Alte Auto stehlen sich immer unmerklich aus dem Alltag. Die Zulassungszahlen für den Trabant sind dramatisch gesunken:
- In Berlin von 40.000 auf unter 1.000
- In Brandenburg von 160.000 auf unter 6.000
Zur Wendezeit waren in der DDR knapp 900.000 Trabis in Verkehr. Heute fahren in den ostdeutschen Bundesländern nur noch 28.000. Immerhin 1388 haben nach NRW rüber gemacht.
Quelle: Märkische Allgemeine
Nach Käfer und Ente wird der Trabi der nächste Kleinwagenkult:
Fotos: Süddeutsche Zeitung (1989), Frontmotor (2010)
Donnerstag, 29. Juli 2010
Mittwoch, 28. Juli 2010
Professor Sinn's unsinnige These vom "Klimaparadox"
Vorige Woche talkte man bei Maybrit Illner über Strategien aus dem Klimawandel. Dabei auch der Dauertalkgast Professor Sinn. Er bewarb sein Buch, in dem er die These vertritt, Deutschlands Ausstieg aus Kohle und Öl bringe global gesehen nichts.
Seine Argumente
- Wenn Deutschland oder gar die EU keine Kohle und kein Öl mehr kaufen, dann sinken deren Preise. Dies erhöhe die Nachfrage und beschleunige den Verbrauch und somit den Ausstoß von CO2.
- Wenn Deutschland aussteige, dann werde kein Gramm Kohle weniger verbraucht, denn alles, was unter der Erde sei, werde irgendwann auch gefördert, verkauft und verfeuert. Und deshalb bewirke die deutsche Strategie der erneuerbaren Energien überhaupt nichts.
Diese beiden Argumente findet die FDP so toll, dass sie sie in ihrem Blog "Zettelsraum" wiederholt: Link
Doch Sinns Argumentation ist nicht fundiert. Es überrascht, wie oberflächlich ein Professor, der bisweilen in Oberlehrermanier auftritt, sich hier eine Theorie zurecht bastelt, diese aber nicht zu Ende denkt.
Meine Gegenargumente:
- Wenn die Nachfrage nach Kohle, Gas und Öl durch den Ausstieg Deutschlands sinkt, dann mögen zunächst die Preise fallen. Doch wenn die Preise fallen, dann wird auch die Förderung reduziert. Das kennen wir von der OPEC. Es könnte dennoch sein, dass die Preise im Ergebnis (leicht) fallen. Dies mag auch eine verstärkte Nachfrage bewirken. Nimmt man die von Sinn unterstellten Zusammenhänge von Nachfrage und Preis ernst, dann steigen auch die Preise wieder. Das ganze pendelt sich "schlimmstenfalls" wieder dort ein, wo es vorher gewesen ist. Mithin ist hier nichts verloren. Dies ist die pessimistische Abschätzung. Die optimistische ist, dass mit der Nachfrage auch die Förderung runter gefahren wird. Und eine Verlangsamung der CO2 Erzeugung ist das Ziel jeder Klimastrategie.
- Der entscheidende Effekt, der den Klimawandel voran treibt ist nicht, dass jedes Gramm Kohle irgendwann so oder so verbrannt wird. Das entscheidende ist, wie schnell wir die Vorräte verbrennen. RIchtig ist, dass es schon immer einen Kreislauf zwischen CO2 und O2-Erzeugung gegeben hat und dass die Anteile in der Atmospähre schwanken. Neu ist aber die Geschwindigkeit, mit der wir CO2 erzeugen. Und darauf geht Sinn überhaupt nicht ein, er ignoriert das einfach.
Trotzdem verlange er, Sinn, von der Politik, dass sie den "Nachweis" führe, dass die "Subventionen" für die regenerativen Energien dazu führten, dass Mengen von Kohle, Öl oder Gas am Ende in der Erde verbleiben. Nur dann sei etwas gewonnen. Sinn hat die Dynamik nicht verstanden.
Der einzige ernstzunehmende Gast in der Runde war meiner Meinung nach Umweltminister Röttgen. Er ließ sich von Sinn auch nicht kirre machen und betonte, dass aus politischer Sicht immer irgendjemand einen Anfang machen müsse, wenn man Veränderungen bewirken will.
Seine Argumente
- Wenn Deutschland oder gar die EU keine Kohle und kein Öl mehr kaufen, dann sinken deren Preise. Dies erhöhe die Nachfrage und beschleunige den Verbrauch und somit den Ausstoß von CO2.
- Wenn Deutschland aussteige, dann werde kein Gramm Kohle weniger verbraucht, denn alles, was unter der Erde sei, werde irgendwann auch gefördert, verkauft und verfeuert. Und deshalb bewirke die deutsche Strategie der erneuerbaren Energien überhaupt nichts.
Diese beiden Argumente findet die FDP so toll, dass sie sie in ihrem Blog "Zettelsraum" wiederholt: Link
Doch Sinns Argumentation ist nicht fundiert. Es überrascht, wie oberflächlich ein Professor, der bisweilen in Oberlehrermanier auftritt, sich hier eine Theorie zurecht bastelt, diese aber nicht zu Ende denkt.
Meine Gegenargumente:
- Wenn die Nachfrage nach Kohle, Gas und Öl durch den Ausstieg Deutschlands sinkt, dann mögen zunächst die Preise fallen. Doch wenn die Preise fallen, dann wird auch die Förderung reduziert. Das kennen wir von der OPEC. Es könnte dennoch sein, dass die Preise im Ergebnis (leicht) fallen. Dies mag auch eine verstärkte Nachfrage bewirken. Nimmt man die von Sinn unterstellten Zusammenhänge von Nachfrage und Preis ernst, dann steigen auch die Preise wieder. Das ganze pendelt sich "schlimmstenfalls" wieder dort ein, wo es vorher gewesen ist. Mithin ist hier nichts verloren. Dies ist die pessimistische Abschätzung. Die optimistische ist, dass mit der Nachfrage auch die Förderung runter gefahren wird. Und eine Verlangsamung der CO2 Erzeugung ist das Ziel jeder Klimastrategie.
