Samstag, 29. November 2014

Sting, "Hounds of Winter" - Budapest 1996

Mercury falling
I rise from my bed.
I'm as cold as December.
I'm as cold as the man in the moon.
Ein Song wie ein das Laub abfegender Wintersturm. Mit einem Drummer Vinnie Colaiuta in Höchstform:



Und hier zum Nachspielen ;-)

Freitag, 28. November 2014

Scrum funktioniert in der Praxis

Verbessern Prozesse und Methoden wirklich etwas - oder ist das praktizierter Aberglaube in Steuerkreisen? - Ich sage: Scrum verbessert wirklich etwas.

Das Produkt, das mein Team und ich zwei Jahre lang entwickelt haben, geisterte fast fünfzehn Jahre lang als Vision in den Köpfen der Anwender. Mehrmals nahm man Anlauf. Große Projekte, lange Dokumente. Man entwickelte, ging auf die Startbahn und - brach ab.

Wenn in den Zeitungen von gescheiterten IT-Projekten zu lesen ist, steckt als Methode immer der sog. "Wasserfall" dahinter: Oben schrieb einer auf, was die da unten seiner Meinung nach brauchen. Dann kam noch einer und diktierte ihm noch ein Kapitel. Dann sprach sich das herum, dass da einer Anforderungen sammelt, und der Projektleiter holte sie alle "ins Boot". Die Wunschliste wurde immer länger. So lang, dass der Empfänger ein Team für die Exegese organisieren musste. Was meinte der Kunde - und wozu?

Dann hat das IT-Unternehmen so entwickelt, wie es meinte die Anforderungen seines Kunden verstanden zu haben, der ja meinte, die Anforderungen seiner Anwender verstanden und verschriftlicht zu haben.

Ab einer bestimmten Größe (gemessen z. B. am Funktionsumfang oder der Anwenderzahl) kommt man so nicht ins Ziel. Man muss es so machen, wie in der Steve Jobs Biographie zu lesen: In kleinen Schritten entwickeln und dem Anwender zwischendurch Prototypen an die Hand geben, damit er damit spielen kann.

Doch "spielen" geht in Deutschland bekanntlich gar nicht. Klingt nach Zeitverschwendung. Noch schlimmer: Nach Spaß und Spieltrieb.

Probiert man es aber aus, funktioniert es plötzlich. "So, wir haben hier einen Editor für eure Tabelle entwickelt. Schaut mal, ob Ihr damit zurecht kommt. Danach sehen wir weiter."

Nenn es Sprint, Gate oder Qualitätskontrolle. Es geht darum, das Große in Teile zu zerschneiden und  bei jedem Teil möglichst früh zu erkennen, wohin die Reise gehen soll. Wobei die Teile hier nicht hintereinander liegen ("Ausbaustufen") sondern eher wie konzentrische Kreise umeinander. Beim Wasserfall dagegen erkennt man immer erst ganz unten, was falsch ist und muss das Wasser wieder nach oben schleppen.

Kein Projektleiter kann sich alle Anwendungsfälle seiner Anwender ausdenken. Und selbst wenn er den Job seiner Anwender früher selbst gemacht hat: Er könnte betriebsblind sein, oder schon immer eine Hypothese gehabt haben, was man anders machen muss. Er sieht nicht, worauf die Gruppe beim Ausprobieren kommt. Und die Gruppe verbalisiert nicht alles, was sie will. Vieles ist implizit, "das war doch klar, dass wir das so und so meinten.."

Meine Empfehlung an IT-Projekte in Industrieunternehmen ist: Probiert agile Methoden aus.

Mittwoch, 26. November 2014

Tiergartentunnel: Polizei überwacht Autofahrer beim Umgang mit Schikanen

Nur ein paar Tage später machen Verkehrslenkung und Polizei Berlin einen Rückzieher: Die Ampelschaltung an der Einfahrt zum Tiergartentunnel / Hallesches Ufer ist zurückgeschaltet und produziert wieder endlose Staus.

Aaaber die Polizei reagiert:
Die Polizei passt seit vorgestern auf, dass die Leute keine "Work-arounds" entwickeln. Z. B. am Tunnel vorbeifahren und wenden und sich von der leeren Seite vor dem Tunnel anstellen.

Warum? Antwort von der Verkehrslenkung:
Eine weitere Ursache für ihre Beobachtungen kann auch die aktuelle Bauphase im Bereich Invaliden- und Heidestraße sein. In der letzten Zeit wird durch die automatische Tunnelsteuerung an den Zufahrten in Fahrtrichtung Nord ein Signalplan für die Steuerung des Tunnelzuflusses geschaltet. Die Freigabezeiten am Reichpietschufer von Richtung Potsdamer Straße sind dabei nicht wesentlich verkürzt. Die aus ihrer Richtung hingegen schon. Der Tunnel schaltet aufgrund der Baumaßnahmen rund um den Hauptbahnhof diese Pläne, da ein Rückstau im Ausfahrtbereich Invalidenstraßen und Heidestraße täglich besteht, aber nicht in den Tunnelraum hineinreichen darf. 
Das heißt: Der lange Tunnel darf nur so befahren werden, dass der Ampelstau an seinem Ende nur so lang sein darf, bis er in den Tunnel zurück reicht. Also: ca. 4 Autos.

UPDATE:
Am Abend des 28. November war die Ampel an der Tunnelausfahrt Invalidenstraße ausgeschaltet. Eine große Leistung unserer Verkehrslenkung.

Donnerstag, 20. November 2014

WOB-Rap

Berlin Mitte, Ha Be Eff
Hund tot überm Zaun, letzter Kläff.
Einsam wie Wowi,
Fühlst Dich wie'n Doofie,
"Opfer von Grube und Müller"
Sagt das Zet De Eff.

Gleise so leer wie'n
Spielplatz im Görli.
Auf einmal 'ne Entourage,
Styled, much to early.
Typ mit Gehörn
Gibt der Story 'nen Turn
Kredenzt Lemonades mit Likörli.

Wolfsburg ist nasskalt
Elche sitzen auf Asphalt.
Lesen Tweets aus der Ferne,
Selfies made under Sterne,
Leuchtend rot
Und Bruno stellt das Fass kalt.

Konkret: Die Story bluest
Im Managerwust
Leere im Kopf
Rupfen Zukunft beim Schopf
Und halten Reden auf Ihre Vergangenheit.

"Gimme that beat,
Turn up the heat.
Red nosed elk haut sich weg
Vom Gleisdreieck.

Freitag, 14. November 2014

Protest wirkt: Tiergartentunnel wieder frei

Wir waren bass erstaunt: Schon einen Tag nach unseren Protestmails an Senat und Polizei schaltete die Berliner Obrigkeit zurück. Die alte Ampelschaltung ist reaktiviert. Normalsterbliche dürfen den Tiergartentunnel wieder nutzen.


Mittwoch, 12. November 2014

Sperren sich Berliner Politiker den Tiergartentunnel frei?

Ich bin Fernpendler und werde manchmal gefragt, wie lange ich für 200km brauche und "wie man das verkraftet". Meine Gegenfrage lautet dann: Wie lange brauchen Sie morgens quer durch Berlin wenn Sie zur wertschöpfenden Minderheit, also ohne Privilegien, Berlins gehören.

Die SPD-Verkehrssenatoren bemühen sich seit über zehn Jahren, die Hauptstadt lahm zu legen. Sie sperren eine Magistrale nach der anderen: Invalidenstraße, 17. Juni, Wilhelmstraße usw.

Was damit stets einher geht: Dass es kein Konzept für eine Umleitung oder gar Beschilderung gibt. Jeder muss in der Hauptstadt des "WIR entscheidet" für sein ICH selbst herausfinden, wie er am besten durchkommt.

Blöd für Politiker ist es aber, wenn sie selbst unter den Folgen ihrer Politik leiden müssen. Und womöglich morgens und abends selbst im Stau stehen.

"Das geht so nicht, da war doch mal was." muss sich einer von Müllers Zuarbeitern gedacht haben und einen Vorschlag ausgearbeitet: Gebt uns den Tiergartentunnel, die schnellste Verbindung zwischen Potsdamer Platz und Regierungsviertel.

