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Mittwoch, 4. August 2010

Telekom will an beiden Leitungsenden kassieren

Die Deutsche Telekom hat eine Idee, wie sie nach etlichen Fehlschlägen mit internetbasierten Geschäftsmodellen hier doch noch Geld verdienen kann. Wenn die eigenen Versuche mit Musikdownload und Bundesligabezahlfernsehen nicht klappen, dann muss man eben bei denen die Hand aufhalten, die es besser können: Bei den erfolgreichen Internetkonzernen.

Die Telekom will künftig von den Content- und Dienstleistungsanbietern, die besonders hohen Traffic erzeugen, Leitungsgebühren erheben. Ihre Logik: "YouTube und iTunes sind für uns die Kostentreiber, denn die steigern den Bandbreitenbedarf. Wegen denen müssen wir die Netze weiter ausbauen." Und deshalb will die Telekom künftig auch von denen eine Art Maut verlangen.

Dabei übersieht sie aber etwas entscheidendes, oder verschweigt es: Genau wegen dieser Contentanbieter kaufen die Leute Breitbandanschlüsse. Ohne YouTube und iTunes usw. gäbe es kein Breitbandgeschäft, keinen Verkauf von DSL-Anschlüssen.

Genauso hätte die Telekom auf die Idee kommen können, künftig bei Telefonaten von beiden Seiten Gebühren zu verlangen. Denn schließlich hat auch der Angerufene etwas von dem Gespräch. Meistens jedenfalls.

Nein, das wird nicht hinhauen. Das hat keine Logik und wird gegen die Großunternehmen nicht durchsetzbar sein. Vielmehr erinnert die Ideen- und Hilflosigkeit des Telekomvorstandes an die Bürokraten der GEZ, deren Beitrag zur Erfindung des Internet es war, auf Handies und vernetzte Registrierkassen GEZ-Gebühren zu erheben.

Aber eines kann ich mir schon vorstellen: Dass Frank Appelt, Postchef und Erfinder des Portos für ausgedruckte Emails, könnte auf die Idee kommen, künftig auch von Postempfängern Porto zu verlangen. Womöglich auch in Berlin, wo Päckchen an Privatempfänger gar nicht mehr zugestellt werden...

Montag, 7. Juni 2010

Bericht von der 2. Ideenkonferenz der Berliner SPD



Ich war am Samstag Teilnehmer der 2. Ideenkonferenz der Berliner SPD im Rahmen der Hauptstadtgespräche (Link). Thema: "Neue Industrialisierung"

Ich war neugierig auf das Thema, befürchtete aber, hier wieder einmal die üblichen Redner von IHK, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing zu treffen. Stattdessen standen eine Unternehmerin, eine Unternehmensberaterin, ein Volkswirt und ein Technologiezentrummanager auf dem Podium.

Es ging um den Nachfolger der "Kreativ"-Agenda, die Richard Florida vor einigen Jahren ausgelöst hatte und die in Berlin Resonanz gefunden hatte in dem Claim: "Arm, aber sexy".

Die SPD hat die Industrie wiederentdeckt. Als Anliegen und als Hort künftiger Wähler. Die SPD will die richtigen Fragen zum Thema neue Arbeit formulieren und dann Antworten finden. Vor allem aber will sie von den Mitgliedern und Bürgern wissen, wo neue Massenarbeitsplätze entstehen können.

Elektromobilität
Deshalb war ich ein bisschen überrascht, ausgerechnet hier eine Vertreterin von McKinsey (Dr. Katrin Suder) zu finden. McKinsey hatte doch jahrelang den schlanken Staat und Deregulierung gepredigt. Verärgert wurde ich, als ich deren neue Berlin Studie in die Hand nahm und las, dass Elektromobilität ein lohnendes Thema für Berlin sei. Die Idee hatte ich schon vor zwei Jahren. Nicht nur als Thema für Berlin, wo diese Autos eingesetzt werden können. Sondern auch für das umliegende Brandenburg mit seinen Windparks, die diese Autos speisen könnten. Vor zwei Jahren antwortete mir die Senatsverwaltung, Elektroautos seien ihr zu gefährlich, weil die sich lautlos an Fussgänger heranschleichen.
Wenn McKinsey so etwas vorschlägt, dann muss was dran sein. So tickt leider auch die Landespolitik. Im Vorwärts lese ich dann auch, dass Berlin Modellregion für Elektromobilität werden will. Doch Michael Müller, der Vorsitzende der Berliner SPD sagt auf dem Podium: Wenn es nach ihm ginge, sollte man für Entfernungen unter 100 km überhaupt kein Auto benutzen. Egal ob elektrisch oder benzingetrieben. Ist er damit nun schon wieder ganz vorne oder hinten dran?

Jedenfalls war das nicht die einzige Gegendarstellung an diesem sonnigen Tag im Charlottenburger Ludwig-Ehrhard-Haus.

Jedenfalls gibt es für Berlin auch gute Nachrichten: Nach Schließung des Flughafens Tegel ist dort ein Entwicklungszentrum für Elektromobilität geplant. Und Daimler wird seine Elektromotenproduktion nach Marienfelde verlagern. Und auch Continental baut seinen Batteriestandort zur Entwicklung von Energiemanagementsystemen aus. Hier entstehen eine Menge Optionen für Ingenieure in Berlin. Und das ist wirklich gut so!


Fährt lieber Bahn: SPD-Landeschef Michael Müller


Die zweite Gegendarstellung ging so: Als der VWL-Professor erklärte, den kreativen Existenzgründer von heute finde man mit dem Laptop im Cafe, weil er da am besten auf neue Ideen käme, da stellte die Köpenicker Unternehmerin Gabi Grützner von der micro resist GmbH klar: Es sei schon sehr lange her, dass sie mit ihrem Laptop in einem Cafe gesessen habe. In der Regel müsse sie täglich im Büro oder bei ihren Kunden Probleme lösen und Antworten finden...

