Dienstag, 1. Juni 2010

IBM meldet vernetzte StartStop-Funktion zum Patent an


Grafik: Offenlegungsschrift US 2010/0125402 A1

Jeder kennt das Dilemma: Man wartet bereits lange an einer roten Ampel und weiß im Nachhinein, es wäre ökonomischer gewesen, den Motor abzustellen. Warum zeigt keine Ampel öffentlich an, wie lange sie noch rot sein wird?

Wir kennen die Vorampeln, die anzeigen, dass die Ampel an der Kreuzung auf Rot schalten wird. Dies vermeidet (oder bewirkt??) unnötige Beschleunigungen, deren Energieverbrauch durch nachfolgendes Bremsmanöver reine Verschwendung war..

An der roten Ampel stehend, muss der Fahrer zwei Dinge gegeneinander abwägen: Die Einsparung durch den Motorstop und den Mehrverbrauch, den ein Wiederstart bewirkt, vor allem bei kaltem Motor. Diesen "Tradeoff" kann man nur berechnen, wenn man weiß, wie lange die Ampel noch rot zeigen wird.

Und mal angenommen, man steht mit gestopptem Motor hinter einer langen Baustellenschlange. Man schaltet den Motor ja nicht sofort wieder ein, wenn die Ampel auf grün schaltet. Sondern man wartet, bis der zweite oder dritte Vordermann startet.

Diesen Prozess hat IBM für eine Patentanmeldung aufgegriffen. IBM schlägt in seiner US Anmeldung mit dem Aktenzeichen US 2010/0125402 A1 (Erfinder: Bansal, Gandhi, Kottawar und Mahajan) vor, dass die Verkehrszeichenanlage die Reihe von Fahrzeugen vor einer bereits auf rot stehenden Ampel ermittelt. Dann berechnet sie anhand der Restlaufzeit der Ampelphase, ob sich ein Stoppsignal an die Fahrzeuge lohnt. Wenn so, sendet sie dieses.
Beim Phasenwechselt gibt sie dem ersten Fahrzeug in der Schlange sofort ein Startsignal. Den dahinter wartenden Fahrzeugen gibt sie gestaffelte Startsignale, so dass sie solange wie möglich noch gestoppt bleiben können.

Das Prinzip lohnt sich vor allem für Ampelkreuzungen, an denen sich üblicherweise lange Schlangen bilden. Und Voraussetzung ist eine vernetzbare (Car2x, Car2Infrastructure) StartStop-Automatik im Fahrzeug.

IBM meldet vernetzte StartStop-Funktion zum Patent an


Grafik: Offenlegungsschrift US 2010/0125402 A1

Jeder kennt das Dilemma: Man wartet bereits lange an einer roten Ampel und weiß im Nachhinein, es wäre ökonomischer gewesen, den Motor abzustellen. Warum zeigt keine Ampel öffentlich an, wie lange sie noch rot sein wird?

Wir kennen die Vorampeln, die anzeigen, dass die Ampel an der Kreuzung auf Rot schalten wird. Dies vermeidet (oder bewirkt??) unnötige Beschleunigungen, deren Energieverbrauch durch nachfolgendes Bremsmanöver reine Verschwendung war..

An der roten Ampel stehend, muss der Fahrer zwei Dinge gegeneinander abwägen: Die Einsparung durch den Motorstop und den Mehrverbrauch, den ein Wiederstart bewirkt, vor allem bei kaltem Motor. Diesen "Tradeoff" kann man nur berechnen, wenn man weiß, wie lange die Ampel noch rot zeigen wird.

Und mal angenommen, man steht mit gestopptem Motor hinter einer langen Baustellenschlange. Man schaltet den Motor ja nicht sofort wieder ein, wenn die Ampel auf grün schaltet. Sondern man wartet, bis der zweite oder dritte Vordermann startet.

