Samstag, 13. Juni 2015

Die Autohersteller unterschätzen Uber

Worum geht es beim Eindringen der großen IT-Konzerne in den Automobilsektor? Wollen die selbst Autos bauen? Wer so fragt, weiß noch zu wenig vom IT-Geschäft.

Grenzen wir den Geschäftsbeitrag von IT doch mal ein:

Auto - Antrieb - Lenkung - Apps - Daten

"Autonomes Fahren" bedeutet die Zusammenführung der heutigen einzelnen Fahrerassistenzen, die sich auf einzelne Manöver beziehen, und der anschließenden Erweiterung zum vollständigen Fahren.

Wollen Apple und Google Autos bauen? Nein. Sie liefern unterschiedliche Komponenten der IT, vor allem aber Apps (Funktionen) und Daten.

Das Geschäftsmodell von Google sah schon immer so aus: Apps kostenlos bereitstellen, um damit Daten zu sammeln. Du kriegst die App gratis, lieferst aber die Daten in den Pool, in den alle anderen Kunden auch liefern. Google gewinnt so eine größtmögliche Datenbasis.

Apple ist kein Datensammler, sondern verkauft Geräte, Software und digitale Werke (als Händler). Apple CarPlay ist der Einstieg ins Fahrzeug, in Form einer bestmöglichen Anbindung des iPhone. Es verdrängt also die Funktionen eines eingebauten Systems durch das iPhone, nutzt vom Fahrzeug aber Bedienschalter und Displays.

Google verdient erst, wenn die Datenbasis attraktiv genug für Werbetreibende ist. Apple verdient schon beim Verkauf von Geräten und Software.

Viel mehr Sorgen als um die eigene Wertschöpfungstiefe beim verkaufbaren Infotainment sollten sich Autohersteller um den Dienstleister uber machen. Das Verständnis deutscher Manager und Politiker von uber ist: Die verdrängen das Taxigewerbe und verstoßen gegen die Paragrafen sowieso.

Das Anhalterprinzip über eine App ist für uber aber nur der Anfang. Wenn das autonome Fahren einmal richtig etabliert sein wird, braucht uber seinen Fahrerpool nicht mehr. (Politiker werden dann als Verlust beklagen, was sie heute noch behindern.) Das autonome Fahrzeug ist der ideale Mietwagen: Man muss ihn nicht abholen und nicht wegbringen. Man muss ihn an Zielorten nicht mal selbst einparken.

Der Abbau dieser Komforthürden von Mietwagen ist die Bedrohung des Geschäftsmodell Autoherstellung und Verkauf.

Freitag, 12. Juni 2015

Die Autohersteller unterschätzen uber

Worum geht es beim Eindringen der großen IT-Konzerne in den Automobilsektor? Wollen die selbst Autos bauen? Wer so fragt, weiß noch zu wenig vom IT-Geschäft.

Grenzen wir den Geschäftsbeitrag von IT doch mal ein:

Auto - Antrieb - Lenkung - Apps - Daten

"Autonomes Fahren" bedeutet die Zusammenführung der heutigen einzelnen Fahrerassistenzen, die sich auf einzelne Manöver beziehen, und der anschließenden Erweiterung zum vollständigen Fahren.

Wollen Apple und Google Autos bauen? Nein. Sie liefern unterschiedliche Komponenten der IT, vor allem aber Apps (Funktionen) und Daten.

Das Geschäftsmodell von Google sah schon immer so aus: Apps kostenlos bereitstellen, um damit Daten zu sammeln. Du kriegst die App gratis, lieferst aber die Daten in den Pool, in den alle anderen Kunden auch liefern. Google gewinnt so eine größtmögliche Datenbasis.

Apple ist kein Datensammler, sondern verkauft Geräte, Software und digitale Werke (als Händler). Apple CarPlay ist der Einstieg ins Fahrzeug, in Form einer bestmöglichen Anbindung des iPhone. Es verdrängt also die Funktionen eines eingebauten Systems durch das iPhone, nutzt vom Fahrzeug aber Bedienschalter und Displays.

Google verdient erst, wenn die Datenbasis attraktiv genug für Werbetreibende ist. Apple verdient schon beim Verkauf von Geräten und Software.

Viel mehr Sorgen als um die eigene Wertschöpfungstiefe beim verkaufbaren Infotainment sollten sich Autohersteller um den Dienstleister uber machen. Das Verständnis deutscher Manager und Politiker von uber ist: Die verdrängen das Taxigewerbe und verstoßen gegen die Paragrafen sowieso.

Das Anhalterprinzip über eine App ist für uber aber nur der Anfang. Wenn das autonome Fahren einmal richtig etabliert sein wird, braucht uber seinen Fahrerpool nicht mehr. (Politiker werden dann als Verlust beklagen, was sie heute noch behindern.) Das autonome Fahrzeug ist der ideale Mietwagen: Man muss ihn nicht abholen und nicht wegbringen. Man muss ihn an Zielorten nicht mal selbst einparken.

Der Abbau dieser Komforthürden von Mietwagen ist die Bedrohung des Geschäftsmodell Autoherstellung und Verkauf.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Le Mans 2015 - Porsche dreht auf

Bahnt sich in Le Mans dieses Jahr eine Überraschung an? Im ersten Trainingslauf haben die Porsche Hybriden der LMP1 Prototypenklasse (Twitter) die ersten drei Plätze belegt:

Quelle: Link

In der Prototypenklasse starten seit 2014 nur noch Hybridfahrzeuge. Ihre Funktion ist die Einspeicherung der Bremsenergie ("Rekuperation") und Wiederverwendung beim Beschleunigen. Im Ergebnis spart dies Tankstopps ein oder bringt mehr Beschleunigung. Das Reglement trägt damit der Marktentwicklung Rechnung (etwas verspätet, aber immerhin..). Die Hybrid-Porsches 919 kommen mit 4-Zylinder Direkteinspritzern und je 2 Rekuperationseinheiten. Mehr verrät Porsche nicht (Link).

Interessant dennoch: Das Stichwort "4-Zylinder". Sollte Porsche in der LMP1-Klasse tatsächlich ein Sieg glücken, wäre das eine gute Vorbohrung für das spätere Marketing von 4-Zylinder Aggregaten in der Serie.

Das wäre nichts neues: Von 1976 bis 1993 gab es diese schon mal im Angebot, als Transaxle-Modelle 924, 944 und 968.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Le Mans 2015 - Porsche dreht auf

Bahnt sich in Le Mans dieses Jahr eine Überraschung an? Im ersten Trainingslauf haben die Porsche Hybriden der LMP1 Prototypenklasse (Twitter) die ersten drei Plätze belegt:

Quelle: Link

In der Prototypenklasse starten nur noch Hybridfahrzeuge. Ihre Funktion ist die Einspeicherung der Bremsenergie ("Rekuperation") und Wiederverwendung beim Beschleunigen. Im Ergebnis spart dies Tankstopps ein oder bringt mehr Beschleunigung. Die Hybrid-Porsches 919 kommen mit 4-Zylinder Direkteinspritzern und je 2 Rekuperationseinheiten. Mehr verrät Porsche nicht (Link).

Interessant dennoch: Das Stichwort "4-Zylinder". Sollte Porsche in der LMP1-Klasse tatsächlich ein Sieg glücken, wäre das eine gute Vorbohrung für das spätere Marketing von 4-Zylinder Aggregaten in der Serie.

Das wäre nichts neues: Von 1976 bis 1993 gab es diese schon mal im Angebot, als Transaxle-Modelle 924, 944 und 968.

Dienstag, 9. Juni 2015

Die "Erregermaschine" abschalten

Ich habe "Sorge dich nicht, lebe!" nie gelesen, lebe aber inzwischen nach diesem Titel. Bevor etwas Neues Einlass in mein Bewusstsein begehrt, frage ich es: Was hast du mit mir zu tun?

Und zack, werden die meisten Nachrichten und Neuigkeiten herausgefiltert. Das entlastet Prozessor und Speicher, Bewusstsein und Gedächtnis. Anderer Leute Probleme belegen bei mir keine Ressourcen mehr. Ich entlerne sogar Empathie, also die Empfindung von Schmerz, wenn ich ihn bei anderen sehe. Denn Empathie quält nur, wenn man doch nichts helfen kann.

Ich verliere an Breite und gewinne an Tiefe. Mal Jahre lang ein Projekt weiterentwickeln. Einfach am Ball bleiben und sehen, wie es wächst. Und wie ich selber wachse. Kollegen kommen und gehen, ich bleibe. Und immer wenn ich dachte, so - jetzt bin ich auf dem Höhepunkt, oder sogar über den Berg, dann kam danach ein noch größerer Hügel von dem aus ich noch mehr sah.

