Mittwoch, 14. April 2010

Portugal

Habe gestern morgen ein beunruhigendes Telefonat im ICE mitgehört. Unfreiwillig und undeutlich. Ist eigentlich nicht meine Art, über sowas zu bloggen. Aber das hier klang so, als ginge es uns alle was an: Ich verstand die Worte "Portugal", "Forderungen" und "Bundesregierung nicht vorbereitet". Die Ernüchterung des Handymans galt einerseits irgendwelchen portugiesischen Unterhändlern und andererseits der Ratlosigkeit unserer Regierung. Naja, Schäuble weilt ja auch im Krankenhaus. Wer vertritt ihn wohl? Asmussen?

Was kann der Hintergrund sein? Die Hilfe, die die EU am Wochenende den Griechen zugesagt hat, besteht ja aus einem Teil von EU-Krediten und einem -größeren- Anteil an bilateralen Krediten. Was unsere Bundesregierung vermeiden wollte, scheint nun einzutreten:

Nach Griechenland steht Portugal auf der Matte. Und danach? Spanien, Italien?

Was mich beunruhigt ist, dass ich keine Ahnung habe, was jetzt für einen privaten Sparer die richtige Strategie ist. Wir haben doch längst Inflation. Nur noch nicht im Supermarkt (obwohl: da eigentlich schon seit Jahren). Aber vor allem an der Tankstelle und so ziemlich allen Anlageklassen. Es ist zu viel Geld im Umlauf, das Anlage sucht. Wir haben eine Art Assetinflation. Übrigens ein Beleg für eine zu große Konzentration von materiellem Reichtum.

Trotzdem hören wir jeden Tag mehr über das I-Wort. Es ist wie eine wachsende Gewitterwolke. Erinnern wir uns: Vor dem Lehmantag hörten wir monatelang das Wort Kreditkrise und dachten: "Eigentlich müsste es knallen. Warum knallt es nicht?". Friedhelm Busch sagte auf n-tv: "Von heute auf morgen wird jemand den Stecker raus ziehen und dann geht es schnell abwärts." Er hatte recht behalten. Aber mit bemerkenswerter Verzögerung.

Ich glaube, sowas ist gerade wieder im Anmarsch.

Montag, 12. April 2010

Daimlers Marketing

Den Job des Marketingchefs von Daimler stelle ich mir momentan sehr schwierig. vor. Was ist die Botschaft der Marke Mercedes? Diese Frage muss man konkretisieren, in dem man ergänzt: Botschaft an wen?

Den Käuferzielgruppen präsentierte Dieter Zetsche vor einigen Monaten Michael Schumacher mit dessen Comeback in die Formel 1. Teuer erkauft, während Zetsche von seinen eigenen Mitarbeitern Bescheidenheit verlangte und sich Jobgarantien abringen ließ. Mitten in der Sinnkrise des Autofahrens hielt es der Daimlerboss für angebracht, nochmal richtig auf Drehzahl zu gehen. Im teuersten Zirkus, den diese Branche zu bieten hat.

Mal abgesehen von der Frage, wie viele Neukunden ein siegreicher Schuhmacher in einem Mercedes in die Showrooms treiben würde: Die Frage stellt sich so nicht, denn Schumacher hat bislang keinen Erfolg mit Mercedes.

Kaum hatten sich die Zuschauer einen Reim darauf gemacht, kam der nächste Kurswechsel: Daimler kooperiert mit Renault-Nissan in der Motorenherstellung für Kleinwagen. Diese Botschaft ging an die Aktionäre: "Wir sparen Entwicklungskosten, in dem wir Motoren (!) gemeinsam mit Renault entwickeln." Aha. Das hat BMW beim 1er ja schon vorgemacht, der mit Dieselmotoren von Peugeot angetrieben wird. Eine Marke, die das Wort "Motorenwerke" im Namen trägt und deren Kunden jedenfalls früher immer Wert auf die "inneren Werte" eines BMW gelegt haben...

Was sollen also Mercedes Kunden von der neuen Kooperation von Daimler und Renault-Nissan halten?

Für den markenmäßig kleineren Partner ist so eine Kooperation ja sehr günstig. Er profitiert vom neuen Partnerimage. So wie sich z.B. Fahrer des Chrysler Crossfire über ihren unkaputtbaren Daimlermotor freuen und dies jedem als Geheimtip weiter empfehlen.