- Der entscheidende Effekt, der den Klimawandel voran treibt ist nicht, dass jedes Gramm Kohle irgendwann so oder so verbrannt wird. Das entscheidende ist, wie schnell wir die Vorräte verbrennen. RIchtig ist, dass es schon immer einen Kreislauf zwischen CO2 und O2-Erzeugung gegeben hat und dass die Anteile in der Atmospähre schwanken. Neu ist aber die Geschwindigkeit, mit der wir CO2 erzeugen. Und darauf geht Sinn überhaupt nicht ein, er ignoriert das einfach.
Trotzdem verlange er, Sinn, von der Politik, dass sie den "Nachweis" führe, dass die "Subventionen" für die regenerativen Energien dazu führten, dass Mengen von Kohle, Öl oder Gas am Ende in der Erde verbleiben. Nur dann sei etwas gewonnen. Sinn hat die Dynamik nicht verstanden.
Der einzige ernstzunehmende Gast in der Runde war meiner Meinung nach Umweltminister Röttgen. Er ließ sich von Sinn auch nicht kirre machen und betonte, dass aus politischer Sicht immer irgendjemand einen Anfang machen müsse, wenn man Veränderungen bewirken will.
Jede Menge Frontmotoren
Von 1976 bis 1996 baute Porsche Frontmotormodelle mit 4 oder 8 Zylindern nach dem Transaxle Prinzip. Die Traktion eines Autos ist um so neutraler -neigt also weder zum Unter- noch zum Übersteuern-, je ausgeglichener die Gewichtsverteilung auf die beiden Achsen ist. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Den Einbau von Motor und Getriebe möglichst zwischen den Achsen, d.h. in der Praxis kurz vor der Hinterachse. Das ist das Mittelmotorkonzept.
Eine andere alte Idee war es, den Motor auf der Front- und ein anderes schweres Bauteil, nämlich das Getriebe, auf die Hinterachse zu setzen. Beide werden verbunden durch eine Welle, die mit Motordrehzahl rotiert: Diese Welle nennt man auch Transaxle. Das erste deutsche Auto nach dieser Konstruktion entstand nach dem Entwicklungsauftrag Nr. 425, den Volkswagen im Jahre 1970 an Porsche vergab. Man wollte einen Nachfolger des erfolgreichen VW-Porsche 914. Als die Planung fertig war, hatten wir Ölkrise. So wie heute. Man dachte, die Leute werden nie wieder Sportwagen kaufen. So wie heute. Deshalb entschied sich VW, diesen VW-Porsche nicht zu bauen. Darauf kaufte Porsche die Rechte an der eigenen Konstruktion zurück und baute ihn selbst. Das war ein Glück für Porsche, denn es kamen später tatsächlich Zeiten, in denen niemand mehr einen 911er kaufen wollte, dafür aber einen 924, 944 oder 928.
Schon in den 70er Jahren gab es Gleichteilekonzepte. Der 2,0 Liter Motor im 924 kam von Audi. In den 924S und 944 entwickelte man einen "halben" 8 Zylinder aus dem 928.
Die Frontmotoren retteten Porsche über eine gefährliche Durststrecke. Dann kam ein gewisser Dr. Wiedeking bei Porsche ans Ruder und brachte Boxster und Cayenne sowie den Panamera auf den Weg.
In Berlin/Brandenburg gibt es einen losen Stammtisch (um den Club zu vermeiden), der diese mobilen Kulturgüter pflegt und fährt. Am vorigen Wochenende machten wir eine Ausfahrt in die Lausitz. Es herrschte ideales Tourwetter: Regen.
Das bedeutet nämlich:
- Keine Instekten
- Keine Sonneneinstrahlung auf das empfindliche Armaturenbrett
- Geringer Reifenverschleiß
;-)
Eine andere alte Idee war es, den Motor auf der Front- und ein anderes schweres Bauteil, nämlich das Getriebe, auf die Hinterachse zu setzen. Beide werden verbunden durch eine Welle, die mit Motordrehzahl rotiert: Diese Welle nennt man auch Transaxle. Das erste deutsche Auto nach dieser Konstruktion entstand nach dem Entwicklungsauftrag Nr. 425, den Volkswagen im Jahre 1970 an Porsche vergab. Man wollte einen Nachfolger des erfolgreichen VW-Porsche 914. Als die Planung fertig war, hatten wir Ölkrise. So wie heute. Man dachte, die Leute werden nie wieder Sportwagen kaufen. So wie heute. Deshalb entschied sich VW, diesen VW-Porsche nicht zu bauen. Darauf kaufte Porsche die Rechte an der eigenen Konstruktion zurück und baute ihn selbst. Das war ein Glück für Porsche, denn es kamen später tatsächlich Zeiten, in denen niemand mehr einen 911er kaufen wollte, dafür aber einen 924, 944 oder 928.
Schon in den 70er Jahren gab es Gleichteilekonzepte. Der 2,0 Liter Motor im 924 kam von Audi. In den 924S und 944 entwickelte man einen "halben" 8 Zylinder aus dem 928.
Die Frontmotoren retteten Porsche über eine gefährliche Durststrecke. Dann kam ein gewisser Dr. Wiedeking bei Porsche ans Ruder und brachte Boxster und Cayenne sowie den Panamera auf den Weg.