Diesen Prozess hat IBM für eine Patentanmeldung aufgegriffen. IBM schlägt in seiner US Anmeldung mit dem Aktenzeichen US 2010/0125402 A1 (Erfinder: Bansal, Gandhi, Kottawar und Mahajan) vor, dass die Verkehrszeichenanlage die Reihe von Fahrzeugen vor einer bereits auf rot stehenden Ampel ermittelt. Dann berechnet sie anhand der Restlaufzeit der Ampelphase, ob sich ein Stoppsignal an die Fahrzeuge lohnt. Wenn so, sendet sie dieses.
Beim Phasenwechselt gibt sie dem ersten Fahrzeug in der Schlange sofort ein Startsignal. Den dahinter wartenden Fahrzeugen gibt sie gestaffelte Startsignale, so dass sie solange wie möglich noch gestoppt bleiben können.

Das Prinzip lohnt sich vor allem für Ampelkreuzungen, an denen sich üblicherweise lange Schlangen bilden. Und Voraussetzung ist eine vernetzbare (Car2x, Car2Infrastructure) StartStop-Automatik im Fahrzeug.

Montag, 31. Mai 2010

Für die Katastrophe am Golf hat keiner eine Lösung

BP ist mit seinem Latein am Ende. Die US-Regierung würde BP gerne zur Seite schieben, hat aber selbst auch keine Mittel um die Verseuchung zu stoppen.

Was ich mich frage: Warum bietet kein anderes Ölunternehmen Hilfe an? Bedeutet das, dass keiner auf diesen Fall vorbereitet ist? Es könnte doch jeder Fähige Obama eine Lösung anbieten. Die Rechnung ginge an BP.

Sonntag, 30. Mai 2010

Beyond BP

Wie ein Boomerang kehrt sich die auf Öl und Spekulation basierende Doktrin der USA binnen zehn Jahren nun zum vierten mal gegen sie selbst. Und jeder Boomerang attackierte eine andere Dimension ihrer Politik:

Der 11. September war der Boomerang für die langfristig angelegte eurasische Geostrategie des Sicherheitsberaters Brzinsky: Einflussnahme auf die Region mit den größten Öl- und Gaslagerstätten. Zu Zeiten des kalten Krieges unterstützten sie die Mudschahedin gegen die Sowjets. Seit deren Niederlage nahmen die USA direkten Einfluss. Den Rebound des 11. September nahmen sie nur noch zum Anlass, einmal voll aufzudrehen und offen militärisch zu operieren. Dass dabei die Machtstrukturen der amerikanischen Öldynastien sichtbar wurden, nahmen diese achselzuckend hin. Von außen kann ihnen militärisch niemand zu nahe rücken. Und dass es innenpolitisch eine riesige Umverteilung darstellt, Ölkriege aus Steuergeldern der schwindenden Mittelschicht, aber vor allem aus Anleihen zu finanzieren, nur um private Profite der großen Ölgesellschaften zu finanzieren, ja da könnte sich der eine oder andere proviziert fühlen. Deshalb war es notwendig, gleichzeitig eine beispiellose Big-Brother Gesetzgebund auf den Weg zu bringen. Ebenfalls vom Steuerzahler finanziert und die Freiheit dieser Steuerzahler einschränkend. Und zum Wohle der großen IT-Konzerne.
Die USA leisteten sich unter Bush eine Administration, deren Mitglieder aus der Ölindustrie rekrutiert wurden. Nach einer von ihnen, der ehemaligen Chevrondirektorin Condoleeza Rice, ist sogar ein Tanker benannt. Und Sir Lou Gerstner wechselte vom IBM Chefsessel ins Board der auf Rüstungsfirmen spezialisierten Private Equity Gesellschaft Carlyle Group. Aus der Krise vom 11. September ging die Schicht, deren Interessen vorübergehend angegriffen wurden, gestärkt hervor..

