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Freitag, 15. Januar 2010

Wer nicht weiß wohin, geht in die Mitte

Parteien, die -wenn sie an der Regierung sind- die Spaltung der Gesellschaft vorantreiben und die Mittelschicht misshandeln, sollten nicht verkünden, dass "Wahlen in der Mitte gewonnen werden".

Das gilt nicht nur für die CDU. Das gilt für alle Parteien, die ihre Marketingprospekte an den tagesaktuellen Umfragebörsenkursen ausrichten. Dieser sogenannte "Pragmatismus" von Parteivorsitzenden soll ja nur den verdorrenen politischen Kern kaschieren. Bürokratisch perfektionierte Parteiapparate haben karriereorientierte aber unpolitische Funktionäre an ihre Spitzen gehievt und wissen angesichts schwindender "Markanteile" nicht mehr wohin. Ihre einzige Qualifikation ist, dass sie sich in den selbst geschaffenen Bürokratien auskennen. Wenn die politische Entkernung der Traditionsparteien Raum für neue Parteien schafft, dann müssen diese Parteien verstehen, dass sie dies selbst verursacht haben und dürfen nicht so tun, als sei dies ein unbeeinflussbarer Trend (wie Horst Seehofer dies in dieser Woche tat). Die CDU ist nämlich derzeit auf bestem Wege, es der SPD nachzumachen, die Stammwählerschaft zu räumen, um Raum für eine neue Partei zu schaffen.

Die Orientierung an der "Mitte" ist heute kein Bekenntnis mehr zu einer Gesellschaftsschicht. Sondern ein Indiz dafür, dass man keine Ziele und keine Ideen mehr hat. So wie woanders auch. An der Börse z.B. orientiert man sich an Indizes. Und bei Nebel auf der Straße orientiert man sich am Mittelstreifen.

Und in vielen Unternehmen ist es ebenfalls so. Wo Manager statt Unternehmer regieren, orientiert man sich am Mittelwert dessen, was die anderen Unternehmen machen. Und wenn das alle so machen, entstehen Einheitsbreis. Nicht besser als im Sozialismus: Einheitliche Bürokratien, Produkte, Mentalitäten.

In solchen Organisationen sind Funktionäre und Manager die ganze Woche mit der Schaffung und dem Ausfüllen von Formularen beschäftigt. Auf inhaltliche Fragen darf man sie nicht ansprechen. In die Zukunft schauen und Ideen entwickeln kann man mit ihnen nicht. Ängstlich schotten sie sich ab und verkünden am Ende der Woche neue Formulare.

Besonders perfide ist es, das Melken einer Gesellschaftsschicht als besondere "Fürsorge" zu bezeichnen. Es ist die Mitte, von der alle reden und es ist die Mitte, bei der alles abgeladen wird: Die Haftung für die Marodeure in Bankenvorständen, die Rettung des Klimas, die Finanzierung des "Aufbau Ost" usw.

Eine Partei ist wie ein Anwalt, der sich für die eigenen Interessen einsetzt. Wenn viele ähnliche Interessen haben, die sich an ähnlichen Werten ausrichtet, gründen sie eine Partei. Ich erwarte von meiner Partei die Vertretung meiner Interessen und die Orientierung an meinen Werten. Andernfalls bin ich in der falschen Partei.

Ich brauche keine Partei, die nicht mehr weiß, wofür sie steht und eine neue Aufgabe sucht. Wenn Funktionäre ihre Mitglieder nach dem Sinn und Zweck der Partei befragen müssen, dann kann man das als "basisnah" bezeichnen - oder als "verzweifelt". Solange die amtierenden Funktionäre am Ende entscheiden, wird nichts gewonnen. Die Basis muss ihre Vorsitzenden stürzen, abwählen, nach Hause schicken. Das gilt sowohl für den Bundes- als auch den Landesverband.

Ähnlich in Unternehmen, in denen bei schlechten Wetteraussichten die Mitarbeiter zu Kreativtiätswettbewerben aufgerufen werden und das Management stellt lediglich die Formulare für die "Bewertung" der Ideen bei.

Kurzum: Die besten Unternehmen sind die, die von einem Gründer und Unternehmer geführt werden, der sich mit einer eigenen Produktidee selbständig gemacht hat. Die glaubwürdigsten Parteien sind die, in denen der Vorsitzende im Straßenwahlkampf überzeugt hat.

Ich fülle keine Formulare mehr aus, nur um einem Funktionär oder Manager eine Scheinlegitimation zu erteilen.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Pacta sunt servanda

Freunde der Polemik,

das erste Jahrzehnt im neuen Jahrtausend ist in knapp zwei Monaten vorüber. 1999 mutete es futuristisch an. Die Börse haussierte, die Internetrevolution brach sich Bahn und überall gründeten neue Unternehmen. Ich war begeistert und trat in die FDP ein und wechselte zu einer Unternehmensberatung, um an der Transformation von Unternehmen ins neue Zeitalter mitzuarbeiten. Aber nichts von dem was das neue Jahrtausend dann tatsächlich brachte und offenbarte, hatte mit meinen Erwartungen zu tun. Statt Futurismus und Fortschritt brachte es uns auf eine lange Reise in Richtung fünfziger Jahre. Manchmal kommt es mir auch vor wie ein neues Mittelalter, mit neuen, digitalen Mitteln der Bespitzelung.

Als wir im Februar 2001 nach Berlin zogen krachte gerade die Berliner "Bankgesellschaft" zusammen. Den Begriff "Bankgesellschaft" darf man übrigens ruhig im doppelten Sinne nehmen, denn hier hatte sich der obere Teil der Berliner Gesellschaft auf Kosten der Allgemeinheit eine Garantierendite eingefädelt. Es war alles organisiert, nur nicht die Verantwortlichkeit. In den Zeitungen lasen wir von organisierter Kriminalität in der Berliner CDU und einem IT-Manager der Fa. Aubis, der tot am Baum hing. Berlin war pleite, als es die Garantierenditen nicht mehr bedienen konnte. Von überheblichen und unfähigen Politikern, die Bankmanager spielten, in den Ruin geritten. Die Rechnung präsentierten Rüdiger Landowsky, Manfred Schoeps und Co. uns Steuerzahlern. Die Berliner nahmen es hin, dass der Aubis-Manager Christian Neuling wegen "Krankheit" Haftverschonung bekam, aber wenig später beim Berlinmarathon antrat. Und wir Neuberliner dachten: Schlechter hätte unser Timing nicht sein können. Aber am Horizont tauchte wie als Retter Klaus Wowereit auf. Das neue Gesicht. Ein Sozialdemokrat, der liberaler ist als Guido Westerwelle. Wie auch immer, jedenfalls dachten wir damals irrtümlich, der Bankenskandal sei begrenzt auf Berlin.

Als wir 2001 nach Berlin zogen, hatten wir Fotos aus New York im Gepäck. Und wie immer bei "alten" Fotos, weiß man zunächst nicht, was auf ihnen später einmal als das kennzeichnende Merkmal für das Jahr seiner Aufnahme sein wird. Auf unseren Fotos ist es das World Trade Center. Als George W. Bush Präsident wurde, stand es noch. Als er abtrat, nicht mehr. Und was die vom Leben überforderten und von ihren Hormonen übersteuerten islamistischen Männer am 11. September noch stehen ließen, rissen ein paar Jahre später die Glaubensbrüder von George W. ab. Investment- und Immobilienbanken. Islamisten und Gierbanker, als neue multikulturelle Täterschicht, haben uns mental und finanziell mindestens um ein Jahrhundert zurück gebombt.

In Deutschland haben wir die Milleniumaufbruchstimmung während dessen für eine Reise zurück in die fünfziger Jahre genutzt. Wir hatten einen aufgedrehten Kanzler, der die Kompensation seiner Minderwertigkeitskomplexe zu einem öffentlichen Anliegen machte (übrigens bestens karikiert von Henning Venske). Der seine Anerkennung zuerst bei deutschen, später dann bei russischen Oligarchen suchte. Der glaubte, beim Aufstieg müsse man sich mit dem Establishment identifizieren - und mit denen, die man beim Aufsteigen hinter sich ließ, entsolidarisieren. Der nicht Danke sagte - sondern Basta! Der seine Partei behandelte, wie seine erste Ehefrau. Und der Ideenlosigkeit und fehlende Haltung als modernen Pragmatismus verkaufte. Der uns nicht weiterbrachte. Aber immerhin aus dem Irakkrieg heraushielt.

Wäre Merkel Anfang des Jahrzehnts schon Kanzlerin gewesen, hätten wir in Bush's Wage the Dog eine Hauptrolle gespielt. Wir hätten uns schuldig gemacht. Und wären möglicherweise schon Opfer. Vor Merkel bekamen wir Köhler. Der versinnbildlicht, was Merkel und Westerwelle für "Bürgerlichkeit" halten: Fehlende Sprachbegabung, fehlende Intellektualität, fehlendes Politikhandwerk. Köhler war vom Sparkassenpräsident zum IWF aufgestiegen. Ihm verdanken wir auch die Ausgestaltung von Währungsunion und Euro. Zweimal Hyperinflation innerhalb weniger Jahre. Der Mann kann keinen Satz sinnentnehmend vom Teleprompter ablesen und richtig wiedergeben. Die Bürgerlichen outen sich, ohne dass sie es merken. Wir sahen weder Schröder noch Merkel je im Internet surfen. Wir hatten eine Justzizministerin, die nicht weiß, was ein Browser ist, aber Gesetze über ihn erlässt. Die die Hausaufgaben, die der Fortschritt der Politik stellt, schlicht verweigert ("Was ist das Problem mit Softwarepatenten? Melden Sie doch selbst eines an, kostet doch nur 60 EURO.").

So richtig trostlos ist die neue Spießigkeit des Nachwuchses. Das gilt sowohl für dessen Form als auch die Inhalte. Die Mode, die die Berliner Kreativen gestalten, orientiert sich am Nachkriegsdeutschland. Einerseits passt das, denn die Generation Praktikum wird in der Tat so kurz gehalten, dass sie sich keine eigene Wohnung leisten kann und froh ist, wenn sie überhaupt irgendwo durchkommt. Aber sie begehrt nicht auf. Fleißig lernt sie das Vokabular ihrer Vorgesetzten und Politiker. Hauptsache, politisch und juristisch korrekt. Junge Liberale achten bei politischen Diskussionen darauf, dass sie sich nicht festlegen oder gar einen Standpunkt markieren ("..ist so nicht richtig", "Was Du vorgetragen hast..."). Hinter den Kulissen intrigieren sie aber, was das Zeug hält. In ihrer Not klammert sich manche Junganwältin an die einzige Karriere, auf die sie noch hoffen darf: Die des Berufspolitikers. Es sind diese verzweifelten Egotypen, die die Basis einer Partei jahrelang mit Schlammschlachten beschäftigt während diese eigentlich politisch arbeiten will. Im Vorteil sind die Karriereplaner, die sich hier mit gestandenen Strategen beraten können. Man kann nur hoffen, dass mit dem Fall einiger Prominenten auch deren Wasserträger weg vom Fenster sind. Allerdings will ich hier auch sagen, dass ich mich mit dem einen oder anderen liberalen Nachwuchspolitiker doch gefreut habe, als er ins Berliner Abgeordnetenhaus rückte.

Am Ende unserer nach unten inzwischen offenen Verkommenheitsskala steht eine andere Kaste: Die der Manager. Die haben uns in den vergangenen zehn, zwölf Jahren mehr gekostet als unser Sozialstaat. Mehr noch, wir haben nicht nur viel verloren, wir sind auch der Grundlagen beraubt worden, auf deren Basis sich unser Land immer wieder aufgerappelt hat: Kreativität, Neugier, Mut, Verantwortungsbewusstsein, Bildung.

Allein im laufenden Jahr verschwanden vom Markt:
- Karstadt, Quelle, Hertie, Woolworth
- Pohland, SinnLeffers

Traditionsmarken, deren Management überfordert war:
- Karmann, Rosenthal, Pfaff, Märklin, Schiesser, Agfa, Grundig
- Siemens Telekommunikation / BenQ, Fairchild Dornier, Philipp Holzmann

Misslungen ist auch die Liberalisierung der Telekommunikations-, Energie-, Post- und des Bahnmarktes. Wir wissen heute: Manager sehen in der Privatisierung eines Staatsunternehmens ausschließlich die Gelegenheit, sich die Taschen zu füllen.

Deutsche Manager erweisen sich als gewichtigste Position im Risikomanagement ihres Unternehmens und als gesamte Kaste auch als ein größeres Risiko als z.B. der islamistische Terrorismus - denn der wirkt immer nur lokal. Der islamistische Attentäter beobachtet das System und erkennt, dass es die zerstörerische Energie, die er einsetzen will, selbst enthält. Er muss nur ein wenig an der Steuerung drehen und schon kracht ein Jumbojet in eine Hochhaus. Der marodierende Manager erkennt, dass er den Schatz auf den er abzielt, nicht selbst erzeugen muss, sondern von Mittel- und Unterschicht immer wieder neu erzeugt wird. Er muss nur ein wenig an der Steuerung drehen und schon...

Die FTD zitierte neulich einen HDI-Vorstand mit den Worten, die von ihm haftpflichtversicherten Manager beschäftigen sich die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit dem "Problem" Selbstbehaltversicherung. Sprich: Mit der für sie anscheinend unzumutbaren Erwartung, dass sie für ihre Position nicht nur überbezahlt werden sondern dafür auch noch echte Verantwortungsübernahme -wie bei einem echten Unternehmer- erwartet wird.

Manager sind inzwischen auch der am stärksten ansteigende Kostenfaktor in Unternehmen. Vor allem, wenn sie für's Nichtstun bezahlt werden, weil sie rausgeschmissen werden um weiteren Schaden vom Unternehmen abzuwenden.
Beispiele: Zumwinkel, Esser, von Pierer, Mehdorn, die Dresdner Gierbanker Jentzsch, Jens-Peter Neumann, sowie die früheren Karstadt und Quelle Manager Deuss, Koep, Plagge, Krüger Schmidt. Sie machten nach ihren Abgängen entweder ordentlich Kasse oder klagten ihren früheren Arbeitgebern zumindest hinterher. Um nur einige zu nennen.

In der FTD schrieb neulich jemand: Hedge Fonds sind für die Wallstreet das, was Pizzerien für die Mafia sind. Hat der Manager seine Beute aus dem von ihm erledigten Unternehmen in seine Burg abgeschleppt, heuert er gerne bei einem Hedge-Fonds an, um das restliche Vertrauen, dass sein Netzwerk ihm noch gewährt, zu verscherbeln. So exerzieren es z.B. die Herren Esser, und Middelhoff.
Der Wertschöpfende genießt in diesem Feudalsystem keinen Respekt mehr. Nur der mit den Werten der Schöpfenden spekulierende. Und viele von uns nährt die Hoffnung, auch mal den Jackpot zu ziehen, denn mit ehrlicher Arbeit werden wir es zu nichts bringen.

Besonders infam: Während Manager in Krisenunternehmen und Insolvenzverwalter von ihren Arbeitnehmern immer Gehaltseinbußen verlangen, UM einen Beitrag zur Rettung oder Sanierung der Unternehmen zu leisten, argumentieren sie bei ihren eigenen Ansprüchen ganz anders. Hier pochen sie auf die Einhaltung ihrer Verträge. Pacta sunt servanda. Der vorübergehende Arcor Chef, der aus dem Telekomsumpf rekrutiert wurde, sagte, er sei doch nicht blöd, auf die ihm zustehende Summe von 15 Millionen zu verzichten, auch wenn er schon nach einem halben Jahr wieder gehe. Er habe schließlich bei der Telekom eine sichere Position aufgegeben, dieses Risiko müsse sozusagen ge-hedged werden. Dass er damit das Hauptargument unserer Vorstände für deren unmoralische Gehaltsforderungen widerlegte, nämlich dass sie weltweit nachgefragt seien, hat er gar nicht bemerkt.

Der Insolvenzverwalter forderte danach die Karstadtmitarbeiter auf, ihm ein "Angebot" zu machen, auf welche Ansprüche sie zur Sanierung des Unternehmens verzichten würden. Damit würden diese auch einen Finanzierungsbeitrag zur Auszahlung der 15 Millionen leisten. Das kennt man ja schon von Philipp Holzmann. Den ließen Banken und Versicherungen auch erst pleite gehen, nachdem die Belegschaft auf ihre Pensionsansprüche, für die eine bekannte Versicherung hätte einstehen müssen, verzichtet hatte. (Nach außen ließen sie Gerhard Schröder den Retter spielen - der hatte aber vor allem die in der Haftung stehende Finanzindustrier gerettet.)

Pacta sunt servanda, sagen die Manager. Was sie damit wohl meinen ist: Das Pack hat zu dienen. Fragt sich nur, wer hier eigentlich das "Pack" ist.

Basta!

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Protest wirkt: amazon beauftragt Hermes

Anscheinend war ich nicht der einzige, der sich bei amazon über schlechten Service von DHL beschwert hat. Jedenfalls erzählte mir am Dienstagabend ein Projektkollege, dass amazon künftig seine Pakete über Hermes versenden wolle. Das ist eine gute Nachricht. Habe gerade mal gegoogelt: Tatsächlich! Aber die DHL bleibt -vorerst?- im Geschäft. Der Dämpfer für DHL ist aber immens, schreibt die Computerwoche (Link).

Im September habe ich übrigens mit dem Versandservice General Logistics Systems auch so meine Erfahrung gemacht. Ich hatte für meinen Wagen einen falschen Auspuff geliefert bekommen und sendet das Teil über einen GLS Shop in Kreuzberg zurück zum Absender. Nach zwei Tagen war es als Retour wieder bei mir. Grübel, grübel. Den Grund für die Retour konnte der Auslieferer nicht nennen. Aber zum Glück kann man bei GLS seine Sendung online verfolgen. Und siehe da: Der Auslieferer in Crimmitschau hatte den Empfänger nicht angetroffen. Da hat er ihm flugs einen Abholzettel in den Briefkasten geworfen. Abholadresse: Meine Wohnung in Berlin. Unfassbar. Ich schrieb eine Email an die GLS Geschäftsführer (immer mehrere anschreiben). Sachlicher Ton, Fristsetzung für einen Vorschlag, bevor weitere Schritte unternommen werden. Die Antwort kam prompt: Entschuldigung und Zusage, dass die Sendung am nächsten Tag von zu Hause abgeholt und nochmal ausgeliefert wird. Diesmal hat es geklappt. Ende gut, alles gut.

Freitag, 2. Oktober 2009

Wen meint Sarrazin?

Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.
Als ich dieses Zitat in der Zeitung las, dachte ich zuerst, er sei zu seiner eigenen Zunft interviewt worden.

Dienstag, 8. September 2009

Affront von Bahnvorstand Ulrich Homburg

Ulrich Homburg ist bei der Bahn Vorstand für den Personenverkehr.

Er behindert seine Kunden wo er nur kann. Gerade erst hat er die Bundesregierung eingebremst, als diese die Fahrgastrechte bei den inzwischen zur Betriebsplanung gehörenden Verspätungen stärken wollte. Ergebnis: Eine Formulartapete, die unter dem Schalter versteckt gehalten wird. Und: Die Bahn erstattet Fahrgelder nur zurück, wenn sie die Ursache der Verspätung zu verantworten hat. Seitdem hören wir über die Bahnhofslautsprecher nur noch Phantasiebegründungen für Verspätungen. Schuld ist die Bahn fast nie mehr.

In Berlin hat sich Homburg gestern etwas ganz besonderes geleistet. Eindrucksvoll hat er seinen fehlenden Respekt gegenüber seinen S-Bahn Kunden und dem Land Berlin demonstriert. Nachmittags ließ er Verkehrssenatorin Junge-Reyer bei der Verhandlung um Entschädigungszahlungen an das Land auf Granit beißen. Entschädigungszahlungen für das S-Bahn Chaos im Sommer. Am Abend gab Homburg selbst eine Pressekonferenz. Botschaft: Ab morgen zieht er abermals ein Viertel aller S-Bahn Züge aus dem Verkehr. Zwischen Westkreuz und Alex werden heute wieder alle Räder still stehen. Diesmal hat die Bahnaufsicht Defekte an den Bremsen (!) festgestellt.

Er hielt es am Nachmittag nicht für nötig, dies der Verkehrssenatorin zu beichten. Anscheinend hat er vor der sowieso keinen Respekt mehr. Warum auch? Schließlich hat die bisher alles durchgehen lassen, was Homburg ihr zugemutet hat. Einen Grund für eine Kündigung und Neuausschreibung der Leistungen sahen bis jetzt weder sie noch Wowereit.

Doch jetzt ist das Maß voll. Das werden sich die Berliner sicher nicht noch einmal gefallen lassen.

Eine Demonstration vor der DB Hauptverwaltung ist fällig. Pro Bahn und IGEB, übernehmen Sie!

Donnerstag, 3. September 2009

"Doing nothing, everything gets done."

Einer meiner Favoritenblogs -"Slow Leadership" - wird leider eingestellt.

Der Blog handelte von den Auswüchsen "modernen" Managements und was man dagegen unternehmen kann.

Im Schlusswort heisst es sehr treffend:

My last word is this: the very best leadership, I am convinced, is engaging in as few “managerial” activities as possible. If you must do something, encourage and train your staff, talk with customers, monitor quality and spend as much time as you can with “non-managerial” actions like inventing new products and services and improving old ones.

Management has become a self-replicating and self-justifying process we would be better off without. People do managerial things, not because they are useful or even necessary, but because that is what they think managers are expected to do. When corporations cut payrolls to save money, they start at the bottom. That’s wrong. Begin at the top, where there are now large numbers of expensive people doing nothing useful or important to the real business, just managerial “stuff” that no one would notice missing if it went away.

Business schools need a belief in the vital importance of management to justify their own existence, so it’s no wonder they teach nothing else — although even their own data shows nearly all “managerial” activities like mergers, marketing initiatives and fancy financial engineering destroy value on a massive scale. Management today is more of a religion, based on unquestioning belief in semi-sacred texts and dead prophets, than a useful and practical way of spending time.
I think the Tao Te Ching had it right: “Doing nothing, everything gets done.” My ideal for each of you, as a manager and a leader, is that you never waste your time and talent again on any conventional “management” tasks.

Dienstag, 4. August 2009

Nie wieder DHL

Die Berliner Post ist kundenfeindlich

Ich bin immer noch stinksauer auf die Berliner Post / DHL. Ich hatte bei amazon Geburtstagsgeschenke bestellt - an meine Adresse, denn ich wollte sie persönlich übergeben. Zwei Bücher direkt von amazon und ein Set von einem Drittanbieter - also zwei Sendungen.

Beide male lieferte der DHL Zusteller direkt an die Abholstationen. Ich weiß dies, weil ich in der Lieferungswoche Urlaub hatte und wegen des schlechten Wetters zu Hause war. Der Zusteller lieferte die beiden Sendungen an zwei verschiedene Abholshops. Ich bekam von amazon eine Email mit einem Link zu DHL, der mir sagen soll, wo ich meine Lieferung abholen kann, aber der Link funktioniert nicht. Also muss ich auf die Benachrichtigungskarten warten. Die DHL Benachrichtigungskarten werden inzwischen nämlich nicht mehr von den Fahrern direkt in den Briefkasten eingeworfen, sondern per Post geschickt. Das ist ein unfassbar kundenunfreundlicher Prozess, denn so verstreichen 2 weitere Tage, die man auf seine Sendung wartet. Kurzum, meine Geburtstagsgeschenke, die ich abends überreichen wollte, bekam ich 2 Tage zu spät.

Die Post und DHL machen mit vereinten Kräften die Komfort- und Zeitvorteile zunichte, die der Onlinehandel geschaffen hat.

Ich bin inzwischen kein Kunde mehr bei amazon, weil es nicht das erste mal, dass mich die Berliner Post so gefoppt hat. Es grenzt für mich an Betrug. Ich unterstelle dem Management der Berliner Post und DHL, dass sie von diesen Frechheiten ihrer Zusteller weiß, aber nichts dagegen unternimmt, weil sie so ihre Kosten senken kann.
Wenn sie nun hingehen, und das Filialnetz weiter ausdünnen, verlängern sich auch die Wewge der DHL und Postkunden, die ihre Benachrichtigungskarten einlösen müssen. Das werde ich mir nicht mehr antun.

Ich vermeide deshalb ab jetzt Onlinehändler, die mit DHL versenden.

Freitag, 31. Juli 2009

Standortnachteil Führungsqualität

Nach all den Vorstellungen, die der eine oder die andere in den letzten Monaten zum besten gegeben hat, will ich nie wieder Kritik am Lohn- und Gehaltsniveau von Arbeitern und Angestellten hören. Diese haben in den vergangenen Jahren echten Verzicht geleistet, und damit ihren Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit.

Was jedoch die Mitarbeiter mancher Unternehmen an Wert schaffen, reißt die sogenannte Funktions- und Machtelite mit ihren Hintern wieder um.

Wir haben in Deutschland keinen Lohn- und Gehaltskostennachteil mehr gegenüber dem globalen Wettbewerb. Wir haben inzwischen ein Problem mit der Führungsqualität von Managern und Unternehmerwitwen. Von Ex-McKinseys in Bankvorständen, von Möchtegernbankern in Landesbanken. Von triebhaften Bankern. Von raubenden Berater.
Die überschuldete Witwe im Nerz und die "verarmte" Witwe, die auf ihre Festspiele verzichten muss sind zu Symbolen kostspieliger Inkompetenz zu Lasten unseres Gemeinwesens geworden.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Managerdeutsch

An folgenden Begriffen habe ich mich satt gehört. Sie brauchen deshalb nicht mehr verwendet werden:

Logik, industrielle. Bläh- und Spreizwort für Plausibilität. Wird von Vorständen und neuerdings Ministerpräsidenten (Wulff) verwendet, wenn ihre Unternehmensentscheidung ausnahmsweise einmal einen Sinn hat.

Gut aufstellen. Aufgestellt, wir sind dort gut ... Vorgeblich sportlich gemeinte Vokabel, die die Perspektive eines Trainers auf sein -Achtung:- Team suggerieren soll. Weist oft auf eine statische Unternehmenskultur und ein auf Auswahl reduziertes Führungsverständnis mit diffus verteilter Verantwortung hin.

Sicht, auf ... fahren. Euphemismus für den eigentlich gewöhnlichen Umstand, dass Manager heutzutage nicht mehr sehen, als die ihnen anvertrauten Unternehmensinsassen.

Absichern. Den Erfolg..., das Geschäft.... Beruhigungspille für Mitarbeiter. Unrealistisches Ziel, das das Topmanagement dem mittleren Management vorgibt.

Vorne, nach ... schauen. Trotzige Weigerung -oder schlicht Unfähigkeit-, aus der Erfahrung, besonders der unangenehmen, zu lernen und Hinweis auf den inneren Beschluss, die eigenen Fehler lieber wiederholen zu wollen.

Optimieren. Euphemismus für Perfektionieren, der eingeführt wurde, weil Perfektionismus von Pyschologen negativ belegt wurde, weil er eine Zwanghaftigkeit kennzeichnet.

Vernetzen, Du musst Dich... Aufforderung an Mitarbeiter, die Defizite der internen Kommunikation durch Belästigung anderer, vorzugsweiser einem selbst unebekannte, Mitarbeiter zu kompensieren. Beispiel: "Dass Du unsere Erwartungshaltung nicht kennst, zeigt nur, dass Du schlecht vernetzt bist."

Gezielt. Spreizwort, mit dem entweder Zielstrebigkeit vorgetäuscht, oder eine selbstverständliche wichtigtuerisch betont werden soll. z.B. "Haben wir gezielte Maßnahmen ergriffen." (Gab es daneben oder bisher auch ungezielte Maßnahmen?)

Schritt. Den nächsten ... machen. Eine an Persönlichkeitsspaltung grenzende Zustimmung zu einem Karriereschritt, zu dem man eigentlich nur den Kopf schütteln kann.

Aufpassen, Du musst... Diffuse Warnung an einen Kollegen, die Mitgefühl vortäuschen soll, wegen ihrer Ungenauigkeit aber meist nur die Pferde scheu macht. Ist außerdem eine besonders subtile Kombination aus Distanziertheit, kalter Neugier und Überlegenheitsgefühl bei vollem Pflichtgefühl für die bestehenden Regeln und Hierarchien, also die Ursachen für die markierte Gefahr.

Spannend. Das ist ja ... Dokumentiert den höchstmöglichen Empathiegrad, zu dem der Adressat einer privaten, positiven Botschaft fähig ist. Spannend ist auch politisch korrekt. Aber leider völlig unbeteiligt, denn es ist die Art Spannung gemeint, die man auch im Kino oder vor dem Fernseher empfinden kann. Unterhaltend und wohlig. Kann auch gönnerhaft gemeint sein in dem Sinne: "Das ist ja schön, dass Sie ausnahmsweise mal was spannendes erleben." ..

Ich danke Wolf Schneider für seine Inspiration ;-)

Mittwoch, 1. Juli 2009

Zensursulas in Unternehmen

Werbung im Web 2.0 ist ein Dialog unter gleichen.
Andreas Neus, Strategieberater bei IBM

Mein Ex-Kollege bringt damit sehr gut auf den Punkt, warum viele Traditionsunternehmen -und ihre Tochterunternehmen- so einen großen Bogen um das Mitmachinternet machen: "Unter gleichen" geht gar nicht. Nur Hierarchie geht. Und Kontrolle.

