Sonntag, 28. Juni 2009

Manager, die wir gerne hätten...

Die deutsche Wirtschaftspresse (FTD, FAZ) stichelt gegen den Apple Gründer Steve Jobs genauso gerne wie gegen US-Präsident Obama. Sie übertreibt dann gerne die herausragenden kreativen und rhetorischen Fähigkeiten ins Lächerliche, um die gesamte Person in Frage zu stellen.

Dass Kunden und Wähler auf passionierte und begabte Führungspersönlichkeiten abfahren, wird gerne als irrational diffamiert. Analysten sehen sogar einen Nachteil in herausrragenden Unternehmerpersönlichkeiten, denn schließlich sind deren Unternehmen dann ja besonders abhängig von ihnen. Wer kommt danach? Einen formalisierten „Prozess zur Sicherstellung herausragender Führungsqualität“, den noch der am einfachsten strukturierte Analyst nachvollziehen könnte, gibt es nicht.

Die Wirtschaftsredakteure werten Jobs und Obama aus zwei Gründen ab: Sie müssen bei ihren Lesern den Neid all derer bedienen, die nicht so sind wie diese beiden. Und sie wollen Einfluss auf die Wahrnehmung durch Kunden und Angestellte nehmen. In Managersprache: "Erwartungsmanagement" betreiben (viele Manager sagten mir, meine wichtigste Rolle als Projektleiter sei es, die Erwartungen des Kunden nach unten zu managen).

Diese Wirtschaftsredakteure also nehmen sich vor, „übertriebene“ Erwartungen deutscher Kunden und Angestellten an deren eigene Topmanager nach unten zu managen.

Jeder Angestelle, der an der Führungsqualität seines eigenen Vorgesetzten leidet, träumt von einem Manager a la Jobs. Oder Phil McKinney. Managern, die sich mit ihren Produkten und Unternehmen –zumindest nach außen hin- identifizieren. Die Passion für das zeigen, was ihre Mitarbeiter entwickeln und ihre Kunden kaufen.

Davon gibt es nicht so viele. Mittlere Manager achten normalerweise früh darauf, dass sich solche Abweichler nicht etablieren, um womöglich neue Maßstäbe zu setzen und die Mitarbeiter mit Feuer und Flamme zu entfachen. Mehr vom gleichen heißt die Philosophie solcher Manager. In Bezug auf ihre Mitarbeiter und auf ihre Produktideen.
Deshalb bezeichnet man das mittlere Management in den meisten Unternehmen ja auch als Lähmschicht.

Der gesamte Schmeichelzirkus, den Berater und Medien für die auf ihren Business Class Flug wartenden Leser veranstalten, transportiert vor allem die Botschaft, dass es ein enormes Risiko sei, einen Jobs an der Spitze seines Unternehmens zu haben. Denn so ein Typ ist unersetzlich und unentbehrlich. Ganz anders als die Lähmschicht.

1 Kommentar:

  1. David28.6.09

    "Herausragende kreative und rhetorische Fähigkeiten" - das betrifft bei Obama nur das Rhetorische. Kreativ war da bislang nichts dabei. Obama kann gut reden, und dabei bläst er jede Menge inhaltsloser Blasen auf und betreibt u.a. auch Geschichtsfälschung (Kairo-Rede). In Sachen Außenpolitik ist er meines Erachtens naiv, in Sachen Finanzmarktkrise eher noch schlimmer als die Politiker hier. Im übrigen sollte nicht vergessen werden, welche Avancen er in Verdrängung einer Vielzahl größter Probleme der "muslimischen Welt" macht. Allein Letzteres: Hätte irgendein westlicher Führer eine Rede in Kakutta an die "buddhistische Welt" gehalten, ihm wäre schallendes Gelächter entgegengebrandet. Bei Obama ist das anders: Er ist der Superpräsident, der Superstar, dem die Europäer an den Lippen hängen - und die ihn ihm fast schon eine Art Erlöser sehen.
    Das alles ist ganz schlimm und wird ebensolche Konsequenzen haben.

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