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Samstag, 19. Juni 2010

Oberleitungsdiebstahl

Der Fahrdraht der Oberleitung von ICE-Strecken besteht aus fast reinem Kupfer, mit einer "Seele" aus Stahl für die Zugfestigkeit. Der Querschnitt beträgt 120mm2. Da kommt schon ein hübscher Schrottpreis zustande, wenn man mal eben -wie heute morgen zwischen Berlin und Hannover- mehrere Kilometer stiehlt.

Man fragt sich allerdings: Wie stiehlt man eine Oberleitung mit einer Nennspannung von 15.000 Volt ohne selbst Stromschläge zu erleiden?

Antwort: Man wartet, bis der Streckenabschnitt stromlos geschaltet wird. Im Abstand von mehreren 10km stehen Einspeisestationen, mit denen man gezielt den Streckenabschnitt einschaltet, in dem sich ein Zug bewegt. (Ein ICE nimmt übrigens eine Leistung von rd. 10 MW auf.) Ob die Leitung wirklich stromlos ist, kann man z.B. über die Feldstärke unter der Leitung messen. Allerdings braucht man schon eine sichere Planung, um zu wissen, wieviel Zeit man zur Verfügung hat, bis die Leitung wieder eingeschaltet wird.



Ja und da Ihr die Oberleitung ab jetzt mit anderen Augen seht, lüften wir gleich noch ein paar Geheimnisse:
1. Warum ist der Fahrdraht in leichtem Zick-Zack gespannt? Antwort: Damit sich der Stromabnehmer gleichmäßig abnutzt und länger hält.
2. Woran erkennt man eine Gleichstrombahn? Antwort: An der Doppeloberleitung. DIe braucht doppelten Querschnitt, wegen der hohen Stromstärke, wegen der niedrigeren Spannung.
3. Wieso heißt es "Drehstromantrieb", wenn doch nur ein Fahrdraht gespannt wird? Antwort: Der Drehstrom wird mit Leistungselektronik im Triebwagen erzeugt.

Aber jetzt höre ich auf... :-)

Donnerstag, 22. April 2010

Lesestoff für die Anreise mit der Bahn

Hier ein hervorragendes Dossier über den Hauptverantwortlichen des ICE- und S-Bahnchaos, Bahnvorstand Ulrich Homburg. Autor ist der ZEIT-Redakteur Torsten Hampel: Link zum PDF

Donnerstag, 1. April 2010

Na endlich: Bahnchef Grube schafft Dienstwagen ab

Im Bahntower am Potsdamer Platz scheinen sich nun doch einige Schrauben zu lösen. Sogar bei den "Schreibtischtätern" des Personenverkehrs. Denn die müssen künftig mit ihren eigenen Serviceleistungen Vorlieb nehmen, wenn sie auf Dienstreisen gehen. Bahnchef Grube zieht Konsequenzen aus der chaotischen Performance seines Unternehmens im letzten Winter.

Er hat für alle Angestellten der Hauptverwaltungen in Berlin und Frankfurt die Dienstwagen gestrichen. Die Manager sollen fortan ausschließlich ihre Bahncards100 für Dienstreisen benutzen.

Doch die murren. Z.B. Ulrich Homburg, der für den Personenverkehr verantwortliche Vorstand ist nicht so glücklich. In der Spätausgabe der RBB Abendschau sagte er gestern Abend:

Homburg: "Das kommt nun doch etwas überraschend, nachdem wir doch alle Maßnahmen zur Verbesserung auf dem Gleis haben."
Frage des RBB-Journalisten: "Nur sie selbst waren doch noch nicht auf dem Gleis, oder?"
Homburg: "Das ist auch nicht meine Aufgabe."
RBB: "Aber als Vorstand sollten Sie ihre Dienstleistung doch aus erster Hand kennen, oder?"
Homburg: "Wie kommen Sie darauf?"
RBB: "...." - sprachlos.
Homburg: "So, ich muss los. Noch mal ne Runde mit meinem A8 drehen, bevor ich ihn morgen abgeben muss.."

Montag, 25. Januar 2010

Brandenburger Windstrom für 6 ICE-Züge

Während es die Berliner Wirtschaftsförderung nicht geschafft hat, oder nicht einmal die Idee hatte, Brandenburger Windstrom für Elektroautos in Berlin zu initiieren, hat die Bahn nun zugegriffen:

Aus dem Windpark Märkisch Linden (Ostprignitz-Ruppin) will die Bahn 19 Jahre lang jährlich bis zu 59 GWh beziehen. Diese Energiemenge reicht für den Betrieb von 6 ICE-Zügen, die, wenn sie verfügbar sind, 500 tsd km pro Jahr fahren. Die Märkische Allgemeine berichtete, damit sei der Windpark voll ausgelastet.

Der Windpark Mäkisch Linden hat 20 Windkraftanlagen mit je 1,5 Megawatt Nennleistung, in Summe also 30 Megawatt. Betreiber des Windparks ist die Bremer swb Gruppe, geplant und gebaut hatte ihn der der badenwürttembergische Projektentwickler FC Windenergy GmbH. (Quelle: swb)

Freitag, 8. Januar 2010

Bahnchaos interessiert die Berliner Oppositionsparteien nicht

Wie gesagt: Verkehr ist ein Politikfeld, das jeden Bürger interessiert - da er tagtäglich entweder im Stau steht oder sich mit Bahnverspätungen herumquält. Das gilt vor allem für Berlin und das Ruhrgebiet. Stefan Jacobs hat im Berliner Tagesspiegel vorgestern einen vernichtenden Kommentar ("Stillstand, der rasend macht") über das Management der S-Bahn geschrieben und ein fulminantes Leserecho hervorgerufen. Die Leute haben es inzwischen nicht mehr nur satt. Sie wollen ihren Protest in Aktionen lenken.

Auch die zuständige Senatorin Junge-Reyer bequemte sich gestern vor die Presse - und kündigte Maßnahmen für 2017 an. 2017! Weil dann der laufende Vertrag mit der S-Bahn Berlin ausläuft. Da kann man nur noch den Kopf schütteln. Die Berliner Regierung hatte sich von Mehdorn offenbar ahnungslos über den Tisch ziehen lassen. Denn wie man hört, enthält der Vertrag keine näher definierten Qualitätspflichten, die bei Vergehen geahndet werden können. Dementsprechend lehnen sich die Manager aus dem DB Tower auch in ihren Polstersesseln zurück. "Eine Kündigung des Vertrages steht für uns nicht zur Debatte." ließ Ulrich Homburg (Email: ulrich.homburg@bahn.de ) gestern gegenüber der RBB Abendschau ausrichten. Per Fax. Vor die Kamera zu treten, da hatte er keine Lust zu.

Währenddessen warten die Berliner stundenlang auf Bahnsteigen und frieren sich einen ab,

Eigentlich ein gefundenes Fressen für jeden gewillten Berliner Politiker. Wie gehen die Parteien also mit dem Betrug der Manager von Deutsche Bahn und Berliner S-Bahn um? Ein Blick auf deren Webseiten verrät es:

SPD (Link):
Erst seit gestern gibt es überhaupt eine Meldung zu diesem drängenden Thema. Nämlich einen Hinweis auf die Pläne der zuständigen Senatorin Junge-Reyer (Thema 2017...)
Außerdem gibt es einen Link zum Faktenblatt S-Bahn, dem man die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre entnehmen kann (Link). Demnach sind die Fahrgastzahlen und die Erlöse jedes Jahr gestiegen. Die einbehaltenen Mittel wegen Schlechtleistung auch...

CDU (Link):
Fehlanzeige. Die letzte "Meldung" datiert vom 23.11.2009. Winterschlaf... Man findet auch keinen Link zur AH-Fraktion. Stattdessen viel Selbstbeweihräucherung und Fotos der Funktionäre.

GRÜNE (Link):
Fehlanzeige. Man widmet sich lieber seinem ideologischen Lieblingsthema A100. Die letzte Pressemeldung datiert vom 15.12.2009. Es gibt aber einen Link zur Fraktion, wo es eine Pressemeldung mit der Forderung nach neuen Fahrpreissenkungen bei der S-Bahn gibt. Naja...

FDP (Link):
Fehlanzeige. Lieblingsthema Tegel steht ganz oben. Die letzten Pressemeldungen des Verbandes datieren sage und schreibe vom 19.08. (Todestag Günter Rexrodt) und 04.03.2009 (Cottbuser Tor).