Es gibt keine effektivere Kommunikation, keine effektivere Zusammenarbeit als die über Wikis, Tags, Kommentare, Fotos und Videos. Allein, man muss eine Idee haben, wie man die neuen Werkzeuge so einsetzt, dass sie die bisherigen Lücken schließen.

Was ich stattdessen immer wieder erlebe ist: Webfilter für immer mehr Kategorien, ungepflegte Webseiten mit Monate alten "News" und ein Intranet, dass der Selbstdarstellung, Verschleierung und der Beschäftigung mit dem Unwichtigen dient. Die Gründe dafür sind Angst vor Kontrollverlust über die Hierarchie und fehlende Business Creativity.

Montag, 29. Juni 2009

"Wir Geisterfahrer"

Interessantes Interview mit Utz Classen in der WELT anlässlich der Herausgabe seines neuen Buches "Wir Geisterfahrer". Wen er damit meint?

Claassen: Wir sind im Vergleich zu anderen Ländern in besonderer Weise eine machtorientierte Gesellschaft. Wir haben Angst, in diesem Spiel der Machtverhältnisse durch falsch verstandenen Widerspruch an Einfluss zu verlieren. Zudem haben wir aufgrund unserer Geschichte eine relativ schwache Ausprägung einer mündigen Bürgergesellschaft. Wer kennt nicht bei uns Mitläufertum, vorauseilenden Gehorsam und Obrigkeitshörigkeit?

WELT ONLINE: Wenn viele Spitzenmanager so schlecht sind wie Sie sagen, warum schlagen sich viele deutsche Industrieunternehmen dann eigentlich noch so gut?

Claassen: Weil die deutschen Belegschaften in der Breite sehr gut qualifiziert sind. Dass deutsche Autobauer über Jahrzehnte so erfolgreich waren, liegt neben technischen Ausnahmetalenten wie Ferdinand Piech, an den guten Ingenieuren und Facharbeitern. Sie haben Deutschland stark gemacht. Das duale Ausbildungssystem ist die größte Stärke des Landes überhaupt. All das kommt in der Industrie stärker zum Tragen als in den Banken. In der Top-Elite allerdings sind uns die Engländer und Amerikaner oft überlegen, da verfügen sie über eine breitere Schicht an exzellenten Leuten.


An anderer Stelle analysiert er:
WELT ONLINE: Aber sind nicht fehlende moralische Werte das Hauptproblem? Sie schreiben in Ihrem Buch: Je höher Chefs in der Hierarchie eines Unternehmens rücken desto stärker achten sie darauf, ihr Mittagessen nicht selber zahlen zu müssen.


Anm.: Davon habe ich auch gehört.

Claassen: Geld gewinnt anscheinend ausgerechnet für diejenigen immer mehr an Bedeutung, die es am wenigsten brauchen, weil sie schon so viel davon haben.


Zum WELT-Interview: Link

Und noch ein Interviewvideo bei amazon.de: Link

Sonntag, 28. Juni 2009

Manager, die wir gerne hätten...

Die deutsche Wirtschaftspresse (FTD, FAZ) stichelt gegen den Apple Gründer Steve Jobs genauso gerne wie gegen US-Präsident Obama. Sie übertreibt dann gerne die herausragenden kreativen und rhetorischen Fähigkeiten ins Lächerliche, um die gesamte Person in Frage zu stellen.

Dass Kunden und Wähler auf passionierte und begabte Führungspersönlichkeiten abfahren, wird gerne als irrational diffamiert. Analysten sehen sogar einen Nachteil in herausrragenden Unternehmerpersönlichkeiten, denn schließlich sind deren Unternehmen dann ja besonders abhängig von ihnen. Wer kommt danach? Einen formalisierten „Prozess zur Sicherstellung herausragender Führungsqualität“, den noch der am einfachsten strukturierte Analyst nachvollziehen könnte, gibt es nicht.

Die Wirtschaftsredakteure werten Jobs und Obama aus zwei Gründen ab: Sie müssen bei ihren Lesern den Neid all derer bedienen, die nicht so sind wie diese beiden. Und sie wollen Einfluss auf die Wahrnehmung durch Kunden und Angestellte nehmen. In Managersprache: "Erwartungsmanagement" betreiben (viele Manager sagten mir, meine wichtigste Rolle als Projektleiter sei es, die Erwartungen des Kunden nach unten zu managen).

Diese Wirtschaftsredakteure also nehmen sich vor, „übertriebene“ Erwartungen deutscher Kunden und Angestellten an deren eigene Topmanager nach unten zu managen.

Jeder Angestelle, der an der Führungsqualität seines eigenen Vorgesetzten leidet, träumt von einem Manager a la Jobs. Oder Phil McKinney. Managern, die sich mit ihren Produkten und Unternehmen –zumindest nach außen hin- identifizieren. Die Passion für das zeigen, was ihre Mitarbeiter entwickeln und ihre Kunden kaufen.

Davon gibt es nicht so viele. Mittlere Manager achten normalerweise früh darauf, dass sich solche Abweichler nicht etablieren, um womöglich neue Maßstäbe zu setzen und die Mitarbeiter mit Feuer und Flamme zu entfachen. Mehr vom gleichen heißt die Philosophie solcher Manager. In Bezug auf ihre Mitarbeiter und auf ihre Produktideen.
Deshalb bezeichnet man das mittlere Management in den meisten Unternehmen ja auch als Lähmschicht.

Der gesamte Schmeichelzirkus, den Berater und Medien für die auf ihren Business Class Flug wartenden Leser veranstalten, transportiert vor allem die Botschaft, dass es ein enormes Risiko sei, einen Jobs an der Spitze seines Unternehmens zu haben. Denn so ein Typ ist unersetzlich und unentbehrlich. Ganz anders als die Lähmschicht.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Mehr Auto-nomie

Machen wir uns nichts vor: Der Geschichten über sterbende und untote Dinosaurierer sind wir überdrüssig. Jeden Abend die gleichen Nachrichten aus der Intensivstation der Old Economy, die bei uns Mitleid auslösen sollen.

Die Frage ist doch: Warum sollen wir Mitleid haben mit Unternehmen, die uns schon als Kunden oder Mitarbeiter genervt und als "Zielgruppe" nur angeödet haben? Die unsere Erwartung von Produkt-, Service- und Führungsqualität als Provokation empfinden?

Wir erleben gerade -hoffentlich- den Niedergang, die Abwrackung von ideenlosen, konformistischen Verwaltungsoffizieren, die den Wilhelmismus ihrer Familien nach dem Krieg auf unsere Wirtschaft übertrugen und daraus einen Anspruch auf Führung ableiteten. Die Chaos angerichtet haben, indem sie ihr Inneres auf ihre Organisation projizierten. Und die aus der intimen Kenntnis dieses Chaos heute wiederum einen Anspruch auf Führung ableiten.
Deren Idealvorstellung von einem Mitarbeiter der "bespitzelte Untertan" (Martin Lindner) ist. Diese Verwaltungsoffiziere nutzen die Medien um uns einzureden, dass ihr Untergang auch unser Untergang sein werde (Schaeffler). Aber das wäre nur dann der Fall, wenn wir das selber glaubten. Ich glaube das aber nicht. Denn ich sehe auf der anderen Seite: neue Unternehmer durch den Asphalt stoßen. Und ich frage mich nicht mehr OB, sondern nur noch WIE ich ein Teil davon werden kann.

Grüne Designer und Ingenieure mit eigenen Ideen von der gerade erwachenden Sehnsucht nach "Auto-nomie" sind die Trendsetter der Stunde. Da ist ein Drang nach Selbstversorgung und Tauschwirtschaft als Strategie gegen die Krise des Alten. Der Brunnen und die eigenen Obststräucher im Garten. Windrad und Solarthermie zur Energieversorgung des Hofes.
Unser Auto auf Elektroantrieb umzurüsten wäre viel sinnvoller als die hundertste Pirouette mit dem Beamer vor einem "Lenkungskreis" zu drehen.

"Grün" als Ausdruck von Lebens- und Gestaltungswillen, nicht als Alibi für Untätigkeit und schlechte Laune. Mehr Design, weniger Beamerfolien.

Donnerstag, 2. April 2009

Zitat des Tages

Mein Ex-Kollege sagt:
Sorge dafür, dass Deine Projekte mit Deinen persönlichen Zielen zu tun haben, und beende möglichst viele der Projekte, auf die das nicht zutrifft.

Montag, 23. März 2009

Ingenieursmangel

Vor drei Jahren beklagte sich ein gewisser Gerhard Puttfarcken wie folgt über meinen Berufsstand:

Düsseldorf/Berlin - Für den Personalengpass im Hamburger Airbus-Werk hat Gerhard Puttfarcken eine einfache Erklärung. Die mangelnde Beweglichkeit der deutschen Ingenieure sei ein Grund dafür, so lamentierte der Airbus-Deutschland-Chef, dass Flugzeugbauer keine geeigneten Kandidaten für rund 500 offene Stellen finde. "Wir sind selbst erstaunt darüber, welche Flexibilitätsbarrieren es in Deutschland gibt. Einige Menschen wollen nicht von Süddeutschland nach Norddeutschland umziehen", sagte Puttfarcken im Interview mit der "Welt".

Quelle: SPIEGEL Online, 06.06.2006 (Link)

Aus dieser Flegelei des Vorsitzenden der Geschäftsführung Airbus Deutschland GmbH kann man gleich mehrere Diagnosen ableiten:
- Dieser Manager hat keinen Respekt vor denen, auf die er angewiesen ist.
- Er weiß nicht, was er ihnen anbieten muss.
- Er reflektiert nicht darüber, warum niemand für Airbus arbeiten will.
- Er kommuniziert nicht MIT Ingenieuren, sondern ÜBER sie.
Kurzum: Er erfüllt seine Aufgabe nicht und schiebt die Verantwortung für seinen Misserfolg auf andere ab.

Unternehmen mit einer verrufenen Unternehmenskultur um"werben" und binden ihre Mitarbeiter i.d.R. mit überdurchschnittlichen Gehältern. Dies sollte einem französisch-deutschen Luftfahrt- und Rüstungskonzern nicht so schwer fallen. Auch ein Standort Hamburg gehört nicht zum schlechtesten, was man in Deutschland finden kann. Wenn da trotzdem keiner hin will, dann muss es wirklich schlimm stehen, um die Unternehmenskultur.

Heute steht jedenfalls fest: Manager Puttfarcken hat sein Problem nie gelöst:
EADS-Chef Gallois: Ingenieursmangel größtes Problem für Airbus-Bauer
Der Vorstandschef des Airbus-Herstellers EADS , Louis Gallois, hält den Mangel an Ingenieuren für das gravierendste Problem der europäischen Flugzeugbauindustrie. Schon jetzt sei ein "allmählicher Verlust an Kreativität" festzustellen, sagte Gallois am Mittwochabend bei einem Vortrag vor Gästen der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin. Der Branche fehlten jedes Jahr 3.000 hoch qualifizierte Ingenieure. Diese gingen lieber in die USA, nach China und Indien.

Quelle: FTD, 28.01.2009 (Link)

Puttfarcken ist heute nicht mehr im Amt.

