Donnerstag, 17. November 2011

Die City-Notbremse



Heute mal wieder was aus dem aktuellen Ingenieursleben. Hauptsächlich arbeite ich ja in der Fahrzeugprojektleitung, im "Engineerung" von Anforderungen und dem Patentmanagement. Aufgaben, in denen es eher um Sprache, Kommunikation und Moderation geht, als um die Arbeit direkt an der Technik

Dreimal habe ich bis jetzt auch direkt in der Serienentwicklung mitgearbeitet. Serienentwicklung ist das Abenteuer, ohne dass es irgendwann zu kopflastig würde, weil am Ende immer das Testen auf der Rennstrecke oder anderen Parcours steht, das ich aber auch nicht jedes Jahr brauche ;-) Zuerst war ich hier in der Leistungselektronik für Hybridantriebe (Ingenieure nennen immer die Technik, nie die Abteilung, "in der" sie gearbeitet haben, es sei denn die Abteilung heißt genau so). Dann in der Auslegung der StartStop-Funktion für einen neuen Konzern-"Baukasten".

Und gerade mit dem neuen Up! (Link) auf den Markt gebracht ist die City-Notbremsfunktion. In der Sicherheitsforschung geht der Trend von der Abfederung von Unfällen dahin, Unfälle gar nicht erst entstehen zu lassen. In diesem Fall geht es um Situationen im Stadtverkehr und auf Parkplätzen. Man fährt Schritttempo, kann aber gerade deshalb abgelenkt sein. Oder beschäftigt mit der Suche nach einem freien Parkplatz, oder gerade im Einparken begriffen. Und dann läuft einem jemand vors Auto, oder der Vordermann bremst plötzlich. Man kann das komplett übersehen. Dann bremst die City-Notbremse automatisch. Es kann auch sein, dass man zu träge ist und zwar bremst, aber zu schwach. Dann zieht die Funktion das Bremspedal weiter nach unten.

Wie funktioniert's? Ein Laser in der Frontscheibe überwacht den Raum vor dem Fahrzeug und liefert zeilenweise Informationen über das, was sich vor ihm befindet. Die Elektronik erkennt, wann wirklich ein Aufprall droht, berechnet die notwendige Bremskraft und löst aus. Das ist nicht so trivial, wie man meint ;-)

Ich hatte die Durchschlagskraft dieser Funktion so lange etwas unterschätzt (Notbremsung aus Schrittgeschwindigkeit?) bis wir sie getestet hatten. Sie bremst den Wagen wirklich mit so viel Kraft wie nötig ist, um vor dem Hindernis zum stehen zu kommen. Seitdem weiß ich, dass man als Fahrer in solchen Situationen dazu neigt, zu schwach zu bremsen. Warum auch immer: Selbstschutz, Schutz des Autos? In diesen Fällen zieht einem die Elektronik das Bremspedal buchstäblich unter den Füßen weg.

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