Seit über einem Jahr haben wir den Smart Home Service der Telekom im Router aktiv. Ich wollte mich im Thema halbwegs auf dem Laufenden halten und mitbekommen, wenn es nützliche Innovationen gibt. Bis heute allerdings nutze ich nur die optischen und magnetischen Tür- und Fensterüberwachungen. Diese Überwacher bestehen jeweils aus zwei Teilen: Einem aktiven Teil mit einem Sensor und einem Sender. Und einem optischen oder magnetischen Gegenstücke. Der Sensor soll überwachen und melden, wenn sich das Gegenstück entfernt, weil Tür oder Fenster geöffnet werden. Die optische Lösung baut kleiner und leichter funktioniert aber nicht in dunklen Räumen, d. h. meist im Parterre wo man die Rollos runterlässt.
Kontrollieren kann ich den Zustand über eine zugehörige App auf dem Smartphone.
Wenn man mit dem Service anfängt, rennt man erstmal in jede Menge Fehlauslösungen (so wie vor dreißig Jahren. als die Alarmanlagen für Autos erschwinglich wurden...). Man darf die Anlage erst scharf schalten, wenn man aus der Wohnung ist. Und man muss sie entschärfen, bevor man die Wohnung wieder betritt.
Bis vor kurzem war ich der einzige, der bisher Alarme ausgelöst hatte. Dann kam das vorige Wochenende. Als ich die Anlage am Zielort einer Reise scharf schaltete kam sofort die Rückmeldung "Wohnungstür geöffnet". Oh Mann. Die Wochenendstimmung war sofort verflogen. Ich überlegte und wusste: Ich habe alles ganz sicher und bewusst geschlossen. Also rief ich unsere Polizeiwache nahe unserer Wohnung an. Ich wollte nur die Bitte loswerden, dass eine Streife in der Nähe mal vorbei fährt und nachschaut. Unsere Nachbarn mit denen wir sonst Kontakt haben, waren selbst unterwegs.
Doch die Wache verwies mich an den Notruf. Tja, aber man landet mit einem Notruf natürlich in dem Bundesland, in dem man sich gerade aufhält. Und das war nicht unser Heimatbundesland. Ein typischer Lockin deutscher Verwaltung.
Ich blieb trotzdem locker, weil die App jetzt meldete, dass der Sensor "unerreichbar" sei. Und ich dachte: Entweder ist die Batterie leer oder ein Teil ist beim Schließen der Tür runtergefallen..
Ich hielt die Spannung bis Sonntagabend aus. Und es erwies sich, dass ich recht behalten hatte: Es war alles in Ordnung. Mit einem Restart des Routers war alles behoben.
Aber welchen Wert hat eine solche Alarmanlage, die ausgerechnet im Sommer in eine Fehlfunktion geht? Es gibt diesen Effekt, dass man schon nach wenige Fehlalarmen einen Alarm nicht mehr ernst nimmt.
Mein Fazit also:
- Smart Home bringt zunächst mal die Beschäftigung mit neuer Technik mit sich.
- Man muss sein Verhalten an sie anpassen. Wer sich selbst algorithmisch überwacht (oder automatisiert) wird gnadenlos aller Fehler überführt.
- Die Anlage selbst macht aber auch Fehler. Und die zehren am Vertrauenskredit und der Lust, die Sache weiter auszubauen
Sonntag, 19. Juli 2020
Mittwoch, 15. Juli 2020
Wo Verstand zu kurz gekommen
Eltern erziehen ihre Kinder in der Absicht, ihnen das bestmögliche Leben zu bieten. Früher hieß das: Vorbereitung auf den "Ernst des Lebens": Kampf, Leistung, Pflicht und Moral. Aber auch: Selbstverantwortung, Freiheit, Genuss. Daraus folgte, dass Kindheit und Jugend ein Wechselspiel aus Anstrengung und Entspannung waren. In der Demokratie und Marktfreiheit hieß das auch: Mit Argumenten überzeugen, mit Wettbewerbsvorteilen mehr Erfolg haben.
Kinder von Eltern gehen später selbst unterschiedlich mit dem Gelernten um: Früher dominierte die Haltung: Es war hart, aber es hat mir mehr genutzt als geschadet. Beispiele: Wehrdienst, Ausbildung, Wanderjahre.
Im Laufe der Zeit wurde das immer weicher: Erinnerungen an Kriege, auch kalte Kriege, verblassten. Das Leben erschien als Party, auf der man seine best mögliche Ausdrucksform finden sollte. Der einsame, angehimmelte Star war das Vorbild. Diese Vorbilder gelangten aber immer noch durch außergewöhnliche Fähigkeiten und Leistungen in ihren Status. Insofern waren sie immer noch Aushängeschilder einer Leistungsgesellschaft.
Aber irgendwann ging es bergab. Irgendwann verloren Kinder und Jugendliche das Streben nach Leistung. Trotzdem gaben sie nicht das Verlangen nach Anerkennung auf. In Betrieben äußerte sich das so, dass Berufsanfänger immer weniger konnten, aber immer häufiger nach Feedback fragten. Anfangs noch aus ehrlicher Unsicherheit und dem Wunsch, sich selbst zu verbessern. Später fragten sie weniger nach Feedback, als nach Alibis und Freisprüchen. Sie sahen die Welt der Institutionen nicht als Ergebnis von eigenen Beiträgen, sondern als gegeben und nur dazu da, sie am Monatsende mit Geld zu versorgen und zwischen den Monatsenden mit Lobpreisungen.
Die Schulen und Hochschulen, die sie zuvor besucht hatten, hatten derweil ihre Ansprüche an sich selbst und ihre Absolventen abgesenkt. Dies auf Geheiß der Politik, die das "Bologna-Prozess" nannte. Was so ähnlich klingt wie "Spaghetti Bolognese". Die EU wollte die "wettbewerbsfähigste Region der Welt" werden und hielt die Nivellierung der Ausbildung auf dem niedrigsten gemeinsamen Nenner für einen geeigneten Weg dorthin. Sie maß ihre Erfolge an der Zunahme der Durchschnittsnoten von Abituren und Diplomen.
Dann kam die sog. sozialen Netzwerke im Internet. Diese erzogen die ohnehin verwöhnten Teenager zu eitlen, konformistischen, boulevardesken Prinzessinnen und Prinzen. Fortan orientierte sich jeder nur noch an der Aussicht auf möglichst viele "Likes". Gepostet wurde nicht mehr, was die hellsten Köpfe im eigenen "Freundeskreis" anregen könnte, sondern was die Mehrheit, also der Durchschnitt für gut halten könnte. Dies in der irrigen Annahme, dass durchschnittlich Begabte ein Interesse daran haben, einen von ihnen auszuzeichnen und davon ziehen zu lassen. Freundschaften und Beziehungen wurden brüchiger, kurzlebiger, nur noch andauernd solange sie den Zweck einer öffentlichen Selbstbestätigung erfüllten.
Als dies schwieriger und aufwendiger wurde, bot ihnen die Politik einen billigeren Ersatz an: Moral. Politiker begannen vorzuleben, im politischen Raum nicht mehr mit Argumenten, mit Ratio, Mehrheiten zu überzeugen, sondern mit moralischer Überlegenheit, genannt "Werte" oder "Idee".
Und wer seine Macht auf Moral gründet, braucht ein Feindbild: die anders Denkenden. Das war zu Zeiten der Inquisition schon so, und zu Zeiten der großen Ideologien auch.
Moral bietet gegenüber dem Streben nach dem überzeugendsten Argument und dem Pulsfühlen bei der Mehrheit unschlagbare Vorzüge für minderbegabte Macht- und Statusstrebende:
