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Montag, 9. Januar 2012

Warum der kleine rote Kreis mit weißer Ziffer gut fürs IT-Geschäft ist

Auf der Demo am Samstag habe ich es so richtig zu spüren bekommen. Ein überlastetes Smartphone, das im wesentlichen mit der Sanduhr kämpft und ein langsamer Chip in der Kompaktkamera machen einen rasend, wenn man gerade mal "echtzeit"-fähig sein will.

Die Softwarestände unserer Apps sind aktuell, weil wir alle Updates mitgemacht haben. Unser Betriebssystem ist nur so aktuell, wie es für unser Smartphonemodell gerade noch unterstützt wurde - also nicht aktuell. Aber auch für ältere Betriebssystemversionen werden immer wieder Aktualisierungen mit zusätzlichen oder renovierten Funktionen veröffentlicht und ich habe sie installiert. Und irgendwann ist es zu spät, das Gerät ist nach dem Update plötzlich überlastet. Z.B. Twitter. Es scheint ununterbrochen mit Laden beschäftigt zu sein. Zuviel für ein drei Jahre altes Smartphone. Und bei unserem Notebook ist das das gleiche. Fotobearbeitung dauert immer länger oder wird gar nicht mehr unterstützt.

Und so fängt man schon wieder an, die Anschaffung eines neueren Gerätes zu überlegen. Aber eines schwöre ich: Beim nächsten achte ich auf ausreichend Ressourcen und mache nicht mehr jedes Update mit.

Es sind die kleinen roten Kreise, die uns zum Anklicken erzogen haben. Anklicken, weil es hier was Neues gibt, das man nicht verpassen darf. Soll. Will. Es ist kein Zufall, dass das Symbol dasselbe ist wie für neue Emails. Genau das ist der beste Umsatztreiber für die Gerätehersteller.

Dienstag, 13. Dezember 2011

4G Mobilfunktechnik steht vor der Tür

Wenn die analogen Antennenfernsehfrequenzen bald abgeschaltet werden, wird ordentlich Platz frei im Äther. Wir werden in naher Zukunft vielleicht nicht nur die Abschaltung sämtlicher Analogsender erleben, sondern vielleicht auch die Abschaffung des klassischen Rundfunk überhaupt. Denn mit der letzten Ausbaustufe von 3G -3.9G- werden theoretisch bis zu 300 MBit Downloadrate möglich. Für den Mobilfunk.

Telekom, Vodafone, O2 und Eplus senden auf den Frequenzen zwischen 800 MHz und 2,6 GHz. Galt UMTS direkt nach der Lizenzversteigerung damals als Investionsgrab, weil irgendwie niemand wusste, wozu ein Handy so hohe Bandbreiten benötigen sollte, hat man diese Bandbreiten inzwischen hinter sich gelassen. 100 MBit wird der mobile Normalfall.

Die neue Mobilfunknetztechnik, mit deren Ausbau in diesem Jahr begonnen wurde, heißt Long Term Evolution. Der Name bezieht sich darauf, dass die Technik einen sukzessiven Ausbau der Bandbreiten ermöglicht, bis in die 4G Technik, die dann Advanced LTE heißen wird. Für die Einführung von LTE bauen die Netzbetreiber in die Mobilfunkracks einfach neue LTE-Einschübe ein. In der Einführungsphase können die Netze sowohl in LTE als auch in UMTS/HSPA gefahren werden.

LTE verbessert vor allem die Anbindung der Endgeräte (Smartphones, Router) ans Netz. LTE verwaltet nicht benötigte Bandbreiten besser, d.h. je weniger gerade parallel surfen in einer Mobilfunkzelle, desto mehr hat man selbst. Derzeit verliert man gerade in Ballungsräumen immer dann an gefühlter Bandbreite oder Downloadzeit, wenn der Ladebalken zwar startet, aber nicht durchläuft. Dann hat es Störungen auf einer Trägerfrequenz gegeben und es muss der Kanal gewechselt werden. Diese Störungen werden bei LTE weniger werden, man surft künftig besser in einem durch. Auch benötigen die Endgeräte weniger Leistung, um eine Mobilfunktverbindung aufrecht zu erhalten, was die Akkulaufzeiten verlängern wird.

2012 bis 2014 werden die Übergangsjahre, in denen wir alte Smartphones und die ab 2012 erhältlichen LTE-Geräte nebeneinander benutzen können. LTE wird Sprachverbindungen über ein erweitertes IP-Protokoll aufbauen.

Der Regulierer band die Lizenzvergabe an eine Bedingung: Zuerst werden die ländlichen Gebiete, die keine DSL-Versorgung haben, zum LTE-Netz ausgebaut. D.h. zu einem Festnetzbausbau im Ortsnetz wird es auf dem Dorf nicht mehr kommen. Man geht gleich drahtlos. Die Ausrüstung sieht dann so aus, dass man seinen WLAN-Router über eine zweite Antenne mit dem Mobilfunknetz verbindet. Erst danach werden die Ballungsräume auf LTE umgestellt und erst dann verdienen die Netzbetreiber auch Geld damit.

Gut für uns Kunden ist, dass Festnetz und Mobilfunk in neuen Wettbewerb treten, Festnetz-DSL sollte in den nächsten Jahren wieder einen Schwung billiger werden, oder mit interessanten "Inhalten" wie Filmen, Bundesliga etc. angereichert werden.

Dienstag, 8. November 2011

Innovationspreisverleihung der SPD: Vorwärts, Genossenschaften


Nicht verwechseln mit Genosse der Bosse: Unser Boss ist ein Genosse

Alles kommt zu dem der warten kann. Z.B. zu den Stromrebellen aus Schönau im Schwarzwald. Die starteten nach Tschernobyl sozusagen als das gallische Dorf der Energiewendebewegung und wollten das Schönauer Stromnetz vom damaligen Netzbetreiber zurückkaufen. Um von Atomstrom auf Sonne, Wind und Kraft-Wärme-Kopplung umschalten zu können. Es gab Krach um den Netzpreis und wie dieser zu ermitteln sei, Energietechnik ist Hardware und deshalb nicht billig. Jedenfalls gründeten sich danach in vielen Städten "Energiewendekomitees", um es Schönau gleich zu tun. Aber nur wenige kamen durch. Wir in Dortmund damals z.B. nicht. Ok, das lag an dem Filz zwischen VEW, Stadtwerken und der Dortmunder SPD, aber auch an mir, weil ich damals groß dachte und gleich zum RWE in den Wattikan ging.. Kurt Berlo, Michael Paschko und Winfried Bergmann haben im Long Run allerdings recht behalten. Das erkenne ich neidlos und ein bisschen demütig an.

Wie auch immer, Schönau hat es geschafft. Sie gründeten eine Genossenschaft, die Netzkauf EWS eG und 1997 übernahmen sie das Versorgungsnetz. Und heute war der große Tag. Sigmar Gabriel übergab ihnen im Willy-Brandt-Haus den Innovationspreis der SPD. Für mich schloss sich ein Kreis.


Stromrebell 2011 aus Schönau

Und weil es mit den Genossenschaften so gut läuft, wurden gleich noch zwei andere ausgezeichnet: Das Gründerzentrum für Frauen, die WeiberWirtschaft eG und die Innova eG, die auf den Tag genau seit 10 Jahren Seminare und Beratung für Genossenschaftsgründer anbietet.