Die Linke (Link):
Man muss anerkennen: Die Linke ist aktiv. Pressemeldung vom 07.01.2010 mit der Forderung einer Rekommunalisierung der S-Bahn.

Also: Die Regierungsparteien des Berliner Abgeordnetenhauses fahren das Thema. Die Opposition nutzt die aufgebrachte Stimmung der Betroffenen Millionen Berliner nicht. Wenn Parteien auf solch ein Thema nicht einsteigen, worauf steigen sie dann überhaupt ein??

Sonntag, 6. Dezember 2009

Merkzettel für Angela

Eigentlich ganz gut platziert. Kann sie von ihrem Büro aus sehen. Aber fährt sie jemals mit der Bahn?

Der Bahnvorstand erstatte übrigens Anzeige gegen die Künstler von Greenpeace. War wohl doch zu gewagt. Man bevorzugt das dezente Ambiente in Köln, wie Werner es fotografiert hat.

Freitag, 4. Dezember 2009

Der ganz normale Bahnsinn




Der ganz normale Bahnsinn



Ich war die ganze Woche mit der Bahn unterwegs. Bahnfahren heißt verärgert losfahren und verärgert ankommen. Gestern abend z.B. in Wolfsburg: Komme mit dem Taxi auf den letzten Drücker am Bahnhof an. Sehe den ICE noch am Bahnsteig stehen. Renne, hetze die Treppe hoch. Sehe zwei, drei Bahnbedienstete, Schaffner locker reden. Gucke sie im Vorbeirennen an, damit sie mich noch in den Zug lassen. Schaffe es so gerade. Steige ein und wundere mich: Ein leerer Wagon. Nanu? Endlich mal Sitzplätze? Nee, meint eine Frau, die im Begriff ist, auszusteigen. Der ist kaputt. Wir steigen aus, da wird ein ICE nach Berlin auf dem Nachbarbahnsteig angesagt. Ich frage die Bahnbediensteten: Fährt der ICE hier oder nicht? Antwort: Vielleicht fährt er noch. (Vielleicht!). Wir rennen also die Treppe wieder runter, ab zum Nachbarbahnsteig. Oben angekommen treffe ich einen früheren Projektkollegen. Der hat dermaßen gute Laune weil er vor einer Stunde einen guten Auftritt mit seinem Projekt hatte. Er meint: Los komm,auf in den Speisewagen. Ich sage: OK! Wir steigen wo wir stehen in die 2. Klasse ein und fast rückwärts wieder aus: Knallvoll. Ich sage, jetzt gehen wir in die erste Klasse. Rennen außen vor bis zur 1. Klasse. Drinnen sichern wir uns die letzten beiden freien Plätze in einem Abteil. Wir legen ab und müssen erst mal durchatmen. Gehen auf den Flur. 1.000 Leute schieben sich an uns vorbei. Der Kollege ruft nacheinander seine Projektkollegen an, um ihnen seine gute Nachricht zu übermitteln. Da sehe ich plötzlich einen alten Bekannten aus FDP-Zeiten. Denke ich zumindest, weil, irgendwie sieht er schon anders aus als früher. Vielleicht ist er es ja doch nicht. Da geht er doch glatt in unser Abteil, lässt sich den letzten Sitzplatz freiräumen. Nach 10 Minuten gehen auch der Projektkollege und ich in unser Abteil.

Dauert nicht lang und wir tauschen Geschichten aus über die schlimmsten Bahnerlebnisse in dieser Woche. Verdoppelung der Fahrtzeit zwischen Berlin und WOB? Gar kein Problem. Er zeigt mir kurz seine Präsentation. Dann sagt er, so und jetzt gehen wir auf ein Bier in den Speisewagen, ich geb Dir einen aus. Wir wollen gerade gehen, da verkündet der Zugchef, dass der Speisewagen jetzt geschlossen werde, weil das Personal schon 10 Stunden gearbeitet habe. Ich FASSESNICHT! Eigentlich hätten wir alle in diesem überfüllten Ersatzzug Freibier verdient. Und die Damen und Herren machen Feierabend.

