Freitag, 22. November 2013

"Zweifelsfrei Eigentum von Herrn Gurlitt"

Es hilft nichts, das Recht auf seiner Seite zu haben. Man muss auch mit der Justiz rechnen.
Dieter Hildebrandt (gefunden bei ZEIT.de)

Viele der Kreise, die gerne das Hohelied der Leistung singen, zehren von arisiertem Vermögen. Die Nazis fütterten die eher ungebildeten Stände mit Ideologie, den bürgerlichen Schichten boten sie Handfestes: Den Karrierenebenbuhler führten sie ab, den Nachbar der mehr hatte, dessen Besitz enteigneten und arisierten sie.

Von der sog. "entarteten" Kunst weiß ich erst seit Gurlitt, dass die Nazis diese nicht - wie die ihnen missliebigen Bücher - vernichteten, sondern: verkauften. Und schon da kommt man ins Stutzen: Sie beauftragten Kunsthändler mit dem Verkauf? War da vielleicht doch der Verdacht, dass die Werke etwas wert sein könnten? War vielleicht doch mehr Kalkül als Ideologie im Spiel? So kann man also sagen, dass auch die "entartete Kunst" arisiert wurde - man sprach nicht darüber, sondern spekulierte heimlich auf Wertsteigerungen.

Wer sich mit den Nazis gut verstand, konnte also zu einem Schnäppchenpreis großen Besitz und wertvolle Schätze erwerben. Eine große Umverteilung. Privilegierte Nazifreunde sahen es als Beitrag zur großen Sache, wenn sie die geraubten Güter ihrer Nachbarn in Empfang nahmen.

Sprach man die Komplizen der Nazis später darauf an, konnten sie sich entweder an nichts erinnern, außer an die "Wirren" des Krieges. Die Frecheren unter ihnen holten dann "Kaufverträge" aus der Schublade.

Der deutsche Gesetzgeber regelte die Sache nach dem Krieg so, dass sie zum Nutzen der Bereicherten so diffus blieb, wie deren vorgebliche Erinnerung.

In den Wochen, in denen wieder mal über den großen Beitrag Bayerns und Baden Württembergs zum Länderfinanzausgleich berichtet wird, lesen wir auch über den geständigen, vor Rührung über die zu ihm stehenden hohen Kreise verweinten, Ulrich Hoeneß. Und über den größten aller Raubzüge, die Bankenrettung auf Kosten der Kleinsparer und ehrlichen Steuerzahler, sowie so.

Herr Gurlitt indes dürfte enttäuscht sein. Hielt die juristische Community die Sache doch jahrelang unter der Decke, ging die Sache jetzt doch noch hoch. Dem Herrn Gurlitt wurde die Sache schnell lästig und so musste die Show aufgezogen werden, mit denen "Oberschichtenkriminelle" (J. Poß) immer auftischen: Aus Verbrechen werden "Fehler", aus der triebhaften Gier wird "Mist", und der Handelnde ist ein alter, verwirrter Mann. Der messihaft in einer alten Villa in Bestlage lebt und dort "mit seinen Bildern spricht": Ein Freund der Kunst. Entartet? Ja, aber nicht die Kunst.

Die Mainstreammedien tasten sich nur langsam daran, den vermögenden -und deshalb gefährlichen- Mann offen zu kritisieren. Die ZEIT nennt die große PR-Story "Literatur". Herr Gurlitt ist für sie nicht Täter sondern Opfer - "abgeschossen" von Fotografen.  Und die Frage, ob der Räuber seine Beute zurückgeben muss, lenkt sie auf uns alle - "die große Frage, wer wir sein wollen." Heinrich Wefing zeigt sich jedenfalls in der Sprache und Ablenkungen der Profiteure und Verschleierer bestens zu Hause: Link

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden äußert sich vorsichtig, so als fürchte er dass noch mehr Jack Asses aus der Kiste springen. "Konspirativ" nennt er das Verhalten der Staatsanwaltschaft.

Würde meine Familie zu den Raubopfern der Arisierung gehören, ich würde mich auf den Weg zur Staatsanwaltschaft machen und uns unser Eigentum zurück holen. Sollte es hier tatsächlich einen Verjährungsparagrafen geben, müsste dieser natürlich parallel aus dem Weg geräumt werden. Alles andere ist nachträgliche Kollaboration mit den Arisierungsgewinnern zum Nutzen deren Nachkommen.

 Die Bundesregierung hat eine "Expertenkommission" geschaffen. Deren Vorsitzende heißt - das Schicksal will es so- Frau Berggreen-Merkel. Berggreen.... Berggruen.. Hat eigentlich mal jemand in dessen Keller nachgeguckt..? (Link)

2 Kommentare:

  1. Wenn Sie sich Ihr Eigentum unter Berücksichtigung dieser Sachlage zurückholen wollten, dann würden Sie wahrscheinlich schnell sehen, daß das Thema Verjährung - wie bei den meisten anderen Verbrechen auch - Ihrem Anspruch eher entgegenstünde.

    Und warum die Aufregung, nur weil das Label "entartete Kunst" draufgepappt wurde? Wie ist es mit den Dauerenteignungen durch den Staat, dem fortgesetzten Raub? Von den Enteignungen nach der Wende bis zum Euro heute, der alle täglich beraubt?

    Zu weit hergeholt? Wohl kaum. Der Beispiele gibt es viele.

    Und eine Frage ist immer noch hoffen: Wieso wurde die Wohnung von Herrn Gurlitt in München Anfang 2012 (!!) durchsucht? Was hat der Zoll in seiner Wohnung zu suchen gehabt? Stimmt die Geschichte mit den 9.000 €, die man beim Grenzübertritt zur Schweiz bei ihm fand? Wäre merkwürdig, weil erst ab 10.000 € deklariert werden muß.

    Insgesamt ist das eine Geschichte, die letztlich mal wieder durch "die Juden" getrieben wird. Weil man immer bestrebt ist, die toten - im Gegensatz zu den lebenden - Juden hochzuhalten und zu unterstützen und in diesem Zusammenhang wie gute Heuchler in Sack und Asche zu gehen, bläst man die Sache so richtig auf.

    Vielleicht am Rande: Das Thema Berggrün, völlig richtig - doch hat schon mal jemand in die Archive der Museen geschaut? Und wie ist es mit dem Thema Beutekunst?

    Sehr viele Fragen. Bei denen natürlich nach Herzenslust und -kräften gelogen wird, daß sich die Balken biegen.

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  2. Mag sein. So aber haben etliche Arisierungsprofiteure in die Bundesrepublik gerettet. Mit ihrem geraubten Vermögen begründen sie heute ihren Einfluss in der Lobby.

    Ich würde da auch nicht zwischen den Beraubten und ihren Nachkommen unterscheiden.

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