2005 kam Hurrikan Katrina auf die Südküste der USA. Als der Grüne Politiker Trittin dies als Rebound der amerikanischen CO2-Emissionen bezeichnete, wurde er dafür -auch von deutschen- Politikern scharf angegriffen. Aber ist dieser Zusammenhang so abwegig?
Immerhin traf es die ärmeren Staaten der Südküste. Texas blieb verschont. Deshalb musste man Präsident Bush auch erst zum Mississippi tragen, um dort mal "Flagge" zu zeigen. Ein wirtschaftliches Interesse hatte er dort, anders als am Golfkrieg, nicht. Ein Symbol dafür, wer für den CO2-bedingten Klimawandel, wenn es ihn gibt, bezahlt und wer von ihm nur profitiert.

2007 und 2008 geriet das Finanzsystem der USA ins Wanken. Just, als sich der nach oben spekulierte Ölpreis auf einem historischen Höhepunkt befand, drohte das Spielhöllensystem einzubrechen. Der Dollar verlor an Vertrauen. Dabei ist ein hoher Dollar die Grundlage dafür, weltweit billig einkaufen zu können und sich dafür auch noch billig verschulden zu können. Aber damit ist Schluss, wenn jemand den Stecker rauszieht und dem Dollar den Saft abdreht, aus dem dieser seine Stärke bezieht. Solange es weltweit eine Nachfrage nach Dollars gibt, können sich die vereinigten Staaten eine gewisse Übertreibung ihrer Schuldenpolitik leisten. Doch wenn jemand auf die Idee kommt, den Dollar als offizielles Zahlungsmittel nicht mehr zu akzeptieren, würde dies die Nachfrage nach Dollars reduzieren. Und wenn ein erdölexportierender Staat vorschlägt, dass Öltanker künftig nicht mehr in Dollar sondern in EURO bezahlt werden, dann hört der Spass auf. Dann wird fehlendem Vertrauen mit etwas Strategie nachgeholfen. Welch ein Glück, dass auch andere starke Länder abhängig vom Dollar sind, und diese Flauseln wieder ausgetrieben werden konnten. Solange Öltanker in Dollars bezahlt werden, ist der Dollar mit einem Realwert gedeckt.

All diese Attacken auf den Dollar, und damit den Wohlstand der USA, waren gerade pariert, da passierte es ausgerechnet dem schwarzen Schaf der britischen Krone für eine neue Herausforderung zu sorgen. Die seit ihrer Gründung glückloseste Ölfördergesellschaft BP hat geschafft, was Katrina und Alkaida nicht geschafft haben: Die USA von der gesamten Südflanke her zu destabilisieren. Ein dilletantischer Stoß in eine tief liegende Öllagerstätte genügte dafür. Hierfür arbeiten drei Unternehmen zusammen: BP als Auftraggeber und Leasingnehmer für die Bohrplattform Deepwater Horizon. Die Plattform ist ein Entwurf der texanischen Firma Falcon. Gebaut hat sie Hyundai, Korea. Später wurde Falcon von Transocean übernommen. Und, also starring: Halliburton als Auftragnehmer von Transocean.

Die Vorgeschichte:
BP exploriert Ölfelder in den Tiefen des mexikanischen Golfes und wird fündig. Doch BP wäre nicht BP, wenn nicht wieder etwas schief laufen würde. Die Horizon Plattform muss außerplanmäßig eine beschädigte Plattform ersetzen. Zumindest für die Durchstoßbohrung. Und hier treten Probleme auf. Die berüchtigte Dienstleistungsfirma Halliburton wird mit der Abdichtung des Borhlochs beauftragt. Halliburton meldet an Transocean: "Bohrloch ist dicht." Transocean meldet an BP: "Dicht." Doch Drucktests bestätigen dies nicht. Gas dringt ins Bohrrohr. Doch eine Reparatur würde mehrere Millionen Dollar kosten. BP beschließt, das Druckrohr ohne Reparatur abzuziehen...
Gas steigt auf. Weil der Datenschreiber ausfällt, bekommt dies niemand mit. Wenig später kommt es zu zwei Explosionen, mit vielen Todesopfern. Bereits zu diesem Zeitpunkt wäre eine Klage gegen das BP-Management gerechtfertigt, weil sie aus Kostengründen das Leben ihrer Mitarbeiter riskiert haben.

Dann gibt es eine dritte Explosion, in deren Folge die Plattform sinkt, und das Bohrrohr abgerissen wird. Weil daraufhin der BP-Aktienkurs ebenfalls in die Tiefe zu sinken beginnt, fangen die Manager in der BP-Hauptverwaltung an, sich um das Problem zu kümmern: SIe verbieten den von einem Versorgungsschiff geretteten Mitarbeitern der Dienstleistungsunternehmen den Kontakt zur Außenwelt.
Am 14. Mai eine weitere Maßnahme: BP Chef Tony Hayward sagt in einem Interview, der Ölteppich sei im Vergleich zum großen Ozean eher winzig. Alle Maßnahmen, die er befiehlt, scheitern in der Praxis. Wegen des Pfingswochenendes unterbricht BP seine Maßnahmen übers Wochenende. BP will erst einmal Kassensturz machen: Die Maßnahmen haben bereits eine dreiviertel Milliarde Dollar gekostet. Die Quartalsdividende ist gefährdet!

Gestern Abend meldete BP, auch die "letzte" Maßnahme sei gescheitert..Jetzt weiß keiner mehr, was man noch probieren könnte. Bei BP überlegt man, ob es nicht besser wäre, Insolvenz anzumelden. Der Vorteil wäre, dass die Kosten für das Abdichten des Bohrlochs und die Reinigungsarbeiten beim US-Steuerzahler hängen bleiben würden. (An die Sozialisierung privater Risiken sind die Amerikaner inzwischen gewöhnt.) Danach könnte man BP neu gründen. Sozusagen unvorbelastet.

Wahnsinn.

Der Unterschied zwischen den Al Kaida Funktionären und dem CEO von BP ist: Der Angriff von BP ist nachhaltiger.

Samstag, 29. Mai 2010

Elbphilharmonie

Nicht nur in Stuttgart 21 (die 21 steht für den Zuschussbedarf von 2,1 Mrd. EUR), auch in Hamburg lässt sich besichtigen was die CDU unter "Stabilitätskultur" versteht. Schon die ursprünglich geplanten 77 Millionen waren ein Affront für die Hamburger. Aber 350 Mio EURO, immerhin 700 Mio DM, sind eine obszöne Geste an die, deren Leistungen bald gekürzt und Steuern erhöht werden.

Dienstag, 25. Mai 2010

Blut für Öl

Ich wundere mich darüber, dass wir noch keine hochwogende Diskussion über unseren Bundespräsidenten haben. Blogs wie Rotstehtunsgut haben auf ein brisantes Interview des Deutschlandradios mit Horst Köhler hingewiesen. Angeblich ist es zu einem späteren Zeitpunkt in einer "entschärften" Version neu veröffentlicht worden. Dieser Eindruck täuscht. Es gibt eine verkürzte Nachricht des Deutschlandradios über das Interview. Es gibt aber auch noch die Originalfassung. Sowohl textuell als auch als Audiofile (Link siehe am Ende dieses Postings).

In dem kritischen Abschnitt begründet der Bundespräsident unseren Kriegseinsatz (er selbst hat nichts gegen diesen Begriff) mit der Sicherung von Handelswegen, die unsere Versorgung mit Rohstoffen sicherstellen. Im Wortlaut:
... Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.


Köhler wollte eigentlich unseren Soldaten den Rücken stärken und für einen längeren Einsatz in Afghanistan werben, in dem er Klartext redet. Dabei bringt er neben den bisherigen Argumenten der inneren Sicherheit Deutschlands zum ersten mal auch wirtschaftliche Motive für unseren Afghanistaneinsatz ins Spiel - vielleicht angesichts der bevorstehenden Spardiskussion in Deutschland, in der auch unsere Auslandseinsätze zur Debatte gestellt werden könnten.

Er scheint sich im Moment des Interviews aber nicht der Tragweite seiner Aussage bewusst zu sein: Führen wir in Afghanistan einen Krieg, um unsere Versorgung mit Rohstoffen sicher zu stellen?

Da darf man verblüfft sein. Als Demonstranten vor zwanzig Jahren gegen Bush sen. ersten Golfkrieg demonstrierten, riefen sie "Kein Blut für Öl". Für die Benennung dieses Zusammenhangs wurden sie von der FAZ und WELT beinahe gesteinigt. Wer um den Golfkrieg II einen Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Interessen der amerikanischen Ölindustrie benannte, wer in der Versammlung der Großmächte in Eurasien eine Aufstellung zum "Great Game" sah, wurde von den gleichen Gazetten als Verschwörungstheoretiker und Paranoiker verunglimpft. Und jetzt spricht es der Bundespräsident aus und nichts passiert??

Link: Deutschlandradio

Veranstaltungshinweis: "Der stille Staatsstreich"

SPD Steglitz-Zehlendorf – Abt. Dahlem
"Der stille Staatsstreich"
Diskussion mit Harald Schumann vom Tagesspiegel
Mittwoch, 2. Juni 2010, um 20.00 Uhr
Herrenhaus Domäne Dahlem, Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin

Außerdem: Filmtip
SPD Steglitz-Zehlendorf – Abt. Dahlem
Film „Let`s make money“ anschließend Aussprache
Montag, 7. Juni 2010, um 18.00 Uhr
BALI-Kino, Teltower Damm 33, 14169 Berlin

Sonntag, 23. Mai 2010

VWs, die wir heute gut gebrauchen könnten



Schachtzeichen im Ruhrpott

Gestern gab es den "Schachtzeichen"-Event im Ruhrgebiet. Von den stillgelegten Zechengeländen wurden gelbe Ballons gen Himmel gesandt. Ruhrbarone und Pottblog berichten ausführlich darüber. Auf den Fotos sieht es aus wie eine Installation von Christo und Jeanne-Claude...

Fotosammlung bei Google: Link

PS: Spät am Abend kam dann auch noch vom FC Bayern ein Schachtzeichen: Schicht!

Freitag, 21. Mai 2010

Macht zeigen - Kunst als Herrschaftsstrategie



Bin gestern spontan ins Deutsche Historische Museum gegangen. Eigentlich wegen der Ausstellung "Photographie im XX. Jahrhundert". Die zeigt Fotos aus hundert Jahren Deutschland. Alltage und posierende Mächtige. Und zu diesen passte die zweite Ausstellung "Macht zeigen", über den Umgang der Mächtigen mit der Kunst. Namentlich: Regierungspolitiker und Manager. Hier konnte ich mich einer geführten Gruppe anschließen. Die Leiterin erklärte gerade, wie es zu den Aufnahmen von Guido Westerwelle und seinen Bildern von Norbert Bisky kam. Guido Westerwelle sammelt Kunst. D.h., er hängt Bilder nicht nur auf, weil es plötzlich eine leere Stelle hinter einem Schreibtischstuhl gibt, auf dem man künftig öfter mal photographiert werden wird.

Guido Westerwelle hatte die Idee, und das ist auf den Photos von ihm und seinen gesammelten Bildern in Szene gesetzt, sich mit seiner Kunst zu zeigen, um sich damit von einer anderen Seite zu zeigen. Auf einem Photo kauert er demütig unter einem Bild - den Blick zu Boden gerichtet. Ein in der Tat überraschendes Bild.

Westerwelle begeistert sich ehrlich für Kunst, das kann man schon sagen. Er zeigt sich hier und da gerne als "verstehender Kunstinteressierter". Er entdeckt -wie viele Sammler- Künstler gerne bevor der Mainstream sie entdeckt.

Die Ausstellung zeigt auch, mit welcher Kunst sich unsere letzten vier Bundeskanzler in ihren Büros umgeben haben. Und dabei fiel mir zum ersten mal auf, wie klasse eigentlich der gesamte frühere Bonner Kanzlerbungalow gestaltet und eingerichtet war. Ein Bekenntnis zur Kunst. Helmut Schmidt und Gerhardt Schröder suchten den direkten Kontakt zu Künstlern. Helmut Kohl ging gerne in Museen. Angela Merkel wirkt an ihrem Kanzlerschreibtisch wiederum so, als habe sie einen spielerisch leichten im Sinne von toleranten -aber nicht immer verstehenden und deshalb leicht ironischen- Zugang zur Kunst. (Vielleicht ist genau so auch ihr Zugang zu den Finanzmärkten...?).

Jedenfalls erweckt keiner der hier gezeigten Politiker den Eindruck einer überheblichen Haltung gegenüber Künstlern und Kunst.

Ganz im Gegenteil zu den Managern. Die zeigen sich ebenfalls gerne mit Kunst. Sei es für Photographen oder Gäste in Empfangs- oder Besprechungsräumen. Wer sich mit Kunst zeigt, zeige, "dass er mit chaotischen bis verspielten, manchmal auch abstrakten Problemstellungen zurechtkomme", sagt die Leiterin. Manager zeigen sich gerne vor abstrakten Gemälden, weil vor diesen alles und jeder plötzlich interessant wirke. "Auch der eher unspektakuläre Finanzdienstleistungsmanager auf diesem Photo." Im Geschäft gehe es oft darum, einen Schlüssel zum Verständnis einer Herausforderung zu finden. Genau wie beim Betrachten abstrakter Kunstwerke. Und da zeigt ein Manager gerne: Seht her, ich verstehe.

Darin liegt auch eine Koketterie. Denn oft heisst die Botschaft auch einfach: Seht her, ich habe es auch ohne diesen bildungsbürgerlichen Kanon geschafft. Vielleicht sogar besser, weil Kunst zwar ziert, aber nicht weiterbringt. Seht her, ich kann es mir sogar leisten, Kunst zu kaufen und so tun, als bedeute sie mir etwas. Um Euch zu beeindrucken, nicht weil mir tatsächlich etwas an ihr läge.. Vielleicht steigt sie sogar im Wert, dann hätte ich sogar hier ein Näschen bewiesen.

Den Zugang, den viele Bänker zum Unternehmertum haben, den haben manche Manager auch zu Künstlern: Die schöpfen Werte, aber ich entscheide, wer. Und so posiert einer von ihnen mit dem Fuß auf einem designten Möbelstück. Als haber er es soeben erlegt. Wie Wilhelm Zwo, der einen Bären geschossen hat.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Schwarz-Rot, reloaded

Ich komme gerade von einer Tour durch Frankfurt/Main und Gelsenkirchen zurück.

In Frankfurt ein bisschen über die Lage deutscher Banken "geplaudert". In Gelsenkirchen gestern mit einigen Lokalmatadoren über die Lage in NRW nach der Landtagswahl.

Sollte ich beides ganz knapp zusammenfassen -ich bin eigentlich noch dabei, alles zu verarbeiten- würde ich sagen: Die Lage ist so ernst, und die Die LINKE ebenso regierungsunfähig wie die FDP, dass sich etliche nur noch Schwarz-Rot vorstellen können.

In NRW hieße das: Ohne Rüttgers. (Und übrigens ohne Olli Wittke, dessen politische Karriere überraschend schnell beendet scheint.)

Im Bund sind CDU und SPD immer noch besser miteinander eingespielt als CDU und FDP. Dieser Eindruck hat sich nach der heutigen Aussprache im Bundestag zur "Regierungserklärung" der im Regen stehenden Bundeskanzlerin erhärtet. Ganz und gar unerträglich war der Auftritt der FDP Fraktionsführerin Birgit Homburger (in Fraktionskreisen nicht ohne Grund mit dem Spitznahmen Zankhippe versehen...).