Als wir uns darüber aufregen, gibt sich die ältere Dame in unserem Abteil als Bahnangestellte zu erkennen. Ich denke froh: So, die kriegt jetzt alles ab! Was sie denn mache bei der Bahn? Sie ist Führungskräftetrainerin. (Auf sie!). Ja, die Bahn habe es geschafft, dass das Personal im Zug immer freundlich bleibe, auch bei schwierigen Kunden. (Spinnt die?). Ich sage ihr, dass weniger unfreundliche Kunden das Problem seien, sondern der eine oder andere Manager im Bahntower. Wieviele Leute denn da arbeiten fragt mein Kollege. Na, so 2.000 sagt die Trainerin. Ich frage: Fahren die Manager eigentlich auch selbst mal Bahn? Sie: Natürlich. Allerdings mit dem chauffierten Audi. Ich frage nach: Wie, fährt der Chauffeur parallel zur Zugreise mit dem Audi um den Herrn Vorstand am Zielort abzuholen? Nein, nein... Aber sie kommen immer pünktlich an ihrem Zielort an, weil sie am Bahnhof von einem Audi abgeholt werden. (Wie machen die das? Gibts da ein Modell mit Warpantrieb?)

Wenig später tauschen wir die Plätze. Denn der andere Bekannte hat sich tatsächlich als der frühere "Parteifreund" entpuppt. Die Stimmungen in unserem Abteil schwanken nun zwischen der Euphorie meines Kollegen, meiner Wut auf die Bahn und der Tageserschöpfung des Liberalen. Dann kommen wir wieder auf die Bahn zu sprechen. Auf die Angestellten, die die Managerfehler ausbaden müssen. Und vor allem die armen Lokführer. Zum Beispiel so ein Selbstmörder, der traumatisiert einen Lokführer fast sein ganzes Laben lang. Neulich, erzählt die Trainerin, habe ihr ein Lokführer im Seminar erzählt, er habe im letzten Winter im Dunkeln auch mal eine Gestalt im Scheinwerferlicht gesehen. So spät, dass er wirklich nichts mehr tun konnte. Er habe die Luft angehalten als die Lok die Gestalt erreichte. Dann sei Schnee aufgeflogen. April, April. War nur ein Schneemann. Makabrer Scherz! Da sind sich alle einig in unserem Abteil, zu dem auch noch eine Ärztin gehört, die heute 11 Stunden Dienst geschoben hat. Sie bringt wenig Verständnis auf dafür, dass wir uns über Probleme mit der Bahn so auslassen können. Ich denke, die Phantasie von der Schneemanngeschichte angeregt, bei mir: Warum hört man eigentlich so wenig von Bahnmanagern, die sich vor Züge werfen? Die haben doch richtige Probleme, haben sich allein in Berlin den Zorn von zigtausend Fahrgästen zugezogen. Von mir als ICE-Kunden ganz zu schweigen.

Ein Bahnmanager, der sich vor seinen rasenden Angestellten wirft. Das wäre mal eine Verzögerung im Betriebsablauf, für die die Leute womöglich Verständnis hätten...

Dienstag, 1. Dezember 2009

Berliner SPD fordert Rücktritt des Bahn AR Schulenburg

Zum immer noch eingeschränkten S-Bahn-Betrieb in Berlin erklärt der Parlamentarische Geschäftsführer und verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses, Christian Gaebler:

"Bundesverkehrsminister Ramsauer hat jetzt endlich bestätigt, was für die Berliner SPD schon lange feststand. Die unhaltbare Situation bei der Berliner S-Bahn ist hausgemacht durch den drastischen Sparkurs der Deutschen Bahn AG. Alle gegenteiligen Aussagen von Bahnvorstand Homburg und Bahnchef Grube sind damit haltlos. Wir fordern vom Bahnkonzern umgehend die Rücknahme der Sparmaßnahmen bei Personal und Investitionen bei der S-Bahn Berlin und den für die S-Bahn zuständigen Bereichen von DB Netz und DB Station und Service. Die Glaubwürdigkeit der beiden Herren ist durch die anhaltenden Probleme der S-Bahn und die Aussagen des Bundesverkehrsministers stark erschüttert. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, muss der Aufsichtsrat der Bahn beide entlassen, um weiteren Schaden von der Bahn und der S-Bahn abzuwenden. Hier ist die Bundesregierung gefordert, den Worten von Herrn Ramsauer auch Taten folgen zu lassen.