Kurze Geschichte der Wirtschaftsförderung
Nach der Industrie- kam die Dienstleistungsgesellschaft. Politiker und Gewerkschaften sahen darin die einzigen Arbeitsplätze, die man nicht in andere Länder auslagern kann, weil Dienstleistungen immer direkt am Kunden erbracht werden müssen. Doch die Dienstleistungen arteten aus: Für die "Gewerblichen" (ein unzulässig eingrenzender Begriff, ähnlich wie "Bürgerliche") in Niedriglohnjobs, für die Akademiker in dekorierter Leiharbeit (sprich: "Beratung"). Der Vorteil war: Dienstleister halten sich selbst über Wasser. Man kann auch Gewinn mit ihnen machen. Aber richtig abheben, the next big thing, kann man mit ihnen nicht so richtig.

Dafür braucht es doch Produkte. Aber nicht solche, die es schon gibt und mit denen man nur im Preiskampf steht. Deshalb erfand der amerikanische Soziologe Richard Florida die "kreative Klasse". Nur der Kreative erkennt neue Bedürfnisse und entwickelt dazu passende, neue Produkte. Also setzten -auch in Deutschland- immer mehr Regionalpolitiker auf diese kreative Klasse, von der sie glaubte, sie entwickle ihre Ideen in Cafes an ihren Laptops.

Doch auch das zündete nicht so richtig. Berlin z.B. blieb arm, wenn auch sexy. Irgendwann muss denen einer geflüstert haben, dass massenhaft neue Arbeitsplätze nur entstehen, wenn man sich wieder zur industriellen (also produktorienterten) Wirtschaft bekennt.

Gewerke statt Dienstleistungen
Der Clou dabei ist: Die gleichen modernen Berufe können sowohl Dienstleistung als auch Industrie. Der Auftragsprogrammierer, der seine Stunden abrechnet, aber auf die Schutzrechte an seinem Gewerk verzichtet, kann genau so gut, Standardprodukte entwickeln und diese als lizenierte Kopien in die Welt verkaufen.

Das Neue daran: Hierzu sind Investitionen erforderlich. Und hierzu wiederum Eigen- oder Fremdkapital. Mir fiel eine alte Diskussion mit Tom und Egon im Grunewald ein: Warum müssen private Anleger immer in anonyme Fonds investieren? Warum kann man als Berliner nicht gezielt in Berliner Unternehmer investieren? Diese Frage stelle ich auf der Ideenkonferenz am Samstag.

Die Antworten vielen gemischt aus: Die McKinsey Beraterin nickte heftigt. Die Unternehmerin schüttelte den Kopf: "Nee, wenn Sie einen Tip von mir wollen: Holen Sie sich bloß keine Mitbestimmer ins Haus. Bleiben Sie selbstbestimmt. Ich habe mit den Berliner Banken gute Erfahrungen gemacht, auch in der Finanzkrise." Das einzige, woran es ihr wirklich fehle, seien gute Vertriebsleute. "Ein guter Ingenieur ist eben nicht automatisch auch ein guter Verkäufer." - Und genau diesen Bedarf hatten Prof. Fricke von der TFH Wildau und ich schon vor fünf Jahren erkannt, als wir als Entsandte von der IHK Frankfurt/Oder einen runden Tisch "Vertrieb für Technologieunternehmen" aufsetzten. Das Thema ist wohl immer noch akut..

Fazit
Jedenfalls habe ich am Samstag folgendes gelernt:
- Die Berliner SPD hat die Industrie wiederentdeckt - anstatt Schornsteine soll die neue Industrie aber grün und kreativ sein.
- Berliner Unternehmen denken anders als Investmentbanker: Keine Fremdgesellschafter und keine Exitpläne.
- Der Berliner SPD Vorsitzende ist nicht auf McKinsey Linie. Wird wohl nie ein Elektroauto kaufen sondern lieber Bahn fahren.

Noch ein Tip:
Etwas ausführlicher mit den Kreativen in der Industrie habe ich mich in einem Gastartikel bei den Ruhrbaronen auseinandergesetzt: Link

Dienstag, 1. Juni 2010

IBM meldet vernetzte StartStop-Funktion zum Patent an


Grafik: Offenlegungsschrift US 2010/0125402 A1

Jeder kennt das Dilemma: Man wartet bereits lange an einer roten Ampel und weiß im Nachhinein, es wäre ökonomischer gewesen, den Motor abzustellen. Warum zeigt keine Ampel öffentlich an, wie lange sie noch rot sein wird?

Wir kennen die Vorampeln, die anzeigen, dass die Ampel an der Kreuzung auf Rot schalten wird. Dies vermeidet (oder bewirkt??) unnötige Beschleunigungen, deren Energieverbrauch durch nachfolgendes Bremsmanöver reine Verschwendung war..

An der roten Ampel stehend, muss der Fahrer zwei Dinge gegeneinander abwägen: Die Einsparung durch den Motorstop und den Mehrverbrauch, den ein Wiederstart bewirkt, vor allem bei kaltem Motor. Diesen "Tradeoff" kann man nur berechnen, wenn man weiß, wie lange die Ampel noch rot zeigen wird.

Und mal angenommen, man steht mit gestopptem Motor hinter einer langen Baustellenschlange. Man schaltet den Motor ja nicht sofort wieder ein, wenn die Ampel auf grün schaltet. Sondern man wartet, bis der zweite oder dritte Vordermann startet.

Diesen Prozess hat IBM für eine Patentanmeldung aufgegriffen. IBM schlägt in seiner US Anmeldung mit dem Aktenzeichen US 2010/0125402 A1 (Erfinder: Bansal, Gandhi, Kottawar und Mahajan) vor, dass die Verkehrszeichenanlage die Reihe von Fahrzeugen vor einer bereits auf rot stehenden Ampel ermittelt. Dann berechnet sie anhand der Restlaufzeit der Ampelphase, ob sich ein Stoppsignal an die Fahrzeuge lohnt. Wenn so, sendet sie dieses.
Beim Phasenwechselt gibt sie dem ersten Fahrzeug in der Schlange sofort ein Startsignal. Den dahinter wartenden Fahrzeugen gibt sie gestaffelte Startsignale, so dass sie solange wie möglich noch gestoppt bleiben können.

Das Prinzip lohnt sich vor allem für Ampelkreuzungen, an denen sich üblicherweise lange Schlangen bilden. Und Voraussetzung ist eine vernetzbare (Car2x, Car2Infrastructure) StartStop-Automatik im Fahrzeug.

