Das letzte Mal, dass ich echte Kriegsangst hatte war Anfang der 80er Jahre. An dem Gymnasium, auf das ich seit 1979 ging, wehte ein rotgrüner, pazifistischer Zeitgeist. Bzw. kam es mir so vor, weil sich die älteren, konservativen Lehrer zurück hielten.
Jedenfalls las, hörte und sah ich viel zum Thema NATO Doppelbeschluss und "Overkill". Dazu die Musik von Bands, die einige Schulfreunde von ihren älteren Geschwistern angesagt bekamen. Wer "Cruise Missile" von Fischer-Z nicht mitsingen konnte und sich stattdessen der Neuen Deutschen Welle hingab, hatte bei den meisten Mädels keine Chance mehr. Bzw.: man musste dann gleich richtig Gas geben und als Popper oder Waver (nicht: Wafer, was mich mehr interessierte..) durchstarten.
Jedenfalls erinnere ich mich daran, irgendwann richtig Angst vor einem Krieg zu haben. Kurz vorher hatten sie ähnlich erfolgreich die Angst vor Drogen bei uns implantiert - was natürlich eine richtige und gute Sache war. Also, zu Drogen hat uns damals niemand verführt. Bis heute nicht.
Aber: Angst ist eben sehr mächtig und funktioniert. 1981 gab es den Spruch: "Wenn Reagan Präsident wird, gibt es Krieg!"
Wenn man so viele Ansagen um sich herum hört, dass der Atomkrieg inzwischen wahrscheinlicher ist als der Frieden, und man Filme über Hiroshima gezeigt bekommt, dann sitzt das. Wir hatten einen dtv-linken SoWi-Lehrer, der uns auch ohne jedwede Ahnung von bzw. fast Verachtung für Physik, bzw. Physiker, die Sinnlosigkeit von "Reagan's Krieg der Sterne" erklärte. So war das linke Wording: Aus einem Raketenabwehrprogramm machten sie den "Krieg der Sterne" - Star Wars.
Um so größer war später die Entspannung durch Gorbatschow und den auf ihn ein gehenden Reagan.
Warum erzähle ich das? Weil dieses lange vergrabene Gefühl allmählich wieder in mir hoch schleicht. Natürlich bin ich 40 Jahre älter. Aber ich halte alle Beteiligten wirklich für fähig und willens uns in einen Krieg zu stürzen. Was anders ist als damals: Wer damals gegen den Krieg sang, singt heute für ihn. Wolfgang Niedecken sagte z. B. neulich, er habe sich damals geirrt und die Ostermarschierer täten ihm "heute leid" (Link).
Wo ist sein Misstrauen gegen die eigene Obrigkeit geblieben?
Ich halte einen Krieg heute für wahrscheinlicher als damals, weil unsere Politiker heute nicht so intelligent sind wie die damaligen: Egal ob Helmut Schmidt oder Helmut Kohl, beide hatten den Krieg erlebt. Die wollten ihn "nie wieder". Und ja, die wussten, dass man wehrhaft sein muss. Das sind wir heute nicht und das beißt sich mit der Kriegsbereitschaft unserer Führungsmacht USA.
Ich glaube wirklich, dass es diesmal nicht gut ausgehen wird.
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