Donnerstag, 9. Juni 2011

Allan McNish und der neue LeMans Audi R18

Der Schotte Allan McNish (41) ist einer der Fahrer aus dem siegreichen Audi LeMans Team. 1998 fuhr er auf einem Porsche 911 GT1 seinen ersten Sieg in LeMans ein, 2008 seinen zweiten auf einem Audi R15 TDI. Übermorgen startet er im Audi Team 3 auf dem neuen R18.

McNish ist mit 41 Jahren nicht der älteste im Audi Team. Der Däne Tom Kristensen ist zwei Jahre älter und der Italiener Dindo Capello wird nächste Woche 45. Hängt der Drang zum stundenlangen Sportwagenfahren am Ende doch mit der Midlife Crisis zusammen...:-)

Wie auch immer. Hier erklärt der Schotte jedenfalls mal die enormen physischen Belastungen des 24h-Rennens für seinen Körper (1,65m, 60kg). Es mutet an wie ein Astronautentraining:



Hier gibt der freundliche McNish dem Blogger von Quattroworld ein gut gelauntes Interview:



Noch mehr Infos vom Fahrer gibt es in seinen Podcasts: Link

Zum Auto:
Audi stellt mit dem R18 nach langer Zeit erstmals wieder einen geschlossenen Prototypen. In der LeMans Prototypenklasse LMP1 (Sportwagen mit speziell entwickelten Motoren) bevorzugte man meistens die offene Bauweise, weil so der Fahrerwechsel schneller vollzogen werden kann und der Fahrer eine bessere Rundumsicht und bessere Frischluftzufuhr hat. Da sich aber die Zeiten für Tanken und Reifenwechsel verlängert haben, fällt die längere Fahrerwechselzeit nicht mehr ins Gewicht und man wechselt zur Coupebauweise. Das hat den Vorteil einer besseren Aerodynamik. Dies umso mehr, da das Reglement die Motorleistungen reduziert hat. Der 3,7l TDI V6 Motor leistet "nur" noch 405kW. Ansonsten lautet die Devise: Leichtbau. Die Karosserie wiegt um die 900kg und besteht aus -kohlrabenschwarzer- Kohlefaser. Der V6 Motor ist rund 25% leichter als der vorherige V10 Motor. Die Leuchten bestehen aus ungekühlten LED.
Fotos und weitere Infos gibts auf der Website von Audi: Link

Auch Peugeot startet mit neuen Prototypen. Wegen des neuen Reglements. Aber auch sonst hätte man nach der Pleite im vergangenen Jahr sicher einen Schlusstrich gezogen: Voriges Jahr fielen alle vier Peugeots aus. Das wurde denn doch ein leichter Sieg für Audi. Trotzdem fuhr der Sieger-Audi die schnellste LeMans aller Zeiten heraus. Vor allem, weil er die geringste Boxenzeit hatte.

Die Leistungs- und Gewichtsdaten der neuen Peugeots und Audis sind aufgrund des Reglements fast gleich. Auch die Heckfinne ist neue Vorschrift. Obwohl die Veranstalter die Leistungs- und Gewichtsdaten über die Jahre immer wieder verschärft haben, sind sowohl die Gesamtrennzeiten (aufgrund der sparsamen Dieseltechnik und besserer Aerodynamik) als auch die Rundenzeiten (aufgrund schnellerer Kurvenfahrten) immer besser geworden. McNish merkt in einem Interview an, dass mit den heutigen 500PS Autos eine Performance wie mit den 1.000 PS Autos aus den 70er Jahren möglich ist.

Morgen wird sich zeigen, wessen neue Technik die zuverlässigere ist. Ich drücke Audi die Daumen. Den ersten ernsten Vergleich in diesem Jahr, die 1.000km in Spa, gewann allerdings Peugeot.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Wie die Privatkunden den Atomausstieg bezahlen sollen

Die Szenerie scheint vom Irrsin beherrscht: RWE Chef Großmann trat vor nicht mal einem Jahr eine Kampagne zum Ausstieg aus dem Ausstieg los. Das von Rot-Grün geänderte Atomgesetz war ihm ein Dorn im Auge und er schaffte die missliebigen Änderungen aus der Welt. Gestern nun wurde sein Brandbrief an Kanzlerin Merkel, mit der er im Herbst auf die Laufzeitverlängerungen angestoßen hatte, (Link, via: Ruhrbarone.de) bekannt. In diesem beruft er sich allen Ernstes, und scheinbar ohne jede Scham, auf das von ihm so kritisierte Atomgesetzt von 2002 für einen Bestandsschutz seiner Verstromungsansprüche für das AKW Mülheim-Kärlich. Das ist absurd.