Ja, man klebt an alten Gewohnheiten wie tagesschau, heute journal im Fernsehen und den notorischen Webseiten mit Neuigkeiten und auch den Medien, auf denen man Austausch und Feedback bekommt. Aber es geht auch ohne. Dazu braucht es vielleicht einen Ruck, wie ihn uns die Telekom vor einigen Wochen verabreichte: Abends fiel in Kreuzberg/Mitte ein ganzer Netzbezirk aus. Wir waren nicht nur telefonisch nicht erreichbar, wir hatten auch keine Emails und kein Internet. Und sogar das Hintergrundrauschen für unser Onlinegeplapper fiel aus: das Fernsehen. Denn bei uns kommt alles über "das Netz".

Stattdessen lauschten wir vor der Terrassentür einem aufziehenden Gewitter und beobachteten die zunehmende Dunkelheit. Als wären wir im Urlaub, wo wir ja stets feststellen, ohne was man alles leben kann und wie viel stattdessen schon da ist. Gut, anfangs schalteten wir das Radio ein, weil wir annahmen, der Grund für den Ausfall sei ein Blitzeinschlag bei der Telekom. Wir lauerten also auf Nachrichten mit Bedeutung für uns. Aber stattdessen kam nur das übliche. Und deshalb schalteten wir es irgendwann auch aus. Da hörten wir nur noch, wie der Regen in Bäume und Hecken rauschte.

Mein Religionslehrer in der fünften Klasse begann seinen Unterricht immer mit den Worten "Sammelt euch." Dann mussten wir aufstehen, die Hände falten und auf die Stille warten. Heute verstehe ich, was er mit "sammeln" meinte: die verstreute Aufmerksamkeit, die überall herumspringt, nur nie bei uns selber ist.

Vertiefe dich auf dich und deine ureigenen Angelegenheiten und du wirst überrascht, wie viel Gehalt da ist. Auf der Arbeit meide ich Großraumbüros, auch das Büro, in dem mein Schreibtisch steht. Der immer wieder behauptete Vorteil des Großraumbüros es würde alle Mitarbeiter automatisch up-to-date halten stimmt nicht. Es dient vielmehr der Aufwertung geeigneter Arbeitsbedingungen (Stille, Konzentration..) zu einem Statussymbol. Ich nutze freie Besprechungsräume oder belege welche, wenn ich mit jemanden etwas besprechen muss. Ich bin mit meinem Projekt beschäftigt, mit der Suche nach leeren Räumen oder auf den Weg zu ihnen. Ich schaue nicht mehr ins Internet oder bin neugierig auf noch mehr neue Emails.

Und wenn es Konflikte gibt, bin ich heute willens und fähig, sie sofort anzusprechen und damit auszuräumen. Konflikte belegen bei mir heute deutlich weniger Ressourcen, weil ich sie konzentriert angehe.

Ich frage mich seitdem, warum ich jetzt erst darauf gekommen bin. Denn ich gewinne ungemein an Stärke, Konzentration und brauche für Arbeiten erheblich weniger Zeit. Die Erregermaschine arbeitet unablässig daran, uns von uns selbst abzulenken, und uns damit zu schwächen. Die Medien verstehen sich nicht mehr als Aufklärer, sie wollen uns nur noch erregen. Wie Nörgler, denen nicht an der Lösung von Problemen und Störungen gelegen ist, sondern an der Aufmerksamkeit, die sie von anderen auf sich lenken zwecks Bestätigung ihres Daseins.

Seitdem ich so arbeite und lebe erlebe ich immer häufiger den Flow und ein fideles Körpergefühl. Ich bin in meiner Mitte. Ich glaube, das ist es wo ich all die Jahre, als ich glaubte mich selbständig machen zu wollen, hinwollte.

Montag, 8. Juni 2015

Die Toskana ist relativ schön

"Some dreams grow old and then they just die."
Jim Kerr

1983 sah ich Folge 8 von Carl Sagan's "Unser Kosmos", die Einsteins Relativitätstheorie anhand eines Erlebnisses in der Toskana erklären wollte. Einstein radelt im Frühling durch die blühende Toskana und stößt an einer Kreuzung fast mit einem Pferdefuhrwerk zusammen. Sie kennen den Rest: Würde er sich mit Lichtgeschwindigkeit auf die Kreuzung zu bewegen, ein Beobachter sähe eine andere Gleichzeitigkeit.. (oder doch nicht? Auflösung in Minute 16.)


