Montag, 25. März 2019

Freiheit und Akzeptanz

Die Flut an Ratgeberliteratur und YouTube "Influencern" ist ein Zeichen dafür, dass die Leute nicht mit ihrer Freiheit umgehen können. Und die Hochkonjunktur der Unzufriedenheit und Empörung ist ein Zeichen dafür, dass die Leute sich selbst nicht akzeptieren.

Wenn Kinder keine Grenzen aufgezeigt bekommen (anti-autoritäre Erziehung), dann werden sie später unfähig, ihre Chancen zu erkennen und zu nutzen. Denn wie soll ein Kind seine Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen herausfinden, wenn es keine Grenzen erlebt, an denen es wachsen kann? So entsteht keine Auswahl, kein Profil, kein Charakter, keine Beständigkeit. Und kein Durchhaltevermögen. Stattdessen verstärken sich Ichbezogenheit, eine Neigung zum Nörgeln und eine hartnäckige Weigerung, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen. Davon profitieren Leute und Institutionen, die diesen Leuten dann die Verantwortung für ihr eigenes Leben abnahmen und Ersatzverantwortliche anbieten. Linke z. B. ködern ihre Zielgruppe gerne mit Kritik an der Freiheit, z. B. mit "Wer braucht schon 35 Joghurtsorten?" Oder wie Renate Künast nach der Wende sagte: "Naja, wenn die Wende den Ossis vor allem Hakle feucht gebracht hat..". Mein früherer Sowie-Lehrer (SPD, ÖTV) betonte immer, dass die Raumfahrt dem Westen eigentlich nur die Teflonpfanne gebracht habe..

Es ist natürlich bequemer, sich "Rat" bei anderen zu suchen, seine Verantwortung bei der Regierung abzugeben und fortan nur noch Forderungen an andere zu stellen, und das mit seinem "Sinn für Gerechtigkeit" zu begründen. Der mühsamere, aber lohnendere Weg ist die Arbeit an sich selbst. Mit Mut neue Erfahrungen zu sammeln, um herauszufinden, was man tun will und kann.

Ein anderes stark wachsendes "Beratungsgebiet" ist das, was gerade unter dem Stichwort der sog. "Residenz" und "Achtsamkeit" läuft. Auch das klingt wieder nach Ich-Bezogenheit und Überforderung von der eigenen Freiheit. Ich lasse diese grünen Modewörter mal beiseite und spreche von dem Ringen mancher Leute, endlich im Hier und Jetzt anzukommen. Unzufriedene Leute hadern oft mit der Vergangenheit und beschäftigen sich bis zum Exzess mit Untergangsszenarien in der Zukunft (Klimawandel, Dieseltote, etc.). Dahinter verbirgt sich die Unfähigkeit, Dinge zu akzeptieren wie sie in der Gegenwart gerade sind. Nicht in dem Sinne von Zustimmung, sondern im Sinne von: Realisieren, dass etwas tatsächlich so ist und es anzunehmen. Bequemer sind die Verdrängung der Gegenwart, das Ausweichen in andere Zeiten, um dort die "wahren" Schuldigen für das eigene Schicksal zu suchen, anstatt -siehe oben- Verantwortung zu übernehmen. Aber wer so lebt, wird nie in der Gegenwart ankommen, sondern immer um seine vergangene Gegenwart trauern, die er nicht bewusst erlebt hat. Zu erkennen z. B. an dem Satz: "Ich habe vom Leben doch noch gar nichts gehabt." Manche buchen sich dann in ein Seminar oder Kloster ein um den "Weg in das Hier und Jetzt" zu finden. Aber dieser Weg führt mitten durch die Akzeptanz der Gegenwart.

So gesehen kann man Anhänger des gegenwärtigen linken Zeitgeistes als seelisch krank deuten. Es sind Menschen, die von ihrem eigenen Leben letztlich überfordert scheinen. Die bilden via Facebook und Twitter einen riesigen Stuhlkreis und stellen dann fest, dass alle anderen Schuld an ihrem verkorksten Leben sind. Das ihnen "der Kapitalismus" nur unsinnige Freiheit biete, und dass "alte, weiße Männer" ihnen die Zukunft zerstören -z. B. durch "Zerstörung des Klimas" und die Ursache dafür sei, dass wir aus einer "toxisch-männlich" dominierten Geschichte kämen. Das alles ist natürlich Unsinn. Aber es zahlt sich in Karrieren für die Verführer aus. Karrieren in Parlamenten, Lobbygruppen etc.

Der Vorzug des Bequemen zeichnet diese Leute quer durch alle Altersgruppen aus. Demonstrieren z. B. gehen die Jugendlichen nur, wenn dafür die Schule ausfällt. Die eigene Freizeit am Wochenende dafür zu opfern, das wäre schon zu viel verlangt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen