Mittwoch, 6. Oktober 2010

"No standing any time": Die Wallstreetboys

Wir waren ein paar Tage in New York. Es hat sich einiges getan seit dem letzten Besuch 2005. Und erst recht, wenn man zehn Jahre zurück blickt. Ich werde in den kommenden Tagen darüber berichten. Anfangen will ich mit den Bänkern. Dann habe ich sie hinter mir..

Vor zehn Jahren waren sie die Herren des Universums. Heute wirken sie nur noch peinlich: Die Banker. Der Hass auf sie hat sich gelegt, die New Yorker belächeln und bemitleiden sie inzwischen eher. Wer vom Leben nicht mehr erwartet, als seine Gier in einer Spielhölle auszuleben, hat auch nicht mehr verdient.

Das intellektuelle New York ist von der grünen Welle erfasst. Überall liest man von "organic", "hybrid" oder "home made". Man achtet wieder auf Qualität und hat die Blasen satt. Zieht man durch die Lower East Side, Greenwich Village oder Chellsea, sieht die aufs aufrichtige Gutsein bedachten Menschen und laufen einem dann Anzug tragende Banker über den Weg, wird es unübersehbar: Dieses Investmentzeitalter war wie ein Big Mac. Nichts dran, nichts dahinter und man hat bald wieder Hunger. Sie wirken um so peinlicher, je überheblicher sie daher kommen. Überheblichkeit ist es etwas, was in New York inzwischen völlig verpönt ist. Man ist freundlich, hört zu, stellt Fragen. Nur die Bänker nicht.

Man hat die Banker rausgehauen, wie die notorisch prügelnden Typen aus den Problemfamilien. Sie haben sich nicht bedankt. Sie haben bis jetzt ihre Schuld nicht bekannt. Kaum geht es ihnen besser, fangen sie schon wieder von vorne an. Die einzige Geste, die sie für ihre Umwelt übrig haben ist der Zaun, den sie um die Börse gezogen haben. Man kommt nicht mehr an sie ran. Sogar die U-Bahnzugänge haben sie dicht gemacht. Sie haben Schiss, weil sie vielleicht doch ein schlechtes Gewissen haben?

Gut passt auch das rote Verkehrsschild, das auf sie zeigt und sagt: NO STANDING ANY TIME:




Fotos: Frontmotor

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