Birgit Homburger? - Nee, die Sprecherin der WirtschaftsWeiber oder so

Ok, zwei von drei Genossenschaften beschäftigen sich also mit dem Genossenschaftswesen an sich. Aber die Schönauer waren echte Pioniere. Und endlich ging es mal nicht um iPhones, Apps, Häkelschweine und Social Media, sondern unvergängliche Hardware :-)


Spielt kein Schach, sondern geht dahin, wo es weh tut: In die Wirtschaft

Nee, im Ernst. Die SPD hat Oberwasser, auch was Wirtschaftskompetenz angeht. Das hat Sigmar Garbriel ganz klar gesagt. Aber ob da im Publikum nun ausschließlich waschechte Genossenschaftsgenossen, Unternehmer oder doch nur wieder Mitarbeiter der Senatsverwaltung, Wirtschaftsförderung, IHK, Technologiestiftung, Stadtmarketing saßen, kann ich anhand des Fotos nicht beurteilen, die sehen alle gleich und nicht wie Internetunternehmer aus. Aber das nimmt der Genossenschaftsidee nichts weg.



Ich meine: Wer kennt denn heute noch die Wurzeln vom "Konsum" (Coop), taz oder Knappschaften? Wer weiß, dass Raiffeisen keine oxidierten Eisenspäne sind, sondern der Gründer der Genossenschaftsbewegung in Deutschland?

Was mir gefällt: Existenzgründung muss sich nicht immer nur um den großen Knaller drehen. Das war bisher immer meine Vorstellung. Sie kann auch mal vom Bedarf der Leistung abgeleitet sein. Dass man etwas herstellt, das man auch selbst konsumiert. Oder das man einen Handel mit Lebensmitteln gründet, weil man diese selbst kaufen will.

Ich habe mich damit noch nicht so tief beschäftigt. Aber mir gefällt die Idee, es hier nicht übertreiben zu müssen. Es ist eher die Idee, etwas Sinnvolles zu tun ohne Spekulation auf Durchbruch oder Aufstieg. Der dritte Weg zwischen Kapitalismus und Staatswirtschaft. Ich werd mich mal schlau machen..


Kann im Kampfe Dein Genosse sein: Die SPD

Dienstag, 1. November 2011

Phil McKinney geht

Steve Jobs galt als genialer Erfinder, Designer und Kommunikator seiner Produkte. Doch in die Karten schauen ließ er sich nie. Ganz im Gegensatz zu Phil McKinney, dem Cheftechnologen bei HP. Noch-Cheftechnologen muss nun sagen. Denn er hat seinen Rücktritt angekündigt.

McKinney betreibt seit Jahren einen Blog und Podcast namens "Killer Innovations". Darin gibt er u.a. Anleitungen zu ziemlich allen Phasen des -wenn es das gibt- Innovationsmanagement. Die Bewertung von Erfindungen, und wie man überhaupt zu guten Erfindungen kommt. Darüber hinaus tritt er seit kurzer Zeit auf Erfindermessen als Redner auf.

Als Figur, aus der er alle seine Erkenntnisse und TIps ableitet, hat er seine Killer-Questions ersonnen. Eine Reihe von Fragen, die einen auf die Spur vielversprechender Produktentwicklungen bringen soll. Die Killerfragen zielen oft auf Annahmen, die wir bislang unbewusst treffen. Dann fragt er: "Welche Auswirkung hätte es auf Ihr Geschäft, wenn das Gegenteil dieser Annahme wahr würde?"

In seinem Podcast finden sich auch sehr interessante Interviews mit erfolgreichen Innovatoren in Rente, z.B. HP-Managern. Dolle Geschichten wie die aus der Taschenrechnerentwicklung geben wertvolle Hinweise, auch für heute.

Von McKinney habe ich auch das ganz einfache Prinzip der Gründungsfinanzierung verstanden: Man bekommt umso leichter Geld von anderen Institutionen, je mehr Kapital man schon beschafft hat. Wie aber bekommt man das erste Kapital, wenn man selbst keines hat? McKinneys Antwort: "Friends and Family". Man beteilige die Familie und den Freundeskreis an seiner Gründung. Völlig ungewöhnlich für Deutschland. Hier liefe es eher umgekehrt: Die Familie und Verwandschaft beteiligt sich, NACHDEM man es geschafft hat, die Bank oder Sparkasse zu überzeugen. Aber sein Prinzip stimmt: Investoren lesen Business Pläne nicht en detail, das tun nur Förderinstitutionen von Landesbanken. Sie schauen, wer sich schon an der Firma beteiligt hat und wer sich noch in diesem Markt tummelt und ob der Wettbewerbsvorteil glaubhaft ist. Wenn alles stimmt, bekommen sie Angst, etwas zu verpassen... ;-)

Und so ähnlich läuft es auch innerhalb von Großunternehmen.

Warum ich das alles schreibe? Weil solche Typen wie Jobs und McKinney Seltenheitswert haben. In den USA. Aber vor allem in Deutschland. Dabei sind sie der Maßstab, an der sich Manager zu messen hat. Es knirscht oft, wenn deutsche Erbsenzählermentalität auf amerikanischen Unternehmergeist trifft. Richtige Wogen schlägt es, wenn es ein deutscher Erbsenzähler auf den CEO Posten im Abfindungsparadies USA schafft. Leo Apotheker brauchte nur Monate, um HP all seiner Substanz und Motivation zu berauben. Er verkündete den Rückzug aus dem PC- und Smartphonegeschäft. Das hat HP Geld gekostet, zum Schluss vor allem dafür, um ihn wieder loszuwerden. Einigen Innovatoren scheint er auch den letzten Nerv geraubt zu haben. Denn heute hat McKinney auf seinem Blog verkündet, dass er HP zum Jahresende verlassen wird.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Den Tag lang über Steve Jobs gegrübelt

Der Tod von Steve Jobs hat mich wirklich angefasst. Es war einer dieser Tage, an denen ich in nur einem Thema versinke und vieles in Frage stelle.

Menschen, die andere Menschen besser verstehen als diese sich selbst, und in Worten oder Werken ausdrücken können was diese denken oder wollen, haben ein wertvolles Talent.

Sie beherrschen die Kunst der Konzentration auf einen Gedanken, eine Erkenntnis, ein phantasiertes Bild, den Geistesblitz. Sie drücken ihn nicht weg wie ein unliebsames Werbebanner oder vergessen ihn, sondern sie fangen ihn und entwickeln ihn dann.

Menschen wollen verstanden werden und werden es meistens nicht. Werden sie es ausnahmsweise mal, empfinden sie es als Wohltat. Tritt dies gehäuft auf, kann das in Therapie "ausarten". In Therapie von der Qual, sich nicht verstanden zu fühlen.

Dies begründet den Erfolg solcher Dichter, Schriftsteller, Journalisten, Kolumnisten, Musiker, Maler, Fotografen. Und: Erfinder und Designer.

Die meisten Produkte, die wir im Laden in die Hand nehmen oder deren Fotos wir bei amazon durch das Vergrößerungsglas betrachten, kommen mit Nebenwirkungen. Manchmal halten sie nicht was ihr Produzent verspricht. Oder sie überfüllen mit zu vielen Features.