1. Keine überhöhten Anforderungen an die eigene Intelligenz.
2. Zuverlässige Absicherung durch höhere Macht.
3. Die Orientierung an den eigenen Instinkten Neid, Verrat und Eitelkeit
Ausgrenzung wird so zur überlegenen Rhetorik im Diskurs, wie ich hier gerade gelernt habe. Denn Ausgrenzung ist ja nicht Zensur. Du darfst Deine abweichende Meinung schon kund tun, musst halt aber mit Ausgrenzung (Entlassung etc.) rechnen. Das sind aus Sicht der neuen Inquisition defensive Ausdrucksarten im neuen Diskurs. Denn Abweichung ist "widerwärtig", um nicht zu sagen "unsagbar":
Die NYT fühlte sich angesprochen und reagierte sogleich: Aber nicht argumentativ, sondern -in Erfüllung dessen, was zu beweisen war- auf die Art von Moralisten: Sie durchsuchte, wer von den Unterzeichnern schon mal etwas mit "fragwürdigen" Gestalten zu tun gehabt habe, und wurde natürlich fündig. Dann fragte sie den Herausgeber von Herper's, ob er selbst auch zu den Inhalten des Briefes stehe. Dieser antwortete mit dem allseits bekannten Eiertanz, "in der Sache... nicht ganz falsch... aber der Zeitpunkt... nicht optimal" (Link). Und so weiter. Der größte Zensor der USA sei natürlich der amtierende Präsident...
Das entspricht ganz und gar den Vorzeigedenunzianten der Generation Praktikum in den sog. sozialen Medien: "Hallo Herr CEO, schon gelesen, was Ihr Vertriebsleiter da verzapft hat? Ist das ok für Sie?".
Ich meine, wenn die Medien, die Mama und Papa immer geschaut haben, so agieren, was kann daran falsch sein? Wenn Du die Moderatorin von 3sat Kulturzeit so reden hörst, dann hast Du doch die Bestätigung, dass moralische Überlegenheit Karriere macht, oder?
Und auch die Industrie wird durch solchen Nachwuchs mächtig voran gebracht: Wozu brauchen wir Ingenieure (alte weiße Männer), wenn wir doch vor allem Bachelors in Moral haben können, die eine Menge unvermittelterer Freundinnen haben, die sich gerne mit dem Ruf schmücken würden, die die alten weißen Männer hart erarbeitet haben?
Es gibt nur einen Ort, wo wir uns gegen diese Entwicklung wehren können: An der Börse. Go, tell it on the Mountain. And on the Hill."
Kinder von Eltern gehen später selbst unterschiedlich mit dem Gelernten um: Früher dominierte die Haltung: Es war hart, aber es hat mir mehr genutzt als geschadet. Beispiele: Wehrdienst, Ausbildung, Wanderjahre.
Im Laufe der Zeit wurde das immer weicher: Erinnerungen an Kriege, auch kalte Kriege, verblassten. Das Leben erschien als Party, auf der man seine best mögliche Ausdrucksform finden sollte. Der einsame, angehimmelte Star war das Vorbild. Diese Vorbilder gelangten aber immer noch durch außergewöhnliche Fähigkeiten und Leistungen in ihren Status. Insofern waren sie immer noch Aushängeschilder einer Leistungsgesellschaft.
Aber irgendwann ging es bergab. Irgendwann verloren Kinder und Jugendliche das Streben nach Leistung. Trotzdem gaben sie nicht das Verlangen nach Anerkennung auf. In Betrieben äußerte sich das so, dass Berufsanfänger immer weniger konnten, aber immer häufiger nach Feedback fragten. Anfangs noch aus ehrlicher Unsicherheit und dem Wunsch, sich selbst zu verbessern. Später fragten sie weniger nach Feedback, als nach Alibis und Freisprüchen. Sie sahen die Welt der Institutionen nicht als Ergebnis von eigenen Beiträgen, sondern als gegeben und nur dazu da, sie am Monatsende mit Geld zu versorgen und zwischen den Monatsenden mit Lobpreisungen.
Die Schulen und Hochschulen, die sie zuvor besucht hatten, hatten derweil ihre Ansprüche an sich selbst und ihre Absolventen abgesenkt. Dies auf Geheiß der Politik, die das "Bologna-Prozess" nannte. Was so ähnlich klingt wie "Spaghetti Bolognese". Die EU wollte die "wettbewerbsfähigste Region der Welt" werden und hielt die Nivellierung der Ausbildung auf dem niedrigsten gemeinsamen Nenner für einen geeigneten Weg dorthin. Sie maß ihre Erfolge an der Zunahme der Durchschnittsnoten von Abituren und Diplomen.