Die Aktionäre von RWE und Eon reagieren auf auf den gestern beschlossenen Wiedereinstieg in den Ausstieg ebenfalls irrational mit einer regelrechten Verkaufspanik.

10-Jahreschart Eon-Aktie (Quelle: Comdirect)


10-Jahreschart RWE-Aktie (Quelle: Comdirect)

Dabei sind die Energieversorger lediglich auf die Geschäftsaussichten vor Merkels abrupter Laufzeitverlängerung zurückgefallen. Allerdings minus der Steuer auf die Kernbrennstäbe. Von dieser Steuer hieß es bei ihrer Einführung durch Schwarz-Gelb, sie sei der Beitrag der Kraftwerksbetreiber zum Laufzeitverlängerungsdeal mit der Regierung. Philipp Rösler begründete deren Beibehaltung trotz Ausstiegs gestern mit einer Beteiligung der Kraftwerksbetreiber an den Entsorgungskosten, z.B. für das Versuchslager Asse 2. Die Anwendung des Verursacherprinzips empört die Energiemanager natürlich.

Doch sind die dramatisch niedrigen Aktienkurse der Versorger gerechtfertigt? Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Versorger steigende Erzeugungskosten stets überproportional an ihre Privatkunden weiterreichen konnten. Das Argument, dass die steigenden Erzeugungskosten die Ergebnisse von RWE und Eon erheblich belasten werden, ist also wenig belastbar. Die Monopolstruktur des deutschen Strommarktes hat noch immer dafür gesorgt, dass sich die Erzeuger aller Risiken entledigen können.

Außerdem -und das werden wir in Zukunft häufig hören- besteht der Strompreis nicht nur aus Erzeugungs- sondern auch Leitungskosten. In diese sollen die Energieversorger kräftig investieren, um Küstenwindstrom gen Süden transportieren zu können. Das wird sich aber noch hinziehen. Denn einerseits sollen die Genehmigungsverfahren laut Rösler merklich gestrafft und verkürzt werden, damit der Wutbürger die Energiewende nicht blockiert. Andererseits hat NRW Ministerpräsidentin Kraft bereits darauf hingewiesen, dass NRW im Energiewendezeitalter zum Transitland werden wird. Dafür will sie etwas bekommen.

NRW wird aus noch einem Grund eine spannende Rolle spielen. Kraft wies in dem Interview mit dem Deutschlandradio auch darauf hin, dass die meisten CO2-Emissionsrechte von energieintensiven Unternehmen mit Sitz in NRW gebraucht werden. Damit fließe besonders viel Geld aus NRW in den Energiewendetopf und deshalb müssten dessen Einnahmen vor allem in NRW reinvestiert werden.

Da ist also noch viel zu verhandeln. Und was der Wutbürger nicht blockieren kann oder soll, das wird die Landespolitik schon hinbekommen..

Die neuen Hochspannungstrassen werden viel Geld kosten. Philip Rösler hat gestern gesagt, wer es bezahlen wird: Die privaten Stromkunden. (Das brachte er in dem Interview in einem Halbsatz unter, den er halb verschluckte und den man deshalb leicht überhören konnte..)

Bleibt noch eine offene Frage: Womit schließen wir die Erzeugungslücke? Wind allein wird es nicht leisten können. Wir werden neue fossil befeuerte Kraftwerke benötigen, vorzugsweise -weil erstens schneller regelbar und zweitens mit der besseren Emissionsbilanz als Kohle- mit Gaskraftwerken. Das Erdgas wiederum wird vorzugsweise durch Transportnetze von Ruhrgas und Wintershall von den Pipelines aus Russland, den umkämpften Ländern am kaspischen Meer oder Norwegen zu den neuen Kraftwerken strömen. Gazprom z.B. wird also von der Energiewende in Deutschland profitieren.

