Donnerstag, 30. Dezember 2010

Das Patentranking 2010

Die weltweiten Spitzenreiter bei der Anmeldung von Patenten bei der WIPO (sozusagen dem "Weltpatentamt") 2010:

Unternehmen, Herkunftsland, Anzahl WIPO Anmeldungen, FuE-Etat
1. Panasonic, Japan; 1891, 537 Mio EUR
2. Huawei, China; 1847, 1,49 Mrd EUR
3. Bosch, Deutschland, 1587, 3,5 Mrd EUR

Die Spitzenreiter bei Patentanmeldungen in Deutschland:
1. Bosch, 3213, 3,5 Mrd EUR
2. Daimler, 1756, 3,75 Mrd EUR
3. Siemens, 1750, 3,8 Mrd EUR
4. General Motors, 1347,
5. Volkswagen, 891, 5,8 Mrd EUR
6. Schaeffler, 747
7. BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, 701, 267 Mio EUR
8. ZF Friedrichshafen AG, 689, 137 Mio. Euro
9. Continental. 671, 1,36 Mrd EUR
10. BMW, 650, 2,5 Mrd EUR
11. Denso, 636
12. Infineon, 480, 468 Mio EUR
13. Fraunhofer, 403, 1,5 Mrd EUR
13. VOITH, 403, 254 Mio EUR
15. LuK Lamellen und Kupplungsbau, 399
16. Porsche, 394
17. General Electric, 387
18. Audi, 365
19. Henkel, 306
20. OSRAM, 252

Alle deutschen Hochschulen addiert haben 672 Patente angemeldet. (Das reicht eigentlich für Platz 9, also einen Platz in den Top 10.) Das ist ein Anstieg um 12%.

Quelle: Jahresbericht 2009, Deutsches Patent- und Markenamt DPMA und Handelsblatt

Die Zahl der Anmeldungen beim Deutschen Patentamt ist zurückgegangen um 4,5%. Die Zahl der erteilten Patente ging sogar um 17,9% zurück. Deutsche Firmen und Erfinder meldeten rd. 47.000 Erfindungen an. Das sind 80% aller Anmeldungen. Mehr als die Hälfte der deutschen Erfindungen haben ihren Anmelder in Baden-Württemberg oder Bayern. NRW meldet gemessen an seiner Bevölkerung erstaunlich wenig an. Berlin liegt mit seiner Hochschul- und Forschungslandschaft knapp vor Hamburg: 965 zu 947.


Diskussion:
Mehr als 10% (5343) aller Anmeldungen beim Deutschen Patentamt stammen aus dem Bereich "Fahrzeuge" (IPC B60). Danach folgt der Maschinenbau (F16, 4692) und grundlegende elektrische Bauteile (H01, 3681). Um 12% abgenommen hat die elektrische Nachrichtentechnik. Stark zugenommen (um ca. 80%) haben die Anmeldungen für Solar- und Windkrafttechniken.

Die Erfinderaktivitäten in der Automobilindustrie verlagern ihren Schwerpunkt in Richtung Elektromobilität (1295 Anmeldungen), d.h. Hybrid- und Elektroantriebe und -von ständig verschärften Gesetzen getrieben- Abgastechnik (1540). Deutlich nachgelassen haben die Anmeldungen für das Infotainment wie z.B. Navigation. Volkswagen hat den größten FuE Etat, meldet daraus aber nur einen Bruchteil der Patente anderer Technologiekonzerne an und auch deutlich weniger als GM. Daimler meldet mit deutlich weniger FuE Budget fast doppelt so viele Patente an wie Volkswagen. Das erklärt sich und relativiert sich allerdings, wenn man Audi und Porsche zu Volkswagen addiert und die Anzahl der Patentanmeldungen so fast verdoppelt. Schließlich profitieren beide immer mehr von den Baukastensystemen des Konzerns.

Abb.: DPMA

Fraunhofer schöpft aus 1,5 Mrd Budget nur 403 Patentanmeldungen. Das kann daran liegen, dass Fraunhofer heutzutage sein Geld mit FuE-Dienstleistungen für die Industrie verdient und die Anmelderechte seinen Auftraggebern überlässt. Die Fraunhofer Erfinder tauchen darin noch auf, aber Fraunhofer als Ideengeber nicht.

Überrascht hat mich das weltweite Standing von Huawei. Ein Konzern, der für meine Begriffe groß geworden ist durch Zugucken und Nachmachen meldet inzwischen selbst reichlich an.

Bosch ist unser Patentaushängeschild. Hier gehört das Anmelden von Patenten noch zur Firmenphilosophie. Und jede zweite Patentanmeldung wird sogar internationalisiert. In anderen Unternehmen scheinen die Patentabteilungen jedoch vor allem zu verwalten. Zu prüfen, ob eine Erfindungsmeldung wirklich neu ist. Und wenn ja, wird noch die Sinnhaftigkeit geprüft und dann angemeldet. Das reicht aber nicht, um sein Unternehmen zu pushen. Und das fängt bei der Stimulierung des Erfindergeistes und -aktivität an.

Das Patentranking 2010

Die weltweiten Spitzenreiter bei der Anmeldung von Patenten bei der WIPO (sozusagen dem "Weltpatentamt") 2010:

Unternehmen, Herkunftsland, Anzahl WIPO Anmeldungen, FuE-Etat
1. Panasonic, Japan; 1891, 537 Mio EUR
2. Huawei, China; 1847, 1,49 Mrd EUR
3. Bosch, Deutschland, 1587, 3,5 Mrd EUR

Die Spitzenreiter bei Patentanmeldungen in Deutschland:
1. Bosch, 3213, 3,5 Mrd EUR
2. Daimler, 1756, 3,75 Mrd EUR
3. Siemens, 1750, 3,8 Mrd EUR
4. General Motors, 1347,
5. Volkswagen, 891, 5,8 Mrd EUR
6. Schaeffler, 747
7. BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, 701, 267 Mio EUR
8. ZF Friedrichshafen AG, 689, 137 Mio. Euro
9. Continental. 671, 1,36 Mrd EUR
10. BMW, 650, 2,5 Mrd EUR
11. Denso, 636
12. Infineon, 480, 468 Mio EUR
13. Fraunhofer, 403, 1,5 Mrd EUR
13. VOITH, 403, 254 Mio EUR
15. LuK Lamellen und Kupplungsbau, 399
16. Porsche, 394
17. General Electric, 387
18. Audi, 365
19. Henkel, 306
20. OSRAM, 252

Alle deutschen Hochschulen addiert haben 672 Patente angemeldet. (Das reicht eigentlich für Platz 9, also einen Platz in den Top 10.) Das ist ein Anstieg um 12%.

Quelle: Jahresbericht 2009, Deutsches Patent- und Markenamt DPMA und Handelsblatt

Die Zahl der Anmeldungen beim Deutschen Patentamt ist zurückgegangen um 4,5%. Die Zahl der erteilten Patente ging sogar um 17,9% zurück. Deutsche Firmen und Erfinder meldeten rd. 47.000 Erfindungen an. Das sind 80% aller Anmeldungen. Mehr als die Hälfte der deutschen Erfindungen haben ihren Anmelder in Baden-Württemberg oder Bayern. NRW meldet gemessen an seiner Bevölkerung erstaunlich wenig an. Berlin liegt mit seiner Hochschul- und Forschungslandschaft knapp vor Hamburg: 965 zu 947.


Diskussion:
Mehr als 10% (5343) aller Anmeldungen beim Deutschen Patentamt stammen aus dem Bereich "Fahrzeuge" (IPC B60). Danach folgt der Maschinenbau (F16, 4692) und grundlegende elektrische Bauteile (H01, 3681). Um 12% abgenommen hat die elektrische Nachrichtentechnik. Stark zugenommen (um ca. 80%) haben die Anmeldungen für Solar- und Windkrafttechniken.