Für die S-Bahn Berlin bedeutet dies im Einzelnen:
- Rücknahme der Einsparvorgaben, insbesondere im Personalbereich
- Aufstockung der bei der S-Bahn dauerhaft beschäftigten Zugfahrer und Werkstattmitarbeiter
- Herstellung von zusätzlichen Werkstattkapazitäten in zentraler Lage, um lange Überführungsfahrten zu vermeiden
- sofortige Instandsetzung aller defekten Weichenheizungen und -antriebe als Wintervorsorge
- Sicherstellung einer schnellen, dezentralen Störungsuntersuchung und -behebung
- Verzicht auf die Managementumlage in Höhe von 24 Mio. Euro, die der Konzern von der S-Bahn kassiert
- sofortige Entlassung des für die Umsetzung der Sparvorgaben verantwortlichen Aufsichtsratsvorsitzenden Graf von der Schulenburg.“

Donnerstag, 26. November 2009

Beschwerdetelefon / Hotline Deutsche Bahn

Donnerstags habe ich in WOB einen Frühtermin, ich nehme normalerweise den ICE um 06.47 ab Berlin Spandau. Heute morgen gab es dann wieder mal eine "Weichenstörung". Spontan. Unvorhersehbar. Ich las gerade Toms SMS von gestern Abend, dass im RBB ein Doku über die Systematische Körperverletzung der Herren Mehdorn und Homburg laufe. Habe ich leider verpasst.

Ich pendle die restlichen drei Tage der Woche vom Hbf nach WOB. Verspätungen von 20 bis 45 Minuten auf der Rückfahrt sind inzwischen die Regel. Interessant ist das schizophrenöse Vokabular das sich der Bahnvorstand für die Ausreden überlegt hat: "Wegen Verzögerungen im Betriebsablauf verspätet sich der ICE um x Minuten".

In Spandau sagten sie heute morgen zuerst 5 Minuten Verspätung an. Nach fünf Minuten waren es dann schon 45 Minuten! Unfassbar. Der ICE wird doch in Berlin erst eingesetzt. Von Joschka Fischer ist der Begriff "ohnmächtig vor Wut" überliefert. Mit diesem Gefühl im Körper und dem Bild des den Personenfernverkehr zuständigen Bahn Vorstandes Ulrich Homburg vor Augen machte ich mich sogleich auf zum sogenannten Service Point.

Als Beschwerdestelle nannte der Serviceoffizier mir dann folgende Hotline und ich veröffentliche die Nummer gerne:

DB Station & Service AG
Bahnhofsmanagement Berlin
OE Südkreuz
General-Pape-Str. 1
12101 Berlin
Tel. 030.297-1055

Ulrich Homburg trifft man hingegen am besten im Bahntower am Potsdamer Platz.

Mittwoch, 16. September 2009

Wenn Du zur Arbeit fährst am frühen Morgen...

Seit acht Jahren geben Berliner Verkehrs- und Umweltsenatoren und Bahnmanager alles, wirklich alles, um uns den letzten Nerv zu rauben.

- Im Vorfeld der Einweihung des neuen Hauptbahnhofs trennten Bahnchef Mehdorn und die DBRegio den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf 2003 zuerst vom Regionalverkehr und später auch noch vom Fernverkehr der Bahn. Betroffen waren immerhin 300.000 Einwohner des Bezirkes. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) und die (Grüne!) Verkehrsstadträtin Martina Schmiedhofer unternahmen nichts dagegen. Ich pendelte beruflich damals nach Potsdam und war direkt betroffen von diesem Murks. Zusammen mit einer Bürgerinitiative organisierte ich eine Flugblattaktion mit Faxantwort an Herrn Strieder. Wir hatten viel Resonanz. Strieder brachte die DBRegio immerhin zu einigen Halten am Bhf. Charlottenburg. Aber im großen und ganzen blieb es Murks. (Link zum FDP-Forum Liberalis).