In diesen Misstand sprangen wir vor zehn Jahren als CRM-Berater bei IBM: "Ihr müsst Eure Kunden ins Produktdesign einbinden. Mehr mit ihnen sprechen. Dann erfahrt Ihr, welche Entwicklungsinvestitionen sich lohnen und welche nicht." Aber damit lagen wir etwas neben dem Punkt. Denn der Kunde ist immer aufs Problem fixiert, sieht es aber natürlich nicht ein, Verbesserungsvorschläge einzureichen. (OPEL in Rüsselsheim hat das ja auch mal einen Kunden wissen lassen: Das Verbesserungswesen sei nur für Mitarbeiter da, nicht für Kunden. Stand so in der ADAC Motorwelt..) Aber selbst wenn: Ein Kunde wird immer nur Verbesserungen vorschlagen. Wird einem Henry Ford immer nur vorschlagen, schnellere Pferde zu züchten.

Es gibt aber auch die, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und in Unzulänglichkeiten von Produkten und Dienstleistungen oder gar Barrieren Marktlücken erkennen. Die sich die entscheidenden Fragen stellen. Und dann in diese Lücken Produkte und Prozessen reinphantasieren. Die Leute von der Agentur IDEO sind hier Legende.

So einer war Steve Jobs. Wo die "Legacies" (Plattenfirmen, Elektronikhersteller, Telefonnetzbetreiber) nur Risiken sahen, und diejenigen, die von Chancen sprachen, als Piraten kriminalisierten, erfanden Steve Jobs und seine Crew ein System, das aus Risiken Chancen machte. Und aus Kriminalisierten neue Kunden. So tickt auch Jeff Bezos, der Gründer von amazon.com.

Solche Leute strömen nicht mit der real existierenden Marktwirtschaft. Die bestehenden Unternehmen haben nie Interesse am Neuen. Sie beharren im Bestehenden. Je größer, desto beharrlicher. So bestritt vor zehn Jahren der damalige Oberamtsmann vom Bertelsmannverlag, dass Onlinebuchhandel in Deutschland Sinn mache oder sich jemals rechnen würde. Solche Manager treiben Leute wie Bezos oder Jobs entweder in den Wahnsinn oder aus dem Haus.

Je mehr Oberamtsmänner wir erleben, umso heller strahlen Leute wie Jobs. Die Oberamtsmänner stehen dann immer vor einem Rätsel und argumentieren mit Powerpointfolien dagegen. Und fordern von ihren Leuten, sich gefälligst auch ein i-Irgendwas zu überlegen. Sie versagen, während der Genius schon wieder ein neues Produkt verkündet, das den Kunden verstanden hat.

Verständnis wirkt therapeutisch. Das erklärt den Kultstatus von Jobs, seine Kunden fühlen sich respektvoll behandelt, therapiert. Verkümmern nicht in Callcenterwarteschleifen, wo sie auf eine menschliche Stimme warten.

Vielleicht ist der Verlust menschlicher Stimmen aber noch weiter zu fassen. Vielleicht hat in unserer sozialmedialen Welt schon der Produktmanager und Softwaredesigner den Autor und Musiker ersetzt.

Montag, 15. August 2011

Helden des Marketing: 30 Jahre "IBM PC"



Photo: IBM



Anhänger, Fans, manche "Jünger" US-amerikanischer Technologiekonzerne bzw. ihrer Produkte oder manchmal auch Spirits (in Projekten) wollen selten die Wahrheit über ihren Kult hören - wenn diese zu ernüchternd ist. Doch Manche Marke ist schlichtweg vor allem Marketing.



Nein, ich rede nicht von Apple. Sondern von IBM. Vorige Woche ging der dreißigste Geburtstag des PC durch die Presse. Meldungen, ein Radiointerview mit Hans-Olaf Henkel über dessen Zeit bei IBM und sogar ein IBM Blog. Wer das hörte oder las, muss denken, IBM habe mit dem PC eine ganze Produktgattung erfunden und damit eine neue Industrie. So wie Apple mit dem iPod oder iPhone.



Dem war nicht so. IBM hat weder den Tischcomputer erfunden, noch das Internet, noch die Lochkartenmaschine. Das meiste hat IBM auf dem Markt zusammengekauft. Viele Trends haben sie verpasst. Aber eine gute Marketingagentur macht viele Managementfehler wett. Die blau umrahmten Werbespots von IBM zum Thema e-business z.B., die vor zehn Jahren über die Fernseher flimmerten, erzählten alle gute Geschichten über das Internet: "Wo sind die Webdesigner?" - "Zum Snowboarden." Oder der Außendienstler, der via drahtloser Onlineverbindung aus seinem Dienstwagen die Verfügbarkeiten und Lieferzeiten von Produkten abfragt. Oder der leer geräumte Serverraum.



Auch der IBM PC wurde mit viel Werbung bekannt gemacht. Laut Heise war das Werbebudget höher als das Entwicklungsbudget.



Am "IBM PC" war fast nichts von IBM. Nur seine Architektur und die Entscheidung des Managements, diese offen zu legen und den Nachbau zu erlauben. Eine Strategie, um Wettbewerber, die mit proprietären Rechnern schon Kunden erobert hatten, Marktanteile abzunehmen.



Aus seinem angestammten Großrechnergeschäft war es IBM gewohnt, mit Hardware Geld zu verdienen. Betriebssysteme und Anwenderprogramme gaben sie als kostenlose Dreingabe. Auch für den PC brauchten sie ein -damals noch einfaches- Betriebssystem. Mit der Entwicklung beauftragen sie einen gewissen Bill Gates. Und der Erfand das Computergeschäft wirklich neu, in dem er sich nicht für seine Entwicklungsdienstleistung bezahlen ließ, sondern sein Operating System nur lizenzierte. Er war sogar so genial, dieses OS gar nicht selbst zu entwickeln, sondern wiederum einzukaufen. Mit allen Rechten.



Ein genialer Handel: Geistiges Eigentum einmal einkaufen und dann millionenmal lizenzieren.



Bill Gates hatte sich diese Idee übrigens bei einem gewissen Ferdinand Porsche abgeschaut, der den VW Käfer im Auftrag entwickelt hatte und für jedes verkaufte Exemplar eine Lizenzgebühr einnahm (mit der später die Entwicklung des 911er finanziert wurde..)



IBM verkannte das Geschäftspotenzial des Bill Gates. Das gab Hans Olaf Henkel vorige Woche freimütig in einem Interview mit dem DRadio zu (Link).



Das IBM Management verkannte knapp fünfzehn Jahre später wieder, dass eine neue Epoche bevorstand: Die Kommerzialisierung des Internet. Als findige IBM Entwickler ihrem Management vorschlugen, Rechner und PC netzfähig zu machen und Router für die künftigen Netzwerke zu entwickeln, lehnte dieses dies ab. Die Entwickler gründeten darauf hin ihr eigenes Unternehmen, nannten es Cisco und begründeten wieder einmal eine neue Branche.



Als IBM das Potenzial des Internet erkannte, investierte es wiederum in eine Werbekampagne. Motto: e-business. Um im Internetzeitalter wirklich mitreden zu können, musste IBM junge Leute in Bataillonsstärke einstellen. Das Management und die alten Hardwareverkäufer verstanden wenig von dem, was nun kommen sollte.



Der PC wurde zu einem vernetzten Unterhaltungsmedium, der Browser fing an, dem Fernseher Konkurrenz zu machen. Als das Internet breitbandig wurde, fingen die ersten User an, digitale Produkte (Musikdateien) über das Netz auszutauschen. Illegal. Aber ein deutlicher Hinweis auf künftige Geschäftsmoglichkeiten. Ein Hinweis, den Steve Jobs verstand: PCs würden irgendwann nicht nur die Zeitung und das Fernsehen ersetzen. Sondern auch das Radio, die Stereoanlage.



