Ich arbeite seit einigen Jahren in der sogenannten Prozess Architektur. Das ist die architektonische Darstellung der Dinge, die wir in der Produktentwicklung tun.
Was man dazu lernen und verstehen muss ist, dass man zeitlichen Abläufen eine logische Struktur geben kann, die sich aus den Abhängigkeiten ergibt.
Zum Beispiel schreibt man immer zuerst die Anforderungen an ein Produkt oder einen Service und dann überlegt man sich, was man dafür braucht, d. h. eine Architektur. (Man kann natürlich auch umgekehrt vorgehen: Man schaut, was man hat und überlegt, was man damit noch machen könnte.) Danach folgen Entwicklungsschritte und danach kommt das Testen, zum Schluss die Freigabe.
Daraus folgt eine zeitliche Reihenfolge von Prozessen oder Aktivitäten, wenn man am Ende ein bestimmtes Ergebnis erreichen will.
Eine erweiterte Architektursicht ergibt sich, wenn man Prozesse und Aktivitäten weiter detailliert und dazu in eine darunter liegende Schicht geht.
Was diese Prozess Architektur am Ende zeigt ist eine Gesamtsicht auf alle Prozesse und wie sie zusammenhängen. Man kann auch sagen: Im Unterschied zu einer Prozessdarstellung, in der man mit dem Auge die Zeitachse entlangfährt zeigt die Prozess Architektur die statische Struktur der Gesamtheit aller Prozesse.
Die Frage, die ich mir stelle, ist: Kann man dies auch auf das eigene Leben anwenden?
Ich meine ja. Es löst für mich die Frage, wie ich diese Vision nenne, die mal auf einer Beerdigung hatte. Mir wurde plötzlich klar, dass die Verstorbene mit ihrem Tod nicht ausgelöscht war, sondern Ihr Leben in irgendeinem Sinne weiter besteht. Mir wurde klar, dass ungeachtet aller Alterung man doch immer und zu jeder Zeit immer die oder der Gleiche ist, und zwar entlang der gesamten Zeitachse.
Durch eine Architektenschablone bilden Kindheit, Jugend, Arbeitsleben und Alter keine vergehenden Lebensabschnitte, sondern man ergänzt entlang des eigenen Lebens seine "Lebensarchitektur".
In diesem Sinne ist der Blick ins Fotoalbum nicht der Blick in die Vergangenheit, sondern auf Elemente der eigenen Lebensarchitektur. Und in einem gewissen Sinne steckt darin auch die Aufhebung der Zeit und in DIESEM Sinne so etwas wie ein ewiges Leben.
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