In Berlin/Brandenburg gibt es einen losen Stammtisch (um den Club zu vermeiden), der diese mobilen Kulturgüter pflegt und fährt. Am vorigen Wochenende machten wir eine Ausfahrt in die Lausitz. Es herrschte ideales Tourwetter: Regen.
Das bedeutet nämlich:
- Keine Instekten
- Keine Sonneneinstrahlung auf das empfindliche Armaturenbrett
- Geringer Reifenverschleiß
;-)
Dienstag, 27. Juli 2010
Loveparade, the final chapter
Wir in Berlin, die wir die Loveparade sehr gemocht haben und manchmal vermissen, wir schauen nicht schräg nach Duisburg sondern trauen tief betroffen mit.
In Berlin haben wir inzwischen einfach mehr Erfahrungen mit solchen Megaevents. Aber auch die Berliner Behörden und die Polizei mussten sich entlang ihrer Erfahrungen erst an ein sicheres Konzept heranarbeiten. Auch in Berlin gab es manchmal brenzlige Situationen, z.B. auf dem völlig überlasteten S-Bahnhof Tiergarten, der als Brücke über die Straße des 17. Juni spannt. Der S-Bahnhof wurde deshalb zu den letzten Loveparades gesperrt. Aber nicht nur die Behörden, auch das Publikum ist erfahrener und souveräner in schwierigen Situation.
Auch wir diskutieren die Ursachen und Bedingungen von Sicherheit auf öffentlichen Veranstaltungen und die Frage nach der Verantwortung. Dabei habe ich gelernt, warum in Berlin jede große Veranstaltung am liebsten auf dem 17. Juni stattfindet: Weil die baulichen Bedingungen hier sicherheitstechnisch am günstigsten sind. Weil man hier baulich nirgendwo eingepfercht werden kann.
Allerdings: Auch während der letzten Fanmeile wurde man eingezäunt. Um den Tiergarten zu schützen. Das Gefühl, eingepfercht zu sein, hätte auch hier mal aufkommen können.
Wir fragen uns aber inzwischen auch umgekehrt:
Zählen nur noch Megaevents mit mindestens einer Million Teilnehmern? Muss Berlin nur noch für den Tourismus und Events leben und müssen die Berliner dauernd Platz machen? Berliner Großveranstaltungen sind an sich sicher. Amateurhaft ist bei uns nur das Verkehrsmanagement, das jedesmal den Eindruck macht, es werde von den Events überrascht. Aber es nervt immer mehr, mit dem Auto nicht mehr von Ost nach West zu kommen. Müssen wir es hinnehmen, dass die Hauptverkehrsachse drei Wochen lang gesperrt wird, nur um alle 5 Tage eine Fanmeile zu organisieren? Das hat sich auch wirtschaftlich nicht gerechnet: Zwischen den Deutschlandspielen war tote Hose. Und nachdem Deutschland ausgeschieden war, blieb die Absperrung stehen, weil die Pachtverträge das so vorsahen. Völliger Blödsinn.
Die roten Planungsbüros des Berliner Senats legen das Leben der anderen mit ihrer Verkehrspolitik still. Vielleicht wird sich bald eine große Antipathie gegen Großveranstaltungen entwickeln - so wie in Garmisch-Patenkirchen gegen die Einbeziehung in die Olympiabewerbung von München?
Die Berliner Polizei ist bei Großveranstaltungen mit den Teilnehmern immer in der Kommunikation. Über Megaphone. An den Eingängen und auf dem Gelände. Es gibt dauernd Hinweise und Aufforderungen, die die Menschenströme lenken. Das hat in Duisburg anscheinend völlig gefehlt. Da guckten die Polizisten von oben sprachlos runter, was da passiert.
Die Loveparade in Berlin war im besten Sinne kreativ und originell: Als ich zum ersten mal erlebte, wie einer der Floats unter der S-Bahnbrücke Konzertatmosphäre erzeugte, da hatte ich es verstanden. Man zog von Wagen zu Wagen und ließ sich infizieren von Musik. Und wenn man abends durch die Oranienburger Straße ging, dann standen da die Boxen auf der Straße und sorgten dafür, dass man aus den Rythmen nicht mehr rauskam. Spätabends im Bett pulsten sie immer noch durch Adern und Neuronen. Das war intensives Kulturerlebnis. Die Kritik, dass die Loveparade, die Musik nur ein Vorwand für das Ausleben eigener Sodom und Gomorrhafantasien war, sagt nur etwas über die innere Verfassung der Kritiker.
Tragisch, was draus geworden ist, dass es so zu Ende gegangen ist..
Aber jeder Trend kippt irgendwann in sein Gegenteil. Wir freuen uns auf kleine, feine Konzerte, bei denen nicht mehr das Publikum der Star ist, sondern wieder die Kunst. Wir brauchen kleinere Veranstaltungen. Und wir müssen die Dimensionen wieder gerade rücken. Weg vom inszenierten Dauererlebnis hin zum Echten. Wir brauchen eine Pause.
In Berlin haben wir inzwischen einfach mehr Erfahrungen mit solchen Megaevents. Aber auch die Berliner Behörden und die Polizei mussten sich entlang ihrer Erfahrungen erst an ein sicheres Konzept heranarbeiten. Auch in Berlin gab es manchmal brenzlige Situationen, z.B. auf dem völlig überlasteten S-Bahnhof Tiergarten, der als Brücke über die Straße des 17. Juni spannt. Der S-Bahnhof wurde deshalb zu den letzten Loveparades gesperrt. Aber nicht nur die Behörden, auch das Publikum ist erfahrener und souveräner in schwierigen Situation.
Auch wir diskutieren die Ursachen und Bedingungen von Sicherheit auf öffentlichen Veranstaltungen und die Frage nach der Verantwortung. Dabei habe ich gelernt, warum in Berlin jede große Veranstaltung am liebsten auf dem 17. Juni stattfindet: Weil die baulichen Bedingungen hier sicherheitstechnisch am günstigsten sind. Weil man hier baulich nirgendwo eingepfercht werden kann.
Allerdings: Auch während der letzten Fanmeile wurde man eingezäunt. Um den Tiergarten zu schützen. Das Gefühl, eingepfercht zu sein, hätte auch hier mal aufkommen können.
Wir fragen uns aber inzwischen auch umgekehrt:
Zählen nur noch Megaevents mit mindestens einer Million Teilnehmern? Muss Berlin nur noch für den Tourismus und Events leben und müssen die Berliner dauernd Platz machen? Berliner Großveranstaltungen sind an sich sicher. Amateurhaft ist bei uns nur das Verkehrsmanagement, das jedesmal den Eindruck macht, es werde von den Events überrascht. Aber es nervt immer mehr, mit dem Auto nicht mehr von Ost nach West zu kommen. Müssen wir es hinnehmen, dass die Hauptverkehrsachse drei Wochen lang gesperrt wird, nur um alle 5 Tage eine Fanmeile zu organisieren? Das hat sich auch wirtschaftlich nicht gerechnet: Zwischen den Deutschlandspielen war tote Hose. Und nachdem Deutschland ausgeschieden war, blieb die Absperrung stehen, weil die Pachtverträge das so vorsahen. Völliger Blödsinn.
Die roten Planungsbüros des Berliner Senats legen das Leben der anderen mit ihrer Verkehrspolitik still. Vielleicht wird sich bald eine große Antipathie gegen Großveranstaltungen entwickeln - so wie in Garmisch-Patenkirchen gegen die Einbeziehung in die Olympiabewerbung von München?
Die Berliner Polizei ist bei Großveranstaltungen mit den Teilnehmern immer in der Kommunikation. Über Megaphone. An den Eingängen und auf dem Gelände. Es gibt dauernd Hinweise und Aufforderungen, die die Menschenströme lenken. Das hat in Duisburg anscheinend völlig gefehlt. Da guckten die Polizisten von oben sprachlos runter, was da passiert.
Die Loveparade in Berlin war im besten Sinne kreativ und originell: Als ich zum ersten mal erlebte, wie einer der Floats unter der S-Bahnbrücke Konzertatmosphäre erzeugte, da hatte ich es verstanden. Man zog von Wagen zu Wagen und ließ sich infizieren von Musik. Und wenn man abends durch die Oranienburger Straße ging, dann standen da die Boxen auf der Straße und sorgten dafür, dass man aus den Rythmen nicht mehr rauskam. Spätabends im Bett pulsten sie immer noch durch Adern und Neuronen. Das war intensives Kulturerlebnis. Die Kritik, dass die Loveparade, die Musik nur ein Vorwand für das Ausleben eigener Sodom und Gomorrhafantasien war, sagt nur etwas über die innere Verfassung der Kritiker.
Tragisch, was draus geworden ist, dass es so zu Ende gegangen ist..
Aber jeder Trend kippt irgendwann in sein Gegenteil. Wir freuen uns auf kleine, feine Konzerte, bei denen nicht mehr das Publikum der Star ist, sondern wieder die Kunst. Wir brauchen kleinere Veranstaltungen. Und wir müssen die Dimensionen wieder gerade rücken. Weg vom inszenierten Dauererlebnis hin zum Echten. Wir brauchen eine Pause.
Montag, 26. Juli 2010
Totenstille
Vor zwölf Jahren geriet ich morgens auf der A3 Richtung Brühl in einen Stau. Auf der Gegenseite hatte es einen Unfall gegeben. Je näher ich an die Unfallstelle kam, desto deutlicher wurde die Schwere des Unfalls. Ein Rettungshubschrauber stieg vor uns auf unserer Spur in die Luft. Dann entdeckte ich das Ausmaß: Ein Kleinwagen war zwischen zwei LKWs geraten und zermalmt worden. Was zwischen den Lastern klebte, war nur noch ein Haufen Blech. Ich stand minutenlang auf Höhe der Unfallstelle und schaute rüber.
Zuerst versucht man das Aumaß rational zu erfassen: Große LKWs, kleines Opfer. Wie mag der Hergang gewesen sein. Und dann die überwältigende Erkenntnis: Hier ist vorhin ein Mensch gestorben. Oder sogar mehrere. Die Vorstellung, dass ein Mensch hier in eine Falle geraten war. Zufällig und ohne Chance zu entkommen, das bestürzt einen zu Tränen. Ein stiller Moment der Trauer. Es war einer der Momente, in dem alles Alltägliche unwichtig wird. Man wird herausgehoben und verneint, dass unser Einsatz für das tägliche Weiterkommen solche Risiken, gar einen Tod, zumal solch einen brutalen, wert sein könnte.
Man will trauern und muss dann doch weiterfahren. Totenstill und voller Mitgefühl. Und Machtlosigkeit und Demut. Und ganz großem Respekt vor dem Leben.
Man versteht, warum Hinterbliebene von Unfallopfern Kränze an der Unglücksstelle hinterlegen. Man will an den Ort, um ihn verneinen zu wollen, aber auch um ihn annehmen zu müssen. Man fährt lange nicht mehr an der Stelle vorbei, ohne "daran" denken zu müssen.
Wieviel schwerer muss es sein, Augenzeuge des Hergangs eines tödlichen Unfalls geworden zu sein? Und dabei sich selbst in Gefahr gewusst zu haben? Trauer um die bezeugten Opfer, und Schock über das eigene knappe Entrinnen.
Und wie zynisch, herzlos und respektlos war die Entscheidung der Veranstalter, die Loveparade einfach weiter laufen zu lassen? Das will mir nicht in den Kopf. Das war respektlos gegenüber den Opfern. Aber auch gegenüber den Ahnungslosen, die sich bei Kenntnis der Nachricht hinters Licht geführt fühlen mussten.
Nein, ich akzeptiere das Argument nicht, die Absage hätte eine weitere Massenpanik auslösen können. Das ist nur das Schuldeingeständnis, dass diese Loveparade von Grund auf falsch organisiert war. Wenn die befürchtete Massenpanik der Grund fürs Weiterspielen war, dann hat man genau diese Verantwortung bei der Massenpanik verfehlt.
Und wenn dann die Verantwortlichen, Manager wie Stadtoberhäupter, sich vor der Öffentlichkeit ausschließlich der Beweisführung ihrer Unschuld widmen und klüngelnd sicherstellen, dass sie die Ermittlungen über sich selbst ins Nichts lenken werden, dann ist das ein weiteres Allzeittief auf unserer nach unten offenen Richterskala für Führungsqualität.
Dieser OB, dieser Verwaltungschef, der Loveparade Sponsor, die Einsatzleitung der Polizei, der nur Zäune zur Beherrschung der Masse einfiel, und die Herren von der Prominenz haben genau so gehandelt wie der Bahnvorstand nach Eschede, der BP-Chef im Golf von Mexiko und wie so viele andere Manager: Egoistisch, brutal, über Leichen gehend.
Sie handeln mit Berechnung und in Zeitlupe so wie die, die die Panik erfasste. Aufs eigene, hier: politische und karrieremäßige, Überleben ausgerichtet. Die Verantwortung und Besonnenheit, die sie bei Erlangung ihrer Ämter zu haben vortäuschten, werfen sie über Bord. Obendrein wollen sie uns glauben machen, sie seien legitimiert, so zu handeln. Und sie wollen den Opfern und Hinterblieben den Umgang mit ihrer Tat vorschreiben. Und das macht sie so schlecht.
Zuerst versucht man das Aumaß rational zu erfassen: Große LKWs, kleines Opfer. Wie mag der Hergang gewesen sein. Und dann die überwältigende Erkenntnis: Hier ist vorhin ein Mensch gestorben. Oder sogar mehrere. Die Vorstellung, dass ein Mensch hier in eine Falle geraten war. Zufällig und ohne Chance zu entkommen, das bestürzt einen zu Tränen. Ein stiller Moment der Trauer. Es war einer der Momente, in dem alles Alltägliche unwichtig wird. Man wird herausgehoben und verneint, dass unser Einsatz für das tägliche Weiterkommen solche Risiken, gar einen Tod, zumal solch einen brutalen, wert sein könnte.
Man will trauern und muss dann doch weiterfahren. Totenstill und voller Mitgefühl. Und Machtlosigkeit und Demut. Und ganz großem Respekt vor dem Leben.
Man versteht, warum Hinterbliebene von Unfallopfern Kränze an der Unglücksstelle hinterlegen. Man will an den Ort, um ihn verneinen zu wollen, aber auch um ihn annehmen zu müssen. Man fährt lange nicht mehr an der Stelle vorbei, ohne "daran" denken zu müssen.
Wieviel schwerer muss es sein, Augenzeuge des Hergangs eines tödlichen Unfalls geworden zu sein? Und dabei sich selbst in Gefahr gewusst zu haben? Trauer um die bezeugten Opfer, und Schock über das eigene knappe Entrinnen.
Und wie zynisch, herzlos und respektlos war die Entscheidung der Veranstalter, die Loveparade einfach weiter laufen zu lassen? Das will mir nicht in den Kopf. Das war respektlos gegenüber den Opfern. Aber auch gegenüber den Ahnungslosen, die sich bei Kenntnis der Nachricht hinters Licht geführt fühlen mussten.
Nein, ich akzeptiere das Argument nicht, die Absage hätte eine weitere Massenpanik auslösen können. Das ist nur das Schuldeingeständnis, dass diese Loveparade von Grund auf falsch organisiert war. Wenn die befürchtete Massenpanik der Grund fürs Weiterspielen war, dann hat man genau diese Verantwortung bei der Massenpanik verfehlt.
Und wenn dann die Verantwortlichen, Manager wie Stadtoberhäupter, sich vor der Öffentlichkeit ausschließlich der Beweisführung ihrer Unschuld widmen und klüngelnd sicherstellen, dass sie die Ermittlungen über sich selbst ins Nichts lenken werden, dann ist das ein weiteres Allzeittief auf unserer nach unten offenen Richterskala für Führungsqualität.
Dieser OB, dieser Verwaltungschef, der Loveparade Sponsor, die Einsatzleitung der Polizei, der nur Zäune zur Beherrschung der Masse einfiel, und die Herren von der Prominenz haben genau so gehandelt wie der Bahnvorstand nach Eschede, der BP-Chef im Golf von Mexiko und wie so viele andere Manager: Egoistisch, brutal, über Leichen gehend.
Sie handeln mit Berechnung und in Zeitlupe so wie die, die die Panik erfasste. Aufs eigene, hier: politische und karrieremäßige, Überleben ausgerichtet. Die Verantwortung und Besonnenheit, die sie bei Erlangung ihrer Ämter zu haben vortäuschten, werfen sie über Bord. Obendrein wollen sie uns glauben machen, sie seien legitimiert, so zu handeln. Und sie wollen den Opfern und Hinterblieben den Umgang mit ihrer Tat vorschreiben. Und das macht sie so schlecht.
Sonntag, 25. Juli 2010
Dieter Gorny
Interessant, wie mitten in die Kritik von Stefan Laurin an der geheuchelten Wertschätzung der Ruhrbürokraten für Kreativität nun die Katastrophe auf der Duisburger Love Parade platzt.