IBM verkannte das Potenzial, wohl weil es im Umgang mit Privatkunden auch nicht besonders erfahren war. Es verkaufte seine PC und Notebook Sparte an den chinesischen Hersteller Lenovo. Kurz darauf setzte das PC und Notebook Geschäft zu einem neuen Boom an. Der Siegeszug von Apple ist bekannt.



Trotzdem gilt IBM -zu recht- als Technologiegigant. IBM wird jedes Jahr Patentweltmeister. Also, what the hack, entwickeln die dauernd und womit verdienen sie ihr Geld? Bekanntlich ist die Dienstleistung heute eine wesentliche Säule, auch als IT-Beratung bekannt.



Aber auch die Computerentwicklung geht weiter. Und hier ist IBM mit Supercomputern vorne dabei. Einer der wichtigsten Antreiber für immer leistungsfähigere Rechner ist nicht der Konsumbereich. Sondern die innere Aufrüstung: Verschlüsselung und Entschlüsselung. Die Auswertung großer Informationsmengen (z.B. von Videokameranetzen). IBM ist einer der größten Nutznießer des Homeland Security Programms von George W. Bush gewesen. IBM Manager sind gut vernetzt mit Regierung und Rüstungsprojektinvestoren wie die Carlyle Group. Der frühere IBM Manager Gerstner ist hier heute Partner (Link).

Donnerstag, 28. Juli 2011

Massenindividualisierung durch LED-Design

In der vorletzten Ausgabe nahm das brand eins Team die Frage unter die Lupe, ob es "intelligentes Leben im Konzern" gibt (Link). Wolf Lotter bringt darin einen interessanten Zusammenhang zur Sprache:

Es sind die Großunternehmen, gegen die der Einzelne keine Chance hat. Aber es sind die gleichen Unternehmen, die dem Einzelnen den Zugang zu Innovationen ermöglichen. Durch Standardisierung und Massenproduktion, die Preissenkungen ermöglicht.

Deshalb sei die Prozessinnovation mindestens genau so wichtig wie die Produktinnovation. Es wird erst zu einem Fortschritt für alle, wenn es nicht nur neu und nützlich ist, sondern auch günstig herstellbar durch standardisierte Arbeitsabläufe und Maschinen.

Das stimmt.

Heute geht man noch einen Schritt weiter. Der VW Käfer war ein Massenprodukt. Zum Kultobjekt der Amerikaner wurde er durch die richtige PR: Die "Herbie"- Filme gaben dem Auto die Hauptrolle und machten es populär. Das Produkt war die Marke.

Heute liegt die Herausforderung nicht darin, ein Produkt massenhaft herzustellen, sondern massenhaft variabel zu halten. Nicht das Produkt wird standardisiert, sondern seine sogenannten Module. Alles Unsichtbare wird gerastert und standardisiert. Alles Sichtbare individualisiert.

Dabei muss es weiterhin einzelne Elemente geben, an denen man die Marke wieder erkennt. Bei den iPods ist es das Click-Wheel. Bei Baukastenautos ist es die Front. (Im Rückspiegel des Vordermanns entscheidet sich, wie viel Respekt man auf der linken Spur hat. Meine persönliche Erfahrung ist, dass ohne eingeschaltete Beleuchtung ca. 1/4 rechtzeitig nach rechts rüberziehen, mit Beleuchtung 3/4.) Die Unterscheidung der Modellklassen erfolgt hier künftig hauptsächlich über die Anordnung der LED Beleuchtung. (Die derzeitige strasschmuckartige Gestaltung mancher Frontleuchten ist sicher Geschmackssache.) Die leuchtstarken LED brauchen nicht viel Platz und eignen sich hervorragend zum Design. Indem Tagfahrlicht in manchen Ländern zum Gesetz in anderen zur Gewohnheit wird, wirkt es wie früher die Neonlichter der Werbung. Auch bei Tag schon weitem zu sehen, nicht zu übersehen, etwas aufdringlich und eine Marke transportierend. LEDs sind der günstigste Weg, Baukastenprodukten eine Signatur zu geben.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Zitat der Woche (Larry Ellison)

Steve Jobs ist im Kopf ein Ingenieur und im Herzen ein Künstler. Das ist eine ganz seltene Mischung in unserer Industrie und begründet seinen großen Erfolg.
Larry Ellison

Dienstag, 26. Juli 2011

Innovationsmanagement ist wie Redaktionsarbeit

Die Empfehlungssysteme von amazon, iTunes und dem Apple Appstore entwickeln sich zur Käseglocke. Kurzfristig finde ich es gut, wenn ich zu einem Suchmuster weitere Angebote bekomme. Darunter Raritäten, die ich selbst nie finden würde.

Aber meine Suchprofile ändern sich. Bzw. sollen sich manchmal ändern, dann suche ich Inspiration. Dann weiß ich nur, dass ich nichts weiß. Genau da versagt das Profiling.

Aber auch manche realen Läden versagen. Wenn ich vor einem alphabetisch sortierten Bücherregal stehe, vergesse ich, was ich je gelesen habe. Ähnlich gehts mir bei Saturn und Mediamarkt, die ich nur noch in Ausnahmefällen besuche.

Ich brauche Tips, wie sie früher das Radio brachte. Einen Moderator. Einen Alan Bangs, Wolfgang Neumann und ihre Redakteure. (Ok, es gibt inzwischen immerhin einen Stefan Laurin, der Neuvorstellungen bloggt.)

Da ich selbst die Zeit nicht habe, mich durch alle Neuveröffentlichungen zu wühlen, brauche ich eine Vorsortierung, deren Qualitätskriterien ich teile. Die aus der langen Liste eine kurze macht, aus der dann ich auswählen kann.

Das ist übrigens im Innovationsmanagement nicht viel anders. Die Zulieferer sind die Kreativen und stellen ihren OEMs (Auto-, Geräteherstellern) Ideen und Produktprototypen vor. Oft sagen die zuerst: Och, nee. Zu innovativ. Das kauft keiner, das ist zu sperrig, wird nicht akzeptiert, erfordert zu viele Voraussetzungen. Ähnlich wie bei neuen Stilen in der Kunst.

Dann vergeht ein bisschen Zeit. Man sieht die Ideen plötzlich woanders und denkt: Muss wohl doch was dran sein. Spinnt die Sachen ein wenig selbst weiter. Und ist am Ende überzeugt, die Idee selbst gehabt zu haben. Und fragt dann seine Zulieferer, ob sie so etwas wohl realisieren könnten....

Die Marketingstrategen kennen das inzwischen. Die Kreativen schmerzt es immer wieder. Die Ideen, mit denen der OEM zu seinem Zulieferer zurück kommt, bilden die kurze Liste. Der OEM hat quasi Redaktionsarbeit gemacht. Die langen Ideenlisten abgeklopft auf Brauchbares. Es gibt auch externe Redaktionen, die ihm dabei behilflich sein können: Marktforschungsinstitute. Aber Vorsicht: Die fragen Kunden oft auch nur nach dem, was die schon kennen. Mehr vom Gleichen. Und auf eigene Ideen kommen Kunden nun mal nicht. Sie wollen inspiriert werden.

