Freitag, 15. Januar 2010

Wer nicht weiß wohin, geht in die Mitte

Parteien, die -wenn sie an der Regierung sind- die Spaltung der Gesellschaft vorantreiben und die Mittelschicht misshandeln, sollten nicht verkünden, dass "Wahlen in der Mitte gewonnen werden".

Das gilt nicht nur für die CDU. Das gilt für alle Parteien, die ihre Marketingprospekte an den tagesaktuellen Umfragebörsenkursen ausrichten. Dieser sogenannte "Pragmatismus" von Parteivorsitzenden soll ja nur den verdorrenen politischen Kern kaschieren. Bürokratisch perfektionierte Parteiapparate haben karriereorientierte aber unpolitische Funktionäre an ihre Spitzen gehievt und wissen angesichts schwindender "Markanteile" nicht mehr wohin. Ihre einzige Qualifikation ist, dass sie sich in den selbst geschaffenen Bürokratien auskennen. Wenn die politische Entkernung der Traditionsparteien Raum für neue Parteien schafft, dann müssen diese Parteien verstehen, dass sie dies selbst verursacht haben und dürfen nicht so tun, als sei dies ein unbeeinflussbarer Trend (wie Horst Seehofer dies in dieser Woche tat). Die CDU ist nämlich derzeit auf bestem Wege, es der SPD nachzumachen, die Stammwählerschaft zu räumen, um Raum für eine neue Partei zu schaffen.

Die Orientierung an der "Mitte" ist heute kein Bekenntnis mehr zu einer Gesellschaftsschicht. Sondern ein Indiz dafür, dass man keine Ziele und keine Ideen mehr hat. So wie woanders auch. An der Börse z.B. orientiert man sich an Indizes. Und bei Nebel auf der Straße orientiert man sich am Mittelstreifen.

Und in vielen Unternehmen ist es ebenfalls so. Wo Manager statt Unternehmer regieren, orientiert man sich am Mittelwert dessen, was die anderen Unternehmen machen. Und wenn das alle so machen, entstehen Einheitsbreis. Nicht besser als im Sozialismus: Einheitliche Bürokratien, Produkte, Mentalitäten.

In solchen Organisationen sind Funktionäre und Manager die ganze Woche mit der Schaffung und dem Ausfüllen von Formularen beschäftigt. Auf inhaltliche Fragen darf man sie nicht ansprechen. In die Zukunft schauen und Ideen entwickeln kann man mit ihnen nicht. Ängstlich schotten sie sich ab und verkünden am Ende der Woche neue Formulare.

Besonders perfide ist es, das Melken einer Gesellschaftsschicht als besondere "Fürsorge" zu bezeichnen. Es ist die Mitte, von der alle reden und es ist die Mitte, bei der alles abgeladen wird: Die Haftung für die Marodeure in Bankenvorständen, die Rettung des Klimas, die Finanzierung des "Aufbau Ost" usw.

Eine Partei ist wie ein Anwalt, der sich für die eigenen Interessen einsetzt. Wenn viele ähnliche Interessen haben, die sich an ähnlichen Werten ausrichtet, gründen sie eine Partei. Ich erwarte von meiner Partei die Vertretung meiner Interessen und die Orientierung an meinen Werten. Andernfalls bin ich in der falschen Partei.

Ich brauche keine Partei, die nicht mehr weiß, wofür sie steht und eine neue Aufgabe sucht. Wenn Funktionäre ihre Mitglieder nach dem Sinn und Zweck der Partei befragen müssen, dann kann man das als "basisnah" bezeichnen - oder als "verzweifelt". Solange die amtierenden Funktionäre am Ende entscheiden, wird nichts gewonnen. Die Basis muss ihre Vorsitzenden stürzen, abwählen, nach Hause schicken. Das gilt sowohl für den Bundes- als auch den Landesverband.

Ähnlich in Unternehmen, in denen bei schlechten Wetteraussichten die Mitarbeiter zu Kreativtiätswettbewerben aufgerufen werden und das Management stellt lediglich die Formulare für die "Bewertung" der Ideen bei.

Kurzum: Die besten Unternehmen sind die, die von einem Gründer und Unternehmer geführt werden, der sich mit einer eigenen Produktidee selbständig gemacht hat. Die glaubwürdigsten Parteien sind die, in denen der Vorsitzende im Straßenwahlkampf überzeugt hat.

Ich fülle keine Formulare mehr aus, nur um einem Funktionär oder Manager eine Scheinlegitimation zu erteilen.

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