Aus: "Cosmos" (ab Minute 10:50 wird's romantisch)

Die Szenen waren von der Kamera so schön eingefangen, dass ich von da an unbedingt mal im Frühjahr in die Toskana wollte. Nicht, um dort mit Pferdefuhrwerken zusammenzustoßen, sondern um durch blühende Landschaften zu wandern oder zu radeln.

Nur 32 Jahre später war es so weit. 30 Lichtjahre sind ja der Mindestabstand für die sichere Beobachtung einer Supernova. Hätte ich am Strand von Scarlino also eine solche am Himmel entdeckt, hätte ich mir keine Sorgen machen müssen.


Stattdessen stießen wir aber auf ganz andere relativistische Dinge. Zum Beispiel gibt es im Europa der zwei Geschwindigkeiten auch zwei Arten von Räumen. Solche mit Mautgebühr und solche ohne. Wir haben mehr als 100 Euro für Vignette, Brennerautobahn und Autostradas ausgegeben. In Deutschland zahlten wir: nix. Man darf also seine eigene Geschwindigkeit nicht zur Lichtgeschwindigkeit addieren, aber man muss seine Mautgebühren zur eigenen Kfz-Steuer addieren. Das ist sozusagen die spezielle Relativitätstheorie der EU-Kommission.


Aber gegeben, dass wir schon dort sind. Was sehe ich da? Genau das, was auch in dem Sagan-Video zu sehen ist: Radfahrer, Pferdefuhrwerke, Landhäuser, Mohn und viele Zypressen auf Hügeln. Aber -wie so oft im Leben- als ich davor stand, war es nicht das was ich erhofft hatte.


Also trat ich einen Schritt zurück und fragte mich, was mich damals an der Fernsehsendung so fasziniert hatte, wenn nicht die Toskana an sich (oder ihr Bild). War es die Vorstellung einer Landschaft, die einen jungen Wissenschaftler inspiriert? War es Sagans Erzählung, war es Einstein?

Statt Einstein hatte ich Montaigne im Gepäck, der inspirierte mich auch. Es hatte wohl nichts mit der Toskana zu tun gehabt. War es das Wort "Toskana"? Die italienische Sprache eignet sich ja zur Anregung unserer Phantasien: Verona, Siena, Toskana - das ist reine Musik.

Oder war es die größenwahnsinnige Reflexion, ich werde später nur durch genügend schöne Landschaften radeln müssen um auf das nächste große Ding zu kommen..?

Mir ging dann auf: Es war die Übereinstimmung der Entrücktheit der Landschaft mit der des Wissenschaftlers. Wobei Entrücktheit bei mir nicht negativ besetzt ist. Ich könnte auch sagen, die zweifache Introvertiertheit war es, die mich ansprach. Nur hat sich seitdem vieles getan. Am Ende des Tages verstand ich, dass es viele Dinge gibt, bei denen unser Glück darin besteht, sie nicht getan zu haben. Denke ich darüber nach, fallen mir noch ganz andere Sachen ein, von denen ich mal glaubte, sie versäumt zu haben aber später Gelegenheit bekam, meine damalige Intuition und den Unterschied zu heute zu verstehen. Vertrauen wir auf unsere Intuition. Und entrümpeln unsere Bucketlist.



Sonntag, 7. Juni 2015

Ausfall der Erregermaschine

Ich habe "Sorge dich nicht, lebe!" nie gelesen, lebe aber inzwischen nach diesem Titel. Bevor etwas Neues Einlass in mein Bewusstsein begehrt, frage ich es: Was hast du mit mir zu tun?

Und zack, werden die meisten Nachrichten und Neuigkeiten herausgefiltert. Das entlastet Prozessor und Speicher, Bewusstsein und Gedächtnis. Anderer Leute Probleme belegen bei mir keine Ressourcen mehr. Ich entlerne sogar Empathie, also die Empfindung von Schmerz, wenn ich ihn bei anderen sehe. Denn Empathie quält nur, wenn man doch nichts helfen kann.

Ich verliere an Breite und gewinne an Tiefe. Mal Jahre lang ein Projekt weiterentwickeln. Einfach am Ball bleiben und sehen, wie es wächst. Und wie ich selber wachse. Kollegen kommen und gehen, ich bleibe. Und immer wenn ich dachte, so - jetzt bin ich auf dem Höhepunkt, oder sogar über den Berg, dann kam danach ein noch größerer Hügel von dem aus ich noch mehr sah.

