Montag, 27. September 2010

So geht Bank heute: Sohn vom Sohn vom Sohn vom Sohn

Es klang wie ein verfrühter Aprilscherz. Am Morgen des 17. März 2010 veröffentlichte die Lobbyagentur Hering Schuppner per Pressemitteilung, dass Henriette Peucker ab dem 01.04. die "perfekte Ergänzung für unseren Geschäftsbereich Corporate Affairs" sei.

Dies gelte besonders für "unseren integrierten Ansatz Kapitalmarktnähe, Corporate Perspektive und Politik-Erfahrung" (Link). Das kann man wohl sagen. Denn Henriette Peucker leitete davor die Berliner "Repräsentanz" der Deutschen Börse. Sie trieb also die Gesetzgebung zur Öffnung des Wertpapierhandels für verbriefte Kreditforderungen voran. Adressat ihrer Forderungen war der Mann, mit dem sie auch privat liiert ist: der damalige Ministerialdirektor und heutige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Jörg Asmussen. Über den schrieb der SPIEGEL, dass er immer rausgehe, wenn es in einer Sitzung um Geschäfte ginge, in die auch seine Liierte involviert sei..

Diese Mission ist längst erfüllt. Sie hat große private und Landesbanken erschüttert. Die Börse hat an allen, Gewinnern und Verlierern verdient. Die Herren Bankvorstände hingegen waren groß mit dem Wort, aber klein in ihren Fähigkeiten. Leute wie die IKB-Aufsichtsräte Ulrich Hartmann und Michael Rogowski durchschauten die Spiele an der Wallstreet nicht. Sie gaben ihren Vorständen aber Verträge wie an der Wallstreet, fühlten sich wie die Kapitäne großer Ozeandampfer. Nur als alles zusammenbrach und man sie nach ihrer Verantwortung fragte, als man von ihnen im Nachhinein Qualität einforderte, fassten sie das als ungebührliche Provokation Subalterner auf. Und pochten auf die Einhaltung ihrer Bonus- und Pensionszusagen. Zu begleichen bitte schön durch die Steuerzahler. Das galt nicht nur für die glücklosen Spieler, sondern auch für die nicht minder glücklosen "Sanierer".

Zu dieser Gattungsart gehören z.B. die Herren Axel Wieandt (Ex-HRE Vorstand) und sein Vorgänger Georg Funke, der die HRE auf insgesamt 12 Mio. EURO verklagte. An diesem Typus stört, dass er VOR dem Amtsantritt seine hohen materiellen Forderung damit begründet, dass er zur weltweit knappen Elite gehöre, die bereit und fähig sei, hohe Verantwortung zu übernehmen. Wenn er dann versagt hat, begründet er die Durchsetzung seiner Ansprüche mit dem privaten Vertragsrecht.

Bleiben wir bei Axel Wieandt, dem Sohne von Paul Wieandt, seines Zeichens Banksanierer, der z.B. die SchmidtBank sanierte und im Zuge dessen die Online Bank Consors von Karl-Matthäus Schmidt verkaufte. Axel Wieandt studierte an der WHU und ging dann zu: McKinsey. Dort lernte er Martin Blessing kennen, der später Axels Schwester Dorothee heiratete. Blessing ist auch ein Bankierssohn und -enkel: sein Vater war Vorstand der Deutschen Bank, sein Großvater Präsident der Bundesbank. Dorothee übrigens arbeitet bei den Erfindern und größten Profiteuren der Finanzkrise: Goldman Sachs.

Zur Ablenkung der Politik von den eigentlich wichtigen Fragen, zündeten diese Angehörigen einer neuen Täterschicht Nebenkriegsschauplätze. Deutschland diskutierte zwei Jahre lang darüber, ob nun die privaten oder die öffentlichen Banken schlimmere Täter gewesen seien. Dabei ist diese Frage ganz unwichtig. Wichtiger ist die Frage: Was verbindet die Handelnden? Und schaut man da mal näher hin, erkennt man also, dass man es hier mit Familienangelegenheiten zu tun hat. Die Damen und Herren kennen sich gut und schon lange. Die wichtigsten sind sogar miteinander verwandt. Und mancher trott sowohl bei privaten als auch bei öffentlichen Banken auf: Namentlich Hilmar Kopper. Damals Nachfolger des 1989 ermorderten Alfred Herrhausen. Heute Aufsichtsrat bei der HSH Nordbank. Kopper ist ein Beispiel dafür, dass die gleiche Person sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor Schaden anrichten kann.

Hans Martin Bury hingegen ist ein Seitenwechsler der anderen Art. Nicht genug, dass er -wie Asmussen- Mitglied der SPD ist. 2005 wechselte er vom Auswärtigen Amt auf einen Direktorenposten bei den Pleitebänkern der Gebrüder Lehman. Hm, danach wurde er Managing Partner bei HERING SCHUPPENER Consulting.

Solche Seitenwechsel ermöglicht unser Konzept von Rollen und Personen. Jeder darf im Prinzip jede Rolle ausfüllen. Auch wenn der größte Nutzen eines Rollenspielers darin läge, dass er seinen vorherigen Rollengeber verraten würde. Das ist falsch verstandene Berufsfreiheit.

Wir müssen alle genannten Fälle im Zusammenhang mit der Frage sehen: Wer refinanziert die Finanzkrise? Wer kommt für die Depotverluste abgestürzter Großbürger und die Saläre "glückloser" Bankierssöhne auf?

Die 5 EURO Hartz IV Erhöhung sind eine Antwort darauf. Eiskalt vorgetragen von der ausgeguckten Vollstreckerin der Umverteilung von unten nach oben: Der Albrechttochter Ursula von der Leyen.

Herbst im Havelland



Donnerstag, 23. September 2010

Old



Gott ist alt, die Menschheit ist alt, die Bibel ist alt. Ich bin nicht alt:

Down the decades every year
Summer leaves and my birthday's here
And all my friends stand up and cheer
And say man you're old
Getting old
Old

Wisdome is old
The Koran is old
The Bible is old
I'm not old.
Paul Simon

Montag, 20. September 2010

Endlager im Süden?

In der Frage der Atomenergie sind die Deutschen tief gespalten. Je zur Hälfte befürworten sie sie bzw. lehnen sie sie ab.

Das hängt aber weniger mit der Angst vor einem Kraftwerksstörfall zusammen, als vielmehr mit der Entsorgungsfrage. Der Bayerische Rundfunkt sendete vergangene Woche ein Feature, in dem auch folgendes Umfrageergebnis genannt wurde: Unter der Voraussetzung, dass die Entsorgungsfrage gelöst wäre, wären zwei Drittel der Deutschen für die weitere Nutzung der Kernenergie.

Das kann man auch so lesen: In das Verantwortungsbewusstsein und Fähigkeiten der Ingenieure, die sichere Kraftwerke entwickeln und bauen sollen, haben die meisten Deutschen vertrauen. In die (noch schwarz-gelbe) Regierung, die Verträge mit den Kraftwerksbetreibern verhandelt und die ein Endlager für den Atommüll suchen soll, dagegen nicht.

Die Art und Weise, wie vier Großkonzerne bei der Bundesregierung die Durchsetzung ihrer Geschäftsinteressen betrieben haben, hat am Samstag 100.000 Bürger nach Berlin mobilisiert. Das sind so viele wie 1986 am AKW-Standort der PreussenElektra in Brokdorf. Energieversorger stehen damit in der Ansehensrangliste leider wieder auf einem Abstiegsplatz, gerade noch vor den Banken. In dreißig Jahren haben sie nichts dazu gelernt.

Asse II hat zwei Erkenntnisse zu Tage gefördert:

Erstens kann man Direktabsprachen zwischen konservativen Politikern und Energiemanagern nicht trauen. Niedersachsens MInisterpräsident Ernst Albrecht (CDU) und seine Wirtschaftsministerin Birgit Breuel, die später auch Aufsichtsrat bei PreussenElektra wurde, haben Anfang der Achtziger Jahre Sicherheitsanforderungen und das neue Atomgesetz bedenkenlos vom Tisch gewischt und aus wirtschaftspolitischen Gründen Gorleben, Schacht Konrad und als Versuchslager die Asse vorangetrieben. Außerdem wurde geschlampt oder bewusst verschleiert bei der Dokumentation der Endlagerung. Es sind zehnmal so viele Fässer eingelagert worden und diese zum Teil mit der zehnfachen Radioaktivität und somit auch Wärmeentwicklung, wie dokumentiert worden ist.

Aus dem Skandal Asse II folgt zweitens eine neue Anforderung an Endlager: Die Rückholbarkeit des Mülls, für den Fall, dass wieder Lug und Betrug im Umgang mit Atommüll aufgedeckt wird.

Die Fässer in der Asse strahlen und geben Wärme ab. Die Strahlung durchlöchert buchstäblich die Fasswände und die Wärme sorgt für Ausdehnungen, Verformungen und Rissbildungen im Salzstock. Von Dichtigkeit kann da keine Rede mehr sein. Grundwasserein- und -austritte haben den Stollen destabilisiert, es droht der Einsturz. Von Rückholbarkeit kann deshalb bald auch keine Rede mehr sein. Deshalb bemüht man sich jetzt, die Fässer schnell wieder rauszuholen. Das wird aber mindestens bis etwa zur nächsten Bundestagswahl dauern. Danach soll der Müll im Schacht Konrad eingelagert werden. Ein waghalsiges Projekt.

Ein Endlager für den hochradioaktiven Atommüll muss die Anforderung erfüllen, für ca. 1 Mio. Jahre gefährliche Stoffe sicher zu verschließen. 23.000 Tonnen, 30.000 Kubikmeter hochradioaktiver Atommüll warten nach den Laufzeitenden der deutschen AKW auf Endlagerung

Es kommen drei Gesteinsarten für ein Endlager in Frage: Salz (Asse, Gorleben), Ton und Granit.

Salz leitet Wärme ab, ist aber wasserlöslich und fließt. Die Idee war mal, dass die Fliesseigenschaften dazu führen werden, dass sich das Salz um die Fässer schließen würde und damit die Wärme um so besser ableiten würde. Asse II zeigt aber, dass diese Eigenschaften die Rückholung erschweren. Salz scheint also den heutigen Sicherheitssanforderungen nicht zu genügen. Es braucht härteres Material. Z.B. Ton oder Granit. Und davon gibt es in Süddeutschland reichlich: Tonschichten haben wir zwischen der schwäbischen Alb und München, sowie Niedersachsen. Granit haben wir unterm Schwarzwald und unterm Bayerischen Wald. Wie gut sich diese Gesteinsarten eignen, darüber will bald die EU etwas berichten.

Wir wissen aus dem Fall Asse empirisch, welche Fehler und falschen Annahmen bei einer so sensiblen Aufgabe wie der Atommüllendlagerung gemacht werden. Wir brauchen also empirische Ergebnisse auch mit anderen Gesteinsarten.

Bevor also Schwarz-Gelb durchregiert und Gorleben unabhängig von dessen Eignung einfach per Erlass zum Endlager bestimmt und dies obendrein mit Enteignungen durchsetzt, sollten vernünftigerweise Endlagerstandorte in Süddeutschland erkundet werden. Süddeutschland als Standort für Atomkraftwerksentwicklung und als Betriebsstandort mehrerer AKW, also als Hauptnutznießer der Atomenergienutzung sollte sowieso als Standort vorrangig untersucht werden.