- Der neue Hauptbahnhof ist eine Sehenswürdigkeit. Aber für Bahnbenutzer ist er eine Farce. Es ist nichts aufeinander abgestimmt. Wer vom unteren Bahnhof in den oberen umsteigen will, verpasst seinen Anschluss regelmäßig. Denn die Fahrstühle brauchen eine Ewigkeit, und die Rolltreppen bilden einen Riesenumweg und sind regelmäßig verstopft. Eine Frechheit ist die knausrige Informationspolitik. In dem Bahntempel Jerusalemer Ausmaße bietet uns Hartmut Mehdorn Schriftgröße 12 auf spärlich gesäten Fahrplänen. Das führt dazu, dass man entweder seinen Zug bekommt, oder weiß, wann er abfährt ("Du hasts gefunden / nur für Sekunden").


Bridges to Babylon: Mehdorns Bahntempel

- Das seit Januar diesen Jahres bestehende S-Bahn Chaos überbietet alle bisherigen Desaster und Missmanagementsdemonstrationen noch einmal um Größenordnungen. Die Bahnvorstände Mehdorn und Homburg beschlossen für die Konzerntochter S-Bahn Kostensenkungspläne, die diese nur mit dem gezielten Abbau von Wartung und damit Sicherheit erfüllen konnte. Die Substanz von Wagen und Schiene ist inzwischen so verschlissen, dass der S-Bahnverkehr um sage und schreibe 75% reduziert wurde. Ein Ende ist nicht abzusehen. Die Bahn kann sich dies leisten, weil der Berliner Senat immer zum Großarbeitgeber Deutsche Bahn gestanden hat. Im Glaspalast am Potsdamer Platz arbeiten immerhin Hunderte Bahnmanager und Steuerzahler. Wowereit und die Nachfolgerin von Peter Strieder, Ingeborg Junge-Reyer, waren für Mehdorn leichte Beute. Der Senat hält der Bahn lästige Konkurrenzu vom Leib, und das für viele Jahre. Dabei müsste man mit den Herren im Glasturm, die sich "nicht um jede Schraube in irgendeiner Werkstatt kümmern können", sondern weltweit Konzerne aufkaufen, ganz anders umspringen. Auf Personen wie Mehdorn, Homburg oder auch den völlig inkompetenten von der Schulenburg, gehören grobe Keile, weil sie grobe Klötze sind. Homburg genierte sich gestern nicht, in einem RBB-Abendschau Interview zu sagen, dass er noch gar nichts sagen könne: Wann die S-Bahn wieder fahre. Oder wie hoch der Schadenersatz für die Kunden ausfalle.

- Wer deshalb, so wie wir, vor einigen Jahren wieder aufs Auto umstieg, geriet unmittelbar in die Fänge der Umweltsenatorin Katrin Lompscher, PDS. Die denkt sich jede Woche etwas Neues aus, um Berlins genervte Autofahrer lahm zu legen: Die Umweltzone, 30-Zonen auf Hauptverkehrsachsen, rote Ampelwellen. Bereits angekündigt hat sie einen Lärmschutzplat für Berlin, der künftig vermutlich nur noch Fahrräder durch die Innenbezirke erlaubt.

- Wer das Pech hat, mit dem Auto täglich über die Stadtautobahn A100 zu müssen, dem zeigt die Stadt dann asphaltglatt auch hier eine lange Nase. Nachdem monatelang der Tunnel in Tegel restauriert und umgebaut wurde, ist jetzt die Spandauer Brücke dran. Jeden Tag Stau.

- Von den unsinnigen Absperrungen des 17. Juni und Brandenburger Tor für drittrangige Veranstaltungen wie Rollschuhlaufen, Frauen-Joggen-für-den-Frieden, Krankenkasseninfostände und sonstigen Bratwurstbuden etc. mal ganz zu schweigen. Sind wir hier nicht die Hauptstadt?

Ergebnis: Die wenigen Berliner, die sich morgens auf den Weg zu einer geregelten Arbeit machen, sind hochgradig genervt. Warum kapieren Verkehrspolitiker und -manager nicht, dass Verkehr nun wirklich ein Politikfeld ist, das alle betrifft? Selbst Leute, die sich überhaupt nicht (mehr) für Politik interessieren, haben eine Meinung zur Verkehrssituation, weil sie das jeden Tag erleben. Sie fragen sich: Wie kann man Infrastruktur so vernachlässigen?