Aus dieser kurzen Liste entstehen später Produktinnovationen, die sich in Verkaufshitparaden bewähren müssen. Hit oder Niete?

Mittwoch, 13. Juli 2011

Soziale Netzwerke im Auto

BMW hat folgendes zum Patent angemeldet:
Die Erfindung betrifft insbesondere ein Verfahren zur Bereitstellung von Informationen über einen Nutzer eines sozialen Netzwerks in dem sozialen Netzwerk. Um dem Fahrer eines Fahrzeugs oder einem Mitfahrer die Kommunikation mit einem datentechnischen sozialen Netzwerk möglichst ablenkungsfrei zu ermöglichen, wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, dass die Informationen unter Verwendung mindestens einer Zustandserkennungsvorrichtung gewonnen werden, die in einem von dem Nutzer des sozialen Netzwerks genutzten Fahrzeugs vorgesehen ist. Die Zustandserkennungsvorrichtung gibt eine Zustandsinformation ab, die einen bestimmten Zustand des Fahrzeugs und/oder eine bestimmte Fahrsituation und/oder den Zustand von einem oder mehreren Nutzern des Fahrzeugs angibt.

Worum es konkret geht, ist hier noch schwer zu erkennen. Im Patentantrag sind aber interessante Beispiele aufgeführt:

Z.B. die Vernetzung eines sozialen Netzwerkes, bzw. seinen Kontakten darin, mit den Daten seines Navigationsgerätes. Z.B. die Nachricht an den Kontakt in Hamburg: Ich fahre in Richtung Hamburg, keine Staus, geschätzte Ankunftszeit 15.00h.

Die Funktion ersetzt einem also das Telefonieren.

Ein anderes Beispiel: Rückmeldung an die Kontakte, die das gleiche Modell oder die gleiche Marke fahren wie der Fahrer: "Die Tips von der xy-Website haben mir geholfen, meinen Verbrauch um 2 Liter zu senken."

Und schließlich die Nachricht an einen Kontakt in der Nähe: "Bin gerade an Deinem Haus vorbei gefahren." Unausgesprochen die Frage: Bist Du zu Hause?


Aktenzeichen: DE 102009042664A1

Samstag, 25. Juni 2011

Innovationen die wir Saab verdanken

Mit Saab geht es leider zu Ende. Damit es nicht in Vergessenheit gerät, wir verdanken den Schweden folgende Innovationen:

- Seitenaufprallschutz.
Der Grund, warum die schwedischen Hersteller schon früh in Aufprallschutz investierten, sind die Elche. Wenn ein 800kg-Elch von der Seite gegen die Tür rennt oder auf die Motorhaube fällt, tut das beiden nicht gut.

- Sicherheitsgurte
Seit 1958 Standardausrüstung.

- Aktive Kopfstützen
Bei einem Aufprall wird die Kopfstütze dem Kopf nachgeführt.

- Sicherheitslenksäule
Diese dringt bei einem Crash nicht mehr in den Innenraum ein.

- Diagonales Zweikreisbremssystem
Fällt ein System aus, bremst das Auto nicht einseitig, sondern diagonal.

- Turbolader
Als ehemaliger Flugzeughersteller übertrug Saab das Turboprinzip vom Flugzeugmotor ins Auto. Nicht als einziger, aber mit dem Fokos darauf, dass Turboloch im unteren Drehzahlbereich möglichst zu beheben. Die Rally-Erfolge in den 70ern und 80ern verdankte Saab seinem Turbo.

- Direktzündung
Jeder Zylinder hat eine eigene Zündspule. Dadurch Entfall der verschleißträchtigen Zündverteiler und -kabel.

- Aerodynamik
Viele Erkenntnisse aus dem Flugzeugbau übernahm Saab ins Design seiner Automodelle.

- Außenspiegel ohne toten Winkel
Ist das eine Erfindung von Saab?

- Selbstheilende Stoßstangen
Die Stoßstange war bis zu einem Stoß von 8km/ elastisch verformbar.

- Zündschloss in der Mittelkonsole.
Es war schon immer ein Rätsel: Warum steckt man viel Aufwand in Zündschloss und individuelle Zündschlüssel, wenn die Kabel zu diesem Schloss von unten so leicht zugänglich sind? Saab erkannte das früh und verbaute das Schloss einfach in der Mittelkonsole. Kurzschließen so gut wie unmöglich. Außerdem kann das Zündschloss bei einem Aufprall nicht mehr das rechte Knie des Fahrers verletzen.

- Wischwaschanlage für Scheinwerfer

- Zeitlose Designs
Selbst ein Saab der 70er Jahre sieht noch fast zeitgemäß aus. Heute sieht ein Saab allerdings wie so viele Modelle nach globalem Einheitsauto aus. Ein SUV fehlt völlig im Programm. Sicher ein Grund, warum der Absatz zurückging.

Saab kooperierte in seiner Geschichte oft mit anderen Herstellern, wie z.B. Fiat, Lancia und Alfa Romeo. Es gehörte bis zur Krise zum GM Konzern und wird seitdem von einem Investor zum nächsten gereicht. Bei GM krankte Saab u.a. darunter, dass es die Entwicklung einiger Modelle oder Technologien zugewiesen bekam, die der GM Konzern dann doch nicht einsetzte oder nicht refinanzierte. Dass Saabs Standort "Trollhättan" heißt, klingt wie Selbstironie.

Es wäre wirklich Schade, wenn die Geschichte von Saab nun zu Ende wäre.

Quellen: n-tv, Saab-Info, Wikipedia

Dienstag, 21. Juni 2011

Das Team ist mehr als die Summe seiner Stars

Der Hype, den kommunale Wirtschaftsförderungsbeamte um die kreative Klasse veranstalten, ist die Karikatur eines moderniserungsbedürftigen Sozialliberalismus.

Er entspringt der Beobachtung der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Managertopgehältern und dem, was für den Rest übrig bleibt. Die Managerrhetorik, ihre Vergütung sei zum einen ihrem Multipel an Performance und zum anderen ihrer Knappheit geschuldet, entspringe also mithin einer perfekten Positionierung auf einem gedachten globalen Arbeitsmarkt, verführt normalsterbliche Talente dazu, etwas ähnliches müsse für sie auch gelten und ihnen zugänglich sein. Sie müssten nur entdeckt werden.

Prominente aus dem Siicon Valley befeuern diese Diskussion:
"Someone who is exceptional in their role is not just a little better than someone who is pretty good," he (Zuckerberg) argued when asked why he was willing to pay $47 million to acquire FriendFeed, a price that translated to about $4 million per employee. "They are 100 times better."
Zitat aus "Great people are overrated", BusinessInsider

Das kennen wir aus Managementbüchern und aus Erfahrung: Manche Leute erledigen die gleiche Arbeit nicht in Prozenten schneller oder besser, sondern in Faktoren.
"Five great programmers can completely outperform 1,000 mediocre programmers."

Aber hier geht es ja nicht um Fleiß sondern um den kreativen Funken, der den einen oder anderen auszeichnen soll. Die verführerische Denkfigur ist dabei das Merkmal der Kreativindustrie, dass sie nur einmal Denkarbeit verrichten muss und ihren Artefakt tausendfach und fast ohne Kosten kopieren kann und als Lizenzen verwerten kann. Man denke an -in the order of appearance- Profisportler, Musiker, Journalisten, Schriftsteller, Filmemacher, Fotografen, Softwareentwickler.