Der Mann, der beides auf tragische Weise verbindet ist Dieter Gorny. Ich lese die Ruhrbarone, sehe das Foto, auf dem er kurz vor dem Unfall oder der Panik zu sehen ist und denke: Eine Region, die zur Dokumentation ihrer Wertschätzung für Kreative auf Dieter Gorny angewiesen ist, ist allein schon dafür zu bedauern.
Der Mann, der beides auf tragische Weise verbindet ist Dieter Gorny. Ich lese die Ruhrbarone, sehe das Foto, auf dem er kurz vor dem Unfall oder der Panik zu sehen ist und denke: Eine Region, die zur Dokumentation ihrer Wertschätzung für Kreative auf Dieter Gorny angewiesen ist, ist allein schon dafür zu bedauern.
Samstag, 24. Juli 2010
Freitag, 23. Juli 2010
Dienstag, 20. Juli 2010
Gentrifizierung - oder: Profit ohne Leistung
Ich habe die Diskussionen über "Gentrifizierung" lange für Selbstgespräche der Generation Praktikum und militanter Linker gehalten. Und auch linksextreme Ideologen witterte ich bei denen, die sich wissenschaftlich mit dem Modewort beschäftigen (z.B. Andrej Holm). Aber ich habe mich geirrt.
Denn jetzt hat auch die Fotogalerie c/o (Link) pünktlich vor ihrem 10 Gründungstag die Kündigung von einer Heuschrecke bekommen. Und das empfinde ich als ziemlich unpassend - gelinde gesagt.
Klar, das alte Postfuhramt ist sanierungsbedürftig. Gerade WEIL die alten Bauten nicht gut in Schuss sind, sind sie billig zu mieten und attraktiv für Kreative und ihre Projekte. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, wann die Baustelle eröffnet werden muss. Aber man kündigt nicht von jetzt auf gleich mit dem Hinweis auf betriebswirtschaftliche Logik.
Denn es sind die Kreativen, die mit ihrer Präsenz und ihrem Erfolg eine heruntergekommene Bausubstanz aufwerten. Ohne c/o wäre das Haus weniger wert. Insofern findet bei Gentrifizierung ein Profit ohne Risiko und Leistung statt: "Investoren" warten, bis ihre Mieter ihre Anlagen aufgewertet haben und nehmen das dann zum Anlass, die Mieten zu erhöhen - oder an andere Investoren zu verkaufen, die dann die Mieten erhöhen.
Die spannende Phase der Location ist dann vorbei. Denn dann ziehen oft die bekannten öden Marken oder Hotelketten ein, nicht ohne Hinweisschild im Laden, dass hier mal die berühmte Agentur/Galerie/Werkstatt gewesen ist.
Die Kreativen weichen. Neu hinziehen tun die Bionade schlürfenden Designkinderwagenschieber mit MBA und Festanstellung im Ministerium. Siehe Kollwitzplatz. Wer selbst nichts schöpft, ist darauf angewiesen sich seinen kreativen Habitus einzukaufen. Was rege ich mich auf..
Wie wäre es, wenn Mietverträge zwischen Investoren und Kreativen künftig eine Klausel enthalten, die die Wertschöpfenden an der Wertsteigerung ihrer Location beteiligt?
Denn jetzt hat auch die Fotogalerie c/o (Link) pünktlich vor ihrem 10 Gründungstag die Kündigung von einer Heuschrecke bekommen. Und das empfinde ich als ziemlich unpassend - gelinde gesagt.
Klar, das alte Postfuhramt ist sanierungsbedürftig. Gerade WEIL die alten Bauten nicht gut in Schuss sind, sind sie billig zu mieten und attraktiv für Kreative und ihre Projekte. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, wann die Baustelle eröffnet werden muss. Aber man kündigt nicht von jetzt auf gleich mit dem Hinweis auf betriebswirtschaftliche Logik.
Denn es sind die Kreativen, die mit ihrer Präsenz und ihrem Erfolg eine heruntergekommene Bausubstanz aufwerten. Ohne c/o wäre das Haus weniger wert. Insofern findet bei Gentrifizierung ein Profit ohne Risiko und Leistung statt: "Investoren" warten, bis ihre Mieter ihre Anlagen aufgewertet haben und nehmen das dann zum Anlass, die Mieten zu erhöhen - oder an andere Investoren zu verkaufen, die dann die Mieten erhöhen.
Die spannende Phase der Location ist dann vorbei. Denn dann ziehen oft die bekannten öden Marken oder Hotelketten ein, nicht ohne Hinweisschild im Laden, dass hier mal die berühmte Agentur/Galerie/Werkstatt gewesen ist.
Die Kreativen weichen. Neu hinziehen tun die Bionade schlürfenden Designkinderwagenschieber mit MBA und Festanstellung im Ministerium. Siehe Kollwitzplatz. Wer selbst nichts schöpft, ist darauf angewiesen sich seinen kreativen Habitus einzukaufen. Was rege ich mich auf..
Wie wäre es, wenn Mietverträge zwischen Investoren und Kreativen künftig eine Klausel enthalten, die die Wertschöpfenden an der Wertsteigerung ihrer Location beteiligt?
Berliner Golfwoche, 23.-27.08.2010
Nach dem Start in Hamburg kommt die Golfwoche in diesem Jahr auch in die Hauptstadt. Vom 23. bis 27. August 2010 steht die Golfregion Berlin-Brandenburg unter dem Motto: 5 Tage – 5 Turniere - 5 Plätze.
Nach dem Vorbild der Hamburger Golfwoche werden täglich vorgabewirksame offene 18-Loch-Turniere gespielt. So kann der golfbegeisterte Berliner zum Ende der Saison noch einmal sein Handicap attackieren. Eine Anmeldung zu allen 5 Turnieren ist möglich, aber nicht zwingend notwendig. Es können auch nur einzelne Turniere mitgespielt werden.