Ich sage es offen: Die SPD hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Und die Linke und die Grünen in den Bezirken auch nicht. Leider gehört der verkehrspolitische Sprecher der FDP im Abgeordnetenhaus auch nicht zu den Aktivposten, weil er selbst nicht Bahn fährt. Die CDU Berlins ist seit Jahren mit sich selbst beschäftigt und hat seit Ewigkeiten keinen politischen Entwurf mehr hervorgebracht.

Die Berliner reagieren auf das S-Bahn-Desaster, in dem sie ihre Abos und Fahrkarten in den Müll schmeißen und zurück ins Auto steigen. Als Angestellter eines Automobilunternehmens freut mich das. Als Berliner verstehe ich das. Als Autofahrer befürchte ich, dass die Staus weiter wachsen.

Mittwoch, 1. April 2009

Wiedeking neuer Bahnchef / Mehdorn geht nach Schalke

Mehr Gewinn als Umsatz - dieses Wunder soll künftig auch die Deutsche Bahn AG erleben. Darauf einigten sich in der Nacht Bundeskanzlerin Merkel, Vizekanzler Steinmeier und der noch amtierende Porsche Chef Wendelin Wiedeking. Wiedeking hat in fast sechzehn Jahren als Vorstandsvorsitzender Porsche aus Liquiditätssnöten an die Spitze der europäischen Automobilindustrie geführt. Gestern meldete er für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres wieder einmal mehr Gewinn als Umsatz. Auch mit Traditionskonzernen kennt Wiedeking sich aus. Porsche ist inzwischen Mehrheitsaktionäre bei Volkswagen. "Das sind genau die Qualitäten, die wir auch bei der Bahn brauchen" äußerte sich die Kanzlerin, "von Null auf Hundert in Nullkommanix. Außerdem versteht Herr Wiedeking sich die Börse zunutze zu machen." Aber wo ist der rote Faden von Porsche zur Bahn, einem fast CO2-freien Verkehrsmittel?

Doch Wiedeking kommt nicht ohne Ideen zur Bahn. "Mit Peer Steinbrück haben wir vereinbart, dass jeder Porschebesitzer in den Genuß einer kostenlosen Bahncard 100 kommen soll und wir das auf den CO2-Ausstoß der Flotte anrechnen. Das erschießt der Bahn ein bisher unerreichbares Kundensegment und die bisher für Porsche kalkulierten CO2-Sanktionen lösen sich buchstäblich in Luft auf."

Währenddessen munkelt man in Berlin, Hartmut Mehdorn sei bei der Suche nach einem neuen Sanierungs- und Börsenprojekt bereits fündig geworden: Gestern Abend soll er mit dem Vorstand des Krisenvereins Schalke 04 beim Abendessen auf Schloss Berge gesichtet worden sein.

Ich finde es toll, wie jeder Job seine beste Besetzung findet. Aber wer wird jetzt neuer Chef von Porsche...?

Samstag, 13. Dezember 2008

Driving home for Christmas: Am billigsten mit dem PKW

Die Bahn erhöht rechtzeitig zu Weihnachten ihre Preise um rd. 4%. Gleichzeitig sind die Benzin- und Diesekosten drastisch gesunken.

Ergebnis: Schon ab der ersten Person ist der Weihnachtsbesuch mit dem PKW günstiger als mit der Bahn:

Beispiel: Berlin ->Dortmund -> Berlin = rd. 1.000km
Hinfahrt: 23.12. Rückfahrt 25.12.

Kraftstoffkosten bei Verbrauch von 8 Litern / 100km = rd. 80l x 1,10 EUR = 88 EUR.

ICE Ticket mit Bahncard 50 inkl. Reservierung, Online Buchung: 94 EUR.
Ohne Bahncard: 184 EUR.

Fahren weitere Personen mit, ist das Bahnangebot nicht mehr wettbewerbsfähig. Hinzu kommen Stress und Ärger auf überfüllten Bahnhöfen, mangelnde Informationen über Wagennummern, ausfallende Reservierungssysteme, Verspätungen wegen Wartungsdefiziten im Vorfeld des geplanten Börsengangs etc. .

