Dienstag, 8. Mai 2012

Hoimar von Ditfurths Blick auf die Welt

In Zeiten, in denen der Aberglaube wieder um sich greift, muss man an längst erzählte, aber wieder vergessene Befunde (um das verdächtige Wort "Wahrheiten" zu vermeiden) erinnern. Dass wir sie vergessen konnten liegt nicht an einem Mangel an Erzählern. Wir hatten in den Achtzigern Hoimar von Ditfurth, Joachim Bublath und Carl Sagan. Heute haben wir Yogeshwar. Das Problem ist, dass Erzähler heute nicht mehr durchkommen, im sogenannten Informationszeitalter. "Populist" ist ein Schimpfort unter Politikern geworden. "Populärwissenschaftler" eines unter Wissenschaftlern.

Also, von Sonnenwinden haben wir in der BILD gelesen. Geladene Teilchen, die die Sonne in die Gegend spuckt. Kein Atommüll wie aus einem Kraftwerk, sondern im wesentlichen aus Plasma bestehend - also freien Elektronen und Protonen. Mit ein paar Heliumkernen. Also durchaus ungesund. Und die DNA verändernd.

Vor ihnen uns schützt das Magnetfeld der Erde, indem es den Sonnenwind ablenkt. Nur deshalb konnte sich Leben auf der Erde erhalten. Aber auch nur, weil der Sonnenwind in der Stärke schwankt und das Magnetfeld ihn nicht vollständig ablenkt, kommt soviel Strahlung durch, dass es hin und wieder zu Mutationen kommt. Ohne Magnetfeld hätten wir keine Überlebenschance. Aber ohne Sonnenwind wären wir über das Amöbenstadium nicht hinausgekommen, weil die Mutationen gefehlt hätten. Bis hierhin ist es schon spannend, es kommt aber noch besser:

Links die Sonne, rechts irdisches Magnetfeld. Grafik: NASA

Das Erdmagnetfeld entsteht aufgrund einer Besonderheit der Erdmasse: Erdkern und Oberfläche sind fest, die dicke Schicht "in der Mitte" besteht aus heißen, (mehrere tausend Grad) flüssigen Metallen, Wie der Informationsdienst IDW schrieb (Link):

Das Magnetfeld der Erde entsteht dadurch, dass Materie - im Wesentlichen flüssige Metalle - im Erdinnern unter dem Einfluß physikalischer Kräfte schraubenförmige Bewegungen ausführt. Unter bestimmten Bedingungen soll dabei ein sich selbst erhaltendes Magnetfeld entstehen, der so genannte Geodynamo. 

Die speziellen Strömungen, die es für einen dauerhaften "Geodynamo" braucht, entstehen wegen des Mondes. Ohne ihn würden sich die Rotationen von Erdmantel und die Schichten des flüssigem Inneren irgendwann aneinander anpassen, es würden die Relativbewegungen fehlen, die ein Dynamo braucht. Es ist die Gravitation des um die Erde eiernden Mondes, die das Notwendige bewirkt.

Dies ist die Versuchsanordnung, in der unsere Biologie aus dem "Nichts" entstehen und sich entwickeln konnte. Fällt es da schwer an "Zufall" zu glauben?

Die Stoffe, aus denen die Biologie entstand, waren in der Uratmosphäre reichlich vorhanden:  Wasser (H2O), Methan (CH4), Ammoniak(NH3), Wasserstoff (H2) und Kohlenstoffmonoxid (CO). 

In den fünfziger Jahren experimentierten zwei Chicagoer (Miller und Urey) mit einer solchen Ur-Atmosphäre in ihrem Labor, indem sie Blitze auf die o.g. Stoffe gaben. Wie Hoimar v. Ditfurth in einem Interview des Saarländischen Rundfunks mal erklärte, dauerte es gerade eine Nacht, um in dem Glaskobeln 3 der damals 20 (heute: 22) bekannten Aminosäuren zu erzeugen. (Nebenbei; Ein interessanter Fingerzeig darauf, warum das menschliche Kollektivgedächtnis Gewitter für göttlich hält.). Aminosäuren sind die Bausteine unserer Peptide und Proteine (Eiweiße).  Aus diesen gerade mal 20 Säuren, hundert- bis tausendfach, kombiniert sich der Aufbau unseres Organismus. Die angewandte Kombinationsvorschrift ist in der DNA gespeichert.

Einige Aminosäuren müssen wir unserer Nahrung entnehmen, weil unser Körper sie nicht selbst herstellen kann. Dass wir überhaupt einen Stoffwechsel haben, der weiß, was er der Nahrung entnehmen kann und dafür sorgt, dass wir -fast egal was wir essen, solange es ungiftig und mindestens zum Teil wertvoll ist- immer gleich aussehen, das finde ich fast so erstaunlich wie Intelligenz und Bewusstsein. Wir mutieren nicht durch das, was wir zu uns nehmen, sondern nur durch Manipulationen an unserer Erbsubstanz.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen