Die Berichte über das verarmende Dortmund tun mir physisch weh. Was ist da los?
Demo von Dortmunder Studenten auf der B1. Preisfrage: Wann war das? Antwort: Juni 1993. Und worum ging es? Um die Kürzungen des Landes und des Bundes im Bildungssektor. Was, damals schon? Ja, damals schon.
Auf der Rückfahrt von GE machten wir neulich spontan Station in Dortmund. So sieht mein Hörsaalgebäude von damals heute aus. Nicht mehr taufrisch, Aber innen besser als außen.
Das Gelände um die Uni ist in fünfzehn Jahren weiter gewachsen und es wächst noch. Viele technische Spezialunternehmen sind hier entstanden. Die schaffen Arbeitsplätze, aber nur für die Absolventen der Uni und FH. Gesteuert werden die Themen und Unternehmen von den Fördergeldern und Forschungsaufträgen der Altunternehmen. Ich war damals Hiwi am Lehrstuhl für Energieversorgung. Und von wem kamen die meisten Aufträge? Vom Bergbau. Kein Witz. Meine Studienarbeit handelte vom Einsatz künstlicher neuronaler Netze beim Schutz von Stromnetzen unter Tage. So habe denn auch ich noch einmal die Hand an der Steinkohle gehabt. Wer sich damals für Wind- und Sonnenstrom einsetze und nach Studien- oder Diplomarbeiten fragte, musste sich für die wenigen Angebote hinten anstellen. Austoben konnte er sich in unserer "AG regenerative Energien". Wie ich schon mal sagte: Ich halte die Wissenschaftslandschaft in NRW -zumindest zwischen Dortmund und Gelsenkirchen- für nicht durchbruchsfähig, weil die Mentalität eher auf Kopfmaloche ausgerichtet ist, als auf wirklich neues Denken.
Apropos Maloche: Eine der wenigen Stätten wo Kunst die Oberhand über Maloche bekommen hat, ist die frühere Unionbrauerei. Heute Sitz des Ostwallmuseums (was empfehlenswert ist) und der Denkfabrik "ECCE" (abgeleitet von "Ecce homo", "siehe, der Mensch", was eine Anspielung auf die Mensch gewordene Kreativität Dieter Gorny sein soll). In der Lounge über den Dächern der früheren Bier- und Stahlstadt gibt es edle Tropfen. Bier soll es dort aber auch noch geben.
Gewachsen ist auch die Skyline. Neue Bibliothek und eine RWE Verwaltung.
Dann noch ein kurzer Ausflug nach Hoerde, zum "Port Phoenix". Und hier haut es mich um. Wo früher ein mauerumrandetes fauchendes, leuchtendes und rauchendes Industriegebiet war, wo man früher an der Mauer entlang fuhr, und wenn es dunkel war, die Augen nicht von der Fackel abwenden konnte, da steht heute keine Mauer mehr. Die alten Wohnbaracken, die mancher vor fünfzehn Jahren sicher nicht geschenkt genommen hätte, blicken heute auf einen Stadtsee. Hoerde schafft den Sprung aus dem Tabellenkeller an die Spitze, sagen die Immobilienmakler, die rund um den See große Werbetafeln für Eigentumswohnungen aufgestellt haben.
Aber was bedeutet dieses Gesamtkunstwerk? Ist es die perfekte Umsetzung von Kohls Satz von der Umwandlung der Industriegesellschaft in einen kollektiven Freizeitpark? Oder ein Symbol, das das letzte Mittel des Strukturwandels im Ruhrgebiet seine Flutung sein wird?
Ahoi, Ruhrpott!
Wegen der Brücke hätten sie aber mal wirklich ein Schild aufstellen können!
AntwortenLöschenJeder Kreative braucht einen, der hinter ihm aufräumt - und den Ofen heizt, den Müll entsorgt usw. Das war schon bei Goethe so.
AntwortenLöschenIn den letzten beiden Jahrhunderten haben sich an der Ruhr viele Einwanderer ihren Wohlstand hart erarbeitet. Das machen heute auch viele aus der Türkei, Griechenland, Kosovo usw. Wenn der Wohlstand dann da ist, will man ihn nicht riskieren, das ist in Stuttgart das Gleiche wie in der Uckermark.
Keine Experimente - hätte ein SPD-Motto der 80er sein können, ist aber vom ollen Adenauer.
Hier fehlt die kritische Masse, die entsteht nur durch Begrenzung, wie früher in Berlin, oder heute in Hamburg, wo drumherum nix ist. Bewegen tut sich wenig, und wenn nur mit viel Geld.
PS: unsere OB-Wahl wird wiederholt - weil der vertriebene Vorgänger einen Tag nach der Wahl mit der Wahrheit über die Finanzen rauskam.
War das Ruhrgebiet der letzten zweihundert Jahre nicht eher eine Weide, die abgegrast worden ist?
AntwortenLöschenEntdeckung, Aufschwung, Boom, Zenit, Abschwung, Krise. Keine gemeinsame neue Vision, sondern jede Stadt sorgt für sich.
Da das Ruhrgebiet zu seinen starken Zeiten auch schwächere Bundesländer wie damals Bayern mit durch gefüttert hat, hat es heute Anspruch auf Solidarität. Aber nicht unbegrenzt.