An die Prognose angepasst könnten die konventionellen Kraftwerke entsprechend herunter geregelt werden und steuerbare Verbrauchsgeräte (wie z.B. Energiespeicher) in Bereitschaft gesetzt werden. Dies wäre eine intelligentere Lösung, als ein "Überangebot" von Windstrom an der Strombörse zu verschleudern, wie es Heiligabend der Fall war.
Hier liegt ein großes Potenzial für die bessere Ausnutzung des Angebotes regenerativer Energien.
Würde man den Stromkunden dazu in Echtzeit befristete "Windstrom-Sonderangebote" zumailen können, könnten diese ebenso kurzfristig darauf reagieren. Indem sie Waschmaschinen, Wäschetrockner, Warmwasserspeicher (wenn elektrisch), Tiefkühlgeräte, Klimaanlagen etc. kurzfristig einschalten oder hoch regeln.
Dazu braucht man drei Dinge: Ein mobiles Gerät für den Empfang der Tarifangebote und die Steuerung elektrischer Verbraucher, Vorrichtungen an den fernsteuerbaren Verbrauchsgeräten und einen intelligenten Stromzähler, der den zeitlichen Verlauf des Stromverbrauchs aufzeichnen und mit dem Zeitverlauf des Stromtarifes beaufschlagen kann.
Der erste Schritt ist die Einführung der intelligenten Stromzähler, weil sie die Voraussetzung zur Anwendung variabler Stromtarife sind. Andere Länder sind hier schon vorgeprescht:
In Italien, Schweden, Kanada, den USA, der Türkei, Australien, Neuseeland und den Niederlanden wurden intelligente Zähler bereits in größerem Umfang installiert bzw. ihre Einführung beschlossen.Quelle: Wikipedia
Von den deutschen Stromversorgern bietet heute nur Yellostrom den intelligenten Zähler an (Link). Alle anderen "testen" noch. Yello räumt z.B. in Berlin in der Sparzeit rund 10% Rabatt (2,6 Cent) auf den kWh-Preis ein. Dafür zahlt man eine monatliche Miete von 3,99€. D.h. man muss im Monat mindestens 153 kWh in die Sparstromzeit verlegen können, damit sich das Angebot rechnet. Das sind 1841 kWh im Jahr - ein ehrgeiziger aber nicht unrealistischer Wert. Allerdings hängt die Attraktivität dieses Angebots auch davon ab, zu welchen Uhrzeiten man sparen kann. Zwar lassen sich einige Geräte sicherlich über Zeitschaltuhren ein- und ausschalten, aber das gilt nicht für alle.
Ich habe aus der Website nicht so richtig herausbekommen, woran man die "Sparstromzeit" erkennt. Die Hauptfunktion des Zählers ist, den Stromverbrauch permanent zu ermitteln und online abrufbar zu machen (über Yello, iGoogle oder Twitter). Evtl. wird das Merkmal "Sparstromzeit" erst NACH dem Verbrauch zugeteilt?
Das Yelloangebot ist also ein erster Schritt ins Zeitalter intelligenter Zähler. Der nächste Schritt ist, Verbrauchsgeräte fernsteuerbar zu machen, sowohl für den Besitzer als auch für den Stromversorger. Nur dann kann man künftig spontane günstige Energieangebote richtig nutzen. Am meisten könnten davon irgendwann mal Besitzer von Hybrid- und Elektroautos profitieren, wenn diese ihre Batterie an den Hausanschluss klemmen können.
Ansonsten halte ich den Aha-Effekt, den eine Aufzeichnung des eigenen Stromverbrauchs bringt, für zeitlich begrenzt. Man ändert sein Verhalten ja nicht andauernd. Vielmehr muss man nur mal auf die bis dahin nicht bewussten oder nicht bekannten Energieverschwendungen aufmerksam gemacht werden. Dann stellt man das ab und es hat sich. Danach wird es irgendwann langweilig, immer gleiche Verbrauchskurven zu überprüfen.
Die Deutsche Telekom sieht in dem Datenvolumen, das Smart Metering erzeugen und übertragen soll, ein lohnendes Geschäft. In Friedrichshafen testet sie es gerade im Rahmen eines T-City Pilotprojektes (Link).
In Deutschland müssen mit diesem Jahr zunächst nur Neubauten mit intelligenten Zählern ausgerüstet werden. Erst bis 2022 müssen alle 42 Millionen (Quelle: FAZ) Zähler ausgetauscht werden. Zusammen mit den erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen bei den Energieversorgern ist das ein Milliardenmarkt.
Die FAZ befragte für die Einschätzung des Marktes übrigens den schweizer Hersteller intelligenter Stromzähler Landis + Gyr (Link).
Wow, ungeahnte Möglichkeiten. Als nächstes kommen Smart Meter Flash Mobs - wir verabreden uns zum Kraftwerk-Bashing. 500.000 Leute schalten gleichzeitig den Wäschetrockner an per iPhone-App. Riesenaufschrei der Politik. Ich freu mich drauf.
AntwortenLöschencndr
Der Einsparnutzen von SmartMetering wurde von der DEW in Dortmund (http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/Intelligente-Zaehler-mit-Wissensluecken-id56409.html) im Feldversuch mit 12% angegeben. Das ist schon sicherlich nicht verkehrt, wenn die Verbraucher sich das auch anschauen und handeln. Tun sie das auch noch, wenn das neue Spielzeug in der Ecke liegt? Wie oft spielt noch jemand heute mit den Geschenken vom 24.?
AntwortenLöschenZentrales Problem ist die Datenversendung: dummerweise sind die Zähler eher nicht im Wohnzimmer, daher ist ein DSL-Uplink nicht gewährleistet, und wer jemals WLAN über mehr als eine Etage erfolgreich eingesetzt hat, solle sich melden... Yello bietet neuerdings (laut c't) ein knubbeliges Web-Display, das wohl direkt auf den Zähler zugreift. Das vermeidet das leidige Upload-Problem. Ist PowerLine eine echte Alternative? Auf jeden Fall erfordert sie Investitionen, ebenso wie die Übertragung per GPRS (kein Witz! Ob die wohl im Keller alle Handy-Empfang haben? Ich nicht).
Beim Thema SmartMetering können wir die Geburt eines Hypes mitverfolgen: noch ist er keiner, aber die Erwartungskurve steigt schon fast senkrecht an. Dies sieht man daran, dass Player wie die Telekom sich in den Markt einzukaufen versuchen (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,669521,00.html), alle großen IT-Systemhäuser und Dienstleister ihrer Produkte auf das Thema trimmen und die Anzahl von Fachartikeln wie in der c't (http://www.heise.de/ct/inhalt/2010/02/68/) und Normalverbraucherartikeln wie im Spiegel massiv zunimmt. Selbst Redmond und Google springen auf den Zug auf, intelligente Netze wurden auf MS-Konferenzen schon mal als die Software-Herausforderung der Zukunft angekündigt. SPON schreibt über Apps, die Steuerung von Geräten ermöglichen, die es noch gar nicht gibt (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,667932,00.html).
Der Hype entsteht aus der Gesetzesnovelle, die auf EU-Recht basiert, als Grundlage sowie die darauf aufbauende Erkenntnis, dass man mit Daten viel anfangen kann: Profile, Einspartipps, saisonale Bereinigungen als erster Schritt, Identifikation der Verbrauchsgeräte durch Digitaltechnik wird sicher kommen, Steuerung des Netzes ist dann, aus meiner Sicht, schon voll im Hype. Wer ein komplexes System baut, muss auch bedenken, ob es denn stabil ist in Extremsituationen - erinnern wir uns noch an die Abschaltung der Leitung wegen Überführung eines neuen Schiffes und die Wechselwirkungen daraus?
Ich arbeite derzeit in dem Bereich und, ja, finde es spannend. Mal sehen, was vom Hype übrigbleibt. Interessanterweise ist individuelle Messung im Industriebereich schon sehr etabliert - sollte man dort was lernen können?
Momentan geht die Umsetzung des Smart Meterings in Deutschland nur schleppend voran. Ein Grund hierfür liegt in den noch offenen wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Forschungsfragen. Zum Beispiel herrscht Unklarheit, welche Übertragungstechnologie / Architektur für das jeweilige Szenario eingesetzt werden kann. Hierzu bedarf es neben Feldtests auch einer wissenschaftlichen Betrachtung. Diese und weitere interessante Forschungsfragen auch dem Bereich Smart Metering, Smart Grids und Smart Home sollen innerhalb der Forschungsgruppe Smart Energy Research (http://smart-energy-research-blog.com/) diskutiert und beantwortet werden.
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