Sonntag, 5. Januar 2014

Wenden wir uns lieber dem Kosmos zu...


Kehren wir zurück zu den ewigen Themen. Ich habe 23 Jahre nach meiner Diplomvorprüfung in Physik endlich Stephen Hawkings "Kurze Geschichte der Zeit" gelesen und ein paar Wissenschaftspodcasts dazu gehört.

Ich kann einerseits sagen: Ich bin jetzt auf Stand. Andererseits muss ich sagen: Vorstellen kann ich mir das alles nicht mehr.

Materie und Energie sind in einander umwandelbar. Das haben wir von Einstein gelernt und verstanden. Licht bewegt sich immer gleich schnell. Die Gravitation krümmt den Raum, die Kugel rollt subjektiv immer "geradeaus". Von den Quantenmechanikern haben wir den Welle-Teilchen Dualismus gelernt.

Neu für mich: Wir müssen uns alle elementaren Kräfte auch als Welle-Teilchen vorstellen. Und ein Vakuum ist kein Vakuum.

Am spannendsten schreibt Hawking allerdings über die schwarzen Löcher, von denen er sagt, dass sie nicht schwarz sein müssen, sondern an der Grenze ihres Ereignishorizontes auch Teilchen emittieren können.

Ein guter Freund hat es mir vor Weihnachten erklärt (wir saßen in einer Bar gegenüber von Ströbeles Büro, als mir ein Licht aufging ;-): Früher machten die Wissenschaftler Beobachtungen, die sie nachträglich versuchten zu erklären, durch Theorie und Modellierung.

Heute ist es umgekehrt: Man ersinnt mittels Mathematik Theorien, auf deren Beobachtbarkeit und Beweisbarkeit so lange warten muss, bis die technischen Mittel dafür zur Verfügung stehen.

Die Theorie läuft der Praxis nicht mehr hinterher sondern voraus.

Daraus beziehen die Theoretiker heute ihren Stellenwert. Und einem Stephen Hawking liest man das auch an. In seinem Buch wimmelt es von Eitelkeiten. Mir sind diese bei Akademikern natürlich nicht fremd, aber in "populärwissenschaftlicher" Literatur kam mir das noch nicht unter.

Disziplin! - zurück zur Erkenntnis:

Die Suche nach der großen vereinheitlichten Theorie zielt darauf ab, für verschiedene Beobachtungen nicht länger verschiedene -mitunter einander ausschließende- Theorien verwenden zu müssen. Der Hauptwiderspruch besteht zwischen den Theorien des Makroskopischen und des Mikroskopischen (Subatomaren). Dieser führte z. B. zu dem Befund, dass die makroskopische Theorie den Urknall als Beginn des Universums zwar forderte, sie selbst ihn aber nicht abbilden konnte.

Der letzte Stand der Erkenntnis: Die Stringtheorie. String? - Ja, ein Teilchen mit der Dimension 1. Aber noch wichtiger: Der Urknall war kein "Ur". Davor gab es eine Kontraktion. Es dehnt sich aus und zieht sich zusammen. Und immer so weiter. Bis es sich mal mit einer Unsymmetrie ausdehnt, von der es kein Zurück mehr geben wird.. (vielleicht so wie bei der Eurokrise..).

Aber vielleicht bringt uns im Laufe des Jahres ja auch Gaja neue Erkenntnisse. Dieser Satellit wurde am 19. Dezember mit einer Sojus in Richtung einer Position geschossen, von der aus er 1 Milliarde Sterne dreidimensional kartographieren wird.


2 Kommentare:

  1. David6.1.14

    Das alles ist in der Tat nur noch schwer vorstellbar: Die Dinge im Großen (Schwarze Löcher), aber genauso die Dinge im Kleinen (Quantentheorie). Allein die Dualität Teilchen - Welle, schon da wird die Vorstellungskraft arg strapaziert.

    Es gibt einige Bücher, die recht gut zu lesen sind, das von Hawkings gehört ohne Zweifel dazu. Ob es vor dem Urknall noch etwas gab, bleibt offen (der gesunde Menschenverstand sagt: klar, da gab es was - aber was ist schon "gesund"). Die Diskussion geht jetzt in Richtung einer ungebremsten Expansion - aber ich nehme an, auch das wird sich vielleicht wieder ändern.

    Vielleicht sind gestandene Science-Fiction-Leser etwas besser dran, wenn es darum geht, höherdimensionale Sachen zu verstehen (String-Theorie mit ihren, ich glaube, 11 Dimensionen)...?

    Allein das Thema dunkle Materie/Energie ist so ein Kapitel für sich.

    Beruhigend: Der (ausnahmsweise) offensichtlich positive Einfluß von Ströbele(s Büro)...

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  2. Dunkle Materie und Energie, das ist noch mal Stoff für einen Abend dort :-)

    Die Theorien beantworten mehr als ich zu fragen habe. Wo man früher von Fotos von der Erde oder dem All fasziniert war und mehr wissen wollte, wird man heute mit Mathematik konfrontiert.
    Andererseits leben wir ja in Zeiten, in denen die Mathematiker auch unseren Alltag bestimmen (Google, Algorithmen,...).

    Ich stimme auch zu, dass mehr Science Fiction Lektüre hier sicher bei der Vorstellung hilft.

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