Sonntag, 16. Mai 2010

Warum Google WLAN Netze kartographiert

"Google-Ökonom" Ralf Kaumans hat einen interessanten Erklärungsansatz, zu welchem Zweck Google WLAN-Daten aufgezeichnet hat. Eine Erklärung für die Aufzeichnung von Übertragungsdaten aus offenen WLANs hat er allerdings auch nicht.

Würde mich am Rande mal interessieren, wieviele öffentliche WLANs im Regierungsviertel offen sind...

Hier gehts zu Ralfs Blogpost: Link

Wäre es übrigens möglich, dass wir im Sommer ein bisschen durch Washington DC cruisen und ein paar Aufnahmen übern Zaun machen...?

Donnerstag, 6. Mai 2010

Wie man Verbesserungsvorschläge abwehrt

Kritik und Verbesserungsvorschläge sind lästig. Hier ein Tip, wie man sie abwehrt:

- Bugzilla einführen.
- Zwang zur Zuordnung kryptischer Themen. (Sonst kein Absenden möglich)
- Möglichst viele Gutachter einbinden.
- Als erstes die Themenzuordnung prüfen. Wenn falsch: Zurück an den Absender.
- Danach den Vorschlag mindestens ein halbes Jahr durch die Organisation kreisen lassen.
- Feedbacks zwischendurch versenden. Aber immer nur formale Informationen wie: Zuordnung einer Ticketnummer, Bekanntgaber der Nummer desjenigen, der sie bearbeitet.

- Sicher ist: Nach einem halben Jahr hat der Mitarbeiter seinen Vorschlag vergessen oder ist gar nicht mehr Mitglied der Organisation.

- Der Verbesserungsvorschlag kann dann ohne Folgen abgelehnt werden.

Nicht vergessen: Regelmäßig über das Vorschlagswesen berichten!

Mittwoch, 21. April 2010

Einfach genial

Entwickler wundern sich oft darüber, dass man auch auf technisch relativ einfache Erfindungen ein Patent bekommen kann. Doch für die "erfinderische Höhe" ist eigentlich nur wichtig, dass die Lösung für einen Fachmann nicht naheliegend ist, also nicht nah an bekannten Lösungen liegt. Das Geniale wirkt, einmal erfunden, oft simpel.

Auch kurze, stark verdichtete Texte oder Präsentationen wirken um so simpler, je mehr Arbeit jemand reingesteckt hat. Unreflektierte Zeitgenossen fragen dann oft öffentlich, was daran denn so besonderes sei...

Ähnliches gilt für die sogenannten Softwarepatente: "Was isn annem One-Click-Shopping so besonderes? Das is doch nur'n Makro." Ja, ist nur'n Makro. Aber die, die das sagen, haben das nicht nur nicht selbst zum Patent angemeldet, sie sind nicht mal auf die Idee gekommen, dass das aus Kundensicht einen echten Nutzen darstellt, weil es Zeit und Tipparbeit spart. Vom besserwisserischen Rumgenöle über Apples Bedienoberflächen will ich hier mal schweigen..

Einfache (im Sinne ihrer Architektur) Geräte können einen hohen Nutzwert haben, wie z.B. das auf dem Foto:



Legt man dieses Sieb auf den Badewannen- oder Duschabfluss, sammelt es den Haarausfall und vermeidet die Verstopfung desfestmontierten Siebes. Und weil es nur aufliegt, kann es ohne Montagearbeiten gereinigt werden. Das ist viel einfacher, als regelmäßig im "Trüben zu fischen", um den Abfluss zu reinigen. Ein simples Gerät, das eigentlich jedem hätte einfallen können, als er mal wieder zu Schraubenzieher, Zange und Eimer greifen musste...

Samstag, 30. Januar 2010

Steve schafft neue Jobs

Steve Jobs ist der Erfinder, der die Versprechungen des Internets vom Anfang dieses Jahrtausends einlöst: Ich kann Ohren und Augen unterwegs mit digitalen Informationen versorgen.

Und die Google Leute sind für mich die, die wissen wollen, was ich gerade höre und sehe und wofür ich mich als nächstes interessiere. Damit sie das weiter erzählen können.

Apple leistet seit einem Jahrzehnt das, was wir früher immer unter “Business Transformation” verstanden haben: IT als Vehikel für eine fundamentale Effizienzsteigerung eines traditionellen Prozesses wie z.B. Musik produzieren, verkaufen und hören.

Und wir gewöhnen uns sehr schnell an die Maßstäbe, die Steve Jobs setzt. Das wurde mir klar, als ich den Analystenkommentar las, das iPad sei ja “nur” ein großes iPhone. – “Nur”?! Schon vergessen, wie revolutionär wir es fanden, eine Seite mit einem Fingeschubs scrollen oder rotieren zu lassen?

Und der Vergleich ist obendrein falsch: Wenn schon, das ist das iPad ein großer iPod Touch. Telefonieren wird man mit dem iPad nämlich nicht können.

Das einzige, was bei der Präsentation des iPad wirklich ein alter Hut war, war die Website der New York Times. Das ist immer noch lesen und klicken. Und die digitalisierte Form eines alten Produktes.

Aber Apple wird erst mal eine Weile gut davon leben können, News”papers” (!) verkaufen zu können. Aber die Verlage müssen nachziehen und sich etwas neues überlegen. Und sie sollen mir nicht mit Popup-Werbung kommen

Es ist genug Raum für Google und Apple auf diesem Planeten. Die Diskussion darüber, wer das Rennen machen wird, erinnert mich an eine ähnliche frühere Diskussion über amazon und ebay. Beide haben gewonnen.

Was ich mich aber frage, ist: Wo bleibt eigentlich der europäische -oder gar deutsche Beitrag- zu dieser “Kulturrevolution”? Höre ich immer nur Lamentos von Schirrmacher und Döpfner? Höre ich immer nur “Ja, aber”? Bringt das Neue nur Bedrohungen? Und fordern FAZ und WELT jetzt das, was sie früher am deutschen Steinkohlebergbau kritisierten: Subventionen und Protektion bzw. Strafsteuern?