CDU und FDP haben den von Rot-Grün mühsam errungenen Atomkompromiss in einer undurchsichtigen Aktion revidiert, weil die Energiemanager das von ihnen verlangt haben. Damit ist jedes Vertrauen in diese Bundesregierung wie in einem eingestürzten Stollen verschütt gegangen. Das blockiert die Lösung der unendlichen Geschichte auf unabsehbare Zeit. Der Deal hat den Charakter, ein ohnehin unlösbares Problem einfach noch ein bisschen größer zu machen, als käme es darauf nun auch nicht mehr an. Das nur, damit die Energiemanager während ihrer begrenzten Amtszeiten ihren Aktionären ein paar mehr Earnings per Share präsentieren können. Auf unser aller Kosten und unserer Nachfahren.

Das ist stillos, das ist verantwortungslos und undemokratische ist es auch, und deshalb nur mit einer schwarz-gelben, ausschließlich sich ihren Klienten verpflichtet fühlenden Regierung machbar. Die kurze Gelegenheit dazu haben sie genutzt.

Meiner Meinung nach kann man sich wissenschaftliche Arbeiten schenken, da klar ist, dass man Politikern, die über Endlagerstandorte entscheiden und den Behörden, die Endlager überwachen, nicht trauen kann.

Vielleicht werden sich die Regierungen und Kraftwerksbetreiber irgendwann zu Lasten dritter Länder einigen, die der EU ein Angebot machen. Autoritär-kapitalistische Regime wären da vorstellbar. Aber auch das wäre innenpolitisch schwierig durchzusetzen, weil moralisch fragwürdig.

Die nächsten Castortransporte wird es im November geben. Massive Demonstrationen sind schon jetzt garantiert.

Anmerkung: Der Autor ist Dipl.-Ing. für Elektrotechnik mit Nebenfach Kernprozesstechnik

Unsere unbequeme (CO2-) Wahrheit

2008 hatten wir den Al Gore Film gesehen. Damals rechnete ich aus, dass wir pro Kopf und Jahr 6,5t CO2 emittieren. Auto und Fernreisen waren dabei die größten Faktoren.


Mobilität:
Auto:
CO2 Ausstoß pro 100km eines Benziner = Verbrauch/100km * 23,7 g CO2
=> Porsche 924S: (8...10) * 23,7g/km = 189,6g/km ... 237g/km
Unsere jährliche Fahrleistung hat sich von 20.000 auf 12.000 km/Jahr reduziert und produziert somit 2,3 ... 2,8t C02, im Schnitt 2,5t CO2.

EU-Vorgabe: 130 g/km, entsprechend einem CO2- Ausstoß von 1,5t.

Gemessen an den EU Zielen emittiert unser Wagen also nur noch 1,t CO2 zu viel im Jahr.

Flugreisen:
Durchschnittlich fliegen wir inzwischen nur noch alle 4 Jahre in die USA o.ä. Entfernungen. Hierbei entstehen pro Person ca. 2t CO2. Macht für uns im Schnitt 2t. Dazu kommen ca. 2 projektbedingte Inlandsflüge, die mit 300kg CO2 belastet sind, d.h. 0,6t.
=> 2,6t CO2 flugbedingt

Berufsbedingter öffentlicher Verkehr (Bus und Bahn):
Bus (Bürotage): 1.500km, belastet mit 5kg CO2/100 km = 0,075t CO2
ICE (Projekte): 60 x 450 km = 27.000 km, belastet mit 4kg CO2/100km = 1,08t CO2
=> 1,16t mit Bus und Bahn

=> Unsere mobilitätsbedingten (privat und beruflich) Emissionen pro Jahr:
6,3t CO2, davon 2,9t beruflich bedingt

Heizen, Kochen und Warmwasser mit Erdgas:
Unser Jahresverbrauch
2006: 7.190 kWh (milder Winter, reduziertes Duschen)
Emissionen pro 1 kWh = 0,2 kg CO2
=> Unsere wärmebedingten Emissionen pro Jahr:
2005: 2,1t CO2
2006: 1,4t CO2

Strom:
Nach dem Umzug in eine kleinere Wohnung und einem bewussteren Verbrauch reduzierten wir unseren Verbrauch wie folgt:
2005: 1.675 kWh
Emissionen pro 1 kWh = 0,51 kg CO2 (Durchschnittswert, sehr abhängig vom Primärenergiemix und Kraftwerkswirkungsgrad: Kohle = 600g, Mit Atomstromanteil z.B. Yello: 300g, Ökostrom z.B. Lichtblick: 40g). Wir sind von Vattenfall zu Nuon gewechselt. Laut Nuon Website liegt der Wert bei 235g.
Nuon = 235g CO2/kWh
RWE = 771g (alte Braun- und Steinkohlekraftwerke)
Eon = 476g (Mix aus Kohle, Gas und Uran)
Vattenfall = 441g
EnBW = 241g (Uran)
Yello = 300g


=> Unsere elektrizitätsbedingten Emissionen pro Jahr:
2003: 1,4t CO2
2005: 0,4t CO2

Wow, 1t eingespart. Dessen waren wir uns noch gar nicht bewusst!

Gesamt:
In Summe: 13t CO2, d.h. pro Person 6,5t CO2. Damit liegen wir 3,5t über dem klimaverträglichen Level von 3t. Der Bundesdurchschnitt soll nach verschiedenen Quellen bei 11t liegen (wobei unklar ist, was hier alles eingerechnet wurde).

2008 hatten wir den Al Gore Film gesehen. Damals rechnete ich aus, dass wir pro Kopf und Jahr 6,5t CO2 emittieren. Auto und Fernreisen waren dabei die größten Faktoren.


Mobilität:
Auto:
CO2 Ausstoß pro 100km eines Benziner = Verbrauch/100km * 23,7 g CO2
=> Porsche 924S: (8...10) * 23,7g/km = 189,6g/km ... 237g/km
Unsere jährliche Fahrleistung hat sich von 20.000 auf 12.000 km/Jahr reduziert und produziert somit 2,3 ... 2,8t C02, im Schnitt 2,5t CO2.

EU-Vorgabe: 130 g/km, entsprechend einem CO2- Ausstoß von 1,5t.

Gemessen an den EU Zielen emittiert unser Wagen also nur noch 1,t CO2 zu viel im Jahr.

Flugreisen:
Durchschnittlich fliegen wir inzwischen nur noch alle 4 Jahre in die USA o.ä. Entfernungen. Hierbei entstehen pro Person ca. 2t CO2. Macht für uns im Schnitt 2t. Dazu kommen ca. 2 projektbedingte Inlandsflüge, die mit 300kg CO2 belastet sind, d.h. 0,6t.
=> 2,6t CO2 flugbedingt

Berufsbedingter öffentlicher Verkehr (Bus und Bahn):
Bus (Bürotage): 1.500km, belastet mit 5kg CO2/100 km = 0,075t CO2
ICE (Projekte): 60 x 450 km = 27.000 km, belastet mit 4kg CO2/100km = 1,08t CO2
=> 1,16t mit Bus und Bahn

=> Unsere mobilitätsbedingten (privat und beruflich) Emissionen pro Jahr:
6,3t CO2, davon 2,9t beruflich bedingt

Heizen, Kochen und Warmwasser mit Erdgas:
Unser Jahresverbrauch
2006: 7.190 kWh (milder Winter, reduziertes Duschen)
Emissionen pro 1 kWh = 0,2 kg CO2
=> Unsere wärmebedingten Emissionen pro Jahr:
2005: 2,1t CO2
2006: 1,4t CO2

Strom:
Nach dem Umzug in eine kleinere Wohnung und einem bewussteren Verbrauch reduzierten wir unseren Verbrauch wie folgt:
2005: 1.675 kWh
Emissionen pro 1 kWh = 0,51 kg CO2 (Durchschnittswert, sehr abhängig vom Primärenergiemix und Kraftwerkswirkungsgrad: Kohle = 600g, Mit Atomstromanteil z.B. Yello: 300g, Ökostrom z.B. Lichtblick: 40g). Wir sind von Vattenfall zu Nuon gewechselt. Laut Nuon Website liegt der Wert bei 235g.
Nuon = 235g CO2/kWh
RWE = 771g (alte Braun- und Steinkohlekraftwerke)
Eon = 476g (Mix aus Kohle, Gas und Uran)
Vattenfall = 441g
EnBW = 241g (Uran)
Yello = 300g


=> Unsere elektrizitätsbedingten Emissionen pro Jahr:
2003: 1,4t CO2
2005: 0,4t CO2

Wow, 1t eingespart. Dessen waren wir uns noch gar nicht bewusst!

Gesamt:
In Summe: 13t CO2, d.h. pro Person 6,5t CO2. Damit liegen wir 3,5t über dem klimaverträglichen Level von 3t. Der Bundesdurchschnitt soll nach verschiedenen Quellen bei 11t liegen (wobei unklar ist, was hier alles eingerechnet wurde).



Sonntag, 19. September 2010

Dorfsaujournalismus

Hagen Rether hat es als erster benannt: Wir echauffieren uns jede Woche, manchmal auch zwei, über ein Thema und steigern uns von Montag bis Sonntag von 0 auf 100. Man erkennt diese Kampagnen an der Formel: " ... als bisher bekannt."

Beispiele aus dem ersten Quartal:
In der vergangenen Nacht ist wesentlich mehr Neuschnee gefallen, als bisher bekannt.
Auf den erworbenen Datenträgern sind wesentlich mehr Steuerhinterzieher verzeichnet, als bisher bekannt.
An der Reisedelegation des Bundesaußenministers haben wesentlich mehr FDP nahe Unternehmer teilgenommen, als bisher bekannt.

Oder auch:

Im Haushalt des bekannten Meteorologen sind wesentlich mehr Messer gefunden worden, als bisher bekannt.

Zum einen werden mit dieser Redewendung Banalalitäten zu einer Nachricht aufgebauscht. Zum anderen suggerieren sie investigative Tätigkeit des Berichterstatters: "Bekannt ist das, was uns bekannt gemacht werden. Aaber, ich habe mal tiefer gewühlt..."

Die Irreführung liegt darin, dass hier Irrelevantes aufgewertet wird aber sogetan wird, als habe man Relevantes mühevoll ans Tageslicht gebracht. Der Beweis für die Irrelevanz de Kampagne ist, dass sie in der nächsten Woche von einer neuen Kampagne abgelöst wird.

Oder ist es so, dass selbst wichtige Befunde nicht weiter verfolgt werden, wenn es nach einer Woche Stoff für eine neue plakative Kampagne gibt? Das wäre fatal.

Rether machte den Rythmus der Wochenmagazine für diesen Modus verantwortlich. Pro Jahr schaffen wir 50 bis 52 Themen. Aber schon nach zwei Wochen haben wir vergessen, worüber wir uns mal richtig aufgeregt haben.

Smartphone und Multimedianotebook als Big Brother

Entertainment ist der unverdächtigste Weg, die Leute mit Überwachungstechnik auszurüsten. Die Leute kaufen internetfähige Rechner und Telefonone mit leistungsfähiger Sensorik. Um zu chatten, für Bildtelefonie, für vernetzte Spiele. Die Benutzung der Sensorik geht mit unterhaltenden optischen und akustischen Effekten einher. Wenn wir mit dem Rechner oder iPhone ein Foto von uns aufnehmen, blitzt und klickt es, wie wir das von Kameras kennen. Bei Skype drücken wir Buttons, wenn wir stummschalten oder sprechen wollen. Wenn wir mit dem Finger über die Oberfläche fahren, bewegt sich der Mauszeiger, oder ein Programm startet. Kurz, wir benutzen folgende Sensoren:

- Kamera
- Mikrophone
- Berührungsempfindliche Bedienoberfläche
(zusätzlich im Hintergrund aktiv:- GPS-Sensor)

und glauben, es zu erkennen, wenn sie benutzt werden. Doch es ist auch möglich, diese Sensoren zu aktivieren, ohne dass dies erkennbar ist. Das geht dann so:

- Wir werden über die Kamera fotografiert oder gefilmt, ohne dass es surrt, klickt oder blitzt. (Bitte hier mal bei Oreillynet ausprobieren: Link und überrascht sein. Allerdings leuchtet hier noch die Aufnahme-LED. Aber Insider wissen, wie man auch die abschaltet..)
- Unsere Stimme wird von den als Mikrophon geschalteten Lautsprechern aufgezeichnet.
- Unser Pulsschlag wird über das Touchscreen oder -pad gemessen.