Aber was halten Daimlerkunden und -zielgruppen von all dem?

Samstag, 10. April 2010

Landebahn

Etwas makabere Gleichzeitigkeit heute Vormittag: Vom Spiegelverlag kam heute dieses Buch an, zu dem meine bessere Hälfte einen Beitrag beigesteuert hatte. Zuerst fanden wir die Geschichten der Flugpassagiere witzig, haben auch selbst schon mal eine Landung durch ein Gewitter über Berlin mit kaltem Angstschweiß überstanden. Ein Buch, dass meinem lieben Ex-Kollegen, der inzwischen bei einer Fluglinie arbeitet, gefallen dürfte, dachte ich noch.

Aber dann schalteten wir n-tv ein... So eine Tragik!



Foto: amazon

Über das selbstbestimmte Leben (Teil 1)

Das Ideal des Liberalen ist das freie Individuum. Die Freiheit ermöglicht das selbstbestimmte Leben. Fremdbestimmt dagegen ist, wer tatsächlichen Zwängen Einfluss auf sein Leben einräumen muss. Insofern ist jeder Mensch auch fremdbestimmt. Und hier liegt der erste Irrtum der orthodoxen Liberalen. Zu glauben, dass man autonom leben könne. Das gilt nur für die oberen Zehntausend, die unter Liberalismus nur die Legalisierung ihrer Steuerhinterziehungen und sonstige Entsolidarisierungen verstehen. Selbstbestimmt ist man nach meiner Vorstellung als Einkommensabhängiger bereits, wenn man die meiste Zeit auf eigene Ziele und Zwecke hinarbeiten kann.

Den Feudalismus haben wir formell abgeschafft, deshalb fühlen wir uns alle selbstbestimmt. Wir fühlen uns auch dazu aufgerufen, uns selbst zu verwirklichen. Doch wenn man Leute, die vorgeben, genau dies zu tun, nach ihren Motiven befragt, kommen oft Vermeidungsmotive zum Vorschein. Das Loswerden irgendwelcher Zwänge oder Risiken.

Doch wie real (oder wie ich bei den Philosophen gelernt habe: "aktual", also der Fall) sind diese Zwänge und Risiken?

Subjektiv fremdbestimmt ist doch auch, wer irrtümlich meint, Sachzwängen Einfluss auf sein Leben einräumen zu müssen.

Und merkwürdigerweise ist es gerade der Neoliberalismus, der die Mittelschicht von einem selbstbestimmten Leben abhält. Indem er negative Motive für mehr Liberalismus transportiert: Das Abschütteln der Steuerlast, die selbstständige Vorsorge fürs Alter, die "Fitness" für den Arbeitsmarkt. Der deutsche Liberalismus agiert mit negativen Motiven. Und das macht ihn so unfrei.

Zu den eingebildeten Sachzwängen gehören genau diese Ängste, die uns über die Medien vermittelt werden. Früher schürten Zeitungen die Kriegsangst. Heutzutage schüren sie permanent Angst vor Klimawandel, Arbeitslosigkeit und Altersarmut. Alle drei halte ich für fingierte Ängste. Sie entpuppen sich als Scheinriesen, die bei der Annäherung kleiner werden.

Angst #1: Der Klimawandel
Ich habe nur wenig einem klimaverträglichen Leben bewusst geopfert, aber es mir jedes mal innerlich gut geschrieben, wenn ich mich "klimafreundlich" verhalten habe. Z.B. bin ich das gesamte Studium lang mit der S-Bahn zur Uni gefahren. Später fuhr ich drei Jahre lang mit dem Regionalexpress von Dortmund nach Essen. Bis ich nach Essen zog und zu Fuß ins Büro ging. Mann, dachte und erzählte es Freunden, mein CO2-Konto ist dick im Plus. Und selbst heute produziere ich mit 6,5t nur halb so viel CO2 wie der durchschnittliche Deutsche.
Wir stellten uns aber nie die einfachsten Fragen: Z.B.: ist dies der erste Klimawandel in der Erdgeschichte? Ist er von uns ausgelöst? Wem wird er schaden? Was können wir tun, damit er weniger Schaden anrichtet? Worauf müssen wir uns vorbereiten? Wurde nie diskutiert. Vielmehr wurde die Angst vor dem Klimawandel kultiviert und sich jeder Spaß abgewöhnt, z.B. Autofahren und Fernreisen. Bis heute hören wir in den Nachrichten immer nur die Frage, wer künftig wieviel CO2 in die Luft blasen will. Aber noch nie haben wir erfahren, was das für uns konkret bedeuten wird. Absurde Diskussionen wie z.B. über moralisch gute und schlechte Benzinpreisüberhöhungen bleiben einfach so im Raum stehen. Werden von ein und demselben Politiker einerseits verteufelt und andererseits gut geheißen. So schizzophren ist das Regierungsviertel inzwischen.