Mittwoch, 18. März 2009

Unternehmenskommunikation

Das hätte mein Kollege, der uns Ende März leider verlassen wird (und der viel Wert auf klare, verständliche Kommunikation legte), ähnlich formuliert:
In times like these, communication can provide some sense of security, assurance and comfort. As Suzanne Bates suggests, think of Captain Sullenberger’s communications to both the air traffic control and to passengers during the recent plane ditching in the Hudson River.
“We’re gonna be in the Hudson,” he says to controllers. He never wasted words, but told people exactly what would happen. “Brace for impact,” he told the passengers, a signal that also prepared the flight crew to fall back on their training, remain calm, and get passengers safely off the plane.
Quelle: Nina Simosko, SAP AG

Botschaften, die das Management intern kommuniziert, sollten in einem Zusammenhang stehen mit dem, was die Mitarbeiter in der Zeitung lesen. Solange die Firma nicht von Jesus geführt wird, wird sie nicht über das Wasser laufen. Sondern von den Regeln und Veränderungen ihres Umfeld beeinflusst werden. Mitarbeiter wollen nicht ge-hedged werden, sie wollen wissen, was Sache ist. Beschwichtigungen, dem Inhalt und dem Ton nach, helfen nicht weiter. Was hilft, sind klare Statements über die Lage und Wege, sie zu verbessern.

Samstag, 14. März 2009

Burg Tenno, Frapporta, Italien

Laut Reiseführer ein "lohnendes" Ausflugsziel, gerade im Vormärz: Burg Tenno in Frapporta am Gardasee, Wohnsitz von Klaus Zumwinkel.

Hier ein Lageplan von Google Maps:

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Montag, 26. Januar 2009

Worin die besondere Schwere des Fall Zumwinkel liegt

Der Fall Zumwinkel ragt aus den bisher bekannt gewordenen Fällen krimineller Energie deutscher Manager heraus:

- Er hinterzog Steuern aus einem Einkommen, dass er vom Staat bezog. Ausgerechnet er als vom Staat mandatierter Vorstand für ein Staatsunternehmen hinterzieht Steuern.
- Zumwinkel war dank der fleißigen Ermittlungsarbeit der später genau deswegen suspendierten Staatsanwältin zu 100% überführt. Das Argument "Geständnis" zieht daher nicht.
- Zumwinkel deutete an, er wolle den Aspekt "fragwürdig beschaffter Beweise" nicht zu seiner Entlastung anführen. Der Grund hierfür liegt nicht in einer besonderen Noblesse des Täters, sondern darin, dass die Aushebelung von Datenschutz offensichtlich zu seinen eigenen Geschäftsmethoden gehört (Adresshandel der Post, Bespitzelungsvorwürfe gegen Telekom Aufichtsräte).
- Zumwinkel hat nur zugegeben, was an Beweisen vorlag.
- Zumwinkel zeigte seinen wahren, von Gier geprägten Charakter bereits in der Verknüpfung von Lobbyismus in Sachen Mindestlohn im Postsektor und dem Kauf von Postaktien.

Der Fall Esser war bereits jenseits der Grenze. Zumwinkel hat sie überschritten. Heute haben wir gelernt, dass Personen seines Standes dabei kein besonderes Risiko eingehen

Freitag, 23. Januar 2009

"Locked into the conference room - we're only what our minds assume"

Mein Kollege sagt - und hat das bereits bewiesen: Für gute Präsentationen braucht man kein Powerpoint sondern eine gute Präsentation.

Ich kann mich aus dreizehn Jahren in Industrie und Politik nur an drei Vorträge erinnern, deren Kernbotschaften ich heute noch wiedergeben könnte. Die von meinem Kollegen ist eine davon. Er kam mit Geldkoffer, zerbrochener Glasscheibe und Handschellen auf die Bühne...

Was also ist eine gute Präsentation? Wie bei allem was uns fasziniert, ist es schwierig uns dies bewusst zu machen und zu erklären. Aber wir erkennen es, wenn wir es sehen. Wir erkennen es an der Wirkung, das es auf uns hat.

Das erste ist der oder die Vortragende selbst. Kommt da eine echte Botschaft rüber? Oder wird da nur administrativ etwas wiedergekaut und verabreicht? Einem guten Redner glauben wir, dass ihm sein Anliegen ernst ist.

Das zweite ist der Start. (Übrigens ähnlich wie bei Studien, Doktorarbeiten etc.) Wird hier staatstragend mit ernster Mine erst einmal die Bedeutung der Sache - und damit des Redners selbst- aufgepumpt? Oder werden wir mit einer kleinen Geschichte abgeholt, in der wir irgendetwas von uns wiedererkennen? Ein guter Redner zieht sein Publikum auf sich. Man hört ihm gerne zu. Jetzt eine Folie zu bringen würde nur ablenken.

Powerpointfolien sind allenfalls Stützräder. Nicht die Rede selbst. Nicht die Wirkung auf die Zuhörer selbst. Aber die meisten Manager sind in Wahrheit Administratoren, die keine Wirkung suchen sondern etwas, was sie zählen oder wiegen können. Ich habe von Publikum bis jetzt immer noch Feedback über meine Wirkung bekommen. Ob ich irgendetwas bewirkt habe. Ein Bild, ein Ziel verankert habe - oder eine Erkenntnis. bewirkt habe.

Meine Manager interessierte stets nur, ob ich genügend Folien produziert und auf einem Netzlaufwerk abgelegt habe. Zur späteren Zweitverwertung. Doch nur selten greifen wir später auf bereits gehaltene Präsentationen zurück.

Ein Werkzeug, dass nützlicher wäre als eine Foliensammlung, wäre eine durchsuchbare Bildergalerie. Ich suche oft nach Bildern, die mein Anliegen oder meine Idee versinnbildlichen. Oder die mich zu weiteren Assoziationen anregen. Dazu eignet sich die Clipartgalerie von Powerpoint kaum. Denn hier muss ich exakt eingeben, was ich suche.

Natürlich ist ein Bild nur stark, wenn es etwas mit dem Zuhörer zu tun hat. Jeder im Publikum spielt irgendeine Rolle, hat irgendein Bild von sich selbst. Damit muss man in Resonanz gehen. Diese Punkte muss man kennen und verstärken. Das wiederum koppelt dann zurück auf den Redner und bringt diesen immer weiter auf den entscheidenden Punkt.

Ich glaube, so geht's. Mal sehen, heute Nachmittag... :-)

PS: Das Zitat aus der Überschrift stammt von dem R.E.M. Stück "The lifting"