Frank-Walter Steinmeier hat Frau Merkel so behandelt, als müsse er sich bald wieder mit ihr arrangieren...

Die Rochade könnte so aussehen: Rüttgers löst Schäuble ab (Asmussen als SPDler kann das ja nicht..). Röttgen geht nach NRW..

Sonntag, 16. Mai 2010

Der Selbstbetrug der Mittelschicht



Ulrike Herrmann hat in ihrem Buch "Hurrah wir dürfen zahlen - Der Selbstbetrug der Mittelschicht" einen interessanten Befund der deutschen Gesellschaft entdeckt und beschrieben: Die deutsche Mittelschicht solidarisiert sich lieber mit der Oberschicht und grenzt sich dafür von der Unterschicht ab.

Die Oberschicht macht die Mittelschicht glauben, sie könne jederzeit, kraft ihrer eigenen Leistung zu dieser aufsteigen. Dafür toleriert sie die Privilegien der Oberschicht. Sie toleriert auch Reallohnverluste im Aufschwung. Und sieht eher die Unterschicht kritisch. Die deutsche Oberschicht rechnet sich vor dem Finanzamt arm. Die Mittelschicht hingegen glaubt dem Finanzamt gerne, dass sie schon zu den Reichen gehören - und zahlt irgendwie gerne den Spitzensteuersatz. Die Politiker, die sich als Regierung der "Mitte" ausgeben, rechnen hingegen gerne vor, dass die Unterschicht reich ist.

Was ich schon lange sage: Die Partei, die dieses Denken der Mittelschicht perfekt zum Nutzen der Oberschicht bedient, ist die Westerwelle FPD. Ein Zugbrückenliberalismus: Nachdem das gehobene Bürgertum auf die Burg ziehen durfte, zog es die Zugbrücke hinter sich hoch. Eifersüchtig darauf achtend, dass ihr von unten keine Konkurrenz erwächst. Wettbewerbsdruck? Ja, aber nur für die da unten. Nicht für die gebildeten Stände...

Die FDP sagt, sie wolle die Mittelschicht entlasten. In der Praxis entlastet sie aber nur die Oberschicht (Einführung des Stufentarifs, Ablehnung der Vermögenssteuer...).

Leider haben auch Clement, Schröder und Fischer dieses Denken praktiziert. Schröder und Fischer waren leichte Beute. Die Eliten baten die beiden Aufsteiger an ihren Tisch und legten ihnen ihre Anliegen dar: Senkung des Spitzensteuersatzes und Egalisierung der Kapitalertragsteuer auf niedrigem Niveau. Kurz: eine Umverteilung von unten nach oben. Und ein bisschen mehr Angst und Druck auf die abhängig Beschäftigten und Arbeitslosen. Zum Dank durften sich Schröder und Fischer fortan an Genossen der Bosse betrachten.

Das Buch ist lesenswert, wenn es auch oft an der Oberfläche bleibt. Ich habe es auf einer Zugfahrt nach Frankfurt/Main durchgelesen bekommen.

Link zu amazon..

Warum Google WLAN Netze kartographiert

"Google-Ökonom" Ralf Kaumans hat einen interessanten Erklärungsansatz, zu welchem Zweck Google WLAN-Daten aufgezeichnet hat. Eine Erklärung für die Aufzeichnung von Übertragungsdaten aus offenen WLANs hat er allerdings auch nicht.

Würde mich am Rande mal interessieren, wieviele öffentliche WLANs im Regierungsviertel offen sind...

Hier gehts zu Ralfs Blogpost: Link

Wäre es übrigens möglich, dass wir im Sommer ein bisschen durch Washington DC cruisen und ein paar Aufnahmen übern Zaun machen...?