Und jetzt lesen wir immer öfter, wie dieser Popanz allmählich relativiert, wenn nicht entzaubert wird. Egal, wie diese wissenschaftlichen Kontroversen noch ausgehen mögen. Eines halte ich für gewiss: Es wird anders kommen, mit anderer Ausprägung als wir denken. Es wird uns andere Prioritäten setzen. VIele unserer unreflektiert übernommenen Annahmen werden sich als falsch entpuppen.

Angst #2: Altersarmut
Immer klarer wird mir: Das gleiche gilt für das Thema kapitalgedeckte Altersvorsorge. Ich muss mir nur zwei Zahlen anschauen, um zu verstehen, dass ich einem riesengroßen Schwindel aufgesessen bin. Und dass das irgendjemandes Interesse dient. Diese beiden Zahlen sind: Meine bisher erworbenen Rentenansprüche. Und die Performance meiner Lebensversicherungen, die ich mal abgeschlossen habe. Es droht mir Gott sei Dank doch keine Altersarmut. Denn wenn das so wäre, würden meine LVen das nicht ändern können. Denn sie performen nicht. Ich bin einem Geschwätz von Schwindlern aufgesessen, die sich folgender Manipulationen bzw. Lügen bedienen:
- Sie "als Akademiker" werden ... blablabla einen "Lebensstandard"... Pustekuchen: Das war einmal. Akademiker werden im Niedriglohnland Deutschland genau so knapp gehalten wie früher die Facharbeiter.
- "Ihnen entsteht eine Rentenlücke". Und sie wollen doch im Alter keine "Abstriche" machen... Schließen Sie die Rentenlücke! - Ja klar, Lücken schließt der Deutsche ja gerne, denn er räumt gerne auf und sichert sich gerne gegen Risiken ab, damit er gut schlafen kann.
Die nahe liegende Frage, die nie einer gestellt hat, lautet: Wenn die Umlage finanzierte Rentenversicherung an der schwindenden Bevölkerung Hunger leiden wird, wird das nicht genau so für die Aktienmärkte gelten? Werden auf einem demographisch absteigenden Ast nicht immer mehr Akteure verkaufen als kaufen? Werden wir nicht, wenn es aufs Rentenalter zugeht, immer in fallende Kurse verkaufen müssen? Und was bedeutet es, dass der frühere Wirtschaftsweise Bert Rürup nach der Erfindung der gleichnamigen Rentenversicherung beim Finanzdienstleister AWD anheuerte und später mit dessen Gründer sogar ein neues Beratungsunternehmen gründete..?

Von den Herzinfarkten, die die Leute, die uns das alles andrehen, bei diesem System immer wieder auslösen, habe ich dabei noch gar nicht gesprochen.

Angst #3: Arbeitslosigkeit
Deutschland ist ein Niedriglohnland. Das sagte ich vor drei Jahren dem Manager eines Herstellers von Navigationssystemen beim Mittagessen auf einer Tagung: "Warum verlagern Sie ihre Entwicklung nicht von den USA nach Deutschland? Wir sind schließlich ein Niedriglohnland mit bestens qualifizierten Ingenieuren und Informatikern." Das fasste dieser deutschgebürtige Amerikaner als Provokation auf. Heute kann er im WSJ lesen, dass ich recht hatte.
Staat und Arbeitgeber haben sich geeinigt: Wir entlasten die Unternehmen und den Staat, indem wir die Reallöhne brutto stagnieren und netto absenken. Und damit alle mitspielen, bauen wir einen neuen Bullemann namens Hartz IV auf. Ende vom Lied: Wir haben im vergangenen Jahrzehnt eine galoppierende Inflation hingenommen (Benzin, Lebensmittel, Restaurants), aber die Erhöhung unserer Einkaufspreise nicht an unsere Kunden -die Arbeitgeber - weiter gereicht. Nee, wir waren schon froh, nicht arbeitslos zu werden.
Die meisten Arbeitsplätze in Deutschland wurden im vergangenen Jahrzehnt nicht durch Verlagerung in Billiglohnländer zerstört - auch wenn der frühere FDP Politiker und DIHK Vorsitzende Braun, den deutschen Mittelständlern dazu immer wieder geraten hat. Nein, die meisten Arbeitsplätze werden in Deutschland inzwischen durch schlechtes Management (schlecht=kurzsichtig, produktfern, kundenfern, mitarbeiterfern, zahlengläubig, urteilsschwach, fantasielos, veantwortungslos) zerstört. Doch das führt bei denen überhaupt nicht zu Demut und neuer Bescheidenheit. Im Gegenteil. Die kämpfen vor Gerichten für die Auszahlungen ihrer Boni und Abfindungen.
Inzwischen droht man den abhängig Beschäftigten auch mit Google, als wäre dies ein neuer "lieber Gott", der alles sieht. Doch auch das ist eine übertriebene Angst. Man muss seine Außendarstellung nicht permanent so frisieren, dass sie sich auch unbedingt für das nächste Vorstellungsgespräch eignet, vor dem der Personaler einen googlen wird. Das findet nicht statt, ich habe das gerade selbst mehrfach ausprobiert.
Im Gegenteil: Ich werde heutzutage eher stutzig, wenn ich über einen mir vorgestellten zukünftigen Manager im Internet überhaupt nichts finde. (Dazu später mehr in einem gesonderten Beitrag.) Dieser Spruch von Google: Wenn Sie von etwas nicht wollen, dass man es über Sie herausfindet, sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun, dieser Satz war ein Traumtor für alle Personalabteilungen. Daran halten muss man sich aber nicht, denn es ist ein Scheinriese.

Meine Devise lautet fortan: Zurück zum normalen, instinktgesteuerten Leben. Weniger Medienkonsum, jedenfalls was die kommerziellen Medien angeht. Denn die bedienen nicht meinen Informationshunger und Wissensdurst, sondern vor allem meine Ängste. Das Internet wird uns als Aufklärung verkauft, doch zumindest sein kommerzieller Teil ist das Gegenteil davon. Wer viel Zeitung liest und im Internet surft, wird nicht informierter, aufgeklärter und emanzipierter. Sondern im Gegenteil. Gibt sich mehrmals täglich eine Dosis Angst, die ihn zu einem fremdbestimmten Menschen macht.

Fazit: Abhängig Beschäftigte haben keinen Grund für übertriebene Bescheidenheit. Sie müssen sich vielmehr neu emanzipieren, von den sorgsam gepflegten Ängsten. Müssen ihr Leben wieder in die Gegenwart verlagern.

Es ist deshalb nahe liegend, dass uns nicht der neoliberale Zeitgeist, sondern die Emanzipation von diesem einem selbstbestimmten Leben wieder näher bringt.

PS: Einige werden Einwänden, dass es doch eher ein linkes Projekt ist, Ängste zu schüren, für deren Regelung dann ein Apparat geschaffen werden muss, der einen in noch tiefere Unmündigkeit führt. Dem stimme ich nur im zweiten Teil zu. Die Ängste selbst entstehen aber nicht aus einem solidarischen Menschenbild, sondern aus der liberalen Vorstellung des jeder gegen jeden.

Donnerstag, 8. April 2010

Wallstreet provoziert die EU

Wir alle haben die Banken vor ihren Ruinen gerettet. Mit Milliarden von Steuergeldern. Das scheint ein Fehler gewesen zu sein. Denn sie danken es uns mit Spekulationen auf steigende Benzinpreise und den Bankrott Griechenlands. Das ist eigentlich unfassbar.

Satte 14 Cent Spekulationsaufpreis zahlen wir an den Zapfsäulen, lese ich heute. Dabei ist das Interview mit dem Kartellamt, auf das ich mich unten bezog, noch keine Woche her. Der Preis wird hochgejubelt von Banken. Mit unseren Geldern. Das wir ihnen eigentlich gaben, um es an unsere Industrieunternehmen zu verleihen, damit der Kreditmarkt wieder in Gang kommt. Nein, sie spekulieren wieder auf unsere Kosten. Diesmal im doppelten Sinne.