Die Erfinderaktivitäten in der Automobilindustrie verlagern ihren Schwerpunkt in Richtung Elektromobilität (1295 Anmeldungen), d.h. Hybrid- und Elektroantriebe und -von ständig verschärften Gesetzen getrieben- Abgastechnik (1540). Deutlich nachgelassen haben die Anmeldungen für das Infotainment wie z.B. Navigation. Volkswagen hat den größten FuE Etat, meldet daraus aber nur einen Bruchteil der Patente anderer Technologiekonzerne an und auch deutlich weniger als GM. Daimler meldet mit deutlich weniger FuE Budget fast doppelt so viele Patente an wie Volkswagen. Das erklärt sich und relativiert sich allerdings, wenn man Audi und Porsche zu Volkswagen addiert und die Anzahl der Patentanmeldungen so fast verdoppelt. Schließlich profitieren beide immer mehr von den Baukastensystemen des Konzerns.

Abb.: DPMA

Fraunhofer schöpft aus 1,5 Mrd Budget nur 403 Patentanmeldungen. Das kann daran liegen, dass Fraunhofer heutzutage sein Geld mit FuE-Dienstleistungen für die Industrie verdient und die Anmelderechte seinen Auftraggebern überlässt. Die Fraunhofer Erfinder tauchen darin noch auf, aber Fraunhofer als Ideengeber nicht.

Überrascht hat mich das weltweite Standing von Huawei. Ein Konzern, der für meine Begriffe groß geworden ist durch Zugucken und Nachmachen meldet inzwischen selbst reichlich an.

Bosch ist unser Patentaushängeschild. Hier gehört das Anmelden von Patenten noch zur Firmenphilosophie. Und jede zweite Patentanmeldung wird sogar internationalisiert. In anderen Unternehmen scheinen die Patentabteilungen jedoch vor allem zu verwalten. Zu prüfen, ob eine Erfindungsmeldung wirklich neu ist. Und wenn ja, wird noch die Sinnhaftigkeit geprüft und dann angemeldet. Das reicht aber nicht, um sein Unternehmen zu pushen. Und das fängt bei der Stimulierung des Erfindergeistes und -aktivität an.

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Wie das Wetter zum Infotainmentbusiness wurde


Demnächst nur noch von Wüstenstürmen heimgesucht: Berlin

“Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben.”
Prof. Dr. Mojib Latif, 2000
(Quelle: Readers Edition)


Ist es nicht erstaunlich, wie die westliche Welt Wetter und Klima binnen zehn Jahren zu einer gigantischen Infotainmentindustrie aufgebaut hat? Aus einem Randnotizthema, das früher zehn Quadratzentimeter im Kopf einer Tageszeitung verbrauchte, ist ein Business geworden, dessen Dimensionen sich von 24/7 bis zu hundert Jahren spannen.

Wo Inge Niedeck früher per Knopfdruck die dreiteilige ZDF-Wetterwandkarte umschaltete, nämlich von "Lage" auf "Niederschläge/Winde" und schließlich auf "Temperaturen" und dann noch in Worten etwas zu den Aussichten sagte, da haben wir heute Performer, mit einer Gestik wie Unternehmensberater und einem Ausdruck wie Verkaufsberater. Und einem Selbstbewusstsein, als würden sie das Wetter machen.

Wetter war früher eine seriöse Angelegenheit. Sie musste stimmen und hatte einen amtlichen Charakter. Aber wie so vieles, was wir der Privatisierung preis gegeben haben, besteht das Wetter heute hauptsächlich aus heißer Luft. Kachelmann war hier wohl einer wichtigsten Treiber, wie man in diesem Jahr lesen konnte. Wer das Wetter bringt, der macht dann auch Werbung für Hustenbonbons. Und fordert immer mehr Sendeminuten in den Tagesthemen ein. Und wenn es im Dezember mal schneit, gleich 'ne Liveschaltung.

Neulich twitterte jemand: "Als sie uns bei Stuttgart21 die Köpfe einschlugen, brachte der SWF ein Kochprogramm über Kandierte Früchte. Jetzt wo es schneit, gibts ne Sondersendung." Oder einen Brennpunkt. Und wenn wir Glatteis haben in Berlin, dann ist das dem Deutschen Wetterdienst eine Unwetterwarnung wert. Mit roter Zone.

Warum ist Wetter so populär? Weil es in dem modern gewordenen Dorfsaujournalismus als einziges Thema übrig geblieben ist, das die Menschen wirklich betrifft. Alles andere, was sie wirklich betrifft, fällt leider durch den Filter der politischen Korrektheit. Dadurch entsteht eine Fallhöhe, wenn das Wetter kommt, dann wird der Ton aufgedreht, und dann wird aus dem modernen Lagerfeuer wieder ein Fernsehen.

Aber nicht nur der Wetterbericht betrifft uns. Auch das Klima. Ja, wer sich so für's Wetter interessiert, der muss sich doch auch dafür interessieren, wie es entsteht? Und was wir an ihm verbrechen? Indem wir -entschuldigung- noch Auto fahren.

Das tolle am Klima ist nun für die Intotainmentindustrie, dass es keine Sau versteht. Durch die Verfügbarkeit von Superrechnern sind aber für viele Forscher tolle Alibis entstanden, mal ein bisschen damit herumzuprobieren, und dolle, mordskomplizierte Klimamodelle zu erfinden, über die sich nur noch die Experten selbst verständigen können. Und wie bei allen Vorhersagetechniken, die wir schon aus der Geschichte kennen - wie z.B. die Astrologie- sind ihre Autoren nie zu fassen.

Obiges Beispiel von Latif ist nur das schönste, das ich gefunden habe. Ich erinnere mich jedoch auch an Nachrichten über "beunruhigende Wetterkonstellationen" wie z.B. Tornados und andere Wirbelstürme, die Deutschland mehr oder weniger in Schutt und Asche legen sollten. Ich erinnere mich daran, wie ich mein Auto am Kyrill-Tag extra in der Tiefgarage unter meinem Büro stehen ließ, um mit Bus und Bahn nach Hause zu fahren. Für Berlin war der Weltuntergang vorhergesagt worden. Als ich abends die RBB Abendschau einschaltete, hieß es dort aber: "Der Sturm entpuppte sich als weitaus schwächer, als vorhergesagt. Dafür waren die Niederschläge weitaus ergiebiger als erwartet." Ich dachte: Säuft jetzt mein Auto etwa in der Tiefgarage ab, weil ich auf die Hornochsen gehört habe?

Aber eben auch, wenn sich solche Unwetterwarnungen nicht erfüllen, finden das irgendwelche Klimaforscher wieder "beunruhigend", weil es ihre Modelle widerlegt hat. Bzw. einen Anpassungsbedarf offen gelegt hat- und somit Forschungsbedarf - und somit einen Anlass, von Frau Schavan neue Fördermittel zu beantragen.

Nee. Nennen Sie mich einen "Klimaleugner" (infamer Begriff, weil mit dem Holocaustleugner verwandt), Ich wechsle wieder auf die Seite der Leute, die die Welt nicht spurlos verlassen wollen, sondern etwas aus ihr machen wollen. Der Besuch im Neuen Museum hat mich hier neue Bescheidenheit gelehrt. Und das Interview mit der Philosophin der moralischen Klarheit hat mich weiter darin bestätigt: Beim Wetter können wir alle mitreden. Aber wie beeinflussen es nicht. Jedenfalls nicht entscheidend. Es verändert sich eh andauernd. Wir sind zu unbedeutend, um es zu kontrollieren. So wie wir das unserer Umweltsenatorin mit ihrer Umweltzone jetzt auch bescheinigen konnten: Wir sind nicht der größte Faktor. Und jetzt haben wir wieder Winter, wie ich ihn nur von den Kindheitserzählungen meiner Eltern kannte. Aber auch darin sieht jetzt z.B. Günter Tiersch in einem Interview mit dem Deutschlandfunk nur wieder eine Besonderheit, die die große Lehre nicht widerlegt: "Das Jahr 2010 war das drittwärmste seit der Aufzeichnung. Neu ist, dass wir im Winter keinen Westwind mehr haben, sondern Nordwind. Und das hängt wieder mit dem Klimawandel zusammen."

Klar, irgendwie verändert sich dauernd alles und hängt alles mit allem zusammen.

+++ EIL ++++
In der vergangen Nacht ist mehr Schnee gefallen, als bislang bekannt!. Wie der deutsche Wetterdienst in einer Unwetterwarnung verkündete....

Dienstag, 28. Dezember 2010

"Moralische Klarheit" (Susan Neimann)



Wer die Moral den Konservativen und religiösen Extremisten wie Al Quaida und Folterern wie George W. Bush überlässt, verrät das Projekt der Aufklärung. Sagt die Direktorin des Potsdamer Einsteinforums Susan Neimann.

"Moralische Klarheit" ist ein Kampfbegriff der Rechten, sagt sie.

Neimann klärt -für "erwachsene Idealisten"- einige wichtige populäre Irrtümer auf, die der politischen Rechten bis jetzt faktisch das Privileg auf die Moral zusicherten. Einer politischen Rechten, zu der auch Präsident Bush gehörte, der im Namen der "moralischen Klarheit" Menschen foltern ließ. Moral als Kategorie und Argument ist deshalb in Misskredit geraten. Neimann will das ändern. Sie war Gast im philosophischen Radio von WDR5. Unter dem Begriff hat sie auch ein Buch veröffentlicht. Ich gebe hier kurz das wichtigste wieder, von dem was ich verstanden habe und für wichtig halte:

1. Populärer Irrtum:
Wir bekamen die Moral von Gott, weil der Mensch ausschließlich vom Eigennutz geleitet ist.

Gegendarstellung: Die Widerlegung führt sie sowohl anhand aktueller Erkenntnisse von Ökonomen, Tierversuchen mit Ratten und auch über die Bibel, sogar das Alte Testament: Abraham handelte Gott eine Bedingung ab, unter er Sodom und Gomorrah verschonen würde: Wenn Abraham 10 Gerechte aus Sodom finden würde.
Abraham wollte damit verhindern, dass mit den Schuldigen auch Unschuldige bestraft würden. Er führte damit gegenüber Gott eigene moralische Maßstäbe ein - der Beweis, dass der Mensch eine eigene Moral entwickeln kann.
Übrigens hier bei einem Dilemma, das wir noch heute aus der Innenpolitik kennen: Konservative nehmen unschuldige Gefangene in Kauf, wenn nur der Schuldige unter ihnen ist. Liberale tun das nicht, für sie hat Priorität, dass kein Unschuldiger verurteilt wird, nur um einen wahren Schuldigen zu fassen. (Für die Konservativen zählt die Rache, für die Liberalen die Freiheit.) Bei Ratten konnte nachgewiesen werden, dass sie auf eine Nahrung verzichten, wenn der Preis für die Nahrung wäre, dass einer ihrer Artgenossen dafür einen Schmerz erleiden müsste. Und die These, dass der Mensch auf dem Markt ein rein egoistisches Wesen sei, stimmte von je eher nur in den Gebäuden von Investmentbanken und anderen Managementetagen.

2. Populärer Irrtum:
Moralisches Verhalten ist angeboren. Wir wissen instinktiv, was moralisch ist und was nicht.

Gegendarstellung: Unsere moralische Beurteilung ist abhängig vom Kenntnisstand über die Situation. Aber gerade die, die die (göttliche) Moral im Munde führen, sind häufig die, die nicht alles über einen Fall wissen wollen. Sie bringen dann höhere "Argumente" ins Spiel. So habe sich beispielsweise George W. Bush (und das wusste ich noch nicht) auf einen Sendebefehl von Gott berufen, den Irak anzugreifen, nachdem er der Lüge in Sachen irakischer Massenvernichtungswaffen überführt worden war.

Die Bibel enthält aus moralischer Sicht jedoch viele gegensätzliche Geschichten. Dies erklärt nach Neimann die sehr unterschiedlich ausgerichteten Religionen, die aus ihr abgeleitet wurden. In jedem Fall sei -wie bei Gesetzen, die immer zwischen Abstraktheit und Konkretheit abgewogen werden müssen- eine Interpretation nötig. Niemand könne sich mit seiner Moral aber deshalb unmittelbar auf die Bibel berufen. Das tun nur religiöse Extremisten wie eben die Taliban oder die frühere Bush-Regierung.

Diese plumpe Form der Moral geht stets einher mit ihrer ebenso plumpen Instrumentalisierung: "Wenn Du der Anweisung Gottes nicht folgst, wird er Dich bestrafen. (Oder ich an seiner Stelle)" Diese Moral, die nicht auf Erkenntnis und Einsicht setzt, sondern auf Angst und Strafvermeidung, ist eine "infantile Moral", sagt Neimann, keine Moral für Erwachsene.

Dann ein Sprung ins Thema Helden und Vorbilder. Der (literarische) Held, der am Ende immer sterben musste bei der mutigen Erfüllung seiner moralischen Pflicht ist im Laufe der Geschichte dem (soziologischen) Vorbild gewichen. Immanuel Kant habe entscheidend dazu beigetragen. Das Problem: Das Vorbild emotionalisiert nicht mehr so, wie der Held. Damit sind beide schwächer geworden. Heute beschäftigen wir uns weder mit den einen noch den anderen. Nicht nur in Deutschland- stattdessen beschäftigen wir uns mit den "Betroffenen". Objekt im Fokus ist nicht mehr der, der etwas geleistet hat, sondern der, der etwas gelitten hat.

Man werde - und dass fasst unser Zeitalter meiner Meinung nach sehr gut zusammen: - heute nicht mehr danach beurteilt, was man in der Welt getan hat (kreativ, heilend, verbessernd, gestaltend), sondern danach, was sie einem angetan hat.

Quelle: WDR5 Philosophisches Radio (Link)

Montag, 27. Dezember 2010

Das Zeitgefühl im Neuen Museum (Nofretete)

Am Heiligen Abend sind die Schlangen vor dem Neuen Museum nicht so lang, deshalb nutzten wir das für einen Besuch. Und, naja, Jesu Geburtstag liegt ja auch schon lange zurück. Dachten wir auf dem Weg dorthin. Das Neue Museum birgt u.a. das Museum für Vor- und Frühgeschichte. Auch die Nofretete ist dort in einem sehr geschmackvollen Raum ausgestellt. Man darf alles fotografieren, aber eben nicht die Nofretete. Besucher müssen sich ein "Zeitfensterticket" für 10 EUR kaufen. Wir haben uns nicht jede Ton- und Bronzeschüssel genau angeschaut. Aber ein paar Dinge haben sich uns doch vermittelt:

Die Zeitachse der Menschheitsgeschichte, auf der auch Eis- und Wärmezeiten eingetragen sind, lehrt: Mehrere hunderttausend Jahre Menschheitsgeschichte werden wir sicherlich nicht mit ein paar Jahrzehnten Industrie- und Demokratiegeschichte umschmeißen. Das gilt sowohl für unser Klima. Als auch für den politischen Prozess. Es ist zu früh für Alarm und zu früh für Entwarnungen.

Es ist zu früh zu sagen: Das Zeitalter der Kriege und Nationalstaaten ist in Europa vorüber, dank Wohlstand und Demokratie. Das mag einen Wimpernschlag lang zutreffen. Aber sollten die Spekulanten unser Wirtschaftssystem doch noch gründlich ruinieren, dann würden wir wieder Kriege gegeneinander führen. Und es gäbe wieder Völkerwanderungen größeren Ausmaßes. Auch in Europa. Natürlich!

Dekadente, abgehobene Regierungen, Landesfürsten, Großgrund-, Manufaktur-, Gruben- und sonstige Besitzer, oder Erben, erleben wir derzeit nicht zum ersten mal in der Menschheitsgeschichte. Sie haben es bis jetzt noch immer geschafft, ihr Erbe vor die Hunde gehen zu lassen. Aus Habgier, Unfähigkeit, Größenwahn, Marktferne, Verwaltungsmentalität usw.

Aber bis dahin können wir die Zeit genießen, soweit möglich. Seien wir nur ein bisschen bescheidener mit der Bewertung unserer Errungenschaften.









Portale für die Bewertung von Arbeitgebern

Zwischen den Jahren kann man sich auch Gedanken über seinen weiteren beruflichen Weg machen. Wer einen Arbeitgeberwechsel plant, kann neuerdings nachlesen, was deren Angestellte von ihm halten.

Hier eine Auswahl:
- Kununu http://www.kununu.com/
Achtung: Das Ziel dieses Anbieters ist es, seine gelisteten Unternehmen nicht zu schlecht aussehen zu lassen. Er blockiert dementsprechend allzu schlechte Bewertungen (vgl. Diskussion im Onlineforum). Die Messlatte für die Auszeichnung als "Top Arbeitgeber" ist niedrig.