Wir haben kaum Ideen, welche konstruktiven Potenziale in den neuen Geräten stecken. Steve Jobs gab uns den Hinweis, Apple sei nun der größte Hersteller digitaler mobiler Geräte. Das ist ein sehr wichtiger Hinweis.

Also, aus Automotive Sicht frage ich mich, welche Erwartungen oder unbewussten Bedarfe iPad-, iPhone- und Nexus One-Besitzer eigentlich künftig ins Auto mitbringen…

Freitag, 22. Januar 2010

Funded Reporting

Dass Hans Leyendecker seine Karriere mal bei der Westfälischen Rundschau begonnen hat (und er aus diesen Zeiten immer noch BvB-Fan ist!), kann kaum glauben, wer diese und andere Ruhrzeitungen heute mal in die Hand nimmt.

Am schlimmsten heruntergekommen: Die WAZ und die Ruhr Nachrichten.

Früher war die SPD eine Bastion und die Blätter arbeiteten sich an ihr ab. Liberale lasen die WAZ, Konservative die Ruhr Nachrichten. Es tobten Redeschlachten zwischen Leitartiklern und Leserbriefschreibern, wie z.B. dem GRÜNEN Richard Kelber, über den geplanten Flughafen, über Stromheizungen und und und.

Und heute: Käseblätter in der Hand von Investoren. Alles bunt und strotzend vor "Ganz konkretem Nutzwertjournalismus für den Leser". Die Technik wird immer besser und die Inhalte immer öder und dümmer. Als gäbe es da einen direkten Zusammenhang.

Heiße Themen werden überhaupt nicht mehr verfolgt. Nee, das beunruhigt den Leser nur. Der will ja einen "Mehrwert" oder "Nutzwert" aus seiner Zeitung. Der Investor versteht darunter eine von Reklame strotzende Zeitung mit viel Klimbim und Homestories über Hundehochzeiten.

Klar, das Internet mit seiner Kostenlosgewohnheit hat uns versaut. Die Einnahmen sanken und die Schnäppchenjäger aus der Private Equity Branche rochen Blut. Doch wie in in anderen Branchen vorher, bringen diese kurzfristig denkenden Kapitalgeber mit ihren McKinsey Beratern nur qualitativen Niedergang und mentale Verwahrlosung. Aber allmählich habe ich keine Lust mehr auf "kostenlos, aber dumm". Man merkt es deb großen Portalen ja auch an. Da gibt es Tages- oder Stundenaufreger und Meinungen über Tages- oder Stundenaufreger. Aber keiner wühlt mehr im Dreck.

Dabei gibt es gerade jetzt etliches aufzudecken. Jetzt, da wir einen "stillen Staatsstreich" (Tagesspiegel) erleben. Da wir zur Beute geworden sind von einer Täterschicht, die sich die öffentlichen Kassen, die öffentliche Infrastruktur und die Rentenrücklagen etlicher Privatsparer zur Beute gemacht hat und uns als Geiseln genommen hat, damit wir immer noch Geld nachschießen.

Den Redaktionen fehlt es an Mitteln, um einem Asmussen, einem Schmidt-Deguelle, einem Rösler, einem Ackermann, einem einem Mehdorn oder Ulrich Homburg mal so richtig nachzusteigen.

Die Frankfurter Rundschau, die ZEIT und die Süddeutsche sind da rühmliche Ausnahmen. Die FR hat z.B. die Machenschaften der Hessischen Finanzverwaltung verfolgt. Unter Roland Koch werden ja große Steuerhinterzieher aus der Täterschicht brutalst möglich geschont und für die Refinanzierung dieser Steuerausfälle die Sozialetats gekürzt.

Und eine weitere Ausnahme, eine der letzten Bastionen sind die öffentlich Rechtlichen. Frontal 21, Monitor, Report etc. sind das letzte Aufgebot gegen die Systemveränderer in der Berliner Wilhelmstr. 74 und der Frankfurter Theodor-Heuss-Allee. Und das ist der Grund, warum sich die FAZ und die WELT die Finger wund tippen gegen die GEZ-Gebühr. Und warum Roland Koch schamlos den Chefredakteuer des ZDF auswechseln lässt, nur weil der über kein Parteibuch zu packen ist.

Droht uns also allmählich der Niedergang der vierten Gewalt?

Nicht, wenn wir annehmen können, dass es immer Leser geben wird, die die Wahrheit wissen wollen. Und wenn wir annehmen können, dass es unter Journalisten und Redakteuren Leute gibt, die die Wahrheit herausfinden wollen. Solche Netzwerke wie die "Ruhrbarone" (Link) finde ich ein gutes Beispiel dafür, wie der neue Trend aussehen könnte. Die Ruhrbarone wühlen in den Kommunen und im Land. Führen Interviews und bringen Berichte. Das ganze liest sich so viel authentischer als WAZ und Ruhr Nachrichten. Das brauchen wir.

Und ausgerechnet in den USA gibt es einen Gegentrend: Und ausgerechnet Rupert Murdoch geht nun dazu über, den Kostenlosjournalismus allmählich abzuschaffen. Online Artikel kosten nun wieder Geld. Peu a peu führt er das ein, z.B. beim Wallstreet Journal.

Und: Es gibt eine neue Plattform für die Methode "Fund a story". Hier markieren Journalisten Themen, für die sie Geld sammeln. "Spot.US" ist so ein Beispiel (Link). Sobald genügend Geld beisammen ist, geht die Arbeit los.

Man stelle sich das in Deutschland vor. Man könnte den Scope noch erweitern, in dem man nicht nur Geld sammelt, sondern auch Quellen. Aus der Wilhelmstraße, aus den Ministergärten...

Ich glaube, wir dürfen annehmen, dass interessierten, mündigen Lesern und Zuschauern guter Journalismus auch weiterhin einen Preis wert ist. Sie sind unsere Verbündeten bei der Verhinderung des gerade stattfindenden "stillen Staatsstreichs". Wenn wir uns nicht für dumm verkaufen lassen wollen, müssen wir eine Mark oder zwei für guten Journalismus ausgeben.