Mit solchen Informationen wird es möglich, zu identifizieren, wer vor dem Rechner sitzt und gerade etwas liest, schreibt, anschaut, überweist etc.. Vorausgesetzt, die Abgleichmuster sind in einer zentralen Datenbank verfügbar.

Über den GPS-Sensor des Smartphones wird dann noch verfolgt, wo sich der Identifizierte gerade aufhält.

Donnerstag, 16. September 2010

Vattenfall spaltet Brandenburg

Vattenfall betreibt Kernkraft- und Braunkohlekraftwerke. Während der radioaktive Müll, der aus der Versorgung des Nordens anfällt, in Gorleben vergraben werden soll, hat Vattenfall vorgeschlagen, die CO2-Emissionen der brandenburgischen Braunkohle auch in Brandenburg endzulagern. Da die Anrainer des geplanten CCS-Lagers aber NEIN sagen, stellt Vattenfall nun die Existenz der Lausitzer Braunkohle in Frage.

Würden die Kraftwerksbetreiber genau so mit dem radiaktiven Müll umgehen, ihn nämlich in der Nähe der Kraftwerke endzulagern, wäre die Kernenergie in Deutschland nie gestartet.

Was folgt daraus?

1. Wir müssen Karftwerks- mit Endlagerstandorten verknüpfen.
2. Matthias Platzeck und Frank-Walter Steinmeier werden bald ein Thema bekommen. Die Kohlekumpel werden gegen die CCS-Anrainer ausgespielt. Und die SPD Berlin Mitte mit ihrem Kandidaten aus dem IZ Klima wird dann auch ein Thema haben

Obama öffnet Weltraum für Touristen



Um mich in Stimmung für unseren bevorstehenden NY-Trip zu bringen, lese ich öfter die NYT-Online. Und was finde ich da: Barrack Obama will einen meiner Kindheitsträume wahr machen. Er will Astronautentransporte für den Tourismus öffnen.

Während die Dienstzeiten der Space Shuttles zu Ende gehen, stellt Obama die Budgetfrage für die NASA. Er will die Geschäftsbereiche auftrennen. Die Transporte von Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS will er künftig an Privatunternehmen ausschreiben. Das soll die Kosten senken. Die NASA könne sich dann mehr auf ihre wissenschaftlichen Missionen konzentrieren. Zwei oder drei Plätze sollten künftig für mitfliegende Touristen reserviert bleiben.

Aber natürlich geht nun erstmal das Gerangel um die Finanzierung los. Boeing soll nach einem ersten Blick auf die Budgeplanung gesagt haben, das reiche nicht für die Entwicklung, der Staat müsse sich stärker am Risiko einer Commercial Crew-Raumkapsel beteiligen. Boeings Berater haben vermutlich herausgefunden, dass der Weltraum ein unsicherer Markt ist.

Obama's Plan ist der "Break down" eines Planes, den er von George W. Bush geerbt hat. Der wollte auf dem Mond eine Station errichten. Ob er dies tun wollte, weil der Mond "da ist", weil er dort Erdöl vermutet oder Massenvernichtungswaffen propagierter Schurken, ist nicht überliefert.

Aber ich wäre aber begeistert, in zehn Jahren einen Flug zum Mond antreten zu können. Aber bitte mit viel Beinfreiheit...

Montag, 13. September 2010

Facelift Time bei Apple

Wenn man sich mal spaßeshalber in einen der "quarterly conference calls" von Apple einklinkt, kann man Analysten zuhören, die bescheiden kluge Fragen an den Apple Vorstand stellen. So in der Art: "Steve, it looks good. But what about the ipods? We expected 3 billion sold, but you only come up with 2,9. Why?"

Harald Schmidt würde an dieser Stelle, auch in einer Telefonkonferenz ohne Facetime, wahrscheinlich seine Brille abnehmen, sie an einem Bügel eine viertel Umdrehung machen lassen. Sich dann etwas vorlehnen und mit schiefem Lächeln sagen: "Liebe Analysten, Ihr selbst habt es doch nicht geschafft, oder?..."

Der Vorstand eines deutschen Konzerns für Unterhaltungselektronik, vielleicht von Infineon, vielleicht Siemens, jedenfalls sicherlich von McKinsey beraten, würde antworten: "Ja. Wir sind bei den iPods am Ende des Lebenszyklus angekommen. Wir gehen davon aus, dass wir uns dem Markttrend anpassen müssen, wir werden die Produktlinie herunterfahren. Wir stellen das Produkt zum Jahresende ein."

Ganz anders Steve Jobs: Er lässt herausfinden, warum die Leute etwas weniger iPods gekauft haben. Gut, manche kaufen stattdessen lieber gleich das iPhone. Aber gibt es auch solche, die gerne einen iPod gekauft hätten, sich aber für eine andere Marke entschieden haben? Ja, und dafür gab es Gründe. Die liegen in den Features der beiden günstigsten iPod Kategorien. Apple nutzt den Shuffle und den Nano, um ein wenig mit Bedienkonzepten herumzuspielen, zu schauen, was die Leute annehmen und was nicht. So fand er heraus, dass die Leute nicht auf Bedientasten oder Clickwheels verzichten wollen. Eine reine Sprachbedienung funktioniert in vielen Fällen nicht. Deshalb wollten die Leute ihre Tasten zurück. Und, voila, die haben sie nun bekommen.

Das ist die Gelegenheit, ein Touchsreen gleich mal noch für andere Zwecke zu verwenden, als zur Bedienung: Z.B. als optisch gut sichtbares Modefeature. Der neue nano ist nano-klein, hat eine berührempfindliche Glasoberfläche - und: einen Kleiderclip. Man kann ihn sich ans Revers heften, so dass jedes Gegenüber eine kleine leuchtende Dia- oder Videoshow sehen kann. Kommt sicher gut abends im Dunkeln. In der Szenekneipe, im Club. Auf der schönen Party... ;-) Kann aber auch in anderen Gegenden zum Diebstahl reizen.



Ja und dann sind da noch die Leute, die gerne spielen, schriftlich kommunizieren, aber nicht telefonieren. Für die ist der iPod Touch aufgewertet worden. Aber eines fehlt ihm immer noch: Die 3G Vernetzung. Ich will surfen, überall, muss aber nicht telefonieren können. Wann kommt der iPod, in den die SIM Karte nur für Datenübertragung passt??

Sonntag, 12. September 2010

New York entdeckt das Havelland ;-)

Das Peter-Prinzip

Es gibt auch Fallen, unter denen der Fallensteller leidet. Ein freundlicher Ex-Kollege hatte mich vor zehn Jahren mal auf das Peter-Prinzip aufmerksam gemacht Inzwischen habe ich es dutzendfach bestätigt gefunden.

Es geht so:

Samstag, 11. September 2010

Yoko Ono's Ausstellung DAS GIFT

Beuys sagte: Jeder ist ein Künstler. Phil McKinney sagt: Creativity is a skill, not a talent. Yoko Ono bindet ihre Besucher in ihre Konzeptkunst ein, die Handlung des Besuchers vervollständigt das Werk. Am Vorabend des 11. September eröffnete sie in Berlin ihre Ausstellung DAS GIFT. Und Yoko hat die Dosis genau bemessen, wie wir gestern selbst festgestellt haben..


Die Galerie Haunch of Vension liegt in der Heidestr. 46, nördlich des Berliner Hauptbahnhofs. Die Ausstellung ist absolut sehenswert.


Durchschüsse durch eine Glasscheibe. Ein eindrucksvolles Bild für Gewalt. Und Yoko Onos eigene Gewalterfahrung. Schüsse, die sie verfehlten. Ihre Handlungsanweisung: "Gehe auf die andere Seite und schau durch das Loch." Mit anderen Worten: Nimm die Rolle Deines Opfers ein und schau in Deinen eigenen Schuss.


In der ersten Etage befindet sich der Container für Erinnerungen an Gewalt (MEMORY OF VIOLENCE). Hier hängen Berlinkarten aus verschiedenen Epochen. Besucher können Zeugnisse von Gewalterfahrungen an die Karten pinnen. Unser Beitrag: "He said: Take it as a chance".


Im Keller der Tausendfüßler: HEAL. Stopfe die Wunden der zerfetzten Wand.


Sag, wo die Soldaten sind...

Donnerstag, 9. September 2010

Die Servolenkung



Der Krieg ist der Vater vieler Erfindungen. Das gilt auch für die Servolenkung.

Der VW Käfer brauchte keine. Die ersten Porsches auch nicht. Denn die hatten Motor und Getriebe im Heck verbaut. Da lag nur wenig Last auf der Vorderachse. Erst als Motoren auch vorne eingebaut wurden, stieg der Kraftbedarf zum Lenken spürbar an. Das war damals sicher ein wichtiges Kaufkriterium: Die Komfortfrage Lenkaufwand. Zumindest für Frauen. Irgendwann wollte man den Radius des Lenkrads nicht mehr vergrößern und man griff auf die Servolenkung zurück. In der Einführungsphase erkannte man die Modelle mit Servolenkung am kleineren Lenkrad.

Erfunden aber hatte die Servolenkung der amerikanischer Ingenieur Davis für die Fahrzeuge, die ihren Motor schon immer vorne hatten: LKWs. Durchgesetzt hat sie sich erst, als die Massenproduktion für besonders schwere Fahrzeuge begann: In der Mobilisierung für den zweiten Weltkrieg. Für schwere und gepanzerte Transporter.

Die Kunst bei der Konstruktion der Servolenkung ist es, ihren Energieverbrauch möglichst niedrig zu halten, wenn sie nicht gebraucht wird. Und das ist die meiste Zeit der Fall. Deshalb geht man heute von der hydraulischen zur elektrischen Servolenkung über. Der Elektromotor für die Lenkkraft verbraucht bei der Geradeausfahrt nichts, während der Hydraulikreislauf auch einen Ruhedurchfluss braucht.

Chrysler setzte nach Kriegsende Davis' Servolenkung als erster in PKWs ein. Da war sein Patent (Link) aber schon abgelaufen. Seine ersten beiden Arbeitgeber hatten nicht an die Servolenkung geglaubt, bzw. hielten sie für zu teuer. Sie ließen ihn aber dennoch forschen und entwickeln und patentieren. Chrysler griff auf diese Patentschriften zurück, ohne einen Cent Lizenzgebühr zahlen zu müssen. Die 20 Jahre Patentlaufzeit sind manchmal zu schnell rum. Bzw. wehe dem, der seiner Zeit zu weit voraus ist.

Breitreifen und SUVs hätten sich ohne Servolenkung nie durchsetzen können.

Die Servolenkung



Der Krieg ist der Vater vieler Erfindungen. Manchmal ist er ihr Mentor. Das gilt für die Servolenkung.

