Aus "Aus Teuschland Deutschland machen - Ein Weltbühne Lesebuch" (amazon)
Im Oktober 1918 schrieb Alfred Polgar in der Weltbühne, was uns auch heute in unserer Kapitalismuskrise, Orientierung geben kann: Man muss einfach immer nur das Gegenteil von dem tun, was die Regierung empfiehlt oder anordnet. Betonung auf Tun.
"Wer von Laster und Ausschweifungen zermürbt, schwächliche Kinder in die Welt setzte, der hat sie noch. Die wohlgeratenen düngen längst des Krieges Acker.
Wer seine Jugend in Debauchen verbrachte, wer sich vorzeitig alt und müde soff und liebte, der sitzt in der Kanzlei. Wer seinen Körper und seine Seele achtete und mit seinen Kräften gut wirtschaftete, der sitzt im Trommelfeuer.
Wer, als es zu Kriegsbeginn hieß: Vergrabt Euer Gold nicht! sein Gold dennoch vergrub, der ist jetzt doppelt so reich, als er in Friedenszeiten war.
Wer, als es hieß: Hamstert nicht! hamsterte, der hatte für sich und die seinen noch Nahrung, als die Anderen schon längst hungerten..
Wer in Friedenszeiten leichtsinnig und verschwenderisch wirtschaftete, mit Kleidern, Schuhen, Wäscher in übermäßigen Mengen seinen Schrank füllte, der hat jetzt Kleider, Schuhe, Wäsche. Alle anderen gehen barfuß, schmutzig und zerrissen.
Wer roh und brutal und stumpfsinnig ist, der erträgt die Greuel des Krieges - jene, die ihm selbst, wie jene, die den Anderen widerfahren- relativ leicht. Die Anderen schwanken zwischen Irrsinn und Verzweiflung."
Es geht noch weiter. Es ist auch nur ein Beispiel aus der Weltbühne von den vielen, die aktueller denn je oder beängstigend prophetisch erscheinen.
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