Die Vorstellung von sich selbst, der sich auf das Wesentliche konzentriert, fürs Denken bezahlt wird und die Umsetzung in ein kreatives Handwerk und im Hinterzimmer die Kopiermaschine am laufen hat, hat was. Das war das Ideal der Ich AG. Wenn wir selbst den Jackpot kreieren auf den entweder die Massen oder die Avantgarde abfährt, dann hey, dann haben auch wir das 100fache von dem verdient, was unser Ex-Kollege als Angestellter verdient. Die Rechtfertigung für uns haben wir fertig, noch bevor der Erfolg kommt. Und damit räumen wir auch dem Manager das Recht auf hundertfaches Einkommen ein. Wir unterfüttern dessen Exzess mit dem schönen Ideal des kreativen und freien Agenten. Es könnte ja auch uns treffen.
Have we become so culturally invested in the allure of the Free Agent, the lone wolf, the techno-rebel with a cause, that we are prepared to shower millions of dollars (maybe tens of millions) on a small number of superstars rather than a well-assembled team that may not dazzle with individual brilliance, but overwhelms with collective capability?

Aber hey: Wieviele von uns sind schon soweit? Haben ihre App in den Top10, haben ihre Fotos bei whitewall.com schon schon durch die Jury gebracht?

Wirtschaftsförderer träumen davon, unter den Studenten an ihren Hochschulen einen zweiten Steve Jobs zu haben. (Und zu Hause träumen sie bei der Benutzung von iLife auf ihrem Mac vom eigenen Durchbruch..) Der soll was künstlerisch-medial-technisches studieren, eine Firma gründen, die Leute von der Straße holen und ordentlich Steuern zahlen.

Aber ist der freie Agent nicht genau so unreif gedacht wie der "Autonome" oder pure "Liberale", der sogar die Existenz einer Gesellschaft leugnet?

Einzelne Topleute sind oft einsam. Weil niemand mit ihnen mitkommt. Man erlebt nur Unzufriedenheit miteinander. Man denke nur an den FC Bayern, der glaubt, nur mit fertigen Stars Meister zu werden.

Aber schon vor fünfzehn Jahren erkannte Ottmar Hitzfeld:
"Ich brauche nicht die besten elf sondern die beste Elf."

Also das beste Team, in dem jeder sein Instrument spielt. Darin sehr gut ist, aber eben auch gut mit den anderen zusammen spielt. Und das nicht nur für Geld, sondern für Spaß, Anerkennung und Zufriedenheit.

Hitzfeld wählte aus fertigen Spielern aus. Klopp entwickelt diese Spieler erst noch. Talent zum Team, das sollte das neue Motto sein. Der Traum vom freien Agenten ist so out wie die FDP. Aber die Chance, zu einem guten Team einen guten Beitrag leisten zu können, das halte ich nicht für out, ich halte es für geboten und im Kern sozialliberal.

Lasst uns nicht im stillen Kämmerlein über Geschäftsideen brüten. Lasst uns guten Teams anschließen und dort eine gute Rolle spielen. Das bringt auf Dauer mehr..

Samstag, 21. Mai 2011

Nokia sucht nach patentierbaren Kundenideen

Alle reden von der Kreativwirtschaft. Nokia handelt und eröffnet eine Plattform für die Einreichung von Produktideen.

Nokia erweitert die Idee von Crowd Sourcing jetzt auf patentierbare Ideen. Unter dem Kampagnenname "Invent with Nokia" ruft Nokia die Welt auf, ihr patentierbare Produkt- und Serviceideen zuzusenden. Gehandhabt wird es ähnlich dem Arbeitnehmererfindungswesen:

1. Registrierung auf der Website
2. Zusendung der Erfindungsbeschreibung an Nokia. Nokia startet eine zweistufige Sicht im eigenen Hause.
3. Binnen vier Monaten meldet sich Nokia, ob es die Idee übernehmen und zum Patent anmelden will.
4. Im Falle der "Inanspruchnahme" honoriert Nokia dies. Sollte die Idee patentiert werden und in erfolgreiche Produkte oder Services einfließen, zahlt Nokia eine Erfolgsbeteiligung. Wie hoch diese ist, erfährt man erst im Zuge der Registrierung.


Quelle: Nokia

Das ist ein interessanter Ansatz und ich bin gespannt, ob und was Nokia über den Erfolg seiner Kampagne berichten wird. Welche Art Vorschläge darf Nokia wohl erwarten?

1. Alles, was man besser machen könnte, wo es heute hakt. Die meisten Kunden können vermutlich sofort Hinweise auf nicht optimale Produkte und Abläufe geben. Z.B. für die Gestaltung der Bedienoberfläche, Akkuhaltbarkeit, Empfangsqualität, Lautstärke und Klangqualität des MP3-Players. Solche Dinge, mit denen man täglich in Kontakt kommt. Diese Vorschläge werden aber nur selten patentierbar sein. Trotzdem wertvoll für Nokia ;-)
2. Anwendungsfälle, für die Kunden sich eine Funktion oder "App" wünschen. Marktlücken und Nischen für den "Appstore" (wie heißt der bei Nokia..?) sozusagen.
3. Freie Erfinder, die eigene Erfindungen meist auf eigene Kosten anmelden.
3. Echte Diamanten. Bahbrechende Erfindungsideen, an die noch keiner gedacht hat.

Allerdings weist Nokia auf seiner Website darauf hin, dass es natürlich auch selbst viele Ideen hat, und die eingereichte Idee nicht neu sein könnte.. Wie kann man das als Erfinder von außen unterscheiden? Das einzig objektive Kriterium dafür wäre eine Patentanmeldung von Nokia, die beim Patentamt früher angemeldet wurde (das steht auf der Veröffentlichungsschrift), als der Erfinder seine Idee an Nokia gesendet hat.

Ein wichtiger Punkt ist: Mitarbeiter von Wettbewerbern und Zulieferern unterliegen in Deutschland (und in anderen Ländern sieht es sicher ähnlich aus) dem Arbeitnehmererfindungsgesetz. Das heißt: Wer in dieser oder verwandten Branchen arbeitet, ist eigentlich verpflichtet, seine Erfindungen zuerst seinem Arbeitgeber anzuzeigen (Erfindungsmeldung, Formblatt sollte im Intranet bereitstehen..). Auch der eigene Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, Erfindungen, die er in Anspruch nimmt und verwertet, zu vergüten. Auch wird der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmer auf Patentanmeldungen immer als Erfinder benennen.

D.h. für Branchenspezialisten ist diese Kampagne eher uninteressant. Aber freie Erfinder

Trotzdem ein reizvolles Projekt. Natürlich auch für Web 2.0 Berater. Vor zehn Jahren zogen wir mit der Idee von Customer Relationship Management über die Lande. Danach wechselte ich in die Patentberatung. Nokia hat nun beides auf interessante Weise kombiniert.

Vielleicht war diese Idee inspiriert vom US-amerikanischen Projekt "Peer to Patent", wo Crowdsourcing für die Neuheitsprüfung eingereichter Patentanmeldungen beim Patentamt genutzt wird..?

Montag, 9. Mai 2011

Indirekte Sensorik im Fahrzeug

Reifenluftdrucküberwachung
Je größer der Durchmesser eines Rades, desto weniger Umdrehungen braucht es um einen bestimmten Weg zurückzulegen. Mit diesem Wissen kann man Veränderungen des Luftdrucks in den vier Rädern eines Autos messen ohne tatsächlich den Luftdruck an den Reifenventilen messen zu müssen. Man beobachtet einfach die Umdrehungszahlen die die vier Räder in einer Zeiteinheit absolvieren. Vergrößert sich die Umdrehungszahl an einem Rad deutet dies auf einen reduzierten Durchmesser, also schwindenden Luftdruck hin.

Regensensor
Es klingt wie Luxus ist aber eine sehr angenehme Funktion: Der Regensensor, der die Scheibenwischer nicht in einem festen Zeitintervall betätigt, sondern bei Bedarf. Obwohl intuitiv so nahe liegend, misst der Regensensor gar keine "Nässe". Er befindet sich nämlich auf der Innenseite der Windschutzscheibe und beobachtet stattdessen, wie sich seine Sicht nach vorne verschlechtert. Genauer: Es wird (Infrarot-)Licht auf die Scheibe gesendet. Bei trockener Scheibe wird dieses totalreflektiert, Wasser verändert den Brechungsindex so, dass nicht mehr alles Licht reflektiert wird. Je weniger Licht reflektiert wird (und von einer Fotozelle erfasst wird), desto mehr muss es regnen, und desto kürzer werden die Wischintervalle bemessen.

Freitag, 18. Februar 2011

Twitterverbot im Büro

Das "Soziale" an diesen Netzwerken verstehen diejenigen nicht, deren Stärke soziales Verhalten auch sonst nicht ist. Twitter ist längst zu einem Link-Verfolgungswerkzeug geworden. Es ist die effizienteste Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen in seinem Fach auf dem Laufenden zu halten und Kollegen und Freunde gezielt und schnell zu informieren.

Ich verfolge an meinem heimischen Rechner Twitteraccounts zu den Themen Auto, Energie, IT und Patentwesen. Deren Links ersparen mir zeitraubendes Googeln. Doch im Büro kann ich das nicht verwerten, weil Twitter grundsätzlich gesperrt ist. Von Verantwortlichen, die sich für diese Innovationen nicht interessieren oder sie nicht verstehen. Wenn sie es sperren, weil sie den Mitarbeitern Missbrauch unterstellen, projiziert mancher dabei nur seine eigene Anfälligkeit auf andere?

Übertrüge man diese Verbannung auch auf andere Werkzeuge, z. B. mechanische, bliebe fast nichts mehr übrig, was sich nicht auch zum Missbrauch eignen würde.

Es gäbe keine effizientere Methode, Kollegen über eigene Projektthemen und Reisen auf dem Laufenden zu halten, als ein Corporate Twitter.

Freitag, 17. Dezember 2010

Wie digitale Produkte altern...

Apple vertreibt sehr offensiv die gratis Namensgravuren auf den iPod und iPhone Geräten. Für den Kunden wertet es das Produkt auf, wenn es personalisiert wird. Das gilt auch für Geräte, die als Geschenk gedacht sind. Man kennt das von früher von Füllfederhaltern. Auch für den Hersteller hat die Gratis Gravur einen Wert: Es bremst den Markt für Gebrauchtgeräte. Ein für "Klaus" graviertes Gerät kommt für alle, die anders heißen, nicht mehr in Frage...

Digitale Musik und Filme kann man nicht mehr "gebraucht" verkaufen. Jedenfalls gegenwärtig noch nicht. Rechtlich wäre das eigentlich realisierbar. Und zwar genau mit der so verpönten Rechtetechnik DRM. DRM verwaltet die Rechte (Lizenzen) und Berechtigungen. Apple nutzt das bei iTunes für die virtuelle Nachbildung der Videothek: Ich muss einen Film nicht kaufen, ich kann ihn auch leihen. Das kostet weniger. Umgesetzt wird es durch eine Beschränkung des Replay und ein Verfallsdatum. Wenn ich einen Song an einen anderen User verkaufen wollte, müsste das so laufen, dass ich meine Lizenz auf einem Marktplatz anbiete und bei Verkauf entzieht iTunes mir die Berechtigung, den Song weiterhin abzuspielen. Allerdings macht es für den anderen Kunden keinen Qualitätsunterschied, man kann digitale Medien nicht gebraucht verkaufen, weil sie von ihrer Qualität her nicht altern. Nur die alte Vinylschallplatte alterte immer mehr, hörbar als zunehmendes Rauschen, bedingt durch den Verschleiß der Rillen durch die Abtastnadel. Die Klangqualität von CD's alterte nicht linear, sondern "digital". Entweder hört man neuwertige Qualität oder der Lesekopf springt.

Auch Autos altern nicht mehr "analog". 10 Jahre alte Autos stehen, wenn sie nicht misshandelt wurden, bestens im Lack. Auch innen altern sie nicht mehr so doll. Wir kennen immer weniger verschlissene technische Bauteile, für die wir früher viel häufiger in die Werkstatt mussten. Batterien, Reifen, der Stahl und auch das Motoröl halten heute länger (gemessen an der stark gestiegenen Motorleistung sogar viel länger). Stattdessen kämpfen Autobesitzer heute mit Softwareproblemen. Also Fehlern, die nicht durch Abnutzung entstehen sondern von Anfang an falsch programmiert wurden (Das Metier, das sich damit beschäftigt nennt sich "Funktionale Sicherheit"). Die meisten Fehlersuchen sind aber leider sehr langwierig, weil sich der Fehler nur unter bestimmten Bedingungen zeigt. Vorhersehbare Störungen sind heute elektronisch diagnostizierbar. Aber Fehler, die keiner vorausgesehen hat, sondern blind eingebaut wurden, sind nicht elektronisch diagnostizierbar. Hier braucht es richtiges Erfahrungswissen, um einen Fehler abzustellen. Denn der Austausch gegen ein "neues" Steuergerät hilft nicht, weil es genau so programmiert ist. In dem Sinne gibt es eben auch keine neuen und alten Steuergeräte. Es gibt nur neue Releases.
In diesem Sinne altern die Autos heute elektronisch: Wenn sie nicht fehlerbereinigt und vom Funktionsumfang erweitert werden.

Man könnte hier übrigens auf die Idee kommen, es den Computer- und Betriebssystemherstellern gleich zu tun: Ein MAC und ein Windows-PC altern wie folgt: Man bringt ein Betriebssystemupdate auf den Markt, das mehr Funktionen bietet, aber auch mehr Ressourcen benötigt - sonst sinkt die Performance. Hersteller wie Apple, die eine ganze Peripherie für das Kernprodukt anbieten, entziehen neuen z.B. neuen iPods einfach die Kompatibilität mit alten Betriebssystemständen. Dann MUSS man updaten. Dann wird der Rechner langsam, und dann denkt man bald über einen neuen Rechner nach. Auf diese Art könnte man z.B. das Navi aufwerten, oder die Betriebsstrategien für Hybridantriebe..

Was optisch allerdings auch bei digitalen Produkten altert sind die Anzeige- und Bedienoberflächen. Sie prägen immer mehr den Stil des Autos (vor allem für die im Internet großgewordenen Fahrer) und sie altern, in dem sie aus der Mode kommen.

Donnerstag, 16. September 2010

Obama öffnet Weltraum für Touristen



Um mich in Stimmung für unseren bevorstehenden NY-Trip zu bringen, lese ich öfter die NYT-Online. Und was finde ich da: Barrack Obama will einen meiner Kindheitsträume wahr machen. Er will Astronautentransporte für den Tourismus öffnen.

