Sonntag, 19. Januar 2014

Im Prenzlberg trägt man vegane Schuhe

Das nächste große Ding -in Politik und Wirtschaft- wird die Ernährung. Wer über den "Sinn" des Lebens sinniert oder über die Entstehung des Lebens auf der Erde, die Kultur und die Religionen kommt irgendwann auf die Frage: Warum hat sich die Biologie so entwickelt, dass sie quasi nur kannibalisch funktioniert? Wie verträgt sich die Brutalität des Fressens und Gefressenwerden mit Vorstellungen eines barmherzigen Gottes, wenn dieser in seinen eigenen Geschöpfen auch nur Ressource sieht?

Von dieser Frage ist es ein weiter Weg in den Supermarkt. Jeder hat irgendwann seine eigenen Schlüsselerlebnisse. Seitdem mir klar ist, dass der Begriff "Schweine-KZ" vielleicht unpassend, aber nicht übertrieben ist, esse ich weniger Fleisch und wenn, dann möglichst "Bio". Wobei die Frage ist, wie sich das definiert. Denn, siehe oben, auch "Bio" heißt immer noch Mord und Totschlag.

Und so stellen viele Berliner ihre Ernährung um. Dabei kommt es zu völlig neuen Frontverläufen in der Gesellschaft. Dass eingewanderte Araber die letzten treuen Fans heimischer und leistungsstarker Autos sind, macht sie zu Verbündeten der Aufsteiger mit Dienstwagen gegen die linksextremistischen Brandstifter. Wo ein linker Kampfradler einem türkischen Panzerkettenträger auf die Motorhaube haut, gibt es Haue.

Ein Zeichen des Wandels: Das Brauereisterben. Nicht nur im Ruhrgebiet, auch in Berlin. Aus Brauereien werden Hipsterrestaurants, wie z. B. auf dem Bötzow Gelände im Prenzlberg (Link):


Auch der türkische Gemüsehändler, einer der letzten Garanten für Obst und Gemüse im Stadtbild, muss künftig die Frage nach der Herkunft seiner Ware beantworten können. "Ist das gepflückt oder aufgelesen?". Der Prenzlberger Hipster will es wissen. Denn: Gepflückt isch brutal.


Deren Kinder wachsen in einer urbanen Idylle auf. Ein Altbaukarree um einen Park mit Spielplatz. An einer Flanke: Bio- und Veganerläden.


Man hat ein Auto, fährt aber U-Bahn. Gerne auch oberirdisch. 


Eingekauft wird im LPG Biomarkt am Sennefelder Platz:




Und wer das schon vor zehn Jahren tat, geht heute einen Schritt weiter. Isst vegan. Und beginnt nun - zur Fashionweek- auch vegane Kleidung zu tragen. Z. B. vegane Schuhe. 


Vegan heisst hier: Kein Leder. Der O-Ton (Link) ist allerfeinster Honig für Gutmenschen:
So kleidet Avesu mit Leidenschaft die Füße von Veganern, Vegetariern, Allergikern und allen Menschen, die schöne Schuhe lieben. Im durchdacht umweltfreundlichen Ambiente des Concept Stores, in Berlins erstem Null Energie Wohnhaus und dem CO2 neutralen Onlineshop präsentieren wir fast dreissig Marken im stetig wachsenden Sortiment.
Unsere veganen Schuhe sind aus hochwertigen Lederalternativen, die das Tragegefühl und den exklusiven Look von Lederschuhen bieten, dabei jedoch 100% frei von Leder und anderen tierischen Produkten sind. 
Es begann mit dem Besprühen von Pelzen. Und war nicht nur kriminell, sondern auch falsch. Und auch bei Schuhen ist es falsch. Kunststoffkleidung treibt den Teufel mit Beelzebub aus. Und keine Pflanze wärmt so gut wie ein Tierfell oder Leder. Wir brauchen Tiere nicht nur als Nahrung, sondern müssen ihnen auch das Fell über die Ohren ziehen, wenn wir in kalten Wintern nicht frieren wollen.

Das ist so. Aber nicht ich habe das zu verantworten.



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