Schwarz-Gelb hat sich auch schon überlegt, wie Deutschland trotz gesteigertem Strom aus Erdgas seine CO2-Emissionen insgesamt senken wird: Nämlich, in dem die Besitzer von Häusern und Eigentumswohnungen kräftig in Wärmedämmung investieren. Das tut der Häuslebauer sowieso, weil er direkt von den eingesparten Energiekosten profitiert. Wohnungsvermieter tun das noch lange nicht, weil sie Energieverbrauchskosten einfach auf ihren Mieter umleiten (wenn dieser nicht schon einen eigenen Vertrag mit einem Gasversorger hat). Allerdings könnte der Wert einer Wohnung mit günstigem Energiepass demnächst steigen. Ob das aber die Investitionskosten komplett ausgleicht..? Ob er seine Investitionskosten auf die Mieter umlegen darf, ist strittig. Die Berliner SPD unternimmt Anstrengungen, dass die Kosten allein am Vermieter hängen bleiben. Denn: "Die Energiewende muss sozial verträglich gestaltet werden."

Und damit kommen wir vom Irrsinn zur Schizzophrenie: Denn während hohe Steuern auf Energie, auch Benzin, ständig mit ihrer ökologischen Lenkungswirkung gerechtfertigt werden, werden die gleichen Kostensteigerungen diffamiert, wenn sie von Privaten eingetrieben werden - selbst wenn sie dem gleichen Ziel dienen, das die Politik verfolgt. Das dürfte noch Krach geben.

Unterm Strich: Leitungsnetze für Strom und Erdgas werden an Bedeutung gewinnen. Besitzer von Trassenrechten und Netzinfrastruktur werden künftig mehr verdienen, weil die Transportwege für Strom länger werden und weil mehr Erdgas für die Ersatzktaftwerke gebraucht werden wird. Nicht die Betreiber und nicht deren Industriekunden werden die Energiewende bezahlen, sondern wir Privatkunden. Für ein Elektroauto wird da übrigens nicht mehr viel Geld übrig bleiben.. Das könnte zu einem Luxus- oder Statusobjekt mutieren.

Die Profiteure der Energiewende heißen deshalb meiner Meinung nach: Eon, Gazprom und RWE als Erzeuger und Transpoteure sowie Siemens und die Hersteller von Windkraftanlagen.

Sonntag, 5. Juni 2011

Grüße von Kotzen nach Essen

Hagen Rether hat ja mal über seine Heimatstadt im Ruhrgebiet gesagt: "Wenn so schon Essen aussieht, wie muss dann erst Kotzen aussehen?"

Hier kommt die Antwort. Es ist ein kleines Dorf im landschaftlich schönen Havelland, westlich von Berlin.


Größere Kartenansicht

Auf dem Weg nach Kotzen:


Aufpassen, man übersieht das Ortseingangsschild schnell..


Und hier sieht es so aus, wie in vielen Dörfern Brandenburgs - und übrigens auch Polen (zumindest in Schlesien):






Alles in allem: viel malerischer als die Margaretenhöhe, oder? ;-)

Samstag, 28. Mai 2011

Rösler will die gefühlten Benzinpreise senken

Der Wirtschaftsminister greift nun den Hinweis auf, dass Tankstellen in Österreich ihre Preise nur noch einmal täglich bewegen dürfen. Ich hatte darauf schon mal vor einem Jahr hingewiesen: Link. Das soll die permanent in Bewegung befindlichen Benzinpreise bremsen.

Dort hatte ich auch geschrieben, wie die Tankstellenbetreiber darauf reagiert haben: Sie bilden nun Mittelwerte der erwarteten Tagesganglinie. D.h. es steckt mehr Spekulation drin. Geht die Tendenz nach oben, baut der Anbieter Luft nach oben mit in seinen Tagespreis. D.h. wahrscheinlich gewinnt der Autofahrer da gar nicht viel.

Es hat aber trotzdem einen positiven psychologischen Effekt: Man ärgert sich nicht mehr, wenn man morgens eigentlich tanken wollte, aber darauf spekulierte, dass es abends billiger wird. Und dann doch mit anschwellendem Ärger sehen musste, dass der Preis gestiegen ist. So ist es manchmal an den Börsen. Und so ist der Deutsche, der an der Börse handelt: Gewinne schreibt er gerne seiner Intelligenz zugute. Verluste versucht er bei den anderen abzuladen. (Die Banken machen es ihm vor.)