Dienstag, 19. Januar 2010

Vor zehn Jahren: Power Quality wird Dienstleistung

RWE Energie war vor fünfzehn Jahren der erste deutsche Energieversorger, der mit Netzrückwirkungen nicht nur irgendwie zurande kommen wollte, sondern den Ehrgeiz entwickelte, daraus einen Mehrwert zu entwickeln.

Ich war noch Werkstudent, als ich zur Hauptabteilung Elektrotechnik stieß. Eine Hochburg von elektrotechnischem Knowhow, das lange Jahre nur für den Fall des Falles gepflegt wurde. Doch Mitte der Neunziger Jahre häuften sich immer schwierigere Probleme in Kundeninstallationen, auf die die Regionalversorgungen vor Ort keine Antwort fanden.

Gepulste Stromrichterantriebe sorgten für immer mehr "Netzverschmutzungen" wie Oberschwingungen, Spannungsspitzen oder Spannungseinbrüche. Gleichzeitig stieg die Anzahl sensibler Geräte, die gerade auf solche Netzrückwirkungen verschnupft reagierten. Unter ungünstigen Bedingungen konnte ein schwerer Antrieb beim Hochlauf die Netzspannung so tief runterziehen, dass der ihn steuernde Rechner ausstieg. Von einem Automobilhersteller wussten wir, dass die Vielzahl von Servoantrieben am Band die Robotersteuerungen abstürzen ließen. Und in Hotels, die soeben alle Zimmer auf Energiesparlampen umgestellt hatten, funktionierte abends kein PC mehr.

Aber nicht nur innerhalb einzelner Kundenanlagen häuften sich die Probleme. Aus Energieversorgersicht summierten sich die Probleme mehrerer Kunden im Netz. Pulslasten im MW-Bereich in Mittelspannungsnetzen waren keine Seltenheit mehr.

Z.B. in der Nähe von Windkraftanlagen.

Große Netzbetreiber konnten dieser Entwicklung also nicht mehr tatenlos zusehen. Denn die Probleme störten nicht nur die Kunden. Auch die Netzkapazitäten wurden von diesen Effekten ausgelastet, ohne dass es einen Wert für den Energieversorger gehabt hätte. Es musste also etwas unternommen werden.

Die Hauptabteilung entwickelte eine Lösung, die den Netzrückwirkungen sozusagen mit ihren eigenen Waffen beikommen wollte: Stromrichter mit schnellen Prozessoren sollten die u(t)-Kurven aller drei Drehstromphasen im Millisekundenbereich messen und "in Form biegen".

Unter dem Aktenzeichen EP 727859 wurde der "Powerconditioner" zum Patent angemeldet.



Würde solch ein Powerconditioner die Spannungsqualität wieder herstellen können, würde sowohl für den Netzbetreiber als auch den Kunden hoher Nutzen entstehen. Denn für Power Quality Kunden gilt: Die nicht gelieferten Kilowattstunden sind die teuersten.

Ich schrieb zu dieser Zeit meine Diplomarbeit.

Der einsetzende Boom von Telekommunikation und IT sorgte für immer größeren Bedarf an Power Quality. Rechenzentren haben sehr hohen Energiebedarf und leisten hohe Wertschöpfung. Unternehmen wie Börsenplätze, Kreditkartenunternehmen, Onlineshops etc. machen hohe Umsätze pro Minute. Energiebedingte Ausfälle wären hier ärgerlich und teuer. Solche Kunden achteten nicht nur auf ihren Kilowattstundenpreis, sondern auch auf hohe Zuverlässigkeit. Was könnte näher liegen, als sich hier zu positionieren?

Eine Aufgabe dabei war jedoch organisatorischer Natur: Wie sollten wir das "geballte Expertenwissen" über Power Quality und Powerconditioner den vielen Regionalversorgungen und einzelnen Kunden verfügbar machen?



Und hier hatte ich dann eine Idee: Ohnehin vom Internetboom infiziert las ich alles, was mir zu den neuen Möglichkeiten der Onlinekommunikation in die Finger kam. U.a. auch das Buch "Net Gain" über Online Communities. Und so kam mir die Idee, solch eine "Community of practice" zu organisieren. Eine Plattform, auf der sich sowohl die Experten mit ihrem theoretischem Wissen, als auch die Betriebstechniker vor Ort mit ihrem praktischen Wissen und die Kunden mit ihrem Problemwissen auf einer Onlineplattform treffen und ihr Wissen austauschen.

Diese Idee reichte ich im Herbst 1999 beim ersten konzernweiten Geschäftsideenwettbewerb ein. Meinen Diplomarbeitsbetreuer lud ich ein, mitzumachen. Im Dezember erfuhr ich, dass wir damit den zweiten Platz gewonnen hatten. Und am 20. Januar 2000 war auf der Konzerntagung die Auszeichnung durch den damaligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Dietmar Kuhnt. Das ist nun genau zehn Jahre her. Kinder, wie die Zeit vergeht...

Samstag, 26. Dezember 2009

Wird ein Apple Tablet Mac auch ein ebook Reader sein?

amazon hat über die Weihnachtsfeiertage ein paar gute Nachrichten verkündet. U.a. soll der Kindle ebook Reader das erfolgreichste Geschenk aller amazon-Zeiten gewesen sein. Die amazon Aktie ist jetzt schon auf einem Allzeithoch und weist ein KGV von über 60 aus. Aber da ist zur Jahresendrallye sicher noch Luft drin. In der Phantasie der Analysten und Anleger wird amazon für Bücher das, was Apple für Musik und Videos ist: Der große Geschäftsmodellveränderer für digitale Medien.

Über Apple kursiert indessen das Gerücht, man würde im Januar einen tablettförmigen Rechner vorstellen. Apple wäre nicht der erste Hersteller, HP z.B. bietet bereits heute eines an. Aber nun geht mit mir die Phantasie durch: Wie groß ist von äußeren Design her der Unterschied zwischen einem Tablet-PC und einem ebook-Reader? Nicht so groß.

Wäre es also denkbar, dass Apple -wie amazon- ins Geschäft mit elektronischen Büchern einsteigt? ... Bei einer kurzen Patentrecherche habe ich nichts dergleichen gefunden. Aber neben einer technischen Lösung wären natürlich auch Verträge mit Buchverlagen über Lizenzen für elektronische Buchformate nötig. Davon war noch nichts zu lesen. Aber das heißt nicht, dass dergleichen noch nicht stattgefunden haben kann.

Und, es ist ja auch nur eine Idee..

Mittwoch, 25. November 2009

Datenpflege

Es ist ein eigen Ding mit den Daten. Die Leute da draußen erzeugen ungefragt ohne Ende private Daten, die für gewisse Zielgruppen interessant sind. Sie erzeugen sie einfach. Und für weniger als fünf Euro kann man bei den meisten jede Sorge über Datenschutz ausräumen.

Fordert man die Leute aber dazu auf, bewusst Daten zu erzeugen, dann tun sie's nicht. Partout nicht.

Z.B. in Unternehmen. Ich kannte es schon von CRM-Projekten: Vertriebler fahren zum Kunden, aber sie berichten nicht darüber. Weder über die bereits geleisteten Termine, denn die liegen ja schon in der Vergangenheit und wozu sollen sie darüber berichten? Geht doch keinen was an. Und über geplante Termine berichten sie auch nicht, denn: wozu sich unnötig gegenüber dem Chef oder Controlling festlegen und sich verpflichten? Am Ende bringt der Termin nichts. Ja und die Basisdaten, die Visitenkartendaten von Potenzialkunden, die gibt man natürlich auch nicht preis, denn davon lebt man!

Heute arbeite ich im Entwicklungsprozess und es ist genau das gleiche Kreuz. Was beim CRM das Cross Selling Potenzial ist, nämlich zu erkennen, welche Kunden- und Produktdaten aufeinander passen könnten, das sind in der Elektronikentwicklung eines Automobilherstellers die über das Bordnetz vernetzten Funktionen. Und die stellen die Intelligenz in der Autoelektronik dar. Einparkassistenten, ESP, ABS etc. kommen dadurch zustande, dass Sensordaten über das Bordnetz ausgetauscht werden können und über das gleiche Netz verschiedene Aktoren aktiviert werden können. Das ABS z.B. erkennt ein blockierendes bremsendes Rad, in dem es jede Radumlaufgeschwindigkeit mit den anderen und mit der Geschwindigkeit des Gesamtfahrzeugs vergleicht und blockierte Räder von der Bremse löst.

Wer solch eine vernetzte Funktion realisieren soll, muss wissen, was die beteiligten Bauteile planen. Wann sie ihren Beitrag zur Funktion leisten können. Doch wie ist das mit den Planungsdaten in der Datenbank einer bereichsübergreifenden Entwicklung? Richtig: Man sträubt sich, seine Releaseplanung bereit zu stellen. Denn: die bereits realisierten Funktionen gibts ja schon, wozu nachdokumentieren? Und die noch kommenden Funktionen? Nun, da legt man sich mal lieber nicht so fest. Man weiß ja nicht, ob es auch so klappt. Und wie stünde man da...?

Man kann also noch so tolle Prozesse mit noch so tollen Tools beschließen. Wenn man diejenigen, von deren Daten die ganze Angelegenheit lebt, keinen Anreiz haben, ihre Daten einzugeben, dann ist alles umsonst. Noch schlimmer als keine Daten sind nur noch falsche Daten.

Der Anreiz für die Datenpflege liegt eigentlich darin, dass man die Anzahl der Meetings mit wechselnden Teilnehmern aber zu den immer gleichen Themen reduziert. 10 Meetings weniger, wenn man dafür das System füttert. Das verschafft so viel Luft, das müsste jeden reizen. Aaber, da bleibt immer noch die Barriere, dass man sich öffentlich auf seine Planung festlegen muss. Und das Argument "Datenschutz" kann hier im Ernst niemand bringen. Aber wenn das alle tun, und sich alle dabei auch mal ver-tun und dafür niemanden der Kopf abgerissen wird, dann müsste man sich doch allmählich an einen vernetzten Prozess mit schönen Single-Data-Entries annähern, oder?

Dienstag, 6. Oktober 2009

Der Nobelpreis für Physik

(Mein früherer Kollege für kurze Zeit) Godehard Walf vom Charlottenburger Heinrich-Hertz-Institut erklärt in einem ZEIT-Interview leicht verständlich, wofür heute der Nobelpreis für Physik vergeben wurde: Die Grundlagen der optischen Übertragungstechnik:
- Die Totalreflexion in der Glasfaserleitung, die den Laserstrahl entlang der Leitung führt.
- Den optischen Sensorchip, der die Aufnahme von Digitalfotos möglich machte.
Hier der Link.

Noch ein Tip: Auf der offiziellen Website des Nobelpreiskomittees kann man das Telefongespräch mithören, in dem dem Preisträger Smith die Nachricht übermittelt wurde: Link

Donnerstag, 17. September 2009

Archäologen ohne Finderlohn

Zufälliges Pausengespräch mit einem Archäologiestudenten heute Mittag in der Technischen Fachhochschule Berlin:

Er: "Ihr Erfinder habt es gut. Ihr bekommt was für Eure Erfindungen. Wir Archäologen sind nur Entdecker. Und bekommen keine Belohnung, wenn wir was finden."

Ich: "Wem gehören denn die Funde, wenn Sie beim Graben etwas finden?"

Er: "Dem Staat, bzw. den Bundesländern. Das Denkmalamt interessiert sich schnell für einen, wenn man auf der Baustelle etwas entdeckt hat."

Ich: "Und gibt es eine Art Urheberrecht an Fotos von Fundstücken?"

Er: "Nicht wirklich. Wenn die Funde freigelegt sind, dann verwertet sie der Staat. Auch die Fotos. An uns, bzw. wer auch immer einen Fund auf seinem Grundstück macht, bleiben nur die Kosten für die Freilegung hängen. In einigen Städten ist das ein hohes Risiko für Immobilienprojekte. In Köln z.B. findet man schnell alte Römer, sobald man anfängt zu graben."

Ich: "Erhalten Sie keinerlei Belohnung für Ihren Fund?"

Er: "Doch. Fundstücke aus Metall z.B. werden nach ihrem Materialwert entlohnt. Für eine alte Bronzevase aus der Römerzeit erhält man dann schon mal ein paar Euro Fünfzig."