Ja, man klebt an alten Gewohnheiten wie tagesschau, heute journal im Fernsehen und den notorischen Webseiten mit Neuigkeiten und auch den Medien, auf denen man Austausch und Feedback bekommt. Aber es geht auch ohne. Dazu braucht es vielleicht einen Ruck, wie ihn uns die Telekom vor einigen Wochen verabreichte: Abends fiel in Kreuzberg/Mitte ein ganzer Netzbezirk aus. Wir waren nicht nur telefonisch nicht erreichbar, wir hatten auch keine Emails und kein Internet. Und sogar das Hintergrundrauschen für unser Onlinegeplapper fiel aus: das Fernsehen. Denn bei uns kommt alles über "das Netz".

Stattdessen lauschten wir vor der Terrassentür einem aufziehenden Gewitter und beobachteten die zunehmende Dunkelheit. Als wären wir im Urlaub, wo wir ja stets feststellen, ohne was man alles leben kann und wie viel stattdessen schon da ist. Gut, anfangs schalteten wir das Radio ein, weil wir annahmen, der Grund für den Ausfall sei ein Blitzeinschlag bei der Telekom. Wir lauerten also auf Nachrichten mit Bedeutung für uns. Aber stattdessen kam nur das übliche. Und deshalb schalteten wir es irgendwann auch aus. Da hörten wir nur noch, wie der Regen in Bäume und Hecken rauschte.

Mein Religionslehrer in der fünften Klasse begann seinen Unterricht immer mit den Worten "Sammelt euch." Dann mussten wir aufstehen, die Hände falten und auf die Stille warten. Heute verstehe ich, was er mit "sammeln" meinte: die verstreute Aufmerksamkeit, die überall herumspringt, nur nie bei uns selber ist.

Vertiefe dich auf dich und deine ureigenen Angelegenheiten und du wirst überrascht, wie viel da ist. Auf der Arbeit meide ich Großraumbüros, auch das Büro, in dem mein Schreibtisch steht. Denn es reicht ein Kollege, der meint, die anderen mit seinen Wehwehchen bequatschen zu müssen. Ich nutze freie Besprechungsräume oder belege welche, wenn ich mit jemanden etwas besprechen muss. Ich bin mit meinem Projekt beschäftigt, mit der Suche von leeren Räumen oder auf den Weg zu ihnen. Ich schaue nicht mehr ins Internet oder bin neugierig auf noch mehr neue Emails.

Und wenn es Konflikte gibt, bin ich heute fähig, sie sofort anzusprechen und damit auszuräumen. Auch Konflikte belegen bei mir heute deutlich weniger Ressourcen, weil ich sie konzentriert angehe.

Ich frage mich seitdem, warum ich jetzt erst darauf gekommen bin. Denn ich gewinne ungemein an Stärke, Konzentration und brauche für Arbeiten erheblich weniger Zeit. Die Erregermaschine arbeitet unablässig daran, uns von uns selbst abzulenken, und uns damit zu schwächen. Die Medien verstehen sich nicht mehr als Aufklärer, sie wollen uns nur noch erregen. Wie Nörgler, denen nicht an der Lösung von Problemen und Störungen gelegen ist, sondern an der Aufmerksamkeit, die sie von anderen auf sich lenken zwecks Bestätigung ihres Daseins.

Seitdem ich so arbeite und lebe erlebe ich immer häufiger den Flow und ein fideles Körpergefühl. Ich bin in meiner Mitte. Ich glaube, das ist es wo ich all die Jahre, als ich glaubte mich selbständig machen zu wollen, hinwollte.

Sonntag, 31. Mai 2015

Ein Motivationsinterview für unsere Corporate Community

Ich bin auserwählt worden ;-) Für ein Motivationsinterview zum Thema Bloggen. Wieso, weshalb, warum sollte man das tun, als angestellter Informatiker oder Ingenieur? Ja, warum sollte man sich seinen Kollegen eigentlich mitteilen? Wenn die interne Unternehmenskommunikation bereits ein Intranet betreibt...

Mittwoch, 27. Mai 2015

Schwerpunkt der "Erfinderaktivitäten 2013": Lichttechnik

Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) dokumentiert jährlich ein Schwerpunktthema unter den Patentanmeldungen bzw. den "Erfinderaktivitäten". Da die Auswertung der Patentstatistik, das Eintauchen in die Themen und die Erstellung der Zusammenfassungen etwas Zeit brauchen, gibt es den Bericht für 2014 noch nicht.

Wer sich für Lichttechnik interessiert sollte aber den Bericht über die "Erfinderaktivitäten 2013" kennen: Link

Aus dem Inhalt:

  • Anorganische und organische lumineszierende Materialien
  • OLEDs - Entwicklung einer Technologie zur Marktreife
  • Biolumineszenz
  • Technische Entwicklungen in der Fahrzeugaußenbeleuchtung
  • Adaptive, automobile Frontscheinwerfer und situationsabhängige Beleuchtung im Fahrzeugumfeld.
  • Innenraumbeleuchtung bei Cabriolets
  • ...

Sonntag, 24. Mai 2015

Die Buga in Stadt Brandenburg an der Havel

Station 2: Brandenburg an der Havel

Wir haben auch die zweite Station der Bundesgartenschau in der Havelregion besucht: Stadt Brandenburg. Und gleich vorweg: Genau so schön wie in Rathenow.

Die Anfahrt von der A2 ist einfach: Abfahrt Brandenburg und dann Richtung Brandenburg. In Brandenburg immer Richtung Buga. Hauptstraße entlang und irgendwann, am Blumenfass rechts abbiegen. Der Parkplatz liegt an der Anlegestelle der Bugafähre.

Die Fahrt dauert nur wenige Minuten und der Skytower ist schon von weitem zu sehen. Ausstieg direkt am Eingang. Einfacher geht es nicht.



Wie in Rathenow ist die Ausstellung auch in Brandenburg in zwei Teile gegliedert: Direkt an der Anlegestelle liegt der Park mit den -wie sagt man bei Gärten?- Exponaten, also den Showcases. Den kleinen Themengärten, Ländergärten usw. Und direkt am Eingang gibt es hier auch Shops für Bugasouvenirs, Whirkpools, Pflanzen usw.

Daraus folgt mein Tip: Wer hier etwas einkaufen will, sollte das zum Schluss machen.



Das Areal ist nicht klein, beim Wandeln sollte man daran denken, dass man noch eine Mittagspause einplant und noch einen Teil zu besichtigen haben wird.

Danach geht es zurück zu den Shops und zum Eingang. Nur nehmen wir nach draußen den Weg durch das Drehkreuz Richtung Havelbrücke und Richtung Besucherturm (Skytower). Der Turm ist eine Attraktion, der Blick von oben sehenswert.



Zum Mittagessen empfehlen wir Ihnen die "Werft" direkt am Ufer neben der Brücke, die sie schon von der Fähre aus gesehen haben und möglicherweise für eine Werft gehalten haben ;-)

Danach zurück zur Havelbrücke, diese überqueren und Richtung Johanniskirche, die direkt gegenüber dem Turm am anderen Ufer liegt.. Die Kirche ist mit Blumen geschmückt. Fotografen gehen rein und nehmen sofort die Wendeltreppe zur Rechten. Danach suchen sie ihre Partnerin im Gewühl, sie finden sie da, wo sonst der Altar steht ;-)


Wenn Sie die Kirche verlassen, geht es links weiter. Am Kastanienbaum rechts abbiegen. Übersehen sie am Ausgang des Kirchengeländes nicht die Möpse zur Rechten. Die sind ein Geschenk eines gewissen Loriots, der hier geboren wurde ("Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos..")

Gehen Sie durch den Stadtpark der Menge nach bis Sie an die Hauptstraße gelangen, die zur Havelbrücke führt. Überqueren Sie sich und laufen weiter in die Richtung, bis Sie den Eingang zu Teil 2 der Buga sehen: Der Friedensturm auf dem Weinberg lässt grüßen.


Steigen Sie in gemächlichen Tempo bergauf. Den Turm müssen Sie nicht erklimmen, Sie haben ja schon alles von oben gesehen. Gehen Sie weiter in die Richtung und erklimmen dafür den Weinberg. Übersehen Sie dabei nicht die gelb leuchtenden Untertassen :-)



Der Weinanbau hat Tradition, was darauf hindeutet, dass es früher schon einmal wärmeres Klima gegeben haben muss. Die Nordgrenze des Weinbaus ist ja immer ein Hinweis auf die Klimageschichte Europas.


Von oben sehen Sie dann, dass es noch mehr zu begehen gibt: Zum Beispiel die Rosenbeete. Gehen Sie in weitem Bogen. Der Rückweg führt dahin, wo sie aufgestiegen waren. Was sie möglicherweise für eine weitere Havelbrücke halten, wird sich beim Annähern als der Skywalk eines Krankenhauses entpuppen... ;-)

Wenn Sie das geschafft haben, wartet die Rückfahrt mit der Fähre. Unser Kapitän war gut gelaunt und gab uns noch die letzten Immobilientipps. Wie zum Beispiel die Lofts zur Rechten gegenüber der Anlegestelle Parkplatz.

Ich hätte Brandenburg und Rathenow nie für Anlagetipps gehalten. Aber wenn man ehrlich ist: Wem Potsdam gefällt, aber zu teuer ist. Warum nicht?


Freitag, 8. Mai 2015

"Der Gärtner war's" - Die Buga in Rathenow

Die Bundesgartenschau 2015 findet im schönen Havelland statt (westlich von Berlin). Und die Besucher strömen, und die Havelländer legen für einen Moment ihren Missmut ab. Hoffe ich.

Station 1: Rathenow

Autofahrer, lass dir nicht verblüffen: Folge der Bugaroute, und wenn du das Parkplatzschild siehst, folge diesem. Die Bugaroute verbindet die Parkplätze der fünf Standorte. Der Shuttlebus bringt dich vom Parkplatz zum Eingang. So ist es jedenfalls in Rathenow. Klar, Du kannst auch versuchen auf dem Obiparkplatz gegenüber vom Optikpark abzuparken. Aber dann verpasst Du die kleine Stadtrundfahrt vom Hbf zur Havelschleuse - durch das nicht so gut ausgeschilderte Rathenow.


Wir waren am vorigen Samstag dort und waren angetan. Eine Buga kann man leicht zu einer populistischen Blümchenschau verunstalten. Aber dem ist hier ganz bestimmt nicht so. Es ist durchdacht und hat Geschmack. Fanden jedenfalls wir. Das blaue Band des Frühlings (oder das der Havel?) mäandert über den Weinberg, neben Blumenströmen und Blütenbetten.


In Rathenow liegen der Optikpark (eine Freiluftdauerausstellung und der Weinberg nebeneinander, verbunden durch eine Havelbrücke. Mehr will ich nicht erzählen, schaut die Bilder. Und PS: Wilma Wels fanden wir im Optikpark. Sie gab ein Ständchen für den Besuch aus Bochum :-)











Samstag, 25. April 2015

Eine Erkenntnis über Kreativität

Wer von der Kreativität berühmter Entdecker, Wissenschaftler, Erfinder, Künstler oder Designer begeistert ist, glaubt oft, diese hätten ihre Werke auf einem Geradeausweg gefunden. Doch das ist nur selten so:

Du musst 10 Erfindungsmeldungen einreichen, um 1 zur Patentanmeldung zu bringen. Und 10 Patentanmeldungen für 1 Patent. Du entwickelst 10 Prototypen, bis einer in Deinem Sinne funktioniert. Und so weiter.

Wenn Du ein naturwissenschaftliches Rätsel lösen willst, wirst Du mehr als 1 Versuch brauchen. Du entwickelst eine Annahme, überlegst, wie Du sie prüfen kannst und entwirfst Experimente. Du steckst Arbeit in Versuchsaufbauten, misst, analysierst - und musst wieder verwerfen. Bis Du eines Tages auf dem richtigen Pfad bist. Die Leute sehen den großen Entdecker, aber nicht seine 10 Irrtümer.

Maler malen mehr als sie ausstellen. Fotografen machen sehr viele Fotos von einer Szene oder Objekt und wählen dann die besten 3 aus. Henri Cartier-Bresson umgab der Mythos, er drücke immer im genau richtigen Moment auf den Auslöser. In Wahrheit schoss er sehr viele Fotos von einer Szenerie und präsentierte dann das Beste. Wer bewegte Szenen fotografiert, schießt Serienbilder. Und so weiter.

Autoren schreiben viele Seiten, die sie wieder wegwerfen oder löschen. 3 vor, 1 zurück.

Allen gemeinsam ist: Sie schaffen sich eine Menge aus der sie dann schöpfen und auswählen. Natürlich braucht es auch für die Menge Können und Inspiration. Es braucht aber auch Durchhaltevermögen, wenn die Menge mal (oder öfter) nichts brauchbares enthält. Ein oder viele Schüsse daneben sind kein Beweis, dass man es nicht kann. Sondern dass man besser zielen lernen muss. Wer 1x einen Treffer gelandet hat, und weiß warum, der kann es.

