Sonntag, 8. Juli 2012

Es müsste jetzt ca. zehn vor zwölf sein

Welch verquere Logik unseres Bundesvorsitzenden.

Nach Einführung des EURO haben einige Länder ihren Wohlstand auf Pump erhöht. Pump der in Immobilienblasen ging oder in den Konsum. Oder in Wertpapierdepots.

Wenn Sigmar Gabriel den ESM jetzt damit begründet, wir würden damit denen etwas zurückgeben, die  mittels Konsum deutscher Waren unseren Wohlstand erhöhen, heißt das nichts anderes als: Den Raum, den wir bisher mit heißer Luft gefüllt haben, müssen wir jetzt mit Realität füllen. Er nennt das auch: Gleiche Lebensverhältnisse schaffen.

Die Frage ist: Womit? Wie sollen bis dato agrarische oder touristische Volkswirtschaften plötzlich - weil die Not so groß ist - zu Hitechregionen werden? Wenn es aber so nicht geht, bleibt nur der Sozialtransfer für die "Schaffung gleicher Lebensverhältnisse". Weder das eine noch das andere kann er ernst gemeint haben.

Aber noch etwas müssen wir erkennen: Treiber für das, was wir überbordende Spekulation nennen, ist auch der Trend, in Investmentfonds für unsere Rente vorzusorgen. Das hat überall soviel Anlagekapital in Umlauf gebracht, dass man es gar nicht komplett in Realwerten anlegen kann und der Überschuss einfach in irreale Anlagen geht. Und diese Irrealwirtschaft ist inzwischen "systemrelevant" geworden.

Doch die Politker fast aller Parteien machen einfach so weiter und fordern immer mehr Nachschub heißer Luft. Weil sie davon leben, wollen sie einfach partout so lange so weiter machen, bis es wirklich nicht mehr geht. Ihre Taktik dafür ist die Nicht-Kommunikation. Regierungserklärungen in einem Technokratendeutsch, das uns zweifeln lässt, ob die Verfasserin selbst verstanden hat, was sie da vorliest. Diese Sprache wäre auch ein Vorgeschmack auf eine Brüsseler Regierung der Vereinigten Staaten von Europa. Nein Danke! Von der anderen Seite Statements, staatstragend, damit sie unangreifbar sind. Auf Ziele konzentriert, die keiner abstreiten würde, aber Analysen und Konzepte ebenso schuldig bleiben wie die Regierung.

Mir kamen die Kommentare von den Ökonomieprofessoren recht. Endlich wird diskutiert, auch wenn der Bundestagspräsident uns wissen lässt, in wichtigen Fragen seien gerade die Hinweise von denen, die sich auskennen, wenig hilfreich. Gut deshalb, dass unser Bundespräsident sogleich Stellung bezog und der Kanzlerin die Leviten las.

3 Kommentare:

  1. David8.7.12

    Ich weiß nicht, ob der Bundespräsident der Kanzlerin die Leviten las, mir scheint, er eiert, beim Versuch, seinen Zwängen zu entkommen, ganz schön herum. Meiner Ansicht nach ist zehn vor 12 schon vorbei. Wir werden in nächster Zeit die Eurobonds als "alternativlos" bekommen, das wurde am Wochenende ja (auch) schon vorbereitet - das Volk soll sich dran gewöhnen.

    Nahezu alle unsere Politiker sind bedenkenlos bereit, das Land zu verkaufen. Die 170 Ökonomen werden jetzt von der gleichgeschalteten Medienlandschaft abgewatscht. Da kommt es fast wie ein Lichtblick, wenn Finnland darüber nachdenkt, aus dem Euro-Raum auszutreten. Vielleicht wäre das ein Dammbruch.

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  2. Anonym8.7.12

    @David: Ja, hätte der Bundestag nicht immer wieder eingegriffen, als der große Zeiger auf die Zwölf zuging, wäre es jetzt schon zehn nach.
    Aber wir haben europäische Sommerzeit. Die Geisterstunde kommt noch...
    FM

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  3. Mir scheint auch zu viel Geld zu leicht im Umlauf zu sein: die niedrigen Zinsen vermehren die Geldmenge, richtig? Und Geld ist wie Dampf: der muss irgendwohin. Daher ja auch die Boomjahre und die wilden Spekulationen: wer nicht teuer dafür bezahlen muss und genug über hat, spekuliert um so sorgenfreier!

    Also: Geldmenge erstmal reduzieren! Die Konstruktionsfehler des Euro angehen und eine lokale Geldentwertung ermöglichen!

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