Die Deportationsverbrechen der Nazis wären ohne die leistungsfähige Informationstechnik von Hollerith bzw. IBM und die Logistik der Reichsbahn nicht möglich gewesen. Die Millionen von Opfern wurden durch die Verschneidung von Personendaten aus Meldeämtern und Kirchenbüchern identifiziert. In den Güterwaggons der Bahn wurden sie abtransportiert.
Drei Tage in verschlossenen Güterwagen. Stehplätze. Keine Toiletten. Im Sommer brütende Hitze, weil man kein Fenster öffnen kann. Im Winter klirrende Kälte ohne Heizung. Die Menschen wurden als "Fracht" betrachtet, mit der man halt Geld verdient. Und zwar um so mehr, je enger man sie zusammenpfercht. Das sind die Regeln der Bahnwirtschaft.
Vorgestern hielt der "Zug der Erinnerung" am Hbf Wolfsburg. Mit dem VW-Werk im Hintergrund ergab das ein historisches Bild. Thema der Ausstellung in den Waggons sind die "Kinder von Westerbok"in Holland. Von dort deportierte die Bahn vor 70 Jahren Kinder ins Vernichtungslager Sobibor.
Wer meint, dass der Bahnvorstand selbst hier an die Wurzeln seines Geschäftes erinnert, irrt. Das überlässt sie Privaten. Stattdessen verdient sie lieber Geld an ihnen. Für die Benutzung von Gleisen und Bahnhöfen verlangen die Herren Grube, Kefer, Homburg und Co. von dem gemeinnützigen Verein jährlich 10.000 EUR. Man ist von diesen Herren Kaltschnäuzigkeit bei ihren täglichen Zumutungen an Pendler und Reisende gewöhnt. Aber das hier ist und bleibt ein ganz besonderer Skandal.
An diesem Wochenende macht der Zug der Erinnerung Halt am Berliner Hbf. Am 4. Juni steht er am Bf Friedrichstrasse.
Informationen: Zug der Erinnerung e. V.
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