- Jobvoting: http://www.jobvoting.de/

- BizzWatch: http://www.bizzwatch.de/

Sonntag, 26. Dezember 2010

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Sonntag, 19. Dezember 2010

Geschenkideen aus Zuffenhausen

Wer noch eine Geschenkidee sucht - vielleicht für sich selbst- hier ein paar Tips ;-)


(Gefunden bei Paperblog)

Und wer jetzt sagt: Ach nee, der 911er. Für den hier noch eine -winterfestere- Alternative, für die man keinen Dachgepäckträger braucht, wenn man in Urlaub fährt:

Viele Stromversorger verlieren ihre Ingenieurskompetenzen

Der Verlust der Fachkompetenzen in den Hauptverwaltungen der großen Energieversorger begann mit der sogenannten Liberalisierung der Energiemärkte. Diese war für die Manager der Startschuss, ihre Ingenieursabteilungen zu entmachten um das Regiment allmählich an die Controller und Buchhalter zu übergeben. Die oberflächliche Begründung hieß Ende der neunziger Jahre: "Die haben unsere Kraftwerke überdimensioniert und die Netze vergoldet. Das können wir uns künftig nicht mehr leisten."

Ein Körnchen Wahrheit war da dran. Die Zuverlässigkeit der deutschen Stromversorgung war viel höher als man sie brauchte. Wir kannten höchstens sehr kurzzeitige Versorgungsunterbrechungen im Sekundenbereich, wenn überhaupt. Nur zu erkennen am Blinken der Radiowecker. Inzwischen hat die Zuverlässigkeit abgenommen. Im gleichen Maße hat die Sensibilität vieler Stromkunden zugenommen. Rechenzentren von Banken, Telekommunikation und Industriebetrieben brauchen heute unterbrechungsfreie Stromversorgungen in Form separater Batterien.

Die "vergoldeten" Netze hatten aber noch einen anderen Nutzen: Sie machten die Netze robust gegen Störungen wie Oberschwingungen, Überspannungen (durch Schaltvorgänge) und Kurzschlüsse. Diese Störungen, hervorgerufen durch Schaltnetzteile, Motoranläufe und -abschaltungen, Klimaanlagen, Röntgengeräte in Arztpraxen, verkürzen die Lebensdauer elektronischer Geräte. Denn auch bei denen wurde gespart: Wo früher ein klobiger Trafo das Gerät schützte, haben wir heute Billigschaltnetzteile deren Kondensatoren jedesmal einen "auf den Deckel" bekommen, wenn irgendwo im Haus, die Klimaanlage oder Motoren geschaltet werden.

Das Verständnis der Manager in Energieversorgungsunternehmen für die Funktionsweise von Netzen und Kraftwerken hat erschreckend abgenommen. Die Betriebswirte haben die aufgebaute gute Substanz als ein Naturgesetz angesehen und sie nach Kräften ausgequetscht. Wartuntgsintervalle wurden verlängert, Investitionen gestrichen. Im Ergebnis haben wir nicht nur veraltete Netze. Die Netzstruktur hat auch nicht mitgehalten mit der Veränderung der Erzeugungsstrukturen. Alte Kraftwerke stehen in der Nähe von Verbrauchsschwerpunkten oder -wie bei der Braunkohle- der Lagerstätten der Primärenergieträger. Dass Windparks hingegen stehen da, wo am meisten Wind weht. Künftig vor allem an und vor der Küste. Das alles wissen die Netzplaner schon lange. Aber ihre Manager haben die Hände auf dem Geld. Zwar stehen die großen Energieversorger die Scheinliberalisierungen vor allem zum Ausbau ihrer Gebietsmonopole nutzen können. Sie haben auch die Preise erhöht wie in Zeiten einer Hyperinflation. Aber sie haben nichts investiert.

Wozu das führt, kennen wir inzwischen von der Deutschen Bahn. Dort funktionieren Züge und Schienennetze immer weniger. Spricht man die Manager auf ihre Versäumnisse an, machen sie ihre Zulieferer für die schlechte Qualität verantwortlich. Doch in Wahrheit liegt es vor allem an der fatalen Kombination von Inkompetenz und Geiz.

Und weil die Finanzer das inzwischen verstehen, machen sie einen weiteren Schritt: Nein, sie heuern keine neue Fachkompetenz an, um ihre Versäumnisse nachzuholen. Stattdessen verkaufen sie die Restsubstanzen. Eon beschloss 2008, sein Netz zu verkaufen. RWE hat nun ebenfalls verkündet, sein Hochspannungsnetz (RWE amprion) verkaufen zu wollen. Mit AXA Privat Equity und einem Fonds der Deutschen Bank haben bereits zwei Finanzinvestoren Interesse angekündigt (Quelle: WSJ). Damit wäre dann auch RWE aus dem Geschäft mit Substanz, Betrieb und Knowhow ausgestiegen. RWE wäre feindlich übernommen. Von den eigenen Buchhaltern verscherbelt an Heuschrecken. Das wird dem Industriestandort Deutschland schaden. Dazu braucht man nicht viel Phantasie.

Wozu die schleichende Inkompetenz führen kann, hat neulich Vattenfall eindrucksvoll bewiesen. Nachdem das Management seinen Pannenreaktor Krümmel seit 2007 nicht mehr in den Begriff bekam, wollte man vor kurzem eine neue Kraftwerksleiterin ernennen. Doch die fiel bei der Eignungsprüfung durch die Atomaufsicht durch (WELT).

Die von der Atomaufsicht nicht akzeptierte Bewerberin soll laut "Lübecker Nachrichten" bei einer praktischen Abschlussprüfung durchgefallen sein. Die 56-Jährige habe bei einer Simulation den Reaktor in 30 bis 60 Minuten in einen sicheren Zustand bringen sollen, dies aber angeblich in zwei Stunden nicht geschafft.


Da kann einem Angst und Bange werden. Nicht unbedingt die Kraftwerke selbst entpuppen sich als untragbares Risiko. Sondern die Managementstrukturen und -philosophien der Kraftwerksbetreiber.

Vattenfall kämpft ja auch in Schweden mit Störfällen in seinen Kernkraftwerken. Das spricht nicht unbedingt gegen die schwedische Technik oder Techniker. Sondern gegen die langfristig wirkenden Heuschreckenmentalitäten in volkswirtschaftlich wichtigen Infrastrukturunternehmen.

Vattenfall Deutschland hat nun einen Schlussstrich gezogen. Es will den Betrieb seiner Kraftwerke Brunsbüttel und Krümmel an Eon übergeben. Das ist ein einmaliger Vorgang: Der Vorstand eines Energieversorgungsunternehmens räumt die eigene Inkompetenz ein, seine Pannenreaktoren in einen genehmigungsfähigen Zustand zu bringen und anschließend zu betreiben.

Die Atomenergie in Deutschland ist unsicher. Nicht, weil es den technischen Konstrukteuren und Betreibern an Kompetenz fehlt, sondern deren Managern.

Damit ist die Liberalisierung des deutschen Strommarktes eigentlich vollständig gescheitert: Sie hat die Nachteile von Monopolismus und Kapitalismus in der schlechtest möglichen Variante kombiniert: Nach der Verstärkung der Gebietsmonopole durch gegenseitige Übernahmen und Fusionen haben deren Manager die darauf folgenden Jahre damit verbracht, die vorhandenen Substanzen auszuquetschen, die Preise zu erhöhen und die eigenen Knowhowträger, die wertschöpfenden Abteilungen, wegzuekeln. Das einzige, was in dieser Zeit gewachsen ist, ist durch die immer neu Ausgründung und Umorganisation von Tochterunternehmen und Bereichen, die Anzahl der Vorstände. Und deren Bezüge.

Samstag, 18. Dezember 2010

Wie elektronische Produkte altern

Apple vertreibt sehr offensiv die gratis Namensgravuren auf den iPod und iPhone Geräten. Für den Kunden wertet es das Produkt auf, wenn es personalisiert wird. Das gilt auch für Geräte, die als Geschenk gedacht sind. Man kennt das von früher von Füllfederhaltern. Auch für den Hersteller hat die Gratis Gravur einen Wert: Es bremst den Markt für Gebrauchtgeräte. Ein für "Klaus" graviertes Gerät kommt für alle, die anders heißen, nicht mehr in Frage...