Dass die Autofahrer diesen positiven Effekt ihm zugute schreiben werden, ist das Kalkül Röslers. Wenn er wirklich etwas gegen zu hohen Benzinpreise tun wollte, könnte er auch die Energiesteuer senken..

Mittwoch, 25. Mai 2011

Die Brennelementesteuer ist verbrauchsabhängig

"Die Steuer für ein Gramm Plutonium 239, Plutonium 241, Uran 233 oder Uran 235 beträgt 145 Euro."
Quelle: Wikipedia

Die Brennelementesteuer (korrekt: Kernbrennstoffsteuer) wird also abhängig vom Verbrauch erhoben. Sollte die Bundesregierung einige Kernkraftwerke stillegen, müsste sie die Steuer nicht "logischerweise wieder abschaffen", wie das heute Vertreter der Kraftwerksbetreiber und Politiker wie Horst Seehofer forderten. Bei "null Atomstrom" beträgt die Steuer ebenfalls null.

Zusätzlich zahlen die Kernkraftwerksbetreiber neun Euro pro zusätzlich eingespeister MWh (= 1.000 kWh) in einen Fonds zur „Finanzierung der Förderungsmaßnahmen zur Umsetzung des Energiekonzeptes“

Dienstag, 24. Mai 2011

Was in Berlin sonst noch geschah

Innenminister Friedrich: "Wer nichts vebrochen hat, braucht keinen Datenschutz." OK, dann aber auch: Wer nichts verbrochen hat, braucht keinen Bodyguard.

Gelangweilte Mittelklassekinderchen aus Schwaben haben gestern mit Streichhölzern an Versorgungskabeln der Bahn am Bahnhof Ostkreuz gespielt, ein Feuer zustande bekommen und ein Skript auf einen Blog gepostet. Alle Räder standen still. Die Fahrgäste bemerkten den Unterschied zum Normalbetrieb der Berliner S-Bahn aber nicht.

Die Bundesdruckerei bereitet angeblich die Produktion von DM-Scheinen und Münzen vor.

Verkehrssenatorin Junge-Reyer (SPD) und Umweltsenatorin Lompscher (ehemals SED, heute Linkspartei): "Sind bei der Lahmlegung Berlins in den vergangenen fünf Jahren gutes Stück voran gekommen."

Innensenator Körting traut sich noch nicht zu sagen, dass er die Position des Polizeipräsidenten eigentlich ersatzlos streichen will. Intern gilt das als Dialogangebot an die Auto- und Kinderwagenanzünder.

Egon Bahr hat dem neuen Behördenchef für die Stasiunterlagen, bei dem es sich zum ersten mal um einen Vertreter der Stasiopfer handelt, mangelnden Versöhnungswillen vorgeworfen.

Die Friedrichshainer Bürgerinitiative "Mediespree versenken" hat sich versehentlich für den Erhalt einer wilden Müllkippe am Spreeufer eingesetzt. Sprecher Joost: "Wir setzen uns konsequent für den Erhalt gewachsener Strukturen ein."

Da der Platz des Tiergartens nicht mehr ausreichte, sind am Wochenende die ersten Grillfans auf das Gelände des gegenüber liegenden Schlosses Bellevue eingedrungen. Familien eigneten sich zusammen mit Schweinen und Ziegen "unseren Schlosspark" an. Bundespräsident Wulff und seine Familie flüchteten vor den dichten Nebelschwaden ins Kanzleramt.

Montag, 23. Mai 2011

Schlagen wir die Mineralölkonzerne mit ihren eigenen Waffen

Die Mineralölkonzerne fahren folgende Strategie, um die Preise an ihren Tankstellen möglichst lange hoch zu halten:
- Informationstechnik, die sie über die Preisentwicklung beim Wettbewerb möglichst in Echtzeit informiert. Vereinfachtes Motto: Sobald der erste erhöht, ziehen sie nach. Erst wenn der Letzte gesenkt hat, senken sie auch.
- Die fortwährende Ausdünnung ihres Tankstellennetzes, um ihren Kunden möglichst lange Wege zu bescheren, wenn sie ebenfalls Preise beobachten und vergleichen wollen.

Die Antwort von uns Kunden sollte lauten: Machen wir es ihnen nach! Ein einfache Möglichkeit ist eine App fürs Smartphone. Clever Tanken war eine der ersten: Wer unterwegs an einer Tankstelle vorbekommt, merkt sich den Preis für seine Sorte und gibt sie bei nächster Gelegenheit in die App ein. Je mehr Anwender mitmachen, desto breiter und aktueller wird die Informationsbasis. Inzwischen tummeln sich einige Anwendungen mehr auf dem Markt. Wer ein iPhone hat, gebe bei iTunes einfach mal das Stichwort "Benzinpreis" oder "Tanken" ein..

Eine zweite Möglichkeit ist leider verboten: Im großen Stile einkaufen, wenn der Preis mal niedrig ist. Benzin in Fässern in der Garage zu lagern ist aus Sicherheitsgründen verboten. Die einzige Möglichkeit ist ein Reservekanister. Oder der Tank des Zweitwagens. (Denn sobald sich ein Auto um den Tank herum befindet, ist es erlaubt ;-)

Sonntag, 22. Mai 2011

Schalker Fantreff in Berlin

Da die Schalker ja alle zwei, drei Jahre zum Pokalfinale herkommen, kann man schon von Tradition sprechen: Man trifft sich am Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche. Und immer wieder bin ich überrascht, wie viele alte Bekannte wir treffen. Ich hab nur zwei Jahre in Gelsenkirchen gewohnt, bin aber in Dortmund aufgewachsen. Trotzdem: Egal ob beim Auswärtsspiel vom BvB oder z.B. auf einer der vielen Meisterfeiern der letzten Jahre in Dortmund: Ich treffe da kaum bekannte Gesichter..

Jedenfalls hab ich mich gestern dem Tross wieder angeschlossen. Man trifft sich im kleinen Kreis am KaDeWe und zieht dann rüber zur Fanparty. Ich war mit BvB Shirt da, das mit der Meisterschale. Meinen Witz "Einmal Schale anpacken: 1 EUR" fanden nur unsere Kumpels von damals lustig. Die verhätschelten und subventionierten "Ultras", die so tun, als hätten sie sowohl den FC Gelsenkirchen Schalke 04 gegründet als auch die letzte Kohle aus dem Stollen geholt, sind weniger locker. Aber die muss man großzügig ignorieren.

Jedenfalls hab ich mich mit etlichen Schalkern gut unterhalten. Unterm Strich sind wa doch froh, dass beide Trophäen dieses Jahr in den Pott gehen. Eine besondere Ehre war mir die Bekanntschaft mit einem der letzten Schalker Meister..




Samstag, 21. Mai 2011

Nokia sucht nach patentierbaren Kundenideen

Alle reden von der Kreativwirtschaft. Nokia handelt und eröffnet eine Plattform für die Einreichung von Produktideen.

Nokia erweitert die Idee von Crowd Sourcing jetzt auf patentierbare Ideen. Unter dem Kampagnenname "Invent with Nokia" ruft Nokia die Welt auf, ihr patentierbare Produkt- und Serviceideen zuzusenden. Gehandhabt wird es ähnlich dem Arbeitnehmererfindungswesen:

1. Registrierung auf der Website
2. Zusendung der Erfindungsbeschreibung an Nokia. Nokia startet eine zweistufige Sicht im eigenen Hause.
3. Binnen vier Monaten meldet sich Nokia, ob es die Idee übernehmen und zum Patent anmelden will.
4. Im Falle der "Inanspruchnahme" honoriert Nokia dies. Sollte die Idee patentiert werden und in erfolgreiche Produkte oder Services einfließen, zahlt Nokia eine Erfolgsbeteiligung. Wie hoch diese ist, erfährt man erst im Zuge der Registrierung.


Quelle: Nokia

Das ist ein interessanter Ansatz und ich bin gespannt, ob und was Nokia über den Erfolg seiner Kampagne berichten wird. Welche Art Vorschläge darf Nokia wohl erwarten?

1. Alles, was man besser machen könnte, wo es heute hakt. Die meisten Kunden können vermutlich sofort Hinweise auf nicht optimale Produkte und Abläufe geben. Z.B. für die Gestaltung der Bedienoberfläche, Akkuhaltbarkeit, Empfangsqualität, Lautstärke und Klangqualität des MP3-Players. Solche Dinge, mit denen man täglich in Kontakt kommt. Diese Vorschläge werden aber nur selten patentierbar sein. Trotzdem wertvoll für Nokia ;-)
2. Anwendungsfälle, für die Kunden sich eine Funktion oder "App" wünschen. Marktlücken und Nischen für den "Appstore" (wie heißt der bei Nokia..?) sozusagen.
3. Freie Erfinder, die eigene Erfindungen meist auf eigene Kosten anmelden.
3. Echte Diamanten. Bahbrechende Erfindungsideen, an die noch keiner gedacht hat.