Also könnte man sagen:

  Erfolgreiche Kreativität = Viele Prototypen - Filter

Donnerstag, 23. April 2015

Zwei in einem Boot

Jemanden ins Boot zu holen ist inzwischen keine positive Metapher mehr. Hab ich eh nie gemocht. Erstens wurde ich im Beruf dazu oft aufgefordert, wenn man mir das wichtigste dazu noch vorenthielt: ein Boot. Zweitens hatte es schon immer den Touch einer Geiselnahme: "Machen Sie ihn zum Teil unserer Schicksalsgemeinschaft" meinte das. Wenn man mit jemandem "in einem Boot" ist, stellen sich neue Fragen: Wer rudert? Wer rudert sitzt mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Sein Gegenüber sieht, wo es hin geht - profitiert also doppelt. Und wo geht es überhaupt hin? Und wenn man kentert, was hat man davon, wenn man es zu zweit oder mehreren tut?

Die Metapher funktioniert also nur in dem Sinne, dass man mit jemandem eh zu tun hat, sich mit ihm aber uneinig ist. Sitzt man in einem Boot, muss man sich dann über die Richtung einigen. Und wenn einer kentert, der andere mit.

Was aber, wenn man sich Idioten ins Boot geholt hat? Oder zu welchen ins Boot gestiegen ist? Dann geht auch dieser Schuss - wie bei der verriegelten Cockpittür- nach hinten los. Dann gibt es keine Rettung.

Europa ist dermaßen mit sich selbst beschäftigt, dass es strandende Bootsleute nicht so gut gebrauchen kann. Die Krise könnte hier erst noch kommen und es könnten sich umgekehrt europäische Flüchtlinge auf nach Afrika machen.

Wir Europäer sitzen in einem Euroboot. Und hier kreisen die Gedanken eher darum, wie man aus einem Boot wieder aussteigen kann, ohne es zum Kentern zu bringen. Auch dafür haben wir keine Lösung. Die einzige Losung lautet: Es muss alles so bleiben wie es ist. Wir haben keinen Plan B. Und wie Wolfgang Münchau diese Woche schrieb: Auch keinen Plan A.

Haben wir Europäer eine Vorstellung davon, was in den terrorisierten Ländern gerade vor sich geht? Wie sollten wir. Wissen wir nicht, wir wissen aber: Selbst schuld. Bzw. nicht unsere Schuld.

Neulich habe ich den Wim Wenders Film über den Fotografen Sebastian Salgado  ("Das Salz der Erde") gesehen. Fotos aus einer Zeit, zu der ich schon lebte. Und doch Fotos von biblischer Symbolkraft. Kriegsflüchtlinge, Goldminenarbeiter, Hochland. Doch, ich habe eine Idee davon, was in der Welt da draußen los ist.

Lautet die Idee von Europa nicht "nie wieder Krieg"? Seien wir froh, dass wir keinen haben. Die zweite Idee war doch "Freihandel". Wer miteinander handelt, bekriegt sich nicht. Wer also Sanktionen verhängt, bereitet sich auch ein bisschen auf Krieg vor. Blöd, wenn man im gleichen Moment öffentlich bekennen muss, dass das eigene Militär im Prinzip handlungsunfähig gemacht worden ist.

Weit und breit keine großen Ideen, keine großartigen Köpfe. Keine antreibenden Visionen. Nichts. Nur ideenlose Politiker von denen die wichtigste Botschaft in den Nachrichten ihre Stirnfalten über der Designerbrille sind. Aber auch keine Intellektuellen mehr. Nicht mal 3sat Kulturzeit kann man mehr schauen ohne die nervende, quengelnde Selbstabwertung Europas.

"Europa" wird nichts tun. Denn immer wenn es drauf ankommt, delegieren sie die Verantwortung durch ihre tausendzähligen Organigramme. Und in zwei Wochen werden die Bilder von kenternden Menschen im Mittelmeer aus den Medien wieder verschwunden sein. Das kennen wir schon (zählen Sie mal die Schlagzeilen aus diesem Jahr rückwärts auf: von Piech über Germanwings und Maut bis Edathy.)

Das Mare Nostrum wird keine Cosa Nostra Europas.