Digitale Musik und Filme kann man nicht mehr "gebraucht" verkaufen. Jedenfalls gegenwärtig noch nicht. Rechtlich wäre das eigentlich realisierbar. Und zwar genau mit der so verpönten Rechtetechnik DRM. DRM verwaltet die Rechte (Lizenzen) und Berechtigungen. Apple nutzt das bei iTunes für die virtuelle Nachbildung der Videothek: Ich muss einen Film nicht kaufen, ich kann ihn auch leihen. Das kostet weniger. Umgesetzt wird es durch eine Beschränkung des Replay und ein Verfallsdatum. Wenn ich einen Song an einen anderen User verkaufen wollte, müsste das so laufen, dass ich meine Lizenz auf einem Marktplatz anbiete und bei Verkauf entzieht iTunes mir die Berechtigung, den Song weiterhin abzuspielen. Allerdings macht es für den anderen Kunden keinen Qualitätsunterschied, man kann digitale Medien nicht gebraucht verkaufen, weil sie von ihrer Qualität her nicht altern. Nur die alte Vinylschallplatte alterte immer mehr, hörbar als zunehmendes Rauschen, bedingt durch den Verschleiß der Rillen durch die Abtastnadel. Die Klangqualität von CD's alterte nicht linear, sondern "digital". Entweder hört man neuwertige Qualität oder der Lesekopf springt.

Auch Autos altern nicht mehr "analog". 10 Jahre alte Autos stehen, wenn sie nicht misshandelt wurden, bestens im Lack. Auch innen altern sie nicht mehr so doll. Wir kennen immer weniger verschlissene technische Bauteile, für die wir früher viel häufiger in die Werkstatt mussten. Batterien, Reifen, der Stahl und auch das Motoröl halten heute länger (gemessen an der stark gestiegenen Motorleistung sogar viel länger). Stattdessen kämpfen Autobesitzer heute mit Softwareproblemen. Also Fehlern, die nicht durch Abnutzung entstehen sondern von Anfang an falsch programmiert wurden (Das Metier, das sich damit beschäftigt nennt sich "Funktionale Sicherheit"). Die meisten Fehlersuchen sind aber leider sehr langwierig, weil sich der Fehler nur unter bestimmten Bedingungen zeigt. Vorhersehbare Störungen sind heute elektronisch diagnostizierbar. Aber Fehler, die keiner vorausgesehen hat, sondern blind eingebaut wurden, sind nicht elektronisch diagnostizierbar. Hier braucht es richtiges Erfahrungswissen, um einen Fehler abzustellen. Denn der Austausch gegen ein "neues" Steuergerät hilft nicht, weil es genau so programmiert ist. In dem Sinne gibt es eben auch keine neuen und alten Steuergeräte. Es gibt nur neue Releases.
In diesem Sinne altern die Autos heute elektronisch: Wenn sie nicht fehlerbereinigt und vom Funktionsumfang erweitert werden.

Man könnte hier übrigens auf die Idee kommen, es den Computer- und Betriebssystemherstellern gleich zu tun: Ein MAC und ein Windows-PC altern wie folgt: Man bringt ein Betriebssystemupdate auf den Markt, das mehr Funktionen bietet, aber auch mehr Ressourcen benötigt - sonst sinkt die Performance. Hersteller wie Apple, die eine ganze Peripherie für das Kernprodukt anbieten, entziehen neuen z.B. neuen iPods einfach die Kompatibilität mit alten Betriebssystemständen. Dann MUSS man updaten. Dann wird der Rechner langsam, und dann denkt man bald über einen neuen Rechner nach. Auf diese Art könnte man z.B. das Navi aufwerten, oder die Betriebsstrategien für Hybridantriebe..

Was optisch allerdings auch bei digitalen Produkten altert sind die Anzeige- und Bedienoberflächen. Sie prägen immer mehr den Stil des Autos (vor allem für die im Internet großgewordenen Fahrer) und sie altern, in dem sie aus der Mode kommen.

Freitag, 17. Dezember 2010

Wie digitale Produkte altern...

Apple vertreibt sehr offensiv die gratis Namensgravuren auf den iPod und iPhone Geräten. Für den Kunden wertet es das Produkt auf, wenn es personalisiert wird. Das gilt auch für Geräte, die als Geschenk gedacht sind. Man kennt das von früher von Füllfederhaltern. Auch für den Hersteller hat die Gratis Gravur einen Wert: Es bremst den Markt für Gebrauchtgeräte. Ein für "Klaus" graviertes Gerät kommt für alle, die anders heißen, nicht mehr in Frage...

Digitale Musik und Filme kann man nicht mehr "gebraucht" verkaufen. Jedenfalls gegenwärtig noch nicht. Rechtlich wäre das eigentlich realisierbar. Und zwar genau mit der so verpönten Rechtetechnik DRM. DRM verwaltet die Rechte (Lizenzen) und Berechtigungen. Apple nutzt das bei iTunes für die virtuelle Nachbildung der Videothek: Ich muss einen Film nicht kaufen, ich kann ihn auch leihen. Das kostet weniger. Umgesetzt wird es durch eine Beschränkung des Replay und ein Verfallsdatum. Wenn ich einen Song an einen anderen User verkaufen wollte, müsste das so laufen, dass ich meine Lizenz auf einem Marktplatz anbiete und bei Verkauf entzieht iTunes mir die Berechtigung, den Song weiterhin abzuspielen. Allerdings macht es für den anderen Kunden keinen Qualitätsunterschied, man kann digitale Medien nicht gebraucht verkaufen, weil sie von ihrer Qualität her nicht altern. Nur die alte Vinylschallplatte alterte immer mehr, hörbar als zunehmendes Rauschen, bedingt durch den Verschleiß der Rillen durch die Abtastnadel. Die Klangqualität von CD's alterte nicht linear, sondern "digital". Entweder hört man neuwertige Qualität oder der Lesekopf springt.

Auch Autos altern nicht mehr "analog". 10 Jahre alte Autos stehen, wenn sie nicht misshandelt wurden, bestens im Lack. Auch innen altern sie nicht mehr so doll. Wir kennen immer weniger verschlissene technische Bauteile, für die wir früher viel häufiger in die Werkstatt mussten. Batterien, Reifen, der Stahl und auch das Motoröl halten heute länger (gemessen an der stark gestiegenen Motorleistung sogar viel länger). Stattdessen kämpfen Autobesitzer heute mit Softwareproblemen. Also Fehlern, die nicht durch Abnutzung entstehen sondern von Anfang an falsch programmiert wurden (Das Metier, das sich damit beschäftigt nennt sich "Funktionale Sicherheit"). Die meisten Fehlersuchen sind aber leider sehr langwierig, weil sich der Fehler nur unter bestimmten Bedingungen zeigt. Vorhersehbare Störungen sind heute elektronisch diagnostizierbar. Aber Fehler, die keiner vorausgesehen hat, sondern blind eingebaut wurden, sind nicht elektronisch diagnostizierbar. Hier braucht es richtiges Erfahrungswissen, um einen Fehler abzustellen. Denn der Austausch gegen ein "neues" Steuergerät hilft nicht, weil es genau so programmiert ist. In dem Sinne gibt es eben auch keine neuen und alten Steuergeräte. Es gibt nur neue Releases.
In diesem Sinne altern die Autos heute elektronisch: Wenn sie nicht fehlerbereinigt und vom Funktionsumfang erweitert werden.

Man könnte hier übrigens auf die Idee kommen, es den Computer- und Betriebssystemherstellern gleich zu tun: Ein MAC und ein Windows-PC altern wie folgt: Man bringt ein Betriebssystemupdate auf den Markt, das mehr Funktionen bietet, aber auch mehr Ressourcen benötigt - sonst sinkt die Performance. Hersteller wie Apple, die eine ganze Peripherie für das Kernprodukt anbieten, entziehen neuen z.B. neuen iPods einfach die Kompatibilität mit alten Betriebssystemständen. Dann MUSS man updaten. Dann wird der Rechner langsam, und dann denkt man bald über einen neuen Rechner nach. Auf diese Art könnte man z.B. das Navi aufwerten, oder die Betriebsstrategien für Hybridantriebe..

