Sonntag, 25. August 2024

".. lassen uns nicht spalten" - die autoritäre Beschwichtung der Täterschicht

 "Wir stehen zusammen und lassen uns nicht spalten". Nancy Faeser hat nach dem islamistischen Messerattentat in Solingen ihre übliche Floskel abgespult.

Aber was genau meint diese Floskel eigentlich?

1. Wer ist "wir"? Die Ministerin suggeriert eine Gemeinschaft, wenn nicht Mehrheitsgesellschaft, die die Deutungshoheit über das Attentat beansprucht. Sie kann damit höchstens ihre Wähler meinen, alles andere geht über ihre Legitimation hinaus. Denn gefragt hat sie niemanden, belegen kann sie nicht, wer sich bei "wir" angesprochen fühlen soll."

2. "stehen zusammen" ist das altlinke "Reih Dich ein in die Arbeitereinheitsfront". Die universalistische Internationale, die ihrer Ideologie folgt. "Sag mir wo Du stehst" hieß es bei den DDR Organisationen. So spricht Faeser auch die Deutschen an. Ich kenne indes niemanden mehr, der mit Faeser "zusammen stehen" will. Ich kenne nur Leute, die ihren Rücktritt herbeisehnen. Aber auch hier wieder. Auroritärer Imperativ. Die Vorschrift, wie "wir" jetzt zu reagieren haben. Nicht mit Protest, Wut, Kritik. Nein, die Sozialisten wollen uns unterhaken und schweigen sehen, während die Messermörder umhergehen.

3. "nicht spalten" ist die unverschämteste Formulierung in diesem Satz. Denn hier ruft die Täterin "haltet den Dieb!". Sie spaltet uns mit ihrer Politik. Spaltet Deutschland in Opfer und Täter. In Islamisten mit ihrem Sympathisantenumfeld in SPD, Grüne und CDU auf der einen Seite und die friedliche Mehrheitsgesellschaft auf der anderen.

"Spalten" meint hier: Abtrünnigkeit von der Regierungslinie. Wer sich jetzt als "unzuverlässig" erweist riskiert die Ächtung. Dabei ist es die Regierung, die von der Mehrheitsmeinung abrückt. Und zwar seitdem AfD und BSW zusammen eine relative Mehrheit bilden.

Nach jedem Erfolg der wachsenden Schar der Patrioten, also nach den Europawahlen, Landtagswahlen in denen die Protest- und Verzweifeltenparteien über sich selbst hinauswachsen, hört man aus der Täterschicht eine andere Floskel: "Wir haben verstanden. Müssen wir ernst nehmen." Und beim nächsten woken Even wie jetzt in Solingen schnappen sie zurück in ihr autoritäres, wokes Selbstverständnis, das zwischen ihnen und uns unterscheidet: Ihnen die moralische Lobpreisung, uns die Aufgabe der Integration unter der Strafandrohung der Ächtung oder Lebensgefahr, wenn wir bei der Umsetzung unserer Aufgabe versagen.

Ich bin seit langem schon so weit zu sagen: Mitleid nur noch, wenn es die Opposition trifft. Mit Opfern aus Städten, die sich auf den Regenbogen einen runter holen, habe ich kein Mitleid mehr. Da bleibt das Problem systemimmanent und geht mich nichts an.

Insofern bin auch bei Solingen nicht allzu erregt. Die Stadt will im Herbst einen Preis "Schärfste Klinge" an Dunja Hayali verleihen. Das hätte man sich nicht ausdenken können, ohne eines schlechten Geschmacks bei Verschwörungstheorien bezichtigt zu werden. Ich bin jetzt schon gespannt, auf ihre Rede..

Montag, 19. August 2024

Ivan Krastev, "Das Erlöschen des Lichts" im Westen

Seit der Coronazeit kaufe ich wieder Papierbücher und seitdem lese ich endlich wieder am Stück. So praktisch ebooks auch sind, wenn es nicht gerade ein Thriller vom Kaliber des "Patent" ist, erliege ich viel zu oft der Versuchung, abgelenkt zu werden.

Aktuell lese ich gerade "Das erloschene Licht" von Ivan Karsten zu Ende. Und Boy, seit Brzezinskis "Die einzige Weltmacht" eines der größten Weltenerklärerbücher seit langem!

Karsten erklärt die aktuellen Politiktendenzen, bei denen ich mich von Anfang frage, woher kommen die und wo wollen die hin? Und ich fasse nachfolgende mal ein bisschen zusammen und erkläre Euch die Welt, wie Karsten sie sieht:

In Deutschland hat die Generation Mauerfall (die ostdeutschen Boomer) die Schnauze voll von der westlichen Doppelmoral. Ja, man habe die 89er Revolution friedlich gemacht, weil man keine neue Ideologie hatte, sondern einfach das wollte, was es schon gab: Das Modell von nebenan.

Aber kommt raus: Man tauscht eigentlich nur das eine hierarchische Kastensystem gegen ein anderes. Wenn Du noch nicht hochgeboren bist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ausgerechnet Du es schaffen wirst. Zweitens: die Moralvorstellungen, die der Westen anderen vorhält. hält er selbst nicht ein. Leistungsgesellschaft, Meinungsfreiheit, Recht auf selbstbestimmtes (z. B. traditionelles) Leben, freie Fahrt für freie Bürger etc..

Und das was Deutschland mit seinen Ossis erlebt, erlebt die EU eine Nummer größer mit den aufmüpfigen Osteuropäern. Jahrzehntelang haben sie den EU-Westen nachgemacht, aber jetzt reicht es ihnen mit der Fremdbestimmung in Sachen Migration, Russlandgas etc..

Auch Russland zeige dieses Syndrom. Die ersten zahn Jahre profitierten die alten Sowjet- und KGB-Eliten vom Systemzusammenbruch und Privatisierungen. Putin tat nach außen so, als demokratisiere er Russland, damit die Amis keinen Vorwand gegen gute Geschäfte mit Russen bekamen. Aber als sich die USA dann, wider ihre eigenen Moralpredigten, in Russlands innere Angelegenheiten (gemeint ist die Ukraine) einmischte, fing Putin dann an, die schlechten Manieren der USA (Einmarsch in Afghanistan, Irak, Bombardierung Serbiens) zu spiegeln. Alles nur, um den Amis zu zeigen: Wir lassen uns von Euch nicht mehr verarschen.

Tja, und am Ende wenden sich sogar die Amis selbst von ihrer Polizistenrolle ab und sagen: Wieso sollen wir eigentlich noch den Moralapostel spielen und für gratis unsere "Partner" beschützen? Rette sich wer kann!

Es gehen also 30 Jahre Nachahmung des Westens durch den Osten zu Ende und der schmeißt jetzt einfach das Schachbrett um.