Der VW Käfer brauchte keine. Die ersten Porsches auch nicht. Denn die hatten Motor und Getriebe im Heck verbaut. Da lag nur wenig Last auf der Vorderachse. Erst als Motoren auch vorne eingebaut wurden, stieg der Kraftbedarf zum Lenken spürbar an. Das war damals sicher ein wichtiges Kaufkriterium: Die Komfortfrage Lenkaufwand. Zumindest für Frauen. Irgendwann wollte man den Radius des Lenkrads nicht mehr vergrößern und man griff auf die Servolenkung zurück. In der Einführungsphase erkannte man die Modelle mit Servolenkung am kleineren Lenkrad.

Erfunden aber hatte die Servolenkung der amerikanischer Ingenieur Davis für die Fahrzeuge, die ihren Motor schon immer vorne hatten: LKWs. Durchgesetzt hat sie sich erst, als die Massenproduktion für besonders schwere Fahrzeuge begann: In der Mobilisierung für den zweiten Weltkrieg. Für schwere und gepanzerte Transporter.

Die Kunst bei der Konstruktion der Servolenkung ist es, ihren Energieverbrauch möglichst niedrig zu halten, wenn sie nicht gebraucht wird. Und das ist die meiste Zeit der Fall. Deshalb geht man heute von der hydraulischen zur elektrischen Servolenkung über. Der Elektromotor für die Lenkkraft verbraucht bei der Geradeausfahrt nichts, während der Hydraulikreislauf auch einen Ruhedurchfluss braucht.

Chrysler setzte nach Kriegsende Davis' Servolenkung als erster in PKWs ein. Da war sein Patent (Link) aber schon abgelaufen. Seine ersten beiden Arbeitgeber hatten nicht an die Servolenkung geglaubt, bzw. hielten sie für zu teuer. Sie ließen ihn aber dennoch forschen und entwickeln und patentieren. Chrysler griff auf diese Patentschriften zurück, ohne einen Cent Lizenzgebühr zahlen zu müssen. Die 20 Jahre Patentlaufzeit sind manchmal schnell rum.

Breitreifen und SUVs hätten sich ohne Servolenkung sicher nicht durchsetzen können.

Montag, 6. September 2010

Porsche 924 überraschend Dritter beim Wertanstieg


Foto: Porsche Kundenzeitung Christopherus

Gute Nachricht für alle 924-Fahrer, letzter Aufruf für alle, die liebäugeln: die Preise für die Frontmotoren beginnen zu steigen. Der VDA berichtet (Link), dass die Oldtimerpreise in der Krise im Durchschnitt nur leicht zurückgegangen sind. Einige Modelle sind sogar gestiegen. Den größten Preisanstieg gibt es bei der "Ente", Citroen 2CV. Und für alle überraschend hat der Porsche 924 den drittgrößten Preisanstieg erlebt.

Preisspannen für gute Gebrauchte (Zustand 2) kann man direkt beim Oldtimerindex abfragen. Auch hier gilt: Je älter, desto teurer. Hier die aktuellen Werte für 924 Modelle:

924 (bis 1979): 9.600 - 11.200 EUR
924 Turbo (bis 1982): 8.600 - 10.100 EUR
924 (bis 1986): 5.500 - 6.400 EUR
924S (bis 1988): 5.900 - 6.900 EUR

944 und 968 werden hier noch nicht erfasst, weil sie noch zu jung sind :-)

The Beat of New York

THE BEAT OF NEW YORK from tim hahne on Vimeo.

Quelle: Mymodernmet.com

Sonntag, 5. September 2010

New Yorker

In New York freedom looks like too many choices
In New York I found a friend to drown out the other voices
Voices on the cell phone
Voices from home
Voices of the hard sell
Voices down the stairwell
In New York, just got a place in New York
U2, "New York"





Samstag, 4. September 2010

"Miss Earring Lyrics" - Falsch verstandene Songs

Waas? Nein, richtig!! Hier gehts natürlich um; Missheraring Lyrics, haha.

Von manchen Songs aus der Radioweckerzeit Anfang der 80er kriege ich erst heute ihre Titel raus. Dank an die Radiosender, die auf ihren Webseiten ihre Playlists ("Stückliste" wäre wieder missverständlich..) veröffentlichen.

So habe ich erfahren, dass Earth, Wind and Fire nie einen Song namens "I got the Fever" veröffentlicht haben. Der heißt nämlich "Ai No Corrida" und ist von Quincy Jones. Manche Suche hat mich wirklich gequält, weil sich immer wiederkehrende Stücke aus dem WDR 2 Morgenmagazin von 1979 bis 1983 in mein Ohr gebrannt hatten, ich aber nie Titel oder Interpret herausbekam.

Mir ging es wie der WDR Hörerin, die in einer Doku übers Radiohören erzählte, sie habe sich ihren ersten echten Lieblingssong damals nicht kaufen können, weil es "Pony Express" von dieser Rockerin nirgendwo gab.
Erst als ihr jemand zum Geburtstag mal eine Platte von Suzie Quattro schenkte, erfuhr sie, dass der Song "48 Crash" hieß..

Hier meine Liste (ich habe sie auch als iMix bei iTunes eingereicht, aber irgendwas klappt da nicht..)

Titel, Dauer, Interpret
Buona Domenica 6:52, Antonello Venditti
Bomba O Non Bomba 6:26, Antonello Venditti
Ai No Corrida 4:22 Quincy Jones
Drop the Pilot 3:40, Joan Armatrading
Wade In the Water 3:49, The Ramsey Lewis Trio
L.A. Goodbye 3:19, Secret Service
It's All Over Now Baby Blue 3:50, Them

Wird fortgesetzt... ;-)

Freitag, 3. September 2010

Patent erteilt? Dann muss es ins Produkt...

Hat ein angestellter Erfinder, seine gemeldete und vom Arbeitgeber in Anspruch genommene Erfindung patentiert, versucht er alles, diese ins Produkt zu bekommen. Es winken Erfindervergütungen - und zwar für jedes Jahr, in dem das patentierte Produkt Einnahmen erzielt. Die Erfinder wollen und müssen die Produktmanager von den Vorteilen ihrer Erfindung überzeugen. Ein gesunder Wettbewerbsprozess, der erste Botschaften fürs spätere Marketing generiert.

Erfindungsmeldungen sind für Ingenieure und Informatiker eine relativ einfache Möglichkeit, sich als Unternehmer im Unternehmen auszuprobieren.

Mittwoch, 1. September 2010

Starts spreading the news..


Foto: Gary Gelb, Greenwich Village, Manhattan, Oktober 2000

Am Dienstag, den 11. September 2001, nahm ich an einem Wochenseminar der IBM in Stuttgart teil. Meine Frau und ich hatten bereits bei British Airways Tickets nach New York gekauft. Wir wollten Anfang Oktober fliegen. Gegen 15h verließ ich den Seminarraum für eine kurze Pause. Ich hörte meine Handymailbox ab. Oh, unsere Freundin aus Essen fragte ziemlich aufgeregt, ob wir noch in Deutschland seien oder schon "drüben". Wenn ich das höre, solle ich bitte schnell zurückrufen. Danach meine Frau, im Hintergrund aufgeregte Stimmen. Ich rief sie zurück und sie schilderte mir, was passiert war. Sie sagte, man verdächtige bin Laden als Drahtzieher. Ich stellte ihn mir als den Teufel persönlich vor.

Mit diesem Wissen war ich zu diesem Zeitpunkt einer der wenigen im IBM Gebäude. So ging ich zurück in den Seminarraum und überlegte, ob ich die Nachricht einfach laut verkünden sollte. Sie schien mir zu groß, als dass sie Zeit bis nach dem Seminarende hätte. Andererseits war es ein interessantes Gefühl, zu wissen, dass eine Nachricht gleich den Raum verändern würde. Es lief ein Video auf dem Beamer, auf dem Lou Gerstner sagte: "There are three types of people in business: Those who watch things happen, people to whom things happen and those who let things happen." Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Ironischer ging es gar nicht.

Dann stieg der Drang in mir, die Nachricht herauszulassen. Aber ich wusste gar nicht, was ich zuerst sagen sollte. Terror, Flugzeuge, New York.

Wir starteten ein Thinkpad und surften auf SPIEGEL Online. Wir sahen rauchende Twintowers. Im Seminar hatten wir einen Kollegen von der IBM UK. Der rief in seiner Hauptverwaltung in England an und erfuhr, dass sie den Luftraum gesperrt hätten. Er sagte nervös: "Das ist ein ganz gefährliches Zeichen. Jetzt ist es wirklich ernst."

Wir brachen das Seminar ab um auf unsere Hotelzimmer zu gehen. Wir verabredeten uns für das Abendessen. Als ich aufs Zimmer kam und n-tv einschaltete, stürzte einer der Türme ein. Ich sah den Turm, den wir ein Jahr zuvor noch betreten hatten, der auf etlichen Fotos zu sehen war, einstürzen. In dem Moment stürzte auch in mir etwas ein. Ich hatte die USA seit dem Amtsantritt Bill Clintons gemocht. War zwei mal in New York gewesen. Der Internet- und Gründerboom, die Börsenhausse. New York wie eine kalte Dusche, die einen aufweckt und nach Luft japsen lässt. Das Zentrum der Welt. Perspektiven, die nie enden. Und jetzt das: Eine Heimsuchung aus der Steinzeit.

Mir ging es wie allen, ich konnte die Augen nicht mehr vom Fernseher nehmen, und telefonierte parallel mit meiner Frau. Nach Abendessen war mir überhaupt nicht zumute, aber da war auch das Bedürfnis, mit den Kollegen zusammenzurücken. Noch einen Tag zurvor hatte ich mit meinem Chef über Rudolf Scharpings Fotos aus dem Swimmingpool gewitzelt.

Am nächsten Tag hieß es bei IBM: Flugverbot. Also Heimfahrt am Donnerstag mit dem Zug? Es ging ein paar mal hin und her. Dann durften wir doch fliegen. Es war das leerste Flugzeug, mit dem ich je geflogen bin. Höchstens 10 bis 20 Passagiere. Alle schweigsam, alle unwohl, alle ängstlich. Der Terror verlieh der Phantasie Flügel.

Später erinnerte ich mich an einen Gedanken vom Februar 2001. Wir waren gerade nach Berlin gezogen und wohnten in einem möblierten Appartement in Charlottenburg. Schwer beschäftigt mit dem Umzug und meinem Projektstart bekam ich Tagesnachrichten immer nur abends in den Tagestehemen mit. Da war eine Meldung von einem chinesischen Spionageflugzeug, dass die US Armee abgeschossen hatte. Oder es war umgekehrt. Jedenfalls wurde der frisch gebackene Präsident mit harschen Worten in Richtung China zitiert. Irgendeine Eingebung ließ mich zu meiner Frau sagen: "Den werden wir noch in olivgrüner Uniform erleben. Der ist mit nicht geheuer."

Mittwoch, 25. August 2010

Berlins Generation ICH

Ich habe eine Allergie gegen die berlintypischen Formulierungen und Verhaltensweisen selbstbezogener Leute entwickelt.

Wenn ich z.B. auf RBB Radio1, vorgeblich dem Sender "nur für Erwachsene", Telefoninterviews mit Mittdreißigerinnen höre, die wortreich nichts oder nur Belangloses zu sagen haben und dann am Ende stolz wie Heidi ihr Danke entgegen nehmen, habe ich Mühe. Wenn ich die langgezogene Interview- oder Smalltalkfloskel -meist auch von Mittdreißigerinnen- "uuuuuundja!" höre, habe ich noch mehr Mühe. Diese nervtötende Floskel wird missbraucht, wenn die Befragte weiß, dass sie gleich nichts mehr zu sagen haben wird, aber gerne noch ein Weilchen auf Sendung bleibt und deshalb nochmal eine Runde um den Platz fliegt und dafür ihr "uuuuu...." in die Länge zieht. Nur damit sie dann so abschließt, wie wir es schon 1.000 mal gehört haben, sie aber wie neu vorgibt, sie sei jetzt selbst überrascht, am Ende ihres Lateins angekommen zu sein und dann mit "....ndja!" pseudoentschlossen landet, als habe sie gerade ihr gesamtes aufregendes Leben erzählt und sich darauf einen Reim gemacht, der uns nun nichts übrig lässt, dann habe ich Mühe, an mich zu halten.