Was optisch allerdings auch bei digitalen Produkten altert sind die Anzeige- und Bedienoberflächen. Sie prägen immer mehr den Stil des Autos (vor allem für die im Internet großgewordenen Fahrer) und sie altern, in dem sie aus der Mode kommen.

Samstag, 11. Dezember 2010

Google soll die Kosten des europäischen Patentes reduzieren

Der Kostentreiber bei europäischen Patenten ist bekanntlich der Aufwand für die Übersetzungen in die europäischen Sprachen. Bis heute können sich die Mitgliedsstaaten nicht auf wenige Sprachen einigen, in die EP-Patente zu übersetzen sind. Zwar genügt für die EP-Anmeldung eine Schrift in englisch, französisch ODER deutsch. Nach erfolgreicher Prüfung und einem Erteilungsbeschluss muss der Patentanmelder aber für jedes europäische Land, für das sein EP-Patent dann gelten soll, eine nationale Übersetzung nachreichen. Verhandlungen über eine Auswahl von wenigen Sprachen, die die nationalen Patentämter Europas anerkennen, sind Anfang Dezember gescheitert. Danach schlossen sich elf EU-Länder (Deutschland, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Litauen, Luxemburg, Slowenien, Schweden, die Niederlande, Großbritannien) zusammen, die das Projekt nun -gemäß einer Klausel im Lissabonvertrag- für sich umsetzen wollen, in dem sie EP-Patente anerkennen, wenn sie in englisch, französisch UND deutsch vorliegen. Die beiden wichtigsten Kritiker und Bremser des EU-Patentes sind Italien und Spanien.

Es sind die Übersetzungen, die einen Patentschutz für ganz Europa erheblich teurer machen, als eine Patenterteilung in den USA oder asiatischen Ländern. Stellt sich also die Frage, ob man wenigstens die Kosten für die Übersetzungen senken kann? Z.B. in dem man sie automatisiert, zumindest für Title und Zusammenfassung und Patentansprüche?

Das Europäische Patentamt hat hierzu Ende November ein Memorandum Of Understanding mit Google unterzeichnet. Googles Suchmaschine bietet seit längerem die Funktion an, Ganze Webseiten automatisiert zu übersetzen. Dabei bleibt die Website mit ihrem Layout erhalten, nur der Text wird von einer Maschine übersetzt. Das liest sich manchmal holprig, hilft aber auf jeden Fall, einen Eindruck vermitteln, worum es in dem Text geht. "Fit for purpose" nennt das EPA den Qualitätsmaßstab, dem die Google Übersetzungen genügen sollen.

Und wenn man die Funktion eh realisiert, kann sie auch gleich außereuropäische Patentschriften für Europäer lesbar machen.

Für Google ist das eine Gelegenheit, seine Übersetzungstechnik zu verbessern und zu promoten. Das Europäische Patentamt verwaltet 1,5 Mio Schriften und jährlich kommen ca. 50.000 hinzu.

Quelle: EPA, Süddeutsche

EPA will Patente mit Google übersetzen

Der Kostentreiber bei europäischen Patenten ist bekanntlich der Aufwand für die Übersetzungen in die europäischen Sprachen. Bis heute können sich die Mitgliedsstaaten nicht auf wenige Sprachen einigen, in die EP-Patente zu übersetzen sind. Zwar genügt für die EP-Anmeldung eine Schrift in englisch, französisch ODER deutsch. Nach erfolgreicher Prüfung und einem Erteilungsbeschluss muss der Patentanmelder aber für jedes europäische Land, für das sein EP-Patent dann gelten soll, eine nationale Übersetzung nachreichen. Verhandlungen über eine Auswahl von wenigen Sprachen, die die nationalen Patentämter Europas anerkennen, sind Anfang Dezember gescheitert. Danach schlossen sich elf EU-Länder (Deutschland, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Litauen, Luxemburg, Slowenien, Schweden, die Niederlande, Großbritannien) zusammen, die das Projekt nun -gemäß einer Klausel im Lissabonvertrag- für sich umsetzen wollen, in dem sie EP-Patente anerkennen, wenn sie in englisch, französisch UND deutsch vorliegen. Die beiden wichtigsten Kritiker und Bremser des EU-Patentes sind Italien und Spanien.

Es sind die Übersetzungen, die einen Patentschutz für ganz Europa erheblich teurer machen, als eine Patenterteilung in den USA oder asiatischen Ländern. Stellt sich also die Frage, ob man wenigstens die Kosten für die Übersetzungen senken kann? Z.B. in dem man sie automatisiert, zumindest für Title und Zusammenfassung und Patentansprüche?

Das Europäische Patentamt hat hierzu Ende November ein Memorandum Of Understanding mit Google unterzeichnet. Googles Suchmaschine bietet seit längerem die Funktion an, Ganze Webseiten automatisiert zu übersetzen. Dabei bleibt die Website mit ihrem Layout erhalten, nur der Text wird von einer Maschine übersetzt. Das liest sich manchmal holprig, hilft aber auf jeden Fall, einen Eindruck vermitteln, worum es in dem Text geht. "Fit for purpose" nennt das EPA den Qualitätsmaßstab, dem die Google Übersetzungen genügen sollen.

Und wenn man die Funktion eh realisiert, kann sie auch gleich außereuropäische Patentschriften für Europäer lesbar machen.

Für Google ist das eine Gelegenheit, seine Übersetzungstechnik zu verbessern und zu promoten. Das Europäische Patentamt verwaltet 1,5 Mio Schriften und jährlich kommen ca. 50.000 hinzu.

Quelle: EPA, Süddeutsche

Dienstag, 7. Dezember 2010

Für ein paar Goldmünzen



Gestern kam eine Doku auf 3sat, heute eine auf arte. Thema: Die Entwicklung der Finanzkrise. Mein Eindruck: Unsere hochbezahlten Volkswirte in den nationalen und europäischen Institutionen, in Finanzministerien, Kanzleramt, Präsidentenbüros, Zentralbanken, Regulierungsbehörden und so weiter verstehen nicht wirklich etwas von den internationalen Finanzmärkten. Sie sind langsam im Verstehen, sie müssen sich die wichtigen Begriffe erst bilden und sie denken statisch, d.h. sie können sich keine Bewegungen von Markten vorstellen.

Mein Eindruck ist: Wir leisten uns mehrere tausend Spitzenbeamte und Regierungen, die nicht den Hauch einer Ahnung haben, aber aus irgendeinem Grund auf ihre Positionen gekommen sein müssen. Sie scheinen ihre Hauptfunktion darin zu sehen, bei schönem Wetter wichtig dreinzuschauen und dekorativ ihre teuren Büros zu bevölkern und einander über Rolltreppen zu besuchen. Und wenn das Wetter schlecht wird, wenn sie die Verantwortung, für die wir sie bezahlen, einmal einlösen müssen, sind sie ratlos. Dann kaufen sie teure Berater ein. Und wenn sie etwas verstanden haben, geben sie Interviews, in denen sie uns die Welt erklären.

Ich bin überzeugt, dass unsere Kanzlerin bis heute das Wesen dieser Krise nicht begriffen hat. Und wir deshalb von ihr auch keine Lösungen erwarten können. Und auch aus Brüssel können wir keine Lösung erwarten. Denn dort sitzen nicht unsere Besten. Sondern die, die unsere Parteifunktionäre hier nicht mehr gebrauchen können oder wollen. Wie z.B. Günther Oettinger.

Das beunruhigt mich.

Ein anderes Bild kam mir heute im Bus in den Sinn: Wer bei uns als Angestellter einer normalen Arbeit nachgeht, verdient den Gegenwert von 1 bis 5 Goldmünzen im Monat. Leitende Angestellte bekommen 10 Goldmünzen. Die Spieler in den Investmentbanken mindestens 100. Das sind die Dimensionen, die wir aus den Märchenbüchern kennen, aus denen uns früher vorgelesen wurde. Mittelalterlich anmutende Dimensionen.