Dann kam die sog. sozialen Netzwerke im Internet. Diese erzogen die ohnehin verwöhnten Teenager zu eitlen, konformistischen, boulevardesken Prinzessinnen und Prinzen. Fortan orientierte sich jeder nur noch an der Aussicht auf möglichst viele "Likes". Gepostet wurde nicht mehr, was die hellsten Köpfe im eigenen "Freundeskreis" anregen könnte, sondern was die Mehrheit, also der Durchschnitt für gut halten könnte. Dies in der irrigen Annahme, dass durchschnittlich Begabte ein Interesse daran haben, einen von ihnen auszuzeichnen und davon ziehen zu lassen. Freundschaften und Beziehungen wurden brüchiger, kurzlebiger, nur noch andauernd solange sie den Zweck einer öffentlichen Selbstbestätigung erfüllten.
Als dies schwieriger und aufwendiger wurde, bot ihnen die Politik einen billigeren Ersatz an: Moral. Politiker begannen vorzuleben, im politischen Raum nicht mehr mit Argumenten, mit Ratio, Mehrheiten zu überzeugen, sondern mit moralischer Überlegenheit, genannt "Werte" oder "Idee".
Und wer seine Macht auf Moral gründet, braucht ein Feindbild: die anders Denkenden. Das war zu Zeiten der Inquisition schon so, und zu Zeiten der großen Ideologien auch.
Moral bietet gegenüber dem Streben nach dem überzeugendsten Argument und dem Pulsfühlen bei der Mehrheit unschlagbare Vorzüge für minderbegabte Macht- und Statusstrebende:
1. Keine überhöhten Anforderungen an die eigene Intelligenz.
2. Zuverlässige Absicherung durch höhere Macht.
3. Die Orientierung an den eigenen Instinkten Neid, Verrat und Eitelkeit
Ausgrenzung wird so zur überlegenen Rhetorik im Diskurs, wie ich hier gerade gelernt habe. Denn Ausgrenzung ist ja nicht Zensur. Du darfst Deine abweichende Meinung schon kund tun, musst halt aber mit Ausgrenzung (Entlassung etc.) rechnen. Das sind aus Sicht der neuen Inquisition defensive Ausdrucksarten im neuen Diskurs. Denn Abweichung ist "widerwärtig", um nicht zu sagen "unsagbar":
It is a form of counterspeech and consequences from that counterspeech. On top of that it is an attempt to encourage bodies that host, promote, and elevate speech to think carefully about which speech deserves it.Diese Verhöhnung der Meinungsfreiheit ging an die Unterzeichner eines offenen Brief von 153 US-amerikanischen Prominenten ("A Letter on Justice and Open Debates", Link), veröffentlich in Harper's Magazine. Diese kritisierten den fortschreitenden Verlust von Meinungsfreiheit, der sich zuletzt in Entlassungen von Zeitungsredakteuren gezeigt habe, die abweichende Meinungen zugelassen hatten.
Die NYT fühlte sich angesprochen und reagierte sogleich: Aber nicht argumentativ, sondern -in Erfüllung dessen, was zu beweisen war- auf die Art von Moralisten: Sie durchsuchte, wer von den Unterzeichnern schon mal etwas mit "fragwürdigen" Gestalten zu tun gehabt habe, und wurde natürlich fündig. Dann fragte sie den Herausgeber von Herper's, ob er selbst auch zu den Inhalten des Briefes stehe. Dieser antwortete mit dem allseits bekannten Eiertanz, "in der Sache... nicht ganz falsch... aber der Zeitpunkt... nicht optimal" (Link). Und so weiter. Der größte Zensor der USA sei natürlich der amtierende Präsident...
Das entspricht ganz und gar den Vorzeigedenunzianten der Generation Praktikum in den sog. sozialen Medien: "Hallo Herr CEO, schon gelesen, was Ihr Vertriebsleiter da verzapft hat? Ist das ok für Sie?".
Ich meine, wenn die Medien, die Mama und Papa immer geschaut haben, so agieren, was kann daran falsch sein? Wenn Du die Moderatorin von 3sat Kulturzeit so reden hörst, dann hast Du doch die Bestätigung, dass moralische Überlegenheit Karriere macht, oder?
Und auch die Industrie wird durch solchen Nachwuchs mächtig voran gebracht: Wozu brauchen wir Ingenieure (alte weiße Männer), wenn wir doch vor allem Bachelors in Moral haben können, die eine Menge unvermittelterer Freundinnen haben, die sich gerne mit dem Ruf schmücken würden, die die alten weißen Männer hart erarbeitet haben?
Es gibt nur einen Ort, wo wir uns gegen diese Entwicklung wehren können: An der Börse. Go, tell it on the Mountain. And on the Hill."
Montag, 13. Juli 2020
Playlist
Ehm.. speaking of infotainment. Here is the top of the playlist we currently play in Wolfsburg #np :
1. Everyday is a winding road
2. Hit the road, Jack
3. Shakin' all over
4. With or without you
5. It's probably me
Freitag, 10. Juli 2020
Das Management von Erwartungshaltungen
In Fachbereichen klassischer Industrieunternehmen herrscht nach wie vor fast vollständiges Unverständnis darüber, wie die Werkzeuge entstehen, die sie täglich benutzen.
Es dominieren unrealistische Vorstellungen davon, wie lange Softwareentwicklung dauert und warum. Sie rufen Dir heute eine "Anforderung" zu und fragen, ob Du es nächste oder erst übernächste Woche liefern wirst..
Das führt natürlich regelmäßig zu Enttäuschungen. wenn der Releaseplan "angepasst" wird. Schwierig ist es, wenn die Stakeholder ranghöher sind, als die Projektleitung des Softwareprojektes.
Man landet dann immer schnell beim "Management der Erwartungshaltung". Und es stimmt, dass man Erwartungen der Anspruchsgruppen besser selbst lenkt, als von ihnen gelenkt zu werden. Es ist aber fast immer schwierig, dies von Anfang zu tun. Denn meistens ist man selbst neu in einer eingespielten Szenerie. Man kommt gerade aus irgendeiner Art von Bewerbungsprozess und will nicht als erstes die zugesagte Leistungsfähigkeit zurücknehmen.
Was aber helfen kann, sind Analogien. Wie lange dauert es, bis SAP eine populäre Anforderung seiner Kunden umsetzt? Wie lange dauert es, bis Apple Betriebssysteme so aktualisiert, wie es sie auf seiner Entwicklerkonferenz gezeigt hat?
Manche Stakeholder haben in ihrer Jugend oder im Studium mal selbst programmiert. Hier ein Excelmakro, dort ein Fortran- oder C-Programm. Codiert, kompiliert, von Fehlern bereinigt, neu kompiliert, fertig. Alles auf ihrem PC. Von diesen eigenen "Programmiererfahrungen" schließen sie dann darauf, wie lange so etwas bei Unternehmenssoftware "dauern kann".
Außer Acht lassen sie: die Periodisierung von Anforderungen, die Verfeinerung, die Abhängigkeitsanalysen, das Testen.
Begründet wird der Druck meist mit: "Wir brauchen das jetzt." Wenn ich sie aber vor einem Jahr nach ihren Prozessen oder Aktivitäten fragte, kam da nichts bis wenig. "Wir sind ja selbst neu, das Thema ist neu, wir müssen uns erst mal selbst finden. Aber fangt schon mal an. Wir brauchen ja nur eine editierbares Tabelle. Was wir machen ist nicht so kompliziert." Tja, und dann entstehen halt solche Außenwirkungen wie: Der Produktionsstart verzögert sich, wir wissen nicht, ob das Produkt überhaupt kommt usw.
Meine Erkenntnis ist: Es hat keinen Sinn, so zu tun, als sei es diesmal anders. Sage niemals zu, dass Du so schnell wie möglich, einen laufenden Prozess "schon bald" unterstützen kannst. Dass Sie Excel schon bald ablösen können. Sag ihnen zu, dass Du im danach folgenden Zyklus etwas liefern wirst. Nimm Dir und Deinem Team die nötige Zeit, tiefer zu verstehen, worauf sie eigentlich hinaus wollen. Gehe Top-Down vor, auch wenn sie Dir Bottom-Up oder nur Bottom anbieten. Frage nach den Topzielen, zu denen sie beitragen sollen (Was?) und den bestehenden Prozessen (Wie?). Du wirst dann die Frage beantworten "Womit?".
Obwohl Du ein "Lieferant" bist, muss Du die "Bestellungen" einfordern: Beschreibungen der Abteilungen, die Strategie, die Hauptprozesse. Welche Unternehmensziele wollen sie operativ wie erreichen? Erst dann kommt: Und wie kann IT dabei helfen?
Viele untere und mittlere Manager verstehen selbst nicht, wozu sie eigentlich beitragen sollen. Sie reichen Dir einfach das Genörgel ihrer Mitarbeiter weiter und nennen das "Anforderung". Wenn Du solche nach Prozessen fragst und als Antwort "Papierkrieg brauchen wir nicht" bekommst, weißt Du, dass der Weg bis zum ersten Sprint noch weit und steinig ist.
Wie auf einer Reise musst Du wissen, wo Du ankommen willst. Und zwischen A und B planst Du eine sinnvolle Route. Wenn man Dir das Ziel verschweigt und sagt "plane erst mal nur bis Wanne-Eickel, wir sind ja agil" muss die Warnlampe angehen.
Ferne musst Du die Systemstruktur kennen, in der Du Dich bewegen kannst. Rede mit dem oder den Architekten. Jeden Tag. Sitzt am besten im gleichen Büro und beschreibt die Whiteboards. Macht Euch alles klar.
Wenn Du das Ziel kennst und die Route, kannst Du das richtige Transportmittel auswählen.
Es dominieren unrealistische Vorstellungen davon, wie lange Softwareentwicklung dauert und warum. Sie rufen Dir heute eine "Anforderung" zu und fragen, ob Du es nächste oder erst übernächste Woche liefern wirst..
Das führt natürlich regelmäßig zu Enttäuschungen. wenn der Releaseplan "angepasst" wird. Schwierig ist es, wenn die Stakeholder ranghöher sind, als die Projektleitung des Softwareprojektes.
Man landet dann immer schnell beim "Management der Erwartungshaltung". Und es stimmt, dass man Erwartungen der Anspruchsgruppen besser selbst lenkt, als von ihnen gelenkt zu werden. Es ist aber fast immer schwierig, dies von Anfang zu tun. Denn meistens ist man selbst neu in einer eingespielten Szenerie. Man kommt gerade aus irgendeiner Art von Bewerbungsprozess und will nicht als erstes die zugesagte Leistungsfähigkeit zurücknehmen.
Was aber helfen kann, sind Analogien. Wie lange dauert es, bis SAP eine populäre Anforderung seiner Kunden umsetzt? Wie lange dauert es, bis Apple Betriebssysteme so aktualisiert, wie es sie auf seiner Entwicklerkonferenz gezeigt hat?
Manche Stakeholder haben in ihrer Jugend oder im Studium mal selbst programmiert. Hier ein Excelmakro, dort ein Fortran- oder C-Programm. Codiert, kompiliert, von Fehlern bereinigt, neu kompiliert, fertig. Alles auf ihrem PC. Von diesen eigenen "Programmiererfahrungen" schließen sie dann darauf, wie lange so etwas bei Unternehmenssoftware "dauern kann".
Außer Acht lassen sie: die Periodisierung von Anforderungen, die Verfeinerung, die Abhängigkeitsanalysen, das Testen.
Begründet wird der Druck meist mit: "Wir brauchen das jetzt." Wenn ich sie aber vor einem Jahr nach ihren Prozessen oder Aktivitäten fragte, kam da nichts bis wenig. "Wir sind ja selbst neu, das Thema ist neu, wir müssen uns erst mal selbst finden. Aber fangt schon mal an. Wir brauchen ja nur eine editierbares Tabelle. Was wir machen ist nicht so kompliziert." Tja, und dann entstehen halt solche Außenwirkungen wie: Der Produktionsstart verzögert sich, wir wissen nicht, ob das Produkt überhaupt kommt usw.