Ich finde aber auch das Gegenteil nicht gut: wenn Leute Einladungen folgen und dort dann meinen, keinen Beitrag leisten zu müssen. Sich an den Tisch setzen und schweigen (oder wie Oliver Gehrs es im Tip so schön formulierte: "Mit existentialistischem Blick ins Ungefähre schauen"). Sie konsumieren und genießen die Atmosphäre, die die anderen um sie herum produzieren. Fragen beantworten sie mit ja oder nein. Sie selbst haben keine Fragen an niemanden, weil sie sich nur für sich interessieren. Der andere ist nur und so lange von belang, wie er positiven Einfluss auf das eigene Befinden ausüben kann. Sie erkennen nicht, dass es eine Anstrengung zum Wohle aller Beteiligten ist, sich auf andere einzustellen, sie über zunächst belanglose, später vielleicht tiefere, Gespräche kennen zu lernen. Es gibt sogar Gastgeber, die sich nicht mitverantwortlich dafür fühlen, dass sich ihre Gäste kennen lernen.

Ich habe in schmerzlicher Ignoranz vor einigen Monaten den ZEIT und Tagesspiegel Kolumnisten Harald Martenstein einen Praktikanten gehalten. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich hatte ihn für Vertreter der wortreich nichtssagenden Generation Judith Hermans verwechselt. Vielleicht hatte ich auch nur eine ausnahmsweise schwache Kolumne von ihm gelesen. Nach einem halben Jahr ZEIT Lektüre weiß ich aber, er gehört zu den Stärken dieses Wochenmagazins.

Martenstein ist in dem Alter, in dem man über Leute, vor allem Jüngere als man selbst, nichts Konkretes mehr wissen muss, weil man sie alle schon im Groben kennt und einem das genügt, um nicht mehr wissen zu wollen. Z.B. über die blonde Anfangdreißigerin, die beim Smalltalk auf dem Fest glaubt, sie werde gerade von MTV interviewt. (Oder glaubt, sie sei selbst MTV-Moderatorin und erweise freundlicherweise ihre Gunst, sich über ihr aufregendes Leben interviewen zu lassen.) Die ihren Blondschopf mit der einwandfreien, aber auch nicht besonders originellen Frisur nach vorne beugt, als müsse sie dem Szenelärm um sie herum entkommen um mich "akustisch" zu verstehen und dabei angestrengt auf eine fiktive Kamera neben mir stiert. Und die sich dabei -anscheinend unvermeidbar- alle fünf Sekunden mit dem Zeigefinger die Strähnen aus dem Gesicht streift, von denen sie so tut als würden sie sie stören, sie in Wahrheit aber genau so geföhnt hat, dass sie spätestens alle 5 Sekunden einen authentischen Vorwand für die Verlegenheitsgeste eines phantasierten Fernsehstars hat.

Das ZEIT-Magazin bringt diese Woche das Thema "Ab 18". Muss man sich übr 18-Jährige auslassen? Ja, wenn sie einem als Generation präsentiert werden, auf die es ankommt. Auf sie kommt es nicht an. Das lese ich aus dem Satz der frischgebackenen Führerscheinbesitzerin, die bei ihrer ersten Fahrt ohne Lehrer auf die Klimaanlage verzichtet mit der tiefenpsychologischen Feststellung, sie sei "mehr so ein Fensteraufmachtyp". Man sieht an diesem Satz zweierlei: Erstens: Die ruinöse Sprachunkultur unserer Kanzlerin hinterlässt allmählich erste Wirkungen. Zweitens: Die Identifikation mit etwas Irrelavanten.

Auch satt gehört: Unpassend übertriebene und erkennbar förmlich gemeinte Danksagungen. Zum Beispiel: "Sehr gerne." So wie Sounddesigner in Sportwagenfabriken alles über die Wirkung von Motorensound auf unser Hormonsystem wissen, so wissen Kommunikationsberater heute alles über die Wirkung von Phrasen, Worte und Stimmlagen. Doch wie alles psychologische Wissen wird auch dieses ausgehöhlt und industriell verwertet, am Ende aller Wirkung beraubt, wie denaturierter Orangensaft.

Allen gemeinsam ist das ständige Scannen nach kurzen Feedbackkonsummöglichkeiten. In der U-Bahn, auf der Rolltreppe, im Bus, auf der Straße: Ihnen keinen Blick zu gönnen, verstört sie, unterbricht die Bestätigungszufuhr für das hungrige Ego, kann den Rest des Tages verderben und schlechte Laune machen.

In den viel zitierten 80er Jahren bewunderte man Männer die von sich sangen, sie seien mit 18 in Düsseldorf herumgerannt, als Sänger einer Rocknroll Band. Und von Müttern, die ihnen das immer krumm genommen hätten. Heute weiß man auf mancher Feier nicht, wer die Mutter und wer die Tochter ist. Eltern, die die Rollen umkehren und ihre Verantwortung vermutlich nie angenommen haben. Die eine "Kumpelbeziehung" zu ihren Kindern "pflegen". Die nie die Gelegenheit zur Identitätsfindung durch Protest gaben, sondern ihre eigene Identität über ihre Kinder definierten. Die Angst vor dem Alter haben, nicht weil es biologisch Spuren hinterlässt, sondern weil es endlich Verantwortung bringen könnte.

Noch schlimmer: Männer zwischen 25 und 35 mit schwachem (weil entweder gar nicht oder -frei nach Alice Miller- nur bedingt geliebten) Ego. Hängen besonders gerne Verschwörungstheorien an, weil sie alles, was in der Welt passiert, auf sich beziehen. Die Amokpläne gegen Lehrerinnen schmieden, wenn diese nicht auf deren Ödipusphantasien reagieren. Das ist kein Privileg arabisch-muslimischer Jugendlicher, das ist gängig. Das eigene Ego nicht auf die Reihe bekommen, und dies zu einer Angelegenheit der öffentlichen inneren Sicherheit zu machen.

Hinter Agression und Verschwörungstheorie steht die Angst, ausgeliefert zu sein. Agression ist die Auflehnung gegen die vermutete Infragestellung. Die intellektuelleren unter ihnen flüchten in religiösen oder politischen Extremismus. In Berlin wimmelt es z.B. von Fahrradfaschos (wie Roger Beueys sie nennt), die den Kampf mit den stärkeren Autos suchen um sich darin als Märtyrer zu suhlen. Die in ihrem gutmenschlichem Agrowahn auch noch anzuhupen kann bürgerkriegsähnliche Zustände heraufbeschwören. Ich habe noch nie solch entstellte Gesichter junger Männer gesehen, wie die von Berliner Radfahrern, männlich, Ende Zwanzig, die ich angehup habe, weil sie mir bei Rot oder von rechts auf der falschen Radwegseite in die Quere kamen. Man findet sie auch mit Videokamera auf Demos, da stellen sie sich mutig surrend vor Polizisten auf, spießig darauf lauernd, dass denen ein Formfehler unterläuft. Das wirkt so albern, wenn man es sieht, das man sich schämt.

Sich in andere hineinzuversetzen ist eine Tugend, die aussterben wird. Ich habe im Bürogebäude am Ernst-Reuter-Platz Informatiker erlebt, die auf der Suche nach Informationen quer durch den Konzern telefonierten und ihr Gespräch wie folgt begannen: "Hallo, hier ist Tobias Müller und zwar brauche ich von Ihnen..." Ich kenne IT-Verantwortliche, die es für geschäftsschädigend halten, die Anwender zu fragen, was die geplante Softwareanschaffung so alles können soll. Leider machen gerade die psychisch oder sozial Defekten ohne Empathie oft die Karriere, weil bollerig-dumpfes Durchziehen von anderen Bollerköppen als Stärke interpretiert wird. Ich kann von solchen Umgebungen nur abraten. Der ständige Umgang mit mental ungesunden Menschen, die offen oder subtil ihre Agressionen ausleben, kann einen selber krank machen. Und zwar umso mehr, je mehr man selbst über die Tugend der Reflexion und eine Ausbildung des Herzens verfügt.

Dienstag, 24. August 2010

Neues vom Porsche 924


Foto: Frontmotor. 944 und 928 Typen

Ein regelmäßiger Teilnehmer unseres Frontmotor "Stammtisches" ist Dirk Weisbrod (Website: diweis.com). Er repariert, überholt und restauriert alte 924 und 944 Porsches und ihre Teile. Wir haben großen Respekt vor ihm, manche nennen ihn "Guru".

Im vergangenen Herbst ging ihm ein mysteriöser Prototyp ins Netz, der es in sich hatte und dessen Enträtselung Dirk zu der Erkenntnis brachte, dass die Geschichte des 924/944 evtl. neu geschrieben muss.

Offiziell hieß es schon immer, der 924 sei ein Entwicklungsauftrag (EA425) von VW an Porsche gewesen, um den Verkaufserfolg des 914 VW-Porsche fortzusetzen. Leider sei die Fertigstellung der Konstruktion mitten in die Ölkrise gefallen. VW (und alle anderen) hätten damals geglaubt, niemals wieder werde jemand Sportwagen kaufen. Und deshalb habe VW auf die Produktion des neuen Sportwagen verzichtet. Daraufhin habe Porsche die Rechte an seiner Dienstleistung zurückgekauft und das Ding selbst auf die Räder gestellt.

Doch niemand -so fragt Dirk in seiner Story (Link) scharfsinnig- habe VW jemals gefragt, warum sie dann 1974 den Scirocco auf den Markt gebracht haben - ein dreitüriges Sportcoupe. Das war sogar ein Jahr vor dem Launch des Golf.


Foto: Porsche. Kundenzeitschrift Christopherus

Führt man Dirks Geschichte mit der Entwicklungsgeschichte des Scirocco laut Wikipedia zusammen, dann wird klar, wie knapp sich VW vom 924 Typ zugunsten des Scirocco verabschiedete. Und zwar aus dem Grund, der heute noch Volkswagenphilosophie ist: der Plattformtechnik.

Noch während die Produktion des großen Karmann Ghia lief, bekam der Designer des Golf I die Idee, auf dessen Basis den Nachfolger des Karmann zu entwickeln. 1971 stimmte der VW-Vorstand dem zu und beauftrage Karmann, den Scirocco zu entwickeln (EA 398) und ab 1974 zu produzieren. Doch bereits 1970 hatte er auch Porsche mit ersten Aufträgen zur Entwicklung eines Karmann Ghia Nachfolgers (später als EA 425) beschickt. (Übrigens kommt daher das böse Gerücht, der 924 sei als "Hausfrauenporsche" gemeint gewesen: VW hatte den Karmann Ghia damals selbst als "Lady's Sportscar" positioniert.) 1973, also nachdem Karmann bereits mit der Scirocco Entwicklung beauftragt war, stellte Porsche seine Konstruktion vor. Zu spät in doppelter Hinsicht: 1973 war die Ölkrise auf ihrem Höhepunkt. Und VW wollte nun erst recht keine zwei Sportwagenprojekte.