In unseren ersten Berlinjahren haben wir viel Zeit mit einem neuen Ansatz für das Verständnis unserer jüngeren Geschichte verbracht. Ich wollte nicht im Kopf wissen, sondern im Bauch versuchen den Beginn von Krise, Terror und Existenzangst nachzufühlen, mir zu vergegenwärtigen. Das kann man natürlich nur schwer simulieren, aber man kann sich etwas herantasten. Wieder und wieder nutzten wir Führungen in Museen, hörten Sebastian Haffner Hörbücher, nutzten Gespräche mit denen, die Krieg und Diktatur erlebt hatten. Es ging uns darum, den Moment zu erspüren, in dem man angsterfüllt erkennt, was die Stunde geschlagen hat. Z.B. wenn man nachts Schritte und dann Lärm auf dem Flur hört und am nächsten Tag ist der Nachbar verschwunden. Und kehrt nicht wieder. Oder die Schaufenster sind eingeschlagen. Oder sonst wie wurde auf der Klaviatur des Terrors gespielt.

Jetzt hingegen beginne ich zu erahnen, wie sich Demokratieverdrossenheit entwickelt. Ich komme zu dem Schluss, dass unsere Konzepte, Werte und Konstruktionen wenig wert sind, wenn wir es einem Personal überantworten, das nur von sich selbst erfüllt ist, aber ansonsten von keiner Idee oder Überzeugung. Und dem es an Intellektualität fehlt. Wir twittern und bloggen uns die Meinungen und Argumente zu den Tagesthemen um die Ohren. Aber es geht, glaube ich, inzwischen längst um Größeres und Grundsätzlicheres. Ich bekomme ein Verständnis dafür, warum Menschen anfällig für Antidemokraten werden können, die Stimmung gegen das Parlament machen. Wir haben uns längst alle satt gehört und gelesen. Aber wir halten uns im Kopf noch bewusst, dass wir das Kind mit dem Bade ausschütten würden, würden wir in rechten oder linken Populismus abgleiten.

Nur, viele der Volkswirtschaften, die im Begriff sind, uns zu überholen, die für uns im Moment als Absatzmärkte eine essentielle Funktion haben, sind keine Demokratien. Indien und Brasilien: Ja. Russland, China und die Ölländer: Nein. Es könnte eine Diskussion darüber aufflammen, ob man ohne Demokratie nicht "effektiver" ist. Klingt absurd? Nur, solange wir keine ernsthaften Probleme haben. Wenn wir den EURO über den Haufen werfen sollten, dann vermutlich das europäische System gleich mit. Es könnte sich ein angestauter Frust über die bürokratische, die politische und die Managerkaste entladen. Das halte ich nicht für unmöglich.

Montag, 6. Dezember 2010

Der Berliner SPD droht 2011 der Machtverlust



Die SPD Berlin scheint nicht mehr zu retten. Im September 2011 sind Wahlen zum Abgeordnetenhaus ("Landtag"). Und über der seit 1990 (mit-)regierende SPD ziehen sich dunkle Wolken zusammen. Sie macht derzeit so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann:

- Ihre Verkehrspolitik hat systematisch alle Verkehrsmittel zum Erliegen gebracht:
Der S-Bahn Verkehr ist mehr oder weniger zusammen gebrochen. Vorige Woche verhinderten eingefrorene Weichen, dass die S-Bahn Züge zur vorgeschriebenen verkürzten Wartung in ihre Werkstätten kamen. Die Weichen froren ein, weil sie ebenfalls immer weniger gewartet wurden oder ohne Heizung ausgestattet sind. Und es immer weniger Betriebspersonal gibt, dass die Weichen hätte von Hand enteisen können. Das muss man sich mal vorstellen: Der eine Geschäftsbereich der Bahn, die DB Netz, verhindert einem anderen GB, dass dieser seinen gesetzlichen Vorschriften nachkommen kann.
Autofahren ist in Berlin eh die Hölle. Straßen in schlechtem Bauzustand und schlecht markiert sind Unfallherde par excellence. Des weiteren drangsaliert der Senat Autofahrer mit Umweltzonen, 30-Zonen und Parkraumbewirtschaftung. Radfahrer fluchen ganzjährig über schlecht geplante Radwege. Beide gemeinsam fluchen über die ständigen Absperrungen der Hauptverkehrsachsen für nichtige Anlässe. Z.B. in Mitte auf der Straße des 17. Juni. Und natürlich über die Baustellencluster, die in Mitte flächendeckend aus dem Boden gesprossen sind.
Die Berliner sind inzwischen ratlos, wie sie morgens zur Arbeit kommen sollen.
Und schließlich wären da noch die Flugrouten-Betroffenen. Zwar handelt es sich hier hauptsächlich um die Vielflieger aus den Villenbezirken Steglitz-Zehlendorf, aber auch die sind Wähler. Und die haben einen Brass auf den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft, der von den Flugrouten nichts gewusst haben will: Klaus Wowereit.

- Vermieter und Eigenheimbewohner werden vom Senat immer mehr gemolken. Erst gab es das Straßenausbaubeitragsgesetz, nachdem Anrainer an den Kosten für Straßenbaumaßnahmen beteiligt werden, für die sie nicht nach ihrer Meinung gefragt wurden. Als nächstes kommen Zwangsuntersuchungen der Abwasserkanäle, inkl. der Rohre, die der Stadt gehören. Wenn diese undicht sind, muss der Besitzer die Rohre der Stadt auf eigene Kosten sanieren lassen. Und schließlich droht ein Klimagesetz mit hohen Vorgaben für die CO2-Senkung. All diese Kosten sollen Vermieter nicht auf ihre Mieter umlegen können.

- Berlin wird den Jugendschutzmedienstaatsvertrag unterzeichnen und nicht davon abrücken: Begründung: Das ist ein SPD-Gesetz und den Genossen aus RP, die sich in der GEZ so gut auskennen, fallen wir nicht in den Rücken. Einer heutigen Anhörung im Abgeordnetenhaus blieb die SPD-Fraktion vorsichtshalber mal komplett fern.

- Bei der Wirtschaftspolitik befindet sich die SPD seit 20 Jahren in einer Findungsphase. Voriges Jahr erkor sie die Kreativen zu ihren Lieblingen aus. Dieses Jahr die Industrie. Mal sehen, wen nächstes Jahr. Gebracht hat es nichts. Berlin hat immer noch eine der höchsten Arbeitslosenquoten in Deutschland. Und das kann man nicht mehr 40 Jahren Mauer anlasten.

Es gab in den letzten Tagen nur eine gute Nachricht aus der SPD: Der frühere Wowereitsprecher Michael Donnermeyer, den die Mauchler aus Mitte ausgekungelt hatten, und der als Lobbyist von Kohlekraftwerksbetreibern Einfluss auf die Berliner Regierungspolitik nehmen wollte, ist am Wochenende gescheitert. Er unterlag Markus Pauzenberger. Gratulation!

Vergleich: Wikileaks vs. Patentwesen

Die Wikileaksanhänger vertreten folgende Philosophie: Eine Kultur des offenen Umgangs mit Informationen führt von vorneherein zu stärkeren Positionen. Die Risiken eines Verrats bestehen dann nicht mehr. Außerdem bezieht sie alle Betroffenen in den Diskurs ein.

Denn was so vornehm als "Kunst der Diplomatie" bezeichnet wird, ist oft ein intransparenter Interessensausgleich. Intransparent nicht, um Vertrauen zu rechtfertigen, sondern schmutzige Deals zu verheimlichen. Z.B. Waffengeschäfte. Wir wissen allein von westlichen Staaten genügend "diplomatische Erfolge", die sich im Nachhinein als schmutzig entpuppten und nur Scheinlösungen waren, weil Konfliktlösungen nur aufgeschoben wurden. Und dabei schwieriger wurden. Wir erfahren im Nachhinein auch, dass sich scheinbar ehrenwerte diplomatische Bekenntnisse zu den Werten der "freien Welt" im Nachhinein als abgekauft entuppen können. Z.B. die deutsche Wiedervereinigung und die damit verknüpfte Einführung des EURO.

Wären alle Verhandlungspositionen offen, gäbe es für viele Verträge keine demokratische Mehrheit. Politische Prozesse würden dann langsamer, aber nachhaltiger vonstatten gehen.

