Es lief dann so: Ich beschloss, endlich aus Dortmund weg zu müssen. Trotz BvB. Und zog nach Essen. Nach einer Weile hieß es in meiner Firma: wir fusionieren mit dem Dortmunder Wettbewerber. Unsere Abteilung wechselt nach Dortmund.
Gut dachte ich mir, zurück nach Wambel. Aber Strom war eh dröge - Internet war jetzt die Zukunft. Ich wechselte ich mit meiner Energieversorgererfahrung in die IT-Branche nach Berlin. Nach einer Weile hieß es: Die Musik der Energieversorgung spielt im Ruhrgebiet. Wir gründeten eine neue Niederlassung in Dortmund Wambel. Einmal machte ich dort ein Branchenteammeeting. Ich saß im Besprechungsraum. Durch das Fenster sah ich die B1, die Friedhofsmauer, den Gottesacker. Ich dachte: "Gibt es kein Entkommen von Dortmund?".
Ich wechselte noch mal den Job. In eine kleine Patentagentur - um auf Nummer Sicher zu gehen. Und dann noch einmal, aber seit acht Jahren bin ich jetzt stabil. Aber Dortmund macht mich nervös.
In all den Jahren hat es sich dramatisch verändert. Meine Besuchsabstände wurden größer und so bekam ich nicht alles mit. Aber heute kenne ich mich in manchen Ecken meines Heimatstadtteils nicht mehr aus. Wo der Nußbaumweg die B1 kreuzte ist ein Brücken-/Tunnel-Knäuel. Den Nußbaumweg gibt es am oberen Ende gar nicht mehr. Ersetzt durch einen Park. Die Lückestraße mit all ihren Hinterhoffirmen gibt es nicht mehr. Die Maschinenfabrik Schade gibt es auch nicht mehr. Der Straßenname der neuen Siedlung erinnert noch an sie. Usw. usf.
Die Krönung -die Stadtkrone- von allem aber ist Hörde. Wo das Stahlwerk Hoesch (Krupp, Thyssen) Phoenix stand, ist heute ein See, der Phoenixsee.
Ich hätte mich nie verändern müssen um mich zu verändern. Dortmund hat sich verändert.
Also: Bleib wo du bist, wenn du Veränderung willst. Das galt dann ganz besonders für die Anwohner der Straße Am Remberg. Früher schauten sie vor eine Werksmauer oder Stahlrohre. Die Abstichfackel leuchtete ihnen wie eine Sonne in der Nacht. Heute schauen sie auf einen See. Aus dem Arbeiterviertel ist eine Seelage geworden. Schlau, wenn sie dort geblieben sind. Aber wahrscheinlich haben findige Investoren mit Insiderwissen sie rechtzeitig weggelockt.
Ich finde den Phoenixsee klasse. Wer hatte diese Idee? Die Frage, wer dort wohnt bekam ich abends auf einer Geburtstagsfeier in Brackel beantwortet: BvB Profis wohnen in den neuen Villen direkt am See. Von ihnen dürfte keiner mehr das frühere Stadt- und Straßenbild kennen.
In das schicke Turmgebäude, das jetzt wie ein Hafenzollamt aussieht, will die Ausbildungsabteilung der Sparkassen einziehen, wie man hört. Ein Ärztehaus hat sich in den weißen Häusern angesiedelt, die wie drei anlegende Fähren aussehen.
Auch einen Segelclub gibt es. Früher ruderte man bei Hansa am Kanal, heute segelt man in Hörde.
Ausflugstip: Die Eisdiele am Kai. Und für den Ausblick auf den See und Skyline den Hügel am Ostende erklimmen. Wunderbar.
Link: Projekt Phoenixsee
Einheimische wissen: da wohnen auch halbwegs normale Leute, nicht vorne am Hafen, sondern eher Richtung B236.
AntwortenLöschenMindestens ein Professor wohnt da - der kennt (das weiß ich sehr genau...) auch noch das alte Werk ;-)
Mir wäre es aber zu rummelig am Wochenende - man möchte eher auch nicht "unter den Linden" wohnen, oder?
Unter den Linden würde ich gerne arbeiten :-)
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