Donnerstag, 1. August 2013

Prism zeigt die Angst der Regierung vor dem Internet

Ein Vermieter ruft bei Haus & Grund an: "Könnte ich mit der NSA-Software überwachen, ob sich mein Mieter an das Rauchverbot hält..?"

Keine Panik. Man muss sich das mit der Totalüberwachung so vorstellen und dann wird es auch sofort entschärft: Wenn die Polizei auf der Straße Kontrollen durchführt, dann beobachtet sie da ja auch jeden Autofahrer und prüft, ob er hat oder ist was sie suchen. Nur wer rausgewunken wird, weil er irgend ein Suchprofil erfüllt, wird näher untersucht.

So ist das auch mit den Emails. Es wird alles erfasst, aber nur was irgendwie auffällig ist, wird näher untersucht. Z. B. wenn mein iranischer Miterfinder und ich uns per Email über den Prüfbericht unserer Patentanmeldung austauschen. Er ist Iraner, hat eine Emailadresse bei einem amerikanischen Internetgigant, ist Doktor der Physik, versteht etwas von Atomkraftwerken, spricht aber deutsch.

Warum wird nicht jedes Auto untersucht? Wegen der Ressourcenknappheit. Konzentration aufs Wesentliche.


Die NSA liest nicht jede Email. Wie stellen sich die Kritiker das vor, dass "die" NSA alles über uns "weiß"? Wer soll das alles im Kopf behalten, hunderte von Millionen Emails täglich? Als die Stasi damals unterm Dach saß, mit dem Kopfhörer an der Telefonleitung, da konnte man sagen, "die wissen was über mich". Obama aber weiß nichts über uns. Es funktioniert so wie das Profiling bei amazon. Da weiß ja auch kein Angestellter etwas über uns, das ist reine Datenverarbeitung. Und nie persönlich gemeint.

Gut, eine Maschine kann sich auch irren. Wenn sie über "brennende Dornbüsche" schreiben und der Präsident heißt ebenfalls Bush, das kann schief gehen. Das sollte man berücksichtigen und sich entsprechend verhalten. Seien Sie mit Kritik an der Regierung so sparsam, wie mit Ihren Daten. Seien sie schlau, lassen sie andere die Regierung kritisieren..

Ein Prisma nutzt man in der Optik zur Farbdispersion. Man fächert einen weißen Lichtstrahl (alle Autofahrer) auf in seine Farbbestandteile (Bushidos und die übrigen). Interessiert ist man aber meist nur an wenigen politischen oder ideologischen Farben. Man fächert auf, um die meisten, die nicht gemeinten, wegfiltern zu können. So gesehen fördert das Prism den Datenschutz aller Unverdächtigen..

Gut, kritische Geister wenden jetzt ein, dass die Daten ja auch gespeichert werden. Man weiß ja nie, ob etwas noch mal wichtig werden kann. Aber andererseits, Sie kennen das aus der Zeit, als Sie noch Artikel aus der Zeitung ausgeschnitten haben, oder wenn sie PDFs auf Ihrem PC sammeln: Sie wissen gar nicht, was sie haben und suchen im Archiv erst gar nicht. Sie googeln immer wieder aufs Neue. Und so machen die NSA Beamten das bestimmt auch.

Na na na, wie war das noch mal mit der Forensik und dem genetischen Fingerabdruck? Der wird ja Jahrzehnte später noch gegen die Täter verwendet, obwohl die damals nicht damit rechnen konnten. Ja, aber wollen Sie die Täter deshalb schützen? Da wäre Datenschutz doch wieder mal Tatenschutz.

Ok, dann kommt häufig ein noch schwereres Geschütz: Als IBM den Nazis damals half, aus den Lochkarteninformationen früherer Volkszählungen und Kirchenbüchern Deportationslisten von Juden zu erstellen, das war nun wirklich der Beweis, dass die IT Industrie vor nichts zurückschreckt. Vor allem, wenn Amerikaner und Deutsche zusammen arbeiten. Hier muss man das Credo von Charlton Heston abwandeln: Es gibt keine gute oder böse IT. IT in der Hand von bösen Leuten ist eine böse Sache. IT in der Hand einer patriotischen Behörde bedroht niemanden, außer böse Leute.. - Aber die IT wird doch hier benutzt, um zwischen guten und bösen Leuten zu unterscheiden.

Es gibt da kein Entkommen. Wenn Sie verschlüsseln, erfüllen Sie damit morgen vielleicht schon ein Täterprofil, weil Sie etwas zu verbergen haben. Aus Behördensicht gibt es kein "das geht Sie nichts an". Schon wenn Sie Ihr Handy tagsüber ausschalten, erfüllen Sie ein Profil.

Was der immense Aufwand des Common Wealth in die totale Erfassung belegt, ist nicht die Angst seiner Regierungen vor dem Terror. Sondern vor dem Internet in der Hand ihrer Völker.

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