Noch übler ist das Spiel, das sie mit Griechenland spielen. Zitate aus dem Handelsblatt:

Das Spiel ist riskant, aber gerade deshalb lockt es Banken und Hedge-Fonds. Sie kaufen sich günstig den Versicherungsschutz ein. Wenn ein Land ins Trudeln gerät, schlägt ihre Stunde. Sie warten ab oder helfen mit, ein Land noch tiefer in die Krise zu reden. Nicht laut, aber auch Flüsterpropaganda kann wirkungsvoll sein. Stürzt ein Land wie Griechenland ab, steigen die Preise für den Versicherungsschutz. Die Police lässt sich weiterverkaufen, mit Aufpreis versteht sich. Die Differenz streichen die Anleger als Gewinn ein.


Der Lobby-Arbeit der Wall-Street-Banken sei es zu verdanken, dass die Politik auch 18 Monate nach der Pleite von Lehman Brothers keine echten regulatorischen Reformen für Kreditderivate durchgesetzt habe. Es geht um einen Markt, für den das US-Abwicklungshaus The Deposit Trust & Clearing ein Volumen von 22 Billionen Dollar errechnet hat. Die Hälfte davon entfällt auf JP Morgan, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Deutsche Bank und Barclays, hat die EZB ermittelt.


Eigentlich müsste die Kanzlerin, die noch dafür kämpft, dass Griechenland nicht mit deutschen Steuergeldern gerettet werden muss, den US-Botschafter einbestellen. Nicht nur aufgrund seiner Funktion. Der Mann war ja früher als Investmentbanker für Goldman Sachs tätig. Warum tut sie es noch nicht? Er residiert ganz in der Nähe. Ich kann sehen, dass er noch ganz entspannt ist. Zu unrecht.

Wieso tagen die Krisenstäbe nicht wie beim Kampf gegen "den internationalen Terrorismus" sonst üblich? Warum sagt keiner, dass nichts mehr so sein wird, wie es mal war und dass Griechenland unsere uneingeschränkte Solidarität hat?

26.4.: Tag des geistigen Eigentums des DIHK, Berlin

Aus dem Newsletter der IHK Berlin:

Tag des geistigen Eigentums
Datum: 26.04.2010

Uhrzeit: 10:15 bis 16:30 Uhr

Ort: Berlin

Am 26. April 2010 wird der BDI gemeinsam mit dem DIHK, dem Markenverband und dem Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) den Tag des geistigen Eigentums in Berlin ausrichten.

Die Veranstaltung hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich als Plattform für die Diskussion über aktuelle Entwicklungen im gewerblichen Rechtsschutz etabliert. Neben weiteren hochrangigen Rednern spricht auch die neue Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Zudem werden Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in zwei jeweils parallel laufenden Podiumsdiskussionen Themen des Patentrechts und der Bekämpfung der Produkt- und Markenpiraterie vertiefen. Die Einzelheiten des Programms entnehmen Sie bitte der Einladung.

Dienstag, 6. April 2010

USA schotten ihren Automobilmarkt mit juristischen Mitteln ab

Toyota, Daimler und Porsche. Diese Automobilhersteller haben auf dem US-Markt schmerzhafte Tiefschläge einstecken müssen. Wohlgemerkt: Alle drei waren selbst die Auslöser. Aber die Reaktionen der US-Regierung waren auffallend heftig.

Man nutzt die Gelegenheiten, um Wettbewerbern der heimischen Hersteller ordentlich einen zu verpassen:

- Toyota wird vor einem Zivilgericht wegen Gefährdung des Straßenverkehrs verklagt.
- Daimler wird der Korruption beschuldigt.
- Porsche (und andere Sportwagengersteller) wird über kompliziert konstruierte CO2-Grenzwerte ausgeknockt.

In der EU werden die zulässigen CO2-Emissionen eines Modells über das Fahrzeuggewicht berechnet. Hier mussten die Deutschen hart kämpfen, um von europäischen Kleinwagenherstellern mit ihren Rückständen in der Motorenentwicklung nicht ausgebootet zu werden.

In den USA werden die CO2-Grenzwerte über den Radstand berechnet. Ergebnis: Für ausladend dimensionierte Pickups, die für unsere Straßen zu groß wären, verändert sich nichts. Für Sportwagen aus dem Rest der Welt verändert sich alles. Die Strafsteuern werden diese Fahrzeuge um mehrere Tausend Dollar verteuern.

Neues Designziel für die Konstrukteure wird es wohl werden, die Radstände bzw. Fahrzeuge zu verlängern :-)

Der Benzinpreis hängt von der Markttransparenz ab

Das deutsche Kartellamt hat untersucht, ob es vor einer Reisesaison wie Ostern "Preisabsprachen" zwischen den Tankstellennetzbetreibern gibt. Antwort: Nein, man habe keine Hinweise auf Absprachen gefunden. Aber die seien heutzutage auch gar nicht mehr nötig..

Denn die Preise seien den Konzernzentralen mehr oder weniger in Echtzeit transparent. Jeder Tankstellenbetreiber müsse Preisänderungen seiner nächstbenachbarten Wettbewerber sofort in die Zentrale melden. Und von dort kämen nach kurzer Zeit Preisanpassungen durchgestellt. Inzwischen direkt auf die Preisanzeigesysteme.

Man könne deshalb immer sofort auf Preisbewegungen reagieren. Durch die kurzen Zeitabstände entstehe für Kunden der Eindruck einer Preisabsprache.

Österreich habe hierauf bereits reagiert, sagte ein Kartellamtssprecher vorige Woche in einem Interview des Deutschlandradio. Dort dürfen die Betreiber nur einmal am Tag die Preise anpassen. Das habe im Ergebnis dazu geführt, dass die Betreiber einen Sicherheitszuschlag in die Preise einbauten, um evtl. Preissteigerungen am Raffinerie- oder Rohölmarkt abfangen zu können. (Nach unten habe man den Effekt noch nicht beobachtet. Aber das kann ja noch kommen...)

Die wichtigsten Preistreiber für Benzin seien vor Ostern die wachsende Nachfrage und der wieder ansteigende Dollar gewesen. Weil die Autos mit ihrem Tankinhalt immer weitere Reichweiten erzielten, steige ihr Speichereffekt immer weiter an. Wer kann, tankt immer früher vor Ostern voll - im dem Wissen, mit einer Tankfüllung bis nach Ostern über die Runden zu kommen. D.h. die Osternachfrage verschiebt sich immer weiter in die Vorosterzeit und die Tankstellen ziehen mit ihren Preisen mit.

Soweit die Erkenntnisse des Kartellamtes.

Ich frage mich nun, welche Funktion dann die "Drohung" von Bundeswirtschaftsminister Brüderle hatte, das Preisgebarden der Tankstellen mal vom Kartellamt gründlich unter die Lupe nehmen zu lassen? Genau das ist bereits geschehen und man hat seine Machtlosigkeit erkannt.

Außerdem hat ein Bundesminister es selbst in der Hand für niedrige Benzinpreise zu sorgen: Indem er die Energiesteuern senkt. Es kann ja nicht sein, dass es an den überhöhten Benzinpreisen sozusagen einen moralisch guten und einen moralisch schlechten Anteil gibt.

Was wir als Kunden im Zeitalter von Web 2.0 und Apps tun können ist folgendes: Wir melden die um uns herum beobachteten Benzinpreise an eine App. Wenn dies alle tun, bekommen wir die gleiche Transparenz wie sie die Konzernzentralen derzeit ausnutzen. Und wir tanken dann dort wo es am billigsten ist.

Ich hatte so eine App schon mal vor einem Jahr vorgestellt: Hier gehts zum Bericht.

Montag, 5. April 2010

Frühling im Regierungsviertel




Kardinal Angelo Sodano

Was einer immer wieder oder besonders laut betont zu sein, ist er nicht.

Kardinal Angelo Sodano sollte seine Gewaltverharmlosung nicht im Namen der Kirchenmitglieder verkünden -schon gar nicht an einem Ostersonntag, denn was er sagt, ist unwahr.

Er sollte besser über sein Verhalten während seiner Amtszeit als Nuntius in Chile zur Zeit Pinochets sprechen... In diesem Sinne macht das Wort des Papstes über die "Kultur des Todes" dann auch einen Sinn..