Unterstützt werden sie von zahlreichen Sponsoren, wie der Premium-Automobilmarke Infiniti als Presenting-Sponsor, die dazu beitragen, dass die Freude am naturnahen Sport in der Metropolregion an Attraktivität weiter wächst.
Die Austragungsorte:
Montag, 23. August 2010: Berliner Golf und Country Club Motzener See
Dienstag, 24. August 2010: Sporting Club Berlin Scharmützelsee, Nick Faldo Platz
Mittwoch, 25. August 2010: Golfplatz Prenden
Donnerstag, 26. August 2010: Golfclub Stolper Heide
Freitag, 27. August 2010: Potsdamer Golfclub
Weitere Infos: Hier
Montag, 19. Juli 2010
Waffeln und Edeka - Der Pott schiebt seinen Kulturanspruch auf die lange Bank
Auch wir sind gestern zum sogenannten Still-Leben auf der A40 gepilgert. Auffahrt Essen-Zentrum. Toll fand ich die neuen Perspektiven, aus denen man zum ersten mal die Essener Mitte fotografieren konnte. Bilder, die man sonst immer nur aus dem Auto für ein paar Sekunden sehen kann, konnte man am Sonntag in Ruhe in den Sucher nehmen. Natürlich nur solange, bis man von hinten einen Designerkinderwagen in die Hacken geschubst kriegt. In den Sucher nahmen wir auch die versprochene Kultur dieser "sozialen Skulptur", von der wir gelesen hatten.
Doch was wir -zumindest in Essen- vorfanden hatte mit diesen großen Worten nichts zu tun. Erinnerte eher an schlecht organisierte Parties, zu denen großspurig kreuz und quer in eine zusammenhangslos dekorierte Wohnung eingeladen wird und sich der Gastgeber dann nicht darum kümmert, dass die Party in Schwung kommt.
Diese sogenannte Kleinkunst, die einem hier gestern aufgedrängt wurde, habe ich schon in meiner Dortmunder Jugend gehasst. Spirenzchen und Textaufsagen, das man sich allenfalls in ganz jungen Jahren vor dem Spiegel seines Elternschlafzimmers trauen sollte, und auch nur wenn man allein ist, wurde auf dem A40 Still-Leben mit erwartungsvollen Augen öffentlich zur Kunst hochgepustet. Krümmelige Schwarz-Weiss-Kekse von sandaligen Männern hier, Marmorkuchen von pensionierten, emanzipierten Kindergartenleiterinnen hier. Sozusagen offene Therapie. Hans-Dieter Hüsch dreht sich am Niederrhein im Grabe um.. Daneben feierte eine Landjugend einen 18. Geburtstag. "Mit Essen spielt man nicht" warnte dass Essener Stadttheater. Und ein mittelreifes Paar, das sich von dieser Kulisse einerseits angefeuert aber dennoch verunsichert fühlte, zeigte uns mitten auf der Abfahrt Essen - Huttrop, dass es sich -wahrscheinlich- liebt.
Dann gingen wir noch durch den Tunnel Essen Zentrum. Als erstes kam uns wieder Dorfgesellschaft entgegen, die meinte, ihre Pubertät mit freiem Oberkörper und laut kreischender Gothikmusik in das gruselige Dunkel entladen zu müssen. Am Ende des Tunnels dann doch noch Licht: Eine Combo aus Trommlern sorgt für stampfenden, energischen Rythmus auf dieser "Jeder-bringt-mit-was-er-Essen-möchte-Party". Hier blieben viele stehen und ließen sich anstecken. Gute Idee, sich an die Tunnelausfahrt zu stellen. Und dahinter gleich noch eine Rythmsection. In Essen-Ost fanden wir dann doch noch, was wir gesucht haben: Kultur von Leuten, die Ansprüche an sich und ihre Kunst stellen.
Der eigentliche Event aber waren die Leute, die sich gegenseitig beim Fotografieren und Filmen fotografierten und filmten. Bisschen schwach - und nicht mitreißend.
Da fragt man sich ganz spießig, wofür all die Steuer- und Sponsorengelder gebraucht wurden. Der Auftritt von RWE war übrigens ganz schwach: Ein Zelt über einer Biergartenbank. Kein Programm, kein Auftritt, gar nix. Obwohl es auf dem Bahnhofsvorplatz überall von RWE nur so wimmelt..
Uns wurde Kunst versprochen, die die A40 als verbindenden Ader des Ruhrgebiets (darf man das noch sagen...?) thematisiert. Da hätte ich gedacht, dass Fritz Pleitgen ein bisschen wählerisch und anspruchsvoll ist bei dem, was er da auf die lange Biergartenbank zu schieben gedenkt. Aber Pustekuchen. Er und die Pöttler -zumindest in Essen, die anderen Städte muss ich erstmal lesen- hat die Erwartungen, die er geweckt hat, bei weitem nicht erfüllt.
Es war wie immer, wenn Schalke Meister oder Dortmund in den UEFA-Cup kommen kann: Angst vor dem Gewinnen, Angst davor, den eigenen Anspruch hier und jetzt einzulösen, Verweigerung vor dem Ochser. Aber, ach komm, is egal, das Publikum feiert sich trotzdem selbst, ham ja sonst nix.
Aber ok, ich akzeptiere, wenn alle anderen begeistert waren. Vor einem muss ich aber dennoch warnen: Wenn jetzt Bürgermeister und die neue NRW-Regierung auf die Idee kommen sollten, datt dat so toll war, dass man das von jetzt an jedes Jahr mindestens einmal bräuchte. Nee, Freunde. Dann wäre es nichts besonderes mehr. Das geht genau so schief wie in Berlin, wo die SPD und Linkspartei das Brandenburger Tor und die Straße des 17.Juni mittlerweile für jedes Waffelbacken und Rollschuhlaufen einer mittelständischen Betriebskrankenkasse sperren lassen. Da lasst bitte die Finger davon.