Und übrigens: Der ADAC weist seine Mitglieder aktuell darauf hin, dass auch die Anschaffung eines Neuwagen selten so günstig war wie heute.

Warum also sollte man mit der Bahn fahren?

Sonntag, 31. August 2008

Mehdorns Begründung für Bahnpreiserhöhung ist unwahr


Diese Lüge von Bahnchef Hartmut Mehdorn ist schon stark.

Aber das ist noch nicht alles. Als Begründung für seine dritte Preiserhöhung in zwei Jahren nannte Mehdorn die gestiegenen Energiekosten und Löhne für die Lokführer. Schauen wir uns das mal genauer an:

Aus der Bilanzpressekonferenz für GJ 2007:

Fazit: Die Schiene trägt nur knapp die Hälfte zum Geschäft der Bahn bei. Der Staatskonzern hat sich ziemlich weit von seinem Kerngeschäft entfernt. Und Deutschland wiederum nur 2/3. Mithin trägt das schienengebundene Geschäft in Deutschland nur 1/3 zum Umsatz bei. Wie sollen Gehaltserhöhungen für Lokführer hier auf die Gestehungskosten durchschlagen?


Fazit: Die DB Energie, von der die Bahn ihren Bahnstrom bezieht, trägt nur 1% zum Geschäft bei. Dabei ist der Strommix der Bahn ökologisch wertvoller als der deutsche Strommix. 14% regenerative Energie, vor allem durch Wasserkraft. Wie sollen da die Preissteigerungen für Öl und Gas für die Preissteigerungen für die Bahnkunden dienen können?



Quellen: DB Energie, Deutsche Bahn Vorstandspräsentationen

Bei Telekom und Post haben wir nach den Privatisierungen erhebliches Missmanagement erlebt: Anstatt die Einnahmen aus den Börsengängen in eine bessere Produkt- und Servicequalität zu investieren, wurde Welt AG gespielt. Es wurden Konkurrenten in Weltmärkten übernommen, deren Geschäft man nicht verstand. Eitle Männer im Höhenrausch, die ihren Aktionären (oder sogar dem Steuerzahler) schnell zur Last fielen. Warum sollen wir das nun zum dritten mal mitmachen?

Donnerstag, 12. Juni 2008

Wow, VRR kündigt DB Regio!

Das nenne ich mal konsequent: Endlich zieht ein Verkehrsverbund die Konsequenz aus den permanenten Schlechtleistungen und Zumutungen, die Herr Mehdorn seinen Kunden alltäglich zumutet und die sehr häufig den Tatbestand der Nötigung oder Täuschung erfüllen.

Der VRR hat laut n-tv bei Stichproben festgestellt, dass die Bahn weniger Inspektions- und Wachdienstleistungen liefert als vertraglich vereinbart und hat den Vertrag für Regional- und S-Bahnverkehr fristlos gekündigt.

Ein überfälliger Schuss vor den Bug des GröBaZ rechtzeitig vor dem Börsengang.

Ich hatte zwei Wochen lang das Vergnügen, mehrmals pro Woche Fernreisen in überfüllten und nicht klimatisierten ICE Waggons zu verbringen. Man wird transportiert wie Vieh, vielleicht muss man Herrn Mehdorn einfach mal genauso behandeln.

Dienstag, 29. April 2008

Nenn sie bloß nicht "die Würzburg"

Rechtzeitig vor meiner Abreise nach Würzburg blökierten eine Herde getöteter Schafe den Landrückentunnel kurz vor Fulda. So nahm der ICE einen Umweg um den Tunnelberg und wickelte sich dabei einmal vollständig um den Berg. Wir besichtigten auf dieser pittoresken Fahrt Dörfer, die noch gänzlich unberührt aussahen...
In Würzburg darf man sich beim Anblick der Burg nicht als Touri outen mit dem Spruch "Ach schau mal, die Würzburg!". So etwas wie eine Würzburg gibt es nämlich nicht. Sagen die Würzburger. Zum Beweis ein Foto...



Die armen Schafe, denkt man, wenn man sich ausmalt, was vor dem Tunnel passiert sein muss. Und dann denkt man, dass es immer unschuldige Schafe trifft. Und nie mal das eine schuldige schwarze aus dem Tower... Senk ju for träwweling.