Was aber tun, wenn man plötzlich zwei gute Konstruktionen für den gleichen Zweck an der Hand hat? VW schaute sich im Konzern um: Da war das 1969 einverleibte Werk der NSU, das wegen der Ölkrise nicht ausgelastet war. Da war der 2,0l-Motor, den VW im Auftrag von Mercedes für deren Transporter produzierte und dessen Rechte sie erworben hatten - für eigene Transporterpläne. Und da war Porsche selbst, dass angesichts der einbrechenden Verkaufszahlen des 911 vielleicht eine Innovation gut gebrauchen könnte. Die Porschekonstrukteure schwörten auf das Transaxle-Prinzip und planten es für die kommenden Frontmotormodelle fest ein. In dem VW Entwicklungsauftrag hatten sie sich gerne selbstverwirklicht, sie wollten es jetzt nicht aufgeben.

Die Lösung hieß: Porsche bekommt die Rechte an ihrer Entwicklung für einen günstigen Preis zurück. Muss dafür aber Gleichteile, insbesondere den 2,0l-Motor nutzen und in Neckarsulm produzieren lassen. So fügt Dirk Weisbrod die Puzzleteile zusammen.

Es ist eine inzwischen typische Geschichte aus dem Volkswagenkonzern. Zuerst angefeuert von technischen Innovationen wie Wasserkühlung, Frontmotor und Transaxle dann ausgebremst von der weltweiten Ölkrise. Dann die Karten neu gemischt und das Beste für alle daraus gemacht: Sowohl der Scirocco als auch der Porsche 924 wurden ein Erfolg.

Doch kaum lief es wieder, forcierte man die Entwicklung weiter. Audi legte den Grundstein für den kommenden 5 Zylinder Quattro, VW verwertete die Technologie von NSU (K70) und entwickelte neue Dieselmotoren und Porsche entwickelte das neue Flaggschiff, den 928 samt neuem Motor.

Dirk erzählt die Geschichte sehr spannend: Die Einstellung des 2,0 l-Motors, die schwierige Suche nach einem Ersatz, warum das Transaxleprinzip eine Herausforderung an Motorenkonstrukteure ist. Er erklärt auch, warum 1985 der 924 und der 924S gleichzeitig verkauft wurden. Ich lege jedem 924 Freund ans Herz, die Story vom 946 auf Dirk Weisbrods Website zu lesen: Link


Ein harter Typ ;-)

Samstag, 21. August 2010

Die Kraftwerksbetreiber müssen sich neu legitimieren



"Merkel dachte, sie habe die Macht. Dabei ist sie nur an der Regierung." hieß es neulich in einem Dokumentationsfilm über Josef Ackermann und die Finanzkrise. Dann muss Merkel gerade ein Deja vu haben. Die Manager der vier "Energiebesatzungsmächte" haben ihre Kunden und Söhne (Bierhoff) zusammengetrommelt, um teure Anzeigen in Tageszeitungen zu schalten.

Darin fordern sie die Verlängerung eines Prinzips, das wir aus der Finanzkrise kennen: Gewinne privatisieren, Kosten und Risiken sozialisieren. Das soll nicht nur für Banken und ihren Eigenhandel gelten, sondern auch für Kernkraftwerke.

Die wichtigen Fragen, die die Kernenergie erst zur Kontroverse machen, lassen sie wiederum unbeantwortet: Störfallrisiko und Endlagerung. Es geht ihnen ganz offen nur um die Absicherung ihrer "Spekulationsgewinne", wenn man so will.

Das Problem dieser Anzeige ist ihre Unglaubwürdigkeit. Erstens brauchen wir keinen Weiterbetrieb alter AKW für eine "preiswerte" Energieversorgung. Denn die vier Besatzungsmächte haben in den letzten Jahren eine dreiste Preiserhöhungspolitik gefahren, auch mit laufenden Alt-AKW. Das ist ein Beleg dafür, dass es für das Strompreisniveau weniger auf die Energieart als auf die Marktordnung ankommt. Auf kompetente Regulierung und Regulierende. Die Großen Vier manipulieren die Strombörse, indem sie CO2-Zertifikate im Kreis herum verkaufen und den Preis nach oben jubeln. Wie die Tankstellennetzbetreiber nutzen sie jeden Einflussfaktor, der den Einkaufspreis erhöht, für eigene Preiserhöhungen. Aber nicht für Preissenkungen, wenn der Einkaufspreis wieder sinkt.

Die Energiemanager haben uns jahrelang erzählt, Wind und Sonne würden nie einen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten können - rein physikalisch, weil das Angebot dieser Ressourcen zu niedrig und die Technik zu schlecht sei. Heute jedoch beklagen sie, dass es zuviel Windstrom gebe, der einen Netzausbau erfordere, der die Strompreise nach oben treibe usw..

Wir haben erfahren, wie fahrlässig und korrumpiert die niedersächsische Regierung Ernst Albrecht / Birgit Breuel mit dem Versuchslager Asse II umgegangen ist. Da wurde die Industrie eingeladen, ihren strahlenden Müll in ein Erdloch zu werfen und die Verwaltung hat noch nicht einmal die Fässer gezählt. Auch Albrecht und Breuel ging es damals "um eine preiswerte Energieversorgung" und "Arbeitsplätze".

Und: Wir wissen, dass Vattenfall seine Verantwortung als Kernkraftwerksbetreiber in Hamburg nicht besonders ernst nimmt.

Die Großen Vier nehmen ihre Kunden in Mithaftung für ihr schlechtes Management. Sie sagen, wohl bei Westerwelle abgeguckt: Wenn Ihr uns schadet, schadet Ihr Deutschland. Aber das stimmt nicht. Energieintensive Unternehmen bauen sich heutzutage eigene Kraftwerke auf den Hof. Das ist gängige Praxis, und zwar schon lange. Die nutzen die Abwärme gleich mit, so dass sie Kosten und CO2 sparen.

Übrigens: Dass Oliver Bierhoff hier mit unterschrieben hat, hat vor allem damit zu tun, dass sein Vater Rolf früher RWE-Vorstand für den Bereich Netze war. Möglicherweise befinden sich da noch etliche Aktien in Familienbesitz. Das dürfte bald die Runde machen und die Glaubwürdigkeit des Appells zusätzlich ramponieren.

Die Großen Vier benehmen sich gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit wie die Rüstungsunternehmen in den Achtzigern. Sie wissen sehr wohl um ihre Legitimationskrise. Aber sie setzen darauf, dass unser Opportunismus so groß ist wie der ihre. Und genau darum geht es den Atomkraftgegnern, bis hin zu Umweltminister Röttgen: Sie sagen Nein. Denn sie haben einen besseren Vorschlag. Der allerdings nicht den Großen Vieren nutzt, sondern neuen Anbietern auf dem Energiemarkt.

Ich plädiere nicht für Gutmenschenpolitik. Ich sage: Die Betreiber müssen ihre Kernkraftwerke zu Ende denken und kalkulieren. Sie müssen die Haftungsrisiken vollständig übernehmen. Bisher haben sie zwar jedes Jahr dafür Rückstellungen gebildet. Diese sind aber längst -steuerfrei- an der Börse investiert. Sollten die Betreiber in die Lage kommen, diese schnell auflösen zu müssen, um einen großen Störfall zu regulieren, müssten sie große Mengen Wertpapiere gleichzeitig auf den Markt werfen. Hat mal jemand bewertet, wie sich das auf den Erlös und die Börse allgemein auswirken würde? Die Großen Vier haben -genauso wie den CO2-Zertifikatehandel- auch hier das Instrument zweckentfremdet. Zum privaten Nutzen und öffentlichen Schaden. Es kann unterm Strich also nicht angehen, dass unter Hand eine Hypothek für Risiken und Entsorgung aufgebaut wird, die am Ende die Steuerzahler abtragen müssen. So wie bei den Investmentbankern.

Die Kernkraftwerksbetreiber müssen sich neu legitimieren. Sie müssen zurückkehren zu einer seriösen Geschäftspolitik.

Donnerstag, 19. August 2010

Vertriebslöwen

Es war einmal ein Löwenrudel in der Savanne. Der Löwenkönig hatte seine Löwen zur Jagd eingeteilt. Sortiert nach Revieren und Beutetieren. Drei Tage in der Woche gingen die Löwen auf Jagd. Am vierten Tag versammelten sie sich um ihren König und berichteten ihm von ihren Jagderfolgen.

Die meisten Löwen strengten sich sehr an und einige von ihnen brachten mehr Beute nach Hause, als sie und ihre Familie vertilgen konnten. Das fiel einem Löwen auf, der selbst immer ohne Beute nach Hause kam. Er verlor irgendwann die Lust, weil Jagen auch sehr anstrengend war. Und weil er fürchtete, seine Erfolglosigkeit könne bald seinem Ansehen und Status schaden. Er entwickelte einen Alternativplan: Er ging nicht mehr selbst zur Jagd. Er wartete bis abends, wenn die anderen Löwen von der Jagd kamen. Wenn diese sich erschöpft von der Anstrengung des Tages erholten, ging er bei ihnen hausieren. Er schöpfte ihre Überschüsse ab, um sich und seine Familie davon zu ernähren. So wurden am Ende des Tages alle satt. Anderen erfolglosen Löwen machte er den Vorwurf, dass sie auf Kosten der Gemeinschaft lebten.

Den fleißigen Löwen fiel es irgendwann auf, dass einer von ihnen nicht mehr morgens mit zur Jagd zog. Sie entwickelten ersten Unmut. Das merkte der faule Löwe. Unmut bei den Löwen wollte er vermeiden, das hätte nur zu neuen Anstrengungen führen können. Deshalb begann er Statistiken darüber zu führen, welche Löwen wieviel Beute nach Hause brachten. Wer ihm abends viel abgeben konnte, der bekam ein oder zwei Sternchen. Wer nichts für ihn mitgebracht hatte, bekam ein Minus.

Seine Statistik berichtete er dem König, wenn die anderen zur Jagd waren. Der König war für die Statistik sehr aufgeschlossen. So erfuhr er, was er im einzelnen über seine Löwen noch nicht wusste. Mit der Zeit lernte der König, von dem faulen Löwen auch, wie die Jagd eigentlich funktioniert. Denn dieser entwickelte Theorien darüber, warum einige Löwen erfolgreicher waren, als andere. Er meinte z.B., das wichtigste bei der Jagd sei es, Reviere ohne Beutepotenzial zu erkennen, um unnötige Jagdgänge zu vermeiden. Auch Reviere mit Beutetieren, die schneller laufen können als ein Löwe, eignen sich nicht für die eigenen Jagdziele. Zudem hätten seine Familie und er selbst mit der Zeit Qualitäts- und Geschmacksunterschiede zwischen den Beuteergebnissen der Rudelkollegen festgestellt. Es wäre doch schön, wenn alle eine möglichst hohe Fleischqualität nach Hause brächten. Auch darüber, wo es es besonders gutes Fleisch geben müsse, entwickelte er eigene Theorien. Er verbrachte immer mehr Zeit mit dem König, der den Zielen des Löwen zustimmte, und entwickelte seine Überlegungen zu einer Jagdstrategie. Er stellte diese unter der Woche dem König vor, als die anderen auf Jagd waren.

Der König war so begeistert von seinem klugen, faulen Löwen, dass er ihn zum Jagdchef ernannte. Am vierten Tag stellte sich der neue Vertriebschef vor seine Rudelkameraden und erläuterte ihnen mit ausgetüftelten Exceltabellen und Powerpointfolien die neue Strategie. Er berichtete ihnen auch, welche Unterschiede er beim Erfolg der Kollegen beobachtet und geschmeckt habe. Und welche Maßnahmen er und der König beschlossen hätten, um die Erfolge des Rudels zu maximieren. Lowperformer würde man nicht mehr lange dulden, jeder müsse sich anstrengen, sagte er - nicht ohne sich mit einem Seitenblick auf den König nochmals dessen Rückendeckung zu versichern.