Allerdings weist Nokia auf seiner Website darauf hin, dass es natürlich auch selbst viele Ideen hat, und die eingereichte Idee nicht neu sein könnte.. Wie kann man das als Erfinder von außen unterscheiden? Das einzig objektive Kriterium dafür wäre eine Patentanmeldung von Nokia, die beim Patentamt früher angemeldet wurde (das steht auf der Veröffentlichungsschrift), als der Erfinder seine Idee an Nokia gesendet hat.

Ein wichtiger Punkt ist: Mitarbeiter von Wettbewerbern und Zulieferern unterliegen in Deutschland (und in anderen Ländern sieht es sicher ähnlich aus) dem Arbeitnehmererfindungsgesetz. Das heißt: Wer in dieser oder verwandten Branchen arbeitet, ist eigentlich verpflichtet, seine Erfindungen zuerst seinem Arbeitgeber anzuzeigen (Erfindungsmeldung, Formblatt sollte im Intranet bereitstehen..). Auch der eigene Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, Erfindungen, die er in Anspruch nimmt und verwertet, zu vergüten. Auch wird der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmer auf Patentanmeldungen immer als Erfinder benennen.

D.h. für Branchenspezialisten ist diese Kampagne eher uninteressant. Aber freie Erfinder

Trotzdem ein reizvolles Projekt. Natürlich auch für Web 2.0 Berater. Vor zehn Jahren zogen wir mit der Idee von Customer Relationship Management über die Lande. Danach wechselte ich in die Patentberatung. Nokia hat nun beides auf interessante Weise kombiniert.

Vielleicht war diese Idee inspiriert vom US-amerikanischen Projekt "Peer to Patent", wo Crowdsourcing für die Neuheitsprüfung eingereichter Patentanmeldungen beim Patentamt genutzt wird..?

Nokia sucht nach Crowd-Patenten

Nokia erweitert die Idee von Crowd Sourcing jetzt auf patentierbare Ideen. Unter dem Kampagnenname "Invent with Nokia" ruft Nokia die Welt auf, ihr patentierbare Produkt- und Serviceideen zuzusenden. Gehandhabt wird es ähnlich dem Arbeitnehmererfindungswesen:

1. Registrierung auf der Website
2. Zusendung der Erfindungsbeschreibung an Nokia. Nokia startet eine zweistufige Sicht im eigenen Hause.
3. Binnen vier Monaten meldet sich Nokia, ob es die Idee übernehmen und zum Patent anmelden will.
4. Im Falle der "Inanspruchnahme" honoriert Nokia dies. Sollte die Idee patentiert werden und in erfolgreiche Produkte oder Services einfließen, zahlt Nokia eine Erfolgsbeteiligung. Wie hoch diese ist, erfährt man erst im Zuge der Registrierung.


Quelle: Nokia

Das ist ein interessanter Ansatz und ich bin gespannt, ob und was Nokia über den Erfolg seiner Kampagne berichten wird. Welche Art Vorschläge darf Nokia wohl erwarten?

1. Alles, was man besser machen könnte, wo es heute hakt. Die meisten Kunden können vermutlich sofort Hinweise auf nicht optimale Produkte und Abläufe geben. Z.B. für die Gestaltung der Bedienoberfläche, Akkuhaltbarkeit, Empfangsqualität, Lautstärke und Klangqualität des MP3-Players. Solche Dinge, mit denen man täglich in Kontakt kommt. Diese Vorschläge werden aber nur selten patentierbar sein. Trotzdem wertvoll für Nokia ;-)
2. Anwendungsfälle, für die Kunden sich eine Funktion oder "App" wünschen. Marktlücken und Nischen für den "Appstore" (wie heißt der bei Nokia..?) sozusagen.
3. Freie Erfinder, die eigene Erfindungen meist auf eigene Kosten anmelden.
3. Echte Diamanten. Bahbrechende Erfindungsideen, an die noch keiner gedacht hat.