Gesagt getan. Seit ca. vier Wochen ist die Ampelschaltung am Halleschen Ufer an der Einfahrt des Tiergartentunnels umgestellt. Abbieger in den Tunnel stauen sich nun Kilometer lang am Landwehrkanal. Dafür herrscht im Tunnel gähnende Leere. Warum und wozu? Wir schrieben die Polizeidirektion 3 und den Senat an.

Antwort vom 30.10.2014:

Sehr geehrte ....,
vielen Dank für ihre Anfrage bezüglich des Tiergartentunnel (TTS). In der letzten Woche wurden in Berlin viele Konferenzen mit Staatsgästen abgehalten. Aus diesem Grunde werden die Lichtsignalanlagen an den Zufahrten des Tunnel-Tiergarten-Spreebogen dann in spezielle Programme geschaltet, die ein Zufließen der Tunnelröhre verhindern sollen. Sobald die Polizei Protokollfahrten mit Staatsgästen durchführt oder ein Zustauen verhindert werden muss laufen diese Pläne. In den letzten Tagen waren es über 40 Protokollfahrten je Tag. Insofern ist die Aussage der Direktion 3 korrekt. Die Pläne verringern die Freigabezeit des Rechtsabbiegers vom Reichpietschufer in den TTS nicht aber jedoch die des Linksabbiegers aus dem Schöneberger Ufer in den TTS, damit die Potsdamer Brücke freigehalten wird.
Viele Grüße
Matthias Arndt------------------------------Verkehrslenkung BerlinVLB C 1Flughafen TempelhofPlatz der Luftbrücke 5Bauteil B, Aufgang 2, 5.OG12101 Berlin

Heißt: Wo Staatsgäste rollen, muss das Volk weichen. Wenn der Regent durch den Tunnel will. Oder er wollen könnte, muss der Tunnel freigehalten werden. Egal, wie viele Wertschöpfende ihn nutzen wollen.

Allerdings: Der 30.10. ist jetzt zwei Wochen her. Auch das Mauerfalljubiläum ist vorbei. Jetzt tummeln sich höchstens die Gäste der "Bambi"-Verleihung am Donnerstag in Mitte. Trotzdem wurde das Desaster jetzt noch verschärft, indem morgens und abends gestaut wird.

Man fragt sich: Wem nutzt es? Haben sich da einige Politiker oder ihre Zuarbeiter inspirieren lassen? Klopfer auf die eigene Schulter? "Bin nicht auch ich Staatsgast im eigenen Land?". ("Bin auch ich das Volk?" will heute keiner mehr wissen..)

Das Thema gehört in die Öffentlichkeit, in eine Nachrichtenredaktion.

Sonntag, 9. November 2014

Fotos von der Lichtgrenze in Berlin

Wenn Berlin ruft, kommen sie alle. Denn die es erlebt haben, wissen noch was sie gerade taten, als sie die Nachricht hörten. Ich hatte gerade angefangen zu studieren. In Dortmund, nicht in Berlin. Aber ich WOLLTE nach Berlin, nachdem ich 1987 einmal dort gewesen war. Am 9. November jam ich von einer Physikübung nach Hause. Wie jeden Abend, als erstes Fernsehen an, ob es in der DDR was neues gibt. Und es gab. Wurde Schabowiski damals eigentlich live übertragen? Mir ist fast so.. 
Jetzt bin ich seit fast vierzehn Jahren hier. Und heute Abend wurde mich noch mal so richtig bewusst, wie unvorstellbar es mal war, Berlin ohne Mauer zu erleben. Schon am Freitag ging es los. Wegen des Lokführerstreiks fuhr keine S-Bahn und ich ging vom Hauptbahnhof zu Fuß nach Hause. Und kam am Brandenburger Tor vorbei, wo Udo Lindenberg probte. Das, zusammen mit der Lichterkette, brachte mich schon nahe an eine Gänsehaut, weil all die Erinnerungen noch abgespeichert sind..