widerspricht.

Ich habe vor einigen Jahren Einblicke in die Förderindustrie von Ländern, Bund und EU bekommen. Ich kann nur sagen: Da gibt sich ein Apparat selbst eine Agenda, die er anschließend zur Rechtfertigung seines Daseins benutzt. In Förderanträgen für Forschungsvorhaben muss man sich genauestens an die vorformulierten Zielerwartungen halten. Da stellt niemand in Frage, OB der Klimawandel wirklich künstliche oder natürliche Ursachen hat. Da geht es nur um Untersuchungen, wie man ihn aufhalten kann.

Davon hängen zigtausend Arbeitsplätze ab. Genauso wie in der Industrie, die davon lebt, dass CO2 in die Atmosphäre geblasen wird.

Das Klima ist im Wandel. Und Wandel bringt Veränderungen. Und das sehen die meisten Menschen kritisch. Da muss man sich anpassen, evtl. umziehen, evtl. den Deich erhöhen. Aber sehen wir um uns herum Menschen, die an die Klimakatastrophe glauben und Maßnahmen gegen ihre Folgen treffen? Ich meine nicht so große teure Vorhaben wie die Anschaffung eines sparsamen Neuwagens. Sondern ganz einfache praktische Dinge, die nicht gegen die Ursache sondern die Folgen des Klimawandels helfen würden? Ich sehe das nicht. Also glaube ich den Klimawandelleuten nicht. Denn sie glauben selbst nicht an das, was sie vorhersagen. Oft genug geht es nämlich vielen nur darum, dass nicht sie selbst sondern alle anderen ihr Verhalten bitteschön ändern.

Und die, die aufs Rad umsteigen, halten sich für etwas besseres. Auch das ist unschöne deutsche Mentalität. Allen voran zu beobachten bei Berlins Radfahrern.

Nein, hier geht es nicht um Wissenschaft oder Erkenntnis oder tatsächliche Verhaltenänderungen. Hier geht es vorrangig darum, recht zu haben und davon leben zu können.