Als ihn einer der Kollegen mürrisch fragte, wie er -der er immer ohne Beute nach Hause gekommen sei, und am Ende nur noch bei den Kameraden geschnorrt habe, dazu komme, ihnen nun kluge Ratschläge zu erteilen, ergriff der König das Wort und verteidigte seinen Strategen. Er selbst war -was keiner wusste- auch nie wirklich zur Jagd gewesen. Aber was sein Schützling ihm alles erklärt hatte, das hatte er zumindest konzeptionell verstanden. Und so wurde der faule Löwe von der lästigen Pflicht der Jagd befreit. Der König ernannte ihn zu seinem persönlichen Berater, erhöhte seinen Status und stellte ihm unter vier Augen die Nachfolge auf seinen Thron in Aussicht.

So war es gut, denn so machte jeder das, was er am besten konnte...

Dienstag, 17. August 2010

Urheberrechtsmissbrauch für Zensurzwecke

Die berüchtigt Sekte, die mit "S" anfängt und für alberne Straßenauftritte bekannt ist, hat es getan. Heidi Klum, die vielleicht 'ne Marke ist, auch. Valentin Ceaucescu, der Sohn des rumänischen Tyrannen, hat es getan. Nun hat es auch Adolf Sauerland getan: Schutztrechte auf geistiges Eigentum für Zensurzwecke zu missbrauchen: Die Stadt Duisburg erhebt Klage gegen den Duisburger Blogger XtraNews mit Verweis auf §97 UrhrG. (Wenn dieser Blog überlastet ist, am besten bei den Ruhrbaronen mitlesen.)

Sauerland erhebt "Anspruch auf Unterlassung und Schadensersatz"

Die Erteilung eines Zitierverbots mit dem scheinheiligen Verweis auf das Urheberrecht ist auf den ersten Blick ein geeignetes Mittel, um jemanden den Mund zu verbieten: Wie soll man einen Diskurs, ein Plädoyer gegen jemanden führen, wenn man ihn nicht mal zitieren darf? Doch so ist das Recht gar nicht gemeint. Das Schutzrecht verbietet nur die gewerbliche Nutzung fremden geistigen Eigentums.

Ich darf z.B. jederzeit nach Belieben Patente benutzen, solange ich das privat tue oder zu Versuchszwecken und ich damit keinen gewerblichen Zweck verfolge (§11 PatG). Ich darf auch aus den Büchern einer Sekte zitieren, wenn ich einen Diskurs gegen sie führe.

Ich darf ein Theaterstück namens "Ceaucescu" aufführen, und wenn der Tyrannensohn dreimal Markenrechte auf seinen Familiennamen beantragt hat. Sogar, wenn ich mit dem Theaterstück einen gewerblichen Zweck verfolge. Denn der Name gehört zur Zeitgeschichte.

Und wenn ein Blogger Verwaltungsdokumente aus dem Fall Adolf Sauerland veröffentlicht, dann kann Sauerland ruhig versuchen, sein "Urheberrecht" durchzusetzen. Aber er wird damit scheitern. Urheberrechte auf Verwaltungsdokumente? Das wäre sehr praktisch für jeden Regierungskriminellen. Aber es wird nicht funktionieren, wenn es um Aufklärung geht. $50 des Urheberrechtgesetzes erlaubt die Berichterstattung über Tagesereignisse:

Zur Berichterstattung über Tagesereignisse durch Funk oder durch ähnliche technische Mittel, in Zeitungen, Zeitschriften und in anderen Druckschriften oder sonstigen Datenträgern, die im Wesentlichen Tagesinteressen Rechnung tragen, sowie im Film, ist die Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche Wiedergabe von Werken, die im Verlauf dieser Ereignisse wahrnehmbar werden, in einem durch den Zweck gebotenen Umfang zulässig.


Außerdem regelt § 5, dass amtliche Werke keinen Urheberrechtsschutz genießen:

(1) Gesetze, Verordnungen, amtliche Erlasse und Bekanntmachungen sowie Entscheidungen und amtlich verfaßte Leitsätze zu Entscheidungen genießen keinen urheberrechtlichen Schutz.
(2) Das gleiche gilt für andere amtliche Werke, die im amtlichen Interesse zur allgemeinen Kenntnisnahme veröffentlicht worden sind, mit der Einschränkung, daß die Bestimmungen über Änderungsverbot und Quellenangabe in § 62 Abs. 1 bis 3 und § 63 Abs. 1 und 2 entsprechend anzuwenden sind.


Und sollte Sauerland gar glauben, er habe ein Urheberrecht an einem Gutachten, dass eine Kanzlei in seinem Auftrag erstellt hat, dann zeigt das zusätzlich das mangelnde Rechtsverständnis Sauerlands oder seiner Berater.

Nicht ins Bockshorn jagen lassen. Viele leitende Angestellte kennen ihre Rechte nicht und gehen dann gerne zweitklassigen Anwälten auf den Leim.

Montag, 16. August 2010

Literally

"Von meinen Einnahmen aus der Lyrik habe ich die Kosten für meine Zündhölzer bestritten."
Gottfried Benn

"Das Desinteresse des Publikums übertraf unsere kühnsten Erwartungen."
Arno Schmidt über die ersten Jahre mit seinem Verleger

"Ich sehe nicht ein, warum ein Dichter der Idiot der Familie sein sollte."
Hans Magnus Enzensberger

"Because it was well reviewed."
Jonathan Franzen bei seiner letzten Lesung in Berlin auf die Frage aus dem Publikum, warum man sein Buch lesen sollte

Donnerstag, 12. August 2010

Going yellow




Jetzt weiß ich, was mich unbewusst zu diesen Fotomotiven antreibt. MTV hat damals mein Unterbewusstsein kolonialisiert:

Vollständige Erfassung

Ich fotografiere ein Haus und stelle das Foto ins Internet. Ist der Datenschutz verletzt? Ich meine: Nein. Denn bis jetzt verbreite ich nur, was jeder selbst sehen könnte, ich verkürze nur den Weg.

Erst wenn ich die Information anreichere, mit anderen Informationen kombinieren, bekommt sie eine Aussagekraft, kann es brisant werden: Adresse des Hauses. Name des Bewohners. "Hier wohnt die Bundeskanzlerin Merkel."

Das Telefonbuch war ein gutes Beispiel: Telefonnummern alleine helfen nichts. Es muss ein Name daneben stehen. Möglichst mit Vorname. Und da geht es schon los: Abgekürzte Vornamen deuten auf weibliche oder prominente Zeitgenossen hin, die nicht gestört werden wollen.

Kombiniert man Telefonbücher und Google Streetview, wird die Welt wirklich zum globalen Dorf.

Die Nazis kombinierten Daten von Volkszählungen mit Kirchenbüchern. Mit Unterstützung der DEHOMAG Lochkartenmaschinen, die später IBM akquirierte. So erst konnten sie Deportationslisten erstellen, in dem sie auswerteten, wer von der Adressliste nicht im Kirchenbuch vermerkt war, also als Christ getauft war.

Übrigens war bei der Durchführung der Volkszählung noch nicht zu erwarten, dass bald irgendwelche Barbaren die erfassten Daten missbrauchen würden.

Deshalb: Vorsicht bei vollständigen Erfassungen, aber keine Panik. Wir müssen vor allem hellhörig werden, wenn Datenbestände neu kombiniert werden sollen. Herr Schäuble hat hier schon viele Ideen geäußert. Für die Strafverfolgungsbehörden und die Finanzbehörden z.B. Die Kombination der Toll Collect Daten mit anderen staatlichen Datenbeständen ist so ein Beispiel.

(Den Beweis von George W. Bush, dass Saddam Hussein in die Angriffe vom 11. September verwickelt war, kann man sich übrigens ungefähr so vorstellen: Als er wieder zu Bewusstsein gekommen war, zeigte ihm jemand ein Foto von Saddam. Auf dem Foto war nur Saddam zu sehen, sonst nichts. Für Bush war es der Beweis, weil einrastete, worauf er gewartet hatte.. Das ist der Missbrauch in umgekehrter Richtung: Unzulässige Deutung und Verdächtigung einer unzulänglichen Datenbasis.. Keine leichte Aufgabe also.)

Buchtips:
"Die restlose Erfassung", Götz Aly und Karl-Heinz Roth, 1983 und Neuauflage 2000
"IBM und der Holocaust", Edwin Black

Informationen über Tschernobyl und Majak

Neben Tschernobyl können weitere riskante Regionen Russlands von den Wald- und Torfbränden erfasst werden. U.a. Majak, Standort einer Aufbereitungsanlage für Kernbrennstoffe und -waffen. Dort hat es in der Vergangenheit gleich mehrere Unfälle mit Verstrahlung gegeben. Waldbrände dort würden die auf oder in den Böden gelagerten radioaktiven Stoffe aufwirbeln und verteilen. Allerdings ist die Frage, wie viel und wie weit.

Tschernobyl, Ukraine:
- Wegen der Explosion und den intensiven Bränden des Moderatorgraphits wurde die Radioaktivität bis in über tausend Meter Höhe hochgeschleudert und über tausende Kilometer verstreut (u.a. bis nach Schottland).
- Es wurde hauptsächlich Cäsium emittiert. Halbwertszeit des häufigsten Isotops: 30 Jahre.
- Cäsium wird vom menschlichen Körper nach der Aufnahme wieder ausgeschieden.
- In Deutschland bewirkte hauptsächlich radioaktives Jod für mehrere Wochen den Verkaufsstop einiger Lebensmittel (Milch).

Majak, Ural:
- Die kerntechnischen Standorte im Ural gelten als hochgradig radioaktiv belastet.
- In Majak wurde waffenfähiges Plutonium hergestellt, heute ist es eine Wiederaufbereitungsanlage (übrigens ein Zusammenhang von Nutzungszwecken, den Franz-Josef Strauss für Wackersdorf immer abgestritten hat.). Dazu kommen einige Störfälle, die es in der Zeit des kalten Krieges gegeben hat, über die aber nicht publiziert wurde.
- Majak gilt deshalb als besonderes Risiko im Zusammenhang mit den Waldbränden.
- Die nach ausbleibender Kühlung durch eine chemische Reaktion ausgelöste Explosion eines Tanks mit "Atommüll" setzte 1957 eine ähnlich große Menge Radioaktivität frei wie Tschernobyl. 90% (Wikipedia) der Nukleide verblieben allerdings auf dem Betriebsgelände. (Welch eine Konzentration. Soviel zum Thema Ungefährlichkeit von Wiederaufbereitungsanlagen..)
- Die weiteste Entfernung, in der heute noch radioaktive Spuren der Majakexplosion messbar sind, beträgt 400km.
- Jedoch kann der kontaminierte Waldboden durch Brand und Winde noch nachträglich weiter verteilt werden.
- Freigesetzt wurde vor allem Strontium (aber auch Plutonium und auch Cäsium), ein ionisierender Strahler, der messtechnisch schwierig zu erfassen ist und sich im Körper (hauptsächlich in den Knochen) anlagert - aber nicht wieder ausgeschieden wird!
- Doch nicht nur von der Ascheaufwirbelung und Verteilung geht ein Risiko aus. Sollten die Brände irgendwann zum Zusammenbruch der Stromversorgung von Majak führen, wäre dies zusätlich ein Risiko für dessen Betriebssicherheit.

Waldbrände wirbeln ihre Asche im Vergleich zu einer starken Explosion "nur" in wenige Hundert Meter Höhe auf. Die Reichweite gefährlicher Mengen radioaktiver Stoffe ist somit begrenzt. Müssen wir in Deutschland unter ungünstigen Bedingungen, wie z.B. Ostwind, mit radioaktiven Belastungen rechnen?

In Deutschland haben sich bisher u.a. der Strahlenbiologe Edmund Lengfelder, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Strahlenschutz e.V., und Peter Jacob vom Helmholtz-Forschungszentrum in München dazu geäußert. Während Lengfelder vor einer Bagatellisierung des Risikos warnt und einen messbaren Anstieg der Radioaktivität in Deutschland nicht ausschließt, warnt der Helmholtz-Forscher vor einer Dramatisierung. Jacobs begründet seine Entwarnung damit, dass der von Tschernobyl nach Deutschland am meisten übertragene Stoff radioaktives Jod gewesen sei, das eine Halbwertszeit von nur 8 Tagen habe.

Quellen: Wikipedia, ZEIT

Dienstag, 10. August 2010

Viel Luft für Lohnerhöhungen

Ist das bei Ihnen schon angekommen? Martin Kannegiesser, seines Zeichens Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, warnt Ingenieure und andere wertschöpfende Angestellte vor "Verteilungsgier". Er meint damit, dass neben dem Abschwung und dem Krisentiefpunkt auch der Aufschwung der falsche Moment für Gehaltsforderungen ist.

Da werden die Angesprochen sicher hinhören, kurz nachdenken und sagen: "Stimmt". Der Aufschwung ist genau so scheu wie das Kapital. Wenn es da "im Unterholz auch nur knistert, dann springt es angsterfüllt hopp über die Schweizer Grenze" (Schramm).

Herr Kannegiesser weiß sehr wohl, wem seine Gesamtmetall-Mitgliedsunternehmen den rasanten Aufschwung und überhaupt die starke Stellung auf den Weltmärkten zu verdanken haben: Ingenieuren und Informatikern, die jeden Tag ihre Ausrüstungsmaschinen und Autos verbessern und den "Gewerblichen", die diese Dinge produzieren und warten. Alle genannten sind bestens qualifiziert, die meisten haben ihren Abschluss vor dem Bildungschaos von Frau Schavan gemacht. Und alle genannten haben zehn Jahre lang Reallohneinbußen hingenommen.

In einem Interview mit dem ZDF Morgenmagazin erklärte Kannegiesser die Kluft zwischen dem behaupteten Fachkräftemangel und tatsächlichen 20.000 arbeitslos gemeldeten Ingenieuren kalt: Die seien entweder zu immobil oder wollten nur noch teilzeit arbeiten. (Quelle)

Darüber hinaus stellte er fest:
"Wir hatten im letzten Aufschwung 14 Prozent mit Produktionseinschränkungen wegen fehlender Fachkräfte. Das wird sich aber jetzt sehr schnell dramatisch steigern. Es ist so, dass wir es beim Fachkräftemangel mit einem Schlüssselproblem unseres Arbeitsmarktes zu tun haben werden. "

Das kann nur signifikante Lohnerhöhungen für die heiß ersehnten Fachkräfte zur Folge haben.

Denn: Im oben beschriebenen Zeitraum beobachteten sie, wie Managergehälter ungetrübt von Krisen stiegen. Sie beobachteten auch, wie viele Manager die ihnen anvertrauten Qualitätsunternehmen vor die Wand fuhren. Und wie "Heuschrecken" (für diesen so zutreffenden Begriff musste sich Franz Müntefehring vor fünf Jahren von so Leuten wie Pofalla noch beleidigen lassen) intakte Unternehmen übernahmen und nach allen Regeln des Wallstreetliberalismus ausnahmen und die Hüllen wegwarfen wie eine Leberwursthülle. All diese Damen und Herren sind nie unter eine Million EURO Abfindung vom Ort ihres Marodierens weggeschickt worden. Die sich abzeichende Unfähigkeit dieser Klasse beeinträchtigte aber keineswegs ihre Ansprüche. Sie griffen triebhaft auch in leere Kassen. Ihre Ansprüche begründeten sie stets mit ihrer eigenen Knappheit und ihren "globalen Optionen". Das war geblufft, denn die wenigsten kommen auch nur über die Grenzen ihres Bundeslandes hinaus.

Die variablen Gehaltsmodelle haben die Spielräume der Manager vergrößert. Sie handeln bei den Teilhabern eine Ausschüttung aus greifen rein und reichen den Rest an die darunter liegende Führungsebene weiter usw.. Motto: "Haltet sie unten knapp, dann bleibt mehr für Euch." lautet die Ansage mancher Geschäftsführung an das Führungspersonal.

Von Frank-Walte Steinmeier ist überliefert, dass die CDU-Bundesminister applaudierten, als Kanzlerin Merkel die Insolvenz von Karstadt berichtete. In diesen Applaus stammelte sie leise: "Aber denken Sie auch ein bisschen an die Verkäuferinnen."
Dieses "Sittengemälde" wie Steinmeier seine Beobachtungen bei "solchen Leuten" nennt, haben wir alle viel zu lang ertragen müssen.

Selbst Reallohneinbußen hinnehmen zu müssen, weil sie um so billiger arbeiten müssen, je schlechter sie gemanagt werden, und die nicht performenden Manager belohnt zu sehen, war manchen zu viel - und sie wanderten aus. Deutschland erlitt wegen der verschlechterten Bedingungen eine Abwanderung von Fachkräften. Übrig blieben die Dealmaker und Abzocker, die Middelhoffs und Classens, die Pierers und Eicks und Mehdorns. Und die kriminellen Zumwinkels und Co.

Der DIHK Vorsitzende Braun goß vor Jahren noch Öl ins Feuer, in dem er Unternehmen aufforderte, die Outsourcingpotenziale in Osteuropa "nach Kräften" zu nutzen. Für sein gesellschaftliches Engagement ist dieser Herr übrigens ausgezeichnet worden.

Und jetzt sind wir Wertschöpfenden am Drücker. Wir sind knapp, wir sind begehrt. Uns werden Angebote gemacht. Wer im eigenen Betrieb keine 10 bis 15% durchsetzen kann, sollte die Angebote des Arbeitsmarktes "nach Kräften" nutzen.

Herr Kannegiesser, die Marktkräfte spielen uns in die Hände. Die niederen Instinkte überlassen wir Ihnen und ihresgleichen. Die Begrifflichkeiten dafür auch. Ich kann Sie von meinem Balkon aus sogar sehen. Ich überlege, ob ich mal kurz rüberkomme und es ihnen persönlich sage.. Bis gleich!

Montag, 9. August 2010

Ich fahr schon mal voRWEg - im Tesla Roadster

Heute hatten wir aufregenden Besuch aus Essen. Als der gelbe Rennwagentransporter die vollgeladenen Elektroautos in unserer Straße ablud, herrschte Rennatmosphäre. Ein Jahr nach der RWE Roadshow am Potsdamer Platz durfte ich wieder Platz nehmen im Tesla Roadster. Welch ein Glück, und so ein Zufall: Der Projektleiter ist ein guter alter Bekannter aus gemeinsamen Zeiten an der Uni Dortmund und in der RWE Hauptverwaltung. Er gibt mir den "Zünd"schlüssel, ich soll/kann/darf fahren!

Einsteigen, Automatikschalter auf D und den Schlüssel wie gewohnt drehen. Den Quittungston abwarten. Danach hört man nix. Dann das Pedal... Man rollt wirklich lautlos vom Bürgersteig. Lautlos, das nehme ich erst hier und heute so richtig war. Denn in unserer Straße ist es sonst still, weil es eine Sackgasse ist. Und dann gleich mal die Beschleunigung testen... Stromstoß!

Gut ok, ich habe hier schon den Elektroautohype abgesagt, den Braunkohlestrom kritisiert. Ja, ich habe. Aber der Tesla Roadster, also, man muss ihn einfach erlebt haben. Ja, da sind noch die vielen technischen Finessen, auch im Lademanagement. Nein, über das meiste darf ich nichts berichten. Aber das alles beiseite: Den Tesla Roadster einfach mal fahren und sich infizieren lassen! RWE geht im Herbst wieder auf Tour. Vom 16. bis 22.09. sind sie wieder am Potsdamer Platz. Die weiteren Termine gibts hier: Link

Aber eigentlich ging es heute nicht hauptsächlich um den Tesla. Eigentlich sollen Elektrostadtautos klein und smart sein. In Berlin kennen wir den E-Mini und den E-Smart. Wir lesen, dass sich die Testnutzer an die Eigenheiten des Elektroautos gewöhnen. Dass sich die Reichweitenangst schnell verflüchtigt. Dass man ein Gefühl für den Einfluss von Fahrstil und Komfortnutzung auf die Reichweite entwickelt...

Ein Blickfang ist auch der von Karabag für RWE umgebaute Fiat 500 (Link). Der Clou: Mit seinem 8kW-Ladestecker für 400V Drehstrom ist er in 3h voll aufgeladen. Das ist schnell und das ist ein Vorteil gegenüber 230V Ladekabeln.

Im Elektroauto samt Maschine, Batterie, Steuerung und seiner Ladeinfrastruktur und dem Energieversorgungsnetz steckt alles, was man im Elektrotechnikstudium studiert. Darin liegt der Reiz für Elektroingenieure. Man muss sich hier nicht mit Informatikern rumschl.... äh abstimmen ;-)



Freitag, 6. August 2010

The longest day

Der Tag beginnt um halb fünf Uhr morgens. Schnell ein Foto vor der Fahrt nach Wolfsburg. Am Abend dann Geburtstag nachgefeiert. Ende um halb drei. Zum Abschluss Fotos von der Mondsichel über Mitte...


Erfolgreiche Klage gegen unsere Nebenkostenabrechnung

In Berlin braucht man andauernd einen Anwalt. Neuester und erfolgreicher Fall: Wir sind gegen die Nachforderung aus unserer Nebenkostenabrechnung in Höhe von sage und schreibe einer Kaltmiete angegangen. Wir hatten uns dafür einen Fachanwalt für Mietrecht genommen.

Wir konnten unsere NK-Abrechnung schlicht nicht nachvollziehen, obwohl wir uns mit Energieabrechnungen ein bisschen auskennen. Insbesondere nicht verständlich: die Abrechnung der Fernwärme. Wir konnten nicht nachvollziehen, ob hier nur erlaubte Kosten umgelegt wurden und ob uns nicht Fixkosten von Leerständen aufgebürdet worden waren. Die Energieabrechnung macht bei uns die Fa. Ista. Seine Aufstellung war für uns nicht nachvollziehbar, für unseren Anwalt auch nicht. Und ob, wie die WELT diese Woche berichtete (Link), auch in unserem Fall eine überhöhte Servicegebühr des Ablesers der Fall ist, können wir auch nicht ermitteln.

Was das Amtsgericht Mitte dazu gesagt hätte, haben wir nicht mehr erfahren. Denn unser Vermieter hat die Berechtigung unserer Klage anerkannt und auf seine Nachforderung verzichtet..

Das hat uns sehr gefreut. Aber die Sache ist noch nicht beendet. Denn wir zahlen derzeit eine erhöhte Vorauszahlung auf die NK, was unser Vermieter aus der Abrechnung abgeleitet hatte. Wenn aber die Berechtigung der Abrechnung in Frage steht, dann auch die laufende Vorauszahlung.

Noch ein Lesetip: www.heizspiegel.de