Das wusste ich noch gar nicht. Ich finde das Verfahren ein bisschen ungerecht. Erfinder und Entdecker kennen ja zwei Arten von Entlohnung: Das Geld und den Ruhm. Es leuchtet mir ein, dass eine alte Stadtmauer nicht ihrem Finder gehören können. Aber man sollte ihm wenigstens einen Eintrag in der Hall of Fame gönnen, bevor man sie ihm aus der Hand nimmt. Vor allem, wenn ihm vorher noch die Arbeit obliegt, es auszugraben. Die Rechtsfigur, die das so regelt besteht aus den sog Regalien. Ein bisschen angestaubt sind sie schon:

Stichworte: Schatzregal, Bergregal

Der Witz ist, dass die Denkmalämter nicht mehr selber dort graben, wo sie Funde vermuten. Sondern darauf warten, dass ein Privater zufällig dort bauen will. Dann blockieren sie ihn, verpflichten ihn zur Finanzierung der Ausgrabung. Dann fotografieren sie den Fund und holen leicht bewegliche Stück heraus. Anschließend dürfen die Bagger ihres Amtes walten...

Dienstag, 15. September 2009

Der MotorAnalyser

Im Frühjahr hatte ich auf der Oldtimermesse Techno Classica in Essen ne interessante Erfindung kennen gelernt: Den Motor Analyser.

Das zu lösende Problem: Welche Diagnosemöglichkeiten hat man beim Verbrennungsmotor, ohne direkt in ihn reinzugucken?

Die Idee: Der Hausarzt nimmt uns Blut ab, wenn wir einen Checkup machen. Die Blutuntersuchung hat einen sehr guten Kosten-Nutzen-Effekt. Nur wenigen Mililiter Blut ermöglichen viele Aussagen über unsere Gesundheit. Jetzt die Analogie: Was beim Menschen das Blut, ist beim Auto das Motoröl.

Die italienische Firma Motoranalyser International mit Sitz in Verona hat eine Art Lakmustest entwickelt: Zwei präparierte Testfelder auf einem Karton können für Vorher-Nachher-Untersuchungen des Motoröls genutzt werden. Einmal direkt nach dem Ölwechsel mit frischem Öl als Referenz, und später, am besten kurz vor dem turnusmäßig nächsten Ölwechsel.

Die beiliegenden Grafiken helfen bei der Interpretation des Tropfenbildes:
Man erhält Informationen über den Gehalt von Schmutz, Russ, Ölzustand, Wasser und Treibstoff im Öl.

Einige Befunde deuten auf Justierungsbedarf in der Einspritzanlage hin. Andere können erste Anzeichen für Probleme mit der Zylinderkopfdichtung sein (Wasser im Öl!).

Das Produkt hat viele Vorteile:
- Man kann es als Fahrer selber nutzen - ohne Werkzeug und Fachkenntnisse.
- Man versteht das Ergebnis.
- Es hilft, teuere Motorschäden rechtzeitig zu erkennen.
- Es ist günstig. Ein Zweiertest kostet knapp 10 EUR.

Man kann es nicht nur für die Wartung des eigenen Autos nutzen. Sondern auch als eine einfache Möglichkeit, einen Gebrauchtwagen zu checken. Es ist auch für Youngtimer interessant.

Link zum Hersteller: MotorAnalyser

Dienstag, 14. Juli 2009

Mehr als heiße Luft: Das Projekt DESERTEC

Das Wüstenstromprojekt DESERTEC muss nicht verkehrt sein, nur weil es von Konzernmanagern organisiert wird ;-)


Foto: DESERTEC

Schaut man auf eine Weltkarte, ist es so nahe liegend: Die Hitze und Unbewohntheit der Sahara für die Erzeugung von Strom zu nutzen:


Grafik: DESERTEC

Und zwar nicht nur Strom für Europa, sondern vor allem für Afrika selbst. Wer die Informationen der DESERTEC Stiftung etwas genauer liest, versteht den Zweck des Ganzen: Es ist eigentlich egal, WER CO2-freien Strom verbraucht, denn in der Atmosphäre spielen nationale Grenzen keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass für diese Menge Strom eben kein CO2 erzeugt wird.

DESERTEC soll zuerst den afrikanischen Kontinent mit Strom versorgen. Es soll Meerwasser entsalzen. Nur ein Teil des erzeugten Stromes soll über mehrere Routen nach Europa transportiert werden.

Es ist wie mit den Elektroautos: Die Technik dafür ist schon lange ausgereift. Projekte dieser Art haben schon viele erfunden und gefordert. Aber erst, wenn die grauen Herren aus Deutschlands Konzernvorstandsetagen etwas verstanden haben und wollen, bewegt sich etwas. Darüber können locker 15 Jahre vergehen. So alt ist die Idee von DESERTEC nämlich. "Damals" war ein gewisser Professor Povh aus Erlangen der FACTS-Papst (FACTS=Flexible AC Transmission).

Auch an der Universität Dortmund rechneten Prof. Edmund Handschin, sein Nachfolger Christian Rehtanz sowie Dirk Westermann u.v.a. aus, wie man mit Hilfe von Leistungselektronik wirtschaftlich Lastflüsse über große Entfernungen bewerkstelligen kann. Gut, damals hatte man mit dem Projekt "Global Link" weniger die Sahara im Visier, als vielmehr die Wasserkraftreserven Sibiriens. Aber dann privatisierte Russland seine Gaswirtschaft, es kam der 11. September usw. Die politischen Randbedingungen verschoben sich.

Übrigens sollen in der Sahara keine Solarzellen installiert werden. Sondern Solarthermische Kraftwerke(Concentrating Solar Thermal Power Plants, CSP). Diese fokussieren Sonnenlicht in Gefäße, in denen Flüssigkeiten erhitzt werden so dass der klassische thermische Kraftwerksprozess zum Tragen kommt. Im Unterschied zu Solarzellen können diese Kraftwerke auch nachts noch Strom erzeugen, wegen der Wärmespeicherfähigkeit von Wasser.

Kurzum: Das Projekt hat Hand und Fuß und ist sinnvoll. Erstaunlich finde ich nur, wie plötzlich einige Bluechips mit diesem Projekt um die Ecke kommen. Wenn sogar die Münchner Rückversicherng hier mitmacht, muss etwas dran sein. Denn die haben ein Interesse daran, klimabedingte Versicherungsfälle im Zaum zu halten. David Schraven postete hierzu, die Münchner hätten auch einen milliardenschweren Investmentfonds im Angebot, den es jetzt zu pushen gelte. Mag sein, aber deshalb wird daraus kein schlechtes Projekt.

Links:
DESERTEC Stiftung
FACTS
Prof. Christian Rehtanz, TU Dortmund
David Schraven (Ruhrbarone)

Donnerstag, 9. Juli 2009

Manager, die wir gerne hätten...

Phil McKinney hat ja inzwischen bei HP angeheuert. Er hat sich dort zu David Cochran durchgefragt für ein Interview in seinem Podcast (übrigens, genau DAS war damals auch meine Idee beim Fraunhofer HHI: Die Erfinder vors Mikro holen, hat aber nur mit Einem geklappt. Dafür gleich zwei mal;-). David Cochran ist der Erfinder des ersten Taschenrechner.

"David, erzähl: Wie lief das damals bei Euch? Wer gab den Impuls, einen Taschenrechner zu entwickeln?" - Und David erzählt. Von den Gründern Packard, der hauptsächlich Lobbyarbeit im Regierungsviertel betrieb, und Hewlett, dem Technikfreak.

Hewlett managte die Entwicklung ohne Budgets! Unvorstellbar heutzutage. Wozu? - erklärt David. Wir waren eh da. Und das Labor war auch eh da. Und Hewlett ließ uns machen. Wenn wir eine Entwicklungsspur verfolgten, die ihm sinnvoll erschien, feuerte er uns an.

Nette Geschichte aus der Vorentwicklung. Eines Tages forderte Hewlett von David und seinen Entwicklern: "Baut mir in sechs Monaten einen Rechner, der auf meinen Schreibtisch passt." Nach sechs Monaten passte der Rechner nicht ganz auf den Tisch. Was machten die Kreativen? Sie bauten eine Kopie des Chef Schreibtisches, in einer halben Nummer größer. Da passte der Rechner dann drauf!
Der Boss merkte, was ablief. Aber er fand die Idee so gut, dass er mitspielte - und akzeptierte ;-)

Der Witz bei der Erfindung des Taschenrechners war: Die Marktforschung sah keinen Markt. Aber die Entwickler. Sie brauchten so ein Ding zumindest für ihre eigene Arbeit. Also bauten sie sich eins. Und legten den Grundstein für eine echte Killerinnovation.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Zensursulas in Unternehmen

Werbung im Web 2.0 ist ein Dialog unter gleichen.
Andreas Neus, Strategieberater bei IBM

Mein Ex-Kollege bringt damit sehr gut auf den Punkt, warum viele Traditionsunternehmen -und ihre Tochterunternehmen- so einen großen Bogen um das Mitmachinternet machen: "Unter gleichen" geht gar nicht. Nur Hierarchie geht. Und Kontrolle.

Es gibt keine effektivere Kommunikation, keine effektivere Zusammenarbeit als die über Wikis, Tags, Kommentare, Fotos und Videos. Allein, man muss eine Idee haben, wie man die neuen Werkzeuge so einsetzt, dass sie die bisherigen Lücken schließen.

Was ich stattdessen immer wieder erlebe ist: Webfilter für immer mehr Kategorien, ungepflegte Webseiten mit Monate alten "News" und ein Intranet, dass der Selbstdarstellung, Verschleierung und der Beschäftigung mit dem Unwichtigen dient. Die Gründe dafür sind Angst vor Kontrollverlust über die Hierarchie und fehlende Business Creativity.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Phil McKinney: "Kreativität ist ein Skill, den jeder hat."

Jeder kann kreativ sein, muss es aber trainieren. So Phil McKinney, Chefinnovator bei HP, in einem FORBES Interivew.

Er sagt: Es fängt damit an, die richtigen Fragen zu stellen. Die Qualität der Ideen hängt von der Qualität der Fragen ab. "Gehet hin und überlegt Euch neue Produkte" geht nicht. Ist eh nie so ernst gemeint. Wir kennen das: Kaufleute schauen auf Techniker herab. Techniker schauen auf Designer herab.

Also hat McKinney eine Sammlung von "richtigen", oder wie er sie nennt: Killerfragen, aufgeschrieben. Er behandelt diese Fragen seit drei Jahren in seinem Podcast und Blog. Ich bin seit Februar 2006 dabei :-)

Machen wir die Probe aufs Exempel:

Frage #1: Auf welchen Annahmen betreiben wir unser heutiges Fahrzeuggeschäft?
Genauer gesagt: "betrieben wir"?

Antwort #1:
1. Auf der Annahme, dass die meisten Leute beim Kauf ihres Autos keinen Wert auf Design, aber viel Wert auf elektronische Features legen (schließlich fließen die meisten FuE Aufwendungen in die Fahrzeugelektronik).
2. Auf der Annahme, dass Kunden für ihr Auto ein Budget zur Verfügung haben, das bis zur Hälfte des Budgets für eine Immobilie betragen kann.

So, und was passiert, wenn das Gegenteil dieser Annahmen wahr ist?

1. Wir müssten die Budgets für Elektronikentwicklung kürzen und jene fürs Design erhöhen.
2. Wenn die Kunden weniger Budget haben, und nicht mehr nur subventionierte Dienstwagen das Neuwagengeschäft ausmachen sollen, müssen die Entwicklungsausgaben insgesamt gekürzt werden. Das kann zu einer Reduktion von Varianten führen oder zu einer Reduktion der Ausstattung. Damit sinkt das Budget für die Elektronikentwicklung aber noch stärker.



Sources: www.killerinnovations.com

Sonntag, 7. Juni 2009

Firmenstrom

Genauso wird es in vielen Büros kommen, dank Lithium-Ionen Technik: Akkus im Büro aufladen, zuhause entladen ;-)

(Link zum Dilbert bei VDI-N)