Meine Erkenntnis ist: Es hat keinen Sinn, so zu tun, als sei es diesmal anders. Sage niemals zu, dass Du so schnell wie möglich, einen laufenden Prozess "schon bald" unterstützen kannst. Dass Sie Excel schon bald ablösen können. Sag ihnen zu, dass Du im danach folgenden Zyklus etwas liefern wirst. Nimm Dir und Deinem Team die nötige Zeit, tiefer zu verstehen, worauf sie eigentlich hinaus wollen. Gehe Top-Down vor, auch wenn sie Dir Bottom-Up oder nur Bottom anbieten. Frage nach den Topzielen, zu denen sie beitragen sollen (Was?) und den bestehenden Prozessen (Wie?). Du wirst dann die Frage beantworten "Womit?".
Obwohl Du ein "Lieferant" bist, muss Du die "Bestellungen" einfordern: Beschreibungen der Abteilungen, die Strategie, die Hauptprozesse. Welche Unternehmensziele wollen sie operativ wie erreichen? Erst dann kommt: Und wie kann IT dabei helfen?
Viele untere und mittlere Manager verstehen selbst nicht, wozu sie eigentlich beitragen sollen. Sie reichen Dir einfach das Genörgel ihrer Mitarbeiter weiter und nennen das "Anforderung". Wenn Du solche nach Prozessen fragst und als Antwort "Papierkrieg brauchen wir nicht" bekommst, weißt Du, dass der Weg bis zum ersten Sprint noch weit und steinig ist.
Wie auf einer Reise musst Du wissen, wo Du ankommen willst. Und zwischen A und B planst Du eine sinnvolle Route. Wenn man Dir das Ziel verschweigt und sagt "plane erst mal nur bis Wanne-Eickel, wir sind ja agil" muss die Warnlampe angehen.
Ferne musst Du die Systemstruktur kennen, in der Du Dich bewegen kannst. Rede mit dem oder den Architekten. Jeden Tag. Sitzt am besten im gleichen Büro und beschreibt die Whiteboards. Macht Euch alles klar.
Wenn Du das Ziel kennst und die Route, kannst Du das richtige Transportmittel auswählen.
Dienstag, 7. Juli 2020
Patriotische Klimapolitik belohnt sinkende Bevölkerung
Nachdem ich in der Firma an einem Webinar zur "Umweltcompliance" teilnehmen musste, ist mir alles klar:
- Das 2-Grad-Ziel bezieht sich auf die Begrenzung der Amplitude der Durchschnittstemperatur zwischen dem Beginn der Industrialisierung und dem Jahr 2100.
- Daraus errechnet man eine durchschnittlich zulässige CO2-Dichte in der Atmosphäre.
- Daraus berechnet man eine Obergrenze der CO2-Masse, die bis 2100 noch emittiert werden darf.
- Dividiert man diese Masse durch die Anzahl der Weltbevölkerung erhält man ein Kontingent pro Kopf und Jahr. Und das rechnet man hoch auf die Einwohnerzahl von Ländern.
Aus dem letzten Punkt wird sofort klar: Je weniger Menschen, desto mehr CO2 pro Kopf. Deutschland ist ein schrumpfendes Land und müsste dafür eigentlich belohnt werden. Länder, deren Bevölkerung ungebremst wächst müssten bestraft werden.
Stattdessen haften wir für alle Länder mit. Afrika wächst ungebremst, die Weltbevölkerung wächst ungebremst. Dies führt dazu, dass man die zulässige CO2-Menge pro Kopf dauernd senken muss.
Das kann es nicht sein. Und deshalb akzeptiere ich diese Politik für mich nicht. Aus diesem Blickwinkel müsste man auch Einwanderung anders bewerten: Wir verhindern unseren Anspruch auf einen CO2-Bonus, wenn wir unsere Gesundschrumpfung mit ungebremster Einwanderung kompensieren. Zumal wir hauptsächlich solche Leute reinlassen, die nichts zur Problemlösung beitragen, sondern hauptsächlich ihren Konsum, also CO2-Emissionen pro Kopf steigern wollen.
Wir müssen der Klimapolitik eine patriotische Richtung geben. Zielvorgaben für die Schrumpfung der Bevölkerung zum Beispiel. Kontrolle bei der Einwanderung, Ausrichtung an unseren Interessen. Erweiterung der Klimapolitik um Boni für sinkende Bevölkerung und den Anbau von CO2-Senken (Wälder).
Dies alles natürlich nur in der Annahme, dass die Klimamodelle und Vorhersagen stimmen.
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