Donnerstag, 9. September 2010
Die Servolenkung
Der Krieg ist der Vater vieler Erfindungen. Manchmal ist er ihr Mentor. Das gilt für die Servolenkung.
Der VW Käfer brauchte keine. Die ersten Porsches auch nicht. Denn die hatten Motor und Getriebe im Heck verbaut. Da lag nur wenig Last auf der Vorderachse. Erst als Motoren auch vorne eingebaut wurden, stieg der Kraftbedarf zum Lenken spürbar an. Das war damals sicher ein wichtiges Kaufkriterium: Die Komfortfrage Lenkaufwand. Zumindest für Frauen. Irgendwann wollte man den Radius des Lenkrads nicht mehr vergrößern und man griff auf die Servolenkung zurück. In der Einführungsphase erkannte man die Modelle mit Servolenkung am kleineren Lenkrad.
Erfunden aber hatte die Servolenkung der amerikanischer Ingenieur Davis für die Fahrzeuge, die ihren Motor schon immer vorne hatten: LKWs. Durchgesetzt hat sie sich erst, als die Massenproduktion für besonders schwere Fahrzeuge begann: In der Mobilisierung für den zweiten Weltkrieg. Für schwere und gepanzerte Transporter.
Die Kunst bei der Konstruktion der Servolenkung ist es, ihren Energieverbrauch möglichst niedrig zu halten, wenn sie nicht gebraucht wird. Und das ist die meiste Zeit der Fall. Deshalb geht man heute von der hydraulischen zur elektrischen Servolenkung über. Der Elektromotor für die Lenkkraft verbraucht bei der Geradeausfahrt nichts, während der Hydraulikreislauf auch einen Ruhedurchfluss braucht.
Chrysler setzte nach Kriegsende Davis' Servolenkung als erster in PKWs ein. Da war sein Patent (Link) aber schon abgelaufen. Seine ersten beiden Arbeitgeber hatten nicht an die Servolenkung geglaubt, bzw. hielten sie für zu teuer. Sie ließen ihn aber dennoch forschen und entwickeln und patentieren. Chrysler griff auf diese Patentschriften zurück, ohne einen Cent Lizenzgebühr zahlen zu müssen. Die 20 Jahre Patentlaufzeit sind manchmal schnell rum.
Breitreifen und SUVs hätten sich ohne Servolenkung sicher nicht durchsetzen können.
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