Während die Dienstzeiten der Space Shuttles zu Ende gehen, stellt Obama die Budgetfrage für die NASA. Er will die Geschäftsbereiche auftrennen. Die Transporte von Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS will er künftig an Privatunternehmen ausschreiben. Das soll die Kosten senken. Die NASA könne sich dann mehr auf ihre wissenschaftlichen Missionen konzentrieren. Zwei oder drei Plätze sollten künftig für mitfliegende Touristen reserviert bleiben.

Aber natürlich geht nun erstmal das Gerangel um die Finanzierung los. Boeing soll nach einem ersten Blick auf die Budgeplanung gesagt haben, das reiche nicht für die Entwicklung, der Staat müsse sich stärker am Risiko einer Commercial Crew-Raumkapsel beteiligen. Boeings Berater haben vermutlich herausgefunden, dass der Weltraum ein unsicherer Markt ist.

Obama's Plan ist der "Break down" eines Planes, den er von George W. Bush geerbt hat. Der wollte auf dem Mond eine Station errichten. Ob er dies tun wollte, weil der Mond "da ist", weil er dort Erdöl vermutet oder Massenvernichtungswaffen propagierter Schurken, ist nicht überliefert.

Aber ich wäre aber begeistert, in zehn Jahren einen Flug zum Mond antreten zu können. Aber bitte mit viel Beinfreiheit...

Montag, 13. September 2010

Facelift Time bei Apple

Wenn man sich mal spaßeshalber in einen der "quarterly conference calls" von Apple einklinkt, kann man Analysten zuhören, die bescheiden kluge Fragen an den Apple Vorstand stellen. So in der Art: "Steve, it looks good. But what about the ipods? We expected 3 billion sold, but you only come up with 2,9. Why?"

Harald Schmidt würde an dieser Stelle, auch in einer Telefonkonferenz ohne Facetime, wahrscheinlich seine Brille abnehmen, sie an einem Bügel eine viertel Umdrehung machen lassen. Sich dann etwas vorlehnen und mit schiefem Lächeln sagen: "Liebe Analysten, Ihr selbst habt es doch nicht geschafft, oder?..."

Der Vorstand eines deutschen Konzerns für Unterhaltungselektronik, vielleicht von Infineon, vielleicht Siemens, jedenfalls sicherlich von McKinsey beraten, würde antworten: "Ja. Wir sind bei den iPods am Ende des Lebenszyklus angekommen. Wir gehen davon aus, dass wir uns dem Markttrend anpassen müssen, wir werden die Produktlinie herunterfahren. Wir stellen das Produkt zum Jahresende ein."

Ganz anders Steve Jobs: Er lässt herausfinden, warum die Leute etwas weniger iPods gekauft haben. Gut, manche kaufen stattdessen lieber gleich das iPhone. Aber gibt es auch solche, die gerne einen iPod gekauft hätten, sich aber für eine andere Marke entschieden haben? Ja, und dafür gab es Gründe. Die liegen in den Features der beiden günstigsten iPod Kategorien. Apple nutzt den Shuffle und den Nano, um ein wenig mit Bedienkonzepten herumzuspielen, zu schauen, was die Leute annehmen und was nicht. So fand er heraus, dass die Leute nicht auf Bedientasten oder Clickwheels verzichten wollen. Eine reine Sprachbedienung funktioniert in vielen Fällen nicht. Deshalb wollten die Leute ihre Tasten zurück. Und, voila, die haben sie nun bekommen.

Das ist die Gelegenheit, ein Touchsreen gleich mal noch für andere Zwecke zu verwenden, als zur Bedienung: Z.B. als optisch gut sichtbares Modefeature. Der neue nano ist nano-klein, hat eine berührempfindliche Glasoberfläche - und: einen Kleiderclip. Man kann ihn sich ans Revers heften, so dass jedes Gegenüber eine kleine leuchtende Dia- oder Videoshow sehen kann. Kommt sicher gut abends im Dunkeln. In der Szenekneipe, im Club. Auf der schönen Party... ;-) Kann aber auch in anderen Gegenden zum Diebstahl reizen.



Ja und dann sind da noch die Leute, die gerne spielen, schriftlich kommunizieren, aber nicht telefonieren. Für die ist der iPod Touch aufgewertet worden. Aber eines fehlt ihm immer noch: Die 3G Vernetzung. Ich will surfen, überall, muss aber nicht telefonieren können. Wann kommt der iPod, in den die SIM Karte nur für Datenübertragung passt??

Donnerstag, 9. September 2010

Die Servolenkung



Der Krieg ist der Vater vieler Erfindungen. Manchmal ist er ihr Mentor. Das gilt für die Servolenkung.

Der VW Käfer brauchte keine. Die ersten Porsches auch nicht. Denn die hatten Motor und Getriebe im Heck verbaut. Da lag nur wenig Last auf der Vorderachse. Erst als Motoren auch vorne eingebaut wurden, stieg der Kraftbedarf zum Lenken spürbar an. Das war damals sicher ein wichtiges Kaufkriterium: Die Komfortfrage Lenkaufwand. Zumindest für Frauen. Irgendwann wollte man den Radius des Lenkrads nicht mehr vergrößern und man griff auf die Servolenkung zurück. In der Einführungsphase erkannte man die Modelle mit Servolenkung am kleineren Lenkrad.

Erfunden aber hatte die Servolenkung der amerikanischer Ingenieur Davis für die Fahrzeuge, die ihren Motor schon immer vorne hatten: LKWs. Durchgesetzt hat sie sich erst, als die Massenproduktion für besonders schwere Fahrzeuge begann: In der Mobilisierung für den zweiten Weltkrieg. Für schwere und gepanzerte Transporter.

Die Kunst bei der Konstruktion der Servolenkung ist es, ihren Energieverbrauch möglichst niedrig zu halten, wenn sie nicht gebraucht wird. Und das ist die meiste Zeit der Fall. Deshalb geht man heute von der hydraulischen zur elektrischen Servolenkung über. Der Elektromotor für die Lenkkraft verbraucht bei der Geradeausfahrt nichts, während der Hydraulikreislauf auch einen Ruhedurchfluss braucht.

Chrysler setzte nach Kriegsende Davis' Servolenkung als erster in PKWs ein. Da war sein Patent (Link) aber schon abgelaufen. Seine ersten beiden Arbeitgeber hatten nicht an die Servolenkung geglaubt, bzw. hielten sie für zu teuer. Sie ließen ihn aber dennoch forschen und entwickeln und patentieren. Chrysler griff auf diese Patentschriften zurück, ohne einen Cent Lizenzgebühr zahlen zu müssen. Die 20 Jahre Patentlaufzeit sind manchmal schnell rum.

Breitreifen und SUVs hätten sich ohne Servolenkung sicher nicht durchsetzen können.

Donnerstag, 5. August 2010

Briefporto

Mein Bekannter sagt, sein Freund hat beobachtet, dass wenn man beim Brief das Porto vergisst, dieser unter einer Bedingung dennoch transportiert wird. Er hatte nicht nur das Porto vergessen, sondern auch noch Absender und Empfänger vertauscht. Aus Sicht der Post ging der Brief zurück zum Empfänger. Denn die Verteilzentren sind inzwischen so stark zentralisiert, dass dabei die Richtungsinformation eines Briefes verloren geht. Man kann sich dann nur noch auf die Informationen auf dem Brief selbst stützen...