Doch was wir -zumindest in Essen- vorfanden hatte mit diesen großen Worten nichts zu tun. Erinnerte eher an schlecht organisierte Parties, zu denen großspurig kreuz und quer in eine zusammenhangslos dekorierte Wohnung eingeladen wird und sich der Gastgeber dann nicht darum kümmert, dass die Party in Schwung kommt.
Diese sogenannte Kleinkunst, die einem hier gestern aufgedrängt wurde, habe ich schon in meiner Dortmunder Jugend gehasst. Spirenzchen und Textaufsagen, das man sich allenfalls in ganz jungen Jahren vor dem Spiegel seines Elternschlafzimmers trauen sollte, und auch nur wenn man allein ist, wurde auf dem A40 Still-Leben mit erwartungsvollen Augen öffentlich zur Kunst hochgepustet. Krümmelige Schwarz-Weiss-Kekse von sandaligen Männern hier, Marmorkuchen von pensionierten, emanzipierten Kindergartenleiterinnen hier. Sozusagen offene Therapie. Hans-Dieter Hüsch dreht sich am Niederrhein im Grabe um.. Daneben feierte eine Landjugend einen 18. Geburtstag. "Mit Essen spielt man nicht" warnte dass Essener Stadttheater. Und ein mittelreifes Paar, das sich von dieser Kulisse einerseits angefeuert aber dennoch verunsichert fühlte, zeigte uns mitten auf der Abfahrt Essen - Huttrop, dass es sich -wahrscheinlich- liebt.
Dann gingen wir noch durch den Tunnel Essen Zentrum. Als erstes kam uns wieder Dorfgesellschaft entgegen, die meinte, ihre Pubertät mit freiem Oberkörper und laut kreischender Gothikmusik in das gruselige Dunkel entladen zu müssen. Am Ende des Tunnels dann doch noch Licht: Eine Combo aus Trommlern sorgt für stampfenden, energischen Rythmus auf dieser "Jeder-bringt-mit-was-er-Essen-möchte-Party". Hier blieben viele stehen und ließen sich anstecken. Gute Idee, sich an die Tunnelausfahrt zu stellen. Und dahinter gleich noch eine Rythmsection. In Essen-Ost fanden wir dann doch noch, was wir gesucht haben: Kultur von Leuten, die Ansprüche an sich und ihre Kunst stellen.
Der eigentliche Event aber waren die Leute, die sich gegenseitig beim Fotografieren und Filmen fotografierten und filmten. Bisschen schwach - und nicht mitreißend.
Da fragt man sich ganz spießig, wofür all die Steuer- und Sponsorengelder gebraucht wurden. Der Auftritt von RWE war übrigens ganz schwach: Ein Zelt über einer Biergartenbank. Kein Programm, kein Auftritt, gar nix. Obwohl es auf dem Bahnhofsvorplatz überall von RWE nur so wimmelt..
Uns wurde Kunst versprochen, die die A40 als verbindenden Ader des Ruhrgebiets (darf man das noch sagen...?) thematisiert. Da hätte ich gedacht, dass Fritz Pleitgen ein bisschen wählerisch und anspruchsvoll ist bei dem, was er da auf die lange Biergartenbank zu schieben gedenkt. Aber Pustekuchen. Er und die Pöttler -zumindest in Essen, die anderen Städte muss ich erstmal lesen- hat die Erwartungen, die er geweckt hat, bei weitem nicht erfüllt.
Es war wie immer, wenn Schalke Meister oder Dortmund in den UEFA-Cup kommen kann: Angst vor dem Gewinnen, Angst davor, den eigenen Anspruch hier und jetzt einzulösen, Verweigerung vor dem Ochser. Aber, ach komm, is egal, das Publikum feiert sich trotzdem selbst, ham ja sonst nix.
Aber ok, ich akzeptiere, wenn alle anderen begeistert waren. Vor einem muss ich aber dennoch warnen: Wenn jetzt Bürgermeister und die neue NRW-Regierung auf die Idee kommen sollten, datt dat so toll war, dass man das von jetzt an jedes Jahr mindestens einmal bräuchte. Nee, Freunde. Dann wäre es nichts besonderes mehr. Das geht genau so schief wie in Berlin, wo die SPD und Linkspartei das Brandenburger Tor und die Straße des 17.Juni mittlerweile für jedes Waffelbacken und Rollschuhlaufen einer mittelständischen Betriebskrankenkasse sperren lassen. Da lasst bitte die Finger davon.
Freitag, 9. Juli 2010
München
"I renn zur Gaudi durch an Brunna am Stachus,
geh durch’d Fußgängerzone patschnaß.
I schau mir japanische Touristen o,
beim Glockenspoi auf’m Marienplatz.
I fahr zum bodn mit’m Radl an’d Isar,
lieg auf den Kieselstoana am Strand.
I sitz im Biergartn drauß‘ in der Waldwirtschaft
und lösch mit a Maß mein Sonnabrand.
's is' wieder Sommer, Sommer in der Stadt.."
Text: Spider Murphy Gang
Fotos: Frontmotor
geh durch’d Fußgängerzone patschnaß.
I schau mir japanische Touristen o,
beim Glockenspoi auf’m Marienplatz.
I fahr zum bodn mit’m Radl an’d Isar,
lieg auf den Kieselstoana am Strand.
I sitz im Biergartn drauß‘ in der Waldwirtschaft
und lösch mit a Maß mein Sonnabrand.
's is' wieder Sommer, Sommer in der Stadt.."
Text: Spider Murphy Gang
Fotos: Frontmotor
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