Allerdings weist Nokia auf seiner Website darauf hin, dass es natürlich auch selbst viele Ideen hat, und die eingereichte Idee nicht neu sein könnte.. Wie kann man das als Erfinder von außen unterscheiden? Das einzig objektive Kriterium dafür wäre eine Patentanmeldung von Nokia, die beim Patentamt früher angemeldet wurde (das steht auf der Veröffentlichungsschrift), als der Erfinder seine Idee an Nokia gesendet hat.

Ein wichtiger Punkt ist: Mitarbeiter von Wettbewerbern und Zulieferern unterliegen in Deutschland (und in anderen Ländern sieht es sicher ähnlich aus) dem Arbeitnehmererfindungsgesetz. Das heißt: Wer in dieser oder verwandten Branchen arbeitet, ist eigentlich verpflichtet, seine Erfindungen zuerst seinem Arbeitgeber anzuzeigen (Erfindungsmeldung, Formblatt sollte im Intranet bereitstehen..). Auch der eigene Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, Erfindungen, die er in Anspruch nimmt und verwertet, zu vergüten. Auch wird der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmer auf Patentanmeldungen immer als Erfinder benennen.

D.h. für Branchenspezialisten ist diese Kampagne eher uninteressant. Aber freie Erfinder

Trotzdem ein reizvolles Projekt. Natürlich auch für Web 2.0 Berater. Vor zehn Jahren zogen wir mit der Idee von Customer Relationship Management über die Lande. Danach wechselte ich in die Patentberatung. Nokia hat nun beides auf interessante Weise kombiniert.

Vielleicht war diese Idee inspiriert vom US-amerikanischen Projekt "Peer to Patent", wo Crowdsourcing für die Neuheitsprüfung eingereichter Patentanmeldungen beim Patentamt genutzt wird..?

Mittwoch, 18. Mai 2011

Herzlichen Glückwunsch zum Büchner-Preis, F. C. Delius

"Das sichtbare Leiden des gefangenen Arbeitgeberpräsidenten war für sich schon ergreifend. Irritierender noch war die Ahnung, daß die Polaroidphotos doppelt belichtet schienen. Das zweite Bild dahinter, über das nicht gesprochen wurde, war das heimliche, vielleicht das eigentliche Skandalon des Jahres 1977: Nie zuvor hatte man in Deutschland einen SS-Mann leiden sehen."
F. C. Delius

Erkenntnisse über Elektroautos

Batteriebetriebene Elektroautos führen zu einem Dilemma zwischen Verkehrs- und Wohnkonzepten: Wegen ihrer geringen Reichweite eignen sie sich am besten für Leute, die in der Innenstadt wohnen. Da sie aber zum Aufladen einen reservierten Parkplatz mit Zugang zu einer Steckdose brauchen, eignen sie sich aus dieser Sicht am besten für Leute mit Häuschen und Garage im Grünen oder der Vorstadt.

Zur Auflösung dieses Dilemmas sind vor allem diese Ansätze bekannt:
- Die Tiefgaragen von Wohn- und Bürohäusern in Innenstädten werden von deren Besitzern mit Ladestationen ausgerüstet.
- Die Kommune oder der Stromversorger baut ein Netz von Ladestationen an Straßenrändern aus. (Voraussetzung ist, dass jeder Stecke in jede Dose passt.)
- Ein Betreiber baut ein Netz von Batteriewechselstationen aus, in denen die Fahrer von standardisierten Batterien leer gegen voll tauschen können. (Nachteil für den Fahrer: Er muss mehrmals die Woche eine solche Tankstelle anfahren und die Wechselprozedur mitmachen. Vorteil: Er spart sich die stundenlangen Ladezeiten.)
- Das Auto wird mit einem Notstromaggregat ausgerüstet, das die Batterie an Bord bei Bedarf nachlädt. (Vorteil für den Fahrer: Er ist außer von Tankstellen von nichts und niemanden abhängig.)
- Man forscht und entwickelt weiter an Energiespeichern, d.h. Batterien und an der Nutzbremsung im Auto.

Es gibt noch ein Dilemma: Gerade weil Elektroautos so sparsam sind, verdienen die Stromversorger nicht viel an ihnen. Deshalb lohnen sich für sie keine Großinvestitionen in Ladestationen. Die lohnen sich nur, wenn die Ausnutzung bereits vorhandener Kapazitäten oder überschüssiger Windstrom durch die Versorgung von Elektroautos mit wenig Aufwand verbessert werden kann.