Es gibt in der Industrie ein interessantes Pendant zu dieser Philosophie: Die gewerblichen Schutzrechte. Wenn ich ein Patent anmelde, lege ich eine eigene Idee offen, auch meinen Wettbewerbern. Im Gegenzug bekomme ich ein staatlich garantiertes, zeitlich begrenztes Monopol auf seine Nutzung. Ich bin jedoch frei, anderen die Nutzung gegen verhandelte Bedingungen einzuräumen. Auf diese Weise entwickelt sich der Stand der Technik ständig weiter. Es kostet mehr Kraft, ständig vorne zu bleiben, wenn man seinem Wettbewerb alles berichtet. Aber genau das ist der Antrieb, ständig weiterzumachen, um den Abstand zu wahren. Wer alle seine Erfindungen zum Patent anmeldet ist durch Whistleblower oder Geheimnisverräter nicht verwundbar. (Stimmt nicht 100%ig: Zwischen der Erfindung und dem Anmeldetag besteht noch kein Schutz. Aber danach 20 Jahre lang.)

Vergleich: Wikileaks vs. Patentwesen

Die Wikileaksanhänger vertreten folgende Philosophie: Eine Kultur des offenen Umgangs mit Informationen führt von vorneherein zu stärkeren Positionen. Die Risiken eines Verrats bestehen dann nicht mehr. Außerdem bezieht sie alle Betroffenen in den Diskurs ein.

Denn was so vornehm als "Kunst der Diplomatie" bezeichnet wird, ist oft ein intransparenter Interessensausgleich. Intransparent nicht, um Vertrauen zu rechtfertigen, sondern schmutzige Deals zu verheimlichen. Z.B. Waffengeschäfte. Wir wissen allein von westlichen Staaten genügend "diplomatische Erfolge", die sich im Nachhinein als schmutzig entpuppten und nur Scheinlösungen waren, weil Konfliktlösungen nur aufgeschoben wurden. Und dabei schwieriger wurden. Wir erfahren im Nachhinein auch, dass sich scheinbar ehrenwerte diplomatische Bekenntnisse zu den Werten der "freien Welt" im Nachhinein als abgekauft entuppen können. Z.B. die deutsche Wiedervereinigung und die damit verknüpfte Einführung des EURO.

Wären alle Verhandlungspositionen offen, gäbe es für viele Verträge keine demokratische Mehrheit. Politische Prozesse würden dann langsamer, aber nachhaltiger vonstatten gehen.

Es gibt in der Industrie ein interessantes Pendant zu dieser Philosophie: Die gewerblichen Schutzrechte. Wenn ich ein Patent anmelde, lege ich eine eigene Idee offen, auch meinen Wettbewerbern. Im Gegenzug bekomme ich ein staatlich garantiertes, zeitlich begrenztes Monopol auf seine Nutzung. Ich bin jedoch frei, anderen die Nutzung gegen verhandelte Bedingungen einzuräumen. Auf diese Weise entwickelt sich der Stand der Technik ständig weiter. Es kostet mehr Kraft, ständig vorne zu bleiben, wenn man seinem Wettbewerb alles berichtet. Aber genau das ist der Antrieb, ständig weiterzumachen, um den Abstand zu wahren. Wer alle seine Erfindungen zum Patent anmeldet ist durch Whistleblower oder Geheimnisverräter nicht verwundbar. (Stimmt nicht 100%ig: Zwischen der Erfindung und dem Anmeldetag besteht noch kein Schutz. Aber danach 20 Jahre lang.)

Freitag, 3. Dezember 2010

FuE Bezirk Charlottenburg

Von den Bauten der TU Berlin am Ernst-Reuter-Platz bis zum Spreebogen in Nordcharlottenburg erstreckt sich das West-Berliner Forschungs- und Entwicklungsareal. In der Marchstraße sitzen Forschungsinstitute für Nachrichten- und Luftfahrttechnik. Biegt man an der Marchbrücke links ab und folgt dem Salzufer an der Spree, landet man im Automobilsektor: Autohändler und Entwicklungsunternehmen haben hier ihren Sitz.
Hier ein paar Fotos vom gestrigen Winteranfang:







Dienstag, 23. November 2010

Gehaltsentwicklung: Bänker sahnen ab, Kreative und Lehrer auf Abstiegsplätzen

Trotz aller Beteuerungen kommunaler Kreativwirtschaftsexperten: Kunst lohnt sich immer noch nicht. Jedenfalls für die meisten nicht. Die offizielle Einkommensstatistik von destatis.de zeigt, wer in den vergangenen zwölf Monaten die stärksten Gehaltserhöhungen abgestaubt hat: Bänker und Versicherer.

Also die Berufsgruppen, deren Kastanien wir Steuerzahler einmal im Jahr aus dem Feuer holen. Auch Angestellte von Energieversorgern profitieren. Ohnehin auf hohem Niveau gebettet, haben sie die drittgrößten Steigerungen genossen. Energiepreiserhöhungen von jährlich fast 10% sei es gedankt!

Unter dem Verbraucherpreisindex, also Reallohneinbußen hinnehmend, platziert: Neben Künstlern auch das Hotelgewerbe. Die Steuersubventionen der FDP stecken sich also die Geschäftsführer selbst ein.

Und: Lehrer und Kindergärtner, deren Wohl Regierungspolitikern in Bund, Ländern und Gemeinden angeblich am Herzen liegt, rangieren auf einem Abstiegsplatz:

Montag, 22. November 2010

Die Zeit läuft rückwärts

Vor zwei Jahren, als wir in Mitte auf die Anti-AKW Demo gingen, fiel es mir zum ersten mal auf: Die Zeit hat angefangen rückwärts zu laufen. Ein paar Beispiele aus den Nachrichten:

- Gorleben
- Raketenstationierungen in Europa
- Terrorismus
- Ölkrisen
- Vollbeschäftigung und konzeptloses Gerede über Einwanderung
- Inflation

Und auch die Fronten innerhalb von Europa werden bald wieder aufbrechen: Sowohl zwischen den Ländern als auch innerhalb der Länder zwischen oben und unten.

Sonntag, 14. November 2010

Am Werbellinsee

Neben dem Kanzlerbungalow vebinde ich Helmut Schmidt noch mit einer anderen deutschen Sehenswürdigkeit: Im Dezember 1981 empfing ihn Erich Honnecker am Werbellinsee. Auf der Agenda stand die Hochrüstung beider deutscher Staaten mit Mittelstreckenraketen: Honneckers DDR hatte bereits welche verpasst bekommen, Helmut Schmidt machte sich für die konsequente Umsetzung des NATO - Doppelbeschlusses stark: Die Nachrüstung ("Kalte Stunden am Kamin", Deutschlandradio). Am Tag von Schmidts Abreise verhängte Polens General Jaruzelski das Kriegsrecht.

Das ist lange her, mir aber noch präsent, weil es der Beginn der Friedensbewegung auf unserem Gymnasium war. Der "Werbellinsee" geisterte wochenlang durch die Abendnachrichten. Ich stellte ihn mir als den oberoffiziellsten und deshalb langweiligsten (so langweilig wie die "alten" Staatsmänner) Sees Berlins vor.

Jetzt erhielten wir eine freundliche Einladung "an den Werbellinsee". Das klang aufregend. Und war es auch. Ich kann hier nicht alle Fotos zeigen und nicht alle Geschichten zum Besten geben, von Honnecker bis Merkels Jugend. Aber soviel will ich sagen: Der See lohnt sich als Ausflugsziel.

Der See liegt nördlich von Berlin, in der Schorfheide, in grauer Vorzeit soll es hier mal Elche gegeben haben. Erich Honnecker empfing neben Schmidt auch F.-J. Strauß im nahe gelegenen Jagdhaus Hubertusstock.

Hier gingen sie gerne zur Jagd, die Großkopferten. Nicht nur der SED, sondern auch schon die Hohenzollern und die späteren Reichspräsidenten der Weimarer Republik. Man erzählt sich, dass man dem Jagdglück der Herren immer etwas auf die Sprünge helfen musste, damit sie ihre gute Laune behielten.. (Lesenswert: "Der Werbellinsee..") Das Jagdhaus wurde in den siebziger Jahren abgerissen und neu aufgebaut. Jetzt mit standesgemäßem, modernen Bad. Heute ist es privatisiert und wird als Hotel betrieben. Gott sei Dank haben die Betreiber an Stil und Anmutung des Interieur wenig geändert.

Kaiser Wilhelm reiste übrigens mit dem Zug von Berlin zum eigens für ihn errichteten Kaiserbahnhof Joachimsthal (2. Foto).








Havelland Regenrallye