Wer mehr über die Wahrheit der Vertuschungsaktionen der kath. Kirchenfunktionäre wissen will
- Ruhrbarone: Link
- ZEIT: Link

Freitag, 2. April 2010

Strafstöße

Also, mit Islamisten, dem Prügelbischof Mixa, Bahnvorstand Grube und orthodoxen Bayernfans darf man keine Scherze machen. Dann setzt es was, wie hier in der FAZ :-))

Donnerstag, 1. April 2010

Na endlich: Bahnchef Grube schafft Dienstwagen ab

Im Bahntower am Potsdamer Platz scheinen sich nun doch einige Schrauben zu lösen. Sogar bei den "Schreibtischtätern" des Personenverkehrs. Denn die müssen künftig mit ihren eigenen Serviceleistungen Vorlieb nehmen, wenn sie auf Dienstreisen gehen. Bahnchef Grube zieht Konsequenzen aus der chaotischen Performance seines Unternehmens im letzten Winter.

Er hat für alle Angestellten der Hauptverwaltungen in Berlin und Frankfurt die Dienstwagen gestrichen. Die Manager sollen fortan ausschließlich ihre Bahncards100 für Dienstreisen benutzen.

Doch die murren. Z.B. Ulrich Homburg, der für den Personenverkehr verantwortliche Vorstand ist nicht so glücklich. In der Spätausgabe der RBB Abendschau sagte er gestern Abend:

Homburg: "Das kommt nun doch etwas überraschend, nachdem wir doch alle Maßnahmen zur Verbesserung auf dem Gleis haben."
Frage des RBB-Journalisten: "Nur sie selbst waren doch noch nicht auf dem Gleis, oder?"
Homburg: "Das ist auch nicht meine Aufgabe."
RBB: "Aber als Vorstand sollten Sie ihre Dienstleistung doch aus erster Hand kennen, oder?"
Homburg: "Wie kommen Sie darauf?"
RBB: "...." - sprachlos.
Homburg: "So, ich muss los. Noch mal ne Runde mit meinem A8 drehen, bevor ich ihn morgen abgeben muss.."

Donnerstag, 25. März 2010

Wie Bosch auf den Ingenieursmangel reagiert

Bosch bemerkt den Beginn des demographiebedingten Ingenieursmangel. Das Durchschnittsalter seiner Ingenieure ist von 42 auf 49 Jahre gestiegen. In einigen Schlüsseltechnologien wie der Leistungselektronik kneift es schon jetzt, wie Arbeitsdirektor Wolfgang Malchow in einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur freimütig einräumte.

Ich selbst beobachte ebenfalls ein Wiederansteigen der offenen Stellen. Auch im Bereich Leistungselektronik. Treiber hierfür simd die Entwicklungsthemen Hybridantrieb und Wechselrichter für regenerative Energieanlagen. Conti bietet z.B. in Berlin gerade wieder viele Möglichkeiten für Konstrukteure und Softwareentwickler und konkurriert damit gegen mindestens zwei Nebenbuhler um dieselben Leute.

Bosch reagiert auf den Ingenieursmangel wie folgt:
- Einstellung von Absolventen auch in der Wirtschaftskrise.
- Gründung eines Zentrums für Leistungselektronik zusammen mit Hochschulen und dem Land in Baden-Württemberg.

D.h. Bosch versteht den Mangel an Expertise als einen Mangel an Qualifizierung, den man selbst beheben kann. Ich kenne da auch andere Strategien: Wie z.B. jahrelanges Suchen und Warten, bis sich endlich der Richtige mal bewirbt ;-)

Bosch investiert 200 Mio EUR p.a. in Weiterbildung, erwartet von seinen Ingenieuren aber auch, dass sie mitziehen:
- Lebenslanges Lernen
- Weiterbildung auch und gerade für ältere (!) Mitarbeiter

Wichtig ist hier natürlich die Qualität der Weiterbildung. Ich habe da selbst schon ein breites Spektrum kennen gelernt:
Am einen Ende dieses Spektrums steht die Nullweiterbildung für krass fehleingesetzte Kräfte. Philosophie hier: "Wir erwarten, dass Sie das aushalten." Und am anderen Ende stehen mehrwöchige Intensivkurse.

Häufig wird ja ein Kompetenzmix benötigt. Z.B. Patentrecht plus Spezialisierung auf eine Branche.

Ach ja, Bosch hat auch Erwartungen an die Politik:
- Die alten Hasen sollen nicht schlagartig in Rente gehen. Hilfreich wäre ein flexibler Ausstieg, also ein Mix aus Teilzeit und Teilrente.