Die Frage lautet: Wer geht in Vorleistung, und baut dem anderen Marktteilnehmer dessen Risiko ab? Der Autofahrer sagt: Baut mir erst mal ein zuverlässiges und für meinen Bedarf passendes Netz von Ladestationen auf. Der Stromversorger antwortet: Das tun wir gerne, aber nur wenn ihr viele seid. Und das gleiche sagt Shai Agassi mit seinem Batteriewechselnetz.

Diese grundsätzlichen Hürden sollen nun durch mächtige Subventionen überwunden werden? Davon halte ich nichts. Wenn man ein Projekt startet, in der Annahme, dass sein Ergebnis großen volkswirtschaftlichen Nutzen bringt (Ölpreis, Arbeitsplätze, Exporte, Klimawandel) und wenn man dann feststellt, dass diese Lösung sehr teuer wird, dann stimmte vielleicht die ursprüngliche Annahme nicht.

Trotzdem verfolgen viele Regierungen solche Konzepte und der Automobilhersteller Tesla Motors verkauft fleißig seine Elektroroadster. Aber hier gilt, was in der Energiepolitik generell gilt: Jedes Land hat andere Bedingungen und Strukturen. Israel hat kurze Wege, in Kalifornien wohnt starke Kaufkraft und es gibt Länder, die vor lauter Wasser- oder Windkraft nicht wissen, wohin mit ihrem Strom.

Die Regierung hat die Frage der Elektromobilität zu einem nationalen Anliegen ausgerufen, bevor sie all diese Fragen untersucht hatte. (Wie so oft, denkt man hier entweder nicht strategisch oder man spricht nicht über seine wahren Absichten). Inzwischen ist die Nationale Plattform Elektromobilität jedenfalls zu einer Runde geworden, deren Hauptaufgabe offenbar die Berechnung von Subventionsbedarfen ist. Die Kalkulation wäre zumindest offen zu legen, und von der Regierung mit Sachverstand zu prüfen. Aber das ganze ist kommunikationstechnisch auch so angelegt, dass jeder jederzeit von dem Projekt abspringen kann mit dem Verweis, dass ja die andere Seite dieses Projekt wollte..

Montag, 16. Mai 2011

Fukushima - Super GAU nach 16 Stunden

Jetzt ist es amtlich: Die Reaktorkatastrophe in Fukushima ist genau so schwer wie die in Tschernobyl (INES Stufe 7, Link). Mehr als zwei Monate nach dem Erdbeben korrigiert TEPCO seine ursprüngliche Darstellung dahin gehend, dass es bereits nach 16 Stunden die erste Kernschmelze (in Reaktor 1) gegeben habe.

Nach dem 11. März hieß es seitens TEPCO und IAEA, die Notabschaltung nach der Registrierung des Erdbebens habe richtig funktioniert und der Reaktor sei im "cold shut down". Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die Abfuhr der Nachzerfallswärme. Dazu diente auch das kontrollierte Ablassen von Wasserstoff (was dann aber wohl doch zu Knallgasreaktionen in der Atmosphäre führte..). Mit der Zeit klingt die Wärmeentstehung ab, also ist das Risiko einer Kernschmelze direkt nach der Abschaltung am größten, wenn die Wärmeabfuhr nicht gelingt.

Da wir keine anderen Informationen bekamen, waren wir über Tage im Glauben: "Bis jetzt hat es funktioniert." Ich erinnere mich an Kommentare z. B. bei den Ruhrbaronen, wo denn die Katastrophe bleibe, die deutschen Kritiker hätten mal wieder übertrieben. Jetzt erfahren wir: Die Wärmeabfuhr hat nicht funktioniert und es kam zur Kernschmelze. Der geschmolzene Kernbrennstoff hat Löcher in den Reaktorboden gefressen - das Chinasyndrom. Die Bewohner der Kraftwerksumgebung bekamen die Informationen, die sie für die Entscheidung einer FLucht gebraucht hätten, nicht.

Ob das TEPCO-Management es nicht früher wusste oder es nicht sagte - es ist ein weiterer Beleg dafür, dass bei der Sicherheit von Kernkraftwerken nicht nur auf die Qualität des Sicherheitstechnik